Das große Schweigen und der kleine Hundespruch

I. Nachrichten aus dem Vakuum

Es war einmal ein Land, das sich einredete, es habe die freieste Presse der Welt. Dort stand im Grundgesetz irgendetwas von „Informationsfreiheit“, was sich in der Praxis aber als das Recht herausstellte, möglichst wenig zu erfahren. Ein Mädchen wird tot aufgefunden, vor en Zug gestoßen  von einem Mann, der eigentlich dank seines Asylstatus in der Kategorie „politisch schützenswert“ firmiert. Aber keine Sorge: Der Fernsehzuschauer darf sich entspannen. Denn im Reich der Tagesschau gilt die alte Weisheit: Wenn kein Redakteur es meldet, ist es auch nie passiert. Tot ist nur, wer im Beitrag vorkommt. Der Rest bleibt quicklebendig im journalistischen Nirwana.

II. Der Fünf-Tage-Test der Unsterblichkeit

Freitag: Nichts. Samstag: Nichts. Sonntag: Nichts. Montag: Nichts. Dienstag: Nichts.
Es ist fast wie ein modernes Glaubensexperiment. Man stelle sich vor: Wenn die Tagesschau fünf Tage lang über ein Ereignis nicht berichtet, hört es vielleicht auf zu existieren. Vielleicht erhebt sich das Opfer von selbst aus dem Grab, beschämt über die mangelnde Relevanz seines Todes. Man könnte dieses Verfahren patentieren: „ARD-Methode zur Konfliktlösung durch journalistische Unsichtbarmachung“. Anwendungsmöglichkeiten unbegrenzt: Kriege verschwinden, Inflation existiert nicht, Klimawandel erledigt sich von selbst – Hauptsache, die Sendeleitung schweigt.

III. Breaking News: Der Mann an der Bushaltestelle

Doch die Stille muss irgendwann gebrochen werden, das Programm will gefüllt sein. Also liefert die Tagesschau das, worauf Deutschland wirklich gewartet hat: Den größten Skandal seit dem Fall der Berliner Mauer. Ein Mann an einer Bushaltestelle wagt es, einen Satz zu formulieren, der nicht von der UNO, nicht vom Bundesverfassungsgericht und nicht von 12 Genderseminaren abgesegnet ist. „Im nächsten Leben möchte ich ein Hund sein“, säuselt er, und mit diesem Satz ist die Republik erschüttert. Nicht von Messern, nicht von Morden, nicht von Blut – sondern von einer zoologischen Wunschäußerung.

IV. Der Hundewitz als Staatsaffäre

Man stelle sich den ARD-Redaktionsraum vor: Auf dem Tisch liegen Meldungen über Kriminalität, über Tote, über reale Gewalt. Alles wird seufzend zur Seite geschoben, bis jemand triumphierend aufspringt: „Wir haben’s! Ein Hund! Eine Leine! Eine Frau! Feminismus, Patriarchat, gesellschaftliche Relevanz – alles in einem O-Ton!“ Der Jubel muss groß gewesen sein. Endlich mal wieder ein Thema ohne Risiko, ohne Zorn, ohne komplizierte Fragen nach Täterprofilen und politischen Konsequenzen. Stattdessen: zwei Minuten und zwanzig Sekunden Hundepoesie. Die deutsche Öffentlichkeit darf aufatmen: Die wahren Monster lauern nicht in dunklen Gassen, sondern an Bushaltestellen, bewaffnet mit Metaphern.

V. Die Parallelrealität der Fernsehnation

Und so sitzt der treue Tagesschau-Konsument abends im Sessel, nippt am Kamillentee und denkt: „Schlimm, was Frauen so alles erdulden müssen.“ Dass währenddessen draußen eine junge Frau tatsächlich ihr Leben verlor, bleibt ihm verborgen. Aber was ist schon ein Mord gegen die Brutalität eines unpassenden Spruchs? Die Medien haben entschieden: Die Wirklichkeit ist zu gefährlich, wir streamen lieber eine harmlose Ersatzrealität. Ein Disneyland des Schreckens, in dem Blut immer nur Tomatensauce ist und Täter nie das falsche Herkunftsland haben.

VI. Fazit: Journalismus auf der Leine

Am Ende zeigt sich: Der Journalismus selbst ist längst zum Schoßhund geworden. Er kläfft, wenn die Besitzer pfeifen, und holt brav das Stöckchen, das ihm hingehalten wird. Ein kleiner Pudel mit seriöser Brille, der in die Kamera schaut und „Guten Abend“ sagt. Vielleicht sollten die Redakteure ehrlich sein: Im nächsten Leben möchten sie auch Hunde sein – denn das Leinenleben ist einfacher, wenn man keine Verantwortung tragen muss.

Augen auf bei der Jobwahl

Die kleine Verkehrswende für Auserwählte

Wien, die angeblich lebenswerteste Stadt der Welt, versteht sich ja gern als Hort der sozialen Gerechtigkeit, als Schlaraffenland der Gleichheit, wo Milch und Honig aus dem Donaukanal fließen und der soziale Friede wie der Stephansdom für die Ewigkeit errichtet scheint. Und siehe da: Ein neuerlicher Beweis für diese gelebte Fürsorge flattert 2024 auf den Schreibtisch – oder vielmehr in die Geldbörsen – von rund 67.000 städtischen Bediensteten. Diese dürfen sich seit kurzem über ein sogenanntes Jobticket freuen, das in Wahrheit nichts anderes ist als eine kostenlose Jahreskarte der Wiener Linien. Ein Geschenk des Magistrats an sich selbst, als Zeichen der „Wertschätzung“. Welch noble Geste! Welch rührende Umarmung der eigenen Beamtenschaft! Man könnte fast meinen, Wien sei eine fürsorgliche Mutter, die ihren Zöglingen Brotzeit in die Schultasche packt, während die restlichen Kinder des Hofes knurrend am Gitter stehen und sich fragen, wo ihr Butterbrot bleibt.

Doch wie jede gute Mutter kennt auch die Stadt Wien den Unterschied zwischen den Lieblingen und den bloß Duldbaren. Denn während das Beamtentum die goldene Fahrkarte gratis in die Hand gedrückt bekommt, hat der Rest der Bevölkerung in die Tasche zu greifen – und zwar tiefer als bisher. Das Jahresticket für die Normalsterblichen wird kurzerhand um dreißig Prozent teurer. Dreißig Prozent! Man könnte fast glauben, die Wiener Linien hätten sich vom Prinzip der progressiven Steuer inspirieren lassen: je weniger Einfluss man hat, desto mehr bezahlt man.

Privilegien-Ökonomie im Nahverkehr

Das Absurde an der Sache ist ja nicht allein die Ungleichbehandlung, sondern ihre barocke Selbstverständlichkeit. Man verkauft das Geschenk an die Magistratsangestellten nicht als Freunderlwirtschaft, sondern als „Zeichen der Wertschätzung“. Welch schönes Euphemismus-Ornament! Wenn Wertschätzung tatsächlich in Gratis-Jahreskarten gemessen wird, dann besteht die Wiener Bevölkerung offensichtlich zu neunzig Prozent aus Leuten, die man herzlich verachtet. Schließlich darf die Mehrheit nun mit stolz erhobenem Haupt die Erhöhung bezahlen, damit die Stadtangestellten weiterhin entspannt zum Dienst gleiten können.

Es ließe sich freilich argumentieren, dass die 67.000 Beamten für das Funktionieren der Stadt unverzichtbar seien. Doch man könnte ebenso schlagend vorbringen, dass auch die Verkäuferin im Supermarkt, der Paketbote, die Krankenpflegerin oder der Koch in der Kantine nicht unbedingt zu den überflüssigen Luxusgütern gehören. Dennoch hat niemand beschlossen, ihnen eine kostenlose Fahrkarte in die Tasche zu schieben. Offenbar endet die Unverzichtbarkeit genau dort, wo der Arbeitsvertrag nicht in den Tiefen des Magistratsarchivs liegt.

Gleichheit, aber bitte mit Rabattcode

Man kann dieses Schauspiel auch als Lehrstück in angewandter Demokratie betrachten: Alle sind gleich, aber manche sind eben gleicher. In Wien hat das seit jeher Tradition. Schon der Fiaker fuhr lieber den wohlhabenden Herrn als die schwitzende Wäscherin. Heute ist es eben die U-Bahn, die für die Beamtin gratis rollt, während der Bauarbeiter, der sie instandhält, 30 % mehr für das gleiche Recht bezahlen darf.

Das ist im Grunde eine geniale Strategie: Statt allen Menschen den öffentlichen Verkehr günstiger zu machen, verteuert man ihn für die Mehrheit und schenkt ihn den Auserwählten. Das spart Geld, sorgt für loyale Angestellte und stärkt gleichzeitig die Kluft zwischen Insidern und Outsidern. Ein Schelm, wer dabei an feudale Privilegien denkt! Im Grunde ist das Jobticket nichts anderes als ein digitalisierter Zehent, der im Jahr 2024 direkt aus den Geldbörsen der Untertanen in die Schößchen der Amtsstuben geleitet wird.

Die Sozialromantik der Ticketpreiserhöhung

Die große Pointe ist allerdings die kommunikative Verpackung. Offiziell verkauft man die Preiserhöhung für den Rest der Bevölkerung mit dem Hinweis, dass ja alles teurer geworden sei, dass man investieren müsse, dass Qualität koste. Kurz: Das übliche Wortgeflecht, mit dem man den Bürgern seit Jahrhunderten das Gefühl gibt, sie sollten dankbar sein, wenn sie mehr bezahlen dürfen. Es ist eine fast schon religiöse Logik: durch Leiden zur Erlösung, durch höhere Kosten zur besseren Mobilität. Die Beamten fahren derweil kostenlos mit und dürfen sich im Namen der „Wertschätzung“ zurücklehnen.

In Wahrheit wirkt die Maßnahme wie eine verkehrspolitische Parabel auf den Zustand der Gesellschaft: Die einen kriegen Zuckerln, die anderen die Rechnung. Und während die Stadt stolz verkündet, man habe ein „Zeichen gesetzt“, steht der normale Fahrgast im Gedränge der U6, mit schwitzendem Rücken und überteuertem Ticket, und denkt sich, dass dieses Zeichen wohl eher in die Kategorie „Stinkefinger“ fällt.

Augen auf bei der Jobwahl

Was also lernen wir aus diesem kleinen Schauspiel der urbanen Verkehrspolitik? Erstens: Wer in Wien günstig unterwegs sein will, sollte nicht auf das Fahrrad oder die Jahreskarte setzen, sondern auf die Anstellung im Magistrat. Zweitens: Wertschätzung ist ein rares Gut, das in dieser Stadt offenbar mit Stempeluhr und Pensionszusage einhergeht. Drittens: Die berühmte Lebensqualität, die Wien sich so gern auf die Fahnen schreibt, ist weniger eine Frage der Architektur oder der Donauinsel, sondern eine Frage der Dienstnummer.

So bleibt für die breite Bevölkerung nur die bittere Erkenntnis: Augen auf bei der Jobwahl! Denn während die Beamten mit Gratisfahrscheinen durch die Stadt gondeln, bleibt dem Rest der Wiener nur, die höheren Preise als Eintrittskarte für das Schauspiel der städtischen Selbstgerechtigkeit zu bezahlen. Und sollte sich jemand über die Ungleichheit beschweren, so darf er sich trösten: Auch das ist, man höre und staune, ein Zeichen der Wertschätzung – für die Fähigkeit, mehr zu zahlen.

Augen auf bei der Jobwahl

Die kleine Verkehrswende für Auserwählte

Wien, die angeblich lebenswerteste Stadt der Welt, versteht sich ja gern als Hort der sozialen Gerechtigkeit, als Schlaraffenland der Gleichheit, wo Milch und Honig aus dem Donaukanal fließen und der soziale Friede wie der Stephansdom für die Ewigkeit errichtet scheint. Und siehe da: Ein neuerlicher Beweis für diese gelebte Fürsorge flattert auf den Schreibtisch – oder vielmehr in die Geldbörsen – von rund 67.000 städtischen Bediensteten. Diese dürfen sich seit kurzem über ein sogenanntes Jobticket freuen, das in Wahrheit nichts anderes ist als eine kostenlose Jahreskarte der Wiener Linien. Ein Geschenk des Magistrats an sich selbst, als Zeichen der „Wertschätzung“. Welch noble Geste! Welch rührende Umarmung der eigenen Beamtenschaft! Man könnte fast meinen, Wien sei eine fürsorgliche Mutter, die ihren Zöglingen Brotzeit in die Schultasche packt, während die restlichen Kinder des Hofes knurrend am Gitter stehen und sich fragen, wo ihr Butterbrot bleibt.

Doch wie jede gute Mutter kennt auch die Stadt Wien den Unterschied zwischen den Lieblingen und den bloß Duldbaren. Denn während das Beamtentum die goldene Fahrkarte gratis in die Hand gedrückt bekommt, hat der Rest der Bevölkerung in die Tasche zu greifen – und zwar tiefer als bisher. Das Jahresticket für die Normalsterblichen wird kurzerhand um dreißig Prozent teurer. Dreißig Prozent! Man könnte fast glauben, die Wiener Linien hätten sich vom Prinzip der progressiven Steuer inspirieren lassen: je weniger Einfluss man hat, desto mehr bezahlt man.

Privilegien-Ökonomie im Nahverkehr

Das Absurde an der Sache ist ja nicht allein die Ungleichbehandlung, sondern ihre barocke Selbstverständlichkeit. Man verkauft das Geschenk an die Magistratsangestellten nicht als Freunderlwirtschaft, sondern als „Zeichen der Wertschätzung“. Welch schönes Euphemismus-Ornament! Wenn Wertschätzung tatsächlich in Gratis-Jahreskarten gemessen wird, dann besteht die Wiener Bevölkerung offensichtlich zu neunzig Prozent aus Leuten, die man herzlich verachtet. Schließlich darf die Mehrheit nun mit stolz erhobenem Haupt die Erhöhung bezahlen, damit die Stadtangestellten weiterhin entspannt zum Dienst gleiten können.

Es ließe sich freilich argumentieren, dass die 67.000 Beamten für das Funktionieren der Stadt unverzichtbar seien. Doch man könnte ebenso schlagend vorbringen, dass auch die Verkäuferin im Supermarkt, der Paketbote, die Krankenpflegerin oder der Koch in der Kantine nicht unbedingt zu den überflüssigen Luxusgütern gehören. Dennoch hat niemand beschlossen, ihnen eine kostenlose Fahrkarte in die Tasche zu schieben. Offenbar endet die Unverzichtbarkeit genau dort, wo der Arbeitsvertrag nicht in den Tiefen des Magistratsarchivs liegt.

Gleichheit, aber bitte mit Rabattcode

Man kann dieses Schauspiel auch als Lehrstück in angewandter Demokratie betrachten: Alle sind gleich, aber manche sind eben gleicher. In Wien hat das seit jeher Tradition. Schon der Fiaker fuhr lieber den wohlhabenden Herrn als die schwitzende Wäscherin. Heute ist es eben die U-Bahn, die für die Beamtin gratis rollt, während der Bauarbeiter, der sie instandhält, 30 % mehr für das gleiche Recht bezahlen darf.

Das ist im Grunde eine geniale Strategie: Statt allen Menschen den öffentlichen Verkehr günstiger zu machen, verteuert man ihn für die Mehrheit und schenkt ihn den Auserwählten. Das spart Geld, sorgt für loyale Angestellte und stärkt gleichzeitig die Kluft zwischen Insidern und Outsidern. Ein Schelm, wer dabei an feudale Privilegien denkt! Im Grunde ist das Jobticket nichts anderes als ein digitalisierter Zehent, der im Jahr 2024 direkt aus den Geldbörsen der Untertanen in die Schößchen der Amtsstuben geleitet wird.

Die Sozialromantik der Ticketpreiserhöhung

Die große Pointe ist allerdings die kommunikative Verpackung. Offiziell verkauft man die Preiserhöhung für den Rest der Bevölkerung mit dem Hinweis, dass ja alles teurer geworden sei, dass man investieren müsse, dass Qualität koste. Kurz: Das übliche Wortgeflecht, mit dem man den Bürgern seit Jahrhunderten das Gefühl gibt, sie sollten dankbar sein, wenn sie mehr bezahlen dürfen. Es ist eine fast schon religiöse Logik: durch Leiden zur Erlösung, durch höhere Kosten zur besseren Mobilität. Die Beamten fahren derweil kostenlos mit und dürfen sich im Namen der „Wertschätzung“ zurücklehnen.

