Drei Sargnägel für die EU

Ein Drama in drei Nägeln

Nagel 1: Der Green Deal

Es war einmal eine Europäische Union, die sich nichts sehnlicher wünschte, als die Welt zu retten. Die Bienen sollten wieder summen, die Gletscher aufhören zu schmelzen, und die Emissionen, die mit unaufhörlicher Hartnäckigkeit aus den Auspuffen und Fabrikschloten krochen, sollten endlich verschwinden. Die Lösung: Der European Green Deal. Eine grüne Revolution, die nichts weniger als das Ziel hatte, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

Klingt gut, nicht wahr? So als hätten sich die EU-Kommissare auf eine Reise in ein utopisches Fantasiereich begeben, wo Windräder sich sanft drehen und Solarzellen im Sonnenschein funkeln, während die Menschen zufrieden ihre elektrischen Fahrräder über die asphaltierten Wiesen schieben. Doch wie das mit Utopien so ist, liegt die Realität oft einige Lichtjahre entfernt. In der realen Welt, die weder aus Märchen noch aus Ministererklärungen besteht, ist der Green Deal eher ein verworrenes Konstrukt aus Vorschriften, Verboten und Abgaben, das die europäischen Volkswirtschaften geradewegs in eine wirtschaftliche Eiszeit zu katapultieren droht.

Denn wie sich herausstellt, haben fossile Brennstoffe – diese bösen, dreckigen Energieträger – nicht nur den Planeten geschädigt, sondern auch den europäischen Wohlstand befeuert. Ein bisschen Kohle hier, ein bisschen Gas da, und plötzlich hat man Arbeitsplätze, Industrie und Wirtschaftswachstum. Doch nun, da die EU diese schändlichen Praktiken über Bord wirft und uns alle in die herrliche Zukunft der klimaneutralen Wirtschaft führen will, merken die Industrieländer, dass eine grüne Revolution eine teure Sache ist. Von Deindustrialisierung ist die Rede, ganze Branchen bangen um ihre Existenz, und der Mittelstand? Nun, der soll gefälligst auf sein Auto verzichten und gefördert auf’s Lastenrad steigen.

Nagel 2: Sanktionen gegen Russland

Was macht man, wenn ein Nachbarland in kriegerischer Manier Grenzen neu ziehen will? Man greift zu Sanktionen! So wie die EU es tat, nachdem Russland beschloss, die Ukraine mal eben in einem Anfall imperialer Nostalgie in den Staub zu stoßen. Die Sanktionen wurden als moralischer Imperativ verkauft – ein politisches Bekenntnis für Freiheit und Demokratie. Was für eine noble Idee! Wenn man nur das kleine Detail außer Acht lässt, dass Russland zufällig der wichtigste Energielieferant für Europa war.

Nun gut, man dachte sich, was sind schon ein paar kalte Winterabende gegen die Verteidigung der europäischen Werte? Doch während die Moral aufrechterhalten wurde, fielen die Gaspreise nicht nur in die Höhe, sie sprangen regelrecht durch die Decke. Und während die europäischen Haushalte begannen, ihre Heizungen runterzudrehen und die Wirtschaft allmählich auf Sparflamme kochte, schüttelte der Kreml nur belustigt den Kopf. Denn siehe da: Die EU hat zwar Russland den wirtschaftlichen Krieg erklärt, aber der russische Rubel erholte sich erstaunlich schnell, während die europäische Wirtschaft zunehmend ins Straucheln geriet.

Als wäre das noch nicht genug, entdeckten die Russen, dass es in Asien, Afrika und Südamerika durchaus noch Interessenten für Öl und Gas gibt. Die Sanktionen zeigten ihre Wirkung – aber in die falsche Richtung. Statt Russland an den Rand des wirtschaftlichen Ruins zu treiben, brachte die EU ihre eigenen Volkswirtschaften in eine missliche Lage. Die großen Energieimporteure wie Deutschland und Italien mussten schmerzlich lernen, dass Moral zwar teuer ist, aber nicht unbedingt das erhoffte Ergebnis bringt. Die Sanktionen entpuppten sich als Pyrrhussieg – Europa zahlte den Preis, und Moskau kassierte trotzdem weiter.

Nagel 3: Migration

Man stelle sich vor, man habe ein Boot, das leckt, und statt das Leck zu stopfen, baut man immer größere Eimer, um das eindringende Wasser herauszuschöpfen. Willkommen in der EU-Migrationspolitik! Seit Jahren kämpft Europa mit einer nicht enden wollenden Welle an irregulärer Migration. Von offiziellen Dokumenten wird zwar gerne der Begriff „ungelöst“ verwendet, aber seien wir ehrlich: Das Problem ist längst jenseits jeder Lösung. Stattdessen gibt es eine Art europäisches Theaterstück, bei dem sich die Akteure wieder und wieder gegenseitig versichern, dass man „dringend Lösungen finden“ müsse, während sich die Migrantenströme weiter über die Landesgrenzen hinwegbewegen.

Hier liegt der wahre Sargnagel für den europäischen Sozialstaat. Denn während die politische Elite weiterhin auf multikulturelle Bereicherung schwört und die Idee der offenen Grenzen feiert, stehen die Sozialsysteme der europäischen Nationen zunehmend unter Druck. Und mit „unter Druck“ meine ich, dass sie unter dem Gewicht zu zerbrechen drohen. Schulen, Krankenhäuser, Wohnungsbau – überall knirscht es im Gebälk. Das Boot ist voll, aber die EU besteht darauf, dass noch mehr reingehen. Wir schaffen das! – dieser alte Schlachtruf hallt noch immer durch die Flure von Brüssel, während man sich insgeheim fragt, wie lange das noch gut gehen kann.

Die Migration, kombiniert mit den wirtschaftlichen Problemen, die durch die Sanktionen und den Green Deal verursacht wurden, ist der letzte und vielleicht schwerwiegendste Sargnagel für die Europäische Union. Während die Arbeitslosigkeit steigt und die sozialen Sicherungssysteme an ihre Grenzen stoßen, wächst die Unzufriedenheit in den Bevölkerungen. Die EU, die einst als Symbol für Frieden und Wohlstand galt, wird immer mehr zu einem bürokratischen Monster, das nur noch an seiner eigenen Überkomplexität zugrunde geht.

Der Sarg ist fertig gezimmert, die Nägel sitzen fest

Es wäre zynisch zu sagen, dass die EU bereits mit einem Fuß im Grab steht, aber die Wahrheit ist, dass die Institution in einer ernsten Identitätskrise steckt. Zwischen grünen Illusionen, wirtschaftlichen Selbstsanktionen und einer völlig aus dem Ruder laufenden Migrationspolitik scheint der Karren zunehmend in den Dreck gefahren zu sein.

Der Green Deal, der in seiner starren Fixierung auf die Umweltfrage die Wirtschaft außer Acht lässt, erweist sich als teure Bürde für die europäische Industrie. Die Sanktionen gegen Russland, die in der Theorie als moralisches Bollwerk gedacht waren, treffen vor allem die EU selbst, und die Migration hat längst eine soziale Dynamik geschaffen, die die nationalen Regierungen kaum noch bewältigen können. Wenn die EU weiterhin diese drei Sargnägel fest ins Holz treibt, wird sie irgendwann nicht nur ihre wirtschaftliche Stärke, sondern auch den Rückhalt in den Bevölkerungen ihrer Mitgliedstaaten verlieren.

Und während Brüssel weiterhin eifrig Nägel in den Deckel des eigenen Sarges schlägt, kann man nur hoffen, dass irgendjemand rechtzeitig den Hammer aus der Hand nimmt – bevor es zu spät ist.

Weiterführende Links und Quellen:

Das Narrativ des Narratives

Die Herrschaft des Narrativs: König ohne Kleider

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, da war die Welt noch ein einfacherer Ort. Politikerredeten noch Klartext, Journalistberichteten schlicht die Fakten, und das Wort „Narrativ“ schmollte in den Ecken der akademischen Elfenbeintürme vor sich hin. Doch dann, irgendwann im frühen 21. Jahrhundert, kroch das Narrativ aus seinem intellektuellen Versteck und begann, die Welt zu erobern – Stück für Stück, Statement für Statement, bis sich alles, wirklich alles, in der öffentlichen Debatte um das „Narrativ“ drehte.

Heutzutage hat es den Anschein, als ob die Menschheit eine neue Religion gefunden hat: Das Narrativ. Keine Rede, kein Kommentar, kein Debattenbeitrag, der ohne das Zauberwort auskommt. Ob es um Klimawandel, Pandemien, Wirtschaftskrisen oder – natürlich – Identitätspolitik geht: Immer steht im Mittelpunkt das Narrativ. Wer kein Narrativ hat, der hat nichts, wer das falsche Narrativ vertritt, wird in der öffentlichen Arena ans Kreuz genagelt. So haben wir uns quasi von den Göttern verabschiedet und dem Narrativ den Thron überlassen – doch niemand traut sich zu fragen, was dieses Narrativ eigentlich anhat. Spoiler: Es trägt nichts. Der König ist nackt.

Die Kunst des intellektuellen Kartentricks

Das Schöne am Narrativ ist seine Unbestimmtheit. Es ist wie ein gut gespielter Kartentrick. Politikerund Journalistlassen uns glauben, dass sie die „Wahrheit“ in ihren Händen halten, doch in Wirklichkeit jonglieren sie nur mit geschickt geformten Anekdoten. Diese werden dann in einem ausgeklügelten Puzzlespiel so angeordnet, dass sie ein völlig neues Bild der Realität zeichnen – eines, das politisch nützlich, gesellschaftlich bequem und intellektuell kaum anzufechten ist.

Erlauben Sie mir ein einfaches Beispiel: Ein Politiker sagt, die Wirtschaft floriert. Prompt finden sich diverse Zeitungen, die dieses Narrativ begierig aufgreifen und mit Grafiken und Balkendiagrammen unterfüttern. Doch schauen Sie mal genauer hin: Irgendwo da draußen gibt es Menschen, die sich fragen, wo diese „blühende Wirtschaft“ denn tatsächlich zu sehen ist. Die Inflation galoppiert, die Mieten steigen, und die Löhne bleiben kläglich. Doch das Narrativ steht: „Die Wirtschaft floriert“, und jede kritische Stimme wird einfach in den Wind geschlagen – nicht, weil sie unrecht hat, sondern weil sie eben nicht ins Narrativ passt. Und wer will schon ein Spielverderber sein?

Der ewige Kreislauf der Absurdität

Doch das eigentlich Faszinierende am Narrativ ist seine Fähigkeit, sich selbst zu verschlingen. Haben Sie schon einmal beobachtet, wie ein Narrativ vom nächsten abgelöst wird, nur damit ein weiteres, noch absurderes folgt? Wir erleben dieses Spektakel regelmäßig in der politischen Arena. Nehmen wir den Bereich der Migration: Einmal wird das Narrativ „Geflüchtete sind eine Bereicherung für unsere Gesellschaft“ propagiert, dann wird es von „Geflüchtete sind eine Bedrohung für unsere Sicherheit“ abgelöst, nur um kurze Zeit später von einem „humanitären Narrativ“ überrollt zu werden, das beteuert, man müsse dringend allen Menschen helfen. Ein endloser Kreislauf von Narrativen, die sich gegenseitig an Geschwindigkeit überbieten, während das Publikum am Straßenrand steht und applaudiert.

Warum dieser ewige Wechsel? Ganz einfach: Ein Narrativ funktioniert immer nur so lange, bis das Publikum erkennt, dass es nicht mehr relevant ist. Und wenn die Realität so frech wird, das aktuelle Narrativ zu durchkreuzen, dann erfindet man eben ein neues. Politik gleicht einem Hütchenspieler auf dem Marktplatz, und wir, das Publikum, sind die Schaulustigen, die hoffen, dass sie diesmal richtig tippen.

Wer die Geschichte schreibt, hat schon gewonnen

Natürlich geht es bei Narrativen nicht einfach nur um leere Worte. Im Gegenteil: Sie sind das Werkzeug der Mächtigen, das unsichtbare Schwert, mit dem Debatten gewonnen werden, noch bevor sie begonnen haben. In der modernen Politik hat sich längst die Einsicht durchgesetzt, dass es nicht mehr darauf ankommt, was wahr ist – sondern welches Narrativ gewinnt. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass viele politische Diskussionen heutzutage eher wie Wrestling-Shows wirken? Da prallen keine Argumente aufeinander, sondern inszenierte Geschichten, die ihre jeweiligen Anhänger in kollektiven Jubel versetzen.

Im Narrativ-Kampf gibt es Gewinner und Verlierer. Wer das Narrativ dominiert, gewinnt die öffentliche Meinung, die Medien und letztlich die Macht. Ein gutes Narrativ muss nicht wahr sein, es muss nur glaubhaft klingen. Deshalb sind Politikerheute weniger um Fakten bemüht als um Geschichten. Und wenn die Realität am Ende mit der Story nicht mehr zusammenpasst – umso schlimmer für die Realität.

Die Vermählung von Narrativ und Clickbait

Doch Politikersind nicht allein in ihrem Narrativ-Rausch. Auch die Journalistenzunft hat sich längst zu den Hohepriesterdes Narrativs erhoben. Die einstige Wächterfunktion der vierten Gewalt ist zunehmend der Aufgabe gewichen, das passende Narrativ zu finden, das sich am besten verkaufen lässt. Geschichten – nicht Informationen – stehen im Zentrum der modernen Medienlandschaft. Und der Gipfel dieses erzählerischen Höhenflugs? Die Kombination von Narrativ und Clickbait.

Es ist kein Zufall, dass die Headlines von Nachrichtenportalen immer reißerischer und emotionaler werden. Wer möchte schon nüchtern von „differenzierten wirtschaftlichen Entwicklungen“ lesen, wenn es „Die Wirtschaft bricht zusammen: Nur ein Wunder kann uns noch retten!“ auch tut? Und so wird jedes Ereignis, jede Nachricht in das Narrativ der Katastrophe oder der Erlösung verpackt. Fakten? Wen interessieren die noch, wenn das Narrativ schon klickt?

Die Neuschöpfung der Realität

Inzwischen haben wir es mit einer Situation zu tun, in der das Narrativ nicht nur die Realität umschreibt – sondern eigene Realitäten schafft. „Alternative Fakten“ nennt man das, oder, wie George Orwell es in einer seiner weniger launigen Momente nannte: Neusprech. Da werden wissenschaftliche Erkenntnisse durch „alternative Erklärungen“ ersetzt, politische Entscheidungen durch „alternative Wahrheiten“ gerechtfertigt und gesellschaftliche Entwicklungen schlicht ignoriert, wenn sie nicht ins Narrativ passen.

Die Ironie des Ganzen? Wir sind uns dessen vollkommen bewusst. Wir sehen es, wir wissen es, wir leben damit. Und dennoch funktioniert es. Warum? Weil wir als Gesellschaft inzwischen süchtig nach Narrativen sind. Geschichten sind eingängig, sie geben uns Struktur, Sinn und Richtung – selbst wenn sie uns ins Leere führen. Fakten sind kompliziert, unübersichtlich und oft unangenehm. Narrative dagegen sind simpel, leicht verdaulich und geben uns das wohlig warme Gefühl, die Welt zu verstehen – selbst wenn wir uns in einer kollektiven Selbsttäuschung befinden.

Das Ende des Narrativs? Keine Chance!

Am Ende bleibt die Frage: Gibt es einen Ausweg aus diesem Narrativ-Wahnsinn? Können wir als Gesellschaft jemals wieder zu einer faktenbasierten Debatte zurückfinden, in der Argumente und nicht Geschichten die Oberhand gewinnen? Die Antwort, so zynisch es klingt, lautet: Wahrscheinlich nicht. Solange wir als Menschen nach einfachen Erklärungen und kohärenten Weltbildern hungern, solange werden uns die Narrative verführen.

