Ein totalitärer Reiseführer durch die Demokratie der Gegenwart
„Es war einmal eine Zeit, da dachte man, der Totalitarismus sei ein Relikt. Heute erkennt man: Er hat bloß ein neues Outfit, eine PR-Agentur – und WLAN.“
1. Unterdrückung der Meinungsfreiheit – Die Hofnarren sitzen heute im Gerichtssaal
Man könnte es Satire nennen – wenn es nicht so oft vor Gericht enden würde. In Polen verklagt der Staat kritische Künstler. In Ungarn werden oppositionelle Journalisten zum Schweigen gebracht. In Indien sitzt der kritische Reporter in Untersuchungshaft, in Russland sitzt er im Lager, in Saudi-Arabien sitzt er gar nicht mehr, weil man ihn in Istanbul zersägt hat. In Deutschland? Da fliegt einem schon mal der Shitstorm um die Ohren, wenn man öffentlich einen Gesundheitsminister kritisiert – während YouTube gleich prophylaktisch löscht. Willkommen im Zeitalter der Plattformzensur: Meinungsfreiheit gibt’s noch – aber bitte im Rahmen der Nutzungsbedingungen.
2. Staatliche Propaganda – Heute mit Sprechblasen in Regenbogenfarben
Früher nannte man es „Stürmer“, heute nennt man es „Kampagne für gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Der Unterschied? Design. Die Methode bleibt dieselbe: Dauerbeschallung in Endlosschleife. In Russland lobt das Fernsehen täglich Putins Friedenswillen, während Bomben fallen. In China ist alles, was Xi sagt, automatisch wahr. Und im Westen? Da verkaufen uns Nachrichtensprecher auf TikTok militärische Eskalation als moralische Pflicht. Waffenlieferungen heißen plötzlich „solidarische Unterstützung“. Zivile Kollateralschäden? Leider notwendig. Friedensdemos? Irgendwie verdächtig. Alles nur Haltung, Baby.
3. Überwachungsstaat – Wir sehen dich gern, auch beim Zähneputzen
George Orwell hätte feuchte Augen: China setzt auf Social Scoring, Gesichtserkennung und Totalkontrolle. Aber auch der Westen hat gelernt: Die NSA liest mit, Amazon hört zu, Google denkt für dich – und dein Smart-TV weiß, wie oft du Popcorn kaust. Und wenn du auf der Straße protestierst, erkennt dich die Kamera. Noch besser: Dein eigenes Smartphone verrät dich. Denn wozu braucht man eine Geheimpolizei, wenn die Bürger ihre eigene Überwachung in der Hosentasche tragen?
4. Militarisierung und Gewaltmonopol – Frieden schaffen mit mehr Drohnen
Wer Frieden will, muss rüsten – so die neue Ethik. Deutschland baut eine „kriegsentscheidende Industrie“ auf, Frankreich plant Hyperschallwaffen, und die USA… nun ja, die haben nie aufgehört. Und der Bürger? Der darf demonstrieren – solange er keine Pyrotechnik zündet. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat, und wenn der entscheidet, dass deine Meinung gefährlich ist, hilft dir kein Grundgesetz mehr, sondern höchstens ein Anwalt mit starken Nerven und schwachem WLAN.
5. Abschaffung individueller Rechte – Ein QR-Code entscheidet, wer du bist
Die Pandemie hat’s vorgemacht: Bewegungsfreiheit? Nur mit App. Versammlungsfreiheit? Bitte anmelden, registrieren, und möglichst still verhalten. Datenschutz? Im Ausnahmezustand optional. Ob Lockdown, Ausgangssperre oder Berufsverbot – alles möglich, wenn’s „dem Gemeinwohl“ dient. Und niemand hat gefragt: Was bleibt vom Individuum, wenn es nur noch als statistische Variable betrachtet wird?
6. Kontrolle der Wirtschaft – Der Staat als CEO deines Lebens
In China ist der Staat gleich CEO aller großen Unternehmen. In Europa tarnt man es geschickter: Subventionen, Notverstaatlichungen, „Systemrelevanz“. Wenn der Markt nicht spurt, wird er korrigiert – nicht durch Angebot und Nachfrage, sondern durch Erlass und Dekret. Und plötzlich entscheiden Beamte, was „nachhaltiges Wirtschaften“ bedeutet. Willkommen in der ESG-Wirtschaft, wo Moral der neue Marktmechanismus ist – aber nur, wenn sie zertifiziert ist.
7. Zentrale Kontrolle und Einparteiensystem – Vielfalt als Tarnung
Demokratie lebt vom Wettbewerb der Ideen – sofern sie in den gängigen Spektrum passen. In Russland gibt es formell mehrere Parteien – aber sie stimmen alle für Putin. In China gibt es sogar acht „Blockparteien“ – alle loyal zur KP. Und bei uns? Nun, wenn alle Parteien plötzlich denselben Krieg befürworten, dieselbe Energiepolitik propagieren und dieselbe Empörung teilen – dann wirkt das demokratische Spektrum plötzlich wie eine graue Tapete mit verschiedenen Mustern, aber demselben Kleister.
8. Ideologische Monopolisierung – Vielfalt? Ja. Aber bitte nicht im Denken.
Ob Klima, Gender, Corona oder Krieg: Wer abweicht, wird nicht debattiert, sondern diffamiert. Man darf alles sagen – aber wehe, man meint es ernst. Universitäten, Medienhäuser und NGOs sprechen im Chor. Die Ideologie ist fluide, progressiv und unantastbar. Wer fragt, ob zwei plus zwei nicht doch manchmal vier ergibt, wird gleich als „rechts“, „leugnerisch“ oder „delegitimierend“ markiert. Orwell sagt hallo.