In Wahrheit wirkt die Maßnahme wie eine verkehrspolitische Parabel auf den Zustand der Gesellschaft: Die einen kriegen Zuckerln, die anderen die Rechnung. Und während die Stadt stolz verkündet, man habe ein „Zeichen gesetzt“, steht der normale Fahrgast im Gedränge der U6, mit schwitzendem Rücken und überteuertem Ticket, und denkt sich, dass dieses Zeichen wohl eher in die Kategorie „Stinkefinger“ fällt.

Augen auf bei der Jobwahl

Was also lernen wir aus diesem kleinen Schauspiel der urbanen Verkehrspolitik? Erstens: Wer in Wien günstig unterwegs sein will, sollte nicht auf das Fahrrad oder die Jahreskarte setzen, sondern auf die Anstellung im Magistrat. Zweitens: Wertschätzung ist ein rares Gut, das in dieser Stadt offenbar mit Stempeluhr und Pensionszusage einhergeht. Drittens: Die berühmte Lebensqualität, die Wien sich so gern auf die Fahnen schreibt, ist weniger eine Frage der Architektur oder der Donauinsel, sondern eine Frage der Dienstnummer.

So bleibt für die breite Bevölkerung nur die bittere Erkenntnis: Augen auf bei der Jobwahl! Denn während die Beamten mit Gratisfahrscheinen durch die Stadt gondeln, bleibt dem Rest der Wiener nur, die höheren Preise als Eintrittskarte für das Schauspiel der städtischen Selbstgerechtigkeit zu bezahlen. Und sollte sich jemand über die Ungleichheit beschweren, so darf er sich trösten: Auch das ist, man höre und staune, ein Zeichen der Wertschätzung – für die Fähigkeit, mehr zu zahlen.

Tikkun Olam

Die große Reparaturwerkstatt der Welt

Man stelle sich die Schöpfung als IKEA-Bausatz vor, bei dem Gott, dieser ewige Handwerker ohne Gebrauchsanleitung, nach sieben Tagen erschöpft den Inbusschlüssel fallen ließ und dachte: „Ach, das passt schon, die Menschheit schraubt den Rest zusammen.“ Seitdem sitzen wir hier, zwischen schiefen Regalbrettern und wackeligen Tischbeinen, und nennen das Ganze „tikkun olam“ – die Reparatur der Welt. Nun, welch grandioser Euphemismus! Die Welt ist nicht „leicht angeknackst“ wie ein Porzellanteller aus Omas Schrank, sie ist vielmehr eine Dauerbaustelle, auf der selbst die Maurer nach Feierabend Bier trinken und heimlich die Steine klauen.

Der jüdische Gedanke, man müsse diese Welt „reparieren“, ist dabei so charmant wie vermessen. Wer jemals versucht hat, ein tropfendes Waschbecken zu flicken, weiß: Reparatur klingt leichter, als sie ist. Und nun also nicht der Wasserhahn, nicht der Dachziegel, nicht die Waschmaschine – nein, gleich die ganze Welt. Der Auftrag lautet, mit Mizwot, guten Taten und moralischem Feilen das Chaos zu bändigen. Kosmische Handwerkskunst als kollektiver Auftrag. Es ist, als hätten die Rabbiner gesagt: „Die Realität ist kaputt, bitte einmal im Großformat nachkleben.“

Messias als Ersatzteilhändler

Natürlich, wenn man schon repariert, braucht man auch einen Meisterschrauber: den Messias. Diese sagenumwobene Gestalt, die angeblich eines Tages erscheint, um Krieg, Hunger und Neid zu verbannen – quasi ein Service-Techniker der Schöpfung mit unbegrenzter Garantie. Doch wie es so ist mit Handwerkern: Man wartet. Und wartet. Und wartet. Die Jahrtausende vergehen, der Messias kommt nicht, aber die Rechnung für den Vorschussglauben steigt ins Unermessliche.

Die Bibel malt Bilder: Schwerter zu Pflugscharen, Spieße zu Sicheln – ein schönes Recycling-Projekt, das Greenpeace vor Neid erblassen ließe. Aber realistisch? Wenn der Mensch seine Waffen nicht mehr gegen Menschen richtet, findet er garantiert ein Ersatzhobby: Schwerter zu Brotmessern, Pflugscharen zu Designer-Skulpturen, Panzer zu Outdoor-Grills. Der Traum vom universalen Frieden ist edel, doch so naiv wie die Hoffnung, man könne eine Grundschule voller Kinder mit nur einem Schokoriegel ruhigstellen.

Ethik als Reparaturkitt

Doch nicht alles ist reiner Messianismus. Die Idee, die Welt wenigstens ein bisschen zu flicken, indem man Gerechtigkeit übt, Barmherzigkeit praktiziert und gelegentlich den Nachbarn grüßt, hat Charme. „Tikkun olam“ im modernen Gewand heißt: Sozialarbeit statt Schwertkampf, Spendenbox statt Apokalypse, Friedensdemo statt Kabbala-Séance. Die liberalen Juden des 21. Jahrhunderts haben den Messias in die Rente geschickt und sich selbst als Praktikanten der Weltreparatur eingesetzt.

Man stelle sich die Welt als alte, klapprige Schreibmaschine vor. Jeder gute Akt ist ein Tropfen Öl auf die rostigen Zahnräder. Doch wie viele Tropfen braucht es, bis die Maschine wieder schnurrt? Und was, wenn gleichzeitig jemand anderes – etwa ein Hedgefonds-Manager oder ein Autokrat – die Schrauben herausdreht? „Tikkun olam“ wird so zur Sisyphosarbeit mit moralischem Schraubenzieher: edel, notwendig, und doch nie abgeschlossen.

Kosmische Mystik oder: Licht im Scherbenhaufen

Die Kabbalisten wiederum haben die Sache gleich ins Intergalaktische verlagert. Nach Isaak Luria ist die Welt nichts anderes als ein zerbrochenes Geschirr, in dem göttliches Licht als Funken herumliegt, wie verschüttete Glühwürmchen nach einer misslungenen Party. Aufgabe des Menschen: Funken aufsammeln, Scherben sortieren, kosmische Flickarbeit betreiben.

Das klingt poetisch, fast schon romantisch. Doch stellt man sich die Praxis vor, wirkt es eher wie eine absurde Reality-Show: Milliarden Menschen bücken sich Tag für Tag und sammeln Lichtkrümel, während sie gleichzeitig streiten, wer die bessere Taschenlampe hat. Und wehe, jemand tritt auf die Scherben – dann gibt es nicht nur einen Bluterguss, sondern gleich eine theologische Debatte über den richtigen Besen.

Der Talmud als Werkstatt-Handbuch

Die Rabbiner hatten immerhin Humor, ob beabsichtigt oder nicht. „Wenn Israel umkehrt, wird es erlöst; wenn nicht, wird es nicht erlöst.“ – Das ist Reparaturanleitung im Stil von: „Wenn Sie den Stecker einstecken, funktioniert das Gerät. Wenn nicht, funktioniert es nicht.“ Dazu Sprüche wie: „Auf drei Dingen steht die Welt: Tora, Gottesdienst und Taten der Güte.“ Eine schöne Stützkonstruktion, fast wie die drei Beine eines wackeligen Hockers. Doch wehe, eins bricht weg – dann liegt der ganze Kosmos plötzlich im Dreck.

Maimonides’ goldene Garantiezeit

Und dann Maimonides: Der visionäre Rationalist, der uns eine perfekte Welt verspricht, in der es keinen Hunger, keinen Krieg, keinen Neid mehr gibt – dafür endlose Gotteserkenntnis, als stünde Netflix plötzlich auf Dauerwiederholung mit nur einer Serie im Angebot: „Gott, Staffel 1–∞“. Auch hier wieder: der Traum vom Paradies, das klingt, als wäre die Menschheit ein Kindergarten, der endlich zur Ruhe kommt, wenn alle genug Bastelpapier haben.

Doch seien wir ehrlich: Neid und Rivalität sind nicht lästige Auswüchse, sie sind der Motor der menschlichen Komödie. Ohne sie keine Literatur, kein Theater, kein Shakespeare, keine Satire. Wer würde sich eine Welt ohne Intrigen, Rivalitäten und missratene Dinnerpartys wünschen? Eine Welt, in der alle friedlich in Eintracht „Gott erkennen“, klingt weniger nach Himmel, mehr nach steriler Endlosschleife eines schlechten Kirchenliedes.

Die Pointe: Werkstatt bleibt offen

Am Ende ist „tikkun olam“ beides: edler Auftrag und herrliche Überforderung. Eine Weltreparatur, die niemals fertig wird, weil die Menschheit gleichzeitig klebt und zerstört, flickt und zerreißt. Doch genau darin liegt der Witz: Die große Werkstatt bleibt immer offen, das Werkzeug wird nie eingeräumt, die Schöpfung nie vollständig repariert.

Vielleicht ist das auch besser so. Denn was wäre die Welt ohne ihre Risse, Brüche und Absurditäten? Ein steriles Utopia, das selbst der Messias nach fünf Minuten gelangweilt wieder verlässt. Nein, geben wir es zu: Die kaputte Welt ist unsere Bühne. Wir kleben, wir polstern, wir flicken – und währenddessen stolpern wir über die eigenen Werkzeuge, lachen über den Scherbenhaufen und nennen das Ganze: „tikkun olam“.

Tikkun Olam – Die große Reparaturwerkstatt der Welt

Von der kosmischen Kaffeeküche zur globalen Werkstatt

Man stelle sich die Schöpfung als IKEA-Bausatz vor, bei dem Gott, dieser ewige Handwerker ohne Gebrauchsanleitung, nach sieben Tagen erschöpft den Inbusschlüssel fallen ließ und dachte: „Ach, das passt schon, die Menschheit schraubt den Rest zusammen.“ Seitdem sitzen wir hier, zwischen schiefen Regalbrettern und wackeligen Tischbeinen, und nennen das Ganze „tikkun olam“ – die Reparatur der Welt. Nun, welch grandioser Euphemismus! Die Welt ist nicht „leicht angeknackst“ wie ein Porzellanteller aus Omas Schrank, sie ist vielmehr eine Dauerbaustelle, auf der selbst die Maurer nach Feierabend Bier trinken und heimlich die Steine klauen.

Der jüdische Gedanke, man müsse diese Welt „reparieren“, ist dabei so charmant wie vermessen. Wer jemals versucht hat, ein tropfendes Waschbecken zu flicken, weiß: Reparatur klingt leichter, als sie ist. Und nun also nicht der Wasserhahn, nicht der Dachziegel, nicht die Waschmaschine – nein, gleich die ganze Welt. Der Auftrag lautet, mit Mizwot, guten Taten und moralischem Feilen das Chaos zu bändigen. Kosmische Handwerkskunst als kollektiver Auftrag. Es ist, als hätten die Rabbiner gesagt: „Die Realität ist kaputt, bitte einmal im Großformat nachkleben.“

Messias als Ersatzteilhändler

Natürlich, wenn man schon repariert, braucht man auch einen Meisterschrauber: den Messias. Diese sagenumwobene Gestalt, die angeblich eines Tages erscheint, um Krieg, Hunger und Neid zu verbannen – quasi ein Service-Techniker der Schöpfung mit unbegrenzter Garantie. Doch wie es so ist mit Handwerkern: Man wartet. Und wartet. Und wartet. Die Jahrtausende vergehen, der Messias kommt nicht, aber die Rechnung für den Vorschussglauben steigt ins Unermessliche.

Die Bibel malt Bilder: Schwerter zu Pflugscharen, Spieße zu Sicheln – ein schönes Recycling-Projekt, das Greenpeace vor Neid erblassen ließe. Aber realistisch? Wenn der Mensch seine Waffen nicht mehr gegen Menschen richtet, findet er garantiert ein Ersatzhobby: Schwerter zu Brotmessern, Pflugscharen zu Designer-Skulpturen, Panzer zu Outdoor-Grills. Der Traum vom universalen Frieden ist edel, doch so naiv wie die Hoffnung, man könne eine Grundschule voller Kinder mit nur einem Schokoriegel ruhigstellen.

Ethik als Reparaturkitt

Doch nicht alles ist reiner Messianismus. Die Idee, die Welt wenigstens ein bisschen zu flicken, indem man Gerechtigkeit übt, Barmherzigkeit praktiziert und gelegentlich den Nachbarn grüßt, hat Charme. „Tikkun olam“ im modernen Gewand heißt: Sozialarbeit statt Schwertkampf, Spendenbox statt Apokalypse, Friedensdemo statt Kabbala-Séance. Die liberalen Juden des 21. Jahrhunderts haben den Messias in die Rente geschickt und sich selbst als Praktikanten der Weltreparatur eingesetzt.

Man stelle sich die Welt als alte, klapprige Schreibmaschine vor. Jeder gute Akt ist ein Tropfen Öl auf die rostigen Zahnräder. Doch wie viele Tropfen braucht es, bis die Maschine wieder schnurrt? Und was, wenn gleichzeitig jemand anderes – etwa ein Hedgefonds-Manager oder ein Autokrat – die Schrauben herausdreht? „Tikkun olam“ wird so zur Sisyphosarbeit mit moralischem Schraubenzieher: edel, notwendig, und doch nie abgeschlossen.

Kosmische Mystik oder: Licht im Scherbenhaufen

Die Kabbalisten wiederum haben die Sache gleich ins Intergalaktische verlagert. Nach Isaak Luria ist die Welt nichts anderes als ein zerbrochenes Geschirr, in dem göttliches Licht als Funken herumliegt, wie verschüttete Glühwürmchen nach einer misslungenen Party. Aufgabe des Menschen: Funken aufsammeln, Scherben sortieren, kosmische Flickarbeit betreiben.

Das klingt poetisch, fast schon romantisch. Doch stellt man sich die Praxis vor, wirkt es eher wie eine absurde Reality-Show: Milliarden Menschen bücken sich Tag für Tag und sammeln Lichtkrümel, während sie gleichzeitig streiten, wer die bessere Taschenlampe hat. Und wehe, jemand tritt auf die Scherben – dann gibt es nicht nur einen Bluterguss, sondern gleich eine theologische Debatte über den richtigen Besen.

Der Talmud als Werkstatt-Handbuch

Die Rabbiner hatten immerhin Humor, ob beabsichtigt oder nicht. „Wenn Israel umkehrt, wird es erlöst; wenn nicht, wird es nicht erlöst.“ – Das ist Reparaturanleitung im Stil von: „Wenn Sie den Stecker einstecken, funktioniert das Gerät. Wenn nicht, funktioniert es nicht.“ Dazu Sprüche wie: „Auf drei Dingen steht die Welt: Tora, Gottesdienst und Taten der Güte.“ Eine schöne Stützkonstruktion, fast wie die drei Beine eines wackeligen Hockers. Doch wehe, eins bricht weg – dann liegt der ganze Kosmos plötzlich im Dreck.

Maimonides’ goldene Garantiezeit

Und dann Maimonides: Der visionäre Rationalist, der uns eine perfekte Welt verspricht, in der es keinen Hunger, keinen Krieg, keinen Neid mehr gibt – dafür endlose Gotteserkenntnis, als stünde Netflix plötzlich auf Dauerwiederholung mit nur einer Serie im Angebot: „Gott, Staffel 1–∞“. Auch hier wieder: der Traum vom Paradies, das klingt, als wäre die Menschheit ein Kindergarten, der endlich zur Ruhe kommt, wenn alle genug Bastelpapier haben.

Doch seien wir ehrlich: Neid und Rivalität sind nicht lästige Auswüchse, sie sind der Motor der menschlichen Komödie. Ohne sie keine Literatur, kein Theater, kein Shakespeare, keine Satire. Wer würde sich eine Welt ohne Intrigen, Rivalitäten und missratene Dinnerpartys wünschen? Eine Welt, in der alle friedlich in Eintracht „Gott erkennen“, klingt weniger nach Himmel, mehr nach steriler Endlosschleife eines schlechten Kirchenliedes.