Und vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm. Schließlich lieben wir Geschichten. Sie geben unserem Leben Sinn und Bedeutung – und sie bieten uns die Illusion, dass wir die Kontrolle über das Chaos haben, das uns umgibt. Das Narrativ des Narratives ist am Ende nichts anderes als der menschliche Versuch, die Welt in ein handliches, verständliches Format zu pressen. Auch wenn dieses Format manchmal mehr Fantasie als Realität ist.

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Korrelation vs. Kausalität

Wenn Politiker Wetter mit Klima verwechseln und Journalisten dabei assistieren

Die Soap-Opera des öffentlichen Diskurses

Stellen Sie sich vor, der Wetterbericht sagt für morgen „Regen“. Die Wolken ziehen auf, das Thermometer fällt, und plötzlich steht eine schockierte Politikerin vor der Kamera: „Sehen Sie, das ist der Klimawandel in Aktion!“ Der Journalist nickt, notiert eifrig, und die Zuschauer zu Hause nicken wissend mit. Die Schlussfolgerung ist glasklar: Regen = Klimawandel. Ein Regenschirm ist also quasi ein Symbol des Widerstands gegen das apokalyptische Wetterchaos, das unser Planet vor unseren Augen durchläuft. Wenn es nach den Politikergeht, haben wir gerade die Korrelation für eine tiefe Kausalität verwechselt. Klima und Wetter werden in der öffentlichen Debatte so bunt durcheinander geworfen wie die Socken in der Wäsche, und niemand fragt sich, warum am Ende nichts zueinander passt.

Die Verwechslung von Symptomen mit Ursachen

Liebe Politikerinnen und Politiker, liebe Journalistinnen und Journalisten, setzen Sie sich hin, es ist Zeit für eine Lektion, die schon im Mathematikunterricht der 7. Klasse auf der Tagesordnung stand: Der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität. Denn wenn der Sommer einmal heißer ausfällt als sonst, dann schießt sofort die Phrase „Klimawandel!“ durch die Talkshows und Zeitungsartikel, als sei es die ultimative Erklärung für alles von Hitzewellen bis zu Wassermangel – vielleicht sogar für schlechte Frisurentage.

Ja, natürlich, es ist einfach zu behaupten, dass die steigenden Temperaturen im August direkt vom Menschen gemachten Klimawandel herrühren. Warum auch nicht? Schließlich schwitzen wir ja alle gerade mehr als letztes Jahr. Aber hier gilt es, einen kleinen, aber feinen Unterschied zu verstehen. Das Wetter an einem einzigen Tag – oder auch in einer ganzen Woche – ist nicht das Klima. Eine Kältewelle in Wien bedeutet noch nicht, dass der globale Klimawandel plötzlich innegehalten hat. Und eine Hitzewelle im Februar erklärt sich nicht allein durch das CO2 in der Atmosphäre, auch wenn uns das manche mit vor Eifer glühenden Wangen glauben machen wollen.

Das Wetter ist launisch, unberechenbar, eine Diva – das Klima dagegen ist das bedächtige, zurückhaltende Wesen, das still im Hintergrund die Fäden zieht. Wer das nicht versteht, begeht einen klassischen Denkfehler: die heilige Verwechslung von Korrelation und Kausalität.

Ein heißer Sommer bedeutet nicht das Ende der Welt

Natürlich, wer kann es ihnen verdenken? Politikerleben für den Moment, für die kurze Aufmerksamkeitsspanne ihrer Wählerschaft. Journalisten, so scheint es, leben für den nächsten Klick. Wenn der Sommer heiß ist, wird sofort der nächste Bericht über den Klimawandel aus dem Hut gezaubert, und die Fieberkurve der Erdtemperaturen wird wieder einmal in die Höhe katapultiert – wie die Einschaltquoten zur besten Sendezeit.

„Der wärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, ruft der Wettermann in die Kamera, während im Hintergrund die Sonne gnadenlos auf das Redaktionsgebäude brennt. Sofort wird diese „Information“ als endgültiger Beweis für den Klimawandel herangezogen, so als hätte der Sommer sich mit Greta Thunberg abgesprochen und beschlossen, einen Klima-Workshop abzuhalten. Doch ein heißer Sommer ist nicht per se ein Symptom des Klimawandels. Er ist eben nur – ein heißer Sommer. Aber wer will das schon hören? So eine Schlagzeile verkauft sich schließlich nicht.

Hier spielt die Korrelation eine schöne Rolle: Der Sommer ist heißer als sonst, also muss der Klimawandel Schuld sein, nicht wahr? Falsch. Hier zeigt sich die komplexe Dynamik des Wetters, das von so vielen Faktoren beeinflusst wird – Sonnenaktivität, Meeresströmungen, Wolkenbildung, vielleicht sogar der Zufall – dass ein heißer Sommer allein noch lange keine direkte kausale Verbindung zum menschengemachten Klimawandel darstellt. Aber wen interessieren schon wissenschaftliche Nuancen, wenn sich Panikmache und Katastrophenrhetorik so viel besser verkaufen?

Der Winter ist kalt? Die Welt geht nicht unter, nur die Logik

Und dann, liebe Leserinnen und Leser, kommen die kalten Winter. Plötzlich stürmt ein gewisser Politiker vor die Kamera, dick eingepackt in seinen Mantel, und schmettert den triumphalen Satz: „Sehen Sie, das mit dem Klimawandel ist doch nur Hysterie. Es ist Winter und verdammt kalt!“ Aha. Ein kühler Wind weht, und die Wissenschaft wird gleich mit eingefroren.

Ja, es wird kälter im Winter. Ein Meteorologe hätte da wenig Überraschendes zu berichten. Aber daraus zu schließen, dass der Klimawandel nicht existiert, weil es im Januar schneit, ist, als würde man sagen, die Welt drehe sich nicht mehr, weil der Wind stillsteht. Ein kalter Wintertag ist ebenso wenig ein Gegenbeweis für den Klimawandel wie ein heißer Sommertag der endgültige Beweis dafür ist.

Aber diese „Korrelation“ – das Wetter von heute – wird oft von Politikerund Journalistals Beleg für langfristige klimatische Veränderungen missverstanden, als könnten sie das Chaos des Himmels mit einem einzigen Blick aus dem Fenster entschlüsseln. Sie erliegen der Versuchung der einfachen Erklärung, des schnellen Effekts, und plötzlich ist der Ruf nach drastischen Maßnahmen oder völligem Stillstand allgegenwärtig. In Wirklichkeit zeigt die Meteorologie, dass das Klima sich in langen Zyklen entwickelt, während das Wetter ein chaotisches, vorübergehendes Schauspiel ist – wie ein gut gemachter Hollywood-Trailer, der den Film aber nicht ersetzt.

Willkommen in der Welt der Schein-Kausalitäten

Warum ist dieser Unterschied so schwer zu verstehen? Ganz einfach: Kausalität ist langweilig. Sie ist wissenschaftlich, langsam, gründlich. Korrelation dagegen ist aufregend, unmittelbar und – vor allem – so schön simpel. Politikerleben von der Korrelation. Ein heißer Sommer, eine Überschwemmung hier, eine Dürre dort, und schon kann man den nächsten großen Klima-Notstand ausrufen. Was dabei vergessen wird: Es sind kurzfristige Ereignisse, die zwar Teil eines größeren Ganzen sein können, aber nicht zwangsläufig etwas beweisen. Korrelation ist wie ein frecher Wink des Schicksals – Kausalität ist der langweilige, rationale Ehemann, der geduldig alle Fakten zusammenführt und erst dann zu einem Urteil kommt.

Aber wer hat schon Zeit für so viel Geduld in der heutigen Welt der Politik und der Medien? Lieber schnell ein paar platte Aussagen raushauen, die irgendwie plausibel klingen, als zuzugeben, dass man das Wetter von gestern nicht einfach so auf das Klima von morgen übertragen kann.

Der Alltagswahnsinn

Was wir hier sehen, ist ein Phänomen, das weit über die Politik hinausgeht. Die Verwechslung von Korrelation und Kausalität ist zu einer Art globalem Volkssport geworden, ein Spiel, bei dem alle mitmachen dürfen, die in der Lage sind, zwei Ereignisse zu verbinden – ob diese nun tatsächlich in einem Zusammenhang stehen oder nicht. Ein Beispiel gefällig? Die steigende Anzahl von Piratenkorruptionen hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen – und die globale Erwärmung hat zugenommen. Korrelation? Aber sicher! Kausalität? Wohl kaum.

Es ist wie bei einer Scherzrechnung: Der Konsum von Schokolade korreliert mit der Zahl der Nobelpreisträger pro Kopf in einem Land. Heißt das, dass man intelligenter wird, wenn man mehr Schokolade isst? Nein – zumindest würde das keine seriöse Wissenschaftlerin behaupten. Und doch, genau auf diesem Niveau wird oft die Klimadebatte geführt: Wetter und Klima werden munter durcheinandergeworfen, Korrelationen als unumstößliche Wahrheiten verkauft und jeder Wetterbericht zur politischen Waffe gemacht.

Die Kunst der Verwechslung ist eine hohe Kunst – aber eben keine Wissenschaft

Letztendlich bleibt zu sagen: Die Unterschiede zwischen Korrelation und Kausalität zu begreifen, erfordert mehr als nur oberflächliche Schlagzeilen und schnelle politische Statements. Politikerund Journalistlieben die einfache Erzählung, das schwarz-weiß Denken, weil es Aufmerksamkeit bringt. Doch echte Wissenschaft – und das Klima gehört zur Wissenschaft – ist weitaus komplexer und braucht mehr Geduld, als es im politischen Alltag oft Platz findet.

Der Klimawandel ist real – das bestreitet kaum jemand, der nicht fest in ideologischem Leugnen verwurzelt ist. Aber ihn in jeder Wetteranomalie zu suchen, ist ungefähr so sinnvoll wie die Annahme, dass ein kratzender Hals automatisch bedeutet, man habe die Pest. Solange wir uns weiter an die Verwechslung von Korrelation und Kausalität klammern, wird der öffentliche Diskurs nicht zur Lösung beitragen, sondern lediglich die Verwirrung weiter befeuern.

Weiterführende Links und Quellen:

Die Demokratie der fünf Jahre

Ein zugerollter Regenschirm in einem Sturm aus Wahlversprechen

Alle fünf Jahre, also morgen, ist es wieder soweit – der nationale Feiertag der Demokratie, ein Spektakel, das so viele Emotionen weckt wie ein zugerollter Regenschirm. Man könnte fast meinen, die Wahlen sind das große Fest, bei dem man sich amüsiert, während im Hintergrund die gesamte Idee von Freiheit und Mitbestimmung wie ein alter, verbrauchter Luftballon verweht. Ein Event, das mit viel Tamtam vorbereitet wird, um dann, einmal im Jahr, in einem schüchternen Zucken der Wahlurnen zu enden. Denn das, was wir hier erleben, ist nicht viel mehr als eine sorgfältig choreografierte Simulation der Beteiligung – eine Art Theaterstück, bei dem die Zuschauer munter klatschen, während die Protagonisten ihre gut einstudierten Rollen spielen.

Aber kommen wir zur Sache: Woher kommt dieses merkwürdige Phänomen, dass wir alle fünf Jahre ins Wahllokal strömen, als wäre es der einzige Ort, wo uns ein Zuckerl in Form von Demokratie angeboten wird? Und warum sind wir bereit, unser Vertrauen in die Wahlversprechen zu setzen, die meist so realistisch sind wie ein Zaubertrick aus der zweiten Reihe eines Provinztheaters? Der Wahlzyklus ist wie das stetige Aufblähen und Entleeren eines Luftballons – er wird überdimensioniert, geht dann schnell unter und wird einfach wieder durch einen neuen ersetzt.

Ein bunter Zirkus der Illusionen

Und dann ist da dieser aufregende Zirkus der Parteien. Die Wahlkampfzeit ist ein wahrhaft magisches Spektakel. Plötzlich verwandeln sich die Politiker in ihre besten Versionen: Der langhaarige Hipster, der verspricht, die Welt zu retten, der tüchtige Geschäftsmann, der uns erzählt, wie viele Arbeitsplätze er schaffen wird – und der charmante Politiker, der verspricht, jeden Cent von unseren Steuergeldern genau dort auszugeben, wo wir es am meisten brauchen. So viel Optimismus auf einem Haufen, dass es fast ein wenig unangenehm ist. Wo waren all diese strahlenden Ideen, als wir sie das letzte Mal gebraucht haben? Im tiefen Kühlschrank der Realität, wo sie für die nächsten fünf Jahre eingelagert werden, bis sie wieder wie ein Schimmelkäse hervorgeholt werden.

Man kann es schon kaum mehr hören: „Wir kämpfen gegen den Klimawandel! Wir sorgen für soziale Gerechtigkeit!“ Die gewohnte Litanei wird mit einem lächelnden Gesicht und dem unbeschreiblichen Charme eines Politikers, der gerade einen besonders gelungenen Fruchtzwerge-Werbespot abgedreht hat, vorgetragen. Es ist die Art von Rhetorik, die man am besten mit einer großen Tasse Kaffee und einer Packung Kekse konsumiert, denn sie ist so leicht verdaulich, dass man sich schnell fragt, wo die Nährstoffe geblieben sind.

Der große Schlaf der Gerechten

Und die Wähler? Ja, die sind natürlich auch da, um ihren Teil zur Wahlfarce beizutragen. Man stelle sich eine Schar von Menschen vor, die in Scharen zu den Urnen strömen, als ob sie sich in ein schickes Restaurant begeben, um die neuesten kulinarischen Köstlichkeiten zu kosten. Doch sind wir mal ehrlich: Es ist nicht so sehr das Engagement für die Demokratie, das die Wähler antreibt, sondern eher der verzweifelte Versuch, sich in einer Welt zurechtzufinden, die immer verworrener erscheint. Man fragt sich, ob man sich wirklich die Mühe machen sollte, den Wahlkampf zu verfolgen – schließlich sind die meisten von uns eh im gleichen Boot, das irgendwo zwischen „Wählt das kleinere Übel“ und „Das große Verdrängen“ paddelt.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der Wähler sich wie ein Zuschauer in einem Theaterstück verhält, dessen Handlung immer wieder die gleiche bleibt. Man wartet darauf, dass der Protagonist, egal in welchem Kostüm er auftritt, endlich die versprochenen Wunder vollbringt. Doch die Realität ist anders. Die Wahlurnen schlingen sich wie ein geduldiger Ehemann, der all die Jahre still gehalten hat, nur um dann beim ersten echten Streit lautstark zu verkünden, dass alles doch viel komplizierter sei als gedacht.

Die Ernüchterung nach der Wahl

Und dann, nach dem großen Spektakel, kommt die Ernüchterung. Die Stimmen sind ausgezählt, die Ergebnisse verkündet, und der große Gewinner hat sich in seine neue Rolle zurückgezogen – nur um im gleichen Atemzug klarzustellen, dass es nun an der Zeit sei, „Verantwortung“ zu übernehmen. Dies bedeutet in der Regel, dass man sich schick anzieht, um die Botschaft der weiteren, unvermeidlichen Kürzungen zu verkünden. „Wir müssen sparen!“, hallt es durch die Flure der Macht, während die Bürger im Schatten ihrer sorgsam getürmten Wahlversprechen stehen und sich fragen, ob sie die richtigen Zettel eingeworfen haben.

Die Ernüchterung setzt ein wie ein schlechter Kater nach einer durchzechten Nacht: Man hat gefeiert, man hat gehofft, und jetzt fragt man sich, wo die ganze gute Laune geblieben ist. Die großen Fragen bleiben unbeantwortet. Wo sind die echten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit? Wieso sind alle Pläne immer nur Luftnummern? Ein befreundeter Ökonom würde sagen, dass es an der Diskrepanz zwischen den Ansprüchen und der Realität liegt. Und ja, er hat recht. Wir sind in eine demokratische Illusion gefangen, in der das Wort „Demokratie“ zum Synonym für „Ohnmacht“ wird.

