Die unsichtbaren Fäden der Macht

Es war einmal ein Land namens Deutschland, bekannt für seine Dichter, Denker und natürlich für seine akribische Bürokratie. In diesem Land gab es eine Praxis, die so alltäglich war wie das tägliche Brot: die Ausgabe von Staatsanleihen. Diese Anleihen wurden von verschiedenen Investoren erworben, darunter auch von einem gewissen Unternehmen namens BlackRock. Nun mag man sich fragen: Was hat BlackRock davon, dem deutschen Staat Geld zu leihen? Die offensichtliche Antwort lautet: Zinsen. Bei einer Summe von 700 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren kommt da schon ein hübsches Sümmchen zusammen. Und das bei minimalem Risiko.

Der wahre Gewinn: Einfluss und Macht

Doch der wahre Clou liegt nicht in den Zinsen, sondern im Einfluss. Mit solch enormen Investitionen wird BlackRock zu einem bedeutenden Gläubiger des Staates. Das Unternehmen sitzt zwar nicht im Bundestag, aber es verfügt über andere Mittel, um seine Interessen durchzusetzen. Lobbyisten und marktfreundliche Politik sind da nur die Spitze des Eisbergs. Man könnte sagen, BlackRock hält die Fäden in der Hand, während die Marionetten tanzen.

Friedrich Merz: Vom Politiker zum Aufsichtsratsvorsitzenden

Ein besonders interessantes Kapitel in dieser Geschichte ist die Karriere von Friedrich Merz. Der ehemalige CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende zog sich 2009 aus der aktiven Politik zurück und wechselte in die Wirtschaft. 2016 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochtergesellschaft von BlackRock

FAZ.NET. In dieser Funktion sollte er nicht nur die Aufsicht führen, sondern auch die Beziehungen zu wichtigen Kunden, Regulierern und Behörden in Deutschland fördern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Politische Ambitionen und wirtschaftliche Verbindungen

Doch damit nicht genug. Ende 2018 kandidierte Merz für den CDU-Parteivorsitz, unterlag jedoch knapp Annegret Kramp-Karrenbauer

DER SPIEGEL | Online-Nachrichten. Während seiner Kandidatur ruhte er seine Tätigkeit bei BlackRock, nahm sie jedoch nach der Niederlage wieder auf. Diese Doppelrolle warf Fragen auf, insbesondere angesichts der Tatsache, dass BlackRock in zahlreiche deutsche Unternehmen investiert ist und somit erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft ausübt.

Treffen mit Spitzenpolitikern: Ein Schelm, wer Böses denkt

In seiner Rolle bei BlackRock traf Merz mehrfach hochrangige Politiker. So kam es zu Gesprächen mit dem damaligen Außenminister Sigmar Gabriel und Finanzminister Olaf Scholz

DIE WELT. Offiziell ging es um Finanzmarktfragen. Doch man darf spekulieren, ob nicht auch andere Themen besprochen wurden. Schließlich ist es immer gut, Freunde in hohen Positionen zu haben.

BlackRock: Der unsichtbare Riese

BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt und hält Anteile an zahlreichen deutschen Unternehmen. Mit einem verwalteten Vermögen von 10,7 Billionen Dollar übertrifft das Unternehmen die Wirtschaftsleistung vieler Länder

DIE WELT. Dieser immense Einfluss bleibt oft im Verborgenen, doch die Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik sind enorm.

Fazit: Eine Frage der Transparenz

Die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft sind komplex und oft undurchsichtig. Der Fall von Friedrich Merz und BlackRock zeigt, wie eng diese beiden Bereiche miteinander verbunden sein können. Es stellt sich die Frage, wie viel Einfluss Unternehmen auf politische Entscheidungen haben sollten und wie transparent solche Verbindungen sein müssen. Letztlich liegt es an der Gesellschaft, wachsam zu bleiben und kritisch zu hinterfragen, wer die Fäden in der Hand hält.

Schlussgedanke: Ein Augenzwinkern in Richtung Zukunft

Während wir uns über die Macht großer Unternehmen und ihre Verbindungen zur Politik wundern, sollten wir nicht vergessen, dass wir als Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, Veränderungen zu fordern. Mit einem Augenzwinkern sei gesagt: Vielleicht sollten wir alle ein wenig mehr darauf achten, wer in den Hinterzimmern die Strippen zieht.

Die Revolution wird nicht getweetet

Früher waren Revolutionäre noch echte Haudegen. Sie standen auf Barrikaden, riskierten Gefängnis, manchmal ihr Leben. Heute? Heute ist die Barrikade eine Kommentarspalte und der größte Feind der Aktivisten ist der Algorithmus, der die eigene Wut nicht genug pusht. Die moderne „Revolution“ findet in klimatisierten Wohnräumen statt, mit Laptop auf dem Schoß, Kaffee in der einen Hand, Smartphone in der anderen.

Der Bundestag hat also wieder eine Unverschämtheit durchgeboxt. Menschen sind entsetzt – online. „Unfassbar!“, „Wir müssen aufstehen!“, „Das lassen wir uns nicht gefallen!“ … schreiben sie, bevor sie auf „Senden“ klicken und sich entspannt zurücklehnen. Irgendwo auf dem Server von Twitter (Verzeihung, X – Gott bewahre, dass wir einen Musk’schen Markennamen falsch aussprechen) verrottet der empörte Post, gelesen von drei Gleichgesinnten, die ihn liken und weiterziehen.

Wenn Widerstand keine Blasen verlässt

Wir leben in einer Welt, in der Menschen glauben, dass politische Macht durch Retweets gebrochen wird. Dass sich ein Ministerium für einen Wut-Thread interessiert. Dass ein Hashtag die Verhältnisse stürzt.

Das politische Establishment lehnt sich derweil entspannt zurück und genießt das Schauspiel. „Lass sie twittern“, denkt sich der Abgeordnete, während er seine nächste Diätenerhöhung plant. „Lass sie toben – solange sie nicht vor meiner Tür stehen.“ Denn wahre Veränderung kam nie aus der Kommentarspalte.

Aber genau das ist der Trick: Gib den Leuten das Gefühl, dabei zu sein, ohne dass sie wirklich etwas tun. Gib ihnen eine Plattform, auf der sie schimpfen können, ohne unbequem zu werden. Lass sie sich moralisch überlegen fühlen, während sie auf dem Sofa versacken.

Straßenprotest? Viel zu anstrengend!

Heute waren also Kundgebungen. Der Bundestag wurde von einigen wenigen Menschen umringt, die wirklich noch glauben, dass Druck auf der Straße funktioniert. Und was machen die anderen 99,9 %? Sie „unterstützen“ – aber passiv. Sie retweeten, sie posten ein Instagram-Story-Bild von der Demo, mit einem kämpferischen Emoji, aber sie bleiben selbst zu Hause.

Klar, es gibt ja auch wichtigere Dinge zu tun! Der neue Netflix-Hit wartet, die Playstation rief, und wer hat schon Lust, bei schlechtem Wetter auf die Straße zu gehen, wenn man auch von der Couch aus „Solidarität zeigen“ kann?

Die Politik lacht – mit Recht

Die politische Klasse beobachtet das Ganze amüsiert. Ein Protest ohne Teilnehmer ist ein Witz. Eine Revolution ohne Widerstand ist ein Geschenk. Und wenn es brenzlig wird, wenn doch mal 50.000 Menschen auf der Straße stehen? Dann startet man eine PR-Offensive, lädt ein paar Vertreter in Talkshows ein, schüttelt verständnisvoll den Kopf und macht am nächsten Tag trotzdem, was man will.

Denn was will das Volk tun? Wieder empört twittern? Noch ein Hashtag starten? Vielleicht eine Online-Petition unterschreiben, damit man sich so richtig aktiv fühlt?

Die Wahrheit ist bitter: Die Leute wollen keinen echten Wandel, sie wollen sich nur so fühlen, als wären sie Teil davon. Doch solange Protest nicht über das Display hinausgeht, bleibt alles, wie es ist – und die Mächtigen reiben sich die Hände.

Ein Fazit für die Hashtag-Krieger

Wirklicher Protest bedeutet Risiko. Unbequemlichkeit. Eine verpasste Netflix-Folge. Kalte Füße auf einer echten Demonstration, nicht nur warme Empörung am Touchscreen.

Also, liebe digitale Empörten, die ihr glaubt, dass euer Wut-Post die Welt verändert: Die Wahrheit ist, er tut es nicht. Und während ihr glaubt, die Politik zum Zittern zu bringen, lacht sie nur über euch.

Widerstand ist kein Tweet. Und wenn ihr das nicht begreift, dann bleibt ihr genau da, wo sie euch haben wollen – in eurer gemütlichen, nutzlosen digitalen Blase.

In 360er Drehung zur UN

In einer Zeit, in der Spitzenpositionen scheinbar wahllos verteilt werden und selbst die inkompetentesten Individuen in höchste Ämter aufsteigen, stellt sich die Frage: Was muss man tun, um nicht auch als ***** einen Spitzenjob zu bekommen? Die jüngste Nachricht über die Nominierung von Annalena B. zur Präsidentin der UN-Generalversammlung für die Sitzungsperiode 2025/26 ist ein Paradebeispiel für diese absurde Realität. Doch wie kann man sich dem Sog der Mittelmäßigkeit entziehen und sicherstellen, dass man nicht unverdient in höchste Positionen katapultiert wird?

Die Qualifikation der Inkompetenz

Es scheint, dass in der modernen Welt die Demonstration von Inkompetenz oft der Schlüssel zum Erfolg ist. Ein Lebenslauf voller Fehltritte und Peinlichkeiten kann offenbar als Sprungbrett dienen, um in höchste Ämter aufzusteigen. Die politische Karriere von Annalena B., die trotz zahlreicher Kontroversen und Kritikpunkte nun für eine Spitzenposition bei den Vereinten Nationen vorgesehen ist, illustriert dieses Phänomen eindrucksvoll. Ihre Nominierung zur Präsidentin der UN-Generalversammlung zeigt, dass selbst politische Fehltritte nicht unbedingt ein Hindernis für den beruflichen Aufstieg darstellen.