Die Pointe: Werkstatt bleibt offen

Am Ende ist „tikkun olam“ beides: edler Auftrag und herrliche Überforderung. Eine Weltreparatur, die niemals fertig wird, weil die Menschheit gleichzeitig klebt und zerstört, flickt und zerreißt. Doch genau darin liegt der Witz: Die große Werkstatt bleibt immer offen, das Werkzeug wird nie eingeräumt, die Schöpfung nie vollständig repariert.

Vielleicht ist das auch besser so. Denn was wäre die Welt ohne ihre Risse, Brüche und Absurditäten? Ein steriles Utopia, das selbst der Messias nach fünf Minuten gelangweilt wieder verlässt. Nein, geben wir es zu: Die kaputte Welt ist unsere Bühne. Wir kleben, wir polstern, wir flicken – und währenddessen stolpern wir über die eigenen Werkzeuge, lachen über den Scherbenhaufen und nennen das Ganze: „tikkun olam“.

Klarheit vor Einheit!

Demokratie als Dauer-Debattierclub

Man hat sich ja schon daran gewöhnt, dass in den klassischen Darstellungen der Demokratie stets ein idyllisches Bild gezeichnet wird: alle Bürger halten Hände, stimmen harmonisch ab, und am Ende lächelt ein Konsens wie ein genügsamer Hund, der zufrieden mit dem Schwanz wedelt. In Wahrheit ist Demokratie aber alles andere als ein Zuckerguss auf dem Kuchen der Menschheitsgeschichte. Sie ist ein Dauer-Debattierclub, in dem jeder seine Meinung kundtun darf – manchmal auch ungefragt – und in dem der Lärm der Dissenzigen die Musik der Freiheit bildet. Wer denkt, die Einheit sei das eigentliche Ziel, der hat die Grundregeln dieses Spiels nicht verstanden: Demokratie lebt nicht vom gemeinsamen Nicken, sondern vom streitbaren „Ich sehe das anders!“.

Klarheit vor Einheit! Dieser Satz sollte wie eine Leitplanke an jeder Straße zur Macht stehen. Einheit kann man kaufen, erzwingen, oder auf den Altar rhetorischer Manipulation legen; Klarheit hingegen ist ein unbequemes, glasklares Licht, das jeden Winkel der politischen Bühne ausleuchtet. Wer Einheit über Klarheit stellt, darf sich nicht wundern, wenn aus demokratischem Konsens ein autoritäres Einheitsbrei-Gericht wird.

Disens als demokratische Würze

In den alten Demokratien – Athen war kein Wellness-Tempel – war der Dissens das Salz der politischen Suppe. Wer nur zustimmte, der vergaß, dass öffentliche Debatten ein Theater sind, in dem jede Rolle ihre Übertreibung verdient. Der Dissens ist der unverzichtbare Komparse, der Clown, der Kritiker, derjenige, der das Publikum daran erinnert, dass auch die größte Bühne niemals vollkommen gerade ist. Ohne Dissens degeneriert Demokratie zu einem bürokratischen Schauspiel, in dem applaudiert wird, wer am besten die vorgeschriebene Harmonie imitiert.

Heute, in Zeiten digitaler Empörungsmaschinen und algorithmischer Echokammern, zeigt sich besonders deutlich: Menschen lieben die Illusion, dass Konsens etwas Wertvolles sei. Ein Like hier, ein Retweet dort – und schon fühlt man sich als Teil der großen, einheitlichen Wahrheit. Wer diese Schein-Einheit in Frage stellt, wird schnell zum Ketzer, zum Spinner oder zum politischen Exoten erklärt. Dabei ist es genau diese Störung, die Demokratie atmen lässt: der Streit, das Gegenteil, die widersprechende Stimme, die an jeder Ecke sagt: „Hier, halt! So einfach ist das alles nicht.“

Klarheit als moralischer Muskel

Klarheit ist kein hübsches Accessoire. Sie ist ein moralischer Muskel, der trainiert werden will, der schmerzt, der blutet, wenn man ihn benutzt. Wer sich in demokratischen Diskussionen für Klarheit entscheidet, muss oft gegen die Lawinen der Oberflächlichkeit, der manipulativen Rhetorik und der „Einigkeit um jeden Preis“-Mentalität anschieben. Und doch ist es genau diese Anstrengung, die aus Politik ein humanistisches Projekt macht: der Versuch, Begriffe, Argumente und Motive zu durchleuchten, bevor man sie in Gesetzestexte oder Wahlurnen gießt.

Wer Klarheit opfert, um Einheit zu erzeugen, opfert die demokratische Seele. Wer sie verteidigt, selbst wenn es unbequem ist, schafft den Raum, in dem jeder Widerspruch zählt, jeder Zweifel relevant ist, und jede Abweichung von der vermeintlich großen Linie als notwendiger Korrekturmechanismus wirkt. In einer Welt, in der Konsens oft als moralische Tugend verkauft wird, ist Klarheit ein stiller Protest gegen die Diktatur der Glättung.

Konsens ist die sanfte Tyrannei

Konsens ist wie der freundliche Butler einer aristokratischen Diktatur: immer höflich, immer charmant, immer darauf bedacht, das große Chaos zu vertuschen. Wer Konsens zum höchsten Ziel erklärt, der täuscht sich über die Natur des Politischen: Demokratie ist keine Hochzeit, bei der alle Gäste den gleichen Kuchen essen. Sie ist ein endloses Bankett, bei dem jeder seine eigene Portion Ungleichheit, Widerspruch und Irrtum serviert bekommt – und gelegentlich die Gabel nach dem Nachbarn wirft.

Die moderne Sehnsucht nach Konsens ist daher weniger politisch als psychologisch zu erklären: Menschen fürchten Dissens, weil er Unbehagen erzeugt, Konflikt sichtbar macht, die Illusion von Sicherheit zerstört. Aber gerade dieses Unbehagen ist der lebendige Beweis dafür, dass Demokratie funktioniert. Wer immer zustimmt, hat sich längst freiwillig entmachtet. Wer widerspricht, beweist, dass die Macht nicht absolut ist, sondern ein ständiger Prozess der Aushandlung – ein Akt, der Geduld, Mut und gelegentlich Galgenhumor verlangt.

Die Komik der Einigkeit

Man darf die ironische Seite nicht vergessen: Konsens ist selten langweilig, aber oft grotesk. Politische Treffen, bei denen Einheit um jeden Preis gesucht wird, gleichen absurden Theaterstücken: alle nicken synchron, keiner sagt die Wahrheit, und am Ende applaudieren alle für eine Resolution, die niemandem nützt.

Die Satire entfaltet sich besonders schön, wenn man die Absurditäten der Gegenwart betrachtet: Politiker, die sich gegenseitig „Transparenz“ versprechen, während sie Twitter-Kampagnen orchestrieren, Influencer, die ihre Follower zu moralischen Konsenspunkten erziehen, oder Talkshows, in denen jede Meinung gleich behandelt wird – außer natürlich der, die wirklich unbequem ist. Selbst die klassischen Internetdebatten liefern Material: Jeder zweite Kommentar schreit nach Einigkeit, während der andere nach Klarheit verlangt, nur um am Ende gemeinsam in einem Orkan aus GIFs, Memes und halbgaren Fakten zu versinken.

Die Demokratie ähnelt so mehr einem surrealistischen Theaterstück als einem geordneten Salon: Funken fliegen, Wörter explodieren, und gelegentlich stolpert jemand über die eigene Argumentation, nur um sich lachend wieder aufzurichten. Und das ist gut so.

Dissens in Popkultur und Politik

Betrachten wir die Gegenwart: Streaming-Dienste wie Netflix veranstalten interne Krisensitzungen über Diversity-Quoten, während Fans gleichzeitig die lautesten Dissens-Tiraden in Foren führen. Politiker inszenieren „geschlossene Einigkeit“, während ihre WhatsApp-Chats zum digitalen Minenfeld jeder Meinungsabweichung werden. Selbst die Klima-Debatte zeigt, wie köstlich Dissens sein kann: Aktivisten, Skeptiker, Lobbyisten – alle schreien gleichzeitig, und keiner hört dem anderen zu, und genau deshalb bewegt sich etwas.

Die Ironie ist, dass in dieser Kakophonie von Stimmen, Tweets, Live-Streams und Talkshows die Demokratie am lebendigsten ist. Jeder Widerspruch, jede Abweichung, jede provokante Meinung ist wie eine Würze, die den Einheitsbrei in ein scharfes, unverwechselbares Gericht verwandelt. Wer sie wegfiltert, entfernt nicht nur Salz und Pfeffer, sondern das eigentliche Leben selbst.

Fazit: Liebe den Dissens, fürchte den Konsens

„Klarheit vor Einheit!“ ist kein rhetorisches Bonbon, sondern eine provokante Notwendigkeit. Wer glaubt, Demokratie bedeute Einheit, hat vergessen, dass Politik ohne Konflikt eine Plastiktüte ohne Luft ist: leer, zerknittert und leicht wegzufliegen. Die wahre Kraft der Demokratie liegt nicht im harmonischen Nicken, sondern im kritischen Aufstampfen, im lauten „Nein, so nicht!“, im unbequem lauten „Das sehe ich anders!“

Dissens ist nicht störend, sondern existenziell; nicht destruktiv, sondern konstitutiv. Wer die Demokratie liebt, sollte den Dissens umarmen wie ein widerspenstiges Haustier, das einen ständig an die eigenen Grenzen erinnert. Konsens mag bequem sein, Einigkeit mag beruhigen, aber nur Klarheit und Streit garantieren, dass die Demokratie atmet, denkt und lebt – und das mit einem Augenzwinkern, das selbst den hartnäckigsten Harmoniesucher zum Schmunzeln bringt.

Denn am Ende ist Demokratie wie ein gigantisches Online-Forum, in dem niemand weiß, wer die Moderatoren sind, jeder seinen Senf dazugeben darf, und nur wer widerspricht, die Chance hat, tatsächlich gehört zu werden. Und das, meine Damen und Herren, ist ein Grund zum Lachen – über sich selbst, über die anderen, und über die wunderbare, chaotische Maschine namens Freiheit.

Von gekränkten Seelen und beleidigten Befindlichkeiten

Die Mensa als Trauma-Labyrinth

Schon beim Betreten der Mensa beginnt der Alptraum. Das Schild „Heute: Nudeln mit Tomatensoße“ löst Panik aus: „Triggerwarnung: Rot! Könnte Wut oder Trauer hervorrufen.“ Wer zu nahe an der Fleischtheke steht, riskiert eine spontane Existenzkrise, weil der Geruch nach Protein „toxische Gendernormen“ erinnere. Student*innen tragen Schutzmasken aus Lavendelduft, halten Smartphones bereit für Live-Updates auf Instagram: „Heute wieder von Schulessen psychologisch attackiert. #TraumaMittag #SafeFoodZone“.

Die Suppe? Nur mit Konsens aller Beteiligten servierbar. Ein Löffel Tomatensauce wird zur Verhandlungssache: Muss ich mich erst therapieren lassen, bevor ich sie schlucke? Die Nudeln werden koloriert, transkribiert und auf Mood-Tracking-Apps hochgeladen, damit niemand das emotionale Gleichgewicht gefährdet.

Der Kaffeeautomat als psychologische Folterkammer

Ein Student tritt an den Kaffeeautomaten. Er wählt „Latte Macchiato“. Sofort blinkt eine LED: „Triggerwarnung: Koffein könnte Schlafrhythmus stören und Gefühle destabilisieren.“ Der Automat gibt trotzdem Kaffee aus – und der Student bricht in Tränen aus, weil er sich nicht entscheiden konnte. Ein Kommilitone reicht ein Notfall-Taschentuch, eine Yogamatte wird ausgerollt, und jemand postet: „Kaffeemaschine misshandelt empfindsame Student*innen. #Existenzangst #LatteTrauma“.

Die Barista bekommt eine Abmahnung, weil die Auswahl nicht vorher von einer Psychologin geprüft wurde. Das Büro für Safe Spaces fordert sofort einen Workshop: „Wie man Kaffeeautomaten für die psychische Gesundheit optimiert.“

Büroalltag – oder der Krieg der Emojis

Im Büro passiert die nächste Tragikomödie. Ein Kollege wirft beiläufig den Satz ein: „Die Präsentation könnte noch klarer sein.“ Sofort entstehen Tränen, Panik, Atemübungen. Die Slack-Nachrichten fliegen: „Kollege Y hat toxische Mikroaggressionen begangen.“ Emoji-Kriege entbrennen: Tränenflut, Herzchen, umfallende Kaffeetassen.

Die HR-Abteilung ruft: „Bitte beachten: Feedback nur noch mit vorheriger Zustimmung aller Beteiligten und begleitet von einer Therapeutin.“ Wer sich nicht daran hält, bekommt sofort eine Emoji-Abmahnung und muss auf die Safe-Space-Lounge.

Bibliothek oder psychologischer Minenfeldpark

Ein Student versucht, in der Bibliothek zu lernen. Er blättert in einem Buch, das ein „kontroverses Zitat“ enthält. Sofort bricht die Bibliothekarin in Tränen aus, ruft die Therapeutin, und der Student muss die Seiten in Folie einpacken, damit niemand „emotional exponiert“ wird.

Sogar das Rasiermesser von Hitchens würde hier stumpf: jede scharfe Kante von Wahrheit trifft auf Luftpolster, Wattebällchen und Triggerwarnungen. Bücher werden digitalisiert, color-codiert und nur noch in Absprache mit einem Psychologen benutzt.

Die Straßen als Minenfelder der Befindlichkeiten

Ein Fußgänger überquert die Straße. Ein Auto hupt. Sofort Traumaalarm: „Lärmbelästigung – Trigger! #Stadtstress #Existenzkrise“. Die Nachbarn schauen entsetzt: „Warum reagiert er so?“ – und der Betroffene postet live: „Heute wieder von urbaner Umwelt misshandelt. #PsychologischeKatastrophe“.

Selbst Vögel, die zwitschern, lösen Alarmsignale aus: „Könnte Gefühle verletzen! Vogelkritik! #SingtNichtSo #SafeZone“. Die gesamte Stadt wird zu einem Slapstick-Albtraum, in dem jedes Geräusch, jeder Blick, jede Handlung eine psychologische Bombe ist.

Fazit: Überleben im Comedy-Albtraum

Diese Maximalversion zeigt das endgültige Surrealniveau: Jeder Alltagsakt ist potenziell traumatisierend, jede Handlung ein Drama. Kritik, Feedback, Geräusche, Farben, Geschmäcker – alles wird zur epischen emotionalen Herausforderung.

Die Boomer schauen zu: Wir hatten Muskeln, Nerven, Durchhaltevermögen. Die jungen Menschen haben Duftkerzen, Aromatherapie, Mood-Tracking, Emojis und Notfall-Therapie-Telefone. Beide Generationen stehen ratlos da, Messer trifft Watte, Logik trifft Slapstick, Realität trifft Cartoon.

Und das Lachen? Das ist das Einzige, was noch schützt. Wer den Humor behält, überlebt – und erkennt zugleich: Die Welt ist absurd, die Generation empfindsam, und die Tragikomik unserer Zeit so überdreht, dass selbst Kafka applaudieren würde.

Nachrichten im Comedy-Format: Fünf Tage Schweigen, zwei Minuten Empörung

Friedland, Tag 1–5: Die Tötung, die nicht existiert

Freitag, 29. August: Friedland, ein idyllisches Städtchen, erlebt das, was man gemeinhin als Gewaltverbrechen bezeichnen würde. Eine Frau namens Liana K. stirbt. Die Details sind furchtbar, der Täter bekannt, die Polizei involviert. Die Tagesschau? Nichts. Schweigen im Studio. Samtige Stille, die fast meditativ wirkt. Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag: dieselbe Stille. Man könnte fast vermuten, das Studio habe eine „Tötung ignorieren“-Maschine erfunden – ein Gerät, das Ereignisse automatisch als irrelevant markiert und verschwinden lässt, sobald sie die redaktionelle Türschwelle überschreiten.