Ein Blick in die Zukunft

Doch wohin führt uns dieser zugerollte Regenschirm in der Sturmflut der Politik? Wie können wir in einem System, das mehr nach dem Prinzip „Schaut mal, was wir tun“ als nach „Schaut mal, was wir erreichen“ funktioniert, wirklichen Wandel herbeiführen? Vielleicht sollten wir die ganze Wahlmaschinerie einfach stilllegen und uns stattdessen auf ein neues System der Mitbestimmung konzentrieren. Aber bis wir dazu bereit sind, werden wir weiterhin alle fünf Jahre zur Wahlurne pilgern, um eine Farce zu inszenieren, die im besten Fall wie ein lukullisches Festmahl aussieht, bei dem die Speisen am Ende kalt und geschmacklos sind.

Es wird Zeit, das System zu überdenken und neu zu gestalten – die Politik muss endlich die Wünsche der Wähler und nicht nur die Ansprüche der Parteien in den Mittelpunkt stellen. Denn nur dann wird das, was wir Demokratie nennen, mehr sein als ein schicker Begriff für eine immer gleiche Theateraufführung. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir eines Tages, dass Demokratie mehr ist als ein zugerollter Regenschirm – nämlich ein lebendiger, bunter Schirm, der uns vor den Regenschauern des Lebens schützt.

Weiterführende Links und Quellen:

Wenn die Seidenstraße zum Würgegriff wird

Ein neuer Kolonialismus in neuem Gewand

Wir schreiben das Jahr 2024, und während sich der Westen um seine eigenen Probleme dreht – Wahlen, Klimawandel, und die immerwährende Frage, ob Ananas auf Pizza gehört – zieht ein gewaltiger Drachen namens China unbemerkt seine Bahnen über den afrikanischen Kontinent. Chinas koloniale Ambitionen sind nicht mehr das, was sie mal waren; sie kommen jetzt im eleganten Gewand einer Seidenstraße 2.0 daher. Wer braucht schon den überholten Imperialismus des 19. Jahrhunderts, wenn man heute mit Kreditlinien und Infrastrukturprojekten die Kontrolle über ganze Nationen gewinnen kann? Es ist ein faszinierendes Spiel, das sich auf dem Schachbrett der internationalen Politik entfaltet, und der Kontinent Afrika wird zum König auf der schiefen Bahn der Globalisierung.

Man könnte meinen, die Afrikaner wären über diese neue Form der kolonialen Entblößung genauso erfreut wie über den ersten Kontakt mit einem Kühlschrank: Überraschung, aber auch ein bisschen Angst vor dem Unbekannten. Denn während die Chinesen mit ihren Bauprojekten kommen, die so glanzvoll und verführerisch sind wie ein frisch gebackenes Brot, stellt sich die Frage: Wer genau knechtet hier wen? In den prunkvollen Verträgen versteckt sich nicht nur der Zuckerguss, sondern auch der bittere Geschmack von Schulden und Abhängigkeiten.

Ein charmantes Einladungsversprechen

Die Seidenstraße, einst ein schimmerndes Symbol für Handel und kulturellen Austausch, wurde zum neuen Juwel in Chinas imperialem Krönchen. Das Konzept ist einfach: Man stelle ein verlockendes Angebot auf die Beine – Straßen, Brücken, Bahnhöfe und mehr, alles blitzeblank und voller Versprechen. „Wir geben dir, was du brauchst“, rufen die Drachen, während sie die afrikanischen Nationen mit einem verführerischen Lächeln umschmeicheln. Der Pakt wird geschlossen, oft ohne das Kleingedruckte zu lesen.

Nehmen wir als Beispiel Sri Lanka, wo sich die Seidenstraße als schleichender Würgegriff entpuppt hat. Als die chinesischen Investoren 2010 begannen, den Hambantota-Hafen zu bauen, wurde ihnen von der Regierung des Inselstaates fast jeder Wunsch erfüllt. „Das wird unser Tor zur Welt!“, jubelten die Politiker. Und so wurde das Projekt in einer Kombination aus vorausschauender Vision und naivem Optimismus vorangetrieben. Doch wie das Sprichwort sagt: „Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch.“

Ein Hafen als Schuldenfalle

Und so kam es, wie es kommen musste. Der Hafen von Hambantota, einst das Symbol für Fortschritt, wurde zu einem finanziellen Albtraum. Sri Lanka war bald gezwungen, seinen Hafen an China zu verpachten, um die drückenden Schulden zu begleichen. „Willkommen in der Schuldenfalle, Sri Lanka!“, könnte man sich die Chinesen schmunzelnd vorstellen, während sie sich den Kaffee einschenken und das Treiben aus der Ferne beobachten. Aber das ist nicht einfach nur ein Missgeschick. Es ist eine gut kalkulierte Strategie, die längst nicht mehr im Verborgenen bleibt.

Hier zeigt sich, was die chinesische Kolonialpolitik 2.0 wirklich bedeutet: Ein präzise orchestriertes Stück, bei dem die Hauptdarsteller afrikanische Länder sind, die sich auf einen gefährlichen Tango mit den Drachen einlassen, während die Zuschauer – der Rest der Welt – gebannt zuschaut und gleichzeitig eine gehörige Portion Schadenfreude empfindet. „Schau mal, die Armen!“, wird gesagt, während die Seidenstraße sich wie ein immer enger werdendes Band um ihre Hälse legt.

Ein Hohn auf der Geopolitik-Bühne

China verkauft sein Vorgehen als „Win-Win“-Situation: „Wir helfen euch, und im Gegenzug erhaltet ihr… nun ja, die Möglichkeit, uns eure Ressourcen zu verkaufen!“. Das klingt fast nach dem perfekten Geschäftsmodell, wäre da nicht die bedrohliche Realität, dass die Gewinne nicht etwa in den Taschen der Afrikaner landen, sondern direkt nach Peking fließen. Was bleibt, sind die Schulden und der Gedanke, dass man vielleicht etwas zu leichtgläubig war.

Der Westen? Der schaut verlegen zu, als wäre er der besorgte Nachbar, der im Schongang zur Arbeit pendelt und nicht wagt, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen. Schließlich haben wir eigene Probleme. Ein bisschen „Einsame-Wölfe“-Politik, ein bisschen „Wir kümmern uns um unsere eigenen“ – so sieht die Strategie aus. China hingegen umarmt die armen afrikanischen Staaten und umgarnt sie wie eine überfreundliche Tante, die immer zu viel zu essen mitbringt.

Die duale Natur der Seidenstraße

Es ist jedoch nicht nur die reine Infrastruktur, die von der chinesischen Diplomatie angeboten wird. In vielen Ländern, in denen China investiert, finden sich ebenso repressivere Maßnahmen wieder. So führt der Schuldenberg zu einer Abhängigkeit, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch neue Strukturen schafft. Plötzlich sind die aufstrebenden afrikanischen Regierungen nicht mehr Herr ihrer eigenen Entscheidungen, sondern agieren als Handlanger im großen Spiel der geopolitischen Machtverhältnisse.

In Ländern wie Zimbabwe oder Kenia wird das klarer als je zuvor. Die Seidenstraße fördert nicht nur den Austausch von Waren, sondern auch die unheilvolle Unterwanderung von Freiheit und Menschenrechten. Wer die Seidenstraße entlang wandert, begegnet nicht nur den glänzenden Neubauten, sondern auch den Schatten der Zensur und der Überwachung. Die Mauer, die sich um diese wirtschaftliche Zusammenarbeit herum aufbaut, wird zunehmend dicker und widerstandsfähiger. Und das ist das wahre Gesicht der Kolonialpolitik 2.0.

Die Rückkehr der alten Geister

So wird aus dem einst so romantischen Traum von der Seidenstraße ein schleichender Würgegriff, der nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und soziale Aspekte beeinflusst. Diese neue Form der Kolonialpolitik ist subtiler, vielschichtiger, aber nicht weniger gefährlich. Sie nimmt sich die Freiheiten, die die Menschen einst für selbstverständlich hielten, und ertränkt sie in einem Meer aus Schulden und Zwangsverträgen. Während die afrikanischen Staaten weiter in die Arme der Drachen sinken, bleibt der Rest der Welt selig im Glauben, dass der alte Kolonialismus der Vergangenheit angehört.

Weckruf für die Welt

Das größte Problem ist jedoch nicht nur die Sehschwäche des Westens, sondern auch die kognitive Dissonanz, die damit einhergeht. Die Lektion, die sich aus dieser neuen kolonialen Ordnung ziehen lässt, lautet: Bequemlichkeit kann teuer sein, und der Drache hat eine lange Zunge. Die Welt sollte nicht nur zusehen, sondern aktiv gegen diese Art der modernen Kolonialisierung aufstehen und den Menschen in Afrika eine Stimme geben. Denn ohne echte Unterstützung, ohne ein gemeinsames Streben nach Gerechtigkeit und Freiheit wird die Seidenstraße zum vergifteten Erbe der Gegenwart.

Quellen und weiterführende Links:

Wenn Gesinnung flöten geht und Utopien zum Marsch blasen

Gesinnungsethik gegen Verantwortungsethik – das ewige Duell

Es gibt da diesen einen Satz von Max Weber, der so häufig zitiert wird, dass man glauben könnte, er sei irgendwo in den Wänden des Bundestags eingemeißelt: „Gesinnungsethik und Verantwortungsethik“ – zwei Ethiken, die auf dem Papier wunderbar nebeneinander existieren, in der Praxis aber wie Hund und Katz aufeinander losgehen. Und mittendrin: Die Grünen und die Linken, die unermüdlichen Taktgeber der moralischen Komposition, immer darauf bedacht, dass der Dirigent den rechten Takt vorgibt.

Doch ach! Es gibt einen kleinen, kaum erwähnenswerten Haken an der ganzen Sache: Während die Gesinnungsethik mit breiter Brust das edle Ziel, die reine Idee in den Himmel hebt, stolpert die Verantwortungsethik meist über die lästigen Stolpersteine der Realität. Denn da draußen, liebe Freunde des Idealismus, stehen die unbequemen Tatsachen bereit – die Märkte, die Physik und, wie könnte es anders sein, die menschliche Natur. Aber lasst uns diese störenden Elemente für einen Moment beiseiteschieben, wir haben schließlich eine Utopie zu dirigieren!

Mit dem Fahrrad zur Energiewende!

Da wäre also zunächst die Politik der Grünen, jener moralische Kompass, der so strikt nach Norden zeigt, dass der Süden sich beleidigt abwendet. Es geht um das große Ziel: die Klimarettung, die Transformation der Wirtschaft, die Wende zu einer besseren, gerechteren Welt – und zwar alles gleichzeitig, bitte. Klar, dass der Kapitalismus in dieser Sinfonie keinen Platz hat, ist doch das freie Spiel der Kräfte in den Augen vieler nichts anderes als ein chaotisches Gedränge auf dem Weg ins Verderben.

Also braucht es einen Plan. Und wer könnte den Plan besser entwerfen als die moralischen Avantgarden? Der grüne Faden der Moral ist dabei unverwüstlich: Das Elektroauto wird zur neuen Erlösungsformel, der Solardachzwang wird mit Schwung aus der Tasche gezogen, und das Tempolimit als Allheilmittel gegen die Verkehrssünden darf natürlich auch nicht fehlen. Jeder Gedanke ist von reiner Gesinnung durchtränkt, der Gedanke an die Umsetzbarkeit tritt höflich einen Schritt zurück – man will ja nicht als „unprogressiv“ gelten.

Doch halt! Wurden da nicht gerade erst Autobahnblockaden von Aktivisten abgehalten, die glauben, die Energiewende ginge nicht schnell genug? Ironischerweise bringen sie mit ihrer radikalen Gesinnungsethik den täglichen Verkehr (also das reale Leben) zum Erliegen, während die Verantwortungsethik im Stau steht und sich fragt, wo in dieser Sinfonie der rationale Takt geblieben ist. Vielleicht hätte man doch lieber zuerst die Struktur des Stromnetzes stabilisieren sollen, bevor man die Kohlekraftwerke abschaltet. Aber wer braucht schon ein Stromnetz, wenn man guten Willen hat?

Eine Revolution ohne Plan B

Nun, liebe Leserinnen und Leser, wenden wir uns der Linken zu, deren Utopien so strahlend sind, dass man am liebsten Sonnencreme tragen möchte, wenn sie ihre Programme enthüllen. Was hier geboten wird, ist nicht weniger als das Versprechen auf das Paradies – ohne Ausbeutung, ohne Ungerechtigkeit, ohne Kapitalisten, die uns alle knechten. Und, wie könnte es anders sein, ohne Rücksicht auf die finanziellen oder wirtschaftlichen Realitäten. Es ist ja schließlich eine Revolution! Und Revolutionen fragen nicht, sie befehlen.

Also her mit dem bedingungslosen Grundeinkommen für alle! Höhere Steuern für die Reichen, grenzenlose Sozialleistungen für die Armen, und natürlich ein staatlich gelenkter Wohnungsmarkt. Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Warum also zögern? Die Gesinnungsethik weiß, dass es moralisch richtig ist, den Reichtum umzuverteilen. Dass dabei möglicherweise der letzte Investor das Land verlässt und der Wohlstand in den Urlaub fährt, wird übersehen. Verantwortungsethik? Ach, die kann später nachkommen, wenn wir alle in der sozialistischen Utopie angekommen sind.

Und dann wäre da noch die Sache mit der offenen Migrationspolitik. Natürlich, alle sind willkommen! Die Grenzen öffnen sich weit wie das Herz der Linken. Dass der Sozialstaat nicht unendlich belastbar ist und dass Integration mehr erfordert als nur einen warmen Händedruck, wird in den feinen Nuancen dieser Utopie großzügig übergangen. Denn warum über Details nachdenken, wenn das große Ziel so strahlend vor einem liegt? Gesinnung über Verantwortung – das ist die Melodie, nach der hier getanzt wird.

Von der Staatslenkung zum Staatszwang

Da wären wir also beim zentralen Begriff: Dirigismus. Ein Wort, das so französisch klingt, dass es fast schon charmant wirkt, obwohl es nichts anderes bedeutet als „Staatslenkung“. Die Vorstellung, dass die klugen Köpfe in den Ministerien, unterstützt von Heerscharen ideologisch beflügelter Berater, besser wissen, wie man eine Gesellschaft steuert, als die Menschen selbst, zieht sich wie ein roter Faden durch die Programme der Grünen und Linken.

Denn seien wir ehrlich: Wer will schon die Kräfte des Marktes spielen lassen, wenn man alles mit kluger Hand regeln kann? Wer glaubt noch an die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, wenn man ihn doch sanft, aber bestimmt, in die „richtige“ Richtung lenken kann? Und wer braucht schon den Wettbewerb, wenn man mit Planwirtschaft das Himmelreich auf Erden erschaffen kann?

Die Ideen klingen so einfach: höhere Steuern, strengere Regulierungen, mehr Umverteilung. Alles nur zu unserem Besten, versteht sich. Aber wie sich das in der Realität anfühlt, wenn der Staat erst einmal die Kontrolle über alle Lebensbereiche übernommen hat, wird in den Gedankenspielen der Gesinnungsethiker oft übersehen. Max Weber dürfte im Grabe rotieren, wenn er mitansehen müsste, wie wenig seine Warnung vor der Gesinnungsethik in diesen Kreisen Gehör findet.

Der Traum von der perfekten Gesellschaft

Es ist schön, von Utopien zu träumen. Wer würde nicht gern in einer Welt leben, in der es keine Armut, keine Ungerechtigkeit und keine Umweltverschmutzung gibt? Doch wie wir alle wissen: Träume sind dazu da, um zu zerplatzen, wenn sie auf die harte Realität treffen. Während die Gesinnungsethik den moralischen Zeigefinger erhebt und die Vision einer besseren Welt predigt, erinnert uns die Verantwortungsethik daran, dass jede noch so gute Idee ohne realistische Umsetzungsmöglichkeiten zum Scheitern verurteilt ist.