Der Charme der Ahnungslosigkeit

Ein weiterer effektiver Ansatz, um ungewollt in Spitzenpositionen zu gelangen, ist die demonstrative Zurschaustellung von Unwissenheit. In einer Gesellschaft, die Expertise oft mit Arroganz verwechselt, kann das Eingeständnis von Ahnungslosigkeit als erfrischend und authentisch wahrgenommen werden. B.’s wiederholte Wissenslücken in internationalen Angelegenheiten wurden von einigen als Zeichen von Bescheidenheit interpretiert, was ihre Beliebtheit paradoxerweise steigerte und nun in der Nominierung für die UN-Generalversammlung gipfelt.

Networking für Narren: Beziehungen statt Fähigkeiten

In der heutigen Zeit zählt nicht, was man weiß, sondern wen man kennt. Ein dichtes Netzwerk von einflussreichen Kontakten kann fehlende Fähigkeiten problemlos kompensieren. B.’s Aufstieg zur Kandidatin für den Vorsitz der UN-Generalversammlung könnte als Ergebnis ihres geschickten Netzwerkens innerhalb der politischen Elite gesehen werden, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kompetenz.

Die Kunst des Scheiterns: Vom Versagen zum Erfolg

Scheitern ist das neue Erfolgsrezept. In einer Welt, die das Narrativ der „Lernkurve“ und des „Wachstums durch Fehler“ verherrlicht, kann wiederholtes Versagen als notwendiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg interpretiert werden. B.’s politische Fehltritte wurden als Lernprozesse dargestellt, die sie für höhere Aufgaben qualifizieren, was letztlich zu ihrer Nominierung für die UN-Generalversammlung führte.

Die paradoxe Logik des modernen Erfolgs

In einer Welt, in der Inkompetenz, Unwissenheit, Networking und Scheitern als Tugenden gefeiert werden, ist es nahezu unmöglich, nicht in eine Spitzenposition zu gelangen. Annalena B.’s Aufstieg zur Kandidatin für den Vorsitz der UN-Generalversammlung ist ein lebendiges Beispiel für diese absurde Realität. Wer also sicherstellen möchte, keinen Spitzenjob zu bekommen, sollte vielleicht einfach kompetent, wissend, zurückgezogen und erfolgreich bleiben – doch selbst dann ist der Aufstieg in höchste Ämter nicht ausgeschlossen.

Leckt mich doch!

Man kann ja heutzutage nichts mehr sagen, ohne dass irgendein selbsternannter Tugendwächter, Social-Media-Prangerbetreiber oder faktencheckender Empörungsbeamter aus der digitalen Gosse emporsteigt und mit einem ausgestreckten Zeigefinger wedelt. „Das ist problematisch!“ rufen sie. „Uninformiert!“ kreischen sie. „Unangemessen!“ raunzen sie. Es scheint, als ob eine neue Priesterschaft entstanden sei, die das Heilige Wort der Korrektheit verwaltet und jeden verdammt, der es wagt, einen ironischen Unterton, eine böse Pointe oder gar eine unerhörte Meinung zu äußern. Nun, ich sage: Leckt mich doch!

Die Inflation der Empörung

Es gibt eine eigenartige Parallelität zwischen unserer Währung und unserer Empörungskultur: Beide haben an Wert verloren. Früher konnte man noch mit echter Wut Eindruck schinden. Ein brüllender Gewerkschaftsführer, ein tobender Intellektueller, ein wutentbrannter Arbeiter – das hatte Kraft. Heute? Ein Twitter-Hashtag, ein beleidigter Kommentar unter einem Artikel, ein wildes TikTok-Geheule – und schon ist der Skandal perfekt. Doch wenn jedes unbedeutende Geräusch zum Skandal erhoben wird, verliert das Wort „Skandal“ jede Bedeutung. Was bleibt, ist eine Gesellschaft, die sich selbst in einem Strudel aus Selbstmitleid und Aggressionsimpotenz ertränkt. Ich wiederhole: Leckt mich doch!

Die Tyrannei der Wohlmeinenden

Noch schlimmer als die wütenden Empörungsritter sind jene, die mit milder Stimme und traurigem Blick von der Notwendigkeit eines „besseren Miteinanders“ sprechen. Diese sanften Tyrannen wollen nicht nur die Sprache reinigen, sondern gleich die gesamte Welt zu einem flauschigen Kindergarten umgestalten, in dem niemand jemals auf die Nase fällt. Doch ohne Sturz kein Aufstehen, ohne Reibung keine Wärme, ohne Disput keine Erkenntnis. Die Menschheit hat sich nicht aus der Höhle hinaus ins Weltall gekämpft, weil sie sich gegenseitig mit Samthandschuhen angefasst hat. Also, liebe Wohlmeinenden: Leckt mich doch!

Die Ökonomisierung der Moral

Die moralische Entrüstung ist längst zur Ware geworden. Jedes Unternehmen, das vor wenigen Jahren noch Umweltskandale und Menschenrechtsverletzungen in Serie produzierte, verkauft uns nun mit zärtlichem Flüsterton Diversity-Initiativen und Nachhaltigkeitsberichte. Dieselben Konzerne, die in dunklen Hinterzimmern ihre Arbeiter ausquetschen wie reife Zitronen, belehren uns über ethischen Konsum. Wer das nicht durchschaut, dem sei dringend geraten: Wach werden – und sich kollektiv mal gepflegt ins Knie… oder eben: Leckt mich doch!

Weniger Heuchelei, mehr Leben!

Wir brauchen weniger Entrüstung, weniger moralische Inquisition, weniger wohlmeinende Tyrannei. Wir brauchen mehr Ehrlichkeit, mehr Ironie, mehr Freude am Streit. Wir brauchen das Recht, Unsinn zu reden, Unkorrektes zu denken, Unbequemes zu äußern. Und wenn das jemanden stört? Nun ja – ihr wisst schon, was zu tun ist.

Die unkaputtbare Korruption

Die Ukraine hat es wieder einmal geschafft. Nein, nicht in die NATO, nicht in die EU, nicht einmal auf die Liste der lupenreinen Demokratien, aber immerhin – auf Platz 105 des Corruption Perceptions Index (CPI). Eine Platzierung, die zwar nicht für Applaus sorgt, aber immerhin eine Art stillschweigender Anerkennung verdient: Man ist nicht die absolute Katastrophe, sondern eine moderat korrupte Nation. Hier korrupt zu sein, ist kein Skandal, sondern Kultur. Ein Wert von 35 – das klingt doch beinahe so, als hätte man sich zumindest bemüht, nicht ganz in der Hölle der Oligarchenherrschaft zu versinken.

Man könnte also sagen: Die Ukraine ist kein völliger Korruptions-Slum, aber auch nicht das leuchtende Vorbild, das sie so gerne sein möchte. Korruption, das ist hier kein skandalöser Unfall, sondern ein zähflüssiger Dauerzustand. Man hat es sich gemütlich gemacht zwischen wackeligen Reformen, westlichen Erwartungen und der unerschütterlichen Fähigkeit, aus jeder Krise eine profitable Gelegenheit zu basteln.

Naja, irgendwas dazwischen.

Im Demokratieindex rangiert die Ukraine unter den „Hybriden Regimen“. Das klingt nach Fortschritt, nach Entwicklung – oder etwa nicht? Die nüchterne Realität: Man hat sich einen Platz im exklusiven Club der Grauzonen-Staaten gesichert, irgendwo zwischen „Wir wollen ja eigentlich“ und „Aber irgendwie geht es auch anders“. Ein Indexwert von 0.514 ist nichts, worauf man sich ausruhen sollte – es ist eher der verzweifelte Versuch, sich nicht vollends in den Abgrund der Autokratien zu verabschieden. 2006 lag das Land übrigens noch auf Platz 92 – ein nicht minder beeindruckender Beweis für die erstaunliche Fähigkeit, im Schneckentempo rückwärts zu marschieren.

Dabei sind es doch gerade die demokratischen Beteuerungen, die in internationalen Diskursen so gerne angeführt werden: „Wir kämpfen für westliche Werte!“ Und das ist nicht einmal gelogen – nur sind es eben ganz eigene, spezifische Interpretationen dieser Werte, irgendwo zwischen neoliberalem Wunschdenken, knallharter Oligarchie und einer erstaunlichen Fähigkeit zur Selbsttäuschung. Die Ukraine ist eine Demokratie? Ja, aber nur, wenn man es nicht allzu genau nimmt.

Die westliche Romantisierung

Es gehört zum guten Ton in Brüssel und Washington, die Ukraine als tapfere Bastion der Demokratie zu stilisieren. Dass diese Bastion auf korrupten Fundamenten steht, wird dabei gerne übersehen – oder wohlwollend als „Übergangsproblem“ deklariert. Es ist ein seltsames Schauspiel: Während die Ukraine sich mit milliardenschweren Hilfspaketen über Wasser hält, bleibt der öffentliche Sektor eine Spielwiese für Netzwerke aus Oligarchen, Beamten und politisch gut vernetzten Geschäftsleuten.

Doch hier kommt der Zaubertrick: Westliche Politiker tun so, als sei die Ukraine ein demokratisches Projekt, das nur noch ein wenig Feinschliff braucht. Korruption? Ja, gibt es. Aber sehen Sie doch, wie sie dagegen kämpfen! Man müsse nur etwas Geduld haben, schließlich sei Rom auch nicht an einem Tag erbaut worden. Oder ein korrupter Staat in einem Jahr reformiert.

Alles bleibt anders

Was bleibt also? Ein Land, das sich irgendwo zwischen westlicher Wunschprojektion, innerer Zerreißprobe und struktureller Korruption bewegt. Ein Land, das offiziell für Freiheit und Rechtsstaat kämpft, während es sich gleichzeitig eine politische Parallelrealität gönnt. Ein Land, das zwar nicht die schlimmste Autokratie der Welt ist, aber auch noch lange keine Demokratie, die den Namen verdient. Es bleibt also spannend – oder auch einfach nur frustrierend.

Digitale Tugendwächter und die neue Welt der Denunziation

Es war einmal eine Welt, in der Menschen noch ungestraft die Straßen entlanggingen, ohne dass ihr Gesicht von einer unsichtbaren Allgegenwart auf Herz und Nieren gescannt wurde. Doch Fortschritt ist nun einmal Fortschritt, und mit ihm kam eine neue Epoche der Tugendhaftigkeit, die sich nicht mehr auf das wankelmütige Gewissen des Einzelnen verlassen wollte. Warum sich mühsam auf eine unzuverlässige Moral verlassen, wenn sich mit ein paar Kameras, ein wenig Künstlicher Intelligenz und einer fleißigen Gemeinschaft der Digitaldenunzianten eine perfekte Gesellschaft erschaffen lässt?