Man beginnt zu ahnen, dass es sich hierbei um ein neues journalistisches Format handelt. Statt die Realität abzubilden, wählt man selektiv das Absurde, das Kuriose, das Moralisierende – alles, was sich als zweieinhalb Minuten Dauerempörung aufbereiten lässt. Tote Frauen? Zu kompliziert. Terroranschläge? Vielleicht morgen. Aber ein Mann an der Bushaltestelle mit einer Hundeleinen-Fantasie? Jackpot!

Catcalling: Die Tragödie des Hundespaziergangs

Die Tagesschau schwenkt also auf das Highlight des Wochenendes: Catcalling. Ein Mann sagt einen Satz, der zugleich bizarr, poetisch und schwer verdaulich ist: „Im nächsten Leben möchte ich auch gerne ein Hund sein, dann würden mich auch so schöne Frauen an die Leine nehmen.“ Die Aktivistin berichtet, sie sei tief traumatisiert gewesen. Zwei Minuten und zwanzig Sekunden lang. Das Studio nickt ernst, die Kamera fährt einfühlsam heran, die Welt hält den Atem an.

Währenddessen hat draußen die Realität schon längst ihre eigenen Dramen vollbracht: Morde, Gewalt, Verbrechen, politische Krisen – all das wird einfach weggeschoben, als läge es auf einem unsichtbaren Nachrichten-Flohmarkt, den man ignorieren kann. Stattdessen zeigt man dem Publikum, wie schlimm es ist, wenn ein Mann beim Gassigehen einen leicht verstörenden Kommentar abgibt. Die moralische Prioritätenliste der Redaktion ist damit endgültig klar: verbal schief ist schlimmer als körperlich tot.

Die Parallelwelt der Tagesschau-Konsumenten

Wer nur Tagesschau schaut, lebt nun in einer Realität, in der Gewalt gegen Frauen im klassischen Sinne schlichtweg nicht vorkommt. Stattdessen herrscht eine Welt, in der verbale Schnitzer zu existenziellen Tragödien stilisiert werden. Der Zuschauer lernt: Die größte Gefahr im Alltag ist nicht ein brutaler Täter, sondern ein humoristisch gemeinter Satz über Hundeleinen.

Man könnte diese Parallelwelt als „News Disneyland“ bezeichnen: alles schillernd, alles aufregend, alles moralisch aufgeladen – und dennoch sorgfältig frei von echtem Schrecken. Die Redaktion hat offenbar entschieden, dass Schlagzeilen über Mord, Raub und ernsthafte Gewalt unpädagogisch sind. Lieber eine Aktivistin, einen Hund, einen absurden Satz – und fertig ist der Wochenrückblick, der moralisch korrekt und ideologisch sauber zugleich ist.

Schwarze Komödie der Nachrichtenselektion

Dieses Medienspektakel offenbart die groteske Logik der Prioritäten: Je absurder ein Ereignis, desto eher bekommt es die Aufmerksamkeit, die ein echtes Verbrechen niemals erfahren würde. Man sieht, wie Realität zugunsten eines narrativen Gags verschoben wird. Und es funktioniert – das Publikum applaudiert, die Redakteure nicken, der moralische Kompass dreht sich im Kreis.

Fünf Tage Schweigen über Mord, zwei Minuten Catcalling – das ist die Kunstform des journalistischen Surrealismus. Hier wird die Absurdität nicht nur gezeigt, sie wird zelebriert. Nachrichten werden zum Theater, zur schwarzhumorigen Satire, zum absurden Kunstwerk, in dem die Gewichtung der Realität durch die Drehung der ideologischen Skala erfolgt.

Fazit: Lachen oder Weinen?

Am Ende bleibt der Zuschauer in der Zwickmühle: lachen über die groteske Priorisierung oder weinen über das, was wirklich passiert. Fünf Tage Schweigen über ein Verbrechen, zweieinhalb Minuten Empörung über eine Hundeleinen-Fantasie – das ist Nachrichtenkomik auf höchstem Niveau. Man könnte sagen: Wenn die Realität nicht vorkommt, ist wenigstens die Satire perfekt.

Und während die Welt draußen weitermacht, bleibt das Studio der Tagesschau im Zen-Modus: schweigend, selektiv, humoristisch, absurd – und garantiert ideologisch korrekt. Wer braucht schon Morde, wenn man Catcalling hat?

Wenn der Faschismus zurückkehrt

Die Tarnung im Sprachgewand

„Wenn der Faschismus zurückkehrt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus.“ Dieser Satz, so abgedroschen er klingen mag, beschreibt das präziseste Charakteristikum autoritärer Sprache: Sie ist nie ehrlich, sondern immer verkleidet. Sie gibt sich nicht als Drohung, sondern als Weisheit; nicht als Angriff, sondern als Einsicht. Der heutige autoritäre Diskurs bedient sich daher derselben Methode wie die totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts: Er redet mit den Worten der Moral, während er die Inhalte verdreht.

So erklärt Friedrich Merz: „Nicht der Frieden ist das Wichtigste. Frieden gibt es auf jedem Friedhof.“ Und Generalmajor Freuding: „Alles für die Freiheit aufzugeben – das ist Freiheit.“ Solche Sätze wirken harmlos, beinahe wie Aphorismen aus einem schlechten Kalender. Doch in Wahrheit sind sie rhetorische Knoten, in denen sich die Geschichte wiederfindet. Denn genau so klangen Mussolini, Carl Schmitt und Goebbels – nur weniger zivilisiert vorgetragen.

Mussolini: Der Frieden des Staates

Benito Mussolini hielt am 3. Januar 1925 im italienischen Parlament seine berühmte Rede, in der er den totalitären Anspruch erstmals unverblümt formulierte:

„Alles im Staat, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat.“

Das ist die Urszene der faschistischen Umdeutung: Freiheit und Frieden existieren nur noch in der totalen Einbindung ins Kollektiv. Alles andere gilt als Chaos, Anarchie oder eben – wie Merz es heute in kleiner Münze sagt – Friedhof. Mussolinis Trick war, Frieden nicht als Abwesenheit von Gewalt zu definieren, sondern als die durch den Staat erzwungene Ordnung. Wer gegen diese Ordnung war, galt automatisch als Feind.

Merz’ „Friedhofsfrieden“ folgt derselben Logik: Der existierende Frieden wird entwertet, nur der erzwungene gilt. Es ist ein alter rhetorischer Schachzug, der Gewalt legitimiert, indem er den Status quo als wertlos erklärt.

Carl Schmitt: Der Freund-Feind-Dualismus

Carl Schmitt formulierte 1932 in seiner „Begriff des Politischen“-Schrift den Kernsatz:

„Das spezifisch Politische … ist die Unterscheidung von Freund und Feind.“

Damit machte er klar: Frieden ist nicht das Ziel, sondern höchstens ein Zwischenzustand, solange die Feindunterscheidung nicht zur Geltung kommt. Für Schmitt war Politik ein permanenter Ausnahmezustand, der stets auf Konflikt hinausläuft.

Merz’ und Freudings Aussagen sind Miniaturen dieser Logik. Frieden ohne Feindbild ist wertlos (Merz), Freiheit ohne Opfer ist bedeutungslos (Freuding). Die alte schmittsche Gedankenfigur lebt fort: Das Politische definiert sich nicht durch Verständigung, sondern durch Abgrenzung. Wer diese Logik akzeptiert, betritt den Denkraum, in dem autoritäre Politik gedeiht.

Goebbels: Die Freiheit der Unfreiheit

Joseph Goebbels sagte 1933 in einer seiner frühen Berliner Reden:

„Wir wollen keine Freiheit, die uns gegen das Volk schützt. Wir wollen die Freiheit, die uns für das Volk kämpfend eint.“

Die rhetorische Technik ist identisch mit Freudings Formel. Freiheit wird nur noch als Opferbereitschaft verstanden. Ihre eigentliche Bedeutung – die Möglichkeit des Individuums, unabhängig zu handeln – wird zerstört. Stattdessen bleibt eine patriotisch aufgepumpte Leerformel, die Gehorsam meint und Gehorsam erzeugt.

Freuding wiederholt in militärischem Jargon denselben Trick: „Alles für die Freiheit aufzugeben – das ist Freiheit.“ Man muss nur das Wort „Volk“ hinzufügen, und man ist im Jahr 1933.

Die Kontinuität der Verdrehung

Mussolini, Schmitt, Goebbels – sie alle betrieben semantische Kriegsführung. Ihre Methode war einfach: Begriffe entwerten, umdeuten, im Pathos ertränken. Aus „Frieden“ wurde Ordnung durch Gewalt, aus „Freiheit“ wurde Unterordnung, aus „Politik“ wurde Feindbekämpfung.

Heute tauchen die gleichen rhetorischen Muster in demokratisch verpackter Sprache wieder auf. Wer den Frieden auf Friedhöfe reduziert, erklärt politischen Frieden für wertlos. Wer Freiheit nur als Selbstaufgabe versteht, predigt Unterwerfung als Tugend. Dass dies nicht als autoritär wahrgenommen wird, liegt einzig an der Verpackung – nicht am Inhalt.

Fazit: Die alten Stimmen im neuen Tonfall

Wenn man Merz’ und Freudings Sätze neben die Reden Mussolinis, Schmitts und Goebbels legt, wird deutlich: Wir haben es nicht mit zufälligen Entgleisungen zu tun, sondern mit einer langen Tradition autoritärer Rhetorik. Der Faschismus von heute marschiert nicht mehr mit Uniform und Fackel, sondern mit Sätzen, die wie Kalendersprüche wirken. Doch die Mechanik ist dieselbe: Sprache wird verdreht, Begriffe werden entkernt, Pathos ersetzt Vernunft.

Hitchens Rasiermesser bleibt das einzige wirksame Gegenmittel: „Was ohne Nachweis behauptet werden kann, kann auch ohne Nachweis verworfen werden.“ Und: Was sich in Widersprüche verstrickt, darf man nicht als Weisheit gelten lassen, sondern muss es als Warnsignal lesen.

Denn wenn die Sprache sich gegen ihre eigene Bedeutung wendet, ist das kein Zufall – es ist der Moment, in dem der Faschismus zurückkehrt.

Für die Doofen: Speicher erzeugen keinen Strom

Prolog: Der Kindergarten der Energiewende

Manchmal hat man den Eindruck, ganze Ministerien, Talkshowrunden und Twitterblasen bestünden aus Kindern, die an der Supermarktkasse auf dem Boden strampeln und „Aber ich will!“ kreischen. Nur dass es hier nicht um Gummibärchen geht, sondern um Strom. Und das Geschrei lautet: „Wir brauchen nur noch Speicher!“ Ach ja? Speicher? Als ob Batterien eine Art kosmisches Schlaraffenland wären, in dem der Strom aus den Wänden tropft, sobald man ein paar hübsche Siliziumkästchen nebeneinander stapelt.

Die Wahrheit ist brutal simpel und deshalb schwer zu ertragen: Speicher erzeugen keinen Strom. Punkt. Wer etwas anderes behauptet, ist entweder ahnungslos, ideologisch verblendet oder beides – also eine gängige Qualifikation für Politik und Aktivismus.

Speicher: Der Eimer für die Hirnamputierten

Ein Speicher ist ein Eimer. Mehr nicht. Ein dämlicher Eimer, in den man Strom reinfüllt und der ihn ein bisschen später wieder rauspinkelt. Er ist so unabhängig wie ein Tamagotchi ohne Batterie: niedlich, aber tot. Und leer heißt leer. Ende Gelände. Keine Reserve, kein Wunder, kein Durchhaltebonus, auch wenn man ganz fest „Energiewende!“ skandiert.

Die infantile Vorstellung, man könne die halbe Republik mit Batterien versorgen, ist ungefähr so clever wie der Versuch, den Durst in der Sahara mit einer Thermoskanne Leitungswasser zu löschen. Ja, für eine halbe Stunde geht’s. Danach: Wüste. Willkommen in der Realität.

Kraftwerke: Die verhassten Erwachsenen im Raum

Kraftwerke sind wie Erwachsene auf einer Party voller Teenager. Sie machen keinen Spaß, sie sind langweilig, sie reden von Verantwortung und Rechnungen – aber ohne sie bricht der Laden sofort zusammen. Kraftwerke erzeugen Strom. Immer wieder. So lange, bis der Treibstoff oder das Uran ausgeht, was in der Praxis ungefähr dem Sankt-Nimmerleins-Tag entspricht.

Sie sind nicht hübsch, nicht hip, und auf Instagram kriegen sie garantiert weniger Likes als ein Bild von Avocado-Toast. Aber sie laufen, liefern und halten den Laden am Leben. Jeder, der glaubt, ohne Kraftwerke eine moderne Industriegesellschaft betreiben zu können, hat denselben Realitätsbezug wie ein Kleinkind, das denkt, der Kühlschrank füllt sich von selbst, weil es die Eltern nie einkaufen gesehen hat.

Dunkelflaute: Das Schreddern der Illusion

Die Dunkelflaute ist der Augenblick, an dem alle grünen Träume zu grauer Asche zerfallen. Kein Wind, keine Sonne, nur Nebel, Frost und ein Netz, das sich anfühlt wie ein Patient auf der Intensivstation. Dann merkt auch der letzte ideologisch Erleuchtete: Die Speicher sind leer. Die bleiben auch leer. Und selbst wenn man noch hundert davon baut – leer mal hundert ist immer noch null.

Dann beginnt die große Stunde der Heuchelei. Dieselben Leute, die gestern noch schrieen „Raus aus der fossilen Sklaverei!“, stehen plötzlich zitternd vor abgeschalteten Kohle- und Kernkraftwerken und winseln: „Könnt ihr nicht noch mal für zwei Wochen anspringen?“ Das ist ungefähr so würdevoll, wie sich von einem Ex-Partner nach der Trennung betteln zu lassen, weil man vergessen hat, dass man selber die Miete nicht zahlen kann.

Speicherfetischismus: Religion für Ahnungslosigkeit

Die Vergötterung des Speichers hat längst religiöse Züge. Anstelle von Kreuzen oder Halbmond klebt man heute Solarpaneele aufs Dach und betet zur Heiligen Lithiumbatterie im Keller. „Sie wird uns retten!“ ruft man – wie ein Wüstenprophet, nur eben mit Ökostromförderung. In Wahrheit ist das nichts anderes als technologische Esoterik: Man schwärmt von der großen Wunderbatterie, die alles löst, irgendwann, vielleicht, in ferner Zukunft.

Bis dahin fährt man wie ein Vollidiot bei Nacht über die Autobahn – mit leerem Tank, aber dem festen Glauben, dass irgendwann schon eine Tankstelle vom Himmel fällt. Diese Religion hat nur ein Dogma: Glaube ersetzt Strom. Spoiler: tut er nicht.

Fazit: War das jetzt klar genug?

Noch einmal, damit es auch die letzte Gehirnzelle in der letzten Energieministeriumsecke versteht: Speicher erzeugen keinen Strom. Punkt. Kraftwerke erzeugen Strom. Immer. Unbegrenzt. Verlässlich. Wer immer Strom haben will, braucht Kraftwerke. Wer das nicht kapiert, soll bitte konsequent sein und die nächste Dunkelflaute im Dunkeln und Kalten verbringen.

War das einfach genug erklärt? Ja? Schön. Gern geschehen. Und jetzt: zurück ins 21. Jahrhundert, wo Strom nicht durch Gebete, Parolen oder Wunschdenken entsteht, sondern durch das unspektakuläre, aber unverzichtbare Brummen eines Kraftwerks.

Ob Flacherde, Verschwörung oder Wüstenreligionen

Ein kleiner Zoo der geistigen Zoologie

Der Mensch – dieses auf zwei Beinen wackelnde Tier mit überentwickelter Phantasie – ist nicht nur der Erfinder des Toasters, der Dampfmaschine und der Instagram-Filter, sondern auch der erfolgreichste Produzent geistiger Luftschlösser. Und wie bei allen Schlössern: die meisten haben weder Fundament noch Dach, dafür aber eine erstaunlich stabile Einbildungskraft als Zement. Es gibt drei besonders beliebte Abteilungen in diesem Zoo der schiefen Gedankengebäude: die Flacherdler (Spezies Homo Teppichensis), die Verschwörungsgläubigen (Homo Aluhutensis) und die Anhänger der großen Wüstenreligionen (Homo Sandkastensis). Alle drei eint dieselbe Leidenschaft: Behauptungen ohne Beweise zu verkünden – und wehe, man fragt nach Beweisen, dann wird man wahlweise als Schaf, Ketzer oder CIA-Agent beschimpft.