Aber warum sich den nüchternen Fakten stellen, wenn die moralische Überlegenheit so viel angenehmer ist? Da kann man sich doch viel besser zurücklehnen, die Nase ein wenig höher tragen und sich auf der richtigen Seite der Geschichte wähnen. Dass man dabei das Grundgesetz des politischen Handelns – nämlich das der realistischen Machbarkeit – ignoriert, spielt keine Rolle. Schließlich sind wir ja im Dienste der guten Sache unterwegs.

Zwischen Utopie und Realität

In der Debatte zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik neigen die Grünen und die Linken dazu, sich immer wieder auf die Seite der Gesinnung zu schlagen. Das große Ziel der moralischen Reinheit blendet dabei die Komplexität der Wirklichkeit aus. Doch wie wir aus der Geschichte wissen: Ohne einen gesunden Schuss Realismus und Verantwortung wird jede Utopie früher oder später zur Dystopie.

Max Weber hat uns vor den Gefahren einer Politik gewarnt, die sich nur auf die Gesinnung stützt, ohne die Folgen des eigenen Handelns zu bedenken. Und wenn wir uns die aktuellen politischen Debatten ansehen, scheint es, als würde seine Mahnung in den Fluren der Macht verhallen. Aber solange der Kaffee in den Ministerien heiß und die moralische Erhabenheit ungebrochen bleibt, darf der Dirigismus weiter aufspielen – und die Verantwortungsethik bleibt im Keller der Realität.

Weiterführende Links und Quellen:

Journalismus mit Haltung

Ein Märchen von Unabhängigkeit und moralischem Kompass

Es war einmal, in einer Zeit, als Zeitungen noch nach Druckerschwärze rochen und Nachrichten in mächtigen 4:3-Fernsehbildern über die Wohnzimmer rollten, ein Mann namens Hanns Joachim Friedrichs. Er sprach die berühmten Worte: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.“ Welch noble Geste! Welch reiner Idealismus! Man könnte meinen, Friedrichs habe in einer Elfenbein-Turm-Redaktion gesessen, fernab des Getümmels, und seinen Federkiel in philosophische Tinte getaucht, um dieses Gebot in Stein zu meißeln. In der heutigen Medienlandschaft jedoch erinnert diese Regel an etwas, das ebenso aus der Mode gekommen ist wie Schulterpolster und der Walkman: Distanz, Neutralität und Unparteilichkeit.

Was wohl Hanns Joachim Friedrichs dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass sich die „gute Sache“ inzwischen zur journalistischen Lebensader gemausert hat? Dass Distanz eine Tugend von gestern ist und „Haltung“ das Buzzword von heute? In Zeiten, in denen die Grenze zwischen Berichterstattung und Aktivismus mit der Präzision eines Pinselstrichs verwischt wird, scheint es, als hätte der Journalismus seine alten Maßstäbe auf den Altar des Moralisierens gelegt – und sie dort in einer feierlichen Zeremonie verbrannt.

Unparteilichkeit ist tot – Es lebe die „Haltung“

Haltung. Was für ein wunderbares, starkes Wort. Haltung suggeriert Standhaftigkeit, moralische Überlegenheit, einen geraden Rücken in einer Welt der verbogenen Prinzipien. Aber Moment mal, hieß es nicht mal, dass Journalisten die Rolle von Beobachtern einnehmen sollen? Eiskalte Chronisten der Wahrheit, die keine Seite ergreifen und schon gar nicht in den Morast der öffentlichen Meinung hinabsteigen? Nun, das war einmal. Heute ist Haltung das modische Accessoire der Branche, so unverzichtbar wie der perfekt inszenierte Aufschrei auf Twitter oder der morgendliche Flat White im trendigen Redaktionscafé.

„Haltung zeigen“ ist das Gebot der Stunde, selbst wenn es bedeutet, die journalistische Distanz über Bord zu werfen. Ein bisschen Parteinahme hier, ein Hauch von Empörung da – das bringt schließlich Klicks und Likes. Denn wer will schon nüchterne Berichterstattung? Wo bleibt die Leidenschaft, wenn man sich nicht wenigstens ein bisschen über den bösen Kapitalismus, den Klimawandel oder das Schicksal von Pandabären empören darf? Die Welt ist doch viel zu kompliziert, um sie mit kühler, analytischer Distanz zu betrachten!

Der Journalismus auf der moralischen Überholspur

Das Problem mit dieser neuen „Haltung“ ist, dass sie nicht nur schnell den moralischen Zeigefinger zückt, sondern ihn auch gerne mal als Schlagstock benutzt. So sieht man sich plötzlich auf der richtigen Seite der Geschichte, während man all jene, die es wagen, eine andere Meinung zu haben, als rückständige Troglodyten abtut. Denn in der Welt des „Journalismus mit Haltung“ gibt es nur Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Klimaretter und Klimaleugner, Freiheitskämpfer und Unterdrücker. Grautöne? Differenzierung? Dafür haben wir keine Zeit! Schließlich steht die Welt am Abgrund, und irgendjemand muss den moralischen Leuchtturm errichten.

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die nüchterne Auseinandersetzung mit Fakten. Wer will schon lange und tiefgründige Analysen lesen, wenn man auch einfach Schlagzeilen à la „Die Apokalypse ist nah“ oder „Die Menschheit steht vor der Klimakatastrophe“ raushauen kann? Schließlich braucht der Konsument klare Richtlinien, eine moralische Leitlinie, an der er sich orientieren kann – und der moderne Journalist mit Haltung liefert diese gerne frei Haus.

Zwischen Leitartikeln und Aktivismus: Das unsichtbare Band

Es gibt ja immer diese hartnäckigen Traditionalisten, die noch an die längst vergessene Grenze zwischen Journalismus und Aktivismus glauben. Diese träumen von einer idealisierten Vergangenheit, in der Journalisten wie Friedrichs ihre Feder als Schwert gegen Ungerechtigkeit schwangen – ohne selbst zum Teil des Kampfes zu werden. Aber Hand aufs Herz: Wer heute auf Neutralität pocht, der hat den Trend einfach verpasst. Die wahren Helden des modernen Journalismus sind schließlich nicht mehr die unbestechlichen Chronisten, sondern die Aktivisten mit Presseticket, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Welt zu retten. Eine Aufgabe, die sie selbstverständlich nur dann erfüllen können, wenn sie sich auch persönlich einbringen. Denn wie könnte man die Wahrheit verkünden, ohne selbst die Fahne der „guten Sache“ hochzuhalten?

So wird aus dem klassischen Kommentar, der einst dazu diente, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen, plötzlich ein Leitartikel, der zur Moralpredigt mutiert. Und aus dem Leitartikel wird dann der Schlachtruf, der durch die sozialen Medien hallt. Ob es um Klimawandel, soziale Gerechtigkeit oder Identitätspolitik geht – der moderne Journalist mit Haltung kennt seine Agenda und verfolgt sie mit dem Eifer eines Missionars. Schließlich geht es ja nicht mehr nur um Berichterstattung, sondern um das „richtige“ Denken. Und das muss man den Menschen eben beibringen, ob sie wollen oder nicht.

Vom Sprachrohr zur Sprachpolizei

„Sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten“ – was für ein antikes, fast schon rührend nostalgisches Credo. In der heutigen Medienlandschaft hat es etwa den Stellenwert eines Museumsstücks: interessant, aber längst überholt. Denn warum sollte man sich nicht mit einer guten Sache gemein machen, wenn die Sache doch offensichtlich so gut ist? Warum sollte man neutral bleiben, wenn die Welt um einen herum in Flammen steht und nur der engagierte Journalist das rettende Wasser reichen kann? So jedenfalls die neue Sichtweise.

Und wer entscheidet, was gut und was schlecht ist? Natürlich die Redaktionen, die als selbsternannte Wächter der Wahrheit fungieren. Ihre neue Aufgabe ist es, nicht nur Informationen zu vermitteln, sondern auch die Deutungshoheit über die „richtigen“ Ansichten zu sichern. Wer nicht auf Linie ist, wird gnadenlos aussortiert – sei es durch die Kommentarspalten oder, subtiler, durch den sogenannten „diskursiven Ausschluss“. Denn warum sich noch mit anderen Meinungen auseinandersetzen, wenn man doch die moralische Wahrheit bereits gepachtet hat?

Die noble Kunst des Wegsehens: Haltung oder Heuchelei

Es gibt da dieses kleine Problem, das der „Journalismus mit Haltung“ gerne unter den Teppich kehrt: Was, wenn die „gute Sache“ auf den zweiten Blick gar nicht so gut ist? Was, wenn man sich in seinem moralischen Eifer vielleicht doch etwas zu weit aus dem Fenster lehnt? Aber ach, wer kann schon Zeit für Selbstreflexion aufbringen, wenn es doch so viel einfacher ist, moralische Überlegenheit zu demonstrieren?

So wird im Namen der Haltung gerne mal weggesehen, wenn es unbequem wird. Zum Beispiel, wenn Menschenrechte in jenen Ländern mit Füßen getreten werden, mit denen man lieber keinen Ärger haben möchte. Oder wenn man feststellt, dass auch die „gute Seite“ manchmal grausame Fehler macht. Aber keine Sorge: Die Haltung bleibt unerschütterlich, die Heuchelei unsichtbar. Schließlich geht es um das große Ganze – und das ist bekanntlich immer irgendwie gut.

Haltung ist das neue Schwarz

Am Ende bleibt die Frage, was eigentlich aus dem Journalismus geworden ist, der sich nicht gemein macht. Aus jener Distanz, die Friedrichs einst so hochgehalten hat. Sie ist verloren gegangen, vergraben unter einer dicken Schicht aus „Haltung“, Aktivismus und moralischer Selbstgefälligkeit. Der moderne Journalismus trägt seine Haltung wie einen modischen Schal – eng um den Hals geschlungen, um ja nicht zu ersticken an der kalten, harten Neutralität.

Vielleicht braucht die Welt mehr Friedrichs’, die sich wieder daran erinnern, dass der Journalismus nicht dazu da ist, die Welt zu retten oder moralische Urteile zu fällen. Er soll Fakten präsentieren, Meinungen abwägen und den Leser selbst entscheiden lassen. Doch bis dahin bleibt uns nur der Journalismus mit Haltung – schick, trendy und stets mit dem Finger am moralischen Abzug.

Weiterführende Links und Quellen:

Diplomatie auf die feine Art

Wenn Prinzipien einen Kaffee mit Moral trinken

Abschiebungen mit den Taliban? Pfui! Ein Tässchen Tee mit Teheran? Gerne!

Man stelle sich das Szenario vor: Da sitzt Frau Außenministerin Annalena Baerbock in ihrem schicken Berliner Büro, den Duft des frisch aufgebrühten arabischen Kaffees in der Nase, die Kamera bereits auf sie gerichtet für das nächste TV-Interview. „Mit den Taliban über Abschiebungen sprechen?“, schnauft sie empört und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. „Das geht ja wohl gar nicht!“ Der entrüstete Blick, der folgte, war nicht zu übersehen – ein Statement von moralischer Klarheit und Standhaftigkeit. Man könnte meinen, hier wird der Stab der westlichen Werte hochgehalten.

Und dann, einige Wochen später: Frau Baerbock, gekleidet in eine ihrer gewohnt farbenfrohen Blusen, lächelt höflich einem Herrn zu, der durch die Tür tritt – keiner anderen als dem Außenminister des Irans. Die Begrüßung verläuft so charmant, als wäre der Mann nicht Repräsentant eines Regimes, das sich mit Menschenrechten so gut auskennt wie ein Diktator mit Demokratie. Aber keine Sorge, hier geht es um „Diplomatie“ – das feine, subtile Spiel, bei dem moralische Flexibilität der Schlüssel zum Erfolg ist.

Ein bisschen Mord, ein bisschen Folter, wir haben größere Probleme!

Lassen wir uns kurz in Erinnerung rufen, wessen Vertretung hier so freundlich empfangen wird. Es ist die Regierung eines Staates, der Frauen inhaftiert und tötet, weil sie es wagen, kein Kopftuch zu tragen. Einer Regierung, die Demonstranten zusammenschlägt und ermordet, während sie das Wort „Freiheit“ gerade einmal fehlerfrei buchstabieren kann. Die Liste ist lang, aber lassen Sie uns nicht ermüden: Menschen werden am Fließband zum Tode verurteilt, öffentlich erhängt, während das Regime freimütig den globalen Judenmord propagiert und mit Freuden davon träumt, den „rechtmäßigen Staat Israel“ von der Landkarte zu wischen.

Aber nein, wir dürfen uns nicht zu sehr an diesen „Details“ aufhängen, schließlich geht es um „Dialog“. Ein Begriff, der in der Politik so oft missbraucht wird wie „Weltfrieden“ auf Schönheitswettbewerben. „Dialog“ bedeutet hier, dass man sich auf diplomatischer Ebene mit einem Regime unterhält, das mehr moralische Gräueltaten auf dem Kerbholz hat, als die meisten Staaten an guten Tagen zustande bringen. Doch Frau Baerbock scheint das herzlich wenig zu stören. Schließlich trinkt man ja keinen Tee mit dem Regime – man „diskutiert“!

Doppelmoral als diplomatischer Standard

Wie war das nochmal mit den Taliban? „Mit denen sprechen wir nicht!“ Warum eigentlich? Ist es, weil das Regime der Taliban Frauenrechte mit Füßen tritt? Ja, das tun sie. Aber halt! Das macht der Iran auch. Mit den Taliban kann man nicht reden, weil sie Dissidenten hinrichten? Moment mal, das tut der Iran auch! Vielleicht liegt es daran, dass die Taliban in Terrorismus verwickelt sind. Aber da wartet man vergeblich auf die Pointe, denn die Islamische Republik Iran steht als einer der fleißigsten Förderer von Gruppen wie der Hisbollah, der Hamas oder den Huthis auf der Liste. Also warum ist das Gespräch mit den Taliban so moralisch verwerflich, während Teheran zu einem gemütlichen Plausch bei Kaffee und Kuchen eingeladen wird?

Ist es die schiere Größenordnung des Unrechts? Redet man ab einer bestimmten Anzahl ermordeter Demonstranten lieber höflich als gar nicht? Oder ist es vielleicht einfach die geopolitische Relevanz? Schließlich sitzt der Iran auf jeder Menge Öl, und es wäre ja wirklich ungeschickt, sich mit denen anzulegen, die in der Lage sind, den Benzinpreis noch weiter in die Höhe zu treiben. Das wird’s sein: Prinzipien lassen sich flexibel handhaben, solange die wirtschaftlichen Interessen stimmen.

Diplomatie als Maskerade: Die Kunst, wegzusehen

Was wir hier beobachten, ist das diplomatische Äquivalent zu einem ausgeklügelten Maskenball. Auf der einen Seite die noble Empörung, die sich in Aussagen wie „Mit den Taliban sprechen wir nicht!“ ausdrückt, und auf der anderen Seite die gemütliche Bereitschaft, sich mit einem der repressivsten Regime der Welt an einen Tisch zu setzen – ohne mit der Wimper zu zucken. Warum? Weil es eben das ist, was man in der großen Welt der Diplomatie so tut. Man lädt ein, man spricht höflich, und während man diplomatische Höflichkeiten austauscht, gehen im Iran die Hinrichtungen weiter, werden Frauen misshandelt, Dissidenten ermordet und die Welt mit Terror destabilisiert. Aber hey, wir haben „gesprochen“! Ist das nicht schon Fortschritt?

Frau Baerbock wird es uns wahrscheinlich anders verkaufen wollen. Sie wird sagen, dass „Dialog“ notwendig ist, um den Iran zur Vernunft zu bringen. Aber seien wir mal ehrlich: Die einzige „Vernunft“, die Teheran versteht, ist die Macht der Sanktionen, des Drucks und des Boykotts. Solange es keine Konsequenzen für ihre Gräueltaten gibt, wird sich nichts ändern. Aber wieso sollten wir etwas ändern? Schließlich lässt sich bei Kaffee und Kuchen wunderbar darüber philosophieren, was Menschenrechte eigentlich bedeuten – zumindest solange man nicht selbst im Iran lebt.

