
Die steile Karriere eines Mannes mit dunklen Schatten
Es war einmal ein Mann, geboren in Äthiopien, dessen Name auf den Lippen der Weltöffentlichkeit landete, ohne dass jene Lippen je wirklich wussten, wen sie da nannten. Tedros Adhanom Ghebreyesus – ein Name wie eine Melodie in den Ohren globaler Gesundheitspolitik, ein Klangteppich aus Multilateralismus, entwicklungspolitischer Ambition und… sagen wir es ruhig: bemerkenswerter Ambiguität. Dass dieser Mann, der sich selbst gerne als „Mann des Volkes“ inszeniert, einst Mitglied des Politbüros der TPLF war – einer Organisation, die von mehreren Staaten als terroristisch eingestuft wurde –, scheint in den wohltemperierten Konferenzsälen der WHO nur noch eine folkloristische Fußnote zu sein. Die TPLF, ein kämpferisches Sammelsurium marxistisch-leninistischer Prägung, schwang nicht nur die Fahne des „Volksbefreiungskampfes“, sondern auch gelegentlich die Machete gegen ebenjenes Volk, das befreit werden sollte.
Und so stolpern wir hinein in die Biografie eines Mannes, der sich in Addis Abeba als Gesundheitsminister versuchte und – mutmaßlich – mit der Zahl der Cholera-Ausbrüche kreativer umging als mit deren Eindämmung. Die Vorwürfe, er habe Cholera-Fälle schlicht als „akute wässrige Diarrhöe“ umetikettiert, wirken wie ein makabrer Witz, wären da nicht die Toten. Doch wer Karriere in internationalen Organisationen machen will, muss gelernt haben, Probleme nicht zu lösen, sondern sie in harmlose Worthülsen zu verpacken. Ein Talent, das Tedros mit aristotelischer Brillanz beherrscht.
Von Philanthrokapitalisten und Philantrokrokodilen: Wer bezahlt, befiehlt
„Follow the money“, riet Deep Throat einst dem jungen Journalisten Woodward, und auch im feinen Marmorfoyer der WHO riecht es mitunter mehr nach Dollar als nach Desinfektionsmittel. Einst als noble Schutzmacht der globalen Gesundheit gegründet, steht die WHO heute wie ein gut frisiertes Schaufensterpüppchen da, das sich je nach Hauptsponsor mal in Gates-Blau, mal in China-Rot hüllt. Die Finanzierung der Organisation ist nämlich, gelinde gesagt, eine strukturelle Katastrophe mit Anlauf.
Nur etwa 20 Prozent des Budgets stammen aus Pflichtbeiträgen der Mitgliedstaaten. Der Rest? Freiwillige Beiträge – zweckgebunden, versteht sich. Und wer freiwillig zahlt, darf diktieren, wie das Geld verwendet wird. Eine bizarre Form von globaler Budgetdemokratie, bei der die einen mit dem Megafon sprechen, während die anderen bestenfalls stumm mitklatschen dürfen.
An der Spitze der „besorgten Philanthropen“ steht – wenig überraschend – die Bill & Melinda Gates Foundation, die längst mehr Einfluss auf WHO-Programme hat als die Mehrheit ihrer Mitgliedstaaten. Gates finanziert nicht nur Programme, sondern setzt auch Prioritäten: Impfstoffe hier, digitale Gesundheitsüberwachung da, aber bitte keine allzu laute Kritik an monopolisierten Pharmastrukturen. Man fragt sich unwillkürlich: Ist das noch Philanthropie oder schon ein gut getarnter Business Case?
Die Chinesische Verbindung: Pandemiepolitik mit Parteibuch
Und dann wäre da noch das schillernde Kapitel der sinophilen Loyalität, das Tedros spätestens seit den ersten Wochen der COVID-19-Pandemie mit dickem Pinsel in seine Amtszeit gemalt hat. Während in Wuhan die Lichter ausgingen und Virologen reihenweise Alarm schlugen, dankte Tedros der chinesischen Regierung für ihre „Transparenz“. Transparenz – in einem Land, in dem ein Tweet zu drei Jahren Haft führen kann. Eine Form von Humor, den man nur in sehr abgeschlossenen Parteizirkeln goutieren kann.
Kritiker werfen ihm vor, Chinas Rolle verharmlost und wertvolle Zeit vergeudet zu haben – aus Rücksicht auf geopolitische Abhängigkeiten, wirtschaftliche Verflechtungen und das unausgesprochene Abkommen: „Du lässt mich WHO-Chef sein, ich erwähne deinen Fledermausmarkt nicht.“ Diese Form der geopolitischen Rücksichtnahme wäre verzeihlich, wenn sie nicht Millionen Menschenleben gekostet hätte. Aber das Schöne an der WHO ist: Verantwortung verflüchtigt sich dort schneller als ein Aerosolpartikel in der Sahara.
Der Zynismus der Zahlen: Gesundheit als verwalteter Notstand
Unter der Leitung von Tedros wandelte sich die WHO von einer beratenden Fachorganisation zur moralischen Erziehungsanstalt mit Notstandsflair. Pandemie war plötzlich ein Dauerzustand, Notfallregeln wurden zum Alltag, und Empfehlungen klangen gelegentlich eher nach päpstlichem Dekret als nach evidenzbasierter Medizin. Dass wissenschaftlicher Konsens im Schatten finanzieller Interessen entstehen kann, ist dabei kein Novum, doch unter Tedros wurde es zur hohen Kunst der politischen Gesundheitslyrik.
Gleichzeitig verwaltete man globale Impfkampagnen mit der stoischen Bürokratie eines kafkaesken Apparats – nicht ohne dabei großzügig mit PR-Botschaften zu hantieren, die mehr mit politischer Imagepflege als mit klinischer Wirksamkeit zu tun hatten. „Science-based“, rief man, während Studien in Echtzeit revidiert, neu interpretiert oder ganz unter den Teppich gekehrt wurden. Vertrauen, so scheint es, wird heute nicht mehr erarbeitet – es wird durch algorithmische Repetition erzeugt.
Fazit oder: Wenn die Weltgesundheit am Tropf der Geldgeber hängt
Tedros Adhanom Ghebreyesus ist kein Einzelfall. Er ist ein Symptom. Ein Symptom einer internationalen Organisation, die längst mehr Lobbybühne als neutrale Instanz ist. In einer Welt, in der das Wort „Multistakeholder“ bedeutet, dass ein Oligarch und ein Gesundheitsminister am gleichen Tisch sitzen und der eine mehr zu sagen hat als der andere, bleibt die Frage: Wer schützt die WHO vor denen, die sie „retten“ wollen?
Dass Tedros eine zweite Amtszeit erhielt, spricht Bände – nicht über seine Verdienste, sondern über das strukturelle Versagen einer Weltgemeinschaft, die ihre Institutionen so lange ausgehöhlt hat, bis nur noch PR-Hülsen und Spendenlisten übrig blieben. Wenn aus globaler Gesundheitspolitik ein Geschäftsmodell wird, bei dem der Patient immer krank bleiben muss, um den Cashflow zu sichern, dann ist es vielleicht an der Zeit, auch diese Krankheit endlich zu diagnostizieren.