DEOS NON VULT

Ein Papst, ein Buch, ein Eklat – und die Welt hält den Atem an

Ach, Franziskus! Du unermüdlicher Hirte, du ewig pilgernder Weltverbesserer, du sanfter Hirtenhund der katholischen Herde! Nicht einmal ein Jahr nach deinem epochalen Interview mit einem Möchtegern-Influencer von TikTok, in dem du die Sünde der Schokolade auf der Pizza verurteilt hast, wagst du dich wieder auf brisantes Terrain. Doch diesmal geht es nicht um kulinarische Verbrechen, sondern um die geopolitischen Tabuzonen des Planeten. Und zwar jene, wo schon Sandkörner nicht mehr neutral sind.

Mit einem Federstrich erhebst du die leidige Gaza-Tragödie in den elysischen Rang theologischer Spitzfindigkeit. Ein „Völkermord“? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Das müsse geprüft werden, murmelst du – mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen besorgter Demut und der stillen Freude eines Menschen schwankt, der einen geopolitischen Molotowcocktail gezündet hat und jetzt den Funkenflug beobachtet.

Gottes Stellvertreter versus Gottes auserwähltes Volk

Das Echo ließ nicht auf sich warten. Israel, das sich stets der ungeteilten Aufmerksamkeit des Herrn sicher sein kann, griff zum Mikrophon und sprach mit donnernder Stimme: „Völkermord, du sagst? Ach ja, Franziskus, dann lass uns doch über den 7. Oktober reden.“ Und so entfaltete sich ein Dialog auf diplomatischer Ebene, der einem Sandsturm glich: vieles war laut, manches scharf, und am Ende blieb nur ein Schleier von Staub.

Daniele Nahum, Vertreter der jüdischen Gemeinde Mailands und offensichtlich ein Mann der kernigen Worte, ließ es ebenfalls nicht an Dramatik fehlen. Laut ihm macht der Papst die „Opfer von gestern zu den Tätern von heute“. Was für eine scharfsinnige Anklage – ganz so, als habe der Papst in einem Nebensatz empfohlen, Golgatha doch bitte unter Denkmalschutz zu stellen, weil dort ja alles begann.

Christliche Heilige Stätten

Zwischen den Zeilen schwingt die Frage: Geht es dem Pontifex wirklich nur um die Gaza-Bewohner? Oder etwa auch – unbewusst, natürlich – um die Frage, wie man Pilgerreisen nach Bethlehem weiterhin erschwinglich halten kann? Sollen wir glauben, dass es der Vatikan ist, der mit wohlmeinender Sorge den Heiligen Boden betrachtet? Ach bitte, die Christenheit hat seit den Kreuzzügen den Anspruch auf moralische Unfehlbarkeit verloren.

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Oder, wie es ein besonders zynischer Analyst formulierte: „Der Papst spricht über Gaza, aber er denkt an das nächste Ostermassaker bei den Kontrollpunkten.“

Selbstverteidigung oder Selbstgerechtigkeit – eine theologische Dissonanz

Die israelische Botschaft am Heiligen Stuhl brachte es auf den Punkt: „Sie nennen es Völkermord, wir nennen es Überleben.“ Selbstverteidigung ist das Totschlagargument (wie passend!) des Nahen Ostens. Seit Jahrtausenden wird hier verteidigt, gestritten und gemetzelt – zur Ehre der jeweils eigenen Götter, versteht sich. Und da steht Franziskus nun, unfreiwilliger Erbe dieser Tradition, mit einem zerfledderten Buch in der Hand und einem leicht überforderten Gesichtsausdruck.

Zwischen Antisemitismus und Moralismus

Natürlich, wie sollte es anders sein, folgte auf die päpstliche Bemerkung eine Lawine von Antisemitismusvorwürfen. Dass das Wort „Antisemitismus“ mittlerweile inflationär verwendet wird, spielt dabei keine Rolle. Ein Mann in Weiß, der sich zum Nahen Osten äußert? Das ist per se verdächtig.

Dabei könnte man doch fast den Eindruck gewinnen, dass der Vatikan einfach mal wieder im Gespräch sein wollte. Eine kleine PR-Kampagne für „Hoffnung enttäuscht nie“? Oder hat Franziskus das Thema tatsächlich aus moralischer Überzeugung gewählt? Man weiß es nicht. Aber eines ist klar: Moral verkauft sich schlechter als Skandal.

Wem gehört das letzte Wort

Wie endet dieser himmlische Eklat? Werden jüdische Organisationen weiterhin gegen die vatikanische Doppelmoral wettern? Wird Franziskus seine Worte revidieren? Oder wartet er schlicht darauf, dass sich die Welt wieder beruhigt, wie ein Lehrer, der hofft, dass die Schüler irgendwann einfach müde werden?

Eines ist sicher: Die Götter, so sagt man, lachen über uns Sterbliche. Und in diesem Fall lachen sie vermutlich besonders laut. Denn während auf Erden die Worte hin- und herfliegen, schweigt der Himmel in einer Stille, die entweder tiefgründig oder einfach nur genervt ist.

Vielleicht doch eine göttliche Intervention?

Am Ende bleibt die leise Hoffnung, dass Franziskus‘ gewagte Worte zu mehr als nur Empörung führen. Vielleicht öffnen sie ja tatsächlich die Tür zu einem ehrlicheren Dialog. Oder, viel wahrscheinlicher, sie füllen einfach die nächste Woche mit hitzigen Talkshows und Twitter-Tiraden. Man wird ja noch hoffen dürfen.

TIP:  GENUG IST GENUG

Denn, wie Franziskus selbst sagt: „Hoffnung enttäuscht nie.“ Ach, Franz, du alter Optimist!

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