Terrorismus: Ein Thema, das bei Kaffee schlecht schmeckt

Ach, der Terrorismus. Wir haben ihn kurz angeschnitten, aber er verdient noch eine gesonderte Betrachtung. Die Islamische Republik Iran ist einer der Hauptförderer des Terrors im Nahen Osten. Sie unterstützt die Hamas, die Hisbollah und die Huthis mit Waffen, Geld und logistischer Hilfe. Diese Gruppen destabilisieren nicht nur die Region, sondern bedrohen auch Israel und seine Bevölkerung. Die iranische Führung macht keinen Hehl daraus, dass sie den jüdischen Staat vernichten will. Juden weltweit? Auch die sollen nicht sicher sein.

Wie also kann man, mit dem klaren Wissen um diese Verstrickungen, ernsthaft annehmen, ein Schwätzchen mit Teheran würde irgendetwas an deren Verhalten ändern? Diese Frage bleibt Frau Baerbock bislang schuldig. Denn natürlich würde sie uns nicht sagen, dass es hier um strategische Interessen geht, die über das Schicksal derer, die unter iranischer Unterdrückung leiden, hinwegschweben. Nein, das wäre zu ehrlich. Stattdessen reden wir weiter über „Dialog“ – während der Iran sich mit der Hamas, Hisbollah und Huthis gemütlich den Kuchen teilt.

Boykott oder Bequemlichkeit: Der Tanz auf dem Vulkan

Am Ende des Tages gibt es nur eine Lösung, die moralisch vertretbar wäre: Die Regierung des Iran muss boykottiert werden. Keine Verhandlungen, keine Treffen, kein diplomatisches Händeschütteln. Bis sich das Regime dazu entschließt, die Gräueltaten zu beenden, den Terrorismus aufzugeben und den Menschen im Iran die Freiheit zu geben, die sie verdienen. Solange das nicht passiert, ist jede Einladung zu einem diplomatischen Kaffee nicht mehr als ein Schlag ins Gesicht all jener, die für ihre Rechte kämpfen – und sterben.

Aber ach, das ist wohl zu viel verlangt. Denn so bequem, wie wir es uns in der westlichen Diplomatie gemacht haben, wird dieser Boykott wohl erst dann Realität, wenn der letzte Tropfen Kaffee ausgetrunken und das letzte moralische Prinzip auf dem Altar der Realpolitik geopfert wurde.

Weiterführende Links und Quellen:

Die stille Absprache mit dem Allmächtigen

Ein moralisches Täuschungsmanöver

Da steht er, der Beter. Die Hände gefaltet, die Stirn gefurcht, der Blick himmelwärts gerichtet, als würde er auf direktem Wege mit dem Schöpfer der Galaxien plaudern. Dieser Moment, in dem der Mensch glaubt, sich mit dem Allmächtigen zu verbinden, birgt jedoch eine subtile Täuschung: Es ist nicht der Gott, der hier angesprochen wird – es ist das Publikum. Beten, das so oft als Ausdruck der Demut dargestellt wird, ist in Wirklichkeit eine egozentrische Performance. Die Bühne: die Welt. Die Rolle: der moralische Überflieger.

Denn wer betet, so suggeriert die allgemeine Meinung, muss ja wohl einen direkten Draht zum höheren Wesen haben, das den Rest von uns Normalsterblichen in unserem Alltagstrott ignoriert. Da er also in engem Austausch mit der universellen Moralinstanz steht, muss er ja auch über einen moralischen Vorsprung verfügen, oder? Falsch! Ganz im Gegenteil. Beten ist nichts weiter als der moralische Hochmut in Reinform, verpackt in ein züchtiges Ritual, das sich scheinbar jeder Verantwortung entzieht. „Ich tue Gutes, weil ich Gott darum bitte!“ heißt es dann. Wie bequem – die Verantwortung wird einfach himmelwärts delegiert.

Die fromme Falle

Doch halt! Man könnte sich fragen: Ist es nicht edel, im Gebet Trost und Erleuchtung zu suchen? Ist der Beter nicht ein stiller Held, der uns allen den Weg zur Wahrheit weist? Ach, wie naiv! Ein Mensch, der betet, ist vor allem eines: jemand, der die eigenen moralischen Kapazitäten unterschätzt. Denn was könnte spirituell flüchtiger sein, als sich im Moment der Ungewissheit auf das Übernatürliche zu stützen? Es ist doch einfach, Verantwortung abzugeben, wenn man sich auf die Führung einer überirdischen Macht beruft. Sich dem Beten zuzuwenden bedeutet, die eigenen Entscheidungen und deren Konsequenzen unter dem Mantel des Göttlichen zu verstecken. „Herr, zeige mir den Weg!“, wird gerufen, während man mit geschlossenen Augen geradewegs in die nächste Katastrophe stolpert.

Das Tragische daran ist: Wer betet, hat bereits verloren. Beten heißt, die Verantwortung für die eigenen Handlungen abzugeben – als wäre der Mensch ohne das göttliche Telefonat mit den Himmeln zu keiner moralischen Entscheidung fähig. Der Beter glaubt, sich dem Urteil Gottes zu unterwerfen, dabei entzieht er sich nur dem eigenen Urteil. Was bleibt, ist der fromme Betrug, der an der Moral der Menschen zehrt. Denn es gibt kaum etwas Tückischeres als den Glauben, dass moralisches Handeln nur durch göttliche Absolution gerechtfertigt ist. Ein Betender ist demnach nicht ein moralischer Vorreiter – er ist vielmehr ein unentschlossener Akteur, der nicht den Mut aufbringt, seine Moral selbst in die Hand zu nehmen.

Wenn die Heuchelei den Himmel küsst

Beten ist die raffinierteste Form der Selbstinszenierung. Wie lässt sich moralische Überlegenheit überzeugender ausdrücken, als durch die hingebungsvolle Anrufung eines übernatürlichen Wesens? „Schaut mich an“, signalisiert der Beter. „Ich habe einen Draht nach oben! Und nicht nur das – ich bin so demütig, dass ich meine Lebensentscheidungen nicht allein treffe, sondern sie auf eine höhere Macht abwälze.“ Das Ergebnis: moralische Erhabenheit, die auf dem Rücken einer eingebildeten spirituellen Beziehung getragen wird.

Der biblische Pharisäer, der laut in der Synagoge betete, während der Zöllner still und heimlich seine Sünden bereute, ist das Paradebeispiel dieses Phänomens. Der Pharisäer ist heute überall: in der Kirche, im Parlament, auf Social Media. Er betet laut, nicht, um Gott zu beeindrucken, sondern um die Menschen in Ehrfurcht zu versetzen. Man könnte fast meinen, das eigentliche Gebet richtet sich nicht an den Himmel, sondern an die Likes und Herzen, die im Netz auf den nächsten heiligen Post warten. Wer betet, macht damit klar: „Schaut her, ich bin moralisch überlegen – nicht, weil ich es bin, sondern weil ich es euch zeige.“

Beten als moralischer Ablasshandel

Das größte Problem beim Beten? Es ist nichts weiter als moralischer Ablasshandel. Statt zu handeln, zu reflektieren, oder sich die Hände schmutzig zu machen, wird gebetet. Doch das Gebet allein ändert nichts, löst keine Konflikte und mildert kein Leid. Es ist der bequeme Weg, um vorzutäuschen, dass man etwas tut, während man eigentlich gar nichts tut. Beten ist die moralische Pausentaste, die Welt wird angehalten, während der Betende in seinem gemütlichen Kokon aus spiritueller Sorglosigkeit verweilt.

Man stelle sich eine Welt vor, in der alle nur beten, aber niemand handelt. Der Regen prasselt auf die Dürre, weil der Beter sich weigert, die Schaufel in die Hand zu nehmen und den Kanal zu graben. Doch in seinen Augen hat er bereits genug getan – er hat ja gebetet! Das Gebet wird zur Ausrede, zur moralischen Absicherung, dass man nichts weiter tun muss. Warum sollte man auch, wenn man bereits das himmlische Ohr erobert hat?

Das Gebet als moralischer Nebelwerfer

Wer betet, versteckt sich hinter einer moralischen Rauchwand. Beten ist kein Ausdruck von Stärke, sondern von Unsicherheit. Es zeugt nicht von moralischer Überlegenheit, sondern von der Unfähigkeit, im Hier und Jetzt zu agieren. Statt sich der Komplexität der Welt zu stellen, flieht der Beter ins metaphysische Nirgendwo. Er tut so, als wäre die Welt in einfachen Kategorien von Gut und Böse zu verstehen, und verlagert die Verantwortung auf ein himmlisches Wesen, das, wie man so schön sagt, „schon wissen wird, was richtig ist“.

Doch die Wahrheit ist unbequem: Beten ist ein moralischer Nebelwerfer, der die Realität verschleiert. Es schafft Illusionen von Erhabenheit, wo eigentlich nur Unentschlossenheit herrscht. Ein Beter steht nicht über uns, sondern hinter uns – im Schatten seiner eigenen Unfähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Und die größte Täuschung dabei ist, dass er glaubt, das moralisch Richtige zu tun, während er lediglich der eigenen Angst vor der realen Welt nachgibt.

Ein moralischer Freifahrtschein ins Nichts

Wer betet, hat keinen moralischen Vorsprung. Im Gegenteil: Es sollte uns misstrauisch machen. Denn Beten ist nichts weiter als eine Flucht vor der Verantwortung. Es ist der Versuch, sich moralische Überlegenheit anzueignen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Es ist ein Freifahrtschein ins Nichts, verpackt in die Illusion von Demut. Und während der Beter fleißig seine Worte gen Himmel schickt, bleibt die Welt unverändert. Doch eines ist sicher: Der Beter selbst fühlt sich besser. Und am Ende ist das wohl die einzige wahre Funktion des Gebets – die moralische Selbstberuhigung, die alle realen Probleme verdrängt.

Weiterführende Links und Quellen:

Wenn alles aus der Reihe läuft, stehen alle Schlange

Die Schlange als Sinnbild des sozialen Zerfalls

Es gibt Momente im Leben, da erkennt man, dass die Menschheit von einer grausamen Ironie gesteuert wird. Einer Ironie, die sich auf den Schultern der Geschichte niedersetzt wie ein zu schwer geratener Rucksack vollgepackt mit den Illusionen vergangener Ideologien. Und wenn alles aus der Reihe läuft, dann stehen alle Schlange – dieses unscheinbare Phänomen, das in jedem chaotischen Zustand zum Symptom eines tieferliegenden gesellschaftlichen Kollapses wird. Wer das nicht kennt, der hat nie im Osten gelebt.

Doch bevor man hier das große Rad der Nostalgie dreht, sei klargestellt: Die Schlange, ob an der Kasse oder an der Grenze des freien Denkens, ist nicht bloß ein banales Übel. Sie ist vielmehr das schleichende Eingeständnis, dass man nicht mehr Herr über die eigenen Wünsche ist. Dass der Wunsch, etwas zu besitzen oder gar zu erleben, immer häufiger in Konflikt mit der Realität gerät. Es ist die Demütigung, die Erkenntnis, dass wir nicht mehr einkaufen nach dem Motto „Ich will“, sondern resigniert fragen müssen: „Was gibt’s?“ Willkommen in der neuen Weltordnung des Mangels, wo die Schlange kein Zeichen der Ordnung ist, sondern die Anklage an ein System, das es nie ernst meinte mit dem Fortschritt.

Von der Illusion des Konsums zur Realität des Mangels

Wohl dem, der glaubt, der Osten – ja, jener Osten, der so gerne als trauriges Beispiel für Planwirtschaft und Mangelwirtschaft herhalten muss – sei eine längst vergessene Anekdote der Geschichte. Falsch gedacht. Heute, im Zeitalter des überbordenden Konsums, stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Version desselben alten Dramas. Es ist, als habe die Geschichte nichts Besseres zu tun, als sich selbst in Form einer besonders zynischen Farce zu wiederholen. Doch dieses Mal sind es nicht die grauen Betonplatten der DDR, die uns in die Schranken weisen, sondern die wohlgemeinte Überkorrektheit des globalen Neoliberalismus, in Verbindung mit den unerschöpflichen Kapriolen der Wokeness.

Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt. Das Regal, wo früher die exotischen Früchte lagen, ist leer. Nicht, weil wir plötzlich keine Bananen mehr importieren können, sondern weil jemand in der „nachhaltigen Ethikkommission“ beschlossen hat, dass Bananen in Österreich gar nicht gut fürs Klima sind. Stattdessen gibt es da ein Regal voller regionaler Rüben und eine Art moralischen Zeigefinger, der euch mit einem gehässigen Blick klar macht, dass ihr gefälligst dankbar zu sein habt. „Was gibt’s?“ ist die Frage, die uns im neuen Zeitalter des Mangels täglich quält. Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual – doch was ist, wenn man keine Wahl mehr hat?

Die Kunst des Schlangestehens als Überlebenstechnik

Der Westen, so hieß es lange Zeit, ist der Ort der Freiheit. Doch wie sich herausstellt, sind wir im Begriff, jene „Freiheit“ auf eine Weise neu zu definieren, die selbst George Orwell vor Entsetzen die Tinte aus dem Füllfederhalter getrieben hätte. Freiheit bedeutet heute, in einer Schlange zu stehen – ja, nicht bloß das Warten, sondern das geduldige Akzeptieren einer intransigenten Moral. „Nachhaltigkeit“, „Fairness“ und „soziale Gerechtigkeit“ sind die Losungen des modernen Schlangestehens. Es gibt nicht mehr genug für alle? Tja, Pech gehabt. In Zeiten des Klimawandels und der sich verdichtenden globalen Krise ist es einfach nicht mehr schick, an Konsumüberfluss zu glauben. Stattdessen reiht man sich brav in die Warteschlange ein, um dem Guten – oder vielmehr dem vermeintlich Guten – zu dienen.

Wer früher in der DDR einkaufen ging, wusste, dass der Akt des Einkaufens keine Frage des Willens war, sondern des Ausharrens. Das System gab vor, was es gab. Die westliche Konsumgesellschaft hat lange die Illusion gepflegt, dass jeder Wunsch erfüllt werden könnte, sofern man nur bereit war, den Preis dafür zu zahlen. Heute? Heute stehen wir vor den Trümmern dieser Illusion, gefangen in der grotesken Wirklichkeit einer Moralökonomie, die uns vorgibt, was wir zu wünschen haben. Der Klimanotstand, die Gleichstellung, die digitale Kontrolle – all das hat uns zu perfekten Schlangenmenschen gemacht. Ein System, das alles aus der Reihe laufen lässt, bringt uns bei, dass Schlangestehen die neue Tugend ist.

Willkommen im moralischen Zeitalter des Schlangestehens

Man könnte meinen, Schlangestehen sei ein eher triviales Thema. Doch weit gefehlt. Wer in einer Schlange steht, hat seine Autonomie aufgegeben. Es ist die ultimative Unterwerfung unter die Bedingungen des Systems, eine stille Kapitulation vor den Gesetzen der Knappheit, die uns immer häufiger wie ein Damoklesschwert über den Köpfen hängt. Früher hat man die Dinge gewollt, heute nimmt man, was man kriegen kann. Und wenn wir uns nicht langsam daran gewöhnen, dann wird uns die Zukunft noch viel härter treffen.

Wollen wir das wirklich? Diese Frage, so simpel sie klingt, lässt sich nicht mehr in moralische Gut-und-Böse-Kategorien packen. Denn das wahre Drama liegt nicht darin, dass wir in einer Welt des Mangels leben könnten. Das wahre Drama ist, dass wir uns nicht trauen, diese Frage überhaupt zu stellen. Wokeness und all die anderen progressiven Parolen mögen als Befreiung verkauft werden, doch sie haben längst den Raum des freien Denkens besetzt – und ersetzen den Mangel an Brot mit einem Mangel an geistiger Nahrung.

