Sisyphos

Innerhalb nur einer Woche (8. bis 14. August) haben 20.843  Schutzsuchende das EU-Land erreicht, wie das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Dienstag mitteilte(das sind in einer Woche 25% der für Österreich 2015 erwarteten Flüchtlinge!). Das sind fast halb so viele wie im gesamten Jahr 2014, als 43.500 Flüchtlinge Griechenland erreichten.

Das Land selbst ist schwer gebeutelt von den Sparpaketen, mehr als 20 Prozent der griechischen Bevölkerung sind arbeitslos, mindestens 50 Prozent aller Jugendlichen in Griechenland haben keinen Arbeitsplatz. Da wird die Aufnahme oder gar Integration dieser Menschen zu einer Aufgabe die, in Anlehnung an Camus, Sisyphos zu einem glücklichen Menschen macht.

Das wird nicht lange mehr gut gehen.

Aber da ist ja noch die Dublin-II Verordnung.  Wäre allerdings Deutschland in der gleichen geographischen Lage wie Griechenland, hätte es längst durchgesetzt, dass die Dublin-II-Verordnung geändert würde.

„Moral Panics“ allen Orts

Die Positionen der gegenseitigen Wahrnehmung sind bezogen: Xenophobe Hinterwäldler, Nazis und Islamophobe auf der einen, Sonntagsredner, Gratismutige und Luxusethiker auf der anderen Seite.  Tätowiert, zahnlos und angetrunken, klagen die einen über das Elend nicht gelingender Integration, überbordende Asylantenzahlen und Missbrauch von allen möglichen – getreu dem Motto: „ … und wer zahlt das alles? Das zahl alles ich von meiner Sozialhilfe!“ – (Aber man muss nicht zwingend jemandem Böswilligkeit unterstellen, wenn es auch mit Dummheit erklärt werden kann). Betroffenheitsbesoffen, links-links-grün und gutmenschlich sowie ahnungslos was „die Menschen“ betrifft, im Verbund mit der Lügenpresse und einer entfremdeten Politik, halten die anderen das Banner „refugees welcome“ hoch. Oder wie das Profil es titelt: „Hass gegen Hilfsbereitschaft: Die Flüchtlinge entzweien das Land“.

Der wie zu erwarten moralisch hohe Ton macht aus dem Flüchtlingsdrama eine Gesinnungsdramolett. Der Anti- und Alltagsfaschismus in den sozialen Netzwerken und in Fernsehkommentaren blüht. Die einen wie die anderen jedoch verwechseln die Flüchtlingsdebatte mit einem Kulturkampf. Eigentlich bestätigt dies nur, dass es in jeder Gruppe von Menschen solche gibt, die unreflektiert verallgemeinern und ihr Weltbild auf kollektiven Schuldzuweisungen aufbauen.

Eine demokratische Gesellschaft zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie eine Vielfalt an Meinungen zulässt. Und wenn es unbequeme, verquere oder einfach dumme Meinungen sind, dann muss man sich demokratisch damit auseinandersetzen, das heißt durch Diskussion oder Gegendarstellung. Nazi, Nazi, Nazi, ist nicht wirklich als solider Diskussionsbeitrag zu verstehen. Die meisten Vergleiche mit den schlimmsten Verbrechern der jüngeren Geschichte sind meist unsensibel, unverschämt oder schlicht dumm! Aber sei’s drum, Godwin lebe hoch.  Die Einzigartigkeit des Nationalsozialismus und die Singularität bzw. Unvergleichbarkeit der Verbrechen, der Shoa, würden es für einen denkenden Menschen eigentlich zur Pflicht machen solche  Vereinfachungen und Generalisierungen unterlassen.

Machen wir’s doch einer Politik leicht,…

… die sowieso nur bis zum nächsten Wahltermin, im konkreten Fall 2018, denkt. 2015 etwa 80.000 Menschen, und für 2016-18 kein Grund zur Annahme, dass die Zahlen nach unten gehen, eher in die andere Richtung, – und das ohne neuen Konflikten und/oder Katastrophen – dann sprechen wir alleine für Österreich von 300 – 500.000 Menschen – DAS ist die Herausforderung die sich stellt, und nicht der erbärmliche Streit über 50 Zelte hier oder 200 Decken dort.

Diese Herausforderung wird nicht verschwinden und unangenehme Fragen werden so oder so beantwortet werden müssen. Also werte Regierung, wie wär’s ausnahmsweise mal mit Ehrlichkeit & Anstand?

Aussitzen geht diesmal nämlich nicht!