Big Brother braucht keine Vorhänge mehr

In der modernen, wohlgeordneten Welt des digitalen Tugendregimes hat die Anonymität ausgespielt. Gesichtserkennungssoftware ersetzt das misstrauische Nachbarauge, Drohnen übernehmen die Aufgaben des alten Wachtmeisters, und mobile Apps stellen sicher, dass sich kein Bürger aus seiner sozialen Verantwortung stehlen kann. Wer würde es wagen, ein Vergehen ungesühnt zu lassen, wenn es so bequem und so moralisch lohnend ist, es einfach per Klick weiterzumelden? Die Tugendhafte, die ihren Schleier in der Hitze des Tages ein wenig lockert, ahnt noch nicht, dass eine KI in der Straßenecke sie bereits entlarvt hat und eine Nachricht an die digitale Inquisition unterwegs ist.

Die heilige App der Aufrichtigkeit

Besonders elegant ist die Einführung der App „Nazer“. Ein Name, der so angenehm neutral klingt und doch in sich die ultimative Waffe der sittlichen Säuberung trägt. Wer braucht noch Verwandte oder enge Freunde, um diskrete Hinweise auf die eigene Fehlbarkeit zu erhalten, wenn jede beliebige Person mit einem Smartphone zur Vollstreckung einer höheren Ordnung beitragen kann? Endlich kann sich jeder als moralischer Soldat beweisen, sei es im Taxi, im Krankenhaus oder einfach nur auf der Straße. Und das Beste daran: Keine langwierigen moralischen Abwägungen mehr, keine innere Zerrissenheit! Ein simpler Klick, und schon ist die Welt ein bisschen reiner geworden.

Moderne Hexenjagd: Effizienter denn je!

Manchmal fragt man sich, warum frühere Gesellschaften so umständlich vorgegangen sind. Hexenprozesse, inquisitorische Verfahren, geheime Spitzelnetzwerke – alles sehr ineffizient im Vergleich zur heutigen Massenüberwachung. Wer hätte gedacht, dass es einmal möglich sein würde, Frauen durch ein paar geschickt platzierte Kameras und einen Haufen begeisterter Smartphone-Nutzer in Echtzeit zu überwachen? Willkommen in der digitalisierten Renaissance des mittelalterlichen Prangers!

Das allsehende Auge ruht nie

Die Amirkabir-Universität in Teheran zeigt sich fortschrittlich und setzt auf den Charme der umfassenden Kontrolle. Kein Wunder, denn Bildung bedeutet Verantwortung, und wer sonst als die junge Generation sollte auf moralische Makel besonders penibel geprüft werden? Der Mensch ist schließlich fehlbar, aber zum Glück gibt es Programme, die keine Zweifel kennen. Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass die Wissenschaft ihre Kapazitäten in so hehre Aufgaben steckt, anstatt sich mit Nebensächlichkeiten wie der Erforschung unheilbarer Krankheiten oder der Bekämpfung von Armut aufzuhalten?

Ein Hoch auf den technologischen Fortschritt!

Sicherlich gibt es noch ein paar Skeptiker, die sich fragen, ob eine solche allumfassende Kontrolle nicht doch etwas übergriffig sei. Doch das sind die gleichen Unverbesserlichen, die auch damals gegen die Einführung von festen Kleidervorschriften, Zensur und all die anderen Wohltaten der Gesellschaft revoltierten. Fortschritt kann eben nur durchgesetzt werden, wenn er konsequent bleibt. Und so bleibt nur ein Fazit: Die digitale Denunziation ist die Zukunft. Ein paar Software-Updates hier, ein bisschen KI-Feinschliff da, und bald wird moralisches Fehlverhalten noch bevor es begangen wurde erkannt und bestraft. Perfektion ist nur noch einen Algorithmus entfernt.

Schöne neue Welt!

Die Autobahn zur Klimarettung

Es gibt sie, diese Ironien der Geschichte, die so atemberaubend sind, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Eine davon ist die großartige Idee, für den Weltklimagipfel COP30 eine Schnellstraße durch den Regenwald zu pflügen, um die Anreise der internationalen Elite zu beschleunigen. Damit die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt ungehindert über die Zerstörung des Planeten debattieren können, opfert Brasilien einige Hektar geschützten Waldes. Ein Hoch auf die Konsequenz in der Umweltpolitik!

Wenn Asphalt auf Urwaldboden trifft

Stellen wir uns die Szene vor: Während in klimatisierten Konferenzräumen über CO2-Reduktion und Biodiversität sinniert wird, zerschneiden Bulldozer draußen die grüne Lunge der Erde. Der Amazonas, jener mythische, undurchdringliche Dschungel, muss weichen – für ein Stück moderne Infrastruktur, das vielleicht bald als Denkmal des Wahnsinns in die Geschichte eingehen wird. Denn was könnte die Dringlichkeit des Regenwaldschutzes besser illustrieren als eine brandneue, vierspurige Schnellstraße mitten durch die grüne Hölle?

Die Kunst der pragmatischen Heuchelei

Man stelle sich das Stolzgeschwellte der Verantwortlichen vor, die mit breitem Lächeln ihre Pläne präsentieren: „Sehen Sie, wir bereiten uns auf den Klimagipfel vor!“ Ja, und wie! In Rekordzeit werden Forstmaschinen herangekarrt, damit Staats- und Regierungschefs nicht etwa den Umweg durch den ungezähmten Dschungel nehmen müssen. Man will ja schließlich nicht riskieren, dass ein Premierminister in einer Piroge über den Amazonas paddeln muss oder sich gar mit dem örtlichen Bus durchschlagen muss. Nein, Klimaschutz geht nur, wenn der Asphalt dampft und die Klimaanlage auf Hochtouren läuft.

Baumaschinen als Vorboten der Rettung

Und so rollen sie heran, die kolossalen Bagger, die sich wie moderne Dinosaurier durch den Regenwald fressen. Bäume, die seit Jahrhunderten fest in der Erde verankert sind, fallen in einer Choreografie der Zerstörung. Rauch steigt auf, während Kettensägen kreischen, und aus der Ferne betrachtet könnte man fast meinen, es sei eine Performance, ein groteskes Theaterstück, das den Untergang unserer Zeit inszeniert.

Höret die Botschaft: Nachhaltigkeit, aber schnell!

Am Ende der neuen Autobahn wird man dann eine eindrucksvolle Rednerbühne errichten. Dort, im klimatisierten Oval eines Kongresszentrums, werden Experten mit besorgten Stirnen über die „letzte Chance für den Regenwald“ debattieren. Und während sich die Konferenzteilnehmer nach getaner Arbeit in ihre bereitgestellten SUVs setzen, um zum Fünf-Sterne-Hotel zu gelangen, kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis die nächste Schnellstraße für den Klimaschutz gebaut wird.

Das Groteske als neue Normalität

Vielleicht sollte man sich einfach an diese Art des Klimaschutzes gewöhnen. Es ist die neue, pragmatische Herangehensweise: Wer die Natur retten will, muss sie erst zerstören. Wer Emissionen senken will, muss den Verkehr beschleunigen. Und wer den Regenwald schützen will, muss ihn zuerst fällen. Es ist ein Paradoxon von solcher Schönheit, dass es fast schon poetisch wirkt. Man könnte darüber weinen. Oder lachen. Oder einfach resignieren und darauf warten, dass der nächste Klimagipfel vielleicht direkt in einem Kohlekraftwerk stattfindet – einfach, um die Logik dieser Zeit noch weiter auf die Spitze zu treiben.

Demokratie am Scheideweg – oder war sie jemals woanders?

Demokratie im Stresstest: Die Politik im Strudel der eigenen Unfähigkeit

Immer häufiger hört man in letzter Zeit Sätze wie: „Die Demokratie funktioniert nicht mehr“ oder „Sie vermag ihre Zwecke nicht mehr zu erfüllen“. Man könnte fast meinen, es handle sich um eine kaputte Kaffeemaschine, bei der das Wasser nur noch tröpfelt und der Espresso nach abgestandenem Leitungswasser schmeckt. Tatsächlich jedoch: Die Demokratie, dieses ehrwürdige System, das als Inbegriff von Freiheit, Fortschritt und Wohlstand gilt, scheint sich zunehmend als zahnloser Tiger zu entpuppen – majestätisch anzusehen, aber doch nur von symbolischer Bedrohlichkeit.

Ist es nicht wahr, dass sich Parlamente und Regierungen in endlosen Debatten selbst lähmen? Dass politische Prozesse so verfahren sind, dass eine Entscheidungsfindung sich ungefähr so effizient gestaltet wie das Einschlafen mit einer Horde bellender Hunde? Dass das einzige, was wirklich noch funktioniert, die Fähigkeit der Regierenden ist, so zu tun, als hätten sie alles unter Kontrolle? Ja, es ist wahr. Aber überrascht uns das wirklich?

Die Demokratie als Problemlösungs-Tool? Eine naive Fehlannahme

Doch stellt sich hier eine viel grundsätzlichere Frage: Ist Demokratie einfach nur ein effizientes Problemlösungs-Tool? Muss sie in erster Linie Ergebnisse liefern, messbare Erfolge präsentieren, sich an Kennzahlen und Performance-Indikatoren orientieren wie ein börsennotierter Konzern?

Der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt sah das, wie es sich für einen echten Sozialdemokraten gehört, anders. In einem berühmt gewordenen Satz schrieb er: „Die Demokratie ist uns keine Frage der Zweckmäßigkeit, sondern der Sittlichkeit.“ Ein Wort, das so antiquiert klingt, dass man es unwillkürlich mit knarrenden Parkettböden und kerzengerade sitzenden Herrschaften in feinen Zwirnen assoziiert.