Wir stehen Schlange, weil wir nicht mehr entscheiden dürfen, was wir wollen. Und wenn alles aus der Reihe läuft, dann haben wir es uns selbst zuzuschreiben. Denn Schlangen entstehen nicht durch Zufall. Sie sind das Produkt eines Systems, das jeden Aspekt des Lebens regelt – von der Sprache über das Denken bis hin zum Konsumverhalten.

Der Mangel als Tugend

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der das Schlangestehen zu einem Symbol unserer Zeit macht: die moralische Aufladung des Mangels. Früher war der Mangel ein Zustand, den es zu überwinden galt. Heute wird er zur Tugend erhoben. „Weniger ist mehr“ – diese Floskel mag in der Designwelt ihre Berechtigung haben, doch im Alltag wird sie zur Geißel. Es ist keine Frage mehr, ob wir Verzicht üben wollen; es ist eine Notwendigkeit, die uns als moralische Pflicht auferlegt wird. Wer mehr will, als ihm zusteht, der wird als Egoist abgestempelt, als Feind des Planeten, als Ignorant gegenüber den Nöten der Mitmenschen.

Während wir uns also dem Mangel beugen, stehen wir Schlange – nicht nur an den Kassen der immer leereren Supermärkte, sondern auch in den Reihen derer, die bereit sind, ihre Wünsche zu unterdrücken, um das große Ganze nicht zu gefährden. In einer Welt, die den Konsum verteufelt und den Verzicht als höchste Form der Erleuchtung preist, bleibt uns nur noch das geduldige Warten. Wir warten auf das nächste politisch korrekte Produkt, auf die nächste ideologisch gereinigte Innovation, die uns glauben lässt, dass der Verzicht die Lösung für all unsere Probleme sei.

Willkommen in der Schlange der Geschichte

Wer im Osten gelebt hat, der kennt das Prinzip: Du willst nicht das, was du willst. Du willst das, was du kriegen kannst. Und dieses Prinzip ist längst auch im Westen angekommen. Wir stehen Schlange, weil wir uns daran gewöhnt haben. Wir stehen Schlange, weil wir nicht mehr anders können. Und vielleicht stehen wir Schlange, weil wir die Illusion brauchen, dass alles schon irgendwie gut wird, wenn wir nur lange genug ausharren. Doch in Wahrheit stehen wir Schlange, weil das System uns dazu gebracht hat, unsere eigenen Wünsche zu vergessen.

Es ist kein Zufall, dass das Schlangestehen heute wieder zum Symbol der Zeit geworden ist. Es ist der Ausdruck einer kaputten Ordnung, die keine Wahl mehr lässt. Wenn alles aus der Reihe läuft, stehen alle Schlange – und das ist nicht nur ein ökonomisches Phänomen, sondern ein moralisches. Die Schlange ist das Sinnbild einer Gesellschaft, die ihren moralischen Kompass verloren hat und sich in den Wirrnissen der politischen Korrektheit verirrt. Und solange wir das nicht erkennen, werden wir weiter warten. Auf bessere Zeiten, auf gerechtere Verhältnisse, auf eine neue Ordnung, die nie kommen wird.

Quellenangaben, Verweise und weiterführende Links:

  1. George Orwell, 1984 – Ein Klassiker über die totale Kontrolle und den Verlust von Individualität, der erschreckende Parallelen zur heutigen Gesellschaft aufzeigt.
  2. Vaclav Havel, Die Macht der Ohnmächtigen – Ein brillantes Essay über die Unterdrückung des freien Denk

Messengerüberwachung 2.0

Wenn der Bundestrojaner heimlich im Gruppenchats mitliest

Es war einmal, so will es die Legende, ein Bundestrojaner, der sich nichts sehnlicher wünschte, als an den verschlossenen Toren der Mobiltelefone zu rütteln und hinter die böswillig kryptischen Geheimnisse von Messengerdiensten zu blicken. Dieser Trojaner, so erzählt man sich in den Ministerien, ist die Antwort auf all unsere Ängste, die Wächter unseres digitalen Friedens, die Hand der Gerechtigkeit in Form eines Software-Phantoms. Das einzige Problem: Er existiert in der Realität genauso wenig wie in den Märchen. Doch keine Sorge, die österreichische Regierung arbeitet hart daran, das Märchen wahr werden zu lassen.

2018 war es die FPÖ-ÖVP-Koalition, die in ihrer unermüdlichen Weisheit das Konzept eines „Bundestrojaners“ ersann – eine technische Wunderwaffe, um die finsteren Machenschaften in den verworrenen Labyrinthen der Chat-Nachrichten aufzudecken. Dieses Gesetz schaffte es jedoch nie in die Wirklichkeit. Noch bevor es zum Einsatz kam, kippte der Verfassungsgerichtshof den Wunschtraum und erinnerte die Regierung daran, dass die Verfassung vielleicht doch ein Wörtchen mitzureden hätte.

Auf dem Rücken der Grünen

Fast fünf Jahre später ist die Geschichte noch immer dieselbe, nur die Farben haben sich geändert. Jetzt ist es Innenminister Gerhard Karner, der sich als Nachfolger der alten Pläne versucht. Diesmal jedoch – welch Ironie des Schicksals – mit einem leicht grünen Anstrich: Jene Partei, die sich einst mit Flügeln aus Datenschutz über die Idee des Bundestrojaners erhoben hatte, sitzt nun mit in der Regierung. Wie es wohl zur Einstimmung auf die neue Rolle im Innenministerium heißt: „Manchmal muss man alte Prinzipien über Bord werfen, um neue Sicherheit zu gewinnen.“

Das Argument der Stunde? Terrorismus natürlich. Es genügt ein mutmaßlicher Anschlagsplan auf ein Taylor-Swift-Konzert, um die Geister der Überwachung erneut zu wecken. Denn es ist ja allgemein bekannt: Zwischen harmonischen Akkorden und mitreißenden Refrains lauern die gefährlichsten Pläne der Menschheit. Also nichts wie los, dachten sich die Strategen im Innenministerium. Diesmal muss es klappen. Diesmal wird der Bundestrojaner kommen – unter einem Vorwand, der so unschuldig daherkommt, dass selbst der Verfassungsgerichtshof in die Knie gehen wird.

Ein Meisterwerk der juristischen Kunst

Der Gesetzesentwurf, den Karner in die Begutachtung geschickt hat, könnte glatt aus der Feder eines Kafka entsprungen sein. Die Datenschutzorganisation epicenter.works hat ihn sich genauer angesehen und als „rechtliche Fiktion“ entlarvt. Denn eines ist klar: Ein Bundestrojaner funktioniert nur dann, wenn er umfassenden Administrationszugriff auf das jeweilige Mobiltelefon hat – alles andere wäre so, als wolle man mit einem Sieb Wasser schöpfen. Doch das Innenministerium bleibt beharrlich. Man müsse das nur richtig erklären, dann würden sich schon alle daran gewöhnen.

Die Verstärkung des Rechtsschutzes – eine Bewilligung durch das Bundesverwaltungsgericht und die Befassung des Rechtsschutzbeauftragten beim Innenministerium – klingt nach einem Paradebeispiel für hoheitliche Komplexität. Doch halt! epicenter.works weist nüchtern darauf hin, dass ohne die Schaffung neuer Institutionen oder zusätzlicher Mittel, diese Mechanismen nicht mehr sind als ein halbherzig vorgetragenes Lippenbekenntnis. Aber seien wir ehrlich: Lippenbekenntnisse sind in der Politik der Nektar, aus dem ganze Karrieren gemacht werden. Warum also nicht auch hier?

Hürden? Welche Hürden?

Nun ist es ja nicht so, dass die Datenschutzbehörde (dsb) untätig herumsitzt. Nein, sie hat sich diesen Gesetzesentwurf ebenfalls angesehen. Ihr Urteil? Die im Entwurf vorgesehenen Hürden für einen so tiefgreifenden Eingriff wie die Messengerüberwachung erscheinen „zu gering“. Welch Überraschung! Man könnte meinen, dass das Ministerium lediglich eine sanfte Brise aufrecht erhalten wollte, wo es eigentlich eine Lawine hätte auslösen müssen. Aber nein, die Brise reicht – jedenfalls für das Ministerium.

Die Datenschutzbehörde hätte sich vielleicht über etwas mehr Details zu den technisch-organisatorischen Rahmenbedingungen gefreut. Schließlich wäre es ja nicht schlecht zu wissen, was genau die geplante Software überhaupt tut. Aber wie immer in der Politik: Wer braucht schon Details, wenn er das große Ganze sieht?

Noyb und der unstillbare Hunger nach Regeln

Ein weiterer Akteur in diesem Drama, der es nicht lassen kann, seine kritische Stimme zu erheben, ist die Datenschutzorganisation noyb. Sie vermisst „eindeutige Regeln“ – als ob man in der modernen Politik noch eindeutige Regeln erwarten dürfte. Sind vage Formulierungen nicht viel besser geeignet, um der Rechtsstaatlichkeit jenen aufregenden Hauch von Unbeständigkeit zu verleihen, der sie so lebendig macht?

Dass es so etwas wie Schutzmechanismen – etwa externe Audits, Zertifizierungen oder revisionssichere Protokollierungen – bräuchte, damit diese Maßnahme überhaupt ansatzweise verfassungskonform wäre, ist wohl eine Kleinigkeit, die man im Eifer des Gefechts einfach übersehen hat. Man darf gespannt sein, ob der Bundestrojaner irgendwann in der Realität ebenso erfolgreich Fuß fassen wird wie in der Fantasie der Sicherheitsbehörden.

Der Trojaner, der aus der Kälte kam

Das Märchen vom Bundestrojaner ist wie der Schneewittchen-Apfel: äußerlich verlockend, aber innerlich vergiftet. Datenschützer und die Verfassungshüter wehren sich – wieder einmal – mit Händen und Füßen. Doch wie wir aus der Vergangenheit wissen, ist der politische Wille stärker als Vernunft und Recht. Irgendwann, da sind sich manche sicher, wird der Bundestrojaner tatsächlich in unsere Telefone eindringen, heimlich in Gruppenchats mitlesen und sich über Emojis und Gifs freuen, die er nie ganz verstehen wird. Doch bis dahin bleibt es spannend – für die einen eine dystopische Bedrohung, für die anderen ein leeres Versprechen.

Weiterführende Links und Quellen:

Bestseller in der arabischen Welt

Bücher, die niemals verstauben

Es gibt Bücher, deren bloße Erwähnung Unbehagen auslöst – Bücher, die wie in eine Schicht aus Staub gehüllt in den Untiefen verstaubter Bibliotheken vermutet werden. „Mein Kampf“ und „Die Protokolle der Weisen von Zion“ gehören zu dieser finsteren Literatur, die von den meisten als hässliche Relikte vergangener Zeiten abgetan wird. Doch, wie sich zeigt, ist das nicht überall der Fall. Stattdessen prangen sie in Teilen der arabischen Welt in den Schaufenstern von Buchläden, nicht selten dekoriert mit goldenen Lettern, ein Bestseller-Etikett über dem Cover. Eine groteske Tatsache, die sich rational kaum fassen lässt und einen tiefen Blick auf die gefährlichen Dynamiken kollektiver Wahrnehmung und politischer Manipulation gewährt.

Lassen Sie uns einen Schritt zurücktreten und mit einem verdienten Maß an Zynismus die verquere Welt dieser Bestsellerkultur beleuchten. Wie ist es möglich, dass diese Werke, die sinnbildlich für den tiefen Abgrund des Hasses und der Verleumdung stehen, in manchen Ländern immer noch als „Wahrheitsquellen“ gelten? Die Antwort ist ein Flickenteppich aus historischen Missverständnissen, bewussten Falschdarstellungen und einem nicht unerheblichen Anteil an, sagen wir es freundlich, kognitiver Dissonanz.

Der gescheiterte Schriftsteller

Adolf Hitler. Der Mann, der die Welt in einen Krieg stürzte, war in erster Linie ein gescheiterter Maler, dessen schriftstellerisches Talent – gelinde gesagt – begrenzt war. „Mein Kampf“, Hitlers wirres, mit absurden Thesen gespicktes Machwerk, ist kaum lesbar. Ein Buch, das sich von verworrenen Rassentheorien, wirren Strategien und pathetischer Selbstüberhöhung nährt – es gibt wohl kaum ein zweites Werk, das so unabsichtlich die geistige Verarmung seines Autors offenbart. Dennoch, aus irgendeinem unerklärlichen Grund, schafft es dieser literarische Totalschaden in den arabischen Staaten auf die Bestsellerlisten.

Der Autor von „Mein Kampf“ konnte sich kaum vorstellen, dass seine gesammelten Tiraden in einer Region so weit entfernt von seiner Heimat jemals auf fruchtbaren Boden fallen würden. Und dennoch: Man findet das Buch in Beirut, Kairo und Amman auf dem Buchmarkt. Es wird in Schulen als „politisch wertvolle Lektüre“ empfohlen, als Quelle, um die „wahre Natur des Westens“ zu verstehen. Eine absurde Vorstellung, als hätte man einen Monolog eines Wahnsinnigen in einen philosophischen Diskurs verwandelt.

Aber halt, es wäre zu einfach, dies nur als einen Akt des skurrilen literarischen Geschmacks abzutun. Der Erfolg von „Mein Kampf“ in der arabischen Welt ist symptomatisch für ein tief verwurzeltes Problem: die Notwendigkeit, ein Feindbild zu konstruieren. Wie viel einfacher ist es, die eigene Misere einem finsteren Komplott des Westens und der Zionisten zuzuschreiben, als die eigenen gesellschaftlichen Missstände zu analysieren? Hitler – ein Feind meines Feindes – wird zu einem absurden Verbündeten. Der absurde Inhalt des Buches tritt dabei in den Hintergrund, der Verfasser jedoch wird als jemand gesehen, der die „wahre Bedrohung“ frühzeitig erkannt hat. Es ist, als hätte der Dämon des 20. Jahrhunderts plötzlich eine moralische Autorität in einer Welt erlangt, die er verachtet hätte. Ironie des Schicksals, könnte man sagen – aber eine gefährliche.


Die Lüge, die niemals stirbt

Wo „Mein Kampf“ bestenfalls ein peinliches Sammelsurium gescheiterter Welterklärungen darstellt, sind „Die Protokolle der Weisen von Zion“ nichts weniger als die bösartigste Fälschung, die jemals in Buchform gegossen wurde. Ursprünglich im zaristischen Russland fabriziert, um jüdische Bürger zu dämonisieren und Pogrome zu rechtfertigen, erweist sich das Buch als wahrer Überlebenskünstler. Die Protokolle überstanden die Zeit, wie ein Virus, der sich in die Ritzen des globalen Antisemitismus einnistet und überlebt – scheinbar unzerstörbar, unverwüstlich, wider jeder Logik.

Und auch hier ist die arabische Welt kein unbefleckter Ort, der immun gegen die Verlockung dieser perfiden Fiktion wäre. Nein, in der Tat sind die Protokolle in vielen Ländern der Region ein beliebtes Buch – teilweise sogar in Regierungsstellen empfohlen. Man könnte meinen, dass das Informationszeitalter solche Machwerke längst entlarvt hätte, doch das Gegenteil ist der Fall. Es ist, als hätten diese Protokolle ein Eigenleben entwickelt und sich fest in die kollektive Psyche eingebrannt.

Die These der „jüdischen Weltverschwörung“, die „Die Protokolle der Weisen von Zion“ vorantreiben, liefert den perfekten Brennstoff für populistische und autoritäre Regime, die von eigenen Versäumnissen ablenken wollen. Nichts vereinfacht den politischen Diskurs mehr als die Externalisierung der Schuld – und nichts ist leichter, als eine Gruppe zu finden, die seit Jahrtausenden mit Vorurteilen belegt wird.