9. Manipulation der Geschichte und Bildung – 1984 war kein Lehrbuch, sondern ein Tutorial
Die Kolonialzeit wird neu geschrieben, Statuen gestürzt, Lehrpläne ideologisch gereinigt. In Florida werden Sklaverei-Inhalte gestrichen, in Berlin ersetzt man Aufklärung durch „Perspektivwechsel“. Schüler lernen nicht mehr Geschichte, sondern Narrative. Und wer kritisch hinterfragt, ob Kolumbus wirklich schlimmer war als Stalin, bekommt einen Elternbrief.
10. Mobilisierung der Massen – Klatschen, Marschieren, Liken
Ob Black Lives Matter, Klimastreiks oder Corona-Applaus – der moderne Totalitarismus tarnt seine Mobilisierung als Graswurzelbewegung. In Wahrheit stehen PR-Agenturen, Thinktanks und Staatsgelder dahinter. Die Masse marschiert nicht mehr im Gleichschritt – sie tanzt auf TikTok. Aber der Takt kommt von oben.
11. Schaffung eines Feindbildes – Der ewige Andere
Mal ist es der Ungeimpfte, mal der Russe, mal der Kritiker mit Twitteraccount. Der Totalitarismus braucht keinen Teufel – er erschafft ihn. Medien helfen mit, Politiker füttern die Narrative, das Volk empört sich. Und alle sind sich einig: Der Feind ist schuld. Immer.
12. Rechtlosigkeit und Willkür – Der Paragraf beugt sich der Parole
In Belarus sitzen Menschen für ein weißes T-Shirt. In Hongkong für ein Lied. In Deutschland? Da reicht manchmal ein falscher Tweet, ein falsches „Like“ um Besuch vom Staatsschutz zu bekommen. Der Rechtsstaat lebt – aber er ist selektiv. Und immer häufiger ist nicht das Gesetz entscheidend, sondern dessen „kontextuelle Auslegung“.
13. Kontrolle von Religion und Kultur – Halleluja, aber bitte staatlich zertifiziert
In China werden Kirchen überwacht, Imame umerzogen. In Frankreich sind Kopftücher verdächtig, in Deutschland sind Kirchenglocken zu laut – aber Drag Story Hour in der Grundschule? Staatsförderung. Religion ja, aber nur, wenn sie sich in die staatliche Kulturagenda einfügt. Gott hat keine Lobby, aber der Kulturfonds schon.
14. Atomisierung der Gesellschaft – Jeder gegen jeden, alle fürs System
Freunde? Verdächtig. Familienbande? Belastend. Die neue Loyalität gilt der Regel, nicht dem Menschen. Während Nachbarn einander bei Verstößen melden, wie in Australien während der Lockdowns, wird sozialer Kitt durch Misstrauen ersetzt. Die Gesellschaft? Ein Cluster vereinsamter Individualisten mit Dauerverbindung zur Staatscloud.
15. Instrumentalisierung von Angst und Terror – Heute mit psychologischer Feinjustierung
Keine Sirenen mehr – aber Push-Mitteilungen. Keine Panzer auf der Straße – aber Bedrohungsszenarien im Feed. Pandemie, Krieg, Klimakatastrophe, Inflation – alles gleichzeitig. Angst macht gefügig. Angst verhindert Widerspruch. Angst ist die unsichtbare Uniform des modernen Untertanen.
16. Monopolisierung der Kommunikation – Kontrolle per Algorithmus
Twitter war mal frei, Facebook mal ein soziales Netzwerk. Heute entscheiden Algorithmen, was du siehst – und was nicht. In Russland macht das der Staat direkt. Im Westen macht es Meta, aber mit den „richtigen“ Flagellanten Partnern. Plattformen löschen nicht alles – nur das, was „unsicher“ ist. Die neue Pressefreiheit heißt: „In Übereinstimmung mit den Gemeinschaftsstandards entfernt.“
17. Opferbereitschaft – Stirb für das Klima, opfere für die Gerechtigkeit
Heize weniger, dusche kürzer, lebe ärmer – aber mit moralischer Überlegenheit. Der neue Totalitarismus fordert nicht mehr Leben – er fordert Lebensstil. Die Tugend ist Verzicht, das Ziel ein diffuses „Besseres Morgen“. Und wer fragt, ob das alles wirklich nötig ist, lebt bereits im Verdacht, nicht zu leiden – und das ist verdächtig.
18. Manipulation von Sprache und Begriffen – Das Ministerium für Wortdesign
Krieg heißt heute „militärische Sonderoperation“, Zensur ist „Plattformregulierung“, Inflation ist „Preisanpassung“. Sprache dient nicht mehr der Aufklärung, sondern der Umdeutung. Begriffe werden entkernt, neu gefüllt und dann moralisch aufgeladen. Wer die alten Bedeutungen verwendet, wird gecancelt – linguistisch und sozial.
19. Erschaffung einer neuen Realität – Das Metaversum der Macht
Die Realität ist, was regierungsnahe Experten sagen. Alles andere ist „Desinformation“. Es gibt keine objektiven Fakten mehr – nur noch zertifizierte Erzählungen. Die Wahrheit ist nicht länger ein Ziel, sondern ein Produkt. Willkommen in der Hyperrealität, in der Herodot ein Verschwörungstheoretiker wäre – und Kafka eine Gebrauchsanleitung.
Und so leben wir weiter – in der besten aller Welten. Oder wenigstens in der effizientesten. Denn Freiheit ist heute vor allem eines: eine rhetorische Ruine mit WLAN.