Aber was meinte Brandt wirklich? Volkstümliche Sitten und Gebräuche? Strenge Erziehung mit „Bitte“ und „Danke“? Eine Art politisches Knigge-Brevier? Nein, natürlich nicht. Was Brandt ausdrücken wollte, war im Kern die simple und doch revolutionäre Idee, dass Demokratie nicht einfach ein Mittel zum Zweck ist. Sie ist kein schnelles Reparaturset für gesellschaftliche Probleme, kein Algorithmus, der reibungslos im Hintergrund läuft und den Output von Freiheit und Wohlstand maximiert. Demokratie ist vielmehr ein moralischer Imperativ, eine gesellschaftliche Entscheidung für eine bestimmte Art des Zusammenlebens. Und genau hier liegt das Problem.

Demokratie als moralischer Auftrag – oder: Die selbstgefällige Pose des Westens

Demokratie ist also eine Frage der Moral. Klingt erstmal gut. Aber was passiert, wenn sich eine Gesellschaft nicht mehr auf eine gemeinsame Moral einigen kann? Wenn die eine Hälfte denkt, dass Demokratie untrennbar mit Gerechtigkeit und Solidarität verbunden ist, während die andere Hälfte sie als Bollwerk gegen genau diese „sozialistische Gleichmacherei“ betrachtet? Wenn das moralische Fundament, auf dem die Demokratie ruht, selbst zur Verhandlungsmasse wird?

Willy Brandt konnte es sich noch leisten, diesen Satz aus einer Position der historischen Gewissheit heraus zu formulieren. Er hatte den Nationalsozialismus überlebt, den Aufbau der Bundesrepublik miterlebt und das deutsche Wirtschaftswunder gesehen. Demokratie war für ihn das leuchtende Gegenmodell zur Diktatur, der moralische Sieg über den Ungeist der Vergangenheit. Aber kann man diese Perspektive in einer Welt, in der „Demokratie“ zunehmend zum leeren Kampfbegriff verkommt, wirklich noch aufrechterhalten?

Das große Missverständnis: Demokratie ist nicht automatisch gut

Brandts Aussage impliziert eine weitere, oft übersehene Wahrheit: Demokratie ist nicht zwangsläufig gut, nur weil sie Demokratie ist. Sie ist auch dann noch Demokratie, wenn sie schlechte Entscheidungen trifft, wenn sie langsam ist, wenn sie dysfunktional erscheint. Sie war es, als sie in Weimar scheiterte. Sie war es, als sie Donald Trump an die Macht brachte. Sie war es, als der Brexit beschlossen wurde. Und sie bleibt es auch, wenn ein Wahlkampf nicht mehr durch Inhalte, sondern durch den besten Social-Media-Auftritt gewonnen wird.

Das Problem ist: Viele Menschen haben den Glauben an diese Demokratie verloren, weil sie feststellen, dass sie nicht mehr so funktioniert, wie sie es sich wünschen. Sie erwarten, dass Demokratie Wohlstand sichert, Ungleichheit bekämpft, Gerechtigkeit schafft, die Klimakrise löst, Kriege verhindert und dabei auch noch mit Schweizer Präzision funktioniert. Und wenn sie das nicht tut? Dann gilt sie plötzlich als gescheitert.

Aber Moment mal – seit wann war Demokratie überhaupt für Effizienz bekannt? Wer hat je behauptet, dass dieses System, das auf endlosen Diskussionen, Kompromissen und Mehrheitsentscheidungen basiert, besonders schnell und geradlinig sei? Das ist, als würde man sich beschweren, dass ein demokratisch geführtes Restaurant zu lange für die Essensbestellung braucht, während die Diktatur-Küche längst ein dampfendes Gericht auf den Tisch gestellt hat. Dass das Essen dann vergiftet sein könnte, ist eine andere Frage.

Demokratie als Lebensform – nicht als Garantieschein

Und doch, trotz aller berechtigten Kritik, bleibt die Demokratie alternativlos – nicht, weil sie perfekt wäre, sondern weil alle Alternativen noch schlechter sind. Denn genau das bedeutet es, wenn Brandt von „Sittlichkeit“ spricht: Demokratie ist kein Konsumprodukt, das man zurückgeben kann, wenn es nicht gefällt. Sie ist eine Lebensform, ein ständiger Prozess, der von der aktiven Teilnahme der Bürger lebt. Sie funktioniert nicht automatisch – sie funktioniert nur dann, wenn Menschen bereit sind, sich für sie einzusetzen.

Das bedeutet auch: Demokratie wird nicht von oben gesichert. Sie kann nicht durch milliardenschwere EU-Förderprogramme, internationale Gipfeltreffen oder flammende Reden auf Weltbühnen gerettet werden. Sie entsteht von unten, aus der Überzeugung heraus, dass es sich lohnt, für sie zu kämpfen – und ja, auch dann, wenn sie langsam, ineffizient und frustrierend ist.

Demokratie als Langstreckenlauf – nicht als Sprint

Am Ende ist Demokratie kein bequemer Sessel, in den man sich setzen kann, um dann zu erwarten, dass alles von selbst läuft. Sie ist eher ein mühsamer Marathonlauf, bei dem man immer wieder stolpert, falsch abbiegt und sich erschöpft fragt, warum man sich das eigentlich antut. Und doch läuft man weiter, weil die Alternative noch schlimmer ist.

In diesem Sinne: Wer sich über die Unzulänglichkeiten der Demokratie beschwert, sollte sich vielleicht weniger fragen, warum sie nicht besser funktioniert – sondern warum wir nicht besser darin sind, sie zu gestalten. Vielleicht ist das die eigentliche Frage der Sittlichkeit, die Brandt meinte. Und vielleicht sollten wir sie uns öfter stellen.

Eine Übung in politischem Sprechblasen-Gedöns

Ach, wie wunderbar, dass wir in einer Welt leben, in der internationale Politik nicht nur von der Kaltblütigkeit der Realpolitik diktiert wird, sondern von einem unfassbar selbstbewussten, inhaltsleeren Diskurs über „Werte“ und „solidarische Verantwortung“. Deutschland, ein Land mit einer Historie der militärischen und politischen Niederlagen, feiert sich regelmäßig als moralische Instanz, als Weltverbesserer und als Leuchtturm der Zivilisation, insbesondere wenn es darum geht, den Zeigefinger zu erheben und anderen Staaten zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Ganz besonders dann, wenn es um Syrien geht. Und wie könnte es anders sein: Außenministerin Annalena Baerbock, mit ihrer glänzenden Rhetorik der feministischen Außenpolitik, gibt sich erneut die Ehre und verspricht, was sonst? Genau – Geld. Viel Geld. 300 Millionen Euro, um genau zu sein.

Das ist eine Summe, die so klingt, als ob sie den heiligen Gral des Wiederaufbaus in Syrien sichern könnte. Klar, die 300 Millionen Euro werden selbstverständlich nicht ausreichen, um den zerbombten Wüstensand zu beseitigen, aber immerhin hat man das Gefühl, dass hiermit ein starkes moralisches Statement abgegeben wird. Nicht zu vergessen: Man kann sich für diese Summe, als Teil eines großzügigen internationalen Projekts, hervorragend in einer Pressemitteilung inszenieren. Die Zahlen klingen nach Politik, nach Verantwortung, nach einer Lösung. Doch wer sich fragt, was Baerbock und ihre politische Agenda eigentlich wirklich hinter diesem Akt der finanziellen Wohltätigkeit verbergen, der könnte beim genaueren Hinsehen feststellen, dass die Antwort weniger heroisch und viel mehr ungenau und heuchlerisch ausfällt. Aber gut, man kann es ja so oder so sehen.

So viele Lippenbekenntnisse, so wenig Substanz

Baerbocks Appell, den Machthabern Syriens doch bitte klarzumachen, dass Minderheiten zu schützen (oder wenigstens nicht zu massakrieren) seien, klingt nach einem sehr noblen Anliegen. Schließlich, so hört man es aus den Reden der Ministerin, ist die feministische Außenpolitik, die sie pflegt, nichts weniger als der zivilisatorische Fortschritt schlechthin. Es geht um die Rechte der Frauen, der Minderheiten und der unterdrückten Bevölkerung. Doch hier wird ein kluges, gut verpacktes Narrativ erzählt, das schlichtweg nicht das Problem beschreibt, sondern nur die Symptome einer äußerst komplexen internationalen Misere.

Was bedeutet eigentlich „feministische Außenpolitik“ in einem Land, in dem Frauen nicht gerade als gleichberechtigt gelten, was den politischen Zugang betrifft? Und wie setzt man dieses feministische Engagement mit einer Regierung um, deren Außenpolitik weniger von idealistischen Werten und mehr von pragmatischen wirtschaftlichen Interessen geprägt ist? Was für eine Farce! Das Ziel ist löblich, keine Frage – die Umsetzung aber eine farbenfrohe Ansammlung von politischen Hohlformeln, die den tiefen Riss in der geopolitischen Realität nicht einmal ansatzweise zu heilen vermögen. Denn egal, wie viele millionenschwere Hilfspakete man verspricht, die Frage bleibt: Was genau will man eigentlich erreichen? Minderheiten in Syrien schützen, indem man einem Assad einen ordentlichen Scheck zuschreibt, der seinen „feministischen“ Außenministerinnen dann in der Presse erklärt, wie wichtig es ist, nicht ganz so viele Frauen und Kinder bei Luftangriffen zu töten?

Der moralische Imperativ, den es zu kaufen gilt

Die 300 Millionen Euro, die nun als Teil der deutschen Antwort auf die syrische Tragödie im Raum stehen, müssen natürlich unter dem Deckmantel einer übergeordneten moralischen Verantwortung abgegeben werden. Dass dies nicht mehr als eine durchdachte PR-Strategie ist, wird aber spätestens dann klar, wenn man sich fragt, warum eine solche Summe überhaupt ausreicht, um „den Wiederaufbau“ Syriens zu fördern. Wiederaufbau? Sicher, der Wiederaufbau ist ein edles Ziel. Aber, meine Damen und Herren, wir sprechen hier von einem Land, das seit Jahren von einem brutalen Bürgerkrieg heimgesucht wird. Wiederaufbau erfordert nicht nur eine ordentliche Summe Geld, sondern vor allem auch ein stabiles politisches Umfeld. Doch was tut Deutschland? Es schüttet eine Prise Geld in den Abgrund einer Region, die von Kriegsverbrechern regiert wird, die sich wahrscheinlich lieber die Taschen vollstopfen, als irgendetwas zu tun, das „die Menschenrechte“ fördert.

