Die perfekte Symbiose

Der verführerische Reiz des scheinbar Unsinnigen

Es gibt wenige Dinge, die auf den ersten Blick so wunderbar sinnfrei erscheinen, wie zwei Gruppen älterer Menschen, die sich auf ihre alten Tage in das Dickicht der politischen Auseinandersetzung begeben. „Omas gegen Rechts“ – das klingt so nett, so unverdächtig, so moralisch überlegen. Wer könnte schon etwas gegen Omas haben? Ihre Mission? Die Welt retten vor dem Rechtsruck, vor Faschismus und Rassismus. Omas sind im Besitz der Wahrheit, Omas wissen es besser, und – das ist das Wichtigste – sie sind die moralische Instanz. Und da wären noch die Opas – ja, die Opas. Aber sind sie gegen oder für irgendwas? Sind sie etwa auch gegen Rechts? Oder haben sie es sich vielleicht gelegentlich, ganz unauffällig, links eingerichtet?

Inmitten dieses gesellschaftlichen Wirrwarrs stellt sich die Frage: Gibt es hier eine perfekte Symbiose? Omas, die das rechte Monster zähmen, und Opas, die – nun ja – ab und an ein bisschen links schlummern, vielleicht sogar abdriften? Oder ist das alles nur eine verzweifelte Suche nach politischer Relevanz in der dritten Lebensphase?

Moralische Königinnen des Protests oder verirrte Kämpferinnen?

Zuerst zu den Omas gegen Rechts. Einem Konzept, das auf den ersten Blick so herzerwärmend wie naiv klingt. Auf den zweiten Blick jedoch könnte man den Verdacht hegen, dass hinter der wohlklingenden Fassade des Widerstands gegen das Böse ein tief verwurzelter, unreflektierter Aktivismus steckt. Es ist, als hätten die Omas beschlossen, die weichen Kardigans überzustreifen und auf die Barrikaden zu gehen – mit thermosgefüllten Kannen Tee und plattgelaufenen Pantoffeln. Es geht schließlich um die Sache!

Aber ist es wirklich so einfach? Haben diese Omas, die ihre Moral wie ein Schild vor sich hertragen, tatsächlich verstanden, worauf sie sich eingelassen haben? Oder ist das ganze Projekt einfach nur eine elegante Form des Altersaktivismus, der es den Teilnehmerinnen ermöglicht, sich wieder jung und rebellisch zu fühlen, ohne sich dabei allzu sehr mit den unangenehmen Realitäten des modernen politischen Diskurses auseinanderzusetzen? Man könnte fast meinen, sie hätten ihre Enkel bei der Fridays-for-Future-Demo beobachtet und sich gedacht: „Das können wir auch!“

In Wahrheit ist es ein verzweifelter Versuch, Relevanz zu finden in einer Zeit, in der die ältere Generation oft als altbacken und rückständig abgestempelt wird. Die „Omas gegen Rechts“ kämpfen also nicht nur gegen den Faschismus, sondern auch gegen den Zahn der Zeit. Es ist ein verzweifeltes Ringen um Aufmerksamkeit in einer Welt, die sie längst in die Rente abgeschoben hat – und was könnte dafür besser geeignet sein als ein plakatives, emotional aufgeladenes Thema wie der Rechtsruck?

Auf den Barrikaden? Oder doch nur auf dem Sofa?

Und dann sind da die Opas. Ja, die Opas – die männliche Antwort auf die moralische Überlegenheit der „Omas gegen Rechts“. Aber anstatt klar Stellung zu beziehen und sich – wie ihre besseren Hälften – mit wehenden Fahnen gegen das Böse zu stellen, haben sie es sich irgendwo zwischen links und „was soll’s“ bequem gemacht. „Opas gegen links“ – das klingt fast wie eine Zufallsbeschreibung aus einem IKEA-Katalog. Der Opa, der gelegentlich auf der linken Seite der Couch döst, während er den Fernseher anstarrt und nostalgisch über die Zeiten sinniert, als Protest noch bedeutete, tatsächlich auf die Straße zu gehen.

Was treibt diese Opas an? Ist es wirklich politische Überzeugung, oder eher der Drang, sich nicht komplett dem politischen Diskurs zu entziehen? Denn – Hand aufs Herz – so sehr sie vielleicht auch mit der rechten Faust gegen den Faschismus wettern würden, so sehr haben sie doch die linke Faust längst auf dem Bauchtisch platziert, um darauf ein bequemes Nickerchen zu machen. Der links geneigte Opa scheint sich eher in einem politischen Halbschlaf zu befinden. Aber vielleicht ist das auch sein Vorteil: Während die Omas unermüdlich demonstrieren, können die Opas gelegentlich ihren Nachmittagsschlaf genießen, um dann erfrischt – vielleicht – auch mal das eine oder andere kluge Wort beizutragen.

Aber seien wir ehrlich: Das klingt doch fast nach einer perfekten Symbiose, oder? Omas, die kämpfen, und Opas, die gelegentlich „Links“ unterstützen – wenn auch nur im Geiste, während sie auf dem Sofa schlummern.

Zwischen Hochmut und Realität

Es gibt hier jedoch einen tieferen Widerspruch, der nicht übersehen werden darf. „Omas gegen Rechts“ und „Opas gelegentlich links“ scheinen auf den ersten Blick harmonisch miteinander verbunden zu sein, ein ideales politisches Duo. Aber in Wahrheit klafft eine enorme Lücke zwischen der moralischen Selbstgewissheit dieser Bewegungen und der tatsächlichen politischen Realität.

Es ist leicht, gegen das „Böse“ zu sein, wenn man es auf so simplistische Art und Weise kategorisiert. Rechts ist böse, links ist gut. Omas auf der einen Seite, Opas auf der anderen. Doch was passiert, wenn die Realität nicht so einfach ist? Was, wenn diese Gruppen mehr zur Selbstbestätigung als zur tatsächlichen Veränderung beitragen?

Die Omas marschieren in ihrem selbstgefälligen Protestzug gegen alles, was nicht in ihr idealisiertes Weltbild passt, während die Opas sich am Rande des politischen Diskurses bewegen, gelegentlich zustimmend nicken, aber meist im Hintergrund bleiben. Und so bleibt der eigentliche politische Kampf auf der Strecke – während die Hauptakteure sich in ihrer moralischen Überlegenheit sonnen. Was bleibt, ist eine seltsame Mischung aus nostalgischem Aktionismus und halbherzigem Engagement.

Die perfekte Symbiose oder doch nur ein laues Lüftchen?

Am Ende bleibt die Frage: Ist dies die perfekte Symbiose? Omas gegen Rechts und Opas gelegen Links – zwei Seiten einer Medaille, die die politische Landschaft mit ihrer Weisheit und Erfahrung retten? Oder handelt es sich um ein tragikomisches Schauspiel, in dem ältere Generationen verzweifelt versuchen, sich an einem politischen Diskurs zu beteiligen, der längst an ihnen vorbeigezogen ist?

Vielleicht ist es beides. Vielleicht sind die Omas tatsächlich in ihrer moralischen Empörung so fest verankert, dass sie glauben, das Richtige zu tun – auch wenn die Welt komplizierter ist, als sie es sich vorstellen. Und vielleicht sind die Opas tatsächlich gelegentlich links – nicht aus Überzeugung, sondern aus Bequemlichkeit.

Die perfekte Symbiose? Wohl kaum. Doch wenigstens sorgt sie für Unterhaltung. Und das ist ja auch etwas wert.


Quellen und weiterführende Links:

Wie ältere Generationen in der heutigen politischen Landschaft ihren Platz finden

„Omas gegen Rechts“ – Eine Bewegung gegen den Rechtsruck

Politisches Engagement im Alter – Chancen und Herausforderungen

Warum linke und rechte Politiken komplexer sind, als wir denken

Der Staat macht keine Fehler

In einer Ära, die sich gerne als die Spitze der Aufklärung und Rationalität feiert, hat sich eine alte Weisheit still und heimlich wieder in das gesellschaftliche Gedächtnis eingeschlichen: Die Unfehlbarkeit der Autorität. Wir dachten, die Zeiten, in denen ein Mensch unantastbar, über jegliche Kritik erhaben war, seien längst vorbei. Doch, ach, wie töricht war diese Annahme! Robert Habeck, seines Zeichens Vizekanzler und Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, hat uns mit einem einzigen Satz von unserem Irrglauben befreit: „Der Staat macht keine Fehler.“

Nun, wenn man lange genug in der Politik tätig ist, könnte man vielleicht irgendwann auch das Gefühl entwickeln, dass man auf eine göttliche Position aufgestiegen sei. Die Logik dahinter? Wenn man lange genug an den Schalthebeln der Macht sitzt, umgeben von Beamten, Beratern und Lobbyisten, fängt man offenbar irgendwann an zu glauben, dass das, was man selbst tut, keine Fehlbarkeit mehr besitzt. Und falls doch etwas schiefgeht? Nun ja, das war dann sicher eine „äußere Einwirkung“ – oder noch besser: „höhere Gewalt“.

Der grüne Papst und sein Heiligenschein

Klingt das nicht vertraut? Wir haben das doch irgendwo schon einmal gehört. War da nicht eine Geschichte im 19. Jahrhundert, als der Papst auf dem Ersten Vatikanischen Konzil feierlich verkündete, dass er – zumindest in Glaubens- und Sittenfragen – unfehlbar sei? Ach ja, ex cathedra, so nannte man das. Wie wunderbar bequem! Der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche, war ab sofort nicht mehr zu hinterfragen, wenn er seine Weisheiten über das gemeine Volk ausbreitete. Und heute? Heute haben wir die Minister, die Grünen Minister, die nach ähnlichem Prinzip ihre Wahrheiten verkünden.

Man stelle sich den Grünen Minister vor, wie er in seinem modernen päpstlichen Gewand vor den Mikrofonen steht. Nicht in Rom, sondern in Berlin. Nicht mit einem goldenen Stab, sondern mit einem nachhaltigen, biologisch abbaubaren Holzmicroschalter in der Hand. „Liebe Untertanen, der Staat macht keine Fehler!“ Der Satz prallt von der Wand des Bundeskanzleramts wider und hallt in den Köpfen widerwillig applaudierender Journalisten nach, die allesamt wissen: Kritik ist hier fehl am Platz.

Die Logik des Unfehlbaren

Aber, meine Damen und Herren, was bedeutet das eigentlich, dass der Staat keine Fehler macht? Haben wir hier etwa das Ende jeglicher Verantwortlichkeit erreicht? Brauchen wir keine Rücktrittsdebatten mehr, wenn Projekte krachend scheitern, wenn öffentliche Gelder verschwendet werden, wenn die Bürger in kalten Wohnungen sitzen, weil das Wärmekonzept der Regierung gerade auf halber Strecke in sich zusammenbricht? Nein, denn der Staat macht ja keine Fehler.

Man könnte fast meinen, es sei eine spirituelle Erfahrung, Teil dieses Staates zu sein. Der grüne Minister ist nur ein Kanal für die höhere Weisheit, die durch ihn fließt. Wenn er spricht, dann verkündet er die unbestreitbare Wahrheit – eine Wahrheit, die über das Volk hinwegrauscht wie ein Windstoß, der lediglich dazu dient, die Blätter der öffentlichen Meinung ein wenig aufzufrischen.

Denken wir an die großen Projekte der letzten Jahre. Nehmen wir die Energiewende: ein leuchtendes Beispiel für staatliche Perfektion! Die Deutschen sind bekanntlich Spitzenreiter im „Wir retten die Welt“-Marathon, und die Idee, die gesamte Energieversorgung eines Industrienation auf Wind und Sonne umzustellen, mag für Laien ambitioniert klingen, aber das Volk muss verstehen: Es ist der Weg der Unfehlbarkeit. Es gibt keinen Plan B. Die Tatsache, dass das Stromnetz wackelt und die Industrie stöhnt, ist nichts als eine lästige Randerscheinung auf dem unvermeidbaren Pfad zur Erleuchtung. Denn der Staat macht keine Fehler.

Die Partei hat immer Recht

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an das Lied, dasin der DDR, diesem Vorreiter der lupenreinen Demokratie, gerne gesungen wurde: „Die Partei, die Partei, die hat immer recht!“ Nun, es scheint, als ob wir nicht so weit von dieser Geisteshaltung entfernt sind, wie wir dachten. Doch jetzt singen wir das Lied nicht mehr in den Plattenbauten von Ost-Berlin, sondern in den schicken Co-Working-Spaces von Kreuzberg, in denen der Latte Macchiato vegan ist und die Moral über jeden Zweifel erhaben.

Was läuft da eigentlich falsch? Haben wir es verlernt, den Staat zu hinterfragen? Die Antwort ist simpel: Es braucht gar keine kritische Auseinandersetzung mehr. Wenn die Unfehlbarkeit einmal festgelegt wurde, wird jede Form von Kritik zur Häresie. Wer es wagt, Zweifel an den großen Plänen zu äußern, ist ein Ketzer – oder, wie es heute so schön heißt: ein „Klimaleugner“, ein „Verweigerer des Fortschritts“ oder, noch schlimmer, ein „rechter Populist“.

Fehler, ach, das waren doch nur Alternativlosigkeiten!

Selbstverständlich gibt es in diesem System keinerlei Fehler. Es gibt nur Alternativen, die alternativlos waren. Nehmen wir die völlig zufällig gewählte Situation, in der ein Ministerium über Nacht den Geldhahn für ein energiepolitisches Mammutprojekt zusperrt, weil irgendein kleiner Paragraph übersehen wurde. Natürlich hat hier niemand einen Fehler gemacht! Es war die „beste verfügbare Option“, die zufällig zu einer Vollkatastrophe führte. Aber hey, solange niemand mehr friert, ist doch alles gut, oder? Ach ja, der Winter steht ja erst noch vor der Tür…

Man kann sich nur schwerlich des Eindrucks erwehren, dass diese Form der Unfehlbarkeit eine charmante Parodie auf den gesunden Menschenverstand ist. Man wünscht sich förmlich, dass jemand aufspringt und laut ruft: „Aber er hat ja gar nichts an!“, wie in dem Märchen vom Kaiser ohne Kleider. Doch der Hofstaat schweigt – aus Angst, den warmen Platz an der Heizung zu verlieren.

Ein kritischer Blick hinter den Vorhang

Schließlich drängt sich die Frage auf: Was macht diesen Mechanismus der Unfehlbarkeit so wirkmächtig? Es ist die Mischung aus Ideologie, Selbstgerechtigkeit und der stillschweigenden Akzeptanz einer Bevölkerung, die aus Angst, als „unprogressiv“ oder gar „rückschrittlich“ zu gelten, jede noch so absurde Maßnahme hinnimmt.

Es geht nicht mehr um rationale Debatten, um das Abwägen von Pro und Kontra. Nein, es geht um Glaubensbekenntnisse. Du glaubst an die Energiewende, oder du bist ein Ketzer. Du glaubst an die staatliche Unfehlbarkeit, oder du bist ein Feind des Fortschritts. Es ist kein Wunder, dass in dieser neuen Welt die Minister wie Hohepriester agieren. Denn wer die Macht hat, über die Wahrheit zu entscheiden, hat auch die Macht, die Realität zu formen.

Der grüne Kaiser in neuen Kleidern

Am Ende bleibt die ernüchternde Erkenntnis, dass die „Unfehlbarkeit des Staates“ nichts weiter ist als ein neues Kleid für die alte Anmaßung, die uns schon Jahrhunderte begleitet: die Idee, dass Macht nicht hinterfragt werden darf. Und ob es sich dabei um einen Kaiser ohne Kleider, einen Papst ex cathedra oder einen Grünen Minister handelt, macht am Ende keinen Unterschied.

Aber wir, das gemeine Volk, müssen daran glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind – auch wenn wir frieren, auch wenn der Strom ausfällt, auch wenn die Preise explodieren. Denn: Der Staat macht keine Fehler. Oder?


Weiterführende Literatur und Quellen:

  • Enzyklika „Pastor Aeternus“ (Erstes Vatikanisches Konzil, 1870) zur Unfehlbarkeit des Papstes.
  • „Die Energiewende: Ein Überblick“ – Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
  • „Die Partei hat immer recht“ – Die schönsten Lieder aus der DDR.
  • „Politische Unfehlbarkeit im 21. Jahrhundert“ – Ein Essay von Hans-Ulrich Wehler.
  • „Robert Habeck: Vom Grünen Philosophen zum Minister der Unfehlbarkeit“ – Artikel aus der Zeit.

Die dunkle Seite der Delfine

Die Täuschung des Flipperschen Lächelns

Wir alle kennen sie, diese charmanten Meeressäuger mit ihren sanften Kurven und ihren vermeintlich glücklichen Gesichtern. Delfine – die Lieblinge der Kinderbücher, der Meeresdokumentationen, ja, sogar der Esoterikszene. Mit Flipper, dem prototypischen Delfin der 1960er Jahre, wurde ein Mythos geboren: Der Delfin als lächelnder Ozeanbegleiter, ein intelligenter, menschenfreundlicher Geselle, der im Einklang mit der Natur lebt. Aber halt! Genau hier, liebe Leserinnen und Leser, liegt der fatale Denkfehler. Das, was als Delfin bekannt ist, mag auf den ersten Blick süß und kuschelig wirken, doch unter dieser glänzenden Haut verbirgt sich ein gnadenloses Raubtier, das besser ins dunkle Kapitel eines Tierhorrorfilms passen würde.

