1914 – 1939 – 2025

Vom Déjà-vu der deutschen Weltgeschichtsübungen

Es gibt Sätze, die klingen wie frisch aus der Gruft der europäischen Katastrophengeschichte heraufgekrochen. Einer davon fiel jüngst in die Mikrofone der Republik, als Bundeskanzler Friedrich Merz – im Takt seiner eigenen Hackenschläge, halb burschikos, halb wilhelminisch– erklärte, Deutschland müsse „die stärkste konventionelle Armee des Kontinents“ haben. Man möchte lachen, wenn nicht schon die historische Pointe dreimal gespielt worden wäre: 1914, 1939 und – mit feiner Ironie der Chronologie – 2025. Drei Daten wie drei Glockenschläge, die im europäischen Gedächtnis keine Melodie ergeben, sondern Sirenengeheul.

1914 – Der erste große Betriebsunfall

Damals, als Europa noch Kaiserkrone trug und die Generäle mit Landkarten spielten wie gelangweilte Internatsschüler mit Schachfiguren, begann das Experiment „größte Armee des Kontinents“ bereits einmal. Es endete bekanntlich nicht in Stolz und Glorie, sondern in Schützengräben, Gaswolken und einer Versehrtenrente, die ganze Generationen zu Hypothekensklaven machte. Wer sich heute noch die Bilder der marschierenden Kolonnen ansieht, mit pickelhaubiger Gravität und unverrückbarer „Pflichterfüllung“ im Blick, erkennt die alte Formel: Je lauter der Befehlston, desto größer die Ahnungslosigkeit über das Kommende.

1939 – Das Comeback der Marschmusik

Doch der Mensch lernt bekanntlich nicht aus Erfahrung, sondern höchstens aus Katastrophen – und auch nur dann, wenn sie frisch sind. 25 Jahre nach dem ersten „großen Spiel“ standen die Trommeln erneut parat, diesmal orchestriert von einem Mann, dessen Bart die Ironie der Weltgeschichte in sich trug: so klein, so grotesk, und doch so tödlich. Wieder die Rede von Stärke, wieder die Verheißung nationaler Größe, wieder die militärische Selbstaufplusterung, diesmal in industrieller Perfektion. Das Resultat: Trümmerhaufen, verbrannte Erde, ein moralisches Erbe, das uns Deutschen eigentlich für mindestens tausend Jahre jeden Militärton hätte verbieten sollen. Doch siehe da – die Halbwertszeit der Einsicht ist deutlich kürzer.

2025 – Die Wiederkehr des Verdrängten

Und so stehen wir nun in der Gegenwart, in der sich die politische Sprache ein Vokabular leiht, das man längst in die Quarantänestation der Geschichte gesperrt wähnte. „Stärkste konventionelle Armee Europas“ – das klingt nach den feuchten Träumen jener Think-Tank-Strategen, die in klimatisierten Konferenzräumen Schlachten auf PowerPoint-Karten verschieben, während draußen die Rentner ihre Butterpreise vergleichen. Der Kanzler spricht, die Medien notieren, das Volk horcht – und irgendwo in Moskau, Peking oder Washington klatscht ein Generälsstiefel im Takt.

Natürlich, der Kontext ist heute ein anderer: Putin als Schreckgespenst, NATO als Dauerchor, Ukraine als Stellvertreterfront. Doch die Semantik bleibt dieselbe: Größe, Stärke, Vorrang. Wer die stärkste Armee haben will, dem genügt Verteidigung nicht – er möchte auch auf dem Pausenhof Europa das größte Lineal in der Hosentasche haben.

Der deutsche Reflex

Warum also dieser Griff in die historische Waffenkammer der Worte? Vielleicht, weil Deutschland notorisch unter Identitätsmangel leidet: Als Wirtschaftsmacht beneidet, als Militärmacht misstraut, als Fußballmacht verspottet. Was bleibt da übrig? Rüstung natürlich, die große alte Droge, die schon Bismarck süchtig machte. Und wenn Merz nun seine Hacken zusammenschlägt, dann klingt darin die ganze Sehnsucht eines Landes, das endlich wieder etwas „Stolz“ in die Pose gießen will. Dass man damit ausgerechnet die Bühne betritt, auf der Deutschland schon zweimal grandios gestolpert ist, scheint Nebensache – oder Tradition.

Zwischen Tragödie und Farce

Marx sagte einmal, Geschichte wiederhole sich erst als Tragödie, dann als Farce. Die Deutschen allerdings scheinen eine dritte Kategorie zu erfunden zu haben: die peinliche Selbstparodie. Denn was wäre lächerlicher, als ausgerechnet im Jahr 2025 – wo die größten Schlachten digital, ökonomisch oder klimatisch geschlagen werden – noch immer auf Panzerstahl und Marschmusik zu setzen? Es ist, als wolle man gegen einen Hackerangriff mit einer Pickelhaube anstürmen. Oder gegen den Klimawandel mit einer Parade der Gebirgsjäger.

Epilog: Europa erschrickt

Und ja, Europa erschrickt – nicht, weil es die deutsche Armee fürchtet, sondern weil es die deutsche Amnesie bemerkt. Man hat sich an unser Bier, unsere Autos, sogar an unseren Fußball gewöhnt. Aber an unsere Militärträume? Das ist ungefähr so vertrauensbildend wie ein Pyromane, der die Feuerwehr übernehmen will.

So bleibt am Ende nur der ironische Trost: Vielleicht will Merz ja gar keine Armee, sondern nur ein Prestigeprojekt, eine Rüstungskathedralle, die er dereinst als Denkmal hinterlassen kann. Eine Kathedrale aus Stahl, Kanonenrohren und Etatposten, in der die Deutschen wieder „stolz“ durch die Gänge marschieren dürfen – bis Europa sich fragt:

„Sag mal, kennen wir das nicht schon?“

Die Republik am Abgrund – und alle wollen schubsen

Es gehört zu den zuverlässigsten Konstanten französischer Politik, dass das Volk irgendwann kollektiv beschließt, das Land müsse stillstehen, und zwar restlos, kompromisslos, bis zur letzten Métro-Linie. Wer glaubt, Generalstreiks seien nur ein museales Relikt der 1970er, wird in Frankreich zuverlässig eines Besseren belehrt: Hier ist der Stillstand ein Hochleistungssport, und zwar einer mit olympischer Disziplin. Am 10. September soll es also wieder so weit sein: Ein Land von 67 Millionen soll kollektiv die Arme verschränken – als ob die Grande Nation sich ein verlängertes Wellness-Wochenende verordnete. Der Unterschied: Während im Spa ätherische Öle dampfen, riecht es in Paris nach Tränengas.

Das Motto diesmal: „Bloquons tout!“ – Blockieren wir alles. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen. Kein halbherziges „Vielleicht streiken wir“, kein deutsches „Warnstreik von 10 bis 11 Uhr“, sondern der große französische Rundumschlag: nichts geht mehr. Nicht arbeiten, nicht fahren, nicht kaufen – ja, nicht einmal der Fernseher darf laufen, was im Mutterland der grande culture télévisuelle einem Akt des Hochverrats gleichkommt.

Die große Koalition der Unzufriedenen

Besonders hübsch an der aktuellen Lage ist, dass sich sowohl ganz links als auch ganz rechts die seltene Gelegenheit bieten, im Gleichklang zu schimpfen. Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon, ansonsten ideologische Erzfeinde, wirken plötzlich wie ein altes Ehepaar, das nach Jahrzehnten ständiger Streitereien beschließt, sich doch wenigstens gemeinsam über die Nachbarn aufzuregen. Was verbindet sie? Natürlich der Hass auf Macron – jenes Chamäleon im Designeranzug, das mit 21 Prozent Zustimmung gerade einmal knapp über der Fehlertoleranz liegt.

Mélenchon versucht, den Protesten ein revolutionäres Sahnehäubchen aufzusetzen: Generalstreik! Ganz Frankreich soll wieder einmal den Geist von 1789 beschwören. Le Pen dagegen reibt sich die Hände: Jeder Tag, an dem Macron schwächer wirkt, ist ein Tag, an dem sie in den Élysée-Palast einziehen könnte – vorzugsweise, ohne auch nur ein Pflastersteinchen selber geworfen zu haben.

Es ist das seltene Schauspiel einer Querfront, die nicht einmal eine gemeinsame Ideologie braucht, sondern nur den gemeinsamen Gegner. Und dieser Gegner ist ein Präsident, der verzweifelt so tut, als hätte er die Zügel noch in der Hand, während das Pferd längst durchgeht.

Bayrous frommer Sparhaushalt – und der Zorn des Osterhasen

Man muss François Bayrou fast Mitleid zollen. Mit 74 Jahren hat der Premier nichts Besseres im Sinn, als den Gürtel enger zu schnallen – nur eben nicht seinen eigenen, sondern den von 67 Millionen Franzosen. Gespart werden soll an Gesundheit, Pensionen und Beamtenstellen. Das klingt technokratisch, ist aber in Frankreich politischer Selbstmord, denn hier ist der öffentliche Dienst nicht einfach ein Arbeitgeber, sondern eine Zivilreligion.

Besonders grotesk wirkt die Idee, zwei Feiertage zu streichen – Ostermontag und den 8. Mai. Der Osterhase soll also in Frührente, und der Sieg über Nazi-Deutschland wird mit einem Achselzucken aus dem Kalender radiert. Es verwundert nicht, dass 84 Prozent der Franzosen diese Idee ablehnen. Wahrscheinlich sind die restlichen 16 Prozent einfach in der Umfrage eingeschlafen.

Die Botschaft ist klar: Wer an den Feiertagen sägt, sägt am Herzen der Nation. In Deutschland könnte man vielleicht den Buß- und Bettag opfern, ohne dass es jemand merkt. In Frankreich jedoch löst schon die Idee, am Ostermontag zu arbeiten, eine Stimmung aus, als hätte man den Eiffelturm bei eBay versteigert.

Die Vertrauensfrage als Himmelfahrtskommando

Macron und Bayrou, in der Rolle des Feuerwehrmanns und Brandstifters zugleich, wollen der drohenden Volkswut mit einem taktischen Manöver begegnen: Am 8. September, zwei Tage vor dem großen Stillstand, soll Bayrou im Parlament die Vertrauensfrage stellen. Man erkennt das Kalkül: Vielleicht halten die Abgeordneten angesichts der Aussicht auf Straßenschlachten noch einmal ihre schützende Hand über die Regierung.

Doch Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn diese Rechnung aufginge. Rechts wie links haben bereits angekündigt, die Regierung im Regen stehen zu lassen. Le Pen schielt auf Neuwahlen, die Linke träumt vom Umsturz, und die Sozialisten – deren politisches Überleben schon länger an der Intensivstation hängt – wittern endlich ein Sauerstoffgerät in Reichweite.

Macron selbst steht damit vor einem Dilemma: Zieht Bayrou die Reißleine und stürzt, dann fällt unweigerlich auch der Präsident. Es wäre das klassische Beispiel einer politischen Symbiose – nur dass hier beide Partner gleichzeitig im Sumpf ertrinken.

Die Tragikomödie der Macht

Man könnte die Situation auch als brillante Satire begreifen, wenn sie nicht blutiger Ernst wäre: ein alter Premier, der Feiertage abschafft, um Geld zu sparen; ein Präsident, der sich selbst für Jupiter hält, inzwischen aber kaum noch als Pluto wahrgenommen wird; eine Rechte, die plötzlich das Volk umarmt; und eine Linke, die den Generalstreik als Netflix-Serie verkauft.

Frankreich inszeniert sich einmal mehr als Theaterstaat, in dem die große Bühne wichtiger ist als das Drehbuch. Und während die Akteure sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen, steht das Publikum – das Volk – bereit, die Vorstellung mit Böllern und Barrikaden zu garnieren.

Es ist ein Schauspiel, das nur in Frankreich möglich ist: ein Land, das mit gleicher Leidenschaft Revolutionen anzettelt und Baguettes bäckt. Am 10. September soll es stillstehen. Stillstehen? Nein – donnern, krachen, poltern. Der Stillstand wird in Frankreich niemals ein Schweigen sein, sondern stets ein ohrenbetäubender Aufschrei.