Es ist, als würde man ein brennendes Haus mit einem Gartenschlauch löschen, während man gleichzeitig auf einer glitzernden Bühne verkündet, wie wichtig es ist, das Klima zu retten. Ein bisschen hilflos und, sagen wir, ausgesprochen zynisch. Und da sind wir wieder beim Thema „feministische Außenpolitik“ – eine starke, zukunftsweisende Ideologie, die wunderbar klingt, aber – siehe oben – die Realität an der Grenze der Machbarkeit und der echten Einflussnahme weit hinter sich lässt. So entsteht das Bild von Annalena Baerbock, die mit ihrem ökologischen Elan durch die Welt reist und an all die „feministischen“ Werte appelliert, die der Diplomatie eine glänzende Hülle verleihen – aber kein Innenleben haben.

Die Farce des Wiederaufbaus und die nackte Realität

Nun kommt der Rest der Zaubershow. Deutschland wird Syrien mit viel Geld unter die Arme greifen. Doch, und hier liegt der Haken, die Macher des Krieges, die Assad-Regierung, sind diejenigen, die im Wesentlichen entscheiden, wie dieses Geld verwendet wird. Natürlich, aus deutscher Sicht, stellt sich dann die Frage: Wie weit reicht eigentlich die politische Macht, um bei den syrischen Machthabern tatsächlich eine Verbesserung zu erreichen? Keine hundert Jahre zurückliegend, war Deutschland noch in der „Axel Springer“-Ära damit beschäftigt, eigene Interessen durch Diplomatie und Deals durchzusetzen. Heute verpackt man das ganze Elend als internationale „Hilfsmaßnahme“, weil der Geist der feministischen Außenpolitik es erfordert. Aber um wen geht es wirklich?

Es geht nicht um Syrien, es geht nicht um den Wiederaufbau, es geht nicht einmal um die Frauen und Minderheiten. Es geht darum, wie man als Deutschland, als moralische Instanz, sein Gesicht wahren kann, während man gleichzeitig seine geopolitischen Interessen nicht aus den Augen verliert. Ein klassisches Stück geopolitische Großzügigkeit, das die Welt zu einem besseren Ort machen soll – nur leider ohne den notwendigen Tiefgang.

Eine billige Inszenierung eines noch billigeren Narrativs

Nun, was bleibt uns zu sagen? Annalena Baerbocks syrische Hilfe ist nicht mehr als ein weiteres Beispiel für die Bühne der politischen Zynikerei, auf der westliche Regierungen ihre humanitären Großtaten inszenieren, ohne dabei auf die Realität zu schauen. Es ist ein perfektes Beispiel für den Widerspruch zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was tatsächlich passiert. Das Geld mag fließen, doch es wird wenig tun, um das Land tatsächlich zu stabilisieren. Und am Ende bleibt uns der Eindruck, dass es weniger um Syrien geht und viel mehr um die Selbstdarstellung Deutschlands in einer Welt, die sich nach einem Idealbild von Feminismus und Solidarität sehnt, jedoch weit davon entfernt ist, dieses Bild jemals zu erreichen. Ein schönes Schauspiel, aber – um es ganz ehrlich zu sagen – ein völlig unzureichendes Mittel gegen den Abgrund, der Syrien heute noch heimsucht.

Das Jahr 1913 – Ein Jahr der Erlösung durch Verelendung

Erich Mühsam, Bilanz 1913

Das Jahr 1913. Ein Jahr, das den europäischen Staatenkünstlern als letztes Meisterstück ihrer diplomatischen Diplomatie in Erinnerung bleiben sollte. Doch was wäre diese meisterhafte Diplomatie ohne die genüssliche, fast schmerzhafte Ironie der historischen Verflechtungen, die sich in den chaotischen, verzweifelten Versuchen gipfelte, den verunfallten Körper Europas in eine würdige Haltung zu bringen? Mühsam, ein begnadeter Zyniker der alten Schule, blickt zurück und tut das, was wir heute so gerne tun: Er entblößt das bürgerliche Theaterstück, indem er es nicht nur in seiner Unzulänglichkeit beschreibt, sondern es auch gleichzeitig humorvoll in seinen Katastrophen feiert. Die Diplomaten des alten Kontinents sind in seiner Sicht nicht mehr als geschickte Akrobaten eines strahlenden Desasters, die mit einem einzigen Schritt in den Abgrund ihre eigene Unfähigkeit triumphal zur Schau stellen.

Die große Herausforderung des Jahres 1913, von der Mühsam in seinem Essay spricht, war ein globaler Balanceakt, der die Staatskunst an ihre Grenzen brachte – wenn nicht sogar darüber hinaus. Mühsam, dieser weise Historiker der Zukunft, könnte man sagen, schüttelt seine schlaue Feder und streut unermüdlich Salz auf die Wunden der europäischen Großmächte, deren Diplomatie mehr einem zerrissenen Theaterstück gleicht als einem durchdachten geopolitischen Masterplan.

Diplomatie als Staatskunst? Ein oxymoronischer Witz.

Mühsam lässt keinen Zweifel an seiner Meinung: „Europa hat versagt.“ Aber das Versagen ist nicht bloß ein Versehen oder ein misslicher Umstand. Es ist das grandiose Resultat einer sorgfältig arrangierten Farce, in der die Diplomaten wie Schauspieler auf der Bühne tanzen, während das Publikum, bestehend aus den leidenden Völkern, ihnen jedes Wort verübt zuschreit. Die „Staatskunst“, von der wir hier sprechen, ist also nicht etwa ein feinsinnig gewebtes Netz der friedlichen Diplomatie, sondern vielmehr eine dreiste Farce, bei der die Akteure in einem fortwährenden Zustand der Selbstverblendung agieren. Sie glauben, sie sind die Schöpfer der Geschichte, während sie das Chaos nur beschleunigen. Dabei hatten sie – wie immer – den grandiosen Plan im Kopf: Der Weltkrieg als das große Ende des europäischen Staates, als ein Drama, das nur durch den plötzlichen, unerbittlichen Zusammenbruch seiner Protagonisten seinen Höhepunkt erreicht.

Was tat Europa in diesem Jahr? Natürlich, es rüstete auf. Hört sich ja ganz nach einem logisch-weitsichtigen Plan an, oder? Wenn die Welt vor der Katastrophe steht, dann ist das einzige Mittel zur Abwendung dieser Gefahr noch ein größerer Vorrat an Kanonen und Eisenbahnen, mehr Schießpulver und noch größere Kolonnen von Soldaten. Wer sich nicht rüstet, ist nichts anderes als ein naiver Träumer, ein verrückter Idealist, der das arme Europa in den Untergang führen würde. Es war nicht etwa das Schüren von Angst und Hysterie, das die Diplomaten dazu bewegte, sondern ein schlichter Drang nach Machterhalt und einem unerschütterlichen Glauben daran, dass der nächste große Krieg – der unausweichliche Weltkrieg – der einzige Weg war, das Heft des Handelns zu übernehmen.

Die Kriegsangst als Wirtschaftsinstrument: Ein brillantes Scheitern

Und dann – der Witz der Geschichte – kam die Kriegsangst. Sie war die heimliche Waffe, die am meisten zerrüttete, was an Europa noch an Stabilität übrig war. Die Mobilisierung der Armeen und die „vorläufigen“ Truppenbewegungen an den Grenzen waren keinesfalls eine Frage der Vorbereitung auf einen Krieg, sondern ein gigantisches Theaterstück, bei dem die Ungewissheit selbst das größte Kapital war. Denn wenn die Kriegsangst eine Währung war, dann hatte sie das gesamte Wirtschaftsleben längst in den Griff bekommen. Was, so fragt Mühsam, wurde nicht zerstört? Ökonomische Werte? Kulturelle Errungenschaften? Selbst die Menschen selbst? Die Angst, sie war der Motor, der die Maschinen des wirtschaftlichen Untergangs antrieb. Noch lange nach den ersten Schüssen des Weltkriegs, wenn dieser dann ausbrach, würden die Wunden der europäischen Wirtschaft heilen müssen – oder auch nicht. Aber die Zerstörung des Friedens, des gesellschaftlichen Wohlstands und der kulturellen Stabilität war bereits vollzogen. Niemand hatte diesen Zerstörungsprozess je geplant, aber alle hatten ihn forciert.

Staatskunst und Bevölkerung: Wer regiert hier eigentlich?

Dabei war die Kriegsangst nicht nur ein Spiel der Diplomaten und Generäle. Nein, sie fand ihren Weg auch in die Zivilgesellschaft. Die Mobilisierung verschlang nicht nur „die größten Teile aller öffentlichen Mittel“, wie Mühsam sarkastisch bemerkt, sondern auch die Hoffnungen, Wünsche und – man könnte fast sagen – die Seelen der Bevölkerung. Der Bürger, der in den Tagen von 1913 die heilige Propaganda des Staates verfolgt und die Versprechungen von „Frieden durch Stärke“ mit fataler Naivität in sich aufnahm, wurde ein Instrument des großen Kriegsmechanismus. Es ging längst nicht mehr nur um den Erhalt von Heeren, sondern um den Erhalt eines Systems, das nichts anderes mehr kannte als den Glauben an sich selbst.

Doch Mühsam lässt sich nicht täuschen. Der Blick des scharfsinnigen Beobachters zeigt eine Welt, die in ihren letzten Zügen der Vernunft überdrüssig wird. Die Armeen wuchsen, die Verarmung nahm zu, und die diplomatische Kunst zündete in einem verheerenden Feuerball der Hoffnungslosigkeit. Es war der brillante Abschluss eines Jahrzehnts der Selbsttäuschung. Europa hatte – so würde Mühsam sagen – das große Meisterwerk der Staatskunst vollendet: den Weltkrieg.

Der große Narrenstaat: Ein episches Scheitern mit Augenzwinkern

Am Ende bleibt eine bittere, aber beinahe lustige Erkenntnis: Was Europa in den Jahren 1913 an „Wert“ anrichtete, das konnte Jahrzehnten des Friedens nicht mehr einholen. Die Weichen waren gestellt. Die Frage ist nur: Wer zog an diesen Weichen und warum? Mühsam stellt die Frage, ohne sie direkt zu beantworten, denn in seiner Welt ist die Antwort klar: Es waren die Großen, die wahren Künstler des Staates, die ein Meisterstück nach dem anderen schufen – und das Ergebnis war der katastrophale Absturz.