Der Delfin ist nämlich nicht der nette, hilfsbereite Nachbar der Unterwasserwelt, sondern ein blutrünstiger Opportunist, der sich ausgerechnet von der Dummheit des Menschen nährt – einer Spezies, die verzweifelt nach Märchenfiguren sucht, selbst wenn diese über messerscharfe Zähne und ein Sozialverhalten verfügen, das selbst Wölfen in Schafspelzen ein anerkennendes Nicken entlockt. Es wird Zeit, die Delfin-Illusion ein für alle Mal zu zerreißen und uns der brutalen Wahrheit zu stellen. Bereit? Halten Sie Ihre Flossen fest – es wird stürmisch!

Ein PR-Coup sondergleichen

Der moderne Mensch hat ein Faible für Romantik, besonders wenn es um die Natur geht. Aber das Bild des Delfins als freundlichem Helfer ist nichts weiter als ein sorgfältig gepflegter PR-Mythos, vermutlich von der Delfin-Lobby gestreut, die irgendwo im tiefen Meer einen zigarrenrauchenden Delfin-Magnaten sitzen hat, der den dummen Menschen die perfekte Illusion verkauft: „Kauft unsere Delfinshows, schmiert unsere Schwimmbecken und lasst uns wie die Stars wirken, die wir nie waren!“

Man darf sich an dieser Stelle fragen: Wie konnte der Mensch sich so täuschen lassen? Ganz einfach: Delfine haben ein Lächeln auf den Lippen. Nein, sie lachen nicht wirklich. Delfine sind nicht glücklich, sie sehen nur so aus. Die Wahrheit ist viel düsterer: Delfine lächeln auch, wenn sie gerade ein unschuldiges Fischlein brutal zerteilen. Sie lächeln, wenn sie Jungtiere ihrer eigenen Art malträtiert haben, oder wenn sie eine Makrele gnadenlos durch die Luft schleudern. Aber das Lächeln allein genügt, um die menschliche Schwäche für anthropomorphe Projektionen zu aktivieren. Was für ein grandioser Schwindel!

Während wir Menschen also davon träumen, mit unseren „besten Freunden des Meeres“ in Einklang zu schwimmen, schmieden die Delfine finstere Pläne. Wäre Flipper ein Mensch, er wäre kein kleiner Junge mit einem Baseballhandschuh – er wäre ein skrupelloser CEO eines multinationalen Raubtier-Konzerns.

Delfine als gnadenlose Jäger

Ein kurzer Blick auf das Jagdverhalten dieser „niedlichen“ Tiere reicht, um den Schleier der Unschuld zu zerreißen. Delfine sind nicht einfach Jäger – sie sind organisierte Killer, die im Rudel agieren und ihre Opfer gnadenlos in die Enge treiben. Delfine sind keine Fisch-Freunde, sie sind die Haie des kleinen Mannes. Wobei „kleiner Mann“ hier metaphorisch zu verstehen ist, denn Delfine machen selbst vor Haien nicht Halt. In einer Art aquatischer Mafia-Taktik umzingeln sie Haie, rammen sie mit ihren Schnauzen und jagen sie schließlich aus ihren Revieren.

Nicht selten sieht man Delfine, die ihre Beute – seien es Fische, Tintenfische oder sogar kleinere Wale – wie Spielbälle durch die Luft werfen, nur um den Nervenkitzel der Jagd zu verlängern. Für die Delfine ist es nicht nur Nahrungssuche, sondern ein sadistisches Vergnügen. Stellen Sie sich die berühmte Szene aus Der weiße Hai vor – nur dass der Hai hier das Opfer ist und eine Bande lächelnder Delfine die brutalen Angreifer.

Und wie gehen sie mit Artgenossen um? Gar nicht freundlich. Delfine bekriegen sich gegenseitig, verletzen und töten ihre eigenen Jungtiere, vor allem, wenn sie in Paarungskämpfe verwickelt sind. Es gibt Berichte über Delfingruppen, die Neugeborene absichtlich ertränken, um die Fortpflanzungskonkurrenz zu eliminieren. Ja, diese vermeintlichen Friedensapostel des Ozeans sind nichts weniger als Psychopathen mit einem Sinn für Dramatik.

Delfine als maritime Kriegsverbrecher

Die Raubtiermentalität der Delfine zeigt sich nicht nur in ihrem Jagdverhalten, sondern auch in ihrem Sozialverhalten. Die romantische Vorstellung, dass Delfine freundliche, soziale Wesen sind, die harmonisch miteinander leben, zerschellt an den harten Fakten. Delfine haben sich nicht nur auf das Töten spezialisiert, sondern auch auf sexuelle Gewalt. Ja, richtig gehört: Delfine vergewaltigen. Gruppen von Männchen umzingeln Weibchen und zwingen sie zur Paarung – ein regelrechter „Sex-Mob“, der in der Tierwelt seinesgleichen sucht.

Aber damit hört der Schrecken nicht auf. Es gibt dokumentierte Fälle von Delfinen, die versuchten, Menschen sexuell zu belästigen. Sie spielen nicht nur nett mit Schwimmern – sie sind auch durchaus in der Lage, aggressive körperliche Annäherungen zu machen, die nichts mit unschuldiger Neugier zu tun haben. Delfine sind, um es ganz unverblümt zu sagen, die Harvey Weinsteins der Meere – charmant, bis sie nicht mehr charmant sind, und dann brutal zupackend.

Und was tut die Menschheit? Sie klatscht begeistert und zahlt 75 Euro pro Delfin-Therapie-Stunde, um „heilende“ Delfine zu streicheln. Vielleicht sollten wir ein neues Wort für diese naive Blindheit einführen: Delfizismus – die romantische Verklärung eines Raubtieres, das uns jederzeit bei lebendigem Leibe verspeisen würde, gäbe es die nötigen Umstände.

Schwimmen mit dem Killer

Die sogenannten Delfin-Therapien sind ein weiteres Beispiel für die systematische Fehleinschätzung der Delfin-Natur. Während Menschen in aufblasbaren Schwimmwesten durch Delfinbecken gezogen werden, unterliegen sie dem Glauben, dass diese „Wunderheiler“ der Natur sie irgendwie „spirituell“ erheben oder ihre Krankheiten lindern könnten. Das ist in etwa so, als würde man einen Psychopathen aus einem Hochsicherheitsgefängnis holen, ihm ein Messer geben und darauf vertrauen, dass er einem die Seele streichelt.

Dabei ist die Delfin-Therapie nichts anderes als ein teures Geschäft, das auf der gutgläubigen Naivität verzweifelter Menschen basiert. Die Delfine selbst sind dabei nichts weiter als Dressurtiere, die in winzigen Becken leiden, bis sie gezwungen sind, einen kleinen Trick zu machen, der dann als „therapeutisch“ vermarktet wird. Die wahre Heilung besteht darin, zu erkennen, dass wir es hier mit missverstandenen, gefangenen Raubtieren zu tun haben, die in der Wildnis eine ganz andere, weitaus mörderischere Rolle spielen würden.

Es ist Zeit, sich der düsteren Realität zu stellen: Delfine sind keine therapeutenhaften Seelenheiler, sondern gefangene Raubtiere, die wahrscheinlich den Moment abwarten, bis sie endlich einmal zurückschlagen dürfen.

Warum wir Raubtiere lieben, die lächeln

Warum aber, so fragt man sich, wollen wir so verzweifelt an der Vorstellung festhalten, Delfine seien freundliche, wohlwollende Kreaturen? Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, Monster nur in den Wesen zu sehen, die sich auch wie Monster verhalten. Ein Hai zeigt seine Zähne, ein Löwe brüllt – das verstehen wir. Aber Delfine, diese ach so sanften Meereswesen, deren Lächeln uns so täuscht, die nehmen wir nicht ernst. Es ist, als wären wir bereit, jede Bedrohung zu verharmlosen, solange sie ein freundliches Gesicht hat.

Doch es gibt eine Lektion, die wir lernen müssen: Nicht alles, was gut aussieht, ist auch gut. Delfine sind die ultimativen „Wölfe im Schafspelz“, und je eher wir das akzeptieren, desto besser können wir uns auf die tatsächliche Natur des Ozeans einstellen. Wer sich mit Delfinen anlegt, der tanzt nicht mit freundlichen Unterwasserelfen – er spielt mit einem scharfsinnigen, brutalen Jäger, der weiß, wie er sein Lächeln

Der Getriebeschaden unserer Zeit

Verstehen ist nicht Verständnis!

Stell dir vor, du fährst über die Autobahn, beschleunigst, die Sonne blendet dich, während das Radio dröhnt – und plötzlich: Ein Knirschen, ein Knacken, und dein Wagen stottert, hustet und bleibt stehen. Ein Getriebeschaden! Was nun? Ein Großteil der Menschheit – und hier blicke ich gezielt in eine bestimmte Ecke des politischen Spektrums – würde jetzt schlicht einen großen Hammer hervorholen, sich dem metallenen Problem nähern und mit einem kehligen Grunzen zuschlagen. Schließlich muss das Ding ja nur wieder irgendwie laufen. So oder ähnlich verhalten sich heutzutage viele linke Aktivisten und Journalisten, wenn es darum geht, komplexe gesellschaftliche und politische Probleme „zu lösen“.

Das Getriebe symbolisiert die Maschine, die unsere Gesellschaft am Laufen hält: ein feingliedriges, ineinander verzahntes, kompliziertes System aus Mechanik und Zahnrädern. Doch wer das Getriebe nicht versteht, dem fehlt auch das Verständnis für seine Funktion. Und was machen die, die es nicht verstehen? Sie holen den Hammer. Dabei ist doch gerade die Fähigkeit, die Funktionsweise eines Getriebes zu verstehen, der erste Schritt zur Behebung des Schadens. Was tut also eine große Menge politisch motivierter Menschen, die laut und selbstbewusst für Lösungen eintreten? Sie schlagen wild um sich, hauen auf die Zahnräder – und wundern sich, dass nichts funktioniert. Verstehen und Verständnis sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Und der ständige Griff zum Hammer führt nicht zur Heilung der Wunde, sondern verschärft sie nur.

Die Anmaßung des Pseudo-Verstehens

Die linke Szene und viele in den Medien haben sich eine groteske Attitüde angeeignet: Sie behaupten, alle Probleme zu „verstehen“, weil sie sie ständig thematisieren. Es ist diese wohlig-warme Selbstüberzeugung, die dem Pseudo-Verständnis zugrunde liegt. „Ich habe das verstanden“, rufen sie, während sie sich im Kreis drehen und ihre Schlagworte schwingen wie die Hämmer auf kaputte Getriebe. Der Eindruck entsteht, als ginge es darum, möglichst laut und betroffen zu sein, um Kompetenz zu simulieren. In Wahrheit jedoch bleibt das eigentliche Verstehen auf der Strecke.

Wer zum Beispiel über „soziale Gerechtigkeit“ spricht, aber nicht die komplexen ökonomischen Mechanismen dahinter durchdringt, begeht denselben Fehler wie der ungeschickte Mechaniker: Man versucht das Problem zu lösen, ohne das Getriebe wirklich verstanden zu haben. Dasselbe Muster zeigt sich, wenn es um Themen wie Klimawandel, Migration oder Identitätspolitik geht. Der Hammer ist immer schnell zur Hand, wenn es darum geht, ein Problem lautstark zu „bekämpfen“. Doch was bleibt, ist ein Haufen kaputter Zahnräder.

Journalisten als intellektuelle Dampfplauderer

Nun werfen wir einen Blick auf die Medien. Journalisten – jene wackeren Kämpfer für Aufklärung und Wahrheitsfindung – sehen sich oft als diejenigen, die komplexe Zusammenhänge für den gemeinen Bürger verständlich machen. Doch auch hier zeigt sich das Prinzip: Verstehen ist nicht gleich Verständnis. Was passiert, wenn Journalisten, die vorgeben, „die Wahrheit“ zu verstehen, in Wirklichkeit nur halbwissend agieren? Sie produzieren Schein-Erklärungen, die letztlich mehr Schaden anrichten, als sie helfen. Man könnte sagen, die Journalisten von heute sind die Maschinenbauer von gestern, die ohne Plan und ohne echtes Wissen auf das Getriebe der Welt einhämmern.

Ein beliebtes Beispiel: Klimaberichterstattung. Natürlich verstehen alle die Dringlichkeit. Wir müssen jetzt handeln, sonst ist die Welt morgen hinüber. Aber was heißt das konkret? Welche ökonomischen und technischen Details stecken dahinter? Welche globalen Abhängigkeiten gilt es zu berücksichtigen? Auch hier neigt man zum Hämmern: Schlagworte wie „Netto-Null“ oder „grüne Wirtschaft“ werden in die Köpfe gehämmert, ohne dass der Mechanismus wirklich verstanden wird. Eine komplexe Realität wird simplifiziert – und das Ergebnis ist ein weiteres kaputtes Zahnrad.

Linke Politik als Faust auf’s Getriebe

Wenn wir nun den Blick von den Medien auf die linke Politik werfen, erkennen wir dasselbe Muster. Man simuliert Verständnis, wo keines ist. Komplexe Probleme wie globale Ungleichheit, Kapitalismus oder gesellschaftliche Spannungen werden mit simplen, plakativen Lösungen beantwortet, die nichts weiter sind als die metaphorische Faust auf das Getriebe. Man muss ja schließlich handeln, heißt es immer. Aktionismus statt Analyse, schnelle Eingriffe statt nachhaltiger Überlegungen – all das führt nur dazu, dass das Problem verschärft wird.

Der Mindestlohn, so heißt es, ist das Wundermittel gegen Armut. Eine Steuer auf Reiche? Klar, das löst die Ungleichheit! Doch diese scheinbaren Lösungen greifen nicht, weil sie nicht die feinen Mechanismen hinter den wirtschaftlichen Dynamiken verstehen. Ein Getriebe repariert man nicht, indem man die Oberfläche poliert. Die feinen, ineinander verzahnten Komponenten verlangen ein tieferes Verständnis – doch wer das nicht hat, der greift zum Hammer.

Der Schlüssel zu echtem Fortschritt

Was tun? Das einfache Hämmern auf komplexe Probleme hat uns nicht weitergebracht. Die Linken, die Journalisten – beide lagern in einem intellektuellen Ruhezustand, in dem Aktionismus mit echtem Fortschritt verwechselt wird. Doch Fortschritt erfordert ein tiefes Verstehen. Nicht nur ein oberflächliches „Verständnis“ von Schlagworten, sondern ein echtes Durchdringen der Mechanismen.

Um das Getriebe zu reparieren, reicht es nicht aus, das Problem zu „verstehen“. Man muss es wirklich begreifen. Und das bedeutet: Man muss tiefer gehen, sich mit den Details beschäftigen, die Mechanik des Problems auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Nur so können wir den Getriebeschaden unserer Zeit beheben – und es ist höchste Zeit, dass das auch jene begreifen, die am lautesten nach dem Hammer schreien.

Der Hammer wird zum Boomerang

Doch die bittere Ironie der Geschichte: Wer zum Hammer greift, bekommt oft auch den Hammer zurück. Der Aktionismus, der aus vermeintlichem „Verstehen“ erwächst, führt oft zu neuen, schlimmeren Problemen. Die linke Forderung nach sofortigem Klimahandeln beispielsweise hat in manchen Ländern zu sprunghaften Entscheidungen geführt, die am Ende der Gesellschaft mehr geschadet als genützt haben. Dieselben Journalisten, die zuvor noch für drastische Maßnahmen plädiert haben, müssen dann erklären, warum plötzlich Massenarbeitslosigkeit und Energieknappheit drohen.

Der Hammer wird zum Boomerang, und die, die sich als Retter der Welt inszeniert haben, stehen plötzlich als die Zerstörer des feinmechanischen Gefüges da, das sie so wenig verstanden haben. Dabei hätten sie doch nur mal einen Blick in die Getriebekiste werfen müssen, anstatt gleich blindlings draufzuschlagen.

Wie man es richtig macht

Was wir heute brauchen, ist nicht der ewige Hammer, sondern das ruhige, präzise Werkzeug des Technikers. Der Techniker zerlegt das Getriebe, studiert die Abläufe, erfasst die Zusammenhänge und entwickelt eine durchdachte Lösung. Er schreit nicht wild herum, er hüllt sich nicht in Schlagworte – er arbeitet methodisch und mit Verstand. Es sind diese Techniker, die wir in der Politik, in den Medien und in der Gesellschaft brauchen: Menschen, die wissen, dass sie nicht alles verstehen, aber die sich die Mühe machen, es zu lernen. Sie wissen, dass echtes Verständnis Zeit und Geduld erfordert – aber am Ende bringt es uns weiter als jeder Hammer.

Verstehen oder sterben

Es ist an der Zeit, sich zu entscheiden: Wollen wir weiter mit dem Hammer auf das Getriebe schlagen, uns über die Trümmer beschweren und uns in moralischer Überlegenheit wiegen? Oder wollen wir endlich lernen, das Getriebe zu verstehen? Denn am Ende wird das Schicksal der Gesellschaft davon abhängen, ob wir bereit sind, den Hammer aus der Hand zu legen und das Werkzeug des Verstehens zu ergreifen.