Die Flacherdler – Kartographen des Irrsinns

Es gibt in unserer modernen Welt Leute, die ernsthaft glauben, die Erde sei eine Scheibe. Eine Scheibe! Als hätten wir das Weltall mit einem überdimensionalen Pizzaschneider zugeschnitten. Diese Menschen blicken auf das Meer, sehen den Horizont – und denken sich: „Aha! Da hört’s auf!“ Vielleicht stellen sie sich am Ende des Atlantiks sogar ein Schild vor: „Vorsicht, Abgrund! Hier runterfallen nur für Fortgeschrittene.“

Das Schöne an der Flacherde-Idee ist, dass sie eine Art IKEA-Weltbild liefert: einfach, praktisch, ohne unnötige Rundungen. Kein kompliziertes Weltall, keine störende Gravitation – stattdessen eine Platte, von Eiswänden eingefasst, quasi ein kosmisches Tischchen mit Rand. Und wer das in Zweifel zieht, der hat sich von der NASA verhexen lassen, dieser finsteren Bastelgruppe, die seit Jahrzehnten Milliarden Dollar verbrennt, nur um schlechte Photoshop-Montagen von Kugeln zu veröffentlichen.

Die Verschwörungstheoretiker – Märchenerzähler mit YouTube-Kanal

Wenn die Flacherdler wenigstens noch einen gewissen handwerklichen Charme besitzen, so wirken Verschwörungsgläubige wie eine Mischung aus Sherlock Holmes und Märchenonkel, nur ohne Deduktion, aber mit WLAN. Für sie ist alles, wirklich alles, inszeniert: der 11. September, die Mondlandung, Impfstoffe, selbst die Tauben (ja, die Tauben! „Government Drones“, wie mancher behauptet).

Ihre Denkweise funktioniert wie ein Schweizer Taschenmesser – nur dass man sich bei jeder Benutzung in den Finger schneidet. Denn egal, was man präsentiert, es ist immer Teil des Plans. Keine Beweise? Natürlich nicht, gerade das ist der Beweis. Klare Beweise? Manipuliert. Offizielle Dementis? Ha! Wer’s glaubt, ist schon im System gefangen. Diese Logik ist so wasserdicht, dass man darin ertrinken muss.

Der typische Verschwörungstheoretiker lebt in einer Welt, in der er der einzige Durchblicker ist – ein einsamer Held mit Internetanschluss, der sich gegen das „Mainstream-Narrativ“ stemmt, während er in Wahrheit nur das „Nebensstream-Geschwätz“ mit Copy & Paste verbreitet. Aber immerhin: Er schläft besser, weil er weiß, dass er recht hat. Und falls nicht, war das natürlich auch Teil der Verschwörung.

Wüstenreligionen – Märchen im XXL-Sandkasten

Die Flacherdler haben ihre Platte, die Verschwörer ihr Netz – und die Wüstenreligionen? Nun, sie haben das Alleinstellungsmerkmal, aus trockenen Oasenphantasien Weltreiche gezimmert zu haben. Da stapft ein Hirte, Prophet oder sonstiger Wanderredner durch die Hitze, halluziniert im besten Fall ein brennendes Gebüsch oder eine Engelserscheinung, und schwupps: Jahrtausende später bekriegen sich Millionen im Namen dieses Einfalls.

Die Besonderheit dieser Religionen ist ihre enorme Recyclingfähigkeit. Man kann dieselben alten Geschichten immer wieder erzählen, mit minimaler Variation: mal ist es ein Messias, mal ein Prophet, mal gleich drei davon. Und das Publikum applaudiert seit über zweitausend Jahren! Es ist das langlebigste Theaterstück der Welt, allerdings eines, das im Gegensatz zu „Hamlet“ ungern kritisch hinterfragt wird.

Dabei beruhen diese Systeme auf einer simplen Formel: „Ich habe eine Eingebung gehabt, und wenn du mir nicht glaubst, bist du verloren.“ Mit solch einer Argumentation könnte man heute bestenfalls bei einer Castingshow scheitern – damals reichte es, um Imperien zu gründen.

Hitchens Rasiermesser – die Schere gegen den Unsinn

Und hier tritt unser aller Freund Christopher Hitchens mit seinem Rasiermesser auf: „Was ohne Nachweis behauptet werden kann, kann auch ohne Nachweis verworfen werden.“ Das klingt banal, ist aber so tödlich für diese Absurditäten wie ein Laserstrahl für ein Butterbrot. Plötzlich zerfallen die großen Weltbilder zu dem, was sie sind: rhetorische Seifenblasen, die schon beim leisesten Argument platzen.

Man könnte meinen, so ein Werkzeug würde sofort überall eingesetzt. Doch nein – viel zu scharf, zu unbequem, zu ehrlich! Wer will schon auf die Vorstellung verzichten, dass irgendwo ein großer Plan existiert, dass man selbst Teil einer auserwählten Elite ist oder dass ein allwissender Wüstengott über die Stromrechnung wacht? Es ist eben bequemer, die Rasierklinge zu ignorieren und weiter in den Bart der Selbsttäuschung zu murmeln.

Fazit: Bitte lachen, nicht glauben

Am Ende dieses grotesken Panoptikums bleibt nur eines übrig: herzhaftes Lachen. Lachen über die kosmische Tischplatte, auf der angeblich Pinguine die Eiswände bewachen. Lachen über die Verschwörer, die glauben, Bill Gates habe nichts Besseres zu tun, als jedem Bürger heimlich Mikrochips in den Arm zu drücken. Lachen über die Wüstenpropheten, die sich als Pressesprecher der Ewigkeit aufspielen, obwohl sie nicht einmal den Wetterbericht hätten vorhersagen können.

Die Absurditäten sind so reichlich, dass wir gar nicht nach neuen Komödien suchen müssten – sie laufen längst täglich vor unseren Augen. Und vielleicht ist das der Trost: Wer Hitchens Rasiermesser benutzt, schneidet sich nicht den Spaß am Leben ab, sondern nur die Dummheit. Und die wächst bekanntlich schneller nach als Wüstengras nach einem Sandsturm.

Die letzte Bastion – Abwicklung einer unbequemen Realität

Der Triumph der Wattebäusche über die Rasierklingen

Deutschland, das Land der Dichter, Denker und Durchhalteparolen, hat es wieder einmal geschafft: Die letzte Bastion einer nüchternen, kritischen Islamforschung an seinen Universitäten wird geschlossen. Stattdessen rüstet man das akademische Gelände weiter mit Lehrstühlen für Religionspädagogik und Gender-Gemütlichkeit auf, als wäre die Hochschule ein riesiger Streichelzoo für verletzte Gefühle. Die Frankfurter Goethe-Uni, vormals ein Hort kritischer Reflexion, verabschiedet sich damit endgültig von der Idee, auch unbequeme Wahrheiten auszuhalten. Man könnte fast meinen, der Islamismus habe keine bessere PR-Abteilung gebraucht als den deutschen Universitätsbetrieb.

Wo früher Schröters Zentrum nüchtern beschrieb, dass Islamismus Sprengstoff birgt, dass Terrorismus nicht aus meteorologischen Launen, sondern aus Ideologien entsteht, wird nun lieber „inklusiv“ überlegt, wie man gemeinsam im Seminarraum einen „Safe Space“ schaffen kann. Safe Space! Ja, für wen eigentlich? Für jene, die Frauenrechte als westliche Dekadenz denunzieren, oder für jene, die sich beim Anblick einer kritischen Fußnote schon in ihrer Existenz angegriffen fühlen?

Die Kunst der bequemen Blindheit

Es ist die alte deutsche Paradedisziplin: Was nicht ins Weltbild passt, wird nicht untersucht, sondern zugekleistert. Früher machte man das mit Akten, die in Schränken verschwanden. Heute mit Diskursen, die in Schubladen „islamophob“, „rechts“ oder „rassistisch“ gestopft werden. Man kann sich bildlich vorstellen, wie die Fakultätsräte der Goethe-Uni zusammensaßen, Latte Macchiato in der Hand, und seufzend erklärten: „Ach, Frau Schröter, immer diese Konferenzen über Antisemitismus und Terrorismus. Muss das sein? Das gibt so schlechte Laune.“

Natürlich muss es nicht sein. Schließlich leben wir in einem Land, in dem schon das Wort „Problem“ als problematisch gilt. Lieber erklärt man die Radikalisierung zum Werk der Gesellschaft: Das Kopftuch als Ausdruck weiblicher Selbstermächtigung, die Kalaschnikow als Resultat fehlender Teilhabe, der Terroranschlag als etwas, das man „im Kontext“ sehen müsse. Kontext ist hier der akademische Zuckerguss, der jede Bitterkeit überzieht.

Von der Lust, sich selbst zu täuschen

Es wirkt fast komisch, wenn man darüber nachdenkt: Ausgerechnet in einer Zeit, in der islamistische Terrororganisationen weltweit Menschen in die Luft sprengen, Frauenrechte mit Füßen treten und sich im Nahen Osten die mörderischsten Wahnvorstellungen austoben, beschließen deutsche Universitäten, dass Kritik daran zu gefährlich sei. Gefährlich nicht für die Gesellschaft, sondern für die Karriereleiter jener, die sich mit Begriffen wie „Rassismus“ oder „Diversität“ die Sinekuren sichern.

Man hat das Gefühl, die moderne Uni sei zu einem Unternehmen geworden, dessen Hauptprodukt nicht Wissen, sondern Sedierung ist. Schröters Zentrum? Zu kantig, zu unbequem, zu realistisch. Also lieber ein Lehrstuhl für „Queere Narrative in postkolonialen Sufi-Traditionen“ oder „Genderaspekte des interreligiösen Picknicks“. Forschungsergebnisse, die niemanden erschrecken, außer vielleicht den gesunden Menschenverstand.

Das Märchen vom „Dialog“

Die deutsche Universität liebt das Wort „Dialog“. Man spricht, man tauscht sich aus, man sucht Brücken. Leider sind die Brücken, die dabei entstehen, aus Pappe und führen schnurstracks ins Wasser. Wer Islamismus kritisiert, „stört den Dialog“. Wer über die Opfer islamistischen Terrors spricht, „ist nicht sensibel genug für die Gefühle anderer“. Mitgefühl gilt nur für Täter, während Opfer meist als lästige Statistik in Fußnoten enden.

Man könnte meinen, Universitäten hätten als Auftrag, Wahrheit zu suchen, statt Märchen zu basteln. Doch nein: Wahrheit ist sperrig, Märchen sind förderfähig. Und so sitzt die islamistische Ideologie gemütlich auf dem Schoß der deutschen Wissenschaft, während jede Kritik daran wie ein unartiges Kind in die Ecke gestellt wird.

Schröter als persona non grata

Dass Susanne Schröter seit Jahren unter Polizeischutz steht, wäre eigentlich Grund genug, ihr Zentrum zu schützen. Doch im Gegenteil: Man liefert sie dem Mob aus, verweigert Rückendeckung und schließt dann die Tür hinter ihr ab. Ein Akt akademischer Reinwaschung, als könnte man Probleme dadurch beseitigen, dass man ihre Forscher entsorgt. Die Universität, dieses Bollwerk der Feigheit, erweist sich einmal mehr als Musterschülerin der Konfliktvermeidung.

Ironischerweise zeigt gerade der Umgang mit Schröter, dass ihre Forschung richtig lag: Es gibt diesen Druck, diese Einschüchterung, diese Gewaltbereitschaft. Und statt die Freiheit der Forschung zu verteidigen, beugt man sich – höflich, korrekt, voller Verständnis – und nennt das Ganze dann „Pluralität“.

Österreich lacht, Deutschland schweigt

Während unser Nachbar Österreich sich ein „Dokumentationszentrum Politischer Islam“ gönnt, mit staatlichen Mitteln und festangestellten Forschern, schließt Deutschland das letzte kritische Zentrum. Der Unterschied könnte größer kaum sein: Die Österreicher wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Die Deutschen wollen lieber vergessen, mit wem sie längst Tür an Tür leben.

Es ist fast wie ein Sketch: In Wien werden Daten gesammelt, in Frankfurt werden Aktenordner geschreddert. In Österreich forscht man, in Deutschland moralisiert man. Und am Ende rühmt man sich hierzulande, „auf der richtigen Seite der Geschichte“ zu stehen – blind, naiv und stolz auf die eigene Ignoranz.

Fazit: Die Universität als Wellness-Oase

So bleibt das bittere Fazit: Mit der Schließung des Frankfurter Forschungszentrums kapituliert die deutsche Universität endgültig vor dem Zeitgeist. Sie verwandelt sich von einem Ort der Wahrheitssuche in eine Wellness-Oase für Ideologien. Keine scharfen Klingen mehr, nur noch Wattebäusche. Keine unbequemen Fragen, nur noch akademisches Kuscheln.

Vielleicht wird man in ein paar Jahrzehnten zurückblicken und sich fragen, wie es so weit kommen konnte. Wie man glauben konnte, das Problem verschwinde, wenn man nur die Forscher verschwinden lässt. Doch bis dahin darf man sich an der deutschen Universität weiter im „Dialog“ wärmen – einem Dialog, in dem alle reden, keiner zuhört und die Realität höflich vor der Tür wartet.

Von Münzen, Scheinen und digitaler Bevormundung

Die große Bequemlichkeitslüge

Es klingt wie ein Märchen aus der PR-Abteilung der Banken: Eine bargeldlose Gesellschaft ist angeblich sauberer, sicherer, praktischer. Keine schmutzigen Münzen mehr, die durch tausend Hände wandern (und vermutlich mehr DNA-Spuren enthalten als ein Tatort), keine übervollen Geldbeutel, die einem beim Sitzen den Ischiasnerv abklemmen, kein mühsames Abzählen von Klimpergeld an der Supermarktkasse. Stattdessen: beep, und die Welt ist wieder in Ordnung.

Doch hinter dem futuristischen Beep-Beep-Paradies lauert die Wirklichkeit, die so düster ist, dass selbst George Orwell sie als „etwas übertrieben“ abgelehnt hätte. Denn während wir uns über den Wegfall der Zwei-Cent-Münze freuen, verabschieden wir uns unbemerkt von dem letzten Stück Autonomie, das wir als Konsumenten noch besitzen: der Möglichkeit, unauffällig, anonym und ohne digitale Fußfessel durch die Welt zu gehen.

Freiheit gegen Funkchip getauscht

Ein Zwanzigeuroschein ist eine kleine Revolution: Er erzählt keine Geschichten. Er verrät nicht, ob er gestern im Bioladen für Bio-Tofu oder vorgestern im Nachtclub für sündhafte Cocktails den Besitzer wechselte. Im Gegensatz zur Kreditkarte plappert er nicht wie eine sabbernde Schwiegermutter, die ungefragt intime Details preisgibt.

In der bargeldlosen Zukunft jedoch redet das Geld pausenlos. Jede Transaktion wird protokolliert, kategorisiert, archiviert. Dein Cappuccino? „Morgendliche Koffeinabhängigkeit.“ Dein Zigarettenkauf? „Gesundheitsgefährdendes Verhalten, Meldung an Krankenkasse empfohlen.“ Dein Einkauf im Erotikshop? „Interessanter Lebensstil, bitte zur Zielgruppe für neue Algorithmen hinzufügen.“ Bald schon werden die Algorithmen dich besser kennen als deine eigene Großmutter – und das ist kein Fortschritt, sondern eine verdammte Zumutung.

Die Fragilität des Digitalen

Die Bargeldgegner behaupten, digitale Systeme seien unfehlbar. Dieselben Leute, wohlgemerkt, die ihre Passwörter auf Post-its kleben oder beim Online-Banking regelmäßig von „Systemfehler 504“ begrüßt werden. Schon heute reicht ein verpatztes Update oder ein Hackerangriff, und die halbe Nation steht wie Idioten an der Tankstelle, unfähig, Benzin zu bezahlen.