Das Jahr 1913 wird von Mühsam nicht als Wendepunkt, sondern als präziser Blick auf die Unfähigkeit und die Ironie der Staaten bezeichnet, die sich in einem niemals endenden Tanz um Macht und Reichtum verstrickten. Ein Tanz, der mit dem Weltkrieg seinen Höhepunkt fand. Doch dieser Höhepunkt, so sarkastisch und bitter er auch war, brachte auch eine Erkenntnis: Europa konnte nichts anderes tun, als den Marsch in den Abgrund fortzusetzen. Ein Abgrund, der sich mit der Ankündigung des Weltkrieges als nicht mehr vermeidbar darstellte. Und Mühsam, dieser große Kritiker und kluge Humorist, wusste, dass der wahre Humor nur in der völligen Absurdheit der Geschichte lag.

Denn was bleibt von einem Europa, das sich selbst in den Ruin führte? Ein Narrenstaat, der zu den größten Schöpfern seines eigenen Untergangs geworden ist. Ein Europa, das der Staatskunst zu viel Vertrauen schenkte und zu wenig in die Realität blickte. Ein Europa, das auf die große, aber tragische Bühne der Geschichte ging und sein Meisterstück aufführte – mit einem augenzwinkernden Lächeln, das über die Tränen hinweg täuschte.

Die Zukunft der Vergangenheit

Es ist wieder soweit. Die geheimen Zirkel der westlichen Welt, jene mysteriösen Instanzen, die angeblich die Sicherheit unserer fragilen Demokratien gewährleisten, haben sich erneut zu Wort gemeldet. Diesmal warnen sie uns – mit todernster Miene und verschwörerischem Flüsterton – vor einem möglichen russischen Angriff. Ab 2028, so die düstere Prophezeiung, könnte der Kreml versuchen, die Verteidigungsbereitschaft der EU zu testen. Drei bis fünf Jahre also. Man könnte sich fast fragen, ob Nostradamus im BND wiedergeboren wurde oder ob die Kristallkugel des CIA neuerdings auch als Wettervorhersagegerät dient.

Ein Narrativ für die Ewigkeit

Wladimir Putin, jener finstere Schurke aus dem Osten, dessen Brusthaar in westlichen Albträumen dichter wuchert als die Geheimnisse der NSA, soll also wieder zuschlagen. Das Timing? Perfekt! Gerade rechtzeitig, um die ohnehin chronisch überforderte EU endgültig in den Wahnsinn zu treiben. Während Ursula von der Leyen noch über Plastikstrohhalm-Verbote sinniert und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in feministischer Außenpolitik die Lösung für alle geopolitischen Konflikte sieht, plant der Kreml bereits die nächste Invasion. Oder vielleicht doch nicht?

Was wissen wir? Nichts.

Die Details zu den Plänen Putins sind – Überraschung! – nicht bekannt. Aber das macht ja nichts. Im Zeitalter von Fake News und alternativen Fakten genügt es, die Angst vor dem Unbekannten zu schüren. Es reicht, den Schatten eines Panzers an der Grenze zu wittern, um die ohnehin paranoide Sicherheitsarchitektur des Westens in Aufruhr zu versetzen. Und so marschieren die Think Tanks, die NATO-Strategen und die transatlantischen Falken wieder einmal im Gleichschritt Richtung Konfrontation. Diesmal allerdings mit der beruhigenden Gewissheit, dass der Gegner frühestens in fünf Jahren zuschlägt. Also genug Zeit, um die Rüstungsbudgets aufzustocken und die Rüstungsindustrie noch ein bisschen reicher zu machen.

Die Prophezeiung als Selbstzweck

Man könnte sich ja fragen: Warum gerade jetzt diese Warnung? Warum ausgerechnet 2028? Gibt es im Kreml etwa einen geheimen Countdown, der in westlichen Geheimdienstkreisen als Insider-Information kursiert? Oder ist es schlicht die Angst, die NATO könnte in ihrer Bedeutungslosigkeit versinken, sobald der Ukraine-Konflikt zu einem eingefrorenen Patt mutiert und sich die USA wieder auf China konzentrieren?

Die Antwort liegt – wie so oft – in der psychologischen Kriegsführung. Wer die Angst kontrolliert, kontrolliert die Politik. Und wer die Politik kontrolliert, kontrolliert die Menschen. Ein simpler Trick, den schon die alten Römer kannten: Si vis pacem, para bellum – wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor. Oder, moderner ausgedrückt: Wenn du den Militärhaushalt aufstocken willst, erfinde eine Bedrohung.

Ein zerbrechlicher Koloss auf tönernen Füßen

Natürlich ist die europäische Verteidigungsbereitschaft ein Witz – und das wissen auch die Strategen in Moskau. Während Frankreich seine Atomstreitkräfte als letzte Bastion gegen die Apokalypse betrachtet und Deutschland sich lieber in moralischer Überlegenheit suhlt, anstatt seine marode Bundeswehr auf Vordermann zu bringen, schüttelt Putin höchstens belustigt den Kopf. Ein Angriff auf die EU wäre ungefähr so riskant wie der Überfall auf einen Kindergarten – nur mit mehr Bürokratie.

Doch genau hier liegt der perfide Charme der Warnung: Die Angst vor dem russischen Bären legitimiert die Aufrüstung, die Militarisierung und die Einschränkung bürgerlicher Freiheiten. Denn wer könnte schon gegen härtere Sicherheitsgesetze, höhere Verteidigungsausgaben und noch mehr Überwachung sein, wenn der Feind an der Türschwelle lauert?

Die Zukunft als Geisel der Paranoia

So steuern wir also auf eine Zukunft zu, die von Angst und Misstrauen geprägt ist. Eine Zukunft, in der der Russe nicht mehr der Nachbar, sondern der ewige Aggressor ist. Eine Zukunft, in der die geheimdienstlichen Orakel bestimmen, wann wir uns fürchten sollen und wann nicht.

Und während die westlichen Geheimdienste sich weiterhin in kafkaesker Geheimniskrämerei suhlen und die Medien brav die Kriegstrommeln schlagen, bleibt uns Bürgern nur eines: das ungläubige Lächeln über eine Welt, die sich aus Angst vor dem Morgen selbst in Geiselhaft nimmt.

Prost, Europa. Auf die nächsten fünf Jahre paranoider Selbstzerstörung.

Apokalypse jetzt!

Ein Heimwerker-Guide für die Strahlenschutzgeneration

Es gibt Tage, da wacht man auf und denkt: „Ach, was für eine herrlich strahlende Zukunft!“ Doch dieser Glanz, meine Damen und Herren, entpuppt sich allzu oft als radioaktive Verseuchung – metaphorisch gesprochen, natürlich. Oder etwa nicht? Man weiß ja nie, was einem die geopolitische Wetterlage so ins Haus weht. Da schadet es nicht, sich rechtzeitig ein kleines, heimeliges Endzeit-Biotop zu schaffen.

Das Survival-Set für den modernen Bürger

Was braucht man heute? Nun, neben dem üblichen Lebenshunger und der Hoffnung auf eine gerechte Welt, vor allem: Klebebänder, Folien, Staubschleusen, Kaliumjodid-Tabletten, Strahlenmessgeräte, Typ 5/6 Einwegschutzanzüge, FFP3-Masken und Handschuhe. Klingt nach einem verrückten Hobby? Nein, das ist die neue Normalität! Wer sich dieser Tage nicht in einen wandelnden Atomkrieg-Prepper verwandelt, gilt als naiver Optimist – und wer will das schon sein?

Die Frage ist doch: Wieso nur die Wohnung abdichten? Wieso nicht gleich den gesamten Lebensraum in eine hermetische Blase verwandeln? Der ambitionierte Zeitgenosse denkt hier in größeren Dimensionen. Der eigene Bunker im Keller, der mit Bleiwänden ausgekleidete Hobbyraum oder die atomar gesicherte Gartenlaube – das sind die neuen Statussymbole der Postmoderne.

Die Kunst des Klebens – Oder: Wie man sich einigelt und dabei trotzdem stilvoll bleibt

Das Klebeband, einst ein profaner Alltagsgegenstand, avanciert nun zur Waffe des zivilen Widerstands gegen die unsichtbare Bedrohung. Fensterrahmen, Türschwellen, Lüftungsschlitze – alles wird akribisch versiegelt. Wer hier schlampt, riskiert den stillen Tod durch radioaktive Partikel, die sich schamlos durch jede Ritze schleichen.

Doch Achtung: Wer glaubt, eine simple Schicht Malerfolie reiche aus, um die Apokalypse auszutricksen, der irrt. Hier bedarf es der Premium-Version: mehrlagige Hochleistungsfolien, verklebt mit doppelseitigem, strahlungsresistentem Industriekleber. Die Paranoia als Design-Element – man lebt ja schließlich nicht hinterm Mond.

Kaliumjodid und andere Delikatessen

Die Kaliumjodid-Tablette, einst verschrien als obskures Relikt des Kalten Krieges, erlebt ihre Renaissance. Sie blockiert die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse. Ein kleines Wunder der Chemie, das plötzlich wieder in aller Munde ist – wortwörtlich.

Doch was, wenn die Tabletten ausgehen? Da hilft nur eines: präventives Einlegen in Jodtinktur oder gleich der Bau einer eigenen Algenzucht im Badezimmer. Spirulina, Chlorella – die Superfoods der Apokalypse. Natürlich alles bio und regional, versteht sich.

Der Anzug des modernen Helden: Typ 5/6 Einwegschutzanzug

Man kennt sie aus Katastrophenfilmen: Die eleganten, weißen Schutzanzüge, die einem die Aura eines futuristischen Astronauten verleihen. Der moderne Mensch trägt diesen Look heute im Supermarkt oder beim Spaziergang durch die Fußgängerzone. Schließlich könnte der Nachbar ja schon in Plutonium baden, und die Luft ist voller unsichtbarer Feinde.

In Kombination mit FFP3-Masken und Handschuhen ergibt sich eine schicke Symbiose aus post-apokalyptischem Chic und pandemischer Eleganz. Wer hier nicht mitzieht, riskiert den sozialen Ausschluss. Der neue Dresscode: „Survival Couture“.