Wer nicht versteht, der kann auch nicht wirklich helfen. Wer aber nicht helfen will und sich trotzdem als Helfer inszeniert, der richtet nur Schaden an. Und das sollten vor allem jene begreifen, die am lautesten schreien und am wenigsten wissen.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Noam Chomsky – Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media
  2. Friedrich Hayek – The Road to Serfdom
  3. Milton Friedman – Capitalism and Freedom
  4. Jonathan Haidt – The Righteous Mind: Why Good People Are Divided by Politics and Religion
  5. Artikel zur wirtschaftlichen Komplexität: www.komplexitaetundwirtschaft.de
  6. Technische Analyse der gesellschaftlichen Mechanismen: www.gesellschaftsgetriebe.de
  7. Was wirklich funktioniert: www.verstehenstattzerschlagen.de
  8. Für mehr Tiefgang und weniger Aktionismus: www.lernt-verstehen.de

Der absurde Reigen des modernen Kapitalismus

Wenn man einen Kredit aufnimmt, muss es richtig viel sein

Man stelle sich vor, man geht zur Bank, weil man einen Kredit möchte. Ein freundlicher Banker lächelt einem entgegen, lädt einen in ein klimatisiertes Büro ein, während man noch den frisch gemahlenen Kaffee riecht, der zur Einstimmung serviert wird. Man fühlt sich fast wie ein potenzieller Millionär, der gerade dabei ist, sein Imperium aufzubauen. Aber halt! Der Traum endet schneller als man denkt. Warum? Weil der Kredit, den man will, zu klein ist. Genau, Sie haben richtig gehört. Zu klein.

Man glaubt, dass das System so funktioniert: Du hast ein bisschen Geld und brauchst noch etwas mehr, um ein Auto zu kaufen oder das Badezimmer zu renovieren. Die Bank hilft dir, und in ein paar Jahren, mit Zinsen, ist alles wieder abbezahlt. Doch die Realität ist anders. Wenn du nur eine kleine Summe brauchst, schaut man dich an, als hättest du den Verstand verloren. Die Miene des Bankers verzieht sich von einem charmanten Lächeln zu einem skeptischen Stirnrunzeln. „Warum brauchen Sie so wenig? Haben Sie etwa gar kein Geld?“ – Eine zynische Ironie, die nur im modernen Finanzkapitalismus möglich ist.

Kapitalismus für Dummies

Beginnen wir mit den Basics: Geld ist eine Illusion, Kredit eine noch größere. Was ist ein Kredit? Laut Lehrbuch ist es ein „Vertrauensvorschuss“, ein Vertrag zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer, basierend auf der Annahme, dass Letzterer irgendwann in der Lage sein wird, das Geld zurückzuzahlen. Doch halt – wer hier noch auf den Mythos von „Vertrauen“ vertraut, hat Kapitalismus im Jahr 2024 immer noch nicht kapiert. Vertrauen ist nichts weiter als eine hübsch verpackte Lüge. Was wirklich zählt, ist die Illusion von Sicherheit, die die Banken zu erschaffen versuchen. Und diese Illusion wird umso eindrucksvoller, je größer der Kredit ist.

In einer Welt, in der man einen Kredit von 10.000 Euro möchte, bekommt man ein Achselzucken und ein beiläufiges: „Sie sind kein Risiko wert.“ Will man hingegen 100.000, ja 500.000 Euro – jetzt wird es spannend! Plötzlich beginnt der Banker zu lächeln, nickt verständnisvoll, die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren. Warum? Weil in dieser Welt größer gleich sicher bedeutet. Die Großen müssen einfach etwas richtig machen. Und die Kleinen? Naja, Pech gehabt.

Die seltsame Logik der Finanzwelt

Erinnern wir uns an die Bankenkrise von 2008, dieses meisterhafte Drama der modernen Wirtschaftsgeschichte. Riesige Banken vergaben Milliardenkredite an Menschen, die sie unmöglich zurückzahlen konnten. Wäre das nicht der Moment gewesen, in dem jemand hätte sagen müssen: „Warte mal, das ist doch verrückt?“ Aber nein, im Gegenteil: Je mehr Geld im Spiel war, desto sicherer fühlte man sich. Die Zahlen wurden immer größer, bis niemand mehr kapiert hat, dass man auf einem Kartenhaus von Milliarden saß, das irgendwann zusammenbrechen musste. Aber hey, Größe zählt, und wer große Summen schuldet, der ist für das System unentbehrlich.

Es gibt einen zynischen Spruch, der hier bestens passt: „Wenn du der Bank 1.000 Euro schuldest, hast du ein Problem. Wenn du der Bank 1 Million Euro schuldest, hat die Bank ein Problem.“ Denn große Schuldner können nicht einfach fallen gelassen werden. Sie sind zu groß, um zu scheitern. Wer hätte gedacht, dass der Kapitalismus irgendwann zu einer Art perversen Roulette-Spiel mutiert, bei dem der Einsatz für die Sicherheit einer Bank direkt proportional zur Höhe des Kredits steht?

Wer wenig braucht, hat wenig Wert

Man stelle sich folgende Szene vor: Ein Freund prahlt beim Abendessen mit seinem neuen Haus. Ein anderer erzählt stolz von seinem Unternehmen, das er mit einem fetten Kredit gegründet hat. Und du? Du erwähnst schüchtern, dass du einen Kredit für eine neue Waschmaschine aufgenommen hast. Man sieht, wie das Interesse sofort erlischt. Du wirst nicht ernst genommen. Du hast den großen Fehler gemacht, den Kapitalismus auf kleine Weise zu missverstehen.

Das Problem ist nicht das Geld. Nein, das Problem ist die Größe. In einer Welt, in der Größe alles ist, gelten kleine Summen als unwichtig. Wer einen kleinen Kredit will, muss sich fragen lassen: „Warum lebst du so klein? Warum riskierst du nicht mehr?“ Es ist eine subtile, aber schmerzhafte Botschaft: Du bist nicht mutig genug, du bist nicht bedeutend genug. Ein kleiner Kredit ist eine Bankrotterklärung des eigenen Egos. Es ist, als würde man mit leeren Taschen in ein Kasino gehen – nur dass in dieser modernen Finanzwelt das Spielbrett auf deine Größe achtet.

Warum weniger nicht mehr ist

Lassen wir uns doch einmal auf die Absurdität dieses Systems ein. Warum nicht einfach sagen: „Okay, ich nehme einen Kredit von 1 Million Euro auf, nur um eine halbe davon auf ein Sparbuch zu legen und die andere Hälfte in irgendwelche sinnlosen Dinge zu investieren?“ Klingt das verrückt? Natürlich. Aber genauso verrückt ist es, zu denken, dass kleine Kredite in diesem System irgendeinen Wert haben. Die Banken wollen nicht, dass du klein denkst. Sie wollen große Träume, große Risiken und noch größere Schulden. Denn nur dann wird das Spiel so richtig spannend.

Warum also klein anfangen, wenn die Bank sowieso nur auf die Großen setzt? Man könnte fast meinen, dass Banken mehr auf die Höhe des Kredits achten als darauf, ob man ihn überhaupt zurückzahlen kann. Das scheint die wahre Ironie des modernen Kapitalismus zu sein. Wer klein spielt, hat verloren, bevor das Spiel überhaupt begonnen hat.

Banken als Zirkusdirektoren

Was sind Banken heutzutage eigentlich? Finanzinstitute? Wohl kaum. Sie sind die modernen Zirkusdirektoren eines grotesken Spektakels, bei dem das Publikum auf immer größere, absurdere Kunststücke wartet. Klein anfangen? Das will keiner sehen. Es geht um das große, das übertriebene, das irrwitzige Manöver, das die Massen begeistert. Und je größer der Kredit, desto größer das Kunststück.

Der kleine Kreditnehmer wird übersehen. Er ist der unscheinbare Jongleur, der im Hintergrund bleibt, während der Hochseilartist – der Millionen-Schuldner – todesmutig über den Abgrund balanciert und alle Blicke auf sich zieht. Die Botschaft ist klar: Nur die Großen werden bejubelt. Der Rest kann sehen, wo er bleibt.

Wer es kapiert, spielt das Spiel mit

Und hier liegt die letzte Pointe. Vernunft spielt in diesem grotesken Schauspiel keine Rolle. Wer versucht, nach Vernunft und Maß vorzugehen, hat das System nicht kapiert. Vernunft ist für die, die klein denken. In dieser Welt geht es um den großen Wurf, um das spekulative Risiko, um den Kredit, der alles verändert. Es ist eine Lektion, die man lernen muss: Nur wer groß träumt, wird in dieser absurden Finanzwelt ernst genommen.

Am Ende ist es wie in einem schlechten Film: Wer sich traut, groß zu träumen, wird belohnt. Und wer sich mit weniger zufrieden gibt, bleibt ein Statist in der großen Inszenierung des Kapitalismus. Also, kapiert es endlich: Wenn ihr einen Kredit aufnehmt, dann macht es richtig. Alles andere ist nur ein trauriger Versuch, in einem Spiel mitzuspielen, bei dem die Einsätze viel zu hoch für kleine Fische sind.


Quellen und weiterführende Links

„Kapitalismus verstehen: Eine Einführung für alle, die noch an Vernunft glauben.“ – Ein humorvoller Leitfaden durch das Labyrinth des Finanzwesens.s schließlich auch selbst – dafür brauchen wir keine Politiker.

„Die große Finanzkrise von 2008: Eine Lektion in kollektiver Blindheit.“ – Eine umfassende Analyse der Ursachen und Folgen der Bankenkrise.

„Too Big to Fail: Wie große Banken die Regeln des Spiels diktieren.“ – Ein tiefgehender Blick auf die Machtstrukturen des modernen Bankensystems.

„Der Mythos des Risikos: Warum große Kredite sicherer sind als kleine.“ – Eine kritische Auseinandersetzung mit der absurden Logik der Bankenwelt.

Alerta, Alerta, sonst Omerta

Wütende Romantik mit Pflastersteinen

Es gibt wohl keine Bewegung im deutschen politischen Spektrum, die derart polarisierende Gefühle auslöst wie die „Antifa“. Für die einen ist sie das letzte Aufgebot im Kampf gegen Rechts, die „Schutzengel des Antifaschismus“ in Bomberjacke und mit Sturmmaske, stets bereit, mit Pflastersteinen gegen das drohende Vierte Reich vorzugehen. Für die anderen ist sie ein chaotischer Haufen von Krawallmachern, die in jeder regierungs- oder systemkritischen Äußerung den Ruch von Faschismus wittern, um dann mit selbigem Stein, den sie eigentlich dem rechtsextremen Mob entgegenschleudern wollten, auf die nächste SPD-Demo loszugehen.

Doch, wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Oder auch nicht. Vielleicht ist die Wahrheit auch nur ein unbequemer Gast in einer Antifa-Bar, der wütend vor die Tür gesetzt wird, sobald er sein Bierglas kritisch betrachtet und fragt: „Ist das Glas halb leer oder halb voll?“ Am Ende wird es ihm eh aus der Hand geschlagen – aus Prinzip.

Alerta! Oder auch nur ein lauter Knall

„Alerta, Alerta, Antifascista!“ – wer kennt ihn nicht, diesen Ruf, der so manchem einschlägig frequentierten Protestzug vorausgeht wie das Startsignal zu einer neuen Runde ideologischer Selbstbestätigung. Es ist das laute Brüllen einer Bewegung, die sich in ihrer Feindschaft zum Faschismus definiert, ohne immer so genau zu wissen, was sie eigentlich als „faschistisch“ empfindet. Ein AfD-Infostand, ein Polizeihelm, oder gar die Lokalität des ortsansässigen Bäckers, der sich weigerte, auf seiner Quittung den Spruch „Nazis raus“ aufzudrucken?

Die „Antifa“ steht in der Selbstwahrnehmung als moralisch unantastbare, kompromisslose Kraft des Widerstands. Und so kompromisslos wie sie ist, so wenig Platz lässt sie für Differenzierung. Wer nicht mitzieht, ist gegen sie. Oder besser: gegen das Gute. In der Denklogik der Antifa gibt es keinen Platz für Schattierungen, für Grauzonen, oder – noch schlimmer – für abweichende Meinungen. Das faschistoide Potential, das darin liegt, scheint niemandem aufzufallen. Ach, Ironie des Schicksals.

Widerstand ist heroisch, und die Antifa liebt nichts mehr als den Gedanken, Widerstand zu leisten. Mit der Zeit scheint dieser aber vor allem zu einem Selbstzweck verkommen zu sein: Der Widerstand gegen den Widerstand – eine endlose Rebellion, in der es weniger um konkrete Ziele als um die Selbstverwirklichung im endlosen, sinnfreien Kampf geht. So etwas wie einen klaren politischen Fahrplan gibt es nicht, nur ein permanentes „Dagegen“. Dagegen wofür, fragt man sich? Alerta, Alerta, sonst Omerta. Schweigen, wenn es um Selbstkritik geht. Wer sich auf den moralischen Hochsitz erhebt, muss sich nicht hinterfragen. Warum auch? Schließlich ist der Feind immer der andere.

Lisa E. und die Hammerbande

Und da tritt sie auf die Bühne, wie eine moderne Jeanne d’Arc der Straßenschlachten: Lisa E., die medienwirksame Anführerin der „Hammerbande“. Mit einem Grinsen, das man als bedrohlich oder charmant interpretieren kann, je nachdem, ob man gerade auf ihrer oder der falschen Seite steht. Ihre Gang – wahlweise als „wütende Jugend“, „antifaschistische Bürgerwehr“ oder „Stadtteilverschönerer“ beschrieben – hinterlässt eine Spur der Verwüstung, die von eingeschlagenen Fensterscheiben bis hin zu demolierten Autos reicht.

„Wir kämpfen gegen das System“, erklärt Lisa E. in Interviews. Doch welches System? Der Kapitalismus, der Patriarchat, der Rassismus, oder einfach nur der Laternenmast, der gerade im Weg steht? Es scheint fast so, als würden sie selbst nicht mehr ganz durchblicken. Und genau das macht ihre Aktionen so schwer greifbar. Ein organisiertes Chaos, das nicht an festen Ideologien, sondern an lose definierten Feindbildern hängt.

Lisa und ihre Mitstreiter definieren sich über das Zerstören – alles andere wäre auch zu langweilig. „Kreative Zerstörung“ nennen sie es, wenn sie durch die Innenstadt ziehen, die Fäuste in die Luft strecken und die Parolen grölen, die in einem Einheitsbrei aus aufgebrachter Wut und verzweifeltem Aktionismus versickern. Die Welt geht zugrunde, da hilft nur noch der Hammer.

Wobei, wer nun denkt, dass die „Hammerbande“ eine rein destruktive Kraft sei, der täuscht sich. Sie sind sich ihrer symbolischen Macht bewusst – und wie bei jeder guten Inszenierung kommt es auf die Show an. Mal sind es brennende Barrikaden, mal die Provokation durch das Tragen von Shirts, die irgendwo zwischen Ironie und bitterem Ernst oszillieren. „Mein Herz schlägt links“, steht auf dem einen. „Mein Hammer schlägt alles“, auf dem anderen.

Von Schwarz zu Rot – die Farben des Kampfes

Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Antifa sich ihrer Symbole bedient. Schwarz, die Farbe des Anarchismus, und Rot, die Farbe des Sozialismus – hier treffen zwei Strömungen aufeinander, die sich nicht unbedingt lieben, aber gemeinsam Feinde haben. In einem anderen historischen Kontext wäre die Antifa wohl selbst zerfallen, zerrieben zwischen den Flügeln ihrer unterschiedlichen ideologischen Wurzeln. Aber die pragmatische Logik des gemeinsamen Feindes übertrumpft die internen Differenzen.

Rot gegen Schwarz, Marx gegen Bakunin, das hat schon früher nicht gut funktioniert. Aber wer hat heute noch Zeit für solche Feinheiten? Feingefühl ist ohnehin nichts, was der Bewegung innewohnt. Grobe, plakative Phrasen dominieren das Bild. Die „Hammerbande“ wäre stolz, sich als Vorhut dieser widersprüchlichen Allianzen zu sehen: ein unheiliger Pakt gegen alles, was nicht in ihr selbst definierte Raster passt. Eines ist klar: der Kampf ist nicht mehr nur eine Ideenschlacht. Es ist eine Ästhetik, die gepflegt werden will – die Ästhetik des Widerstands, des künstlerisch inszenierten Chaos.

Die Geister, die sie riefen

Was passiert, wenn der Feind sich auflöst? Was, wenn die Gesellschaft es doch irgendwann schafft, eine Art von Gleichgewicht zu finden, in dem Extremisten – egal welcher Couleur – keinen Nährboden mehr finden? Die traurige Wahrheit ist, dass die Antifa dann keinen Sinn mehr hätte. Wie ein Geist, der nur dann existieren kann, wenn er jemanden hat, den er heimsuchen kann.

Doch dieses Szenario ist für die Antifa so unwahrscheinlich wie wünschenswert. Sie lebt davon, Feinde zu sehen – in der Gesellschaft, in Institutionen, in Einzelpersonen. Der Kampf gegen den Faschismus ist längst nicht mehr nur ein politisches Anliegen, sondern eine Identität. Die Vorstellung, eines Tages keinen Feind mehr zu haben, ist für sie ähnlich beängstigend wie für einen Vampir das Fehlen von Blut. Kein Faschismus, keine Antifa. Alerta, Alerta, sonst Omerta.

