Wenn Raketen sprechen könnten

Ein Blick auf die lange Reichweite der Kurzsichtigkeit

Es war einmal ein Krieg, der eigentlich keiner sein sollte. Ein Konflikt, der auf diplomatischen Wegen gelöst werden wollte, bevor die Diplomatie ihre schmutzigen Hände hob und erklärte: „Ich wasche sie in Unschuld.“ Doch dann kamen die Waffen ins Spiel, und wie es bei Waffen so ist, sind sie nie stumm. Sie sprechen – manchmal lauter, als es Politikern lieb ist. Und so könnte man sich die aktuelle Eskalation wie einen Wiener Walzer vorstellen, bei dem jeder Schritt ins Unbekannte führt. Die Choreografie? Streng geheim. Die Tänzer? USA, Ukraine, Russland, mit einem gelegentlichen „Pas de deux“ der EU. Und nun also Raketen, die „für sich selbst sprechen“ sollen. Wer hätte gedacht, dass wir die Zukunft des Krieges in einer Werbekampagne von ChatGPT erleben würden?

Wer zündet den ersten Funken, wenn alle Pyromanen sind

US-Präsident Biden, der Mann, dessen Lächeln zwischen staatsmännischer Milde und einem Versuch, sich an das heutige Datum zu erinnern, oszilliert, hat Kyjiw den Einsatz von US-Waffen längerer Reichweite gegen russisches Gebiet genehmigt. Dies, liebe Leser, ist nicht nur ein strategischer Schachzug, sondern ein politisches „Haltet-mich-zurück“ par excellence. Denn natürlich hat niemand wirklich Lust, den dritten Weltkrieg zu beginnen. Es geht lediglich darum, ihn so oft anzudeuten, dass er irgendwann wie ein altes Gerücht wirkt, das niemand mehr ernst nimmt – bis die Raketen fliegen.

Und wer könnte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj übelnehmen, dass er die Raketen „für sich selbst sprechen“ lassen will? Schließlich ist nichts diplomatisch-erhellender als ein präzisionsgelenkter Kommentar auf feindliches Territorium. Wozu auch Verhandlungen, wenn man Botschaften mit Überschallgeschwindigkeit verschicken kann?

Der Kreml und die Kunst der Eskalationslyrik

Auf der anderen Seite der Front erhebt Dmitri Peskow seine Stimme, wie ein Moderator eines apokalyptischen Dramas. Die „Windung der Eskalationsspirale“ nennt er es, als wäre das Ganze ein schlecht geplantes Karussell auf einem Rummelplatz, der längst bankrott gegangen ist. Doch keine Sorge, der Kreml hat Erfahrung mit Eskalationen. Er betrachtet sie wie ein Kunstwerk, ein modernes Gemälde aus Chaos und Drohungen, gemalt mit dem Pinsel der Propaganda.

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„Diese Schläge verüben ja nicht die Ukraine“, erklärt Peskow und verweist auf die ominösen „Spezialisten aus westlichen Ländern“. Es ist die alte Leier: Der Westen zieht die Fäden, und die Ukraine ist bloß eine Marionette. Wer könnte es dem Kreml verdenken, dass er an dieser Fiktion festhält? Immerhin ist es eine einfache Erklärung in einer Welt voller komplexer Widersprüche.

Wenn Raketen sprechen, wer hört zu

Es ist bemerkenswert, wie in dieser Diskussion um Raketen, Reichweiten und Reaktionen stets die eigentliche Frage übersehen wird: Was sagen diese Raketen eigentlich? Sind sie lyrische Werke, die den Himmel durchschneiden und dabei ein Gedicht über Zerstörung hinterlassen? Oder sind sie schlicht Kommunikationsmittel, die eine einzige Botschaft senden: „Hier bin ich, und ich bin schneller, als du je reagieren könntest“?

Für den Kreml ist die Freigabe dieser Raketen durch die USA nichts weniger als ein Schuldeingeständnis. Ein Beweis dafür, dass der Westen direkt in den Konflikt verwickelt ist. Und vielleicht hat der Kreml in einem Punkt sogar recht: Wenn Raketen „sprechen“, ist es meistens die Stimme derer, die sie gebaut haben – und nicht unbedingt die derjenigen, die sie abschießen.

Wie viele Eskalationsstufen passen in eine Spirale

Die Eskalationsspirale – dieses wundersame Gebilde, das sich immer weiter dreht und niemanden loslässt. Es ist fast so, als hätten alle Beteiligten ein Abo auf Eskalationen abgeschlossen, ohne je die Kündigungsfrist zu beachten. Der Kreml droht mit einer „schnellen Reaktion“, was übersetzt so viel heißt wie: „Wir wissen noch nicht genau, was wir tun werden, aber es wird definitiv dramatisch aussehen.“

In der Zwischenzeit versucht die Ukraine, ihren Platz in der Welt neu zu definieren, mit Raketen als Pinselstrichen auf der Leinwand geopolitischer Machtspiele. Die USA schauen zu und lächeln das typische Lächeln eines Waffenlieferanten, der weiß, dass er immer einen Schritt entfernt ist von der Behauptung: „Wir liefern nur, was bestellt wurde.“

Die große Frage – oder: Gibt es noch einen Exit

Und so dreht sich der Tanz weiter, ein ewiges Hin und Her zwischen Drohungen, Raketen und rhetorischen Pirouetten. Die große Frage bleibt: Gibt es noch einen Exit, einen Moment, in dem jemand die Musik stoppt und sagt: „Genug getanzt“? Vielleicht, aber nicht, solange Raketen die Hauptrolle spielen. Denn wie heißt es so schön: Wer Waffen sprechen lässt, sollte nicht erwarten, dass sie auch zuhören können.

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Satire, Ernst und die Kunst, nicht durchzudrehen

In einer Welt, in der Raketen für sich selbst sprechen, bleibt wenig Platz für leise Töne. Doch vielleicht, liebe Leser, ist es genau diese Absurdität, die uns daran erinnert, warum Satire überhaupt existiert. Sie ist unser kleiner Protest gegen die große Unvernunft – ein Lachen im Angesicht der Eskalation. Und wer weiß? Vielleicht endet dieser Tanz eines Tages nicht in einer Explosion, sondern in einem unerwarteten Moment des Verstehens. Bis dahin bleibt uns nur, die absurden Wendungen des Krieges mit einem Augenzwinkern zu betrachten – und einem gesunden Maß an Skepsis.


Quellen und weiterführende Links

  • [Chomsky, Noam: Die Konsensfabrik – Die politische Ökonomie der Massenmedien]
  • [Berichte zur Freigabe von US-Raketen für ukrainische Angriffe, diverse Nachrichtenagenturen]
  • [Analyse zur Eskalationsspirale im Ukraine-Konflikt, unabhängige politische Thinktanks]
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