Die große Frage: Wofür das alles?

Ist es die Angst vor dem nuklearen Fallout, der uns zum Basteln zwingt? Oder doch nur die kollektive Lust am Untergang, die sich in DIY-Projekten und Survival-Workshops manifestiert? Die Antwort bleibt offen. Sicher ist nur: Wer nicht abdichtet, ist draußen.

Und so kleben, dichten und messen wir weiter, in der Hoffnung, die Apokalypse möge sich durch unsere akribische Heimwerkerarbeit beeindruckt zeigen. Ein bisschen Ironie darf dabei nicht fehlen – schließlich sind wir Deutsche. Wir haben Erfahrung mit Ordnung und Perfektion, selbst im Angesicht des Untergangs.

Na dann, fröhliches Versiegeln!

Feldspital statt Biergarten

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach fordert ein deutschlandweites Programm zur Vorbereitung der medizinischen Versorgung auf einen möglichen Kriegsfall. „Denn eine intakte Gesundheitsversorgung ist für die Verteidigung eines Landes ebenso wichtig wie die Bundeswehr.“

Man reibt sich die Augen und fragt sich, ob man noch im richtigen Film ist. Deutschland, die Nation der Biergärten, der Sauerkrautromantik und der Kuckucksuhren, rüstet sich für den Ernstfall. Nicht mit neuen Bierkrügen oder innovativen Weißwurstrezepten, sondern mit Feldlazaretten und Notfallchirurgen, die sich auf blutige Szenarien vorbereiten, die bisher nur in dystopischen Netflix-Serien und den Albträumen der 80er-Jahre-Generation vorkamen.

Sicherheit ist Krieg

Viele verwechseln Sicherheit mit Krieg, haben Angst vor Atomschlägen auf Paris und Berlin, schreien daher „nachrüsten“ und kaufen Rheinmetall-Aktien. Die europäische Politik hat sich in eine Kriegs-Hysterie hineingesteigert, aus der sie offensichtlich nicht mehr herauskommt. Aufrüsten, militarisieren, auf Krieg vorbereiten – das ist der neue Dreiklang der sicherheitspolitischen Lyrik.

Statt in die Zukunft zu investieren, in Bildung, Klima und soziale Gerechtigkeit, wird nun die medizinische Versorgung kriegstauglich gemacht. Der bayerische Charme wird durch die sterile Atmosphäre von Notfallbetten und Verbandsmaterial ersetzt. Die Weißbierkelche klirren nicht mehr vor Freude, sondern in Panik vor dem nächsten Drohnenangriff.

Vom Chirurgen zum Krieger

Die Ärzte, die einst die Gicht des Stammtischbruders behandelten, sollen nun lernen, wie man Schrapnellwunden versorgt und Amputationen unter Artilleriebeschuss durchführt. Es ist die Renaissance der Feldchirurgie, nur diesmal nicht in den blutgetränkten Schützengräben Verduns, sondern in den sterilen Korridoren deutscher Krankenhäuser.

Die Idee, die medizinische Infrastruktur kriegsfähig zu machen, ist dabei ebenso absurd wie bezeichnend für eine Gesellschaft, die sich in ihrer eigenen Paranoia verliert. Während Krankenhäuser wegen Personalmangels und Unterfinanzierung am Limit arbeiten, sollen sie nun auch noch die Rolle der medizinischen Fronttruppen übernehmen. Vielleicht sollten wir gleich die Notaufnahme in „Erste Verteidigungslinie“ umbenennen und den OP-Saal zur „Kommandozentrale für chirurgische Gefechtsführung“ ausbauen.

Vom Bürger zum Kombattanten

Die Militarisierung der Medizin ist nur ein Symptom einer viel größeren Krankheit: der schleichenden Transformation des Bürgers zum Kombattanten. Jeder wird zum potenziellen Soldaten, jedes Krankenhaus zum potenziellen Lazarett, jede Stadt zum potenziellen Kriegsschauplatz.

Und während die Politik die Bevölkerung auf den Ernstfall vorbereitet, sprießen die Survival-Shops und Prepper-Communities wie Pilze aus dem Boden. Der Bunkerbau boomt, das Einmachen von Gurken erlebt eine Renaissance, und in den Kellern wird fleißig an Selbstverteidigungskursen teilgenommen. Der zynische Witz: Während die Welt sich in die nächste Eskalationsspirale stürzt, verkauft der Kapitalismus noch den passenden Stahlhelm dazu.

Ein Land im Schatten seiner eigenen Angst

Bayern, das Land der Trachten, der Blasmusik und der Gemütlichkeit, mutiert zur Hochburg der sicherheitspolitischen Paranoia. Statt die Pflegekräfte besser zu bezahlen, baut man Feldspitäler. Statt in die psychische Gesundheit der Menschen zu investieren, bereitet man sich auf den Massenschock vor.

Doch wo bleibt die Satire, wenn die Realität selbst zur Karikatur wird? Wenn die Politik die Menschen in ein Szenario drängt, das sich nur noch durch Zynismus und Galgenhumor ertragen lässt?

Vielleicht sollten wir die Biergärten schließen und stattdessen Erste-Hilfe-Kurse mit Lederhose und Dirndl anbieten. Oder die Oktoberfestzelte in mobile Sanitätseinheiten umfunktionieren. Prost, Deutschland! Möge der nächste Krieg wenigstens mit einem gepflegten Weißbier beginnen.

Ein absurdes Theater ohne Exit

In Zeiten, in denen die Welt brennt, sollte man die Feuerwehr rufen, nicht die Brandbeschleuniger. Doch die Politik hat sich für Letzteres entschieden. Judith Gerlach und ihre Idee eines kriegsfähigen Gesundheitssystems sind nur der letzte Akt in einem absurden Theaterstück, das wir alle gezwungen sind, mit anzusehen.

Und während die Politik den Feldspital-Romantikern applaudiert, träumen wir heimlich von einem Land, in dem Gesundheit nicht als strategische Ressource, sondern als menschliches Grundrecht begriffen wird. Ein Land, in dem Biergärten wieder Orte der Lebensfreude sind – und nicht die Vorstufe zum mobilen Lazarett.

Bambus – Ein Wunder der Natur

Bambus fasziniert Menschen seit Jahrhunderten. Von Asien bis Südamerika ist die Pflanze für ihre Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit bekannt. Doch Bambus ist weit mehr als nur eine dekorative Pflanze oder ein Material für Möbel. Er bietet beeindruckende ökologische Vorteile und könnte eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung des Klimawandels spielen. Lassen Sie uns die erstaunlichsten Fakten über Bambus genauer unter die Lupe nehmen.

Das schnellste Wachstum der Pflanzenwelt

Bambus hält den Rekord als die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt. Unter optimalen Bedingungen kann er bis zu 120 Zentimeter innerhalb von 24 Stunden wachsen. Einige Arten schaffen es, in weniger als einem Jahr ihre volle Höhe zu erreichen. Dieses rasante Wachstum macht Bambus zu einer erneuerbaren Ressource, die Holz in vielen Bereichen ersetzen kann.

Ein Sauerstoff-Kraftwerk

Ein Bambushain produziert 35 % mehr Sauerstoff als herkömmliche Bäume. Dies macht die Pflanze zu einem wertvollen Verbündeten im Kampf gegen die Luftverschmutzung und den Klimawandel. Während die Photosynthese Kohlendioxid aufnimmt, gibt Bambus gleichzeitig große Mengen an lebenswichtigem Sauerstoff ab.

Effiziente Kohlenstoffsenke

Bambus absorbiert Kohlendioxid mit einer Rate von 17 Tonnen pro Hektar und Jahr. Durch sein schnelles Wachstum und seine Fähigkeit, große Mengen an CO₂ zu binden, kann Bambus eine bedeutende Rolle im Klimaschutz spielen. Im Vergleich zu langsam wachsenden Bäumen ist Bambus somit eine äußerst effiziente Kohlenstoffsenke.

Kein Dünger, keine Probleme

Ein weiterer Vorteil von Bambus ist, dass er keinen Dünger benötigt. Die Pflanze wirft ihre Blätter ab, die auf natürliche Weise den Boden mulchen und Nährstoffe zurückführen. Dieser Prozess fördert das Wachstum und macht Bambus zu einer umweltfreundlichen Option für nachhaltige Landwirtschaft.

Überlebenskünstler in trockenen Regionen

Bambus ist äußerst widerstandsfähig und kann sogar in trockenen, wüstenähnlichen Gebieten gedeihen. Seine Fähigkeit, Wasser effizient zu speichern und Nährstoffe aus dem Boden zu ziehen, macht ihn zu einer idealen Pflanze für Regionen, die von Dürren betroffen sind.

Ein nachhaltiger Holzersatz

Während Nadelbäume 20 bis 30 Jahre benötigen, um geerntet werden zu können, ist Bambus bereits nach 3 bis 5 Jahren erntereif. Diese kurze Wachstumszeit ermöglicht eine nachhaltige Forstwirtschaft und entlastet die natürlichen Wälder.

Stark wie Stahl

Bambus ist nicht nur leicht und flexibel, sondern auch extrem robust. In vielen Ländern wird Bambus als Baumaterial für Gerüste, Brücken und sogar Häuser verwendet. Seine Zugfestigkeit ist vergleichbar mit der von Stahl, was ihn zu einem idealen Material für nachhaltiges Bauen macht.

Schutz für den Boden

Das weitverzweigte Wurzelsystem und die Rhizome von Bambus stabilisieren den Boden und verhindern Erosion. Dies ist besonders in Regionen mit Hanglagen von Vorteil, wo Bambus helfen kann, Erdrutsche und Bodenauswaschungen zu verhindern.

Die natürliche Klimaanlage

Bambus kann die Umgebungstemperatur im Sommer um bis zu 8 Grad Celsius senken. Dies geschieht durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter und die dichte Vegetation, die Schatten spendet. In urbanen Gebieten könnte Bambus so dazu beitragen, die Auswirkungen des städtischen Wärmeinseleffekts zu reduzieren.

Fazit

Bambus ist ein wahres Wunder der Natur. Er wächst unglaublich schnell, produziert mehr Sauerstoff als Bäume, bindet große Mengen an CO₂ und benötigt weder Dünger noch viel Wasser. Gleichzeitig stabilisiert er den Boden und bietet ein nachhaltiges Baumaterial. Mit der richtigen Bewirtschaftung kann Bambus eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Zukunft spielen.