Und während Lisa E. mit ihrer Hammerbande durch die Städte zieht, immer auf der Suche nach dem nächsten „System“, das es zu zerstören gilt, beginnt sich eine bittere Wahrheit abzuzeichnen: Der Feind ist nicht mehr der Faschismus, sondern die Leere, die nach ihm bleibt. Ein Feind, der schwerer zu besiegen ist, weil er nicht greifbar ist. Die Antifa kann keine Welt bauen – sie kann nur eine Welt bekämpfen. Aber was bleibt dann? Am Ende, nach all dem Brüllen, nach all der Wut?

Das Ende der Geschichte – oder nur der Anfang des nächsten Kreislaufs

In einem stillen Moment – wenn die Barrikaden abgebrannt sind und die Stadt sich langsam von den Verwüstungen erholt – bleibt eine Frage offen: Wofür das alles? Der Krieg gegen den Faschismus, so edel er auch klingen mag, scheint zunehmend ein Vorwand für eine Bewegung zu sein, die sich in ihrer eigenen Rolle als ewiger Kämpfer gefällt. Wer seine Existenz nur im Kampf gegen den Feind definiert, wird zwangsläufig zum Gefangenen dieser Definition.

Lisa E. und ihre Hammerbande mögen heute noch als revolutionäre Helden stilisiert werden, aber was, wenn die Revolution längst nicht mehr um Inhalte geht? Was, wenn sie nur noch das Schauspiel sind, das uns von den eigentlichen Problemen der Zeit ablenkt? Vielleicht geht es ja gar nicht mehr um links oder rechts, um Schwarz oder Rot. Vielleicht sind wir längst in einer Zeit angekommen, in der die größte Rebellion darin besteht, sich der ewigen Rebellion zu verweigern.

Aber Lisa E. wird das nicht hören wollen. Alerta, Alerta – sonst Omerta. Schweigen ist Verrat, und Denken auch

Die Fehlinformationskrise

Willkommen im Wundergarten der Fehlinformationen

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat in seiner unermüdlichen Suche nach einem neuen Narrativ einen weiteren Höhepunkt erreicht: Klaus Schwab, der unbestrittene Meister des globalen Wohlklangs und der guten Absichten, fordert zur „globalen Zusammenarbeit“ auf, um die schädlichen Wellen der „Fehlinformation“ zu bekämpfen. Hierbei handelt es sich um eine wundersame neue Metapher für das, was früher einfach „Meinungsverschiedenheiten“ genannt wurde. Aber wozu an alten Begriffen festhalten, wenn sich ein neuer, glitzernder Begriff wie „Fehlinformation“ viel besser für die Agenda der Eliten eignet?

Schwab und seine Mitstreiter, diese nicht gewählten, informellen Gruppen globaler Eliten, sehen sich in der Rolle der Aufklärer und Hüter der Wahrheit. Wie eine moderne Inquisition, die durch das digitale Zeitalter zieht, scheinen sie in der Lage zu sein, die Massen zu führen, zu formen und zu zähmen, während sie die vermeintlichen Häretiker der Fehlinformation in den digitalen Kerker verweisen.

Der Weltwirtschaftsforum als prophetisches Orakel

Die Welt hat Schwab oft auf eine Weise beobachtet, die einer düsteren Science-Fiction-Erzählung ähnelt: Eine geheime Gesellschaft, die an runden Tischen mit Hochglanz-Ausstattung und polierten Reden die Geschicke der Menschheit lenkt. Ist es nicht faszinierend, dass wir in einer Zeit leben, in der Trends und Ereignisse wie das Zitat eines alten Films scheinen? „Ich sehe Tote“, könnte man sagen, aber nicht nur das. Man könnte auch sagen: „Ich sehe Fehlinformationen“.

In der jüngsten Ausgabe seines Berichts beklagt Schwab den Anstieg dieser mysteriösen Fehlinformationen. Plötzlich ist das Phänomen, das alle Online-Diskurse durchdringt, zum bevorzugten Feindbild der Elite geworden. Aber was genau versteht man unter „Fehlinformation“? Schwab selbst hat die Antwort: Das ist alles, was nicht mit dem Mainstream-Narrativ übereinstimmt, welches von den Eliten gepflegt wird. Damit ist klar, dass Schwab nicht einfach nur einen Trend beobachtet, sondern vielmehr einen Kampf um die Deutungshoheit anführt.

Ein Hoch auf die Zensur

Natürlich kann man Schwabs Aufruf zur „globalen Zusammenarbeit“ auch als euphemistische Umschreibung für das bezeichnen, was wir in den letzten Jahren zunehmend beobachten: die Zensur von abweichenden Meinungen durch das, was er als „Unternehmen“ und „Zivilgesellschaft“ bezeichnet. Man könnte fast meinen, Schwab habe das Zauberwort „Zensur“ durch „Kollaboration“ ersetzt, um die Menschen zu beruhigen und sie glauben zu lassen, dass es sich um einen Akt des Guten handelt.

In diesem Kontext wird es besonders schräg, wenn man darüber nachdenkt, dass die Akteure, die als „Zivilgesellschaft“ bezeichnet werden, oft Faktenprüfer und Organisationen sind, die sich als Wohltäter und Hüter der Wahrheit präsentieren. Es ist fast so, als ob man den Wolf in das Schafshaus eingeladen hat und ihn dabei beobachtet, wie er über die Rechte der Schafe diskutiert. Die „Zusammenarbeit“ wird so zum Deckmantel für das, was tatsächlich eine systematische Unterdrückung der Meinungsfreiheit darstellt.

Ein Jahrmarkt der utopischen Ideen

Im WEF-Jahresbericht 2023-2024 wird das Bild eines sich wandelnden Systems skizziert, das Schwab und seine Gefolgsleute als unvermeidlich darstellen. „Transformativen Veränderungen“ sind im Anmarsch – und das ist nicht nur ein netter Begriff für das, was auch als „Chaos“ bezeichnet werden könnte. Schwab spricht von einem „Scheitelpunkt eines tiefgreifenden Systemwandels“, und wenn das nicht nach einer Einladung zur globalen Umgestaltung klingt, weiß ich nicht, was sonst noch einladend wäre.

Natürlich ist die Idee, dass gesellschaftliche Polarisierung und Fehlinformationen direkt miteinander verbunden sind, nicht neu. Aber in Schwabs Analyse wird die Polarisierung schnell zum Schreckgespenst, das durch das Bedürfnis nach Bestätigung der eigenen Identität genährt wird. In einem Augenblick, in dem man das Gefühl hat, dass die Welt auf dem Kopf steht, stellt sich die Frage: Wer wird hier eigentlich wessen Identität bestätigen?

Kaffeekränzchen mit dem Feind

Schwab schlägt vor, dass wir „integrative Dialoge“ führen sollten, um ein „gegenseitiges Verständnis“ zu fördern. Ah, der integrative Dialog! Wie er klingt wie der letzte Versuch, den unterdrückten Diskurs zu retten, der sich hinter gut gemeinten Phrasen verbirgt. In einer Welt, in der jeder eine Meinung hat und die „Fehlinformation“ den Großteil des Internets durchdringt, wäre ein Kaffeekränzchen mit der rechtsextremen Ecke möglicherweise genau das, was wir brauchen. „Kommen Sie, setzen Sie sich! Lassen Sie uns über Ihre Vorurteile plaudern!“

Die Vorstellung, dass unterschiedliche Ansichten und Identitäten „harmonisch koexistieren“ könnten, wirkt fast schon wie ein schallendes Gelächter in einem leeren Raum. Ja, ich kann mir das sehr gut vorstellen: Die Antifa und die AfD sitzen bei einem Stück Kuchen zusammen und diskutieren über den Klimawandel, während die Menge mit Sekt anstößt. Vielleicht ist das das Geheimrezept für den Weltfrieden: Die Menschen miteinander reden lassen, während die Welt um sie herum in Flammen steht.

Der Feind in der Information

Schwab redet von der Notwendigkeit, „schädliche Informationen“ zu bekämpfen. Aber wer definiert, was schädlich ist? In einer Welt, in der die Wahrheit oft als das angesehen wird, was den eigenen Überzeugungen am nächsten kommt, wird das Streben nach einer universellen Wahrheit zum gefährlichen Spiel. Die Einteilung von Informationen in „richtig“ und „falsch“ wird zur Auflage, die die Elite zur Hand hat, um die Massen zu kontrollieren.

Was passiert, wenn wir in die gefährlichen Gewässer der Zensur eintauchen? Man könnte sagen, dass wir einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, bei dem alles, was nicht im Einklang mit dem herrschenden Narrativ steht, als „Fehlinformation“ abgekanzelt wird. Schwab und seine elitären Komplizen stellen sich als die wahren Hüter der Freiheit dar, während sie in Wirklichkeit die Fesseln anlegen, um jegliche abweichende Meinung zu unterdrücken. Ist es nicht ironisch, dass die Verfechter der Zusammenarbeit oft die Ersten sind, die den Dialog absichtlich im Keim ersticken?

Schwab und die Illusion der Wahrheit

Am Ende bleibt Klaus Schwab als eine schillernde Figur in einem Theaterstück, das so absurd ist, dass selbst die besten Komödien der Welt verblassen. Während er unermüdlich die Trommel für die „globale Zusammenarbeit“ schlägt, bleibt die Frage: Für wen wird hier tatsächlich zusammengearbeitet? Ist es für die Menschheit oder nur für eine privilegierte Elite, die sich um ihre eigenen Interessen dreht?

In einem Zeitalter, in dem die Informationen in einem ständigen Fluss sind und die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verschwommen sind, wird Schwabs Aufruf zur Zusammenarbeit immer mehr zu einem Aufruf zur Uniformität. Die Illusion von globaler Zusammenarbeit wird zur besten Maske für das, was wir als „Kollektivismus der Meinungen“ bezeichnen könnten. Und während die Welt sich dreht und die Debatten entglitten, fragen wir uns, wo die Wahrheit eigentlich hingekommen ist. Es scheint, dass sie, genau wie die Fehlinformationen, auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist.

Quellen und weiterführende Links

  1. Schwab, Klaus. The Fourth Industrial Revolution. Crown Business, 2017.
  2. World Economic Forum. Global Risks Report 2023. World Economic Forum.
  3. Castells, Manuel. Communication Power. Oxford University Press, 2009.
  4. Zuboff, Shoshana. The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. PublicAffairs, 2019.
  5. Klein, Naomi. This Changes Everything: Capitalism vs. the Climate. Simon & Schuster, 2014.

In der kritischen Auseinandersetzung mit Schwabs Forderungen und dem sich ständig wandelnden Diskurs über Informationen und Zensur bleibt der Leser gefordert, sich nicht nur auf die Narrative der Macht zu verlassen, sondern auch die eigene Stimme in die Debatte einzubringen.

Der Totalitarismus der Mitte

Das Biedermann-Prinzip – Ein aufklärerischer Albtraum

Der Begriff „Totalitarismus“ ruft Bilder von brutalen Diktatoren, Überwachung und dem Streben nach absoluter Kontrolle hervor. Doch was, wenn ich Ihnen sage, dass der wahre Totalitarismus nicht in den düsteren Hallen des Führerbunkers oder im kremllichen Politbüro zu finden ist, sondern in den Wohnzimmern der Mitte? Der „Totalitarismus der Mitte“ – ein Begriff, der wie ein frischer Wind in die verstaubte Debattenlandschaft bläst – ist eine subtile, oft ignorierte Form der Unterdrückung, die sich hinter einem Schleier aus Toleranz, Mäßigung und politischer Korrektheit versteckt.

In der Mitte der Gesellschaft, wo man sich dem guten alten Biedermann-Prinzip verschrieben hat, wird nicht mit offenem Visier gekämpft, sondern mit einem Zynismus, der ebenso unsichtbar wie verheerend ist. Die Elite der Mäßigung hat die Kontrolle über die Diskurse übernommen und versucht, alles, was sich außerhalb der Norm bewegt, mit einem Verweis auf die „Wohlfahrt der Gesellschaft“ zurückzudrängen. Willkommen in der neuen Weltordnung, in der jeder, der es wagt, die goldene Mitte zu hinterfragen, sofort als Extremist oder gar als Bedrohung der sozialen Harmonie gebrandmarkt wird.

Die Mäßigung als Waffenarsenal

Das Interessante am Totalitarismus der Mitte ist, dass er sich nicht auf die düsteren Taktiken der alten Schule stützt, sondern auf eine vermeintlich harmlose Mäßigung. In einer Zeit, in der Polarität als Zeichen von Unvernunft gilt, ist es geradezu unverzeihlich, eine Meinung zu haben, die vom mainstream-akzeptierten Narrativ abweicht. Wer sich traut, die Position der „Mitte“ zu hinterfragen, wird als unsozial und rücksichtslos geächtet. Die wahre Waffe dieser neuen totalitären Ordnung ist das „Wir-sind-alle-einer-Familie“-Mantra, das nicht nur als Aufruf zur Einheit, sondern auch als Unterdrückung jeglicher abweichenden Meinungen fungiert.

Die Slogan-Jäger der Mäßigung haben die Fähigkeit, selbst die radikalsten Ideen in ein schickes Gewand zu kleiden. Wenn ein Gruppenselbsthilfeverein für alle möglichen Arten von Randgruppen sich trifft, ist das völlig in Ordnung. Aber wehe dem, der die Frage aufwirft, ob es nicht an der Zeit sei, das eigene Paradigma zu hinterfragen. Die Antwort? Ein kollektives Starren, das so kalt ist, dass man meinen könnte, der Winter sei in die soziale Interaktion eingezogen.

Die schleichende Überwachung: Andersdenkende in der sozialen Matrix

Der Totalitarismus der Mitte zeigt sich nicht nur in der sozialen Akzeptanz von Mäßigung, sondern auch in der schleichenden Überwachung von Meinungen und Verhaltensweisen. In der politischen Diskussion wird nicht mehr argumentiert, sondern verurteilt. Der soziale Medien-Zirkus, der sich um das „richtige“ Denken und Handeln dreht, hat das radikale Potenzial der Kritik in einen Katalog von gebräuchlichen Floskeln verwandelt. Hier wird der Andersdenkende nicht mehr als Widersacher, sondern als Feind der Gesellschaft gebrandmarkt.

Erinnern Sie sich an die berühmte Aussage von George Orwell, dass „alle Tiere gleich sind, aber einige Tiere gleicher als andere sind“? Im Totalitarismus der Mitte haben wir nun eine erweiterte Version: „Alle Meinungen sind gleich, aber einige Meinungen sind unteilbar.“ Das bedeutet, dass die Freiheit der Rede nicht für alle gilt, sondern nur für diejenigen, die sich in das narratives Rahmenwerk der Mäßigung einfügen.

Der neue Moralismus: Das Erbe der Aufklärung

Im Totalitarismus der Mitte wird der neue Moralismus als das Vermächtnis der Aufklärung gefeiert. Die Idee, dass es eine objektive Wahrheit gibt, die allen zugänglich ist, hat sich in eine überhebliche Selbstgerechtigkeit verwandelt. Diese Selbstgerechtigkeit findet ihren Ausdruck in der ständigen Selbstüberwachung der eigenen Meinung – um ja nicht in den Verdacht zu geraten, nicht zur „guten Seite“ zu gehören. Hier wird die Aufklärung zur moralischen Keule, mit der Andersdenkende geköpft werden, während sich die „aufgeklärte Mitte“ in ihrem eigenen vermeintlichen Licht sonnt.

Die Gefahr des neuen Moralismus ist die schleichende Erosion des kritischen Denkens. Im Zeitalter des Totalitarismus der Mitte wird die Fähigkeit, zu hinterfragen und zu kritisieren, als unhöflich oder sogar als inakzeptabel empfunden. Es ist, als würde der Geist der Aufklärung, der einst die Fesseln der Ignoranz sprengte, in eine dogmatische Ideologie verwandelt, die jeglichen Dissens mit einem verächtlichen Huster quittiert.

Der Verlust der Individualität: Ein Gleichheitsideal mit Kehrseite

In dieser Welt der Mäßigung und des neuen Moralismus wird der Verlust der Individualität zu einem tragischen Nebeneffekt des kollektiven Glücks. Die Forderung nach Gleichheit wird nicht mehr als Mittel zur Befreiung, sondern als Zwang zur Konformität verstanden. Der Druck, sich anzupassen und die „richtige“ Meinung zu haben, nimmt ungeahnte Dimensionen an. Plötzlich werden Kreativität und Individualität als potenzielle Bedrohungen wahrgenommen, die das fragile Gefüge der gesellschaftlichen Harmonie gefährden könnten.

So wird die ehemals glorreiche Idee der Gleichheit, die in der Aufklärung ihren Ursprung fand, zum Deckmantel für die Unterdrückung der Einzigartigkeit. Die Paradoxie ist offensichtlich: Wir streben nach einer Welt, in der jeder gleich ist, aber in der jeder gleichförmig ist. Der Totalitarismus der Mitte hat es geschafft, Individualität und Kreativität in einen Käfig aus Angst und Konformität zu stecken.

Fazit: Ein Aufruf zur Ungehemmtheit

Die Herausforderung, der wir uns gegenübersehen, ist es, den Totalitarismus der Mitte zu erkennen und ihm entgegenzutreten. Wir müssen den Mut finden, in der Mäßigung zu stören und die Stimmen der Andersdenkenden zu hören. Der Schlüssel zur Freiheit liegt in der Ungehemmtheit, dem Aufbrechen der Normen und der Bereitschaft, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Denn in einer Welt, die sich dem Totalitarismus der Mitte unterwirft, ist es nicht die Meinung der anderen, die uns in Gefahr bringt, sondern unsere eigene Unfähigkeit, die starren Grenzen der Mäßigung zu überschreiten.