Der Mohr hat seinen Namen verloren

Ein Straßenname, ein Aufschrei, ein Weltgeist

Ach, die deutsche Öffentlichkeit! Was sie nicht alles in Rage versetzt: von falsch gesetzten Gendersternchen über den Benzinpreis bis hin zur „Entsorgung“ kolonialer Relikte. Und so kam es, dass ein paar Straßenlaternen später die Mohrenstraße in Berlin, dieser unauffällige Asphaltstreifen im Gewimmel der Hauptstadt, ein neues Schild erhielt. Man taufte sie feierlich zur Anton-Wilhelm-Amo-Straße, auf dass die Bewohnerinnen und Bewohner – und auch jene, die stets nur durchbrausen – künftig bei jeder Fahrplanauskunft an die glorreiche Stunde denken, da man den „Mohr“ offiziell zum Schweigen brachte. Dass Anton Wilhelm Amo tatsächlich eine faszinierende Gestalt der deutschen Geistesgeschichte war – Afrikaner, Philosoph, Jurist, Dozent, akademische Berühmtheit des 18. Jahrhunderts – tritt dabei beinahe in den Hintergrund. Denn in Wahrheit geht es, wie immer, nicht um Geschichte, sondern um das süße, moralisch kalorienfreie Dessert der symbolischen Politik.

Die Unendlichkeit des moralischen Fortschritts

Es ist ja keineswegs so, dass der „Mohr“ in den letzten Jahrhunderten friedlich auf dem Straßenschild vor sich hinvegetierte. Nein, er stand stets unter Generalverdacht: Wer den Namen las, hörte sogleich den dumpfen Nachhall kolonialer Verachtung, gleichsam als ob aus jedem Pflasterstein ein Peitschenhieb knallte. Dass das Wort „Mohr“ ursprünglich einmal neutral, manchmal gar ehrerbietig gebraucht wurde, ja dass Amo selbst eine Schrift mit dem Titel De iure Maurorum in Europa verfasste, in dem er über die Rechtsstellung der „Mohren“ disputierte – geschenkt! Heute liest man bekanntlich nie alte Texte, sondern nur die eigene Empörung. Der Fortschritt verlangt schließlich Opfer, und wenn es nur die Lexikographie ist.

Amo als Feigenblatt

Natürlich hätte man auch überlegen können, Anton Wilhelm Amo in deutschen Hörsälen mehr Aufmerksamkeit zu schenken – jenseits der Fußnote in einem Seminarplan. Man hätte seine Schriften übersetzen, kommentieren, debattieren können. Aber wozu? Eine Straße reicht doch völlig! Eine Straße ist schnell umbenannt, kostet überschaubar, erzeugt ein hübsches Pressefoto mit ernster Miene und Transparent, und schon kann man behaupten: „Wir haben das koloniale Erbe aufgearbeitet.“ Welch angenehmer Zufall, dass Amo außerdem dunkelhäutig war und also perfekt ins Drehbuch der moralischen Kompensation passte. Er selbst hätte wahrscheinlich mit spitzem Federkiel notiert, dass er in der Debatte um „Mauren“ wohl auch heute nur als Projektionsfläche dient.

Der Triumph des Schilderwesens

Man muss es nüchtern sehen: In Deutschland wird Geschichte bevorzugt durch Schilder reguliert. Wenn die Realität schmerzt, malt man ein neues Straßenschild, hängt eine Tafel an die Wand oder eröffnet eine Gedenkstele. Danach kann man beruhigt nach Hause gehen, die Welt ist wieder heil. Dass im selben Berlin Menschen ohne Wohnung in U-Bahnhöfen erfrieren, ist freilich ein Detail, das die Leichtigkeit des symbolischen Fortschritts stören würde. Wer will schon Sozialpolitik, wenn man auch Eitelkeitspolitik betreiben kann? Der deutsche Staat ist, was das betrifft, hochprofessionell: Er verwaltet Probleme am liebsten im Futur II. Es wird aufgearbeitet gewesen sein.

Der Mohr geht, Amo bleibt – oder auch nicht

Ironisch ist es natürlich schon, dass Amo selbst von den Deutschen kaum gekannt wird. Man könnte fast wetten, dass neun von zehn Befragten auf der Anton-Wilhelm-Amo-Straße nicht wissen, wer er war. Vielleicht halten sie ihn für einen Popstar, einen afrikanischen Fußballspieler oder einen veganen Kochbuchautor. Die Ironie steigert sich, wenn man bedenkt, dass Amo nach einem Leben voller akademischer Triumphe Deutschland enttäuscht den Rücken kehrte – angewidert von Rassismus und Ignoranz. Also ehrt man ihn jetzt, indem man sein Namensschild zwischen Asia-Imbiss und Backshop schraubt. Der Philosoph, der Europa intellektuell herausforderte, muss nun als Wegweiser dienen, wenn man zum Parkhaus will.

Fazit mit Augenrollen

Die Umbenennung der Mohrenstraße ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie man sich moralisch aufputschen kann, ohne tatsächlich Verantwortung zu übernehmen. Man tauscht ein Wort gegen ein anderes, verbucht es als Fortschritt und klopft sich gegenseitig auf die Schultern. Ob Amo dadurch tatsächlich geehrt wird? Ob er nicht vielmehr als dekoratives Alibi missbraucht wird? Ob wir nicht lieber seine Schriften ernsthaft studieren sollten, anstatt sie durch ein Straßenschild zu ersetzen? – Fragen, die man im Rausch der guten Absicht lieber verdrängt.

Doch vielleicht ist das die letzte Pointe: Der Mohr hat seine Straße verloren, Anton Wilhelm Amo hat eine gewonnen – und wir alle haben die beruhigende Gewissheit, dass wir wieder ein kleines Stück besser sind, als wir gestern waren. Bis zum nächsten Straßenschild.

Die Brüsseler Wahrheitsfabrik

– oder: Wie man Pressefreiheit totknuddelt, der EU-Staat als strenger Kindergärtner

Stellen wir uns Brüssel als übergroßen Kindergarten vor. Dort sitzen wir Bürger – sabbernd, kreidebleich und mit bunten Wachsmalstiften – und malen eifrig unsere kleinen Bilder. Doch wehe, jemand malt außerhalb der Linien! Sofort steht Tante Ursula in der Tür, wedelt mit dem Media Freedom Act und erklärt, dass dieser Strich nun wirklich „desinformativ“ sei. Zur Strafe wird das Blatt konfisziert und durch eine vorgedruckte Malvorlage ersetzt, mit zwölf goldenen Sternchen und einem Regenbogen obendrauf. Pressefreiheit heißt hier: Du darfst malen, solange du die Linien triffst. Alles andere ist „toxisch“ und landet in der pädagogischen Tonne.

EU-Zensur 2.0: Jetzt auch in kuschelig

Die alten Zensoren waren wenigstens ehrlich. Ein roter Stempel, ein beherzter Schnitt – fertig. Heute hingegen wickelt man Zensur in ein pinkes Geschenkpapier, bindet eine Schleife drum und nennt es „Schutzschild der Demokratie“. Die EU hat die perfekte Methode gefunden, Kritik zu ersticken: Man erwürgt sie im Namen der Freiheit. Ein Geniestreich! Das ist ungefähr so, als würde man dem Hund die Hundehütte abfackeln und es als Beitrag zur Brandprävention verkaufen.

Medien als Hofnarren – Subventionen als Leckerli

Die Medien, das muss man neidlos anerkennen, haben ihre Rolle im Brüsseler Zirkus verstanden. Statt wilder Gladiatoren sind sie längst zu zahmen Hofnarren degradiert, die brav ihre Späße machen dürfen – solange sie niemanden von Rang beleidigen. Für ein paar Fördermillionen aus der EU-Trickkiste setzt man sich gern die bunte Narrenkappe auf und klatscht synchron. Kritische Recherche? Viel zu riskant. Da schreibt man lieber die nächste Verlautbarung über „Resilienz gegen Hassrede“, notfalls wortgleich aus dem PDF der Kommission. Und währenddessen sitzen die eigentlichen Zensoren im Hintergrund und zählen die Klicks wie mittelalterliche Ablasshändler.

Der Bürger im Bällebad der geprüften Meinungen

Die Krönung dieses Schauspiels ist das Versprechen, „Transparenz“ zu schaffen. Der Bürger soll frei wählen dürfen – natürlich nur aus einer kuratierten Auswahl genehmigter Meinungen. Das ist wie ein All-inclusive-Urlaub im Ferienresort: Du darfst dich am Buffet satt essen, aber der Koch entscheidet, ob heute Schwein, Rind oder Tofu auf den Teller kommt. Und wehe, du fragst nach etwas anderem – dann heißt es: „Tut uns leid, das ist gegen die Hausordnung.“ Willkommen in der schönen neuen Medienwelt: ein gigantisches Bällebad voller geprüfter Meinungsbausteine. Quietschbunt, weich, ungefährlich – und völlig steril.

Der Schutz, der keiner ist

Das Schönste am ganzen Theater bleibt der Etikettenschwindel: „Media Freedom Act“. Ein Name, so edel wie Champagner – nur dass die Flasche längst mit abgestandenem Sodawasser gefüllt ist. Freiheit heißt hier: frei sein von jeder abweichenden Meinung. Kritik gilt als Gefahr, Satire als potenzielles Risiko, und selbst Ironie muss bald wohl durch einen Brüsseler Ironie-Ausschuss genehmigt werden. Wer den falschen Witz macht, steht schneller auf der schwarzen Liste, als er „Pluralismus“ buchstabieren kann.

Finale: Die Freiheit im EU-Regal

So also sieht sie aus, die neue „Freiheit“: standardisiert, genormt, vakuumverpackt. Ein Produkt, das im Brüsseler Supermarkt der Tugenden neben „Solidarität“ und „Resilienz“ im Sonderangebot liegt. Haltbar bis 2030, kühl lagern, vor direktem Denken schützen. Echte Pressefreiheit aber ist wie roher Käse: unberechenbar, manchmal stinkig, aber nahrhaft. Sie gehört auf den Tisch, nicht in den Kühlschrank der Bürokratie.
Doch Brüssel will lieber Quark aus der Tube.

Grüner Bürgermeister erklärt Halal-Wurst zur neuen Normalität

Deutsche Eltern sollen sich fügen – Willkommen im Wurst-Kalifat

Bad Harzburg, einst Kurort für Rheumapatienten, ist nun Labor für eine neue Republik, in der die Wurst nicht mehr einfach Wurst ist, sondern ein politisches Manifest mit Darm. Bürgermeister Ralf Abrahms – Grünen-Mitglied, also qua Amtshandlung weltfremd – erklärt Halal-Wurst kurzerhand zum „Bio 2.0“. Damit jeder mitessen kann. Schön! Vielleicht führt er demnächst auch das „Rituelle Fahrradfahren“ ein: Nur wer beim Treten Allah anruft, darf in die Pedale treten. Das hat dann dieselbe Logik.

Integration heißt: Die Mehrheit trägt Kopftuch am Gaumen

Die Kita Hasenwinkel serviert jetzt nur noch Halal. Die offizielle Begründung: „Alle sollen mitessen.“ Klingt nach Inklusion, schmeckt aber nach Unterwerfung. Kinder, die bisher Butterwurst kannten, müssen sich nun an den Koran im Kühlregal gewöhnen. Integration, auf Deutsch: die Mehrheit tritt ihre Gewohnheiten ab und bedankt sich höflich. Das ist, als ob man beim Kindergeburtstag die Kerzen nicht auspustet, weil ein Gast sonst das Gefühl haben könnte, sein Schicksal würde von Dämonen bestimmt. Und alle klatschen.

Grüne Realität: Ein Paralleluniversum aus Tofu und Tugend

Abrahms erklärt mit der Gelassenheit eines Mannes, der noch nie einen Wurstaufschnitt gesehen hat, dass Halal nur ein Label sei wie „Bio“. Richtig, Herr Bürgermeister! Nur dass Bio bedeutet: „Das Schwein hatte ein glückliches Leben.“ Und Halal bedeutet: „Das Schwein hatte gar keins.“ Aber warum über Schlachtmethoden streiten, wenn man beim nächsten Elternabend eh schon mit erhobenem Zeigefinger das „Klimafreundliche Laternelaufen“ einführen muss: bitte nur mit Solarlampe, sonst Ermahnung!