Mit Bargeld passiert das nicht. Ein Fünfziger hat noch nie ein Update gebraucht. Er hat noch nie auf „Bitte warten…“ geblinkt, und er lässt sich auch nicht per Mausklick sperren. Er funktioniert bei Sonne, Regen, Blackout oder Revolution. Nur in der Waschmaschine hat er seine Schwächen.

Die Zensur des Konsums

Die wahre Perle im digitalen Käfig ist die Möglichkeit der Steuerung. Heute blockiert die Bank vielleicht nur verdächtige Transaktionen nach Nigeria. Morgen blockiert sie womöglich deine Bestellung bei McDonald’s – aus „gesundheitspolitischen Gründen“. Übermorgen verweigert dein Konto den Kauf eines Billigflugs, weil dein CO₂-Budget erschöpft ist.

Und falls du dachtest, das sei Satire: In China wird genau dieser Mechanismus bereits getestet – Social Credit Score nennt sich das. Wer zu viel raucht, zu laut protestiert oder einfach nur die falsche Meinung äußert, findet sich plötzlich ohne Zugticket, ohne Kreditkarte, ohne Hotelzimmer wieder. Und wenn Europa oder die USA etwas können, dann ist es, schlechte Ideen aus Fernost mit leichter Verspätung begeistert zu übernehmen.

Psychologie der Haptik

Es gibt noch einen Aspekt, den die Bargeldabschaffer ignorieren: das Gewicht. Geld, das man in der Hand hält, fühlt sich an. Wer einen Fünfziger aus dem Portemonnaie zieht, hat ein kurzes Zucken im Herzen: „War der Einkauf wirklich 50 Euro wert?“ – eine sehr gesunde, sehr menschliche Frage.

Die digitale Zahlung hingegen ist entmaterialisiert. Es ist wie Monopoly spielen, nur dass die Bank diesmal real ist und das Spielbrett die Welt. Jeder Klick ist so leicht wie Luft, die Schuld wächst unsichtbar, und ehe man sich versieht, ist man nicht nur pleite, sondern auch noch Premiumkunde eines Schuldnerregisters.

Satirische Zukunftsvisionen: Das Leben im Beep-Beep-Staat

Stellen wir uns also die glänzende Zukunft vor, in der Bargeld abgeschafft wurde:

  • Beim Kauf der dritten Schachtel Zigaretten am Tag ertönt aus deinem Smartphone ein schriller Jingle: „SCHANDE! SCHANDE!“, während die Zahlung verweigert wird.
  • Wer nach 22 Uhr Bier kauft, bekommt automatisch eine Push-Nachricht: „Ihr Sozialverhalten wird den zuständigen Behörden gemeldet.“
  • Ein Schokoriegel ist noch drin, der zweite nur mit ärztlichem Attest, der dritte wird automatisch in „Karottensticks“ umgebucht.
  • Dein Konto sperrt sich prophylaktisch selbst, wenn du politische Bücher bestellst, die nicht auf der staatlich empfohlenen Leseliste stehen – natürlich nur, um dich vor „gefährlicher Desinformation“ zu schützen.
  • Die Bank-App schickt dir wöchentlich einen „Moralischen Kontoauszug“: 2.500 Kalorien konsumiert, 0,3 Tonnen CO₂ verursacht, 1 fragwürdiger Pornokauf – Punktabzug für die Gesamtbilanz.

Klingt grotesk? Ja. Unmöglich? Leider nein.

Fazit: Die letzte Banknote als Freiheitsmanifest

Wer glaubt, dass Bargeld ein Relikt der Vergangenheit ist, hat nicht verstanden, dass es in Wahrheit ein Symbol für die Zukunft ist – nämlich für eine Zukunft, in der der Mensch mehr ist als eine durchsichtige Kundennummer mit Konsumprotokoll.

Die letzte Banknote, die letzte Münze – sie sind nicht nur Zahlungsmittel, sondern Freiheitsdokumente. Wenn sie verschwinden, verschwinden wir gleich mit: als anonyme Bürger, als unabhängige Individuen, als Menschen, die im Zweifel noch ein Bier, ein Buch oder ein Stück Schokolade kaufen können, ohne dass ein Algorithmus den Kopf schüttelt.

Oder, um es mit Hitchens Rasiermesser zu sagen: Alles, was ohne Nachweis behauptet wird – dass Bargeld überflüssig sei, dass digitale Systeme sicherer seien, dass Überwachung nur dem Guten diene – kann und sollte ohne Nachweis verworfen werden. Und zwar bar auf die Hand.

Über Verhältnisse, Flugzeuge und Nudeln

Das Märchen von den „Verhältnissen“

„Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse“, donnert der frisch gekrönte Kanzler Friedrich Merz von seiner Kanzel, als spräche er nicht zum deutschen Wahlvolk, sondern zu einer Horde zügellos verschuldeter Glücksspieler im Hinterzimmer einer Kneipe. Ein Satz, so hohl und gleichzeitig so schwer beladen, dass er klirrt wie eine zu voll gefüllte Porzellantasse, die gleich am Unterteller zerbricht. Denn was sind diese „Verhältnisse“? Für Merz, BlackRock-Jünger, Eigentümer eines Privatflugzeugs und lebenslanger Lobbyist des Finanzadels, bedeutet „über die Verhältnisse leben“ vermutlich: einmal im Jahr Business Class statt im Learjet fliegen. Für den Rest der Republik hingegen: beim Discounter zwischen Nudeln und Dosentomaten die No-Name-Marke greifen, weil Barilla schon Luxusware ist.

Der Satz funktioniert aber, weil er eine alte deutsche Tugend anspricht: die Selbstgeißelung. Wir sollen wieder dankbar dafür sein, dass wir überhaupt noch Kartoffeln haben. Wir sollen uns schuldig fühlen, dass wir auf der Couch Netflix einschalten, anstatt im Dunkeln bei Kerzenschein Goethes „Faust“ rezitierend die Stromrechnung zu sparen. Denn Schuld ist das Schmiermittel der deutschen Politik, und Merz hat den Kanister davon in die Hand genommen.

„Ran an die sozialen Sicherungssysteme“ – Der politische Kannibalismus

Kaum war die erste Floskel verklungen, folgte die zweite: „Wir müssen ran an die sozialen Sicherungssysteme.“ Das klingt zunächst wie eine selbstverständliche Verwaltungsaufgabe, ein bisschen Wartung am Motorblock des Sozialstaates. Doch die Metapher verrät den wahren Geist: „ran an“ klingt nicht nach Reparatur, sondern nach Raubzug. Man geht „ran an“ ein Stück Fleisch, „ran an“ die Beute, „ran an“ das Sparschwein. Merz meint: die sozialen Sicherungssysteme sind ein Buffet. Und er, der Kanzler, steht mit dem Filetiermesser bereit, während das Volk bestenfalls die Knochen abnagen darf.

Natürlich wird es nicht „die da oben“ treffen. Wer Dividenden kassiert, Boni bezieht und Aktienpakete im Schrank liegen hat, wird keine Rentenkürzung spüren, keine Arbeitslosenversicherung benötigen, kein Bürgergeld beantragen müssen. Betroffen sind die Kassiererin, der Paketfahrer, die Pflegekraft – also genau jene, die seit Jahren das Hamsterrad am Laufen halten und dabei angeblich „über ihre Verhältnisse“ leben. Man könnte es auch „Klassensatire in Echtzeit“ nennen: der Millionär erklärt dem Mindestlöhner, er müsse endlich bescheidener werden.

Merz’ Verhältnis zur Realität

Vielleicht sollte man kurz daran erinnern: Friedrich Merz ist nicht irgendein Politiker, der sich aus der Provinz hochgearbeitet hat, die Armut am eigenen Leib erfahren und sich durch Nacht- und Nebenjobs das Jurastudium erkämpft hat. Nein, dieser Mann ist das wandelnde Finanzkapital in Person. BlackRock-Vorstand, Lobbyist der globalen Geldmaschine, ein Mensch, der im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben ist – nicht nur geistig, sondern auch physisch, mit seinem Privatflugzeug.

Wenn er also von „Verhältnissen“ spricht, spricht er von seinem Verhältnis zur Wirklichkeit: ein Verhältnis, das ungefähr so eng ist wie das von Wagner-Opern zur TikTok-Generation. Er könnte genauso gut predigen: „Liebe Leute, ihr lebt alle über eure Verhältnisse, weil ihr euch den Luxus erlaubt, noch zu atmen. Atmen ist CO₂-intensiv, teuer und volkswirtschaftlich zweifelhaft. Hört gefälligst auf damit, bevor wir wieder in die schwarzen Zahlen kommen.“

Nudeln gegen den Jetstream

Während also der Kanzler über die Sicherungssysteme philosophiert, sitzt die Durchschnittsbürgerin mit einem Einkaufswagen im Discounter und rechnet im Kopf: Nudeln 79 Cent, Dosentomaten 49 Cent, Streukäse 1,29 Euro – macht 2,57 Euro, und wenn man den ganzen Monat jeden Tag Spaghetti kocht, bleibt vielleicht noch Geld übrig, um am Wochenende ein Stück Butter zu kaufen.

Im Kanzleramt hingegen wird darüber diskutiert, ob man nicht die Mehrwertsteuer auf Kaviar senken sollte, um den internationalen Standortvorteil Deutschlands zu sichern. Denn die wahren Sorgen der Republik sind ja: Wie kriegt man die Porsche-Flotte CO₂-neutral, ohne dass die Dividenden leiden? Wie sorgt man dafür, dass Privatjets weiterhin steuerlich günstiger sind als die Monatskarte für die Regionalbahn?

Ein Land spart sich kaputt

Deutschland hat ein bemerkenswertes Talent: Es kann den Gürtel enger schnallen, bis die Luft wegbleibt – und trotzdem behaupten, man müsse noch enger schnallen. Jahrzehntelang wurde uns erzählt, die Rente sei sicher, wenn wir nur ein bisschen verzichten. Jahrzehntelang hieß es, das Gesundheitssystem funktioniere, wenn wir nur die Beiträge anpassen. Jahrzehntelang wurde gesagt, die Zukunft unserer Kinder sei gesichert, wenn wir nur jetzt tapfer durchhalten. Und jetzt, mit Merz im Kanzleramt, kommt die Pointe: Nein, alles falsch. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt.

Das ist die eigentliche Tragikomödie: Man spart und verzichtet, arbeitet und buckelt, glaubt und hofft – und am Ende steht ein Millionär mit Privatjet da und erklärt, man hätte zu viel verbraucht. Es ist wie in einem absurden Theaterstück, in dem die Bettler dem König das Brot wegessen sollen.

Schluss: Von Verhältnissen und Unverhältnismäßigkeiten

Natürlich stimmt es: Wir leben über unsere Verhältnisse. Nur nicht so, wie Merz es meint. Wir leben über unsere ökologischen Verhältnisse, über die Belastbarkeit des Planeten, über die Grenzen der Solidarität mit denen, die wirklich nichts haben. Wir leisten uns Politiker, die in ihrer moralischen und sozialen Blindheit unbezahlbar teuer sind.

Vielleicht wäre es an der Zeit, einmal umzukehren und das Narrativ zu drehen: Nicht die Armen leben über ihre Verhältnisse, sondern die Reichen. Denn deren Verhältnisse sind schlicht unverhältnismäßig. Zwischen Nudeln und Privatflugzeug liegen Welten – und auf dieser Welt sitzen wir alle. Nur dass die einen am Steuer des Jets sitzen und die anderen unten im Discounter-Regal nach den letzten 49-Cent-Dosentomaten greifen.

Wenn die Freiheit sich schnäuzen geht

Ein Gesetz wie ein Hustensaftbeipackzettel

Deutschland hat eine große Begabung: Während anderswo Revolutionen, Aufstände oder wenigstens ein paar brennende Autos die Bevölkerung aufrütteln, gelingt es der Bundesrepublik regelmäßig, selbst die gravierendsten Einschnitte in die Grundrechte so zu formulieren, dass sie wirken wie die harmlose Gebrauchsanweisung eines Heizlüfters. So nun auch beim Gesetzentwurf zur Zustimmung zu den überarbeiteten Internationalen Gesundheitsvorschriften der WHO.

Da liest man in Artikel 2 mit der Gelassenheit eines Steuerbeamten beim Sonntagskaffee: Ja, ach übrigens, Grundrechte könnten eingeschränkt werden – körperliche Unversehrtheit, Bewegungsfreiheit, Briefgeheimnis. Ein kleiner Rundumschlag durch die Verfassung, so beiläufig eingestreut wie der Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen bei einem Hustensaft: Kann Schläfrigkeit, Übelkeit und leichte Auflösung der Demokratie hervorrufen.

Die Faktenchecker, die sich verrechnet haben

Noch vor wenigen Wochen hatten dieselben Stimmen, die stets wie Schutzengel der amtlichen Wahrheit auftreten, den Bürgern süß ins Ohr geflüstert: „Keine Sorge, liebe Untertanen, die WHO-Regeln sind doch nur Empfehlungen, ein freundlicher Rat wie der von Oma, man solle mehr Zwiebeln essen.“

Nun aber stellt sich heraus, dass die Bundesregierung in ihrem eigenen Entwurf offen zugibt, was angeblich gar nicht zur Debatte stand: dass man sich Rechte nehmen lassen kann, wenn die internationale Gesundheitsbehörde „Hatschi“ sagt. Korrigieren die Faktenchecker nun ihre Faktenchecks? Oder gilt hier die deutsche Spezialität, wonach nicht die Wirklichkeit, sondern die Haltung zur Wirklichkeit korrekt sein muss?

Die WHO als neue Hausärztin der Nation

Die Vorstellung ist charmant: In Berlin wird ein Gesetz geschrieben, das die Hoheit über Freiheit und Körperlichkeit quasi an die WHO weiterreicht – eine Organisation, die niemand gewählt hat, die aber sehr fleißig Empfehlungen schreibt, ähnlich wie ein Hausarzt, der statt eines Attests lieber eine ganze Enzyklopädie aushändigt.

Empfehlungen, so heißt es, seien nicht bindend. Aber in Deutschland ist das so: Wenn ein Amt etwas empfiehlt, dann ist das ungefähr so unverbindlich wie die Steuererklärung. Wer glaubt, er könne „frei entscheiden“, bekommt es bald mit einem Maßnahmenkatalog zu tun, der an Länge und Dramatik jeder IKEA-Anleitung überlegen ist.

Die Demokratie im Wellnessbereich

Man stelle sich die Szene vor: Die Verfassung sitzt entspannt im Liegestuhl, nippt an einer Apfelschorle und nickt freundlich, während eine supranationale Organisation Handtücher auf die demokratische Sonnenliege wirft. Die Regierung erklärt dazu in betulichem Ton: „Keine Sorge, alles nur Wellness. Ein bisschen Einschränkung hier, ein wenig Freizügigkeit da, das lockert die Grundrechte, macht sie geschmeidig für den Ernstfall.“

So wird Souveränität zur Aromatherapie: Man legt sie auf heiße Steine, atmet tief durch und schwitzt sie leise aus.

Opposition auf Rezept

Während SPD, Union, FDP und Grüne in geradezu musterhafter Einigkeit die internationale Gesundheitskooperation feiern, melden sich nur zwei kleine Störenfriede: die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht. Ein ungleiches Paar, vereint im Widerstand – eine Art politisches Schmalspur-Märchen, in dem Rotkäppchen und der Wolf gemeinsam gegen den Förster aufbegehren.

Brandenburg hat das Schauspiel bereits geliefert: Dort regiert das BSW mit und sagt nun trotzdem laut „Nein“. Man könnte fast meinen, in der Provinz herrscht mehr demokratisches Muskelspiel als im gesamten Bundestag.

Die Stille nach dem Niesen

Bemerkenswert ist jedoch, wie still es im Land geblieben ist. Kein Aufschrei, keine Massenproteste, nicht einmal eine anständige Schlagzeile, die den Puls hochtreibt. Stattdessen liest man von Urlaubsempfehlungen, Fußball-Transfers und der Hitzeentwicklung in südeuropäischen Freibädern.

