
Wie man den Keller flutet, weil der Dachboden zu trocken ist
Es gibt in der Welt des politischen Denkens eine faszinierende Logik, die so gewaltig und allumfassend ist, dass man sich fragt, warum sie nicht längst zum Fundament jeder strategischen Planung erhoben wurde. Es ist die Idee, dass man den Wasserrohrbruch in der Küche dadurch bekämpft, dass man einfach das Wasser großzügig im ganzen Haus verteilt. Es klingt brillant, nicht wahr? Wieso sich mit der mühseligen Reparatur eines Lecks abgeben, wenn man das Problem doch durch kreatives Umleiten, Verstreuen und Verdünnen lösen kann? Tropfendes Wasser ist schließlich nichts, worüber man sich wirklich den Kopf zerbrechen sollte, solange alle anderen Zimmer auch ein bisschen davon abbekommen. Und genau so, meine Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, funktioniert die Migrationspolitik. Willkommen in der größten Tausch- und Verteilungsshow seit Erfindung des Geldautomaten für soziale Gerechtigkeit!
Das kaputte Rohr
Man muss zugeben, der Tropfstein kann sehr kunstvoll sein. Das tröpfelnde Wasser, das da unaufhaltsam aus dem Leck einer maroden Weltwirtschaft, kriegerischen Konflikten und klimatischen Katastrophen sickert, formt immer neue, faszinierende Muster. Diese Menschenströme, die uns in den Nachrichten präsentiert werden, werden behandelt wie Naturphänomene. Doch wo liegt die Ursache? Statt die grundsätzliche Dysfunktionalität des globalen Rohsystems zu analysieren, beschränken sich politische Entscheidungsträger gerne darauf, verzückt die Pfützen zu betrachten, die sich überall in der gesellschaftlichen Landschaft ansammeln. Der Wasserrohrbruch – also die grundlegenden Ursachen von Migration – interessiert uns in diesem metaphorischen Haus erstaunlicherweise herzlich wenig.
Stattdessen schauen wir gebannt auf den Wasserstand. Steigt er, sinkt er? Und wenn ja, wo? Wenn das Wasser irgendwo knietief steht, spricht man von einer „Flüchtlingskrise“. Diese Krise, so wird uns oft suggeriert, entsteht natürlich nicht durch das Leck an sich, sondern durch die Weigerung, die Küche mit Handtüchern auszustaffieren, während der Dachboden natürlich immer noch viel zu trocken ist. Es ist die ultimative, subtile Kunst der Verdrängung, die selbst der Psychoanalyse Freud’scher Prägung die Tränen in die Augen treiben würde.
Politik als Wasserverteilungsbehörde
In einem Zustand wahren Genies haben sich die politischen Architekten der Neuzeit also entschlossen, sich nicht etwa der Ursache, sondern der Symptome der Migration zu widmen. Eine Weltordnung, die Konflikte verursacht, Lebensgrundlagen zerstört und ganze Regionen destabilisiert? Ach, was! Wer interessiert sich schon für das defekte Rohr im Keller? Was wirklich zählt, ist die richtige Verteilung des Wassers im restlichen Haus.
Und wie geschickt das vonstattengeht! Kaum tropft es irgendwo mehr als geplant, werden in einer Mischung aus heroischem Aktionismus und planlosem Herumgetüftel Kübel von einem Zimmer ins andere getragen. Man verteilt, man organisiert, man plant, als ginge es darum, den „Großen Preis“ in der Disziplin „Migrationstetris“ zu gewinnen. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass nirgends zu viel Wasser ankommt – denn das könnte ja Unbehagen hervorrufen. Also: schön gleichmäßig verteilen! Wäre doch noch schöner, wenn sich irgendwo eine Überschwemmung bilden würde, nicht wahr?
Der wahre Triumph besteht jedoch darin, die Bevölkerung des Hauses glauben zu machen, dass dies die einzig logische Lösung ist. Man setzt auf das große Missverständnis, dass der Wasserrohrbruch etwas sei, das eben passiert, etwas so Unvermeidbares wie schlechtes Wetter. Dass dieser Schaden tatsächlich repariert werden könnte – davon schweigt man lieber.
Der wohlwollende Klempner
Natürlich darf das Ganze nicht einfach nach technokratischem Wahnsinn aussehen. Deswegen wird das Prinzip der Wasserverteilung als „humanitär“ getarnt. Wer wäre so grausam, sich gegen das Verteilen des Wassers zu stellen? Sind wir nicht alle Bewohner dieses Hauses? Haben wir nicht die moralische Pflicht, jeden Tropfen willkommen zu heißen, der sich aus dem kaputten Rohr ergießt? Wer könnte es wagen, hier zu widersprechen, ohne sich sofort als hartherziger Menschenfeind zu outen? Der Applaus ist gesichert. Ein bisschen Nässe im Flur hat schließlich noch niemandem geschadet.
Doch was niemand ausspricht, ist, dass diese Strategie des Verteilens – obwohl sie auf den ersten Blick nach einer Art universellem Heilmittel klingt – am Kern des Problems vorbeischrammt. Man stellt nicht in Frage, warum das Rohr überhaupt so marode ist. Warum es nie repariert wurde. Warum wir überhaupt in einem Haus leben, das derart schlecht in Schuss ist, dass es bei jedem neuen Tropfen fast zusammenbricht.
Feuchtigkeitsschäden, Schimmel und Frust
Nun gibt es jedoch ein kleines Problem: Wasser, das man im ganzen Haus verteilt, bleibt natürlich nicht einfach so friedlich in den Ecken stehen. Nein, es sickert in die Wände ein, es verursacht Schimmel, und irgendwann, das sei vorausgesagt, wird das Haus in sich zusammenfallen. Das Wasser, das wir so großzügig umverteilt haben, hinterlässt Spuren – und das nicht nur im Keller, wo es ursprünglich austrat. Nein, es dringt durch jede Fuge, hinterlässt unschöne Flecken und sorgt für muffige Luft. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn solange alle Bewohner des Hauses sich nach wie vor darauf konzentrieren, nur die Oberflächen sauber zu halten, fällt es niemandem auf. Wenn’s mufft, sprühen wir halt Febreze.
Die Realität, dass das Haus längst von innen zu modern beginnt, lässt sich hervorragend kaschieren, solange niemand den Blick auf die tief liegenden Schäden lenkt. Doch irgendwann wird das muffige Gefühl stärker, und man fängt an, sich zu fragen: „Waren die Wände eigentlich schon immer so feucht?“
Die Kunst des ignorierten Rohrbruchs
Während wir uns also weiterhin in der glorreichen Strategie der Wasserumverteilung üben, bleibt das eigentliche Problem unberührt. Das kaputte Rohr – ob man es nun Migration, globale Ungleichheit oder die Folgen westlicher Außenpolitik nennt – wird nicht geflickt. Warum sollte es auch? Es gibt ja Kübel und Mops, und jeder Tropfen, der woanders hin fließt, kann als Erfolg verbucht werden. Das ist die wahre Brillanz der modernen Krisenbewältigung: Die Symptome zu streuen, anstatt die Ursache zu beheben.
Denn wer will schon den Klempner rufen, wenn man einfach alle Zimmer schön gleichmäßig nass halten kann? Es könnte ja sonst noch jemand auf die Idee kommen, dass das eigentliche Problem nicht das Wasser ist, sondern das Rohr, das schon viel zu lange unbemerkt tropft. Doch das, meine Freunde, wäre ja eine viel zu langweilige Lösung.
Quellen und weiterführende Links:
- Zuwanderung und ihre Ursachen: Wie geopolitische Krisen die Migrationsströme beeinflussen.
Link: Geopolitik und Migration - Ungleichheit als Treiber der Migration: Warum ungleiche Wohlstandsverteilung zu Migrationswellen führt.
Link: Ungleichheit und Migration - Die Rolle des Klimawandels in der Migrationspolitik: Welche Herausforderungen die Klimaflucht für die Zukunft bedeutet.
Link: Klimaflucht und Migration - Die Verteilungsfrage: Wohin mit den Menschen?: Ein Überblick über die Migrationspolitik der Europäischen Union.
Link: EU-Migrationspolitik