Die Popularität der Protokolle in der arabischen Welt ist mehr als nur ein Symptom des Antisemitismus, es ist ein Indikator für die große Verlockung der Verschwörungstheorie an sich. In einer Welt, die von Chaos und Ungewissheit geprägt ist, bieten sie eine „einfache Wahrheit“, die zwar falsch ist, aber emotional befriedigend. Und das erklärt auch den literarischen „Erfolg“ dieser Machwerke: Sie stillen ein Bedürfnis nach Orientierung in einer orientierungslosen Welt.

Der Kampf gegen den Mythos

Wie bekämpft man ein Buch, das als Wahrheit verkauft wird, obwohl es eine Lüge ist? Es ist die ewige Frage der Aufklärung. Rationalität und Fakten haben es schwer gegen Emotion und Vorurteil. „Mein Kampf“ und „Die Protokolle der Weisen von Zion“ sind zwei extreme Beispiele dafür, wie gefährlich Falschinformationen werden können, wenn sie als ideologisches Werkzeug in den Händen von Demagogen und Verschwörungstheoretikern landen.

In der arabischen Welt gibt es viele Gründe, warum diese Werke noch immer erfolgreich sind. Bildungssysteme, die kritisches Denken vernachlässigen, Medien, die auf Sensation statt Fakten setzen, und politische Führer, die nur zu gern die Rolle des Verschwörungsnarrativs als Werkzeug zur Machtstabilisierung nutzen. Es ist ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Doch es gibt Hoffnung. Zunehmend werden auch in der arabischen Welt Stimmen laut, die sich gegen diese toxische Literatur wehren. Intellektuelle, Akademiker und Aktivisten versuchen, ein anderes Narrativ zu etablieren – eines, das auf Wahrheit und Menschlichkeit basiert. Doch es ist ein harter Kampf, denn die Mythen der Vergangenheit haben tiefe Wurzeln geschlagen.

Ein Spiegel der Verzerrung

„Mein Kampf“ und „Die Protokolle der Weisen von Zion“ sind in der arabischen Welt Bestseller – und dies sagt mehr über die Region aus, als viele zugeben wollen. Es ist nicht nur eine Geschichte von Antisemitismus oder Faschismus, es ist eine Geschichte von Frustration, Desillusion und einem tiefen Misstrauen gegenüber dem Westen. Die Popularität dieser Bücher zeigt, wie anfällig Gesellschaften für einfache Erklärungen und toxische Ideologien sind, wenn sie keine besseren Alternativen haben.

Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, die kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen solche Werke keinen Nährboden mehr finden. Doch bis dahin bleibt uns wohl nur die bittere Erkenntnis: Bestsellerlisten sagen mehr über eine Gesellschaft aus, als wir uns manchmal eingestehen wollen.

Quellen und weiterführende Links:

  1. Robert Wistrich: Antisemitism: The Longest Hatred – Eine fundierte Analyse des Antisemitismus und seiner historischen Wurzeln, mit einem Kapitel über die Verbreitung von „Mein Kampf“ und den „Protokollen“ in der arabischen Welt.
  2. Norman Cohn: Warrant for Genocide: The Myth of the Jewish World Conspiracy and the Protocols of the Elders of Zion – Eine detaillierte Untersuchung der Entstehungsgeschichte der Protokolle und ihrer Verwendung als politisches Werkzeug.
  3. Matthias Küntzel: Jihad and Jew-Hatred: Islamism, Nazism and the Roots of 9/11 – Eine Betrachtung des ideologischen Transfers von antisemitischen Ideen aus Europa in die arabische Welt.
  4. Online-Artikel:
    • The Guardian: „Mein Kampf in the Middle East: The Book that Still Sells in Millions“
    • The New York Times: „The Protocols of Zion: How a Fake Conspiracy Theory Refuses to Die“
    • BBC News: „Arab

Ens Käufens und ens Einkaufskorb

Ein neuer Stern am Firmament der Genderneutraliät

Es war ein kühler Morgen im Jahr 2021, als die deutsche Sprache in ihren Grundfesten erschüttert wurde – wieder einmal. Nach Jahren des Ringens um das richtige Sternchen, den korrekt gesetzten Doppelpunkt und die geduldige Aufklärung über das Binnen-I trat ein Neologismus auf die Bühne, der die Welt des gesprochenen und geschriebenen Wortes in eine neue Dimension katapultieren sollte. Es war das Jahr, in dem ens auf die Bildfläche trat.
Nicht nur das – es stieg wie ein feuriger Phönix aus den Flammen der veralteten Sprachtradition, um uns eine strahlende Zukunft der geschlechterlosen Anrede zu zeigen. Und diese Zukunft ist? Nun ja, sie ist verwirrend, vielleicht sogar ein bisschen bizarr, aber vor allem eins: notwendig.

Die strenge Grammatik, die uns über Jahrhunderte hinweg unter dem Joch des Genus gefangen hielt, konnte nicht länger so weiterbestehen. Das wussten wir alle. Oder besser: Wir hätten es wissen sollen. Dass es ausgerechnet das unscheinbare „Mensch“ war, das uns die erlösende Antwort lieferte – wer hätte das gedacht? Hornscheidt, immer vorne dabei, wo auch immer es um linguistische Revolutionen ging, sah die Antwort in diesem Mittelsilbchen. Ein Funke der Erkenntnis – „ens“ war geboren.

Von „Mensch“ zu „Ens“ – Der Spracherlösung naht

Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen. „Ens“ ist der Mittelteil von „Mensch“. Genial, oder? Und wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es auch wirklich die einzige logische Konsequenz. Warum sollte die Mitte eines Wortes nicht das Zentrum unserer gesamten sprachlichen Identität sein? Die äußerlichen Enden? Überbewertet. Der Anfang? Veraltet. Die Mitte? Ah, da ist der wahre Kern. Wie bei einem guten Käsekuchen – das Beste ist immer die Mitte, nicht die Kruste.

Wir, die wir tagtäglich mit den Zumutungen der binären Geschlechterwelten zu kämpfen haben, können endlich aufatmen. „Ens“ bietet uns die lang ersehnte Oase in der Wüste der linguistischen Zweigeschlechtlichkeit. Nun können wir uns von der Bürde befreien, ständig darüber nachzudenken, ob wir eine Person mit einem zu maskulinen „er“ oder einem zu femininen „sie“ betiteln. Nein, ab jetzt ist es einfach „ens“. Punkt. Doch halt, es wird noch besser: Mit dem neuen Artikel „dens“ können wir uns auch gleich den Ärger mit „der“ und „die“ sparen. Eine Sprachrevolution im Wortsinn.

Einkaufen wie ens – Einens Korb für alles und jeden(s)

Jetzt, wo wir wissen, dass wir keine „Käuferin“ oder „Käufer“ mehr sind, sondern einfach nur „Käufens“, stellt sich die Frage: Wie läuft das dann eigentlich so, dieses Einkaufen?

Stellen wir uns den morgendlichen Gang zum Supermarkt vor. Es ist ein normaler Tag, das Wetter ist durchwachsen, und wir schlendern durch die Gänge mit einer neuen Leichtigkeit, die uns die Freiheit der sprachlichen Neutralität schenkt. Der Einkaufswagen – oder vielmehr der „Einkaufskorb“ (ja, auch er musste sich den neuen Zeiten anpassen) – rollt geschmeidig vor uns her, während wir mit milder Verwunderung feststellen, dass uns keine sprachlichen Stolpersteine mehr im Weg stehen.

„Haben Sie das eingekauft, Käufens?“ fragt ens Kassens. Ens Kassens, das freundliche Wesen hinter der Theke, hat sich längst an den neuen Jargon gewöhnt und wickelt die Transaktionen nun sprachlich so elegant ab, dass man fast meinen könnte, die gute alte Grammatik sei nie ein Problem gewesen. „Ja, einens Einkaufskorb, bitte.“ antworten wir und stellen dabei fest, dass das Leben so viel einfacher geworden ist. Keine Missverständnisse mehr, keine peinlichen Verwechslungen. Einfach nur „ens“.

Man mag sich vielleicht über die Tatsache wundern, dass der Einkaufszettel – pardon, „ens Einkaufzettel“ – plötzlich von seltsamen Begriffen überflutet ist, die irgendwie nach wenig schmecken. „Kaufe dens Milch, dens Brot, und ens Gemüse“ liest sich fast wie ein kryptischer Code. Doch das sollte uns nicht stören, denn wir befinden uns auf einer höheren Ebene des Sprachbewusstseins. Und das fühlt sich, das kann ich bestätigen, irgendwie verdammt gut an.

Die Kunst der sprachlichen Gerechtigkeit – oder: Muss das wirklich sein?

Natürlich hat die Einführung des „ens“-Prinzips ihre Kritiker. Man kann es sich denken: Die ewiggestrigen Sprachschützer, die uns noch immer mit ihrem „Duden“ erschlagen wollen, werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und in ein Klagelied darüber ausbrechen, dass „unsere schöne Sprache“ ruiniert werde.

Aber was verstehen diese Traditionalistens denn wirklich von Sprachgeschichte? Wussten sie, dass wir bereits vor Jahrhunderten, als das Deutsche noch in den Windeln lag, so manche grammatikalische Hürde überwunden haben, die heute keiner mehr vermisst? „Thou“ und „Thee“ im Englischen sind heute auch nur noch Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit – kein Grund zur Trauer.

Ens Käufens mag also zunächst ein wenig befremdlich klingen, aber das tat das „Fräulein“ auch, bevor es als Bezeichnung endlich in den Sprachmüll geworfen wurde, wo es hingehört. Was haben wir also zu verlieren? Weniger als man denkt. Wir gewinnen dafür so viel mehr: nämlich eine Sprache, die uns nicht mehr in Kategorien zwängt, sondern uns frei lässt, uns auf die wirklichen Probleme des Lebens zu konzentrieren.

Und was bleibt?

Bleiben wird wohl die Erkenntnis, dass wir in einer Welt leben, die nicht stehenbleibt. Sprache verändert sich, genauso wie alles andere um uns herum. Vielleicht wird „ens“ eines Tages in die Geschichte eingehen als der nächste evolutionäre Schritt in der endlosen Suche nach sprachlicher Gerechtigkeit. Vielleicht aber auch nicht. Und vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig.
Was wichtig ist, ist, dass wir weiterhin miteinander sprechen, lachen und – das darf man nie vergessen – einkaufen gehen. Denn ganz egal, ob wir „ens Käufens“ oder „der Käufer“ sind: Der Wocheneinkauf erledigt sich nicht von selbst.

Quellen und weiterführende Links

  • Hornscheidt, Lann: Praxis-Handbuch für Gender und Sprache. 2021.
  • Tagesthemen ARD, Juni 2021: „Der Wandel in der Sprachlandschaft – Hornscheidts radikaler Vorschlag“.
  • Genderneutralität in der Sprache: Sprache verändert die Welt
  • Gendergerechte Sprache: Die Debatte um das Gendern

Kindermädchen oder Staatsfrau

Der diplomatische Albtraum im Weltsicherheitsrat:

Nun gut, Baerbock ist in der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Die Bühne der Großen. Da stehen sie, die Schwergewichte der Weltpolitik, die Schachfiguren des globalen Machtspiels, und dann kommt sie, mit trotzigem Blick, wie eine Teenagerin, die gerade ihren Eltern trotzig erklärt, dass sie doch lieber ein Piercing statt eines Studiums will. Im Duell der Giganten stellt sie sich dem russischen Botschafter und legt los: „Der stärkste Mann Ihres Landes kann sich hinter Teenager-Mädchen verstecken, die er entführt hat.“

Ein wahrer Geniestreich der Diplomatie. Der russische Botschafter schluckt vermutlich den doppelten Wodka an diesem Abend, aber nicht, weil ihn die Wucht der Worte Baerbocks aus der Fassung gebracht hätte, sondern weil er sich fragt, ob die Außenministerin wohl heimlich zu viel Satire konsumiert hat. Baerbock aber bleibt ernst, vielleicht etwas zu ernst, und zieht sich wieder ins diplomatische Nirvana zurück. Mission accomplished? Wohl kaum.


Kriegserklärungen zum Mitnehmen – und Putin tanzt den 360-Grad-Twist

Es ist nicht das erste Mal, dass Baerbock sich in die Herzen und Hirne der Weltpolitik redet – oder zumindest versucht, dies zu tun. Wer erinnert sich nicht an den legendären Moment, als sie beiläufig Russland den Krieg erklärte? Nein, sie hat es nicht einfach so gemacht, sondern in einer rhetorischen Meisterleistung, die ihresgleichen sucht, zwischen einer Tasse Kaffee und einer flüchtigen Geste, als sie stolz verkündete, „wir führen Krieg gegen Russland“.

Man stelle sich die Verwirrung im Kreml vor. Putin, der eiskalte Stratege, der Mann, der seine Gegner mit einem Blick zu Eis gefrieren lassen könnte, muss sich nun nicht nur mit westlichen Sanktionen und Kriegsgerät herumschlagen, sondern auch mit der sonderbaren Logik von Baerbocks Geometrieverständnis. Denn Putin müsse, so erklärte die Außenministerin, seine Position um 360 Grad drehen. Nun, wer auch nur ein Minimum an mathematischer Grundbildung genossen hat, weiß: Wer sich um 360 Grad dreht, steht genau da, wo er zuvor stand. Aber warum sollte das ein Problem sein? Hauptsache, der Satz klingt klug. Für Baerbock kein Problem – sie ist schließlich die Frau, die Geometrie in die diplomatische Rhetorik einführt. Echte Innovation eben.


Von Kobolden und Kobalten – Die Bildungsreise der Annalena B.

Es ist nicht nur die Mathematik, die Baerbock immer wieder zum Verhängnis wird. Nein, auch in der Welt der Naturwissenschaften zeigt sich die Außenministerin gerne mal experimentierfreudig. Wer erinnert sich nicht an ihren legendären Verweis auf „Kobolde“, als sie eigentlich „Kobalt“ meinte? Nun gut, könnte man sagen, ein Versprecher – das kann passieren. Aber für eine Außenministerin, die sich gerne als intellektuelle Weltbürgerin inszeniert, ist das vielleicht doch ein wenig peinlich. Es ist, als würde ein Pilot auf dem Weg zur Landung plötzlich den Unterschied zwischen einem Flugzeug und einem Fahrrad vergessen. Ein kleiner Fehler, aber die Konsequenzen sind nicht zu unterschätzen.

Auch die Warnung vor den schlimmen Folgen des Klimawandels bleibt unvergessen. Besonders für die „hunderttausende Kilometer“ entfernten Länder. Ein echtes Naturwunder – der Globus muss sich in Baerbocks Welt deutlich ausgedehnt haben. Was sagt uns das? Bildung ist nicht alles, aber manchmal wäre ein wenig mehr davon doch ganz nett.


Diplomatie auf Kindergartenniveau

Aber lassen wir die Bildung mal beiseite, es ist ja nicht jedermanns Sache. Kommen wir zu einer anderen beeindruckenden Fähigkeit unserer Außenministerin: der Fähigkeit, die Menschen zu ignorieren, die sie gewählt haben. Denn während sie verspricht, an der Seite der Ukraine zu stehen – „egal, was meine deutschen Wähler denken“ –, fragt man sich unwillkürlich, wofür sie eigentlich gewählt wurde. Um Politik für ein anderes Land zu machen? Um sich als moralische Instanz in einem Konflikt zu inszenieren, bei dem die deutsche Bevölkerung zunehmend die Konsequenzen zu spüren bekommt? Fragen über Fragen.

Natürlich, Baerbock will ihre Versprechen halten. Schließlich hat sie es ja der Ukraine zugesichert. Ob das die Bürger in Deutschland so sehen? Wen interessiert’s! Solange sie sich im moralischen Höhenflug über alle hinwegsetzt, ist alles in bester Ordnung. Das nennt man dann wohl „wertegeleitete Außenpolitik“.


