Zivilisationsbruch im Jutesack

oder: Wie man mit Reis und Öl ein Terrorregime füttert

Es ist eine der großen Tragikomödien unserer Zeit, dass auf den Lagerplätzen in Gaza nicht die Bomben, sondern der Bulgur schimmelt. Dass nicht Granaten, sondern Gurkengläser Mangelware sind – nicht, weil es an ihnen fehlte, sondern weil sie niemand austeilen darf. Denn irgendwo zwischen New Yorker UN-Gremien, katarischen Hotelbars und BBC-Kaffeeküchen hat man sich darauf geeinigt, dass Brot nur dann wirklich moralisch sauber ist, wenn es von den richtigen Händen verteilt wird. Und wer sind die „Richtigen“? Natürlich jene, die Kalaschnikows tragen, Tunnel graben und Pressemitteilungen schreiben, in denen von „zionistischen Kriegsverbrechen“ die Rede ist, während sie gleichzeitig für die eigene Bevölkerung das Prinzip „erst hungern, dann kaufen“ erfunden haben.

Die UN – diese moralische Titanic mit 193 Kapitänen an Bord – hat beschlossen, dass man lieber Lebensmittel verfaulen lässt, als sich dem schändlichen Vorwurf auszusetzen, man habe einen Hamas-Kämpfer beleidigt. Die Weltgemeinschaft, ein riesiger, gut finanzierter Feigling, übergibt ihre Hilfsgüter daher lieber weiter an genau jene Organisation, die sie seit Jahren stiehlt, weiterverkauft und in manchen Fällen wohl auch gleich in Raketen umrechnet – nach dem Umrechnungskurs: Ein LKW voller Mehl ergibt ungefähr dreißig Mörsergranaten und eine internationale Schlagzeile. Das nennt man dann Resilienz.

Direkthilfe – der Todsünde erster Teil

Nun hat sich also eine NGO – mit dem für Zyniker fast schon zu ehrlichen Kürzel GHF – erlaubt, das humanitäre Monopol der Hamas zu durchbrechen. Sie verteilten Hilfsgüter direkt an die Menschen, die sie brauchen. Eine Ungeheuerlichkeit. Ein Sakrileg. Ein Dolchstoß in den moralökonomischen Rücken des Widerstandes. Und siehe da – plötzlich merkten die Menschen in Gaza, dass man satt werden kann, ohne vorher einen Treueeid auf den bewaffneten Islamismus abzulegen. Man stelle sich das vor: Nahrung, ohne ideologische Gegenleistung. Es ist, als hätte jemand versucht, in Nordkorea Flugblätter über Demokratie abzuwerfen – während Kim Jong-un gerade Mittagsschlaf hält.

TIP:  Der unfreiwillige Rekrut

Das ließ sich Hamas natürlich nicht gefallen. Ein narzisstisches Gewaltkartell, das auf seine Monopolstellung bei Hunger und Hoffnungslosigkeit mehr gibt als ein Hedgefonds auf seine Dividende, kann sowas nicht dulden. Also wurden „Unruhen“ organisiert – ein Wort, das in westlichen Redaktionen so liebevoll benutzt wird wie ein altes Sofakissen – und „Schießereien provoziert“, wie man das eben macht, wenn der Kuchen plötzlich nicht mehr durch die Parteiküche geht.

Die Strategie: Chaos erzeugen, wo Ordnung keimt. Und dann laut rufen: Seht her, wie unordentlich das hier ist! Es ist ein bisschen wie ein Feuerwehrmann, der Brände legt, um sich unersetzlich zu machen – nur dass dieser Feuerwehrmann auch noch für das Löschen bezahlt wird. Mit Spenden aus Europa.

BBC: Barmherzigkeit, Blindheit, Catering

Und wie reagiert der Westen? Er berichtet. Erstaunlich oft. Und erstaunlich einseitig. Die BBC zum Beispiel – einst das Aushängeschild des kritischen Journalismus, heute eine Art Palliativpflege für das moralisch angeschlagene Empire-Gewissen – rezitiert Hamas-Pressemitteilungen mit der Inbrunst eines Sonntagspredigers. Kinder hungern? Kameras drauf! Explosionen? Ton bitte etwas lauter. UN-Hilfsgüter verschwinden? Schweigen, denn das wäre kompliziert, und komplexe Realitäten passen nun mal schlecht ins 45-Sekunden-Format.

Stattdessen spekuliert man lieber, ob Israel nicht „unverhältnismäßig“ reagiere. Als gäbe es eine exakte Verhältnisformel zwischen Raketenbeschuss und moralischem Widerstand. Drei tote Soldaten entsprechen 1,4 Protestresolutionen. Eine entführte Familie ergibt sieben Minuten Betroffenheit im Abendprogramm. Aber wehe, jemand gibt den Menschen in Gaza etwas zu essen, ohne vorher bei Hamas nachzufragen – das ist dann „destabilisierend“.

Fünf-Sterne-Intifada: Der Widerstand im Wellnessbereich

Währenddessen sitzen die Hamas-Führer in Qatar, trinken Espresso im klimatisierten Exil und diskutieren die Farbe ihrer nächsten Propaganda-Infografik. Der moderne Dschihadist trägt Maßanzug, verwaltet Fonds und hat ein Netflix-Abo – natürlich über VPN. Ihre politische Strategie basiert weniger auf Religion als auf PR. Und diese PR funktioniert. Weil sie billig ist, emotional aufgeladen – und westliche Journalisten auf die Formel „Opfer gleich gut, Krieg gleich böse“ konditioniert wurden wie Versuchskaninchen auf Zuckerwasser.

TIP:  Polenböller

Doch die Wahrheit ist: Diese Führung hat ihre Bevölkerung verraten. Immer wieder. Wer seinen Gegner durch die Verwendung der eigenen Zivilisten als Schutzschild moralisch bloßstellen will, der benutzt sein Volk. Wer aber hilft, dieses Volk zu ernähren, ohne Hamas, der ist aus Sicht der Hamas ein Feind. Die GHF hat das erkannt. Viele Palästinenser auch. Nur Brüssel, London und Genf schauen weiterhin betreten auf ihre Humanitätsbroschüren – gedruckt auf Recyclingpapier und voller Menschenrechte, die niemand durchsetzt.

Der letzte Krieg – oder: Warum Frieden einen Namen hat

Man kann über Israel vieles sagen – und Kritik ist erlaubt, notwendig, manchmal überfällig. Aber eines ist klar: So lange Hamas existiert, existiert kein Frieden. Nicht für Israel. Nicht für Gaza. Nicht für die Kinder, die heute lernen, dass ein Flugblatt gefährlicher sein kann als ein Schulbuch. Israel führt diesen Krieg nicht nur gegen einen militärischen Feind, sondern gegen eine Infrastruktur aus Angst, Korruption und medialer Magie. Und ja: Dieser Krieg ist grausam, tragisch und blutig. Aber er ist nötig – nicht trotz der zivilen Opfer, sondern wegen ihnen. Denn wer das Leiden beenden will, muss zuerst jene entmachten, die es instrumentalisieren.

Man muss die Hamas besiegen. Nicht, weil man sie hasst. Sondern weil man Gaza liebt – mehr jedenfalls, als es ihre selbsternannten Befreier je getan haben.

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