Vielleicht liegt es daran, dass die Deutschen das Niesen zur politischen Kategorie erhoben haben: Man hört es, man zuckt, man sagt „Gesundheit“ – und geht sofort wieder zur Tagesordnung über. Dass die eigene Bewegungsfreiheit im nächsten Krisenfall auf Rezept rationiert werden könnte, interessiert weniger als die Frage, ob der Bierpreis auf dem Oktoberfest steigt.

Schlussdiagnose: Demokratie mit Beipackzettel

So stehen wir nun da, im August 2025: Ein Gesetz, das Grundrechte einschränkt, versteckt sich hinter dem freundlichen Gesicht der internationalen Gesundheitskooperation. Die Regierung nickt, die Opposition bellt, das Volk gähnt.

Man könnte meinen, die Freiheit selbst sei inzwischen eine dieser alten Hausapotheken: irgendwo hinten im Schrank, in einer zerknitterten Schachtel, längst abgelaufen, aber man hebt sie noch auf – man weiß ja nie. Und wenn dann tatsächlich eine Krise kommt, sagt die Regierung: „Bitte nehmen Sie täglich eine Einschränkung nach WHO-Vorgabe, unzerkaut, mit einem Glas lauwarmer Demokratie.“

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll

oder: Ich mach mir die Politik, widewide wie sie mir gefällt

Es gibt Orte, an denen die Wahrheit nicht stirbt, sondern prophylaktisch in Quarantäne geschickt wird. Köln zum Beispiel, diese Karnevalsmetropole, in der man sich gern eine rote Nase aufsetzt, während im Hintergrund die Demokratie langsam einen Maulkorb umgeschnallt bekommt. Denn dort haben sich CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und Volt in einem seltenen Akt parteiübergreifender Harmonie zusammengerottet – oder, um es höflicher auszudrücken, zu einem interfraktionellen Kaffeekränzchen am „Runden Tisch für Integration“ versammelt – um etwas zu unterzeichnen, das klingt, als sei es die liturgische Beichte einer postmodernen Bußgesellschaft: eine „Fairness-Vereinbarung“, die streng untersagt, Migration auch nur möglicherweise in einem negativen Kontext zu erwähnen. Das ist nicht weniger als die hygienische Selbstdesinfektion der Sprache. Man darf über Arbeitslosigkeit sprechen, über Kriminalität, über Wohnungsnot, über überforderte Schulen – nur wehe, wehe, man wagt es, zwischen diesen Themen und dem großen Migrationskomplex auch nur einen schmalen Strich zu ziehen.

Die Unterschriften-Orgie: Ein politisches Gruppenkuscheln

Man stelle sich das Bild vor: Politikerinnen und Politiker, die sonst mit Genuss übereinander herfallen wie Gladiatoren im Kolosseum, vereint wie Ministranten vor dem Altar des moralisch Einwandfreien. CDU und Linke, FDP und Grüne, Volt und SPD – plötzlich Brüder und Schwestern im Geiste, schreibend, nickend, lächelnd, als hätten sie soeben eine gemeinsame Klassenarbeit bestanden. Der eigentliche Star des Abends? Der Maulkorb, den man sich selbst so tapfer umbindet. Man wollte fair bleiben, heißt es, „nicht auf Kosten von Menschen mit Migrationshintergrund Wahlkampf machen“. Aber wer bestimmt eigentlich, was „auf Kosten“ ist? Darf man noch darauf hinweisen, dass mancher Integrationskurs eher an „Dinner for One“ als an gelingende Bildungsarbeit erinnert? Oder gilt das schon als geistige Brandstiftung?

Sprachpolizei in Zivil: Das neue Schweigekartell

Das Schöne an solchen Vereinbarungen ist ja, dass sie wie jedes gute Zensurregime zunächst als Tugend daherkommen. Man nennt es „Fairness“, als sei das politische Geschäft fortan ein Kinderspielplatz, auf dem man sich brav anstellt, bevor man die Rutsche benutzt. Dabei geht es in Wahrheit um das genaue Gegenteil: um die Ächtung jeder Frage, die möglicherweise unangenehme Antworten hervorbringen könnte. Denn wenn man die Realität nicht ändern kann, dann kann man wenigstens verbieten, über sie zu sprechen. Köln erfindet damit quasi die postpolitische Redekultur: eine Mischung aus betreutem Denken und moralischer Kaffeefahrt.

AfD als ungebetener Statist

Dass die AfD nicht eingeladen wurde, ist beinahe rührend. Man hatte wohl Angst, dass sie das Buffet leerfrisst oder die schöne Einigkeit mit der schnoddrigen Realität besudelt. Also lieber gar nicht fragen. Was bleibt, ist eine symbolische Selbstvergewisserung der „guten Parteien“, dass man zusammenhält gegen den bösen Wolf. Doch das Absurde an diesem Ritual ist: Indem man so betont, wie sehr man die AfD ausgrenzt, adelt man sie zur einzigen verbliebenen Stimme, die sich nicht freiwillig knebelt. Das ist in etwa so klug, wie wenn man im Schwimmbad allen Kindern verbietet, ins Wasser zu springen – außer dem einen Rowdy, der schon in Badehose am Beckenrand steht und kichert.

Der Tanz ums goldene Wort: Migration als Sakrament

Man merkt schnell: Es geht gar nicht um Migration an sich, sondern um Migration als sakralisierten Fetisch. Nicht das Problem, sondern die Problembenennung wird kriminalisiert. Migration ist das neue goldene Kalb: Man darf es umtanzen, darf ihm Blumen darbringen, darf Loblieder singen. Kritik jedoch gleicht Blasphemie. Der migrantische Mitbürger wird damit paradoxerweise gar nicht als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft behandelt, sondern als ein heiliger Schutzgeist, der unter einer Glasglocke aus sprachlicher Rücksichtnahme steht. Kein vernünftiger Diskurs, keine nüchterne Analyse – sondern ein rituelles Tabu.

Und der Bürger? Ach, der Bürger…

Natürlich kann man den Bürger nicht ewig für dumm verkaufen. Der Bürger hat Augen, sieht die Realität im Wohnblock, im Klassenzimmer, auf dem Amt. Der Bürger hört, was nicht gesagt werden darf, und registriert, was mit Schlagworten übertüncht wird. Und wenn man ihm das Reden verbietet, dann fängt er an zu tuscheln. Und aus Tuscheln wird Grollen, und aus Grollen wird irgendwann Wut. Wer glaubt, durch Schweigen Konflikte zu vermeiden, verwechselt das Zudecken einer Glut mit dem Löschen eines Feuers. Die deutsche Politik, und Köln im Besonderen, erprobt gerade diese fatale Verwechslung.

Finale furioso: Die neue Lust am Verbot

Das eigentliche Problem an dieser „Fairness-Vereinbarung“ ist nicht ihr Inhalt, sondern ihre Geisteshaltung. Denn was heute noch ein Maulkorb gegen negative Migrationserwähnungen ist, könnte morgen schon ein allgemeines Verbot sein, Politik polemisch zu betreiben. Und dann, eines nicht allzu fernen Tages, wird man vielleicht auch nicht mehr sagen dürfen, dass Mieten hoch, Straßen kaputt oder Politiker inkompetent sind – weil auch das ja „auf Kosten“ von irgendjemandem gehen könnte. Am Ende bleibt die „Politik widewide wie sie mir gefällt“ eine Politik ohne Widerspruch, ohne Reibung, ohne Freiheit. Ein Karneval der Scheinheiligkeit, bei dem jeder die Maske trägt, aber niemand mehr lacht.

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll

oder: Ich mach mir die Politik, widewide wie sie mir gefällt

Es gibt Orte, an denen die Wahrheit nicht stirbt, sondern prophylaktisch in Quarantäne geschickt wird. Köln zum Beispiel, diese Karnevalsmetropole, in der man sich gern eine rote Nase aufsetzt, während im Hintergrund die Demokratie langsam einen Maulkorb umgeschnallt bekommt. Denn dort haben sich CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und Volt in einem seltenen Akt parteiübergreifender Harmonie zusammengerottet – oder, um es höflicher auszudrücken, zu einem interfraktionellen Kaffeekränzchen am „Runden Tisch für Integration“ versammelt – um etwas zu unterzeichnen, das klingt, als sei es die liturgische Beichte einer postmodernen Bußgesellschaft: eine „Fairness-Vereinbarung“, die streng untersagt, Migration auch nur möglicherweise in einem negativen Kontext zu erwähnen. Das ist nicht weniger als die hygienische Selbstdesinfektion der Sprache. Man darf über Arbeitslosigkeit sprechen, über Kriminalität, über Wohnungsnot, über überforderte Schulen – nur wehe, wehe, man wagt es, zwischen diesen Themen und dem großen Migrationskomplex auch nur einen schmalen Strich zu ziehen.

Die Unterschriften-Orgie: Ein politisches Gruppenkuscheln

Man stelle sich das Bild vor: Politikerinnen und Politiker, die sonst mit Genuss übereinander herfallen wie Gladiatoren im Kolosseum, vereint wie Ministranten vor dem Altar des moralisch Einwandfreien. CDU und Linke, FDP und Grüne, Volt und SPD – plötzlich Brüder und Schwestern im Geiste, schreibend, nickend, lächelnd, als hätten sie soeben eine gemeinsame Klassenarbeit bestanden. Der eigentliche Star des Abends? Der Maulkorb, den man sich selbst so tapfer umbindet. Man wollte fair bleiben, heißt es, „nicht auf Kosten von Menschen mit Migrationshintergrund Wahlkampf machen“. Aber wer bestimmt eigentlich, was „auf Kosten“ ist? Darf man noch darauf hinweisen, dass mancher Integrationskurs eher an „Dinner for One“ als an gelingende Bildungsarbeit erinnert? Oder gilt das schon als geistige Brandstiftung?

Sprachpolizei in Zivil: Das neue Schweigekartell

Das Schöne an solchen Vereinbarungen ist ja, dass sie wie jedes gute Zensurregime zunächst als Tugend daherkommen. Man nennt es „Fairness“, als sei das politische Geschäft fortan ein Kinderspielplatz, auf dem man sich brav anstellt, bevor man die Rutsche benutzt. Dabei geht es in Wahrheit um das genaue Gegenteil: um die Ächtung jeder Frage, die möglicherweise unangenehme Antworten hervorbringen könnte. Denn wenn man die Realität nicht ändern kann, dann kann man wenigstens verbieten, über sie zu sprechen. Köln erfindet damit quasi die postpolitische Redekultur: eine Mischung aus betreutem Denken und moralischer Kaffeefahrt.

AfD als ungebetener Statist

Dass die AfD nicht eingeladen wurde, ist beinahe rührend. Man hatte wohl Angst, dass sie das Buffet leerfrisst oder die schöne Einigkeit mit der schnoddrigen Realität besudelt. Also lieber gar nicht fragen. Was bleibt, ist eine symbolische Selbstvergewisserung der „guten Parteien“, dass man zusammenhält gegen den bösen Wolf. Doch das Absurde an diesem Ritual ist: Indem man so betont, wie sehr man die AfD ausgrenzt, adelt man sie zur einzigen verbliebenen Stimme, die sich nicht freiwillig knebelt. Das ist in etwa so klug, wie wenn man im Schwimmbad allen Kindern verbietet, ins Wasser zu springen – außer dem einen Rowdy, der schon in Badehose am Beckenrand steht und kichert.

Der Tanz ums goldene Wort: Migration als Sakrament

Man merkt schnell: Es geht gar nicht um Migration an sich, sondern um Migration als sakralisierten Fetisch. Nicht das Problem, sondern die Problembenennung wird kriminalisiert. Migration ist das neue goldene Kalb: Man darf es umtanzen, darf ihm Blumen darbringen, darf Loblieder singen. Kritik jedoch gleicht Blasphemie. Der migrantische Mitbürger wird damit paradoxerweise gar nicht als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft behandelt, sondern als ein heiliger Schutzgeist, der unter einer Glasglocke aus sprachlicher Rücksichtnahme steht. Kein vernünftiger Diskurs, keine nüchterne Analyse – sondern ein rituelles Tabu.

Und der Bürger? Ach, der Bürger…

Natürlich kann man den Bürger nicht ewig für dumm verkaufen. Der Bürger hat Augen, sieht die Realität im Wohnblock, im Klassenzimmer, auf dem Amt. Der Bürger hört, was nicht gesagt werden darf, und registriert, was mit Schlagworten übertüncht wird. Und wenn man ihm das Reden verbietet, dann fängt er an zu tuscheln. Und aus Tuscheln wird Grollen, und aus Grollen wird irgendwann Wut. Wer glaubt, durch Schweigen Konflikte zu vermeiden, verwechselt das Zudecken einer Glut mit dem Löschen eines Feuers. Die deutsche Politik, und Köln im Besonderen, erprobt gerade diese fatale Verwechslung.

Finale furioso: Die neue Lust am Verbot

Das eigentliche Problem an dieser „Fairness-Vereinbarung“ ist nicht ihr Inhalt, sondern ihre Geisteshaltung. Denn was heute noch ein Maulkorb gegen negative Migrationserwähnungen ist, könnte morgen schon ein allgemeines Verbot sein, Politik polemisch zu betreiben. Und dann, eines nicht allzu fernen Tages, wird man vielleicht auch nicht mehr sagen dürfen, dass Mieten hoch, Straßen kaputt oder Politiker inkompetent sind – weil auch das ja „auf Kosten“ von irgendjemandem gehen könnte. Am Ende bleibt die „Politik widewide wie sie mir gefällt“ eine Politik ohne Widerspruch, ohne Reibung, ohne Freiheit. Ein Karneval der Scheinheiligkeit, bei dem jeder die Maske trägt, aber niemand mehr lacht.

Die Wiener Illusion der Fürsorge

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen

Es ist eine eigenartige Sache, in Wien zu leben, wo jeder öffentliche Akt, jedes politische Statement und jeder halbwegs wohlwollende Vorschlag wie die sorgsam geformte Büste eines längst vergessenen Kaisers inszeniert wird, als würde allein schon das Wort „leistbar“ genügen, um die Realität zu ersetzen, als hätte man nur das Wort auf einer Tafel in der U-Bahn befestigt, und plötzlich sei alles gut, als könne man sich den prekären Zustand von Haushalten, die unter der Inflation ächzen, einfach wegsingen, und man darf sich nicht wundern, dass Josef Taucher, der Vorsitzende des Unterausschusses der Wiener Stadtwerke und gleichzeitig ein poetischer Verwalter der städtischen Selbstzufriedenheit, genau diesen Satz formuliert, mit jener feierlichen Stimme, die man sonst nur bei Opernaufführungen hört, und dabei verschweigt, dass 365 Euro für eine Jahreskarte der Wiener Linien vielleicht der wahre Schatz der Stadt ist, der über Generationen hinweg gepflegt wird, damit niemand merkt, dass die Reallöhne in gleichem Maß dahin schmelzen, wie der Schnee auf der Ringstraße im März, und dass die Inflation sich Jahr für Jahr wie ein ungebetener Gast ins Wohnzimmer setzt und dabei genüsslich an der Teuerung knabbert.

Instagram, 4. Februar 2025

Parkpickerl – die urbanen 12 Quadratmeter der Macht

Und dann ist da noch das Parkpickerl, 157 Euro pro Jahr, zwölf Quadratmeter Asphalt, auf denen man sein Auto, diesen letzten, kleinen Thron der Freiheit, parkt, als handele es sich um eine heilige Reliquie, während man in Wahrheit nur Zeuge einer feinen, städtischen Zeremonie ist, die suggeriert, man würde etwas geben, während man in Wirklichkeit lediglich symbolisch nimmt, ein Geschenk, das so sozial gedacht ist, dass selbst die ärmsten Steuerzahler im Geiste applaudieren müssen, weil man ihnen vormacht, sie erhielten einen Vorteil, obwohl sie in Wahrheit längst den Wert ihrer eigenen Arbeitskraft in stiller Resignation gezählt haben, und man kann sich vorstellen, wie die Stadtväter und -mütter mit leichten Lächeln in ihren Büros sitzen, den Kaffee schwenken und auf die Wiener U-Bahn-Bänder schauen, wo Menschen strömen, die ihre Jahreskarte lösen, und man spürt diese Mischung aus mildem Zynismus und politischer Großzügigkeit, die in Wien so selbstverständlich ist wie der Duft von Käsekrainern auf den Märkten, als sei alles harmonisch, nur weil niemand laut genug schreit.

