
Österreich im Korruptions-Ranking
Es ist ein trauriger, aber zugleich höchst unterhaltsamer Befund: Österreich, das Land der Dirndl, der Sachertorte und der akkurat gepflegten Kirchenbänke, hat sich in puncto Korruption in den letzten Jahren bemerkenswert „entwickelt“. Laut Transparency International rangiert die Republik aktuell nur noch auf Platz 25 – ein Absturz von vier Plätzen gegenüber dem Vorjahr, und ein dramatischer Sturz von zwölf Plätzen seit 2021. Man könnte fast meinen, wir hätten uns kollektiv in ein gigantisches politisches Schlaraffenland verwandelt, in dem Nepotismus, Vorteilsnahme und öffentliche Mittel nach eigenem Gutdünken verteilt werden, und jeder Skandal von einem milden Alpennebel verschluckt wird. In Österreich gilt offenbar das Credo: Wenn du schon korrupt sein willst, tue es mit Stil – aber bitte so subtil, dass es Jahre dauert, bis jemand überhaupt bemerkt, dass etwas faul ist.
Von Vetternwirtschaft bis Spesen-Affären: Ein Lehrbuchbeispiel der Langsamkeit
Die Gründe für diesen Absturz sind ebenso mannigfaltig wie augenzwinkernd kafkaesk. Angefangen bei der Involvierung von Politikern in Fällen wie dem Benko-Verfahren, über Prozesse, die ihre Termine in einem Paralleluniversum zu haben scheinen, bis hin zu medial aufbereiteten Inseraten-Skandalen – Österreich liefert ein Paradebeispiel dafür, wie man Korruption nicht nur toleriert, sondern mit einer Mischung aus bürokratischer Schwerfälligkeit und intellektueller Gelassenheit kultiviert. HC Straches Spesen-Verfahren zieht sich in die Länge, als wäre es ein episches Gedicht, das noch geschrieben werden muss, während Ex-Kanzler und Medienhäuser in einem Tanz der gegenseitigen Augenwischerei verharren. Wer glaubt, Justiz sei ein schneller Mechanismus, hat offenbar noch nie den österreichischen Kalender für hochkomplexe politische Verfahren gesehen.
Punkte, Platzierungen und die österreichische „Effizienz“
Auch die nackten Zahlen sind ernüchternd, fast schon komisch: 2020 noch stolze 76 Punkte, 2024 nur noch 67 – ein Rückgang, der sich wie ein Alptraum in Zeitlupe liest. Dänemark, das Land der Hygge und der korruptionsfreien öffentlichen Verwaltung, erreicht 90 Punkte, während der Süd-Sudan mit acht Punkten den symbolischen Bodensatz bildet. Österreich, im Zenit seiner politischen Schöpfungskraft, balanciert zwischen der kulturellen Eleganz einer Wiener Oper und der ökonomischen Raffinesse eines Basarhändlers, der verhandelt, bis die Kunden erschöpft zusammenbrechen.
Interessanterweise schafft es die Republik sogar, im internationalen Vergleich noch halbwegs glänzend zu wirken – aber nur, weil Länder wie die Ukraine, die wir liebevoll mit Milliarden finanzieller Unterstützung versorgen, sogar noch einen Rang verloren haben. Mit 35 von 100 Punkten steht die Ukraine nun auf Rang 105 von 180, was irgendwie Trost spenden könnte, wenn man den olympischen Gedanken zulässt, dass das eigene Scheitern weniger weh tut, wenn andere noch tiefer fallen.
Fazit: Österreich zwischen Alpenidylle und administrativer Chuzpe
Am Ende bleibt der Eindruck: Österreich ist nicht korrupt im Sinne von offensichtlicher Kriminalität à la Mafiosi, sondern in einer besonders heimtückischen, bureaucratisch-sanften Form. Hier wird Korruption nicht laut zelebriert, sondern stilvoll, mit Bedacht und vor allem langsam, damit die Beobachter aus Berlin, Kopenhagen oder Oslo den Überblick verlieren und man selbst in Ruhe weiter dirigieren kann. Die Republik balanciert dabei auf einem schmalen Grat zwischen augenzwinkernder Satire und bitterem Ernst: Wir lieben unser Land, seine Landschaften, seine Kultur – und offenbar auch die Kunst, Skandale zu verkomplizieren und zu verschleppen. So bleibt Österreich, trotz aller Abstiege im Ranking, ein lehrreiches Beispiel dafür, wie man Korruption zu einer fast künstlerischen Disziplin erhebt.