Lassen Sie uns den ersten Schritt wagen: Lassen Sie uns die Gewissheiten der Mitte hinterfragen und den Dialog suchen, der uns von der starren Ideologie befreit. Denn der wahre Totalitarismus ist nicht das, was wir in den Geschichtsbüchern lesen, sondern das, was sich in unserem täglichen Leben manifestiert und uns in einen Zustand der Passivität zwingt.

Quellen und weiterführende Links

  1. Orwell, George. 1984. Secker and Warburg, 1949.
  2. Arendt, Hannah. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Piper, 1951.
  3. Horkheimer, Max, und Theodor W. Adorno. Dialektik der Aufklärung. Fischer Verlag, 1947.
  4. Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1977.
  5. Bauman, Zygmunt. Modernity and the Holocaust. Cornell University Press, 1989.

In dieser Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus der Mitte liegt nicht nur die Chance zur Befreiung, sondern auch der Aufruf, selbst aktiv zu werden und gegen die leisen Stimmen der Unterdrückung anzukämpfen.

Der unfreiwillige Rekrut

Die Ukraine als Spielball einer geopolitischen Farce

„Die erste Lüge, die im Krieg stirbt, ist die Vernunft.“ – Berthold Brecht, oder war es jemand anders? Egal, es klingt schlau und passt.

Eine PR-Show statt Politik

Es war einmal, in den goldenen Zeiten der Diplomatie, da galt es als Tugend, Konflikte durch Verhandlungen zu lösen, Brücken zu bauen und im Idealfall Krieg zu verhindern. Doch diese Zeiten liegen hinter uns. Der Ukraine-Konflikt, oder wie man ihn besser nennen sollte: das gegenwärtige geopolitische Schachspiel zwischen dem Westen und Russland, hat die einst so hochgehaltenen Werte der Diplomatie zu obszönen Karikaturen ihrer selbst werden lassen. Frieden? Ein Schimpfwort. Verhandlungen? Nur etwas für Schwächlinge und Utopisten. Heute regiert die Logik der Eskalation, des Wettrüstens und der „Wir gegen die“. Ein Krieg ist keine Katastrophe mehr – es ist eine Show.

Ja, wir befinden uns in einer Welt, in der Staatsmänner und Staatsfrauen nicht mehr verhandeln, sondern PR-Strategien entwickeln. Diplomatie wurde durch Twitter-Statements und TikTok-Clips ersetzt, und die Ukraine spielt unfreiwillig die Hauptrolle in diesem absurden Theater. Von Verhandlungen keine Spur – denn Frieden verkauft sich schlecht. Krieg dagegen, das wissen die PR-Strategen, bringt Einschaltquoten. Man fragt sich fast, wann Netflix die erste Serie „Ukraine: Staffel 2“ produziert.

Die Ukraine als geopolitische Bühne

Die Ukraine, ein Land von strategischer Bedeutung, ist dabei nicht mehr als eine Bühne, auf der ein längst geschriebener Plot aufgeführt wird. Worum geht’s? Ganz einfach: Russland muss zerschlagen werden, idealerweise in so viele kleine Teile, dass sie dann alle hübsch bequem verwaltet werden können – versteht sich von selbst, dass dies natürlich im besten Interesse der „freien Welt“ geschieht. Eine Art moderner Kolonialismus, bei dem man das Wort „Eroberung“ durch „Demokratieexport“ ersetzt. Und wer wird für dieses noble Ziel in die Pflicht genommen? Natürlich die Ukraine, der unfreiwillige Rekrut in einem Krieg, der längst nicht mehr ihr eigener ist.

Denn, seien wir ehrlich, für den Westen geht es nicht darum, die Ukraine zu retten. Es geht darum, Russland zu brechen. Was dabei mit der Ukraine passiert? Kollateralschäden. Wie sagte einst ein hochrangiger Politiker: „Man muss manchmal ein Ei zerschlagen, um ein Omelett zu machen.“ Blöd nur, wenn das Ei nicht gefragt wurde, ob es ein Omelett werden möchte. Die Ukraine wird in dieser Farce nicht als eigenständiger Akteur gesehen, sondern als nützlicher Idiot, als Werkzeug, das man nach Belieben formt und opfert, solange es der großen Erzählung dient.

Frieden: Ein Schimpfwort

Während in den 90ern noch verhandelt wurde, als hinge die Zukunft der Menschheit davon ab, ist heute jede Diskussion über Frieden gleichbedeutend mit Verrat. Verhandlungen sind für Idealisten und Weicheier. Der moderne Politiker, so scheint es, muss hart sein – unnachgiebig, kompromisslos und bereit, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen. Denn, Frieden ist nicht mehr Teil der westlichen Erzählung. Der „gute Krieg“ gegen den bösen Aggressor, das ist das Narrativ, das sich verkaufen lässt. Die Ukraine? Ein Bauernopfer, ein Symbol für die Freiheit, das sich in der westlichen PR-Maschine wunderbar in goldene Bilder pressen lässt.

Das Wort „Verhandlung“ wird fast schon reflexartig mit Begriffen wie „Appeasement“ oder „Kapitulantentum“ verknüpft. Wer es wagt, auch nur die Möglichkeit von Gesprächen mit Russland in Betracht zu ziehen, wird öffentlich angeprangert und als naiver Träumer verachtet. Frieden ist zu einer Gefahr geworden. Schließlich könnten dabei Fragen aufkommen, auf die niemand eine Antwort hat: Was, wenn Russland gar nicht so einfach zerschlagen werden kann? Was, wenn die Ukraine am Ende gar nicht als westlicher Musterschüler dasteht? Nein, solche Gedanken sind unerwünscht. Lieber eine Ukraine in Trümmern als eine Ukraine in Verhandlungen.

Die große Lüge

Es ist ja fast rührend, mit welcher Inbrunst die westlichen Politiker und Medien uns glauben machen wollen, dass es in diesem Krieg um die Verteidigung der Demokratie geht. Die Ukraine sei der Bollwerk gegen die dunklen Mächte des autoritären Ostens, heißt es. Doch wie ernst kann man das nehmen, wenn man weiß, dass die Ukraine von denselben Kräften, die angeblich ihre Freiheit verteidigen, zu einem Werkzeug in einem geopolitischen Machtspiel degradiert wurde?

Die Realität sieht anders aus. Es geht nicht um Demokratie, Freiheit oder Menschenrechte – es geht um Macht. Um Kontrolle. Die Ukraine ist Mittel zum Zweck, ein Schlachtfeld in einem viel größeren Krieg, der weit über ihre Grenzen hinausgeht. Wer sich die Mühe macht, einmal hinter die PR-Fassade zu blicken, wird schnell merken: Hier wird kein Krieg der Freiheit geführt, sondern ein Kampf um Einflusszonen, Ressourcen und geopolitische Dominanz. Russland muss aufgeteilt werden – das ist das Ziel. Denn nur so kann der Westen sicherstellen, dass der größte Konkurrent auf der globalen Bühne nachhaltig geschwächt ist.

Das Ende der Diplomatie

In dieser neuen Weltordnung hat Diplomatie ausgedient. Sie ist zu einer PR-Show verkommen, in der die großen Reden gehalten werden, während im Hintergrund längst die Fäden gezogen werden, die das nächste Blutvergießen einleiten. Verhandlungen sind altmodisch, sie gehören in die Mottenkiste der Geschichte. Der moderne Krieg ist eine Frage der Inszenierung – und was sich besser verkaufen lässt als blutige Schlachten und heroische Kämpfer in den Ruinen ihrer Heimat, weiß kaum jemand besser als die heutigen Machthaber.

Wer Frieden fordert, wird verlacht. Wer auf Diplomatie setzt, wird ignoriert. Wer wagt, den Krieg zu hinterfragen, wird als Verräter abgestempelt. Das ist die bittere Realität einer Welt, in der der Ukrainekrieg nur der Auftakt zu einer viel größeren Eskalation ist. Die Ukraine, gefangen in einem Konflikt, den sie sich nie ausgesucht hat, bleibt dabei auf der Strecke. Sie ist der tragische Held in einem Stück, das von anderen geschrieben wurde. Aber wer interessiert sich schon für tragische Helden? Schließlich verkaufen sich die Anti-Helden besser.

Ein trauriges Theaterstück ohne Happy End

Und so sitzen wir hier, Popcorn in der Hand, und schauen zu, wie die Ukraine, unfreiwillig und doch mit großer Fanfare, als Märtyrer für die westliche Sache geopfert wird. Die große Frage ist nicht mehr, wann dieser Krieg endet, sondern wann das nächste Kapitel der Eskalation beginnt. Das Ziel ist klar: Russland soll zerschlagen werden, und die Ukraine? Die wird das nicht überleben – zumindest nicht als das Land, das sie einst war. Am Ende wird es kein Happy End geben, nur den nächsten Krieg, den nächsten „Rekruten“, den man ins Feld schickt.

Und während die PR-Maschinerie weiter läuft und uns Geschichten über Freiheit und Demokratie verkauft, bleibt die Wahrheit unausgesprochen: Dies ist kein Krieg der Ukraine gegen Russland. Dies ist ein Krieg des Westens gegen Russland, in dem die Ukraine die Rolle des Zwangsrekruten übernommen hat – ohne die Möglichkeit, nein zu sagen.


Weiterführende Quellen und Links:

  1. Chomsky, Noam: „Hegemony or Survival: America’s Quest for Global Dominance“
  2. Mearsheimer, John: „The Tragedy of Great Power Politics“
  3. „Der Ukraine-Konflikt und die Rolle des Westens“ – Artikel auf telepolis.de
  4. Friedensgutachten 2023 – Bericht der „Forschungsgruppe Friedens- und Konfliktforschung“
  5. Luttwak, Edward: „Strategy: The Logic of War and Peace“

Der Aufbruch in die Zukunft oder der Rückfall in die Diktatur

Der neue Weg der CDU – Über den Wolken

Deutschland steht einmal mehr im Blickfeld der politischen Kontroversen. Während das Land noch darüber spekuliert, wie tief die Verstrickungen der AfD mit dem „Reich der Mitte“ wirklich sind, hat die CDU in Thüringen bereits den ersten Schritt in eine aufregende Zukunft unternommen. Führt uns dieser Weg zum Ende der Freiheit oder ins goldene Zeitalter der Kontrolle? CDU-Chef Mario Voigt, ein Mann, der für seine schier unerschöpflichen Ideen bekannt ist, hat sich dazu entschlossen, das bewährte System der Sozialpunkte aus China zu adaptieren – als ob wir es hier mit einem guten alten China-Urlaub und nicht mit einer autoritären Dystopie zu tun hätten.

Voigts Pläne sind so futuristisch wie beunruhigend. Klarnamenpflicht im Internet, Social-Media-Lizenzen für jeden Nutzer – wir befinden uns auf der Überholspur zum digitalen Überwachungsstaat. Und während sich die Leute noch mit dem neuen WhatsApp-Update beschäftigen, plant die CDU, den Bürgern das Recht auf Meinungsäußerung gleich ganz zu entziehen. Es scheint, als wäre die geistige Übernahme von Diktatoren, die eine detaillierte Aufzeichnung der Lebensweise ihrer Untertanen forderten, das neue politische Ideal.

Ein Begriff ohne Grenzen

Der Begriff des „Gefährders“ ist in diesem Kontext besonders schillernd. Im Grunde genommen handelt es sich um ein Etikett, das niemanden wirklich anspricht, aber jeder fürchten muss. In der Welt der deutschen Bürokratie ist „Gefährder“ ein luftiger Begriff, der einerseits mit Besorgnis behaftet ist und andererseits zu einer absurde Dehnungsübung mutiert, bei der jedermann zum potenziellen Verdächtigen wird.

Die Frage, die sich aufdrängt, ist, wie die Behörden die Grenze zwischen einem „normalen“ Bürger und einem „Gefährder“ ziehen wollen. Derart dehnbar wie der Begriff „Hassrede“ ist auch dieser Begriff ein Paradebeispiel für das Spiel mit der Sprache, das die CDU in Thüringen offenbar als ihre neue Geheimwaffe entdeckt hat. In einem Land, in dem politische Korrektheit oft als neue Staatsdoktrin ausgegeben wird, ist der Überwachungsstaat nicht mehr weit – es ist der perfekte Sturm, der sich über die Meinungsfreiheit zusammenbraut.

Wer hat Angst vor der eigenen Meinung

Die Klarnamenpflicht ist das nächste große Projekt auf Voigts Agenda. In der Vorstellung des Thüringer CDU-Chefs wird jeder Internetnutzer gezwungen, seinen echten Namen in sozialen Medien anzugeben. Ein genialer Schachzug, um das „Hassverhalten“ zu unterbinden, denn wenn Menschen ihren echten Namen verwenden, werden sie sich sicherlich dreimal überlegen, ob sie die letzten Aufreger des Tages kommentieren.

Aber kann es wirklich der Ernst der CDU sein, dass Menschen aus Angst vor Konsequenzen ihre Meinung im Internet zurückhalten? In einer Welt, in der Memes und Tweets den Puls der Zeit messen, ist eine Klarnamenpflicht nicht nur eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern auch der Tod der Internet-Kultur, die durch Anonymität und Kreativität geprägt ist. Es ist fast so, als würde man die Umkleidekabinen im Fitnessstudio abreißen, um die „Scham“ vor dem Nacktsein zu verringern.

Der Weg zur digitalen Lizenzierung des Denkens

Doch damit nicht genug – Voigt denkt groß und plant „verwirkbare Social-Media-Lizenzen für jeden Nutzer“. Um Himmels willen, die Idee hat das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir das Internet nutzen! Jeder Bürger, der online interagieren möchte, benötigt eine Lizenz, die natürlich nach strengen Kriterien vergeben wird. Vielleicht müssen die Antragsteller sogar einen kleinen Test ablegen, um nachzuweisen, dass sie die politische Rhetorik der CDU nicht nur verstehen, sondern auch lebhaft unterstützen können.

Der Gedanke, dass Menschen, die sich im Internet äußern möchten, eine Lizenz brauchen, ist der Inbegriff des autoritären Traums. Der Staat, der darüber entscheidet, wer auf sozialen Medien sprechen darf und wer nicht, ist der direkte Weg in ein politisches Überwachungsregime. Und sollten diese Lizenzen für „Gefährder“ etwa nicht vergeben werden, steht die nächste Frage im Raum: Wer entscheidet, was ein „Gefährder“ ist, und wie viele Lizenzanträge würden in einem Land voller „Schutzsuchender“ noch genehmigt?

Die digitalen Augen des Staates

Das klingt alles wie ein schlechter Science-Fiction-Film, doch der Gedanke, dass jeder Raum mit Kameras und Bewegungsmeldern ausgestattet wird, könnte bald Realität werden. In einer Welt, in der das Aufzeichnen sämtlicher Telefongespräche als normal angesehen wird, während diese Gespräche in Echtzeit auf „staatsgefährdende“ Schlüsselwörter überprüft werden, könnte die Überwachung des Alltags als neueste Sportart des Staates fungieren.

Die Vorstellung, dass eine Art von Orwell’scher Realität in Deutschland Einzug hält, während wir noch immer über die Vorzüge der „Meinungsfreiheit“ philosophieren, ist nicht nur beunruhigend, sondern geradezu grotesk. Die Aufhebung des Briefgeheimnisses und die digitale Überwachung unserer Kommunikation könnten uns in eine neue Ära der staatlichen Kontrolle führen, in der jeder Schritt, jedes Wort und jeder Gedanke verfolgt und katalogisiert wird.

Toten Diktatoren zu Füßen

Es ist schwer, sich nicht vorzustellen, wie die längst verstorbenen Diktatoren vor Freude im Grabe tanzen, während ihre geistigen Nachfolger im Osten Deutschlands munter weiter ihre Methoden anpassen. Wenn die CDU Thüringen die Ideen von Stalin, Mao und Co. für ihre politische Agenda ausgräbt, dann könnte man auch gleich ein neues „Diktatoren-Café“ eröffnen, in dem wir bei einem Stück Kuchen über die besten Praktiken der Überwachung diskutieren.

Was wird als Nächstes kommen? Vorschriften für das Tragen von GPS-Trackern, um sicherzustellen, dass wir uns an die „gesellschaftlichen Normen“ halten? Eine staatliche App, die unsere Gedanken und Gefühle in Echtzeit überwacht, um sofort eingreifen zu können, falls wir mit dem „Wahrheitsnarrativ“ der CDU in Konflikt geraten? Es ist nicht mehr weit hergeholt – die Möglichkeiten sind endlos und der gesellschaftliche Abgrund scheint unendlich tief.

Ein autoritärer Traum oder der Niedergang der Zivilgesellschaft

Wenn wir uns die Bestrebungen von Mario Voigt und der CDU Thüringen anschauen, könnten wir uns fragen, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind. Es gibt keinen Zweifel, dass die Pläne zur Einführung eines Social-Point-Systems aus China nicht nur das Gesicht der Demokratie in Deutschland verändern, sondern auch die Grundpfeiler der Zivilgesellschaft ins Wanken bringen könnten.