Die große Geste der Unverbindlichkeit

Es ist diese eigentümliche Wiener Mischung aus Fürsorge und Dekoration, aus politischen Gesten, die eher als Theaterkulisse dienen, als als wirklich wirksames Werkzeug, und man könnte fast sagen, dass hier eine Mauer errichtet wurde, nicht aus Beton, nicht aus Stacheldraht, sondern aus Symbolik, aus kleinen Preiserhöhungen, die ausbleiben, aus Subventionen, die man großzügig nennt, während man gleichzeitig die wahren Belastungen stillschweigend durchschiebt, und die Bürgerinnen und Bürger dieses Stadtkunstwerks, die zwischen Jahreskarte und Parkpickerl hin- und herpendeln, ahnen nicht, dass diese Mauer längst um ihre eigenen Brieftaschen gezogen ist, dass man sie vor Illusionen schützt, die man selbst als Hoffnung verkauft, dass man ihnen den Eindruck vermittelt, alles sei unter Kontrolle, während die eigentliche Kontrolle längst in den Händen jener liegt, die lächelnd die Budgets verschieben, die Inflationszahlen kommentieren und dabei sicherstellen, dass niemand merkt, dass die Realität, die Reallöhne und die steigenden Preise, nur eine Fußnote in einem gigantischen, urbanen Theaterstück sind, das so Wienerisch, so polemisch, so bitterböse und zugleich so charmant ist, dass man am Ende applaudiert, weil man das Ende nicht mehr versteht und gleichzeitig weiß, dass niemand die Absicht hat, eine Mauer zu bauen, obwohl längst eine unsichtbare, liebevolle, teure Mauer da ist, die sich Nieman in den Kopf setzt.

Fazit: Die Mauer, die keiner wollte

Und so lebt man in Wien, zwischen poetischen Lügen und kalkulierten Gesten, zwischen der Jahreskarte, dem Parkpickerl, der Inflation, die man höflich ignoriert, und der Politik, die lächelnd behauptet, alles sei leistbar, als habe man nur Worte zu verteilen, und nicht die reale Macht über das Leben der Menschen, und am Ende bleibt das bitterste und zugleich charmanteste Detail: Nieman hat die Absicht, eine Mauer zu bauen, aber alle sind längst hinter ihr, eingezäunt, freundlich betreut und mit einem leisen Lächeln von offizieller Hand geleitet, wie Schafe, die glauben, sie würden frei grasen, während die städtische Verwaltung das große, feine, augenzwinkernde Theaterstück inszeniert, in dem die Illusion von Fürsorge wichtiger ist als die tatsächliche Fürsorge selbst.

Das theoretische und praktische Versagen der Linken in Bezug auf den Antisemitismus

Die selbstvergessene Moral im labyrinthischen Spiegel

Es ist ein höchst eigentümlicher, fast schon kafkaesk anmutender Anblick, der sich dem unbefangenen Beobachter eröffnet, wenn man die Linke, jene glorreich selbstüberzeugte Allianz der moralischen Wachsamkeit, betrachtet, die, in allen Tonlagen und Registerzügen ihres rhetorischen Apparates, von den Universitäten, den NGOs, den virtuellen Kommentarspalten und den Straßendemonstrationen bis hin zu den stillen Salons der Intellektuellen reicht, wo man sich, die Zigarette lässig zwischen den Fingern balancierend, in verzweifeltem Pathos über Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und die allgemeine Katastrophe der Menschheit äußert, und doch, während dieser moralische Kanon in epischer Breite entfaltet wird, eine paradoxe, fast tragikomische Blindheit zu Tage tritt, die besonders dann augenfällig wird, wenn es um Juden, ihr historisches Schicksal, ihre kulturelle und politische Selbstbehauptung und die altbekannte, doch unaufhörlich weiterwirkende Form des Hasses geht, die wir gemeinhin als Antisemitismus kennen, eine Blindheit, die sich nicht nur in der praktischen Verweigerung von Solidarität zeigt, sondern auch in einem intellektuellen Zuckerkoma der Theoriebildung, in dem die eigene moralische Brillanz zwar strahlt wie ein kristallklarer Diamant, gleichzeitig aber das Offensichtliche, das historische Gewicht, die realen Opfer und die empirische Evidenz verschluckt wie ein schwarzes Loch, das nur die eigene Selbstgerechtigkeit reflektiert, ohne dass ein Lichtstrahl der Realität es zu durchdringen vermag.

Historisches Versagen: Der lange Schatten der Inkohärenz

Wenn man nun, mit scharfem Blick, den langen Bogen der Geschichte spannt, von den frühen Schriften Marx’, in denen der ökonomische Determinismus und die brillante Analyse kapitalistischer Strukturen aufscheinen, während in den unscheinbaren Ecken seiner Briefe, zwischen den Formeln des historischen Materialismus und den theorethischen Ausführungen über Klassenkampf, die altbekannten, kulturell aufgeladenen Stereotype gegenüber Juden auftauchen, als seien sie unweigerlich im Subtext der Kritik am Kapitalismus verankert, so erkennt man ein Muster, das sich durchzieht wie ein roter Faden durch den Teppich linker Moral: eine geniale Fähigkeit zur theoretischen Schärfe auf der einen Seite, eine selektive Blindheit auf der anderen, die nicht einfach menschliche Schwäche ist, sondern fast schon systemisch, strukturell, ideologisch verankert, sodass sie sich erneut und erneut reproduziert, in der Weimarer Republik, in den Debatten über Zionismus, in den späteren, grausamen Ritualen des Stalinismus, wo außen die Flagge der Emanzipation wehte, innen aber antisemitische Verfolgungen, Schauprozesse, gesellschaftliche Diskriminierung, erkennbar und doch ignoriert, die Opfer oft genau jene, die man theoretisch am meisten zu schützen beanspruchte, und dieses Muster wiederholt sich, leicht variiert, durch die Jahrzehnte, bis in die Gegenwart, wobei die Blindheit stets von einer subtilen Mischung aus moralischem Selbstbewusstsein, ideologischem Pathos und akademischem Habitus überdeckt wird, sodass das Versagen nicht einmal als solches empfunden wird, sondern als bloße theoretische Auseinandersetzung mit dem Problem, als ein Spiel mit Ideen, die im praktischen Leben keinerlei Konsequenzen zeigen, und doch feinsinnig intellektuell wirken, wenn man sie laut vorträgt, mit der gebotenen Attitüde der Empörung, der intellektuellen Erhabenheit, der unerschütterlichen moralischen Sicherheit.

Antisemitismus heute: Die Perversion der selektiven Sensibilität

Heute, im Zeitalter der Postmoderne, der digitalen Öffentlichkeit, der globalisierten moralischen Empörung, hat sich dieses Versagen in einen subtileren, aber nicht minder schädlichen Modus transformiert: Die Linke, deren moralischer Kompass sonst jedes Ungleichgewicht sofort erkennt, die jede Form von Unterdrückung, Diskriminierung oder Ungerechtigkeit im gesellschaftlichen Kosmos aufspürt, findet sich paradoxerweise unfähig, den Antisemitismus dort zu erkennen, wo er nicht auffällig, sondern intellektuell, akademisch, verkleidet als politische Analyse auftritt, wenn also Kritik an Israel, Israel als Symbol des Kolonialismus, der imperialen Macht oder der kapitalistischen Ausbeutung thematisiert wird, in einer Art pseudo-theoretischem Diskurs, der so raffiniert daherkommt, dass er die moralischen Instanzen blendet, die Empörung kanalisiert, ohne die Realität des Antisemitismus zu tangieren, sodass man theoretisch Menschenrechte verteidigt, praktisch aber jüdisches Leben delegitimiert, ohne dass dies als Widerspruch empfunden wird, und genau hierin liegt die Ironie, die Tragik, der Humor, der bitterste aller Bitterstoffe: Die Linke, in ihrem Pathos unerreichbar, erkennt nicht, dass der Hass, den sie zu bekämpfen vorgibt, in ihr eigenes Geflecht von Moral und Theorie eingeschrieben ist, und dass jede Kritik an Israel, die in stereotypische Schuldzuweisungen, Verschwörungsphantasien oder Gleichsetzungen der Existenz Israels mit kolonialer Unterdrückung abrutscht, die blinde Stelle nur vergrößert, die Inkohärenz zementiert, den Antisemitismus intellektuell verschleiert, während er in der Praxis ungehindert fortexistiert.

Theorie versus Praxis: Der unendliche Graben

Wenn man nun, im letzten Akt dieser endlosen Reflexion, die Kluft zwischen Theorie und Praxis, zwischen moralischer Selbstgewissheit und realer Blindheit analysiert, erkennt man eine Schlucht, die nicht nur tief, sondern endlos scheint, eine Schlucht, die man durch die Jahrhunderte hindurch, von Marx bis zur Gegenwart, vom Stalinismus bis zu den Postkolonial-Workshops, von den Straßenprotesten bis zu den akademischen Kongressen immer wieder überqueren möchte, doch jedes Mal, wenn man einen Fuß setzt, der eine Annäherung suggeriert, weicht der Boden zurück, verschwindet unter der theoretischen Eleganz, der rhetorischen Brillanz, der moralischen Pose, sodass man unweigerlich erkennt, dass Theorie und Praxis, Moral und Realität, in einem ewigen Tanz gefangen sind, der nur scheinbar harmonisch wirkt, tatsächlich aber eine groteske Farce darstellt, in der die Linke, die moralisch leuchtet wie ein Leuchtturm, in Wahrheit in einem Nebel wandelt, der ihre eigenen blinden Flecken, ihre selektive Wahrnehmung, ihre subtile Komplizenschaft mit der Realität des Hasses kaschiert.

Satire als letzte Rettung

Vielleicht liegt die Rettung nicht in neuen Theorien, nicht in moralischen Appellen, nicht in programmatischen Korrekturen, sondern in einer Satire, die unbarmherzig die eigenen Widersprüche entlarvt, die Ironie sichtbar macht, die Komik der moralischen Hypermoral offenlegt, die Augen öffnet für das, was man zu lange ignoriert hat: Wer Gerechtigkeit ernst meint, muss sie universell anwenden, ohne Ausnahme, ohne Ausflucht, ohne die bequeme Illusion, dass Antisemitismus eine Randnotiz im Kosmos linker Moral sei, eine Fußnote, die man theoretisch diskutieren, praktisch aber unbeachtet lassen kann, und bis dieser Moment der Selbsterkenntnis, der Epiphanie, in der Theorie und Praxis endlich aufeinander treffen, kommt, bleibt nur, mit bitterem Augenzwinkern, die ewig wiederkehrende Mischung aus Pathos, Blindheit und intellektueller Selbstüberschätzung zu beobachten – und die Ironie zu genießen, dass gerade die, die die Welt moralisch retten wollen, die älteste und am längsten existierende Form des Hasses am meisten ignorieren.

Die Queer-Klub-Metrik

Ein absurdes Barometer der Freiheit

Es gibt eine eigenartige, beinahe schon rituelle Manie unter politischen Kommentatoren, Soziologen von der leichten Sorte und Twitter-Philosophen, die darin besteht, die Qualität liberaler Demokratien nach grotesk simplifizierten, fast schon kindlich zu nennenden Indikatoren zu bemessen. So liest man in der einschlägigen Rhetorik gelegentlich, die wahre Stärke einer Gesellschaft liege nicht in ihren Institutionen, nicht in der Unabhängigkeit der Justiz, nicht in der faktischen Teilhabe aller Bürger:innen am politischen Prozess, sondern vielmehr in der Anzahl der Queer-Klubs pro Quadratkilometer. Man muss hier innehalten, um die surreale Absurdität dieses Gedankengangs voll zu erfassen: Die liberale Demokratie als Nachtleben. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als tanzende Körper in Neonlicht getaucht, deren pulsierender Herzschlag über die Existenz von Bürgerrechten entscheidet. Die Logik dahinter ist so schlicht, dass sie fast wieder brillant wirkt: Wer viel Clubkultur hat, muss schließlich tolerant sein. Wer tolerant ist, muss eine funktionierende Demokratie haben. Wer eine funktionierende Demokratie hat, kann getrost die Anzahl der Queer-Klubs zählen, um die politische Stabilität zu prognostizieren. Dass in dieser Kette der Erkenntnis das Wort „Komplexität“ wie ein missliebiger Fremdkörper wirkt, stört offenbar niemanden.

Die Fetischisierung des Sichtbaren

In Wahrheit offenbart diese skurrile Fixierung auf das Sichtbare – neonbeleuchtete Schilder, glitzernde Garderoben und die obligaten Regenbogenflaggen – vor allem eines: eine tiefe intellektuelle Bequemlichkeit. Der politische Beobachter muss nicht verstehen, wie Gesetzgebung funktioniert, wie Korruption gemildert oder Machtstrukturen ausgehebelt werden; er muss nur den Spaziergang durch die Innenstadt wagen und ein paar Instagram-taugliche Bilder der „wahren Freiheit“ machen. Es ist die Fetischisierung des Sichtbaren, die in dieser Betrachtung triumphiert: Freiheit als Konsumgut, Demokratie als Lifestyle-Accessoire. Je mehr Queer-Klubs, desto „liberaler“ die Stadt. Je weniger, desto totalitärer die Tendenz – ein lineares, hypnotisches Denken, das keinerlei Toleranz für das Unsichtbare, für die schwer messbaren Dimensionen von Rechtsstaatlichkeit, sozialer Gerechtigkeit oder Bildung hat. Man könnte fast von einer perversen Form der statistischen Voyeurismus-Kultur sprechen, in der man die pulsierenden Herzen von Menschen als Messinstrument der politischen Reife missbraucht. Und natürlich wird der humorvolle Beobachter in diesem Zusammenhang nicht müde, über die offensichtliche Ironie zu lachen: Dass gerade diejenigen, die sich selbst als besonders aufgeklärt und kritisch geriert haben, in der Praxis zur trivialen metrischen Verzerrung greifen, die jede ernsthafte politische Analyse verspottet.

Liberalismus im Spiegel der Tanzfläche

Doch es wäre unfair, diese Haltung bloß als lächerlich zu entlarven, ohne ihre poetische Qualität anzuerkennen. Denn die Vorstellung, dass Freiheit messbar sei an der Fähigkeit einer Gesellschaft, Queer-Klubs zu beherbergen, hat eine gewisse, zynische Schönheit. Sie reduziert die komplizierte, manchmal unerträglich sperrige Demokratie auf das, was sie zugleich am lebendigsten zeigt: ihre Tanzflächen. Hier zeigt sich die Metaphorik: Liberalismus als Raum der Körper, als erlaubtes Chaos, als feierliche Unordnung, die sowohl sichtbar als auch flüchtig ist. Die Queer-Klubs werden so zu einem Symbol, zu einer Allegorie für alles, was an liberalen Demokratien schillernd, laut und lebenslustig ist – und gleichzeitig zu einem Alarmsignal: Denn wo man beginnt, diese Symbole zu zählen, hat man bereits aufgehört, die Mechanismen zu verstehen, die Freiheit überhaupt ermöglichen. Der Zynismus liegt auf der Hand: Man feiert die Freiheit, während man sie quantifiziert; man applaudiert der Pluralität, während man sie in Quadratkilometern misst. Das Augenzwinkern ist unvermeidlich, denn der satirische Reflex entsteht genau aus dieser Diskrepanz.

Schlussgedanken zwischen Tanz und Statistik

Am Ende ist die Queer-Klub-Metrik mehr als nur ein groteskes Maß für politische Reife. Sie ist ein Spiegelbild unserer Neigung, das Komplexe in verdauliche, Instagram-kompatible Häppchen zu zerlegen. Sie erinnert uns daran, dass wir oft lieber die Oberfläche polieren, als uns in die Untiefen demokratischer Realität zu wagen. Und sie lädt, trotz all des Zynismus, zu einer kleinen, heimlichen Freude ein: Es gibt Orte, an denen die Freiheit sichtbar ist, pulsierend, leuchtend, unordentlich – und wenn wir sie zählen, tun wir das nicht nur, um zu messen, sondern um uns selbst daran zu erinnern, dass Demokratie manchmal einfach nur tanzt.