Von Online-Hass zu Offline-Abzocke

Willkommen in der neuen Welt der Meinungskontrolle

In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz unser Leben revolutionieren soll, könnte man meinen, dass der Fokus auf Innovation, Fortschritt und Problemlösungen liegt. Stattdessen hat sich in Deutschland ein Geschäftsmodell etabliert, das wie eine dystopische Parodie auf die digitalen Möglichkeiten anmutet: Die Verbindung von automatisierter Ausspähung, juristischer Einschüchterung und einer Werbung, die das alles als Heldentat verkauft. Willkommen bei So Done, dem Unternehmen, das lautstark verkündet, im Kampf gegen den „Online-Hass“ an vorderster Front zu stehen, und dabei nichts weniger tut, als den Überwachungsstaat in die Hände privater Akteure zu legen.

Hinter den Kulissen ziehen Akteure wie der Anwalt Alexander Brockmeier, die JuLi-Vorsitzende Franziska Brandmann und Datenwissenschaftler Marcel Schliebs die Fäden. Mit offensichtlicher Begeisterung erklären sie: „Nenn uns deine Social-Media-Handles, und wir kümmern uns um den Rest.“ Der „Rest“, wie sich herausstellt, umfasst die systematische Durchsuchung des Internets nach kritischen Kommentaren und deren juristische Verfolgung. Dass dabei nicht nur Hasskommentare, sondern auch harmlose Bürger ins Visier geraten, ist kein Betriebsunfall, sondern das Geschäftsmodell.

Die „kostenlose“ Rechtsverfolgung: Ein Geschenk mit Haken

Der Clou des Modells: Für die Betroffenen ist die juristische Verfolgung angeblich kostenlos. Das klingt in der Werbung fantastisch: „Du zahlst nichts, wir übernehmen das Risiko!“ Doch natürlich ist der Haken nicht weit. So Done kassiert bei Erfolg die Hälfte der erstrittenen Geldentschädigung – ein Geschäftsmodell, das weniger an soziale Gerechtigkeit erinnert als an die Methoden von Inkassounternehmen. Wie großartig, wenn man als Bürger quasi Crowdfunding für private Gewinne betreiben darf, während man glaubt, im Namen des Gemeinwohls zu handeln.

Derartige Erfolgshonorare sind in Deutschland für Anwälte nur in Ausnahmefällen erlaubt, aber wie es scheint, schreckt das die Beteiligten wenig. Stattdessen wird das Modell mit einer Mischung aus juristischer Halbwahrheit und aggressiver Werbung vorangetrieben, unterstützt von einer illustren Reihe von Politiker*innen, die sich offenbar für das öffentliche Gesicht dieser Farce nicht zu schade sind.

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Zensur durch KI: Automatisierte Schnüffelei im Namen der Moral

„Du nennst uns deine Handles, und wir behalten alles im Blick.“ Was auf den ersten Blick nach einer persönlichen Sicherheitsmaßnahme klingt, ist in Wahrheit nichts anderes als ein automatisierter Überwachungsdienst. Eine KI durchsucht das Netz gezielt nach Kommentaren, die sich auf die beauftragenden Personen beziehen. Was als Schutzmaßnahme verkauft wird, ist in Wahrheit ein Mechanismus, der nur eines schützt: die fragile Eitelkeit der Mächtigen.

Dabei ist es irrelevant, ob die Äußerungen tatsächlich strafrechtlich relevant sind oder nur polemische Kritik – Hauptsache, sie lassen sich irgendwie juristisch verwerten. Dass hier die Grenze zwischen berechtigter Meinungsäußerung und strafbarer Beleidigung zunehmend verschwimmt, ist nicht nur ein bedauerlicher Nebeneffekt, sondern vermutlich der Kern des Geschäftsmodells. Schließlich müssen „Hasskommentare“ gefunden werden, damit das Rad der Abmahnungen und Anzeigen in Gang bleibt.

Prahlen mit Zahlen: Von den Erfolgen einer zweifelhaften Industrie

Mit Stolz verkündet So Done, bereits 7.816 Kommentare zur Anzeige gebracht und durchschnittlich 591 Euro erstritten zu haben. Diese Zahlen sind weniger ein Beleg für den Erfolg des Modells als für seine moralische Verkommenheit. Denn was hier als Einsatz für Anstand und Rechtstaatlichkeit verkauft wird, ist in Wahrheit nichts anderes als eine maschinelle Ertragsmaximierung. Die Zahlen belegen vor allem eines: Das Modell funktioniert, und zwar so gut, dass es längst nicht mehr nur gegen echte Hassrede eingesetzt wird, sondern gegen jede Form von Kritik, die sich als „problematisch“ etikettieren lässt.

Politische Akteure als Werbegesichter der Überwachung

Man könnte meinen, dass Politiker, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen, solche Entwicklungen kritisch betrachten. Stattdessen prangen auf der Website von So Done Namen wie Strack-Zimmermann, Habeck und Kiesewetter, die sich offenbar nicht zu schade sind, für diese juristische Schnüffelmaschinerie zu werben. Es ist die ultimative Ironie: Dieselben Politiker, die Bürgerrechte in Sonntagsreden verteidigen, unterstützen eine Praxis, die nichts weniger ist, als ein Angriff auf die Meinungsfreiheit.

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Besonders beunruhigend ist dabei die Dreistigkeit, mit der das Modell auch noch als Fortschritt verkauft wird. Dass Strack-Zimmermann dies gar als feministische Errungenschaft anpreist, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Offensichtlich soll der moralische Anstrich die Tatsache kaschieren, dass hier nichts anderes geschieht, als dass Bürger gezielt überwacht und juristisch eingeschüchtert werden.

Ethische Fragen? Fehlanzeige!

Die ethischen Fragen, die dieses Geschäftsmodell aufwirft, werden von den Beteiligten konsequent ignoriert. Stattdessen wird auf juristische Winkelzüge gesetzt, um das Modell als vollkommen legal darzustellen. Dass es sich dabei um eine massive Überschreitung moralischer Grenzen handelt, scheint für die Verantwortlichen irrelevant. Schließlich geht es hier um Gewinne – und um die Sicherung der eigenen Machtpositionen.

Auch die Behauptung, dass Strafverfahren bereits eingeleitet seien, ist eine dreiste Halbwahrheit. Nur die Staatsanwaltschaft kann solche Verfahren einleiten, und dass dies in vielen Fällen nicht geschieht, wird bewusst verschwiegen. Hier zeigt sich die wahre Fratze eines Geschäftsmodells, das nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Einschüchterung setzt.

Wenn Überwachung zur Ware wird

So Done ist kein Schutzschild gegen Online-Hass, sondern ein Trojanisches Pferd, das im Namen der Moral den Überwachungsstaat in private Hände legt. Es ist ein Geschäftsmodell, das von der Angst der Menschen lebt – Angst vor juristischen Konsequenzen, Angst vor öffentlicher Bloßstellung. Und es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Digitalisierung nicht nur Chancen, sondern auch Bedrohungen mit sich bringt.

Wenn Politiker und Unternehmen sich zusammentun, um Kritik zu zensieren und Bürger systematisch zu überwachen, dann sollte das für uns alle ein Alarmzeichen sein. Denn letztlich ist dies weniger ein Kampf gegen Hass als ein Kampf gegen Meinungsfreiheit. Es bleibt zu hoffen, dass die juristischen Verfahren gegen So Done Erfolg haben und dieser Praxis ein Ende setzen. Bis dahin sollten wir uns daran erinnern: Freiheit stirbt selten in großen Gesten – oft beginnt ihr Ende in den unscheinbaren Werbebotschaften eines Geschäftsmodells.

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Quellen und weiterführende Links

  1. „So Done: Überwachung und Abmahnung im digitalen Zeitalter“ – Zeit Online, 2024.
  2. „Meinungsfreiheit vs. KI-Zensur: Eine Analyse von So Done“ – Der Spiegel, 2023.
  3. „Abmahnindustrie 4.0: Wie KI zum Werkzeug der Einschüchterung wird“ – FAZ, 2024.
  4. Bundesrechtsanwaltskammer: „Rechtliche Grenzen von Erfolgshonoraren in Deutschland“.
  5. Landgericht Bochum: „Einstweilige Verfügung gegen So Done – Stand der Verfahren“, 2024.
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