Fazit: Null Bock auf Baerbock

Baerbock ist eine Meisterin der Inszenierung, eine Virtuosin der Phrasen, eine Poetin der Peinlichkeiten. Sie hat es geschafft, sich in der internationalen Diplomatie einen Namen zu machen – wenn auch nicht unbedingt als Genfer Konventions-Expertin, sondern eher als Dauergast im Kabarett der Weltpolitik. Manchmal fragt man sich, ob sie nicht insgeheim davon träumt, irgendwann einmal eine Hauptrolle in einer dieser grotesken Politkomödien zu übernehmen, die man sonst nur aus Monty Python kennt.

In dieser Hinsicht: Chapeau, Frau Baerbock! Sie machen uns stolz. Stolz darauf, dass wir uns nicht schämen müssen, auch mal einen Witz zu reißen, wenn die Welt in Flammen steht. Nur schade, dass diese Witze oft auf unsere Kosten gehen.


Quellen und weiterführende Links:

  1. „Die besten Phrasen der deutschen Außenministerin“ – Kabarettkalender 2024
  2. „360-Grad-Drehung: Ein Meisterwerk der Geometrie“ – Baerbocks Einmaleins der Diplomatie
  3. „Kobolde und Kobalt: Naturwissenschaft für Anfänger“ – Annalena Baerbocks Bildungsoffensive

Die perfekte Kombination

Ein neues Zeitalter der Kontrolle

In einer Welt, die mehr denn je von Unsicherheiten und Ängsten geprägt ist, haben Klaus Schwab, der unermüdliche Architekt des Weltwirtschaftsforums, und Bill Gates, der allgegenwärtige Wohltäter der globalen Gesundheit, eine Allianz geschmiedet, die an Ironie kaum zu überbieten ist. Während die Menschheit in den Abgrund einer Pandemie stürzt, tritt die Künstliche Intelligenz auf den Plan, als wäre sie der heilige Gral der Lösung. Wer braucht schon mühsame Wahlen, wenn wir einen Algorithmus haben, der für uns entscheiden kann? „Die KI entscheidet schon bald über das Schicksal der Menschheit. Wir könnten die Wahlen durch eine Umfrage ersetzen: ‚Wie viele Impfungen sind Sie bereit zu akzeptieren?‘“

Pandemie-Notstand als strategisches Werkzeug

Das Konzept des Notstands hat sich als ein außerordentlich effektives Instrument erwiesen. Warum sich mit den lästigen Unwägbarkeiten von Wahlen auseinandersetzen, wenn man die Massen in einem permanenten Zustand der Angst und Unsicherheit halten kann? Schwab und Gates wissen nur zu gut, dass die Angst vor dem Unbekannten eine der stärksten Triebkräfte ist, die die öffentliche Meinung lenken kann. Die Pandemie hat eindrucksvoll bewiesen, wie schnell Menschen bereit sind, ihre Freiheiten zu opfern, wenn die „Experten“ am Steuer sind.

„Schließlich kann der beste Notstand nicht durch lästige Wahlen unterbrochen werden. Die Leute könnten Entscheidungen treffen, die uns nicht gefallen! Also besser den Notstand verlängern und die Entscheidungsmacht in unseren Händen halten.“

Was könnte da besser passen als die Erschaffung einer ständigen Krisensituation? In einem Klima der Angst und des Misstrauens kann man die Massen spielend manipulieren. Wahlen? Wer braucht die schon, wenn das Szenario des ständigen Notstands die perfekte Kulisse für die Machtkonsolidierung der globalen Elite bietet?

Die neue Demokratie

Mit der Einführung von KI als Entscheidungsträger könnte die Vorstellung von Demokratie in eine neue Dimension katapultiert werden. Schwab und Gates träumen von einer Zukunft, in der Wähler durch ein umfassendes Datenanalyse-Tool ersetzt werden, das nicht nur „beste“ Entscheidungen für die Gesellschaft trifft, sondern diese auch in einer Form präsentiert, die die Bürger für unvermeidlich hält. „Wahlen sind so 20. Jahrhundert! Warum nicht die KI die Entscheidungen für uns treffen lassen? Schließlich weiß sie, was wir wollen, bevor wir es selbst wissen!“

Und was könnte einfacher sein, als den Algorithmus mit der Verantwortung zu betrauen, unsere Lebensentscheidungen zu treffen? Die Menschen könnten sich zurücklehnen, während das System im Hintergrund arbeitet, um das „Wohl der Menschheit“ zu gewährleisten. Ein verführerisches Szenario, das uns die Sorgen der Entscheidungsfindung abnimmt, während die Machthaber ungestört im Schatten der Maschinen operieren.

Der Impfpass als neue Wahlberechtigung

Stellen Sie sich vor: Ihr Impfpass wird zum Eintrittsticket für die Demokratie. Bill Gates könnte die neue Wahlgesetzgebung einführen, die sicherstellt, dass nur die „gesundesten“ Bürger an Wahlen teilnehmen dürfen. „Nur die mit dem perfekten Impfstatus dürfen wählen – das ist die Zukunft der Demokratie! Gesundheit als Zugang zur Demokratie, das klingt doch nach einem Schwab-Plan!“

In dieser dystopischen Zukunft wird der Impfpass zur Heiligen Schrift der Zivilisation, ein Dokument, das nicht nur Ihre Gesundheit bescheinigt, sondern auch Ihre Legitimität als Bürger. Wer sich nicht impfen lässt, hat auch nichts im politischen Raum zu suchen. Die Verknüpfung von Gesundheit und Wahlrecht könnte eine gesellschaftliche Spaltung herbeiführen, wie sie in den dunkelsten Kapiteln der Geschichte verzeichnet ist. Es wäre der perfekte Weg, um dissentierende Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Das digitale Überwachungssystem: Ihr Freund in der Wahlurne

Mit den Visionen von Schwab und Gates könnte ein umfassendes digitales Überwachungssystem entstehen, das sicherstellt, dass alle „Wahlberechtigten“ immer auf dem rechten Weg sind. „Wählen Sie nicht für sich selbst, sondern für das große Ganze – die KI weiß, was für die Menschheit gut ist! Wenn Sie sich nicht anpassen, haben Sie einfach kein Wahlrecht mehr.“

Stellen Sie sich vor, dass Ihre Entscheidungen durch ein Netzwerk von Algorithmen überwacht und bewertet werden. Jedes „falsche“ Verhalten könnte Konsequenzen für Ihr Wahlrecht haben. Die Macht der Entscheidung wird nicht nur den Wählern entzogen, sondern auch durch ein System ersetzt, das die Menschen dazu ermutigt, im Sinne des „großen Ganzen“ zu handeln – was auch immer das bedeutet. Indem die Machthaber die Narrative steuern, wird die Idee der Demokratie zur bloßen Farce, während die Menschen in der Illusion leben, sie hätten noch Einfluss.

Ein Abschluss mit einem Lächeln

In dieser ironischen Welt, in der Klaus Schwab und Bill Gates das Sagen haben, könnte man fast vergessen, dass wir immer noch Menschen sind, mit eigenen Wünschen und Träumen. Die Zukunft könnte so viel einfacher sein: weniger Wahlen, weniger Entscheidungen und mehr „Experten“ an der Spitze, die wissen, was für uns am besten ist. „Lassen Sie uns die Wahlen einfach durch einen globalen Konsens ersetzen – man könnte sagen, es ist die nächste Stufe der menschlichen Evolution, wo die KI uns die unangenehme Arbeit abnimmt. Prost auf die Zukunft!“

In einem Zeitalter, in dem das Individuum unter dem Druck von Technologie und Elite-Interessen immer mehr an Bedeutung verliert, bleibt nur die Frage: Wer ist der wahre Meister in diesem neuen Paradigma – der Mensch oder der Algorithmus? Die Antwort könnte uns in eine Welt führen, die sowohl faszinierend als auch erschreckend ist.

Quellen und weiterführende Links

  1. Schwab, Klaus. The Great Reset. World Economic Forum, 2020.
  2. Gates, Bill. How to Avoid a Climate Disaster: The Solutions We Have and the Breakthroughs We Need. Knopf, 2021.
  3. Harari, Yuval Noah. Homo Deus: A Brief History of Tomorrow. Harvill Secker, 2015.
  4. Zuboff, Shoshana. The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. PublicAffairs, 2019.
  5. Quellen zur digitalen Überwachung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft: Electronic Frontier Foundation und Privacy International.

29. September – Ein Livebericht

„Der Wähler hat gesprochen“

Es ist der Abend des 29. September. Die Sonne ist über dem Land untergegangen, als die siegreichen Parteivorsitzenden wie die stolzen Feldherren einer antiken Schlacht vor die Kameras treten. Es ist immer dasselbe Schauspiel. „Der Wähler hat klar gesprochen,“ erklärt der Chef der Partei, die gestern knapp 28,5 Prozent der Stimmen erhalten hat. Klar gesprochen? In einer Demokratie, in der viele Bürgern der Wahl fernbleiben, klingt das wie ein missverstandenes Echo in einem fast leeren Saal. Aber wer achtet schon auf solche Details?

Natürlich wurde „ein klarer Auftrag erteilt“ – welchen genau, bleibt unklar, aber das muss ja nicht so wichtig sein. Der Sieg ist da, und das zählt. Verantwortung will man natürlich übernehmen. „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen,“ verkündet der Parteivorsitzende mit einem pathosgetränkten Grinsen, das ungefähr so echt wirkt wie ein Politikerschwur auf die eigene Integrität. Aber Verantwortung wofür? Für die nächsten fünf Jahre, in denen man unaufhaltsam und beinahe vergesslich durch Koalitionsverhandlungen navigiert, bevor man feststellt, dass das Wahlprogramm doch eher eine „Vision“ war als ein Plan.

Die siegreichen Redner holen tief Luft, um sich selbst zu feiern, als hätte man soeben das politische Äquivalent der Mondlandung vollbracht. „Das ist ein großer Erfolg für unsere Partei und ein klares Zeichen, dass die Menschen Veränderung wollen.“ Veränderung. Ein schöner Begriff. Die Frage ist nur, ob die Wähler tatsächlich eine neue Politik oder einfach nur neue Gesichter in den alten Positionen wollen. Doch wer fragt schon nach solchen Feinheiten? Heute wird gesiegt, und was morgen kommt, ist so unbestimmt wie der Haushalt der kommenden Legislaturperiode.

„Es war kein klarer Auftrag“

In der wunderbaren Welt der Politik, wo Worte wie „Vertrauen“, „Auftrag“ und „Verantwortung“ so oft gedroschen werden, dass selbst ein altes Mühlrad vor Neid erblasst, ist der zweite Platz plötzlich das neue Gold. Der Wähler hat gesprochen? Natürlich, aber wie ein Orakel, das in Rätseln spricht. Denn wer braucht schon eine absolute Mehrheit, wenn man sich mit 25 Prozent der Stimmen als das eigentliche Rückgrat der Demokratie verkaufen kann? „Wir haben den Finger am Puls des Volkes!“, rufen die Zweitplatzierten in die Mikrofone, während sie tapfer ignorieren, dass drei Viertel des Volkes offensichtlich lieber einen anderen Puls fühlen wollten. Doch in der Politik zählen keine echten Mehrheiten – sondern der, der am besten den Triumph der Niederlage verkauft.

Und so wird der Zweitplatzierte, der heimliche Sieger, zur perfekten Verkörperung des modernen Politikers: Flexibel wie ein Yoga-Meister, verbiegt er seine Interpretationen des Wahlergebnisses, bis auch die letzte Umfrage wie ein persönlicher Applaus klingt. Man war nicht stark genug, um zu gewinnen, aber man war wichtig genug, um nicht zu verlieren. Das ist die wahre Kunst der zweiten Plätze – wie ein Bronzemedaillegewinner, der behauptet, das Podium wäre immer sein Ziel gewesen. Denn wie jeder weiß: Wer den Sieg erringt, muss liefern. Der Zweitplatzierte hingegen darf mit ruhiger Miene abwarten, während der Sieger an der Realität zerschellt – und sich darauf freuen, beim nächsten Mal als „Weiser aus der Opposition“ glorreich zurückzukehren.

Medien, Experten und ihre wohlbekannten Weisheiten

Wie immer nach einer Wahl stürzen sich die Medien wie Raubvögel auf das Wahlergebnis. Es gibt Analysen, Diskussionen und endlose Kommentare. „Das Wahlergebnis war eine Überraschung.“ Überraschung? Wirklich? Vielleicht für die Meinungsforscher, die den Ausgang mal wieder gründlich daneben getippt haben. Vielleicht für jene Bürger, die nach Jahren des Desinteresses auf einmal feststellten, dass Politik tatsächlich noch eine Rolle spielt. Für die restlichen Prozent des Landes, die nicht gewählt haben, dürfte der Wahlausgang kaum von Interesse gewesen sein. Politik ist eben ein bisschen wie das Wetter: Man kann nichts dagegen tun, also warum sich damit beschäftigen?

Aber jetzt, wo die Koalitionsverhandlungen anstehen, versprechen die Kommentatoren Spannung. „Die Koalitionsverhandlungen werden schwierig,“ sagt der Politikexperte, als ob das jemals anders gewesen wäre. In Wahrheit wissen wir doch alle, dass am Ende irgendein halbgarer Kompromiss rauskommen wird, bei dem alle Beteiligten so tun, als hätten sie nicht gerade ihre gesamten Prinzipien über Bord geworfen. „Es wird spannend, wie die neue Regierung ihre Versprechen umsetzt.“ Spannend? Vielleicht für jene mit einer Vorliebe für politische Tragikomödien. Der Rest von uns weiß doch schon längst, dass Wahlversprechen das politische Äquivalent zu Einhornstaub sind: sie schimmern kurz auf, nur um dann spurlos zu verschwinden.

Und dann gibt es die allgegenwärtige Klage über die Wahlbeteiligung. „Die Wahlbeteiligung war enttäuschend,“ wird verkündet, als ob das die größte Überraschung des Tages wäre. Natürlich war sie enttäuschend. Wenn ein Großteil der Bevölkerung ohnehin das Gefühl hat, dass es egal ist, wer regiert, warum sollte man sich dann die Mühe machen, zur Wahlurne zu schleppen? Das Desinteresse ist nicht das Problem, sondern das Symptom. Das eigentliche Problem ist, dass die Politik inzwischen so austauschbar geworden ist wie das Sortiment eines Supermarktes – und ähnlich inspirierend.

Mal sehen, was die jetzt daraus machen

Die Wahl ist vorbei, und das Volk darf seine Meinung zum Besten geben. Einige sind erstaunt: „Das Ergebnis hat mich überrascht.“ Wirklich? Überrascht? War das Wahlsystem ein unerwarteter Gast auf der politischen Bühne? War es nicht vorhersehbar, dass derjenige, der am wenigsten falsch macht, den Sieg davonträgt? Doch für viele ist das Ergebnis eher eine Bestätigung dessen, was sie ohnehin schon wussten. „Es ist doch egal, wer gewinnt – am Ende bleibt alles gleich.“ Ein sentimentaler Satz, den man als bitteren Kommentar über den Zustand der Politik lesen könnte oder einfach als nüchterne Feststellung über die absolute Austauschbarkeit der politischen Klasse.

Andere hängen sich an die Hoffnung: „Ich hoffe, dass sich jetzt endlich etwas ändert.“ Hoffnung, diese wundervolle Illusion, die nach jeder Wahl neu entflammt wird, nur um wenige Monate später in der grauen Realität des politischen Alltags zu erlöschen. Was genau soll sich ändern? Nun ja, irgendwas. Vielleicht die Farbe der Plakate bei der nächsten Wahl oder die Frisur des Parteivorsitzenden.

Am Ende sind die Wähler doch so skeptisch wie immer: „Mal sehen, was die jetzt daraus machen.“ Ja, mal sehen. Wahrscheinlich nicht viel. Aber hey, die nächste Wahl kommt bestimmt – und dann beginnt das Theater von vorne.