Vom Blockwart zur Zivilgesellschaft

Der Denunziationsstaat NRW – Ein Triumph der Bürokratie

Es begab sich also im fernen Jahr 2022, als die grün-schwarze Landesregierung Nordrhein-Westfalens unter der weisen Führung von Ministerpräsident Hendrik Wüst beschloss, vier Meldestellen gegen Diskriminierung ins Leben zu rufen. Ein hehres Ziel, das im Zeitalter der allumfassenden Empörungskultur geradezu nach Verwirklichung schrie. 1,5 Millionen Euro Steuergeld wurden hierfür bereitgestellt – eine Summe, die ausreicht, um einen mittelgroßen Kindergarten zu errichten oder einen maroden Autobahnabschnitt notdürftig zu flicken. Doch nein, das Geld wurde in die „intensive Konzeptions- und Aufbauphase“ investiert, die sich – oh Wunder – über stolze drei Jahre erstreckte.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Oder einfach nur ein Bürger, der sich fragt, wie viel Geld wohl in den dunklen Kanälen der NGOs versickert ist, die nun die Ehre haben, uns moralisch zu überwachen.

Das Meldewesen reloaded

Nun also, am 17. März 2025, erblicken die Meldestellen das Licht der Welt. Ihre Aufgabe: Die Erfassung und Denunziation von Äußerungen „unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“. Ein Begriff, der so schwammig ist, dass selbst Kafka vor Neid erblassen würde. Antimuslimischer Rassismus, Queerfeindlichkeit, Antiziganismus und „anti-Schwarzer, antiasiatischer und weiterer Rassismus“ – die Palette der Meldegründe ist bunt und divers, ganz im Geiste der modernen Woke-Ideologie.

Doch wer entscheidet, was rassistisch ist? Wer definiert, was queerfeindlich oder antiasiatisch daherkommt? Genau: „Zivilgesellschaftliche Akteure“. Ein Begriff, der so nebulös ist wie die angebliche „Aufbauphase“ dieser Institutionen. Private Vereine und Aktivistengruppen, die sich seit Jahren durch Steuergeld alimentieren lassen und nun endlich die Macht erhalten, ihre ideologische Agenda in Form staatlich legitimierter Denunziationsstellen durchzusetzen.

Denunzieren für die gute Sache

Man stelle sich vor: Der Nachbar grillt Schweinefleisch im Garten – islamophob! Der Kollege erzählt einen schlechten Witz über Transpersonen – queerfeindlich! Die Großmutter murmelt im Bus über die „Zigeunermusik“ – Antiziganismus! All dies kann künftig gemeldet werden. Und zwar nicht etwa bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft, sondern bei den besagten „zivilgesellschaftlichen Akteuren“, die keinerlei demokratische Kontrolle unterliegen.

Der Denunziant von heute trägt kein braunes Hemd mehr, sondern einen fair gehandelten Bio-Kapuzenpulli und studiert Gender Studies. Statt auf offener Straße zu denunzieren, geschieht dies nun bequem vom heimischen Sofa aus, per Online-Formular. Ein Klick – und schon landet der Angezeigte in einer Datenbank, die die moralische Reinheit der Gesellschaft überwacht.

Der Totentanz der Meinungsfreiheit

Der eigentliche Skandal aber ist nicht die schiere Absurdität dieses Projekts, sondern seine verheerenden Folgen für die Meinungsfreiheit. Wenn die Grenze des Sagbaren nicht mehr vom Strafgesetzbuch, sondern von aktivistischen Gruppen definiert wird, dann leben wir nicht mehr in einer Demokratie, sondern in einer Moralokratie.

Kritische Diskussionen werden unterbunden, politische Satire wird kriminalisiert, und selbst ironische Bemerkungen können als „microaggressions“ gedeutet werden. Der Bürger verkommt zum schweigenden Untertan, der aus Angst vor sozialer Ächtung seine Meinung nur noch im stillen Kämmerlein äußert.

Doch vielleicht ist genau das der Plan: Ein Land der Denunzianten, in dem die „richtige Haltung“ nicht durch Argumente, sondern durch Angst erzwungen wird.

Willkommen in der postdemokratischen Spaßgesellschaft

Und so endet die traurige Geschichte von Nordrhein-Westfalens Meldestellen, die mit viel Steuergeld, wenig Transparenz und umso mehr ideologischer Inbrunst errichtet wurden. Was bleibt, ist ein Klima der Angst, in dem die Freiheit des Wortes von selbsternannten Tugendwächtern stranguliert wird – und die Demokratie leise und unbemerkt in den Orkus der Geschichte hinabgleitet.

Aber hey, wir haben’s ja so gewollt. Oder?

Von Cyborg-Hunden und lesbischen Liebesökologien

Es gibt Texte, die schreibt man, weil man glaubt, die Welt verändern zu können. Und es gibt Texte, die schreibt man, weil man sich in einem Meer aus Absurditäten treibend nur noch zynisch an die Tastatur klammern kann. Dies hier ist zweifellos Letzteres – und dennoch, seien wir ehrlich, genau darin liegt vielleicht die letzte, verzweifelte Hoffnung auf Veränderung.

Der Hund als Staatsbeamter

Dass der Hund der beste Freund des Menschen sei, wissen wir ja spätestens seit Lassie und Kommissar Rex. Doch in unserer spätkapitalistischen Dystopie der 2020er Jahre, wo Amazon-Drohnen den Himmel verdunkeln und Boston Dynamics‘ Roboterhunde über die Bürgersteige patrouillieren, hat die alte Freundschaft einen hässlichen Twist bekommen: Der Hund, biologisch oder maschinell, ist längst zum Komplizen rassistischer Polizeigewalt geworden.

Ja, ja, die Polizeihunde, jene fleißigen Schnüffler an der Seite uniformierter Herrenmenschen, die Drogenspürhunde, die Flüchtlingsjagdmaschinen an den EU-Außengrenzen, die Roboterhunde, die in Singapur soziale Distanz überwachen – sie alle stehen im Dienste einer Ordnung, die man gemeinhin als „weiß, cis-männlich und heteronormativ“ bezeichnen könnte.

Die Frage, die sich nun die queer-lesbisch-feministische Theorie stellen muss, lautet: Ist der Hund selbst ein Komplize der weißen Vorherrschaft? Oder ist er, ähnlich wie wir alle, ein Opfer in einem Netz aus Gewalt und Kontrolle, das sich von Fleisch und Blut bis in den Cyberspace hinein spannt?

Und hier, liebe Leser*innen, betreten wir das Territorium von Donna Haraway, der großen Cyborg-Theoretikerin, die schon in den 1980er Jahren die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Maschine zum Einsturz brachte. Haraway lehrte uns, dass der Hund niemals „nur Hund“ ist, sondern immer auch ein Companion Species – ein Mit-Wesen, das unsere Welt mitgestaltet und von ihr gestaltet wird. Doch wenn der Hund als „Kampfhund“ rassifiziert wird oder als Roboterhund die Maschinengewehr-Attrappe auf der Polizeidrohne schleppt, dann müssen wir uns fragen: In wessen Welt wird hier eigentlich mitgestaltet?

Queering the Canine

Doch halt, bevor hier jemand in Depression versinkt: Es gibt Hoffnung, und sie bellt. Denn während die Staatsmacht den Hund als Waffe instrumentalisiert, entstehen in den Schattenzonen unserer queeren Subkulturen ganz andere Verhältnisse.

Die queere Hundeverhältnisse der 2020er Jahre sind ebenso vielgestaltig wie die Gender-Identitäten ihrer menschlichen Begleiter*innen. In lesbischen WGs, auf Transfeministischen Bauernhöfen und in anarchistischen Hundespielgruppen entwerfen Menschen und Hunde gemeinsam alternative Formen von Intimität und Verwandtschaft.

Hier ist der Hund kein Komplize der Herrschaft, sondern ein queerer Gefährte, ein Verbündeter im Widerstand gegen die Logik der Reproduktion und der Kleinfamilie. Der Hund wird zur Drag-King-Ikone, zum Subversiven Schwanzwedler, zur flauschigen Mitbewohner*in, die nicht fragt, welches Pronomen du heute benutzt.

Und während die queeren Cyborgs von morgen längst die Grenzen zwischen Fleisch, Fell und Metall überschreiten, ist es der Hund, der uns lehrt, was es heißt, in radikaler Abhängigkeit und gegenseitiger Fürsorge zu existieren. Die lesbisch-queer-feministische Hundeliebe ist ein trotziges Ja zur verletzlichen, verknoteten und chaotischen Welt, die Donna Haraway einst als „multispecies becoming“ beschrieben hat.

Von Cyborg-Pfoten und lesbischen Futternäpfen

Was wir also brauchen, ist nicht weniger als eine queer-lesbische Ökofeminismus-Agenda, die den Hund als Akteur ernst nimmt – nicht als Opfer der Polizeigewalt, sondern als Mitstreiter*in im Kampf für eine Welt jenseits von Herrschaft und Ausbeutung.

Es geht darum, die Verstrickungen von Liebe und Gewalt, die sich in den Hundeverhältnissen unserer Zeit materialisieren, sichtbar zu machen. Es geht darum, die Polizeihunde zu entwaffnen und die Roboterhunde zu hacken. Und es geht darum, die queeren Hundekollektive zu stärken, die in Parks, auf Hinterhöfen und in veganen Leckerli-Werkstätten bereits die Grundlagen für eine post-anthropozentrische Zukunft legen.

Denn wenn die Welt am Abgrund tanzt, dann tanzen wir am liebsten mit unseren Hunden. In Lederhalsbändern, mit Glitzerleinen und Cyborg-Implantaten. Bellend. Züngelnd. Widerständig.

Fazit

Der Hund ist queer. Der Hund ist lesbisch. Der Hund ist Cyborg. Und vielleicht, nur vielleicht, wird es am Ende der Hund sein, der uns aus dieser Hölle namens Spätkapitalismus hinausführt. Vorausgesetzt, wir lassen ihn von der Leine.

LINK: Queer canine becomings: Lesbian feminist cyborg politics and interspecies intimacies in ecologies of love and violence: Journal of Lesbian Studies: Vol 0, No 0 – Get Access