Zweimal „88“ ist einmal zu viel

Es war ein ganz gewöhnlicher Aprilmorgen. Die Vögel zwitscherten, der Aktienmarkt zuckte nervös, und irgendwo in einer Redaktionsstube tippte ein erfahrener Nachrichtenredakteur mit ausdrucksloser Miene die Schlagzeile: Papst gestorben – im Alter von 88 Jahren. Keine Stunde später: Klaus Schwab, der Hohepriester des Weltwirtschaftsforums, kündigt seinen Rückzug an – ebenfalls mit 88. Und das alles? Direkt nach dem 20. April. Dem historischen Symbol-Unfall, den man nicht einmal flüsternd aussprechen kann, ohne dass Google nervös mit der Augenbraue zuckt.

Zufall? Der Gott der Aufklärung lacht. Die Zahl 88 – in der rechten Esoterik-Symbolik seit jeher ein Chiffre für „Heil H.“ – taucht gleich zweimal auf, und das auch noch auf der großen Bühne der Weltpolitik und Welterlösung. Ein bisschen zu rund, ein bisschen zu mathematisch perfekt für eine Welt, die sich sonst eher an schiefen Zufällen ergötzt. Was also ist hier los? Die Vorzeichen stehen günstig für den literarischen Wahn.

Wenn die Matrix glitcht: Zahlenmystik für Fortgeschrittene

Zahlen, man muss das sagen, waren schon immer die Lieblinge der Paranoiden – und der Investoren. Sie sind kühl, präzise, scheinbar objektiv – und doch schieben sich durch sie die wildesten Spekulationen wie Erdmännchen durch ein Legobauwerk. „88“ – das klingt zunächst harmlos wie ein Seniorenclub im Mittelgebirge. Doch in der Symbolik des Kalenders, der Medien und des politischen Theaters wird sie zum performativen Totem, zur dunklen Chiffre des Unaussprechlichen.

Wenn der Papst mit 88 stirbt, sagt man: „Nun ja, gesegnetes Alter.“ Wenn Schwab mit 88 abtritt, sagt man: „Zeit wird’s.“ Aber wenn beides am selben Tag geschieht, direkt nach dem 20. April, da beginnt es leise zu rascheln in den feuchten Kellern des gesunden Menschenverstands. Die Timeline ist zu sauber, zu choreographiert, wie eine mittelgute Netflix-Miniserie, die sich für Shakespeare hält. Es riecht nach Inszenierung – oder mindestens nach einer besonders zynischen Fußnote im Protokoll der Weltregierung.

TIP:  Pabst bleibt Pabst

Apokalyptisches Eventmanagement: Vom Vatikan zur Davos-Bühne

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Der Mann, der jahrzehntelang über den Zustand der Seelen wachte, und der Mann, der jahrzehntelang über den Zustand der Weltwirtschaft meditierte, verlassen gemeinsam die Bühne – mit exakt derselben Zahl im Gepäck. Da wäre selbst ein Tarot-Kartenleger kurz sprachlos. Was wie ein Scherz beginnt, wird bei näherem Hinsehen zur Oper: ein finaler Akt des Zahlenballetts, der irgendwo zwischen Weltethos, Klimaagenda und Bunkerbau mäandert.

Und genau hier, in dieser absurden Koinzidenz, öffnet sich ein Fenster in die tiefere Psyche der Zeit: Die Welt ist zu einer Art intellektueller Jahrmarkt geworden, auf dem Symbolik verkauft wird wie Zuckerwatte – süß, klebrig und voller Luft. Und die „88“? Die hängt über dem Karussell wie eine kaputte Leuchtreklame: flackernd, unangenehm, aber man kommt trotzdem nicht dran vorbei.

Zufall oder Zitat? Die Dämmerung der Post-Ironie

Die Welt ist nicht mehr ironisch. Sie ist längst postironisch. Es gibt keine Pointe mehr, die so grotesk ist, dass sie nicht am nächsten Tag als „Push-Nachricht“ auf dem Smartphone erscheint. Und so beginnt das Spiel mit der Zahl – nicht als Verschwörung, sondern als Zitat. Als selbstreferenzielle Farce, die sich ihrer eigenen Symbolik bewusst ist, sie aber trotzdem serviert wie einen lauwarmen Business-Lunch in Davos.

„88“ ist keine Zahl mehr. Sie ist ein Meme. Sie ist eine Textstelle aus dem dunklen Evangelium der Gegenwart, das zwischen Silicon Valley und Vatikan verhandelt wird. Sie ist das neue „666“, aber mit Business Class und Networking-Buffet. Und wenn sie zweimal hintereinander auftaucht, darf man ruhig einmal die Stirn runzeln, sich einen Espresso holen und sich fragen: War das jetzt ein Zeichen? Oder nur ein sehr teures Marketingkonzept?

Fazit: Es gibt keine Zufälle. Nur Eventplaner mit zu viel Freizeit

Was lernen wir aus alledem? Dass nichts mehr zu banal ist, um nicht Teil eines größeren Narrativs zu sein. Dass der Kalender zu einem literarischen Genre geworden ist. Und dass die Welt sich nicht mehr durch Fakten erklärt, sondern durch Stimmungen, Muster und den ewigen Verdacht, dass hinter jeder Pressemitteilung ein Drehbuch steckt.

TIP:  Die großzügige Republik

Vielleicht ist also „88“ einfach nur das neue „Normal“. Vielleicht ist es auch nur die Lebensdauer für Männer, die zu viel Macht und zu wenig Schlaf hatten. Vielleicht steckt auch einfach nur ein schlecht gelaunter Gott dahinter, der Excel liebt und sich für Satiriker ein paar kleine Easter Eggs im Weltlauf ausgedacht hat.

In jedem Fall: Wenn nächstes Jahr Elon Musk mit 88 eine Mars-Kolonie eröffnet – am 21. April – dann war das definitiv kein Zufall mehr.

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