Die Frage bleibt, ob es einen Widerstand gegen diese autoritären Tendenzen geben wird oder ob die Bürger derart desillusioniert sind, dass sie sich mit einem Nicken in die neue Realität fügen. Wenn der politische Diskurs auf das Niveau von „Gefährder“-Einstufungen sinkt, könnten wir am Ende alle zu „stummen Zeugen“ einer grotesken Farce werden.

Quellen und weiterführende Links

  1. Jansen, Thomas. Überwachung im digitalen Zeitalter: Die neue Kontrolle. Springer, 2021.
  2. Nida-Rümelin, Julian. Das Ende der Freiheit? Über die Gefahren des Überwachungsstaates. C.H. Beck, 2022.
  3. Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1977.
  4. Zuboff, Shoshana. The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. PublicAffairs, 2019.
  5. Barlow, John Perry. A Declaration of the Independence of Cyberspace. 1996.

Diese düstere Zukunft ist nicht das, was wir uns für Deutschland wünschen sollten. Stattdessen müssen wir darauf bestehen, dass die Grundrechte und die Freiheit des Individuums nicht nur leere Worte auf Papier sind, sondern die essenziellen Säulen unserer Gesellschaft darstellen. Denn nur so können wir die Geister der Vergangenheit hinter uns lassen und in eine demokratische Zukunft blicken.

Der Kartoffel-Mensch

Aus dem Leben eines Kartoffel-Menschen im besten Deutschland aller Zeiten

Es war einmal in einem Land, das sich rühmt, das beste aller Zeiten zu sein – politisch korrekt, klimabewusst, stets bemüht um die Gleichstellung aller und dabei so hypermoralisch, dass selbst Kant rot anlaufen würde vor Scham. Doch mitten in diesem Garten Eden der Tugendhaftigkeit lebt ein seltsames Wesen, dessen Existenz immer mehr zum Rätsel wird: der Kartoffel-Mensch. Dieses unauffällige Geschöpf, das in der Hochblüte seiner Post-Moderne irgendwie immer noch nach Kohl und Klöße riecht, steht plötzlich im Zentrum eines kulturellen Spektakels, das es in sich hat. Ein Drama in mehreren Akten, eine Tragikomödie epischen Ausmaßes. Wer ist dieser Kartoffel-Mensch? Was hat er verbrochen? Oder ist es vielleicht gerade sein Unvermögen, wirklich „verbrechen“ zu können, das ihn so gefährlich macht?

Die Tragik des blassen Teints

Der Kartoffel-Mensch – eine Kreatur, die man leicht an ihrer blassen Haut und ihrem tief verwurzelten Hang zur Ordnung erkennt. Schon dieser Teint allein ist seine erste Sünde im besten Deutschland aller Zeiten. Die Tatsache, dass er sich weigert, einen gesunden Sommerbronzeton anzunehmen, wird ihm mittlerweile fast genauso übelgenommen wie seine altbackenen Essgewohnheiten. Bratkartoffeln mit Speck? Bitte, wer isst sowas noch, wo doch Quinoa-Bowls und Avocado-Toast das Frühstück der Wahl für die Generation „Selfcare“ sind? Man muss sich fragen, ob der Kartoffel-Mensch nicht längst ein Relikt vergangener Tage ist – ein schaler, unbequemer Zeuge der Zeit, in der Deutschland noch nicht global, offen und divers genug war, um endlich modern zu sein.

Die Gesellschaft schaut ihn mit leicht angewidertem Mitleid an, während er sich morgens sein Wurstbrot schmiert. „Wurst? In Zeiten von pflanzlichen Alternativen?“ Die moralische Entrüstung, die in den Augen der woke Avantgarde aufblitzt, ist unübersehbar. Veganer, die für den Klimaschutz auf die Barrikaden gehen, während sie nonchalant im SUV zur Fridays for Future-Demo rollen, machen dem Kartoffel-Menschen klar, dass seine bloße Existenz ein Affront gegen die neue Ordnung ist. Schlimmer noch: Sein Verbrechen ist die Passivität. Denn in einer Welt, die sich rasant verändert, ist Stehenbleiben gleichbedeutend mit Rückschritt.

Wenn Dialekt zur Gewalt wird

In der Schule seiner Kinder wird der Kartoffel-Mensch zunehmend zum Fremden im eigenen Land. Plötzlich sind es Begriffe wie „white privilege“, „toxische Männlichkeit“ und „Dekolonialisierung“, die im Schulunterricht zur Sprache kommen. Der Kartoffel-Mensch starrt auf die Schulhefte seines Sohnes und sucht vergeblich nach den „alten, bewährten Werten“. Stattdessen wird ihm klar, dass sein Deutsch – geprägt von Dialekt und Umgangssprache – zur Makel geworden ist. In einer Welt, die sich sprachlich um „sensible Formulierungen“ windet wie ein Aal, hat seine alte Kartoffelsprache keinen Platz mehr. Sätze wie „Na, wie geht’s?“ gelten nun als übergriffig. Wer fragt schon nach Befindlichkeiten, wenn er nicht vorher eine Erklärung über die kulturelle Herkunft der Gesprächspartner einholt?

Und da ist er nun, der Kartoffel-Mensch, gefangen in seinem eigenen Land, unfähig, die neue Sprache der Erlösung zu sprechen. Die ironische Erkenntnis: Der Kartoffel-Mensch, der in seiner Naivität dachte, er sei der Norm, das Zentrum, der Durchschnitt – wird zunehmend marginalisiert. Ein echter Exot im Deutschland der Hyper-Inklusion. Es stellt sich die Frage, ob er je Teil der „vielen Geschichten“ war, die heute endlich erzählt werden dürfen, oder ob er einfach nur die langweilige, zu oft wiederholte Anekdote der Geschichte ist, die keiner mehr hören will.

Auf der Flucht vor dem eigenen Privileg

In einer Welt, die von struktureller Ungerechtigkeit und historischem Unrecht durchzogen ist, ist der Kartoffel-Mensch per Definition schuldig. Er gehört zur Tätergruppe – so viel steht fest. Aber wofür genau? Gute Frage. Es ist eben dieses diffuse Gefühl der Schuld, das ihn umhüllt wie ein unheilvolles Nebelmeer. Sein größtes Verbrechen? Die Tatsache, dass er nichts dafür getan hat, die Welt zu retten. Er trägt keine politischen Sticker auf seiner Jutetasche, er hat sich noch nie an eine Straßenkreuzung geklebt, um gegen den Klimawandel zu demonstrieren, und er lebt immer noch in einer Eigentumswohnung, deren Quadratmeterzahl ihm das Kainsmal der Gentrifizierung einbringt.

Ja, der Kartoffel-Mensch ist schuldig – und zwar nicht nur individuell, sondern systemisch. Ihm gehört dieses Land, er hat es geerbt. Ein Privileg, das er weder verdient noch jemals infrage gestellt hat. Sein Privileg ist seine Bürde. Jeden Tag, an dem er durch die Straßen geht, prallen die Mikroaggressionen der Realität auf ihn zurück. Ein böser Blick im Bus, weil er nicht energisch genug für „Climate Justice“ gestimmt hat. Eine empörte Reaktion an der Supermarktkasse, weil er Milch statt Haferdrink kauft. Seine bloße Existenz ist ein ständiger Vorwurf.

Das Integrationsdebakel

Während die Welt immer neue Anstrengungen unternimmt, Migranten zu integrieren, merkt der Kartoffel-Mensch, dass er selbst derjenige ist, der sich anpassen muss. In den städtischen Verwaltungsbüros, wo einst seine Eltern ihre Steuererklärungen in tristem Grau ablieferten, weht heute ein frischer Wind der Diversität. Multikulti ist das neue Mantra, und der Kartoffel-Mensch steht davor wie ein archaisches Fossil. Ein 1-Euro-Schein, der inmitten von Bitcoin und Ethereum versucht, relevant zu bleiben.

Als er eines Tages bei der örtlichen Bürgerberatung um Unterstützung bittet, ist der Kafkaeske Moment perfekt: „Wollen Sie etwa keinen Sprachkurs machen?“ fragt ihn der Mitarbeiter hinter der Glasscheibe. „Sprachkurs?“, fragt der Kartoffel-Mensch, sich bewusst werdend, dass er längst zu einem Fremdkörper im eigenen Land geworden ist. Vielleicht liegt das Problem bei ihm. Vielleicht ist die Welt einfach zu kompliziert, zu vielfältig, zu modern geworden. Während er draußen in seinen Rollkragenpullover steigt und seine Jutetasche (ohne Sticker) an sich drückt, fühlt er, wie sich das Gewicht der Geschichte auf seine Schultern legt. „Die Vergangenheit, die du nicht aufarbeiten willst, holt dich ein“, ruft ihm die Stadt zu.

Hoffnungslos nostalgisch

Am Ende bleibt dem Kartoffel-Menschen nur der Rückzug in die eigene, schäbige Erinnerung. In die Zeiten, als alles noch einfach war. Als es keine hippen Bio-Läden, sondern noch echte Metzger gab. Als „politisch korrekt“ noch eine Redewendung und keine Religion war. Da sitzt er nun, einsam am Küchentisch, die dampfenden Kartoffeln vor sich, und schneidet seinen Kasslerbraten mit einer Melancholie, die selbst den alten deutschen Romantikern Tränen in die Augen getrieben hätte.

Doch ist das wirklich das Ende? Oder gibt es noch eine Chance auf Rettung? Eine Chance auf Integration für den Kartoffel-Menschen, der sich dem neuen Deutschland anpassen muss, ohne sich selbst zu verlieren? Ein Happy End, in dem er mit einem Lächeln auf den Lippen die moderne Welt umarmt, während er seine „Wokeness“ aus den Kartoffelreihen zieht? Man darf skeptisch sein.

Die Kartoffel revolutioniert sich selbst

Und so bleibt die moralische Frage offen: Wird der Kartoffel-Mensch den Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen? Oder wird er, wie die Dinosaurier, den Wandel nicht überleben? Eines ist sicher: Der Kartoffel-Mensch wird weiterexistieren, irgendwo, tief in den Feldern des kulturellen Gedächtnisses. Vielleicht nicht mehr als dominierende Spezies, aber als kurioses, beinahe ausgestorbenes Relikt der guten alten Zeit. Und wer weiß, vielleicht wird in einigen Jahrhunderten einmal jemand eine Kartoffel ausgraben und sagen: „Schaut, so hat das früher mal funktioniert.“ Und dann? Dann wird sich die Welt weiterdrehen, mit oder ohne Kartoffeln.

Quellen und weiterführende Links:

  1. Adorno, Theodor W. Minima Moralia: Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, 1951.
  2. Sloterdijk, Peter. Zorn und Zeit: Politisch-psychologischer Versuch. Suhrkamp, 2006.
  3. Habermas, Jürgen. Der gespaltene Westen: Kleine politische Schriften X. Suhrkamp, 2004.
  4. Beck, Ulrich. Risikogesellschaft: Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, 1986.
  5. Foucault, Michel. Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Suhrkamp, 1966.

Es haben noch nie die Guten zensiert

Willkommen im Zensur-Showbusiness

In einer Welt, in der das Wort „Zensur“ zum geflügelten Begriff geworden ist, könnte man meinen, wir lebten in einem schlechten Drehbuch, das der unheimlichen Kombination aus George Orwell und Franz Kafka entsprungen ist. Mit jedem Mausklick und jedem Scrollen durch die sozialen Medien hat sich eine neue Dimension der Kontrolle und Überwachung etabliert, die nicht nur an die Grenzen der Freiheit rührt, sondern sie gleich ganz niederwalzt. „Es haben noch nie die Guten zensiert“, könnte als Motto über diesem grotesken Theater stehen, das sich heute im digitalen Raum abspielt.

Es mag überraschen, aber wenn wir die Geschichtsbücher aufschlagen, wird schnell klar, dass die Zensoren, die das Wort „Wahrheit“ mit dem eisernen Besen durchkehren, selten die Wohltäter der Menschheit sind. Stattdessen sind es meist die Repräsentanten autoritärer Regime oder der selbsternannten „Wahrheitswächter“, die das Zepter der Zensur schwingen. Doch in der Post-Truth-Ära, in der wir uns mittlerweile befinden, scheinen die guten Absichten der Zensoren auf der Strecke zu bleiben – und das nicht nur metaphorisch.

Die gute alte Zeit der Zensur

Lassen Sie uns einen kurzen Blick zurück in die Geschichte werfen. Von den düsteren Tagen der Inquisition über die Bücherverbrennungen im Dritten Reich bis hin zu den modernen Zensurmaßnahmen in repressiven Staaten wie Nordkorea, Russland oder China – Zensur war noch nie das Werkzeug von Menschen, die an Freiheit und Gerechtigkeit glauben. Vielmehr ist sie das Vorrecht derjenigen, die versuchen, die Kontrolle über das Narrativ zu behalten, indem sie unbequeme Wahrheiten im Keim ersticken. „Die Guten“ waren nie die, die das Wort unterdrückt haben. Ganz im Gegenteil – sie waren oft die, die mit Feder und Pinsel die Geschichte umschrieben, um die Verfälschung der Realität zu rechtfertigen.

Der neue Kampf um die Wahrheit

Doch die Zensur hat sich gewandelt – sie hat sich dem digitalen Zeitalter angepasst. Mit einem Klick können nun Massen von Informationen gelöscht werden, und das mit einem einzigen Satz: „Das entspricht nicht den Community-Standards.“ Wer auch immer diese Standards definiert, bleibt nebulös – doch eins ist sicher: Die „Guten“ scheinen sich nicht im Geringsten darum zu kümmern, welche Stimmen in der digitalen Arena zum Schweigen gebracht werden.

Es ist ein elendes Schauspiel, das vor unseren Augen aufgeführt wird. Da sind Google und YouTube, die Plattformen, die unter dem Vorwand des Schutzes der Nutzer Inhalte aus den Suchergebnissen entfernen und alternative Meinungen ins Exil schicken. Wir können fast den imaginären Applaus der Zensoren hören, die sich über ihren Triumph in der digitalen Dystopie freuen. Denn während sie uns erzählen, dass sie nur „Fake News“ bekämpfen, löschen sie gleichzeitig alles, was nicht mit dem vorherrschenden Narrativ übereinstimmt. Es ist eine Farce, die selbst Shakespeare nicht besser hätte inszenieren können.

Die „Wahrheit“ im Netz

Wenn wir schon von der digitalen Zensur sprechen, müssen wir natürlich auch Facebook erwähnen – das soziale Netzwerk, das in der Öffentlichkeit oft als das neue „Öffentliche Forum“ gepriesen wird. Doch während die Plattform sich als Platz für Austausch und Diskussion inszeniert, ist sie in Wahrheit ein Spielplatz für Zensoren und Algorithmen. Laut Berichten wird Facebook sogar von der CIA überwacht, was dem Unternehmen einen gewissen zusätzlichen Glanz verleiht – wie ein angestaubtes, aber immer noch gefährliches Spielzeug.

Facebook hat nicht nur die Kontrolle über das, was wir sehen, sondern auch über das, was wir sagen dürfen. Wenn also eine Stimme zu laut wird oder eine Meinung von der offiziellen Linie abweicht, wird sie ruckzuck zum Schweigen gebracht. Vielleicht ist es ein bisschen übertrieben, Facebook als das „Wahrheitsministerium“ des digitalen Zeitalters zu betrachten, aber immerhin liegt die Wahrheit dort unter einem dicken Vorhang aus Daten und Algorithmen verborgen. Wo die Zensoren in der analogen Welt noch mit Feder und Tinte arbeiteten, geschieht die Zensur im digitalen Zeitalter mit einem simplen Mausklick und der kalten Präzision eines Algorithmus.

Die WHO und ihre „Wahrheitsministerien“

In dieser neuen Weltordnung sind die Zensoren nicht mehr nur anonymer Teil der Gesellschaft. Sie tragen jetzt auch Titel und werden von internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Weltwirtschaftsforum (WEF) und sogar den Vereinten Nationen (UN) unterstützt. Diese Organisationen, die von der Bürgerbasis nicht direkt gewählt werden, erheben ihre Stimme und fordern lautstark mehr Zensur. „Wahrheitsministerien“ werden eingerichtet, die mehr Kontrolle über das Internet ausüben sollen.

Hier wird der schmale Grat zwischen Schutz und Überwachung immer schmaler. Das erklärte Ziel: „Desinformation“ zu bekämpfen und die „Gesundheit der Bevölkerung“ zu schützen. Doch was ist das Ergebnis? Eine schleichende Unterdrückung von Meinungen, die den Machthabern nicht gefallen. Statt Offenheit erleben wir eine Welle der Gleichschaltung, die alles unterdrückt, was nicht in das vorgegebene Bild passt. Wenn das nicht ironisch ist, dann weiß ich auch nicht weiter.

Die Aufrüstung gegen die Meinungsfreiheit

Die Forderungen nach umfassender Überwachung des Internets nehmen zu, während die Meinungsfreiheit wie ein schwacher, zitternder Ast im Sturm der „Faktenüberprüfung“ bedroht wird. Hier könnte man fast die Frage stellen: „Wer hat eigentlich die Wahrheit gepachtet?“ Der Gang zum „Wahrheitsministerium“ wird immer mehr zu einer Farce, während die Behörden ständig „Wahrheitsfanatiker“ rufen und die Bürger in eine Art geistige Quarantäne stecken, um sie vor dem Gedanken zu schützen, dass sie selbst denken könnten.