Die große Halal-Verschwörung der kleinen Schritte

Das alles ist kein Einzelfall. Es ist ein Lehrstück in „kulturellem Salami-Slicing“ – Schritt für Schritt verschwindet das, was mal normal war. Heute keine Schweinewurst, morgen kein Weihnachtsbaum, übermorgen bekommt der Osterhase Burkini-Pflicht. Und wehe, jemand sagt etwas! Dann ist er ein „Rechter“, „Ewiggestriger“ oder, ganz schlimm: „kritisch“. Die Grünen verteidigen das Schächten, weil es angeblich „multikulturell“ sei. Dieselben Grünen, die beim Anblick einer Bratwurst im Freibad sofort eine CO₂-Bilanz ziehen und den Grill verbieten wollen.

Von der Blutwurst zur Blutsbruderschaft

Es geht nicht um die Wurst, es geht ums Prinzip. Heute bringen wir den Kindern bei, dass Allah beim Frühstück mit am Tisch sitzt. Morgen wundern wir uns, wenn sie fragen, ob der Nikolaus eigentlich Halal-zertifiziert ist. Integration heißt plötzlich: Die Mehrheit verlernt ihre Kultur, damit sich die Minderheit maximal wohlfühlt. So wie ein Gastgeber, der bei einer Party sein eigenes Wohnzimmer räumt, um sich selbst im Gartenstuhl niederzulassen – während die Gäste auf der Couch fernsehen.

Der deutsche Endgegner: die Leberwurst

Der Bürgermeister spielt die Elternsorgen herunter, als hätten sie über Staubflusen auf dem Linoleumboden gemeckert. Aber genau hier entscheidet sich die Frage: Wer bestimmt eigentlich noch, was normal ist? Die Mehrheit? Oder die Minderheit, die gelernt hat, dass man nur laut genug „Diskriminierung!“ schreien muss, und schon knickt die Politik ein wie ein veganer Pappstrohhalm im Cola-Becher?

Kurswechsel dringend – oder wir landen im Kalifat der Kantine

Deutschland diskutiert über Messerattacken, explodierende Kriminalität und zerfallende Innenstädte – und die Grünen beschäftigen sich mit der Frage, welche Wurst aufs Brötchen darf. Das ist, als ob man auf der Titanic darüber debattiert, ob die Rettungsboote glutenfrei sind. Und das alles im Namen der Toleranz.

Wenn wir nicht bald wieder den Mut finden, eine ganz normale Leberwurst auf den Tisch zu legen, dann werden unsere Kinder in einer Republik groß, in der es keine Bratwurst mehr gibt, nur noch „kulturell sensitive Mettbällchen“ mit EU-Siegel. Und irgendwann wird jemand fragen: „Wie hat das alles angefangen?“ – und die Antwort wird lauten: Mit einer Wurst. In Bad Harzburg.

Mit Fußnoten, Dialogen und anderen Bosheiten

Die Bilder, die Welt und die Kunst des Weglassens

Es ist die alte Geschichte: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber nur, wenn man sorgfältig alle störenden Worte vorher weglässt.¹
Kinderkörper, eingefallen, fragil – das Grauen in JPEG-Format. Und weil es so schön einfach ist, wird daraus nicht eine Geschichte, sondern die Geschichte. Wer will da schon nachfragen?

Dialog zwischen Bild und Text:

  • Das Bild: „Ich bin universell! Ich bin das Symbol für alles!“
  • Der Text: „Aber Moment, das Kind hat eine Vorerkrankung, das gehört erwähnt—“
  • Das Bild: „Pssst! Rede mir nicht rein. Du zerstörst meine Dramaturgie.“

¹ Fußnote für Zyniker: Das Gleiche gilt übrigens auch für politische Talkshows. Je kürzer die Sätze, desto größer der Applaus.

Die Heuchelei als olympische Disziplin

Medienhäuser präsentieren sich gern als letzte Bastion gegen die Flut der Desinformation. Aber wehe, jemand überprüft ihre eigenen Erzählungen – dann mutiert die Bastion zur Burg aus Zuckerwatte, die beim ersten kritischen Regenfall in sich zusammenfällt.

Dialog zwischen Reporter und Kritiker:

  • Reporter: „Wir haben nachgeforscht und festgestellt, dass…“
  • Kritiker: „Ruhe! Ihr seid ekelhaft. Ihr klingt wie Holocaust-Leugner.“
  • Reporter: „Aber Sie haben doch gar nicht meine Zahlen widerlegt?“
  • Kritiker: „Muss ich gar nicht. Moral schlägt Mathematik.“

Déjà-vu im postfaktischen Theater

Wir sind, Hand aufs Herz, nur noch Zuschauer in einer endlosen Soap.
Staffel 2020: „Die Polizei mordet systematisch.“
Staffel 2021: „Wer Schulen öffnen will, liebt den Tod.“
Staffel 2023: „Wer an Kinderhormone Fragen stellt, hasst Kinder.“
Staffel 2025: „Wer Fotos hinterfragt, hasst Wahrheit.“

Regieanweisung: Applaus vom Publikum, während der Autor leise Popcorn kaut.

Von der Kunst, ausgerechnet den Journalismus zu fürchten

CNN, Washington Post, Guardian – sie alle üben die Kunst des „Ups, wir korrigieren heimlich“. Man könnte fast Mitleid haben: wie Kinder, die beim Abschreiben in der Mathearbeit erwischt werden und behaupten, sie hätten nur „geguckt, ob der Nachbar die Aufgabe verstanden hat“.

Dialog zwischen Korrektur und Stolz:

  • Korrektur: „Sorry, das war ein Fehler. Wir haben ein altes Foto benutzt.“
  • Stolz: „Psst! Sag das leiser. Sonst merkt noch jemand, dass wir Mist gebaut haben.“
  • Korrektur: „Aber… Integrität?“
  • Stolz: „Integrität ist das, was wir anderen predigen, nicht was wir selbst üben.“

Der Spiegel im Zerrspiegel

Die eigentliche Pointe: Nicht die Fakten werden bestritten, sondern die Frechheit, dass jemand sie ausspricht. Der Skandal ist nicht das, was gesagt wird, sondern dass es gesagt wird.

Fußnote: Man nennt das im modernen Jargon „Fakten-Feindlichkeit light“ – eine Art Diät-Version des klassischen Totalitarismus. Nur ohne Uniform, dafür mit Tweet.

Epilog: Die Wahrheit als unbequemer Gast

Am Ende bleibt die Szene wie in einem absurden Theaterstück von Ionesco:

  • Die Wahrheit klopft höflich an die Tür.
  • Der Journalist öffnet und sagt: „Komm rein, aber bitte leise.“
  • Das Publikum schreit: „Raus mit ihr! Sie stört das Stück!“

Und so bleibt die Wahrheit in der Garderobe sitzen, während auf der Bühne Bilder tanzen, die mit jedem Schritt lauter lügen – aber so wunderschön choreographiert, dass das Publikum sich lieber verführen lässt.

Deutschland, das Land ohne Alternative

Wie man Demokratie rettet, indem man sie abschafft

Deutschland, Sommer 2027. Karlsruhe, feierliche Atmosphäre wie bei einer Opernpremiere. Die Richterin zieht langsam den roten Hut vom Kopf – das Publikum hält den Atem an. Dann fällt der Satz, der als „Sternstunde“ der Demokratie in die Geschichtsbücher eingehen soll: „Die AfD ist verfassungswidrig.“
Applaus! Sektkorken knallen! Die Bundesrepublik klopft sich kollektiv auf die Schulter: Wir haben die Demokratie gerettet!
Blöd nur: Zehn Millionen Wähler gucken verwirrt in die Röhre. Aber wen interessieren Wähler, wenn man endlich wieder moralisch rein ist?

Demokratie als Rausschmeißer-Show

Der Bundestag gleicht am nächsten Tag einem schlecht organisierten Flohmarkt. Polizisten führen Abgeordnete ab, die sich an Stühle ketten wie verzweifelte Liebhaber an Ex-Partner. Manche streamen ihren Rauswurf live, während sie „Diktatur!“ schreien – und die Bundesregierung nickt zufrieden: Seht her, was für Clowns – gut, dass wir die los sind!
In Moskau lacht man Tränen, in Washington reibt man sich die Hände, und selbst die New York Times kichert hämisch: Deutschland, das Land, das Meinungsfreiheit mit Hausmeistertricks verwechselt.

Razzia statt Rede

Die Bilder sind grotesk: Sturmhauben in Kreisverbänden, SEK-Beamte, die Laptops einpacken, als handle es sich um Kalaschnikows. In Kleinstadtbüros werden Aktenordner beschlagnahmt, in Rathäusern Parteischilder abgeschraubt, während ein Staatssekretär stolz erklärt: „Heute ist ein guter Tag für die Demokratie.“
Ja klar – Demokratie definiert sich neuerdings dadurch, dass man den politischen Gegner behandelt wie eine Rockergruppe. Argumente? Überflüssig. Man hat ja Handschellen.

Der Wähler – lästiges Störgeräusch

Und da wären noch diese zehn Millionen Bürger. Sie sind leider immer noch da. Man kann sie weder verbieten noch konfiszieren. Also erklärt man sie einfach zu bedauerlichen Irrtümern. Der Wählerwille? Wird aussortiert wie abgelaufene Milch: „Tut uns leid, aber ihre Stimme war leider extremistisch kontaminiert, bitte beim nächsten Mal sauberer wählen.“
Dass man damit genau das bestätigt, was diese Leute seit Jahren brüllen – nämlich, dass Demokratie hier nur Kulisse ist –, merkt man natürlich nicht. Man sonnt sich ja gerade im Glanz der eigenen moralischen Selbstgerechtigkeit.

Der Märtyrermaschinenraum

Die ehemaligen AfD-Politiker haben plötzlich das, was sie nie hatten: Bedeutung. Vorher: Hinterbänkler mit schlecht sitzenden Anzügen. Jetzt: Polit-Märtyrer mit Heldenstatus. Jeder Rauswurf ein Beweis, jeder eingefrorene Euro ein Orden. Aus Verlierern macht der Staat unfreiwillig Heilige.
Und die Ersatzorganisation? Natürlich kommt sie. Nenn sie „Bürgerunion“, „Freiheitsbund“ oder „Partei ohne Namen“. Sie wird da sein – stärker, lauter, wütender. Verboten hat man nur das Etikett, nicht das Gift.

Der Offenbarungseid des Establishments

Ein Parteiverbot ist kein Sieg, sondern ein Armutszeugnis. Es zeigt: Die politische Elite kann die Debatte nicht mehr gewinnen. Also ruft sie nach Karlsruhe, nach Roben, nach roten Hüten. Es ist der juristische Totschläger, gezogen von Leuten, die mit Worten nicht mehr treffen.
Man nennt es „wehrhafte Demokratie“. In Wahrheit ist es die Demokratie, die so schwach geworden ist, dass sie jeden Gegner als existenzielle Bedrohung empfindet – und lieber den Richter vorschickt, statt sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Deutschland, das Land der Pose

Das Parteiverbot wird als „großer Neustart“ verkauft. Tatsächlich ist es nichts anderes als ein peinlicher Taschenspielertrick. Ein Land, das zu feige ist, mit politischem Gegner auszukommen, erklärt ihn einfach für illegal. Wie ein Schachspieler, der den gegnerischen Turm vom Brett wirft und verkündet: „Der war verfassungswidrig!“

Am Ende bleibt ein Bild, das man nicht mehr loswird: ein leerer Bundestag voller Stühle ohne Besitzer, Polizisten, die Parteischilder abmontieren, und eine Richterin mit rotem Hut, die stolz verkündet, Deutschland sei jetzt wieder rein, sauber, demokratisch.
In Wahrheit hat sie nur bewiesen, dass die Republik vor allem eines ist: hysterisch, selbstverliebt, schwach.

Finale: Willkommen im Satire-Staat

Deutschland 2027: eine Demokratie, die so viel Angst vor ihren eigenen Bürgern hat, dass sie sie lieber verbietet. Eine Politik, die sich selbst applaudiert, während die Wähler draußen im Regen stehen. Ein Staat, der Freiheit predigt – und dabei gerade gezeigt hat, dass er sie nicht erträgt.

Willkommen im Satire-Staat. Eintritt frei, Wahlen gestrichen.

Halal ist das neue Lecker

Willkommen im Schlaraffenland der Rücksichtnahme

Der Westen, dieses gemütliche Sofa aus Schuldgefühlen, hat sich wieder einmal eingerichtet in seiner Lieblingspose: der permanenten Selbstverneigung. Kaum weht irgendwo ein Hauch von möglicher Kränkung, schon stürzt die Konsumgesellschaft auf die Knie und ruft: „Entschuldigung! Wir ändern sofort alles, bitte nicht böse sein!“ Dass Halal mittlerweile nicht nur eine Essensregel, sondern ein Türöffner für eine ganze Ideologie geworden ist, fällt niemandem auf. Oder schlimmer: es fällt allen auf, aber niemand wagt es auszusprechen, weil schon das bloße Fragen als Mikroaggression gilt.

Das Märchen vom harmlosen Burger

McDonald’s wirbt stolz: „Jetzt auch halal!“ Ein Akt der Diversität, heißt es. In Wahrheit nichts anderes als die freundliche Unterwerfung unter ein Regelwerk, das nicht aus der Freiheit geboren ist, sondern aus einem göttlichen Diktat. Aber wehe, man sagt das! Dann ist man sofort der Unmensch, der Kindertränen verursacht, weil der kleine Mehmet kein Chicken McNugget essen darf. Dass dabei das Prinzip kippt – nämlich dass nicht mehr die Minderheit tolerant die Mehrheit akzeptiert, sondern die Mehrheit sich rituell anpasst – fällt unter den Tisch. Hauptsache, das Marketing stimmt und der Umsatz fließt. Kalorien mit Zertifikat. Ideologie im Pappkarton.

Kindergarten ohne Schwein – Fortschritt oder Farce?

In Kindergärten werden Schweinefleischgerichte zunehmend gestrichen. Nicht, weil die Kinder sie nicht mögen – wer liebt keine Würstchen? –, sondern „aus Rücksicht“. Rücksicht auf wen? Auf Eltern, die sich weigern, dass ihre Kinder mit einem anderen Stück Fleisch auf demselben Teller konfrontiert werden. Man könnte fast meinen, Schweinefleisch sei radioaktiv, ein kulinarisches Tschernobyl. Und die Mehrheitskinder? Sie lernen von klein auf, dass ihre Normalität eine Zumutung ist. Dass ihre Kultur nichts ist, wofür man einstehen darf, sondern etwas, das man besser still und heimlich entsorgt. Willkommen in der Schule der Unterwerfung, erste Klasse: Schwein ist raus, Schuld ist drin.

Flugzeuge im Halal-Modus

Selbst Fluglinien stellen ihr Catering zunehmend auf halal um – und verkaufen es als „globalen Standard“. Klingt nach Fortschritt, ist aber schlicht Kapitulation vor dem lautesten Kunden. Die Freiheit, zwischen Pasta mit Schinken oder Hühnchen in Sahnesoße zu wählen, weicht der rituellen Einheitskost. Ironisch betrachtet: Wir sind die erste Zivilisation der Geschichte, die ihre Esskultur freiwillig aufgibt, um im Flugzeug in 10.000 Metern Höhe niemanden zu kränken, der nicht einmal neben uns sitzt.

Politik im Wohlfühlmodus

Und unsere Politiker? Sie sitzen wie immer zwischen allen Stühlen – und haben sich längst daran gewöhnt, dass man auch darauf bequem einnicken kann. Für sie ist Halal eine Goldgrube: ein Markt, ein Narrativ, ein weiterer Beweis, wie „weltoffen“ das Land sei. Wenn irgendwo eine Moschee eröffnet, schneidet der Bürgermeister das Band durch und hebt stolz hervor, wie wichtig es sei, „Zeichen zu setzen“. Kein Wort darüber, dass das Zeichen in diesem Fall nicht für Vielfalt, sondern für Separatismus steht. Aber warum ehrlich sein, wenn man sich mit ein paar Floskeln ins Abendjournal retten kann?

Die Rhetorik der freiwilligen Entmündigung

Natürlich: „Niemand zwingt uns.“ Das ist das Mantra. Niemand zwingt uns – wir machen alles ganz freiwillig. Wir geben die Bratwurst auf, wir wechseln das Catering, wir stempeln unsere Produkte, wir erziehen unsere Kinder zur Selbstverleugnung – ganz ohne Zwang! Es ist wie bei einer toxischen Beziehung: Man wirft alles über Bord, um die Liebe des anderen zu behalten, und nennt es „Partnerschaft“. In Wahrheit ist es schlicht Selbstaufgabe. Nur dass es hier nicht um eine Person geht, sondern um eine Ideologie, die uns im Kern nichts anderes zu sagen hat als: Ihr seid falsch, wir sind richtig.

Das neue Reinheitsgebot

Und so endet alles dort, wo es immer endet: beim Moralismus. Halal ist nicht nur eine Ernährungsweise, es ist eine Grenzziehung zwischen rein und unrein, gut und böse, erlaubt und verboten. Und der Westen, statt dieses Muster zu durchschauen, stürzt sich begeistert hinein. Wir lieben doch nichts mehr, als uns schlecht zu fühlen. Endlich eine neue Möglichkeit, endlich ein neuer Maßstab, an dem wir scheitern dürfen! Bald wird nicht nur das Fleisch, sondern auch das Wort halal sein müssen, sonst ist es nicht mehr konsumierbar.

Epilog im Supermarkt

Eines Tages wird man durch den Supermarkt schlendern, und alles, wirklich alles, wird ein kleines grünes Siegel tragen. Die Kinder werden fragen: „Papa, was bedeutet halal?“ Und der Vater wird verlegen lächeln und sagen: „Das bedeutet lecker.“ Und die Mutter wird hinzufügen: „Und gut. Und richtig. Und normal.“ Und niemand wird sich mehr erinnern, dass es einmal anders war – dass Essen einfach nur Essen sein durfte, ohne rituelle Unbedenklichkeitsbescheinigung.

Halal ist das neue Lecker. Aber das Lecker ist nicht mehr unseres.

Der Westen am Rande eines Bürgerkriegs?

Die Wissenschaft als Orakel – oder: Wenn Professoren zu Propheten mutieren

Es ist eine eigentümliche Ironie unserer Zeit, dass die Apokalypse nicht mehr von bärtigen Propheten mit flatterndem Gewand auf Marktplätzen verkündet wird, sondern von Männern im Anzug, die zwischen zwei PowerPoint-Folien und einer Tasse „Fair-Trade-Espresso“ nüchtern darauf hinweisen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Bürgerkrieg in Europa bei über fünfzig Prozent liege. Professor David Betz vom King’s College – man muss ihm Respekt zollen – spricht nicht in Schlagzeilen, sondern in Tabellen. Kein Trompetenstoß, kein Jeremiad, nur die kühle Statistik: Das Pulverfass ist gebaut, der Zünder liegt bereit, und alles Weitere ist eine Frage der Geduld. Man könnte beinahe meinen, die Moderne habe selbst die Katastrophe verwaltet – als säße der Untergang bereits in einer Excel-Tabelle und warte geduldig darauf, dass jemand die Zelle aktualisiert.

Fraktionalisierung: Vom Volk zum Shisha-Club

Die sogenannte „Fraktionalisierung“ klingt harmlos, beinahe nach einem mathematischen Hobby für gelangweilte Statistiker. In Wahrheit ist es die höfliche Umschreibung für das, was wir im Alltag sehen: Eine Gesellschaft, die so fragmentiert ist, dass sie eher einem Flickenteppich gleicht, bei dem die Nähte knarzen. Wo früher eine vage Vorstellung von „Wir“ existierte – man konnte sich immerhin noch gemeinsam über die Steuern, das Wetter oder den Schiedsrichter im Fußballspiel aufregen –, herrscht heute ein „Jeder für sich“. Ethnische, kulturelle, ideologische Kleinstaaterei. Der Westen ist nicht mehr die Polis, sondern ein Shisha-Club neben einer Craft-Beer-Bar, neben einer Gender-Studien-Lounge, und alle betrachten einander mit der Mischung aus Misstrauen und Arroganz, die traditionell Kriege gebiert.

Multikulturalismus: Die gute Idee, die in der Praxis in den Straßenschluchten endete

Das multikulturelle Projekt, dieses große moralische Experiment der Nachkriegszeit, hat in den Hochglanzbroschüren der 1990er Jahre blendend funktioniert. Alle Menschen, so versprach man, würden sich in einem Kaleidoskop bunter Vielfalt gegenseitig bereichern. Doch leider verhält sich die Realität ungern wie eine UNESCO-Werbekampagne. Robert Putnam hat es wissenschaftlich nachgewiesen, die Menschen spüren es alltäglich: Je vielfältiger die Nachbarschaft, desto mehr verriegeln wir die Türen, ziehen die Vorhänge zu und starren auf Netflix. Der Traum von der großen, weltoffenen Gemeinschaft wurde zum Albtraum der Parallelgesellschaften. Man predigte Integration, aber baute Ghettoisierung. Man rief nach Vielfalt, erhielt jedoch Entfremdung. Und wer das zu benennen wagt, darf sich sicher sein, als Populist, Rassist oder, noch schlimmer, als „Stammtischdenker“ verbannt zu werden.

Die Erwartungslücke: Von der Eigentumswohnung zum Hamsterrad

Die eigentliche Sprengkraft liegt aber nicht allein im kulturellen Auseinanderdriften, sondern in der ökonomischen Falle. Jahrzehntelang versprach man den Bürgern, dass es ihren Kindern besser gehen würde. Heute wissen die Kinder: Es war eine Lüge. Wer in Berlin, Paris oder London eine Wohnung kaufen will, braucht wahlweise einen Lottogewinn, wohlhabende Eltern oder einen Karriereweg als Oligarchenberater. Stattdessen: befristete Verträge, wachsende Abgaben und eine Rente, die sich bestenfalls noch für Heizkosten eignet. Politik reduziert sich zum moralischen Kabarett: Statt Lösungen gibt es Appelle. Statt Substanz: Hashtags. Kein Wunder, dass die Überzeugung wächst, Wahlen änderten nichts – außer der Friseurwahl des Kanzlers.

Die Mathematik des Untergangs

Die Politikwissenschaft hat den Bürgerkrieg längst berechnet. Vier Prozent Wahrscheinlichkeit pro Jahr – das klingt so nüchtern wie eine Versicherungspolice. Doch vier Prozent jährlich bedeuten: In fünf Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit bei knapp zwanzig Prozent, und wenn man die Dominoeffekte hinzuzählt, marschiert man schnell auf sechzig Prozent zu. Europa spielt russisches Roulette mit fünf Patronen im Revolver – und streitet gleichzeitig darüber, ob man beim Abdrücken gendergerechte Sprache verwenden sollte.

Verwaltete Demokratie: Das Schauspiel der Ohnmacht

Sheldon Wolins Begriff der „verwalteten Demokratie“ trifft das Herz des Problems: Wahlen sind heute Operettenaufführungen. Das Bühnenbild wechselt, die Kostüme auch, aber das Stück bleibt gleich. Links, rechts, Mitte – am Ende werden Schulden gemacht, Bürokratien vergrößert und internationale Konferenzen mit großen Worten abgehalten. Der Bürger merkt: Sein Kreuz auf dem Stimmzettel hat die politische Wirkung einer Glückskeks-Botschaft. Die Demokratie ist formal intakt, doch inhaltlich versteinert. Wir wählen nicht mehr Regierungen, wir wählen Animateure.

Europa am Scheideweg: Retribalisierung oder Renaissance?

Die düstere Vision lautet: „Retribalisierung“. Der Rückfall in kleine, ethnisch definierte Gruppen, die nicht mehr durch eine gemeinsame Idee des Nationalstaats verbunden sind. Jeder Clan für sich, jeder Bezirk seine eigene Ordnung, und dazwischen Polizei, die längst zum Notarzt des Sozialen degradiert wurde. Ein Szenario, das an Jugoslawien erinnert – nur diesmal nicht auf dem Balkan, sondern mitten im Herzen der EU. Doch noch ist nichts unvermeidlich. Es gäbe die Möglichkeit einer echten Erneuerung – einer Politik, die Integration nicht nur predigt, sondern fordert; die Gemeinsinn nicht belächelt, sondern belohnt; die nationale Identität nicht als Relikt der Vergangenheit behandelt, sondern als Fundament für Zukunft. Nur: Wer soll das durchsetzen? Eine politische Klasse, die seit Jahren beweist, dass sie Probleme nicht löst, sondern verwaltet wie Altakten?

Die Ironie des Untergangs

So bleibt die bittere Pointe: Ausgerechnet jene, die vor „Populismus“ warnen, schaffen durch ihr Wegsehen die Bedingungen, in denen Populismus gedeiht. Wie ein Arzt, der den Patienten mit „Es ist nur ein Schnupfen“ vertröstet, während die Lunge kollabiert. Napoleon hatte recht: Der Krieg bildet nicht den Charakter, er enthüllt ihn. Vielleicht steht Europa also nicht vor einem Bürgerkrieg, sondern vor einem großen Reality-Check: Wie viel „Zusammenhalt“ ist noch übrig, wenn die Illusionen zerfallen?

Und man fragt sich: Wenn die Wahrscheinlichkeit tatsächlich bei sechzig Prozent liegt – wo wetten wir dagegen? Oder ist das Casino längst geschlossen, weil das Personal im Schichtdienst auf der Straße demonstriert?

Am Schauplatz Antisemitismus

Prolog: Die Bühne ist bereitet

Es ist wieder einmal soweit: Noch bevor der ORF bekanntgibt, ob der nächste Song Contest in Linz, Graz oder in einem eigens dafür hergerichteten Gemeindebau-Waschsalon ausgetragen wird, schiebt sich ein anderes Spektakel in den Vordergrund. Nein, nicht die üblichen Diskussionen über die Kosten des Events, die Schlaglöcher in den Straßen oder die Frage, ob Conchita Wurst noch einmal als moralischer Leuchtturm zurückkehrt. Sondern ein Posting. Ein simples, schäbiges, in seiner Dreistigkeit fast schon kunstvolles Posting. Verfasst nicht von irgendeinem Troll mit 17 Followern und einem Profilbild, das nach fünf Minuten Photoshop schreit, sondern von einem Mitarbeiter des ORF – genauer: einem Redakteur der Sendung Am Schauplatz. Welch Ironie, dass der Schauplatz diesmal er selbst ist.

Der alte Reflex: Schuldumkehr als Volkssport

Robert Gordon also, seines Zeichens Journalist mit öffentlich-rechtlicher Dienstnummer, fand es offenbar notwendig, die Judenfrage in bester Stammtisch-Rhetorik neu zu erörtern: „Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag“ und „Man kann nicht andere bestehlen, vertreiben und umbringen und dabei unschuldig bleiben“. Man kennt diese rhetorische Figur: Die Jahrtausende der Verfolgung, Vertreibung, Pogrome und Vernichtung sind nicht etwa historische Realitäten mit blutigen Konsequenzen, sondern schlichtweg der Hinweis auf ein – nun ja – „systemisches Problem“ der Betroffenen selbst. Das ist so, als würde man einem Misshandlungsopfer zurufen: Na, wenn dich jeder prügelt, dann bist wohl du das Problem. Es ist die alte Schule der Täter-Opfer-Umkehr, nur diesmal in der geistlosen Kurzfassung für den algorithmischen Beifall der Facebook-Kommentarsektion.

Antisemitismus 2.0: Copy & Paste im Meme-Zeitalter

Die Pointe am ganzen Schauspiel: Es ist nicht einmal originell. Kein Funken von intellektueller Raffinesse, kein Zynismus von der Qualität eines Karl Kraus, nicht einmal der verlogene Esprit eines antisemitischen Demagogen alter Schule. Nein, Gordon bedient sich der abgenutzten Textbausteine, die seit Jahrzehnten auf Bierdeckeln, Telegram-Kanälen und schlecht gestalteten PowerPoint-Präsentationen kursieren. Es ist der Antisemitismus des Copy-&-Paste-Zeitalters: geistlos, billig, nach unten geklaut. Ein ideologisches Fertiggericht aus der Mikrowelle des Ressentiments. Und doch reicht es, um die größte Sendeanstalt des Landes in eine peinliche Debatte zu stürzen.

Der ORF im Spagat zwischen PR und Peinlichkeit

Nun steht der ORF da, zwischen dem Song Contest, der Glorie Europas und einem antisemitischen Posting seines eigenen Mitarbeiters. Man muss sich den Pressesprecher vorstellen: Schweißperlen auf der Stirn, während er versucht, gleichzeitig Diversität, Verantwortung, Meinungsfreiheit, interne Konsequenzen und das unvermeidliche „Wir nehmen das sehr ernst“ in einen Absatz zu pressen. Alles unter dem Zeitdruck der Twitter-Timeline. Und der Intendant? Wahrscheinlich in einer Sitzung, in der die Frage diskutiert wird, ob man Gordon suspendiert, abmahnt oder ihn einfach stillschweigend an das Wetterteam in Eisenstadt versetzt. Derweil reiben sich die Kommentatoren die Hände: der Boulevard mit kalkulierter Empörung, die Rechtsaußen mit Häme, die Linken mit moralischem Furor – und irgendwo dazwischen die große schweigende Masse, die denkt: Was hat der ORF eigentlich noch alles im Keller?

Antisemitismus als Traditionshandwerk

Dass Antisemitismus in Österreich keineswegs ausgestorben ist, wäre an sich keine Überraschung. Er gehört, so bitter es ist, zur kulturellen DNA des Landes wie der Radetzkymarsch oder die Schwarzbrennerei in den Kellern der Provinz. Was neu ist, ist die völlige Gedankenlosigkeit, mit der er mittlerweile reproduziert wird. Früher musste man noch Pamphlete drucken, rhetorische Figuren basteln, pseudowissenschaftliche Studien fälschen. Heute reicht ein unüberlegtes Posting zwischen dem dritten Kaffee und dem nächsten Schnittbericht. Der Hass ist nicht mehr elaboriert, sondern flüchtig; er ist kein Werk, sondern ein Klick. Und gerade das macht ihn so gefährlich – weil er ohne Hemmung, ohne Nachdenken, ohne Selbstkontrolle die Runde macht.

Und dann wundert man sich, dass …

Ja, Herr Gordon. Und dann wundert man sich tatsächlich. Aber nicht darüber, dass Juden nach 2000 Jahren Verfolgung immer noch Opfer sind, sondern darüber, dass im Jahr 2025 ein Journalist eines öffentlich-rechtlichen Senders noch immer nicht versteht, warum solche Sätze nicht nur falsch, sondern brandgefährlich sind. Man wundert sich, dass jemand, der beruflich angeblich recherchiert, beobachtet und analysiert, so blind für historische Fakten und so taub für ethische Verantwortung sein kann. Und man wundert sich, dass es überhaupt noch nötig ist, diese Binsenweisheit zu betonen: Antisemitismus ist kein mutiger Tabubruch, kein launiger Witz und schon gar keine legitime Meinungsäußerung. Er ist schlicht – dumm, widerwärtig und alt.

Der wahre Schauplatz

So bleibt der eigentliche Schauplatz nicht die ORF-Sendung, nicht der Song Contest, nicht einmal das Posting selbst, sondern das gesellschaftliche Echo darauf. Es ist der Spiegel, in den man gezwungen wird zu blicken: ein Land, das immer noch nicht gelernt hat, den Antisemitismus als das zu begreifen, was er ist – kein „Randphänomen“, sondern ein strukturelles Gift. Und solange er nicht als solcher benannt und geächtet wird, wird es auch weiterhin Robert Gordons geben, die meinen, mit einem Satz auf Facebook die Geschichte erklären zu können.

Doch immerhin: Für eine bitterböse Satire reicht es allemal.

Der deutsche Traum vom Platz an der Front

Bismarcks langer Schatten

Die deutsche Außenpolitik gleicht seit jeher einem unruhigen Schüler, der mal den Lehrer zu beeindrucken, mal die Klasse zu dominieren versucht, und dabei regelmäßig über seine eigenen Schnürsenkel stolpert. Bismarck, der eiserne Kanzler, verstand es immerhin noch, das Reich mit einer Mischung aus Zynismus und Kalkül in das europäische Gleichgewicht einzupassen – mit dem Bewusstsein, dass Deutschland „saturiert“ sei, wie er es nannte. Doch schon seine Nachfolger ließen sich von einer gefährlichen Sehnsucht packen: dem „Platz an der Sonne“. Und kaum war dieser Anspruch formuliert, stolperte das Kaiserreich in Kolonialabenteuer, die weniger Sonne als vielmehr Untergang bescherten. Man hätte meinen können, zwei Weltkriege später sei diese Hybris für immer kuriert. Aber offenbar ist das historische Gedächtnis eine fragile Angelegenheit, die sich zuverlässig dort verflüchtigt, wo politische Eitelkeit neue Nahrung findet.

Vom Kaiser zum Kanzlerkandidaten

So wirkt Merz’ Vorstellung, deutsche Soldaten könnten zwischen Russland und der Ukraine als Friedenswächter auftreten, wie eine groteske Neuauflage dieses alten Weltpolitikdramas: Ein Land, das doch vor allem als wirtschaftliche Mittelmacht glänzt, träumt wieder von militärischer Selbstinszenierung. Der deutsche „Platz an der Front“ – diesmal nicht in Afrika oder in China, sondern direkt am Dnipro. Man darf sich fragen, ob Merz die ironische Pointe bewusst ist: dass er in seiner Sehnsucht nach historischer Gravitas genau in jenes Muster verfällt, das Deutschland im 20. Jahrhundert zweimal ins Verderben führte. Vielleicht glaubt er, gerade diese Wiederholung könne nun endlich die ersehnte Katharsis bringen. Tragischerweise gilt aber nach wie vor: Wer mit der Geschichte Schach spielt, riskiert, dass sie einen mattsetzt.

Weltpolitik als Theater

Das Drama der deutschen Außenpolitik besteht darin, dass sie sich für ein Drama hält. Bismarck wusste noch, dass Politik ein Kunsthandwerk war, das im Verborgenen blüht, zwischen Geheimverträgen und Balanceakten. Doch die Nachgeborenen sahen darin eine Bühne. Kaiser Wilhelm II. ließ sich in Uniformen fotografieren, um Weltpolitik als Pose zu verkaufen. Friedrich Merz, mit seiner Stahlkantenbrille, versucht dasselbe auf intellektuelle Weise: kein Pickelhaube-Kaiser, sondern der moderne Manager, der glaubt, den Frieden wie einen Konzernvertrag absichern zu können. Doch das Theaterstück bleibt dasselbe: Deutschland überschätzt sich, das Publikum schaut irritiert, und die Bühne endet nicht selten in Trümmern.

Die NATO als Neuauflage der Kanonenbootpolitik

Man könnte die NATO auch als eine Art späte Variante jener Kanonenbootpolitik sehen, die einst im Kaiserreich Mode war. Nur dass diesmal die Flotte nicht in Übersee, sondern in Osteuropa ankert. Dass Russland die bloße Möglichkeit einer NATO-Präsenz in der Ukraine als existenzielle Bedrohung wahrnimmt, könnte man als Warnsignal begreifen – oder, in deutscher Tradition, als Einladung zur Eskalation. Denn nichts reizt den deutschen Drang zur Weltpolitik so sehr wie die Aussicht, sich endlich als moralischer Zuchtmeister der Geschichte profilieren zu dürfen.

Orwell im Berliner Regierungsviertel

George Orwell hat das Prinzip des ewigen Krieges als Grundlage hierarchischer Gesellschaften beschrieben. In Deutschland lässt sich das noch feiner zuspitzen: Der ewige Krieg als Mittel, jene Weltpolitikpose aufrechtzuerhalten, die man im Frieden nie durchhielte. Frieden würde Deutschland auf seine eigentliche Rolle zurückstutzen – das Land der Autos, Dichter und Exportüberschüsse. Krieg hingegen erlaubt die große Rede, das Pathos, die staatsmännische Gravitas. Kurz: Krieg ist die Bühne, die Frieden verweigert. Insofern könnte man fast zynisch sagen: Merz ist nur die logische Figur in einem alten deutschen Stück, das immer wieder gespielt wird – ein Reprisenprogramm, das nie zu Ende gehen darf.

Schluss: Die Eleganz der Verweigerung

Doch es gäbe eine Alternative – eine, die Bismarck vermutlich gefallen hätte: die bewusste Selbstbegrenzung. Keine Stiefel im Osten, keine Illusionen vom deutschen Weltordner, sondern die nüchterne Rolle des Vermittlers, des stillen Diplomaten, des verlässlichen Händlers. Ein Frieden, gesichert nicht durch deutsche Soldaten, sondern durch die kluge Einbindung neutraler Staaten, wäre nicht heroisch, aber stabil. Doch das erfordert jene Tugend, die in Deutschland seit über hundert Jahren rar geworden ist: die Eleganz der Verweigerung. Und so bleibt der Verdacht, dass Deutschland, statt Geschichte zu überwinden, erneut beginnen, sie zu imitieren – diesmal unter dem Banner des Friedens, aber mit denselben alten Illusionen im Gepäck.

Der deutsche Traum vom Platz an der Front

Bismarcks langer Schatten

Die deutsche Außenpolitik gleicht seit jeher einem unruhigen Schüler, der mal den Lehrer zu beeindrucken, mal die Klasse zu dominieren versucht, und dabei regelmäßig über seine eigenen Schnürsenkel stolpert. Bismarck, der eiserne Kanzler, verstand es immerhin noch, das Reich mit einer Mischung aus Zynismus und Kalkül in das europäische Gleichgewicht einzupassen – mit dem Bewusstsein, dass Deutschland „saturiert“ sei, wie er es nannte. Doch schon seine Nachfolger ließen sich von einer gefährlichen Sehnsucht packen: dem „Platz an der Sonne“. Und kaum war dieser Anspruch formuliert, stolperte das Kaiserreich in Kolonialabenteuer, die weniger Sonne als vielmehr Untergang bescherten. Man hätte meinen können, zwei Weltkriege später sei diese Hybris für immer kuriert. Aber offenbar ist das historische Gedächtnis eine fragile Angelegenheit, die sich zuverlässig dort verflüchtigt, wo politische Eitelkeit neue Nahrung findet.

Vom Kaiser zum Kanzlerkandidaten

So wirkt Merz’ Vorstellung, deutsche Soldaten könnten zwischen Russland und der Ukraine als Friedenswächter auftreten, wie eine groteske Neuauflage dieses alten Weltpolitikdramas: Ein Land, das doch vor allem als wirtschaftliche Mittelmacht glänzt, träumt wieder von militärischer Selbstinszenierung. Der deutsche „Platz an der Front“ – diesmal nicht in Afrika oder in China, sondern direkt am Dnipro. Man darf sich fragen, ob Merz die ironische Pointe bewusst ist: dass er in seiner Sehnsucht nach historischer Gravitas genau in jenes Muster verfällt, das Deutschland im 20. Jahrhundert zweimal ins Verderben führte. Vielleicht glaubt er, gerade diese Wiederholung könne nun endlich die ersehnte Katharsis bringen. Tragischerweise gilt aber nach wie vor: Wer mit der Geschichte Schach spielt, riskiert, dass sie einen mattsetzt.

Weltpolitik als Theater

Das Drama der deutschen Außenpolitik besteht darin, dass sie sich für ein Drama hält. Bismarck wusste noch, dass Politik ein Kunsthandwerk war, das im Verborgenen blüht, zwischen Geheimverträgen und Balanceakten. Doch die Nachgeborenen sahen darin eine Bühne. Kaiser Wilhelm II. ließ sich in Uniformen fotografieren, um Weltpolitik als Pose zu verkaufen. Friedrich Merz, mit seiner Stahlkantenbrille, versucht dasselbe auf intellektuelle Weise: kein Pickelhaube-Kaiser, sondern der moderne Manager, der glaubt, den Frieden wie einen Konzernvertrag absichern zu können. Doch das Theaterstück bleibt dasselbe: Deutschland überschätzt sich, das Publikum schaut irritiert, und die Bühne endet nicht selten in Trümmern.

Die NATO als Neuauflage der Kanonenbootpolitik

Man könnte die NATO auch als eine Art späte Variante jener Kanonenbootpolitik sehen, die einst im Kaiserreich Mode war. Nur dass diesmal die Flotte nicht in Übersee, sondern in Osteuropa ankert. Dass Russland die bloße Möglichkeit einer NATO-Präsenz in der Ukraine als existenzielle Bedrohung wahrnimmt, könnte man als Warnsignal begreifen – oder, in deutscher Tradition, als Einladung zur Eskalation. Denn nichts reizt den deutschen Drang zur Weltpolitik so sehr wie die Aussicht, sich endlich als moralischer Zuchtmeister der Geschichte profilieren zu dürfen.

Orwell im Berliner Regierungsviertel

George Orwell hat das Prinzip des ewigen Krieges als Grundlage hierarchischer Gesellschaften beschrieben. In Deutschland lässt sich das noch feiner zuspitzen: Der ewige Krieg als Mittel, jene Weltpolitikpose aufrechtzuerhalten, die man im Frieden nie durchhielte. Frieden würde Deutschland auf seine eigentliche Rolle zurückstutzen – das Land der Autos, Dichter und Exportüberschüsse. Krieg hingegen erlaubt die große Rede, das Pathos, die staatsmännische Gravitas. Kurz: Krieg ist die Bühne, die Frieden verweigert. Insofern könnte man fast zynisch sagen: Merz ist nur die logische Figur in einem alten deutschen Stück, das immer wieder gespielt wird – ein Reprisenprogramm, das nie zu Ende gehen darf.

Schluss: Die Eleganz der Verweigerung

Doch es gäbe eine Alternative – eine, die Bismarck vermutlich gefallen hätte: die bewusste Selbstbegrenzung. Keine Stiefel im Osten, keine Illusionen vom deutschen Weltordner, sondern die nüchterne Rolle des Vermittlers, des stillen Diplomaten, des verlässlichen Händlers. Ein Frieden, gesichert nicht durch deutsche Soldaten, sondern durch die kluge Einbindung neutraler Staaten, wäre nicht heroisch, aber stabil. Doch das erfordert jene Tugend, die in Deutschland seit über hundert Jahren rar geworden ist: die Eleganz der Verweigerung. Und so bleibt der Verdacht, dass Deutschland, statt Geschichte zu überwinden, erneut beginnen, sie zu imitieren – diesmal unter dem Banner des Friedens, aber mit denselben alten Illusionen im Gepäck.

Luxemburgs Elfenbeinturm

Wenn Marmor die Realität schlägt

Luxemburg, diese funkelnde Perle der Bürokratie, hat gesprochen. Der Europäische Gerichtshof, jener Tempel der Rechtsperfektion, erhebt sich über die Sorgen der sterblichen Bürger wie ein antiker Gott, der die kleine Welt der Inflation, steigender Energiepreise und Wohnungsnot mit einem spöttischen Blick bedenkt. Das Urteil lautet: Asylbewerber haben Anspruch auf eine „umfassende Versorgung“ – Unterkunft, Energie, medizinische Betreuung und Transportkosten inklusive. Es ist ein Manifest der Wohltätigkeit für Fremde, während die eigenen Bürger sich in der bitteren Realität verheddern, zwischen Supermarktrechnungen, steigenden Mieten und Gaspreisen, die jede Vorstellungskraft sprengen.

Man kann fast hören, wie in Luxemburg ein silbernes Tablett poliert wird, bereit, es den Neuankömmlingen unter die Nase zu halten, während der heimische Steuerzahler die Reste aus dem Staub aufleckt. Es ist die Komik einer Europa-Bürokratie, die glaubt, das soziale Gleichgewicht sei ein Buffet, bei dem man die Teller der eigenen Bevölkerung einfach leer stehen lassen kann. Der Elefant der Realität trampelt, der Marmor bleibt makellos.

Sozialpolitik für Fremde: Die große Ironie der Brüsseler Avantgarde

Dieses Urteil offenbart das schillernde Paradox europäischer Bürokratie: Die EU schreibt den Mitgliedstaaten eine Sozialpolitik für Nicht-Staatsbürger vor, während die eigene Bevölkerung zusehen darf, wie ihre Lebensrealität zunehmend ein Armuts-Puzzle wird. Man könnte fast applaudieren – wäre das Theater nicht so bitter. Brüssel, in der Rolle des übermotivierten Butlers, serviert die Fürsorge auf silbernen Tabletts, während die Bürger im Hinterzimmer darben.

Es ist die Triumph-Inszenierung der juristischen Elite: makellos, korrekt, und doch grotesk entfremdet von den Sorgen der Menschen, deren Alltag längst auf Kante genäht ist. Ein Szenario, das einem schwarzen Komödienroman würdig wäre: Die EU – eine Entität, die das Recht perfektioniert, aber die Realität ignoriert; die Bürger – Statisten, die zwischen Rechnungen und Warteschlangen ihr Dasein fristen.

Anreiz, Rückführung und das groteske Theater der Migration

Man muss sich das einmal bildlich vorstellen: Ein Urteil wie dieses ist nichts anderes als ein offenes Tor, das Einladungen an alle Fremden Europas verschickt, während die nationale Souveränität wie ein Luftballon langsam entweicht. Die Schleusen sind offen, die Rückführungsoffensive bleibt ein ungespieltes Theaterstück, und die Reduktion von Geld- und Sachleistungen für Asylbewerber – ein Gedanke, der wie ein Gespenst durch die Flure der Brüsseler Institutionen geistert.

Es ist die bitterste aller Farcen: Die Migrationspolitik versagt, das Chaos steigt, und die Leidtragenden sind wieder einmal die heimischen Bürger. Während man in Luxemburg feinsäuberlich Paragraphen zitiert, zahlen die Menschen draußen in der Wirklichkeit den Preis – ein Preis, den kein Urteil mindern wird, weil es von einer Welt geschrieben wurde, die Luxus, Theorie und Juristerei über Lebenswirklichkeit stellt.

Fazit: Das Marmorurteil und die politische Komik der Abgehobenheit

Dieses Urteil ist ein Meisterwerk der juristischen Brillanz – und gleichzeitig ein Denkmal der Realitätsverweigerung. Europa sorgt für die Fremden, und der Bürger bleibt zurück, zwischen steigenden Preisen, knapper Energie und der unendlichen Wiederholung von Appellen an Solidarität, die immer hohler klingen.

Der EuGH, so brillant wie abgehoben, hat es geschafft, aus einem simplen Rechtsstreit eine Oper der Ironie zu machen. Der Alltag der Bürger wird übertönt vom Fortissimo der Bürokratie. Und dennoch: Man muss zugeben, der Sarkasmus sitzt perfekt, die groteske Inszenierung gelungen. Es bleibt nur zu hoffen, dass eines Tages die Realität die Bühne betritt, bevor das nächste Urteil aus Luxemburg erneut das Buffet der Fürsorge eröffnet, während die einheimische Bevölkerung draußen im Regen steht – und applaudiert, weil man ja schließlich höflich sein muss.

Die Entrüstungs-Diktatur der christlich geprägten Sensation

Man stelle sich das einmal bildlich vor: Ein katholischer Pfarrer, der – sagen wir – eine Goldmünze aus dem Klingelbeutel entwendet oder vielleicht ein bisschen zu großzügig mit der Kollekte jongliert, und plötzlich mutiert die westliche Presselandschaft zu einer Art moralischem Atomkraftwerk, das seine Reaktoren der Entrüstung auf volle Kapazität hochfährt. Sondersendungen schießen wie Raketen aus den Studios, Talkshow-Gastgeber verwandeln sich in inquisitorische Hochrichter, Experten publizieren fatale Gutachten über systemischen Missbrauch, und die Bevölkerung – dieses hochgradig sensibilisierte Wesen – stürzt sich mit der fanatischen Begeisterung eines Bienenstocks auf jede winzige moralische Unregelmäßigkeit. Jede Geste, jeder Blick, jede Predigerhand wird unter die Lupe genommen, bis selbst das Flattern einer Kirchenmaus als Indiz für ein Versagen der Menschheit gilt.

Und dann – nur dann – tritt die Realität auf, wie ein ungebetener Clown auf einem Gala-Dinner, und zeigt uns, dass all diese moralische Hysterie nichts weiter als ein grotesker Zirkus ist: Eine türkische Staatsmoschee in Wien, deren Imame Spendengelder, gesammelt für Gebete, Pilgerfahrten und würdige Beerdigungen, über Jahre hinweg auf Escort-Damen, Orgien und – man muss es tatsächlich buchstabieren – „Entspannung für Prüfer“ verschleudern, und die Welt? Schweigt. Schweigt so tief, so konsequent, dass man glauben könnte, Schweigen sei das neue Gebot Gottes selbst, und wir hätten uns kollektiv dafür entschieden, es zu verehren.

Toleranz™ – Die Kunst des moralischen Blindfluges

Versuchen Sie sich nun, mit minimalem Gehirnschmalz, Folgendes vorzustellen: dieselbe Sause in einer christlichen Kirche. Fünf Jahre, und schon nach wenigen Wochen würde die öffentliche Empörung eskalieren, Talkshows würden explodieren, Zeitungen in Flammen aufgehen, Rücktrittsforderungen würden über Europa hinweg wie ein Sturm fegen, und der Papst würde höchstpersönlich eine Sonderkommission ins Leben rufen, um jeden Atemzug des Pfarrers zu dokumentieren – von der Kniebeuge beim Vaterunser bis zur Handbewegung beim Kelch. Alles wäre auf einem Silbertablett serviert, um unsere moralische Selbstüberhöhung im Dauerlichtschein der Entrüstung zu baden.

Und hier? Nichts. Nur Toleranz™, das elegante Schweigen einer Gesellschaft, die selektiv ihre Moral appliziert wie ein Michelin-Stern-Koch sein Salz – großzügig, wo es schmeckt, und eisern ignorierend, wo es stinkt. Kein Artikel, kein Kommentar, kein schales ironisches Lächeln. Fast könnte man applaudieren, wäre da nicht dieser bittere Geschmack von Ungerechtigkeit, der sich wie saurer Rotwein auf der Zunge festsetzt.

Schweigen als ultimative Blasphemie

Der wahre Skandal ist nicht die bestellte Escort-Dame, nicht die orgiastische Ausschweifung, nicht die „Entspannung für Prüfer“ – der wahre Skandal ist, dass wir Empörung längst als Theaterstück begreifen, eine exquisite Performance, die nur dann aufgeführt wird, wenn sie uns ins bequeme, vertraute Schema passt, moralisch kalkulierbar, politisch ungefährlich, kulturell erwartbar. Alles, was aus diesem Raster fällt – die hässlichen, die unangenehmen Realitäten – verschwindet einfach, als hätte es nie existiert.

Und während wir uns also selbst als moralische Wächter feiern, während wir die „richtigen“ Skandale zerlegen und unsere eigene Tugend auf Podeste stellen, verpufft das echte Drama in einem Meer aus Schweigen, und das Einzige, was bleibt, ist die ekelhafte, glatte, absurde Erkenntnis: Wir sind nicht gerecht, wir sind nicht kritisch, wir sind nicht witzig – wir sind eine Gesellschaft, die nur dort moralisch aufblüht, wo es ihr gefällt, während sie die Realität, die unbequem, andersartig und unerwartet ist, wie ein unbequemes Möbelstück in die Ecke stellt und betet, dass niemand hinsieht.

„Wir versprechen nichts, was wir nicht halten wollen“ (© Friedrich Merz)

Das ehrliche Missverständnis der Politik

Endlich ist es gesagt. Nicht von irgendeinem x-beliebigen Hinterbänkler, der nach zwei Bier zu viel im Festzelt seine Karriere in Echtzeit abfackelt, sondern vom Chef persönlich: Friedrich Merz, der ewige Hoffnungsträger der Christdemokratie, hat den Satz formuliert, der mehr über Politik verrät als sämtliche Dissertationen in Politikwissenschaft und sämtliche Lobbyistenhandbücher zusammengenommen. „Wir versprechen nichts, was wir nicht halten wollen.“ Ein Satz, so unscheinbar, so unschuldig, so banal in seiner Syntax – und doch ein entlarvendes Sittengemälde des parlamentarischen Betriebes. Denn was der CDU-Vorsitzende da ins Mikrofon haucht, ist nicht weniger als das Eingeständnis: Das Problem beginnt nicht beim Halten, sondern bereits beim Wollen.

Der Unterschied zwischen „nicht können“ und „nicht wollen“

Wer bisher geglaubt hat, Politiker hielten ihre Versprechen nicht, weil äußere Umstände, globale Krisen, böse Märkte oder die notorische FDP dazwischenfunken – der irrt. Merz erklärt, die Sache sei viel banaler: Es fehlt schlicht am Willen. Und Willen, das wissen wir seit Nietzsche, ist Macht, ist Tatkraft, ist das Pathos der Entschlossenheit. Wenn also selbst dieser Wille gar nicht erst vorhanden ist, dann kann das Halten so unmöglich werden wie der Bau eines Flughafens in Berlin, nur ohne dass man sich wenigstens noch am Beton abarbeiten darf.

Man stelle sich vor: Ein Arzt, der erklärt, er verschreibe nur Medikamente, die er verschreiben will – nicht etwa solche, die helfen. Oder ein Feuerwehrmann, der beteuert, er lösche nur Brände, die er auch löschen möchte. Ein Lehrer, der nur Noten gibt, die er geben will – alles andere wäre ja Zwang, Unfreiheit, bürokratische Willkür. Wir lachen, aber die Politik nennt genau diesen Zynismus „Ehrlichkeit“.

Die hohe Kunst des Nicht-Versprechens

Es ist ein wenig wie in einer schlechten Ehe: „Schatz, ich verspreche dir nichts, was ich nicht halten will.“ Der Partner weiß sofort, was gemeint ist: Hier kommt weder die Mülltonne runter, noch der Abwasch in den Schrank. Stattdessen eine brillante Ausrede: „Aber ich habe es dir doch nie versprochen!“ – und die Diskussion ist beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Die politische Semantik des Nicht-Versprechens ist eine hohe Kunst. Sie besteht darin, mit Worten eine Zukunft zu entwerfen, die man bereits im Moment des Aussprechens stillschweigend entsorgt. Das ist die Dialektik des politischen „Willens“: Man muss wollen, was man ohnehin nicht will, um dann im Rückblick sagen zu können, man habe nie etwas anderes gewollt, als das, was man dann doch nicht getan hat. Wer diesen Knoten entwirrt, verdient mindestens den Literaturnobelpreis für angewandte Sophisterei.

Die Wahrheit zwischen Kaffeekränzchen und Kanzleramt

Man könnte fast dankbar sein für diese sprachliche Offenbarung. Sie zeigt, dass Politik in Deutschland nicht an Überforderung oder Inkompetenz scheitert, sondern an schlichter Lustlosigkeit. Es ist nicht die Weltlage, nicht die Bürokratie, nicht der Föderalismus – es ist die pure Bequemlichkeit. Politik, so könnte man schließen, ist im Kern das institutionalisierte Nicht-Wollen.

Vielleicht erklärt das auch, warum Wahlprogramme in der Regel klingen wie Kaffeekränzchen-Menüs: Ein bisschen Steuererleichterung hier, eine Prise Klimaschutz da, ein Hauch von digitaler Zukunft. Alles hübsch angerichtet, dekoriert mit dem Basilikumblatt der sozialen Gerechtigkeit – doch sobald der Wähler nach der Speisekarte bestellt, erklärt der Ober: „Das wollen wir Ihnen heute leider nicht servieren. Aber Sie können sicher sein: Wir haben es Ihnen auch nie versprochen, wirklich servieren zu wollen.“

Der philosophische Tiefgang des Nicht-Wollens

Vielleicht, und hier lohnt ein Blick auf Kant, ist das eigentliche Problem gar nicht das Versprechen an sich, sondern die Kategorisierung des Willens. Wenn das Wollen selbst in Frage steht, wird das Versprechen zur Farce, die Moral zur Dekoration, die Demokratie zur Theateraufführung. „Sapere aude“ – wage es, zu wollen! Das wäre die wahre Aufklärung. Doch in Berlin scheint man sich eher am „Sedare nolle“ zu orientieren: Wage es, nichts zu wollen.

In dieser Logik ist Friedrich Merz vielleicht kein Politiker, sondern ein Existenzialist, ein unerkannter Philosoph, der uns die Absurdität des politischen Seins vor Augen führt. Camus hatte seinen Sisyphos, wir haben unseren Friedrich, der den Stein gar nicht erst den Berg hinaufrollen will.

Fazit: Ein Versprechen ohne Versprechen

Man sollte Merz dankbar sein. Denn er hat uns in einem einzigen Satz erklärt, warum Politik so funktioniert, wie sie funktioniert: nicht, weil sie nicht kann, sondern weil sie nicht will. Alles andere ist Folklore, Show, Hintergrundmusik. Vielleicht sollten Parteien künftig ihre Wahlplakate ehrlicher gestalten: Statt „Für ein starkes Deutschland“ oder „Mehr Gerechtigkeit“ einfach nur: „Wir versprechen nichts, was wir nicht wollen.“

Das wäre endlich eine Wahrheit, die man glauben könnte. Und wahrscheinlich das einzige politische Versprechen, das wirklich zu halten wäre.

Frauen machen die bessere Politik – echt jetzt?

Die Legende von der „moralisch überlegenen“ Politikerin

Es ist eine hübsche Erzählung, fast so süßlich wie ein Werbespot für Fair-Trade-Schokolade: Frauen seien per se empathischer, moralischer, friedliebender, also prädestiniert, „die bessere Politik“ zu machen. Ein Satz, der sich so leicht dahinplappert, dass er in den Ohren der Zuhörer*innen wie ein sanftes Schlaflied klingt. Doch sobald man die rosarote Brille gegen ein normales Brillengestell tauscht, erkennt man schnell, dass es sich bei dieser Behauptung eher um eine Marketingstrategie des Zeitgeists handelt als um eine empirisch gesicherte Tatsache.

Denn, Hand aufs Herz: Wenn Frauen tatsächlich immer die bessere Politik machten, dann müssten wir im Hier und Heute bereits im Paradies sitzen, flankiert von veganen Einhörnern und klimaneutralen Regenbogenkoalitionen. Stattdessen sitzen wir zwischen Rüstungsdeals, Pharma-Lobbys und ökonomischen Abgründen – und ausgerechnet einige der prominentesten Protagonistinnen dieses Schauspiels sind Frauen.

Ursula von der Leyen: Die SMS-Illusionistin

Beginnen wir mit Ursula von der Leyen, deren politische Karriere so sehr von Löchern durchsetzt ist, dass man sie glatt als Schweizer Käse der Machtpolitik bezeichnen könnte. Eine Verteidigungsministerin, die das Verteidigungsministerium in Schutt und Asche zurückließ, nur um später als EU-Kommissionspräsidentin die Kunst der SMS-Vernichtung zu perfektionieren. 35 Milliarden Euro per „Zufalls-Klick“ im Nichts verschwunden – gelöscht, vergessen, egal. Wer jemals eine WhatsApp-Nachricht panisch gelöscht hat, weil er den falschen Chat erwischte, kann sich hier nur verneigen: das ist digitales Zauberhandwerk auf höchstem Niveau.

Und während die europäischen Krankenhäuser noch nach billigeren OP-Handschuhen suchen, versprach die Dame kurzerhand 600 Milliarden Investitionen in den USA. Vielleicht dachte sie: „Wenn ich schon die europäischen Bauern verärgere, dann wenigstens mit Stil – und in Dollar.“ Man könnte meinen, Ursula sei ein verkappter Marketing-Manager der Wall Street, getarnt als „christlich-demokratische Hoffnungsträgerin“.

Kaja Kallas: Die Jeanne d’Arc der Eskalation

Dann hätten wir Kaja Kallas, die estnische Premierministerin, von den Medien gerne zur „mutigen Stimme Osteuropas“ verklärt. Mutig sicherlich – aber mutig wie jemand, der auf einem Holzbalkon „Feuer!“ ruft, während er mit einer Fackel wedelt. Ihre Rhetorik ist so konfrontativ, dass selbst NATO-Generäle gelegentlich nervös die Stirn runzeln. Russland sei eine „Kolonialmacht“ – was im Klartext bedeutet, dass der größte Flächenstaat der Erde am besten in hübsche kleine Häppchen zerlegt werden sollte. Ein politisches Planspiel, das ungefähr so realistisch ist wie die Idee, IKEA-Möbel ohne Inbusschlüssel zusammenzubauen.

Besonders pikant: Ihr Ehemann, Arvo Hallik, Miteigentümer eines Logistikunternehmens, das nach Beginn des Ukrainekrieges weiterhin in Russland Geschäfte tätigte. Opposition und Medien schrien „Interessenkonflikt!“, woraufhin Kaja nicht etwa selbstkritisch innehielt, sondern mit einem empörten „Hexenjagd!“-Ruf in Rage geriet. Nichts schreit so sehr „feminine Führungsstärke“ wie der Versuch, handfeste Kritik als mittelalterliche Scheiterhaufenromantik abzutun.

Christine Lagarde: Die elegante Straffreiheit

Und Christine Lagarde – Juristin, Ökonomin, Ex-IWF-Chefin, nun Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Eine Frau, die durch die Machtzentren der Finanzwelt gleitet wie in einem gläsernen Fahrstuhl: stets nach oben, niemals steckenbleibend. In einem jener seltenen Augenblicke, in denen der Lack der Unantastbarkeit zu bröckeln drohte, wurde sie tatsächlich wegen Fahrlässigkeit für schuldig befunden – ein Urteil, das für Normalsterbliche den sofortigen Sturz ins berufliche Vergessen bedeutet hätte. Doch bei ihr? Keine Strafe, nicht einmal eine symbolische Ohrfeige. Man wolle, hieß es, die „Integrität der Institution“ nicht beschädigen. Eine Wendung, die so glatt und zynisch klingt, dass man sie in die Lehrbücher aufnehmen sollte: Der Schutz der Institution besteht darin, ihre Repräsentanten vor jeder Verantwortung zu bewahren.

Lagarde selbst schien dabei kaum ins Stolpern zu geraten – im Gegenteil, ihr Nimbus wurde fast noch poliert. Man kann ihr beinahe Bewunderung zollen: Sie hat das Kunststück perfektioniert, auf der Finanz-Titanic nicht nur den Kurs mitzubestimmen, sondern beim unvermeidlichen Kentern auch als Erste in die Rettungsboote gehievt zu werden. Während die Passagiere in der dritten Klasse längst ertrinken, sitzt sie bereits trocken im Salon des nächsten Luxusdampfers, die Hand am Steuerrad, den Blick nach vorne gerichtet, als sei nichts geschehen. Schuld wird hier nicht als Makel erlebt, sondern als beiläufige Anekdote – ein ironisches Ehrenzeichen einer Welt, in der Verantwortung so exklusiv gehandelt wird wie eine Luxusaktie.

Angela Merkel: Die Kanzlerin des „Durchwurschtelns“

Angela Merkel, die ewige Kanzlerin, wird in der Rückschau oft verklärt wie eine Heiligenfigur aus Wachs – still, stoisch, „Mutti“ eben. Doch das eigentliche Markenzeichen ihrer Ära war nicht visionäre Politik, sondern das berühmte „Aussitzen“. Merkels Methode war weniger eine große Linie als ein Dauerzustand des Zögerns. Energiewende? Erst verschlafen, dann hektisch den Schalter umgelegt. Flüchtlingspolitik? Erst „Wir schaffen das“, dann EU-Abschottung. Eurokrise? Rettungsschirme aufspannen, Löcher stopfen, hoffen, dass das Dach nicht einstürzt.

Sie hat es verstanden, Deutschland in einen politischen Schlafzustand zu versetzen – man fühlte sich wie in einer Wartehalle, in der man endlos auf den Anschlusszug wartet, während draußen der Sturm tobt. Merkel war keine Katastrophe, aber auch keine Visionärin. Sie war die lebendige Verkörperung des deutschen Spießbürgers: pragmatisch, vorsichtig, und mit einer stoischen Leidenschaft fürs Nichtstun.

Margaret Thatcher: Die eiserne Handtasche

Ganz anders ihre britische Vorgängerin im Club der mächtigen Frauen: Margaret Thatcher. „The Iron Lady“ – und tatsächlich: hart wie Kruppstahl, nur weniger charmant. Thatcher war der Beweis, dass Frauen keineswegs automatisch friedliebender sind. Sie führte Krieg um die Falklandinseln, als hätte sie persönlich eine Nationalflagge in die Tasche eingenäht. Innenpolitisch trieb sie die Zerschlagung der Gewerkschaften so energisch voran, dass man noch heute in Nordengland ihre Statue mit Eiern bewirft.

Wenn Frauen wirklich die „bessere Politik“ machten, dann wäre Thatchers Regierungszeit wohl ein Musterbeispiel von Fürsorge, sozialem Ausgleich und Empathie gewesen. Stattdessen bekam Großbritannien die neoliberale Abrissbirne in Pumps serviert – und das mit einer Strenge, die selbst manchen männlichen Hardliner vor Neid erblassen ließ.

Jacinda Ardern: Die Heilige des „Wellbeing“ – mit Hintertüren

Und dann die Neuseeländerin Jacinda Ardern, weltweit gefeiert als Lichtgestalt: jung, charismatisch, emphatisch. Sie umarmte Opfer nach Terroranschlägen, sprach über „Wellbeing“ als Ziel der Politik, und plötzlich lag die ganze westliche Welt ihr zu Füßen. Ein politisches Popidol, Instagram-tauglich wie ein Flat White im Hipster-Café.

Doch während Europa und die USA Ardern als moralischen Leuchtturm anbeteten, stolperte sie im eigenen Land über ganz praktische Probleme: steigende Mieten, explodierende Lebenshaltungskosten, wachsende soziale Ungleichheit. Die Revolution der „Fürsorge“ blieb vielfach auf dem Papier – politische Realitäten sind eben härter als PR-Kampagnen. Und so trat sie schließlich zurück, mit den Worten, sie habe „nicht mehr genug im Tank“. Eine sympathische Ehrlichkeit, gewiss – aber auch ein Eingeständnis, dass die gefeierte Lichtgestalt eben doch nur ein Mensch ist.

Die Moral der Geschichte

Von Merkel bis Thatcher, von Ardern bis von der Leyen: Wer ernsthaft glaubt, das Geschlecht sei der Schlüssel zu besserer Politik, der lebt in einer Netflix-Romcom, nicht in der Realität der Macht. Frauen können genauso gut verwalten, zerstören, verschleiern, manipulieren, inspirieren, retten oder ruinieren wie Männer. Politik ist kein Biologie-Seminar, sondern ein Haifischbecken – und wer dort schwimmt, wird automatisch zum Raubfisch, egal ob mit Flosse oder mit Handtasche.

Warum es nach Kant mit dem Frieden in der Ukraine nichts werden kann

Die Vernunft, dieses scheue Reh

Immanuel Kant, dieser alte Königsberger Pedant mit Hang zu Spaziergängen und Systematik, hat es uns bereits in der berühmten Formulierung eingetrichtert: „Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft.“ Das klingt natürlich wunderbar erhaben – wie eine Fanfare der Aufklärung, die im Hintergrund von Posaunen der Geschichte begleitet wird. Nur: Die praktische Politik ist kein Konzertsaal der Vernunft, sondern eher eine schlecht gestimmte Dorfkapelle, die mit viel Enthusiasmus falsche Töne produziert. Man könnte sagen, dass die Vernunft, auf die Kant so sehr setzte, in den heutigen Machtzentren bestenfalls als unbezahlter Praktikant beschäftigt wird – ohne Schlüsselkarte, ohne Stimme, bestenfalls geduldet, wenn es darum geht, eine nette Fußnote in einer Rede zu zieren.

Die Politiker – Vernunftverweigerer aus Leidenschaft

Die gegenwärtige Politikergeneration – egal ob in Moskau, Washington, Brüssel oder Berlin – zeigt uns, dass Vernunft nicht nur Mangelware, sondern regelrecht suspekt ist. Wer zu sehr vernünftig argumentiert, gilt wahlweise als „naiv“, „putinverstehend“ oder „kriegsunwillig“ – was in diesen Zeiten ungefähr so anrüchig ist, wie im Mittelalter die Behauptung, die Erde sei keine Scheibe. Die politischen Bühnenakteure scheinen vielmehr einem kollektiven Trieb nach Machterhalt, Schlagzeilen und symbolträchtigen Gesten zu folgen. Vernunft würde hier nur stören, sie könnte womöglich dazu führen, dass man über Waffenlieferungen nachdenkt, bevor man sie euphorisch verkündet. Oder dass man hinterfragt, ob endlose Sanktionen nicht vielleicht auch die eigene Wirtschaft in die Knie zwingen, bevor sie den Gegner lähmen. Doch das wäre zu viel verlangt – und der Mangel an Vernunft wird im politischen Geschäft nicht als Defizit, sondern als Ausweis strategischer „Härte“ verkauft.

Diplomatie als Showgeschäft

Statt Vernunft sehen wir Inszenierung: Gipfeltreffen, bei denen die Teilnehmer mehr Zeit auf dem Roten Teppich verbringen als in Verhandlungsräumen. Pressekonferenzen, die mit Begriffen wie „Dialogbereitschaft“ jonglieren, während hinter den Kulissen bereits die nächsten Waffenpakete gezählt werden. Diplomatie ist zur Realsatire geworden, in der jeder die Rolle des Friedensfreundes spielt, um gleichzeitig das eigene Arsenal zu vergrößern. Würde Kant heute zusehen, er würde vermutlich seinen Spazierstock frustriert in den Königsberger Pflastersteinen zerbrechen und mit dem resignierten Seufzer nach Hause humpeln: „Sapere aude? Vergesst es, meine Kinder!“

Kriegslogik schlägt Vernunftlogik

Es ist, als ob die Vernunft in einer Arena gegen die Kriegslogik antreten müsste – David gegen Goliath, nur dass David diesmal unbewaffnet und schielend auftritt. Kriegslogik hat den unschlagbaren Vorteil, dass sie simpel ist: „Wir“ sind die Guten, „die anderen“ sind die Bösen. Fertig. Vernunft hingegen will komplizierte Kontexte beleuchten, historische Hintergründe erklären, Grauzonen anerkennen – und genau das passt nicht in die Sendezeit einer Talkshow oder die Schlagzeile eines Boulevardblattes. Kurz: Wer Vernunft bemüht, langweilt. Wer Kriegslogik bedient, begeistert. Politik entscheidet sich da lieber für Applaus statt Argumente.

Das Geschäft mit der Rüstung – Vernunft als Absatzhindernis

Man darf nicht vergessen: Frieden ist nicht nur das Meisterstück der Vernunft, sondern leider auch das Ruinprogramm der Rüstungsindustrie. Und wo Milliarden fließen, bleibt die Vernunft zuverlässig außen vor. Frieden produziert keine Aufträge, keine Jobs in sicherheitsrelevanten Industriezweigen, keine steigenden Aktienkurse. Vernunft wäre hier geradezu systemgefährdend. Deshalb werden Friedensappelle zwar höflich beklatscht, aber im Maschinenraum der Macht sofort in die Kategorie „nice to have, not to do“ einsortiert.

Fazit: Kant wäre heute nur ein Meme

Am Ende bleibt die bittere Pointe: Kants Satz vom Frieden als Meisterstück der Vernunft eignet sich heute besser für ein Instagram-Zitat auf sepiafarbenem Hintergrund als für reale Politikgestaltung. Man druckt ihn auf Tassen, hängt ihn in Lehrerzimmern auf, doch im Handeln der Mächtigen spielt er keine Rolle. Der Frieden bleibt eine intellektuelle Folklore, während die Wirklichkeit aus Drohnenbildern, Frontberichten und endlosen Schuldzuweisungen besteht. Vernunft hat keinen Platz am Verhandlungstisch, weil dort nur Platz für Machtkalkül, symbolische Härte und zynische Inszenierung ist.

Man könnte also sagen: Der Friede mag nach Kant das Meisterstück der Vernunft sein – doch die Akteure unserer Zeit haben beschlossen, dass sie lieber an zweitklassigen Grotesken basteln. Das Publikum klatscht brav Beifall, die Kassen klingeln, und die Vernunft steht draußen, raucht eine letzte Zigarette und fragt sich, ob sie sich nicht endgültig zur Ruhe setzen sollte.