In diesem Kontext wird die Zensur zum schleichenden Gift, das die Freiheit im digitalen Zeitalter bedroht. Aber wer sind die Guten in diesem Szenario? Ist es die autoritäre Hand, die mit dem Finger auf die „Fake News“ zeigt? Oder ist es der Bürger, der versucht, in einer Welt, die von Manipulation und Kontrolle geprägt ist, sein eigenes Bild zu formen?

Die Zensur der Guten

In einer Zeit, in der Zensur zunehmend als legitimes Mittel zur Wahrheitsfindung propagiert wird, bleibt die Frage: Wo bleibt die Stimme der Guten? Es bleibt zu hoffen, dass wir die „Guten“ nicht in einer Welt verlieren, in der die Zensur als Schutz vor „Desinformation“ betrachtet wird. Denn am Ende haben noch nie die Guten zensiert – und das sollten wir uns, in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen, immer wieder ins Gedächtnis rufen.

Es ist ein abgedroschenes, aber wahrhaft treffendes Sprichwort: „Das Böse triumphiert nur, wenn die Guten nichts tun.“ Und hier könnten wir uns alle an der Nase packen. Wer wird aufstehen, um die Zensur zu bekämpfen und die Stimme der Vernunft in einem Meer von Kontrolle und Manipulation zu sein?

Quellen und weiterführende Links

  1. Orwell, George. 1984. Secker & Warburg, 1949.
  2. Kafka, Franz. Der Prozess. 1925.
  3. Stoecker, Thomas. Die Zensur im Internet: Vom Mittelalter zur digitalen Diktatur. Springer, 2020.
  4. Fuchs, Christian. Soziale Medien und die öffentliche Sphäre. Herbert von Halem Verlag, 2017.
  5. Zuboff, Shoshana. Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Knaus Verlag, 2019.

In einer Welt, die sich mehr und mehr der Zensur hingibt, sollten wir die Stimme der „Guten“ hochhalten und für eine Zukunft kämpfen, in der die Wahrheit nicht durch das Mächtige, sondern durch das Gemeinwohl definiert wird.

Das optimale Drehbuch

Eine meisterhafte Tragödie im postmodernen Theater der Absurditäten

Es war einmal, im Land der Dichter und Denker, eine blinde Transfrau in einer Burka, die im Rollstuhl aus einem fernen, krisengeschüttelten Land nach Deutschland floh. Klingt wie der Anfang eines satirischen Theaterstücks? Das ist es auch, aber das Theater, in dem wir uns befinden, ist die knallharte Realität einer hypermoralischen Postmoderne, in der jeder dem Kampf gegen Diskriminierung das Etikett „progressiv“ aufdrückt und dennoch nichts dabei gewinnt.

Unsere Protagonistin, nennen wir sie Fatima (natürlich ein Pseudonym, denn im Land der unendlichen Feingefühle ist es nicht nur unhöflich, sondern potenziell ein Akt der Gewalt, Namen zu verwenden, die irgendeine Form der Identität preisgeben), steht vor einer Reihe von Hindernissen, die selbst Kafka neidisch machen würden. Ihre Burka, die sie zu ihrer Flucht zwingt, wird in ihrer neuen Heimat plötzlich zum politischen Statement – oder, je nach Perspektive, zur Provokation. Ihr Rollstuhl? Ein Symbol für die soziale Ungerechtigkeit, die sie erleidet. Ihre Blindheit? Das perfekte literarische Mittel, um die Augen der Zuschauer gegenüber der eigenen Blindheit zu öffnen.

Der Protagonist des Feuilletons

Nun, es wäre nicht das „optimale Drehbuch“, wenn es keinen Bösewicht gäbe. Und wie passend, dass unser Bösewicht die „rechtsextreme Mehrheitsgesellschaft“ ist, diese diffuse, omnipräsente Macht, die scheinbar hinter jeder Ecke lauert, um unschuldige Transfrauen, Muslime, Rollstuhlfahrer und andere unterdrückte Minderheiten zu terrorisieren. Diese Mehrheitsgesellschaft hat kein Gesicht, keine Stimme, keinen Namen, aber sie ist immer da, bereit, mit ihrer systemischen Transphobie, ihrem tief verankerten antimuslimischen Rassismus und ihrer Behindertenfeindlichkeit zuzuschlagen.

Fatima, gefangen in ihrem Rollstuhl und ihrer Burka, ist dieser brutalen Gewalt völlig hilflos ausgeliefert. Die Mehrheitsgesellschaft ist wie eine Hydra, die immer neue Köpfe in Form von Bürokratie, Vorurteilen und Ignoranz aufwachsen lässt. Es spielt keine Rolle, wohin Fatima flieht oder wie sie sich anzupassen versucht – die schleichende Bedrohung, die von jedem Polizisten, Nachbarn oder zufällig vorbeigehenden Passanten ausgeht, ist allgegenwärtig. Der Subtext dieser Inszenierung? Kein Mensch, der in irgendeiner Weise von der heteronormativen, cis-genderlichen, gehfähigen, weißen Mehrheitsgesellschaft abweicht, hat in dieser Welt eine Chance.

Akte der Unterdrückung

Es kommt der Moment, da Fatima sich den Institutionen des Staates zuwendet, auf der Suche nach Unterstützung und Integration. Schließlich ist Deutschland bekannt für seine Bürokratie, die sich wie ein mäandernder, kafkaesker Albtraum durch den Alltag der Schwächsten zieht. Doch die Institutionen, die auf den ersten Blick so unschuldig wirken – das Sozialamt, die Integrationsbeauftragte, die Menschenrechtsorganisationen – sind in Wahrheit die subtilen Werkzeuge des Systems, das Fatima zu ersticken droht.

Das Sozialamt? Fordert ihre Geburtsurkunde, die natürlich in den Trümmern des syrischen Bürgerkriegs verloren ging. Die Integrationsbeauftragte? Möchte erst einmal eine Integrationsvereinbarung unterzeichnen lassen, die auf Deutsch verfasst ist, einer Sprache, die Fatima noch nicht einmal ansatzweise beherrscht. Und dann gibt es noch den Behindertenbeauftragten, der Fatima mit einem leicht paternalistischen Lächeln erklärt, wie wunderbar doch die deutsche Infrastruktur für Rollstuhlfahrer sei, während sie an einer Baustelle scheitert, die den barrierefreien Zugang zum Arbeitsamt versperrt. Wie man sieht, ist die Inklusion in ihrer schönsten Form zu einem weiteren Mittel der Exklusion verkommen. Die Absurdität dieser Situation lässt selbst Samuel Beckett im Grab schmunzeln.

Ein Stoff, aus dem die Albträume sind

Was wäre eine Geschichte ohne symbolische Kleidung? Fatimas Burka – ein modisches Accessoire, das in Deutschland weniger als kulturelles Erbe und mehr als wandelnder Schrecken wahrgenommen wird – wird zum zentralen Spannungsfeld der Erzählung. Sie ist die Verkörperung von Fremdheit und Angst, das visuelle Erkennungszeichen eines „Andersseins“, das sofort Blicke, Kommentare und Verdächtigungen hervorruft.

Selbst im liberalen Berlin, dem vermeintlichen Mekka der Toleranz und Vielfalt, bleibt die Burka ein rotes Tuch für die doch nicht so weltoffene Gesellschaft. „Ist das überhaupt legal?“, flüstern die Passanten. „Wie wissen wir, wer da drunter steckt?“, fragen sich die besorgten Bürger. In einer Welt, die so besessen von Transparenz und Sichtbarkeit ist, bleibt die Burka ein Symbol für das Unbekannte, das Bedrohliche. Und Fatima? Sie kann nichts davon sehen, aber sie spürt die Kälte der Blicke, die auf sie gerichtet sind.

Die unsichtbare Gewalt des Alltags

Doch Fatima hat noch mehr Hürden zu überwinden. Als Transfrau stößt sie in der „aufgeklärten“ deutschen Gesellschaft auf eine Transphobie, die sich hinter wohlklingenden Phrasen wie „Das ist doch unnatürlich“ oder „Das ist eine Phase“ versteckt. Die Toilette im Jobcenter? Natürlich nicht für Transpersonen geeignet. Die Stellenangebote? Bevorzugt für „normale“ Bewerber. Selbst die Transcommunity selbst wirft gelegentlich skeptische Blicke auf Fatima, deren Burka ihre Identität auf eine Weise verdeckt, die den westlichen Vorstellungen von Geschlecht und Körper nicht in den Kram passt.

Die Ironie könnte nicht dicker sein: Eine Gesellschaft, die sich als so aufgeklärt und fortschrittlich inszeniert, zeigt ihre rückständigsten Züge, wenn es darum geht, jene zu akzeptieren, die sich nicht in die vorgefertigten Schubladen pressen lassen. Fatima, die Transfrau in Burka, ist ein wandelndes Paradoxon, das den Diskurs über Identität und Anderssein sprengt – und genau das macht sie zur Zielscheibe.

Wenn die Rampe zur Bühne wird

Und als ob das noch nicht genug wäre, stolpert Fatima – metaphorisch gesprochen, versteht sich – über die allgegenwärtige Behindertenfeindlichkeit. Die Deutsche Bahn, deren Zugänge für Rollstuhlfahrer „theoretisch“ barrierefrei sind, entpuppt sich als grausamer Witz. Es fehlt nicht nur an Rampen, sondern auch an Personal, das gewillt ist, Fatima zu helfen, wenn sie mal wieder an einer Baustelle scheitert. Die gesamte Infrastruktur scheint so konzipiert, dass Behinderte genau das bleiben – behindert, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Bild von Fatima, die im Rollstuhl vor einer Treppe sitzt, ist dabei nicht nur ein trauriges Symbol für die bauliche Exklusion, sondern für eine viel tiefere, gesellschaftliche Kluft. Wir sprechen so gerne über Integration, aber die Realität? Die ist eine Bühne, auf der Menschen wie Fatima kaum eine Rolle spielen dürfen. Und wenn sie es doch tun, dann nur als tragische Helden einer Geschichte, die kein Happy End kennt.

Das optimierte Drehbuch – eine Tragödie in Endlosschleife

Das Leben unserer Heldin Fatima gleicht einer bitteren Tragikomödie, in der alle progressiven Floskeln der Moderne an den harten Realitäten einer ignoranten, ja sogar feindseligen Gesellschaft zerschellen. Fatima ist das perfekte Symbol für die multiple Unterdrückung, der wir uns in einer Welt, die sich für so fortschrittlich hält, nicht entziehen können. Sie ist die blinde Passagierin im Rollstuhl auf der Odyssee durch ein Land, das sich gerne als moralische Instanz aufspielt, aber im Grunde genommen überfordert ist.

Und was bleibt uns am Ende? Ein optimales Drehbuch, das in seiner Konstruiertheit so perfekt ist, dass es den Zuschauer mit einem schalen Gefühl der Leere zurücklässt. Man kann nicht anders, als sich zu fragen: Ist das alles nur eine groteske Farce, oder leben wir tatsächlich in einer Gesellschaft, in der der Kampf um Gerechtigkeit zur endlosen Wiederholung von Klischees verkommt?

Quellen und weiterführende Links

  1. Butler, Judith. Frames of War: When Is Life Grievable? Verso, 2009.
  2. Spivak, Gayatri Chakravorty. Can the Subaltern Speak? Harvard University Press, 1988.
  3. Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1977.
  4. Beckett, Samuel. Warten auf Godot. Suhrkamp Verlag, 1953.

Der Zynismus als Kunstform

Fortschrittliche Bewegungen oder ideologische Verirrungen?

In einer Welt, in der sich die politischen Landschaften täglich wandeln und radikal alternative Denkansätze als progressiv gepriesen werden, hat Judith Butler, die gefeierte Gender-Theoretikerin und Ikone der Postmodernität, mit ihren Aussagen über Hamas und Hisbollah neue Zündschnüre entzündet. Ihre Behauptung, diese Organisationen seien Teil einer globalen Linken und fortschrittliche soziale Bewegungen, mag bei vielen Zuhörern für Verwirrung sorgen. Doch könnte es auch sein, dass Butler mit einer gewissen Witzigkeit und einem Hauch von Zynismus den moralischen Kompass der westlichen Welt auf die Probe stellen will?

Die neue Linke: Ein Sammelsurium der Ideologien

Butlers Definition von „fortschrittlich“ könnte man mit einem Zitat von Karl Marx konfrontieren: „Die Geschichte wiederholt sich, zuerst als Tragödie, dann als Farce.“ Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist, ob die Beurteilung von Hamas und Hisbollah als „sozialen Bewegungen“ nicht eine schockierende Farce ist, die in einer tragischen Realität verwurzelt ist. Denn was sind diese Bewegungen tatsächlich? Sind sie nicht in erster Linie militante Organisationen, die mit Gewalt, Terror und extremer Ideologie ihre politischen Ziele verfolgen? Wenn das für Butler „fortschrittlich“ bedeutet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Begriff seine Bedeutung verloren hat – oder dass wir es hier mit einer neuen Form der Verblendung zu tun haben.

Der Zirkus der politischen Korrektheit

In einer Zeit, in der sich die politische Korrektheit wie ein riesiges Netz um die Diskurse spannt, könnte Butlers Äußerung als der Versuch gewertet werden, einen Platz im Zirkus der linken Ideologien zu finden. Doch wie viel kann man in diesem Zirkus noch ernst nehmen? Wenn die Grenzlinie zwischen progressiv und regressiv so fließend wird, dass sogar Organisationen, die für Selbstmordanschläge und den Tod von Zivilisten verantwortlich sind, unter das Banner der Linken geschwenkt werden, fragt man sich, ob die eigentlichen Werte dieser Bewegung nicht verloren gehen.

Die Herausforderung der moralischen Relativität

Butlers Argumentation führt uns in die tückischen Gewässer der moralischen Relativität. Was bedeutet es, eine Bewegung als „fortschrittlich“ zu kennzeichnen? Ist es die bloße Tatsache, dass sie sich gegen imperialistische Strukturen auflehnt, oder spielt die Methode, mit der sie ihre Ziele verfolgen, eine Rolle? Man könnte annehmen, dass eine fortschrittliche Bewegung auf Menschenrechte, Gleichheit und Frieden abzielt – nicht auf Gewalt und Terror. Aber Butler scheint zu argumentieren, dass das Ziel die Mittel heiligt. Hier wird es problematisch, denn der Terrorismus, der in vielen westlichen Demokratien verurteilt wird, wird plötzlich als Teil eines globalen Widerstands gegen Unterdrückung betrachtet.

Überlegungen zur globalen Linken

Man könnte in Butlers Argumentation eine subtile Satire erkennen: Wenn Hamas und Hisbollah zur globalen Linken gehören, dann könnte man ebenso gut behaupten, dass die Taliban als Verteidiger der Frauenrechte gelten, weil sie in ihren eigenen Reihen Frauen unterdrücken – ganz nach dem Motto: „Wir sind nicht gegen Frauen, wir sind nur für eine andere Art von Freiheit.“ Die Absurdität dieser Behauptung illustriert, wie weit die politische Sprache von der Realität entfernt sein kann. Ist es nicht an der Zeit, diese Absurditäten offen zu kritisieren, anstatt sie in den bunten Regenbogen der Linken zu integrieren?

Feminismus und Antisemitismus

Butlers Ansatz hat auch eine klare feministischen Dimension, die jedoch durch ihre Positionierung in Bezug auf Hamas und Hisbollah ins Wanken gerät. Wie kann eine feministische Denkerin eine Organisation unterstützen, die Frauen in ihrer Grundwürde angreift? Diese Widersprüchlichkeit könnte zu einem tiefen Riss innerhalb der feministischen Bewegung führen. Ein Feminismus, der Antisemitismus und Gewalt entschuldigt, wird schnell zu einem Widerspruch in sich.

In einer Zeit, in der die Ideologien zunehmend polarisieren und Extremismus aller Art auf dem Vormarsch ist, sollte Butlers Kritik nicht unbemerkt bleiben. Sie eröffnet einen Diskurs über die Definitionen von Fortschritt und sozialer Bewegung und zwingt uns, unsere eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Die Frage bleibt: Wo ziehen wir die Linie? Wo endet der Kampf für Gerechtigkeit und wo beginnt die Verirrung in ideologischen Extremismus?

Ein schmaler Grat zwischen Idealismus und Ideologie

Judith Butler hat mit ihren Äußerungen eine Welle der Empörung ausgelöst, die nicht ohne Grund aufkommt. Die Bezeichnung von Hamas und Hisbollah als fortschrittliche soziale Bewegungen ist nicht nur provokant, sondern auch gefährlich, denn sie verwischt die Grenze zwischen politischem Idealismus und ideologischer Verirrung. In der Debatte um diese Fragen liegt die Herausforderung für eine kritische, progressive Linke: Wie kann sie sich von dem Extremismus abgrenzen, den sie vermeintlich bekämpfen möchte?

Quellen und weiterführende Links

  1. Butler, Judith. Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. Routledge, 1990.
  2. Butler, Judith. Frames of War: When Is Life Grievable? Verso, 2009.
  3. Ghosh, Aditi. “The Politics of Identity: Judith Butler and the Left.” Journal of Political Ideologies, vol. 25, no. 3, 2020.
  4. Ransome, Paul. “Judith Butler and the Politics of Resistance.” Radical Philosophy, no. 2, 2021.

In der Suche nach Antworten bleibt der Leser gefordert, sich mit den Facetten dieser Debatte auseinanderzusetzen und die Ideologien kritisch zu hinterfragen, anstatt blindlings dem Strom zu folgen.

Vorhang auf für die große Farce

Rassismusforschung mit rassistischen Methoden

Es ist wieder einmal soweit: Die deutsche Wissenschaft hat ein weiteres Projekt hervorgebracht, das man in die Kategorie „Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht“ einordnen könnte. Diesmal geht es um das Institut für Medienforschung der Universität Rostock, das sich der ehrenwerten Aufgabe verschrieben hat, die fehlende „Vielfalt“ im deutschen Fernsehen und Kino zu untersuchen. Doch, und hier beginnt die unfreiwillige Komödie, um ihre Hypothese zu belegen – dass Migranten und Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe unterrepräsentiert sind – greifen die Forscher auf ein äußerst fragwürdiges Werkzeug zurück: rassistische Kategorien, die sie selbst erschaffen haben.

Ja, richtig gehört: Um den Rassismus im Fernsehen anzuprangern, haben die Wissenschaftler ein „Codebuch“ entwickelt, das Schauspieler, Moderatoren und Talkshow-Gäste anhand ihrer „ethnischen Herkunft“ einordnet. Hautfarbe, Augenform, Haarstruktur – die ganze Palette der pseudo-biologischen Kategorien des 19. Jahrhunderts wird bemüht, um den Beweis anzutreten, dass nicht alle in Deutschland vor der Kamera die gleiche Chance haben. Absurd? Oh, aber das ist erst der Anfang.

Die Rückkehr der Rassentheorie im Gewand der Diversität

Man könnte fast meinen, die Autoren der Studie hätten sich von der Ästhetik eines viktorianischen Anatomiebuchs inspirieren lassen. Unter „Schwarz/PoC“ (ein aufklärerisches Akronym für People of Color) finden wir Porträts von Menschen, die nach ihrer Hautfarbe eingeordnet werden. „Südasien“ erkennt man, so belehrt uns die Studie, an „gebräunter Haut“ – als hätte man den Farbfächer aus dem Baumarkt für menschliche Pigmentierungen importiert. Und dann die Krönung: Südostasiaten und Ostasiaten werden nach der „Form ihrer Augen“ codiert. Ein Hoch auf die moderne Wissenschaft, die uns in ein Zeitalter zurückführt, in dem man ernsthaft glaubte, man könne die Essenz eines Menschen an der Form seiner Augen und dem Farbton seiner Haut ablesen!

Zugegeben, der Zyniker in mir applaudiert dieser Studie – sie treibt den Diskurs auf die Spitze. Sie zeigt uns, wohin uns die besessene Fixierung auf „Identität“ und „Vielfalt“ führen kann: Nämlich zu einer Re-Implementierung von Rassenkategorien, die man hoffte, längst überwunden zu haben. Ist es nicht großartig, wie das Streben nach Diversität zu einer Umkehr in die dunkelsten Ecken der Rassentheorie führen kann? Und das Beste: Es geschieht unter dem Banner des Anti-Rassismus. Satire, wie sie das Leben schreibt.

Vielfalt auf dem Reißbrett entworfen

Wie das berühmte Sprichwort sagt: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Doch die Forscher der Universität Rostock schwingen den Vorschlaghammer und werfen in ihrer Untersuchung mit den größten Brocken, die sie finden können. Da wird munter codiert, sortiert und in Schubladen gesteckt, dass man sich fragt, ob wir nicht eine Zeitreise ins Kaiserreich gemacht haben.

Nehmen wir das Beispiel „Naher Osten/Türkei/Nordafrika“. Hier greift die Wissenschaft auf ihre schärfsten Werkzeuge zurück: „Schwarze Haare“, wird als Kennzeichen festgelegt. Schwarze Haare also – das Attribut, mit dem man, so suggeriert es die Studie, 500 Millionen Menschen zwischen Rabat und Teheran fein säuberlich voneinander abgrenzen kann. Der orientalische Kulturkreis schrumpft in diesem „Codebuch“ auf die Bedeutung einer Haarfarbe zusammen. Man könnte meinen, wir befinden uns im Casting für eine Shampoo-Werbung.

Noch skurriler wird es bei der Kategorie „Indigen“. Wie die Autoren der Studie auf die Idee gekommen sind, Maoris aus Neuseeland mit den Sinti und Roma aus Europa sowie den Samen aus Norwegen in einen Topf zu werfen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Vielleicht dachten sie, es handele sich um eine besonders exotische Mischung, die den Farbenrausch der Diversität perfekt abrundet. Doch was für den unkritischen Beobachter wie eine kulturelle Vielfalt aussieht, ist in Wahrheit das Einmaleins der ethnozentristischen Ignoranz. Ja, eine indigene Gruppe aus Neuseeland hat natürlich die gleichen kulturellen Merkmale wie eine marginalisierte Minderheit aus Europa. Logisch, oder?

Der Mensch als Raster

Was diese Studie besonders köstlich macht, ist die unerschütterliche Ernsthaftigkeit, mit der sie vorgetragen wird. Hier haben wir Wissenschaftler, die sich tatsächlich die Mühe gemacht haben, visuelle Beispiele von Menschen unterschiedlichen Aussehens in eine Tabelle zu packen, um daraus „wissenschaftliche“ Schlüsse zu ziehen. Die Botschaft ist klar: Wenn du ein dunkelhäutiger Schauspieler bist, gehörst du in Kategorie X; wenn du weiße Haut und braune Haare hast, dann landest du in Kategorie Y.

Aber halt! Ist das nicht genau der Mechanismus, den wir als Gesellschaft hinter uns lassen wollten? Das Einteilen von Menschen nach Äußerlichkeiten, das Schubladisieren auf Basis biologischer Merkmale? Man könnte meinen, die Forscher hätten eine satirische Parodie auf ihre eigene Disziplin inszeniert. Denn anstatt Rassismus zu bekämpfen, befeuern sie ihn mit ihrem pseudowissenschaftlichen Ansatz. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet jene, die die Gleichheit vorantreiben wollen, auf solch plumpe Weise die Unterschiede betonen?

Die deutsche Schuldkomplex-Industrie

Natürlich lässt sich dieses Projekt nicht ohne das Phänomen der deutschen Schuldkomplex-Industrie verstehen. In einem Land, das historisch mit seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg und den Verbrechen des Holocaust hadert, haben sich einige Denker dem ultimativen Sühnekult verschrieben: der ewigen Selbstgeißelung. Dabei ist das Grundprinzip einfach: Je intensiver wir uns mit dem Thema Rassismus beschäftigen, desto mehr Rassismus entdecken wir – selbst wenn wir dafür rassistische Kategorien neu erfinden müssen.

Und so ergibt es sich, dass das Institut für Medienforschung aus Rostock in seinem Feldzug gegen die Unterrepräsentation von Migranten und People of Color im deutschen Fernsehen genau jene Mechanismen benutzt, die es doch angeblich zerstören möchte. Der Gedanke dahinter? Vielleicht glaubt man, dass man den Feind besser verstehen muss, um ihn zu besiegen. Man könnte aber auch sagen: Wer lange genug in den Abgrund des Rassismus blickt, dem blickt der Rassismus irgendwann zurück.

Der Triumph des Bürokratischen über das Menschliche

In einer idealen Welt wäre Vielfalt etwas, das ganz organisch passiert – ohne Tabellen, ohne Codierungen, ohne die wissenschaftliche Vermessung von Augenformen und Hauttönen. Aber das reicht den Bürokraten der Diversität natürlich nicht. Hier wird Vielfalt auf dem Reißbrett entworfen, werden Menschen zu Rasterdaten und Kategorien degradiert. Kein Wunder, dass sich das deutsche Fernsehen am Ende so steril und künstlich anfühlt wie eine App für Steuererklärungen.

Es geht hier nicht mehr um Menschen, ihre Geschichten und ihre Kulturen. Es geht um Zahlen, Statistiken und visuelle Merkmale, die uns auf dem Weg zur „optimalen Repräsentation“ helfen sollen. Aber am Ende bleibt die entscheidende Frage: Ist das wirklich die Art von Vielfalt, die wir wollen? Eine Vielfalt, die aus Kategorien und Etiketten besteht, anstatt aus menschlicher Erfahrung und Authentizität?

Die Rückkehr der Schubladen

Was also bleibt uns nach dieser absurden Studie? Eine schmerzhafte Erkenntnis: In dem Bemühen, Rassismus zu bekämpfen, kann man sich so tief in den ideologischen Morast verirren, dass man selbst zu dem wird, was man zu bekämpfen vorgibt. Die Schubladen, in die wir Menschen einordnen, haben sich vielleicht verändert – sie tragen jetzt hippe Begriffe wie „PoC“, „Latinx“ und „Südasien“ – aber es bleibt dieselbe alte Rassenlehre, nur in neuem Gewand.

Das Institut für Medienforschung hat hier eine historische Leistung vollbracht: Es hat den Rassismus ins 21. Jahrhundert überführt und mit den Werkzeugen der Diversität so fest in die akademische Landschaft eingeschrieben, dass es nur schwer wieder zu entfernen ist. Man könnte fast applaudieren – wäre es nicht so traurig.

Quellen und weiterführende Links

  1. Said, Edward. Orientalism. Pantheon Books, 1978.
  2. Goldberg, David Theo. The Threat of Race: Reflections on Racial Neoliberalism. Wiley-Blackwell, 2009.
  3. Spivak, Gayatri Chakravorty. Can the Subaltern Speak? Harvard University Press, 1988.
  4. Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1977.
  5. Ahmed, Sara. The Cultural Politics of Emotion. Routledge, 2004.

Das ZdK – Ein Wunder an sich

Es gibt Dinge, die kann man nicht erfinden: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

In der endlosen Landschaft deutscher Bürokratie, wo Kommissionen Kommissionen kontrollieren und Räte den Dialog mit Räten führen, gibt es eine Institution, die selbst den dichtesten Nebel der Institutionalisierung überstrahlt: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, kurz ZdK. Wenn Sie jetzt spontan glauben, dieser Name entstamme einer Satire oder sei der Restposten eines vergessenen DDR-Witzes, dann seien Sie versichert: Das ZdK ist real. Realer als die monatliche Kirchensteuer. Es existiert und – festhalten – gestaltet aktiv das Leben in Deutschland mit. Und das nicht etwa als ein Relikt vergangener Zeiten, sondern mit einem missionarischen Eifer, der fast schon rührend anmutet.

Der geneigte Beobachter könnte sich fragen: Braucht eine säkulare Gesellschaft im Jahr 2024 wirklich ein „Zentralkomitee“ von Katholiken, das seinen Einfluss auf Politik und Gesellschaft geltend macht? In Zeiten, in denen jeder eine Stimme hat, sei es über Twitter, Instagram oder einen hastig ins Leben gerufenen Blog, scheint das ZdK fast schon anachronistisch. Doch das Beste kommt noch: Dieses Zentralkomitee, das seine historische Schwere in jedem Buchstaben trägt, hat sich der Moderne angeschlossen und präsentiert sich – man staune – auf seiner *gegenderten Webseite! Willkommen in der Welt, in der sich die katholische Tradition und postmoderne Sprachsensibilität in einer paradoxen Umarmung wiederfinden.

Zentralkomitee und Demokratie

Es gibt Wörter, die passen einfach nicht zusammen. Wie Öl und Wasser. Wie Papst und Gender. Wie Zentralkomitee und Demokratie. Doch im ZdK ist alles möglich, so auch diese seltsame Ehe. Ein „Zentralkomitee“ – ein Begriff, der seine besten Jahre irgendwo zwischen Sowjetunion und ZK der SED gesehen hat – versucht sich also an Demokratie, und das unter dem Banner des Katholizismus. Man möchte fast Mitleid mit den Theologen haben, die sich im akademischen Elfenbeinturm mühen, der katholischen Kirche eine tiefere demokratische Legitimierung zu verleihen, während das ZdK diesen Anspruch mit der Eleganz eines Rollstuhls auf einem Sandstrand vor sich herschiebt.

Natürlich wird man nicht müde, stolz darauf hinzuweisen, dass das ZdK die Stimme der Laien in der Kirche repräsentiert. Aber wenn man genauer hinsieht, stellt man fest: Diese „Laien“ sind oft alles andere als repräsentativ. Wer glaubt, dass hier das einfache Kirchenvolk gehört wird – die alten Damen, die brav den Rosenkranz beten, oder der Messdiener, der sich an den Weihrauch gewöhnt hat – wird bitter enttäuscht. Stattdessen finden wir hier eine erlesene Auswahl von katholischen Bildungsbürgern, akademischen Beratern und politisch aktiven Vertretern, die, mit erhobenem Zeigefinger, nicht nur den Gläubigen, sondern gleich der gesamten deutschen Gesellschaft die moralische Landkarte neu zeichnen wollen.

Die gegenderte Offenbarung

Es gibt kaum etwas, das mehr nach den Worten „das kann man sich nicht ausdenken“ schreit, als die Tatsache, dass die Webseite des ZdK gegendert ist. Wir sprechen hier von einer Organisation, die sich in ihrer langen Geschichte oft schwer damit tat, die Gleichberechtigung von Frauen ernsthaft in ihren eigenen Reihen zu verankern, geschweige denn die heikle Frage nach der Rolle der LGBTQ+-Community in der katholischen Lehre zu klären. Und dennoch: Das ZdK entscheidet sich in einem atemberaubenden Akt des Virtue Signaling, die grammatische Gendergerechtigkeit als eine Art Buße auf sich zu nehmen. Als könne man damit die jahrhundertelange Hierarchie der männlich dominierten Kirchenführung abtragen.

Man stelle sich die Vorstandssitzung vor, in der dies beschlossen wurde: „Wie können wir die Herzen der deutschen Zivilgesellschaft erobern?“ fragt ein Funktionär. „Gendern!“ ruft jemand von hinten, und die Köpfe nicken eifrig. Dass Gendersternchen und Binnen-Is allein noch keinen Fortschritt ausmachen, scheint niemanden zu stören. Wichtiger ist die symbolische Tat, die hier vollzogen wird: „Schaut her, wir sind modern, wir haben verstanden!“ Die katholische Kirche, einst Trägerin von Dogmen, die über Jahrhunderte in Stein gemeißelt wurden, verwandelt sich plötzlich in einen Hashtag.

Man kann fast die Erleichterung spüren, die durch die Reihen der liberalen Katholiken weht. Endlich hat man eine Waffe gegen die vorwurfsvolle Frage: „Warum ordnet ihr euch noch dieser alten, männerdominierten Kirche unter?“ Die Antwort ist nun simpel: „Aber wir gendern doch!“ Dieser Taschenspielertrick verdeckt jedoch nicht die tieferen strukturellen Probleme der katholischen Kirche in Deutschland. Aber gut, wer braucht schon Sakramente, wenn man Syntax hat?

Der Glaubenskomplex

Man könnte annehmen, dass die Kirche in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft ihren Einfluss schwindend sieht. Doch weit gefehlt! Das ZdK hat nicht nur einen Sitz am Tisch der politischen Entscheidungsfindung – es hat auch noch das beste Werkzeug, um diesen Platz zu verteidigen: die Kirchensteuer. Ja, während die Mitgliederzahlen rapide sinken und die Kirchenbänke immer leerer werden, fließt das Geld der Gläubigen (und oft auch der nicht mehr ganz so Gläubigen) weiterhin in die kirchlichen Kassen. So viel zum Thema „freiwillige Spende“.

Und dieses Geld, so wird uns versichert, dient nicht nur der Instandhaltung baufälliger Kathedralen oder dem Gehalt des Gemeindepfarrers, sondern der aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft. Das ZdK sieht sich als moralischer Kompass einer Nation, die offensichtlich so verwirrt ist, dass sie ohne katholische Anleitung nicht einmal mehr weiß, wie man korrekt gendergerecht formuliert. Man könnte fast meinen, dass ohne das ZdK die gesamte Zivilgesellschaft in sich zusammenfallen würde, wie ein Kartenhaus im Sturmwind der Säkularisierung.

Der diskrete Charme des ZdK

Politischer Einfluss und Religion – eine explosive Mischung, die selten zu harmonischen Ergebnissen führt. Doch das ZdK ist ein Meister darin, sich elegant zwischen den Fronten zu bewegen. Offiziell bleibt man bei der Verlautbarung: „Wir mischen uns nicht direkt in die Politik ein.“ Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass das ZdK nichts weniger tut, als genau das. Man könnte fast meinen, die politische Landschaft in Deutschland wäre ein verlängertes Kirchenschiff, in dem die Meinung der katholischen Kirche immer noch mehr zählt als die vermeintlich weltliche Stimme derjenigen, die sich in politischen Debatten tummeln.

Man hat den Verdacht, dass das ZdK den Spagat zwischen Tradition und Modernität auf eine Weise inszeniert, die ihresgleichen sucht. Einerseits tritt man für Werte wie Solidarität und Nächstenliebe ein – immerhin altehrwürdige katholische Tugenden – andererseits drängt man auf Veränderungen, die so überraschend „modern“ sind, dass man fast den Eindruck bekommt, der Katholizismus wäre der heimliche Motor der Progressivität in Deutschland. Ein subtiler politischer Player, der die moralische Bühne betritt, wann immer es notwendig scheint, und sich diskret zurückzieht, wenn die Hitze der Debatte zu groß wird.

Satirische Ironie oder göttliches Mysterium

Das ZdK ist in seiner gesamten Konzeption ein Phänomen, das irgendwo zwischen Satire und surrealer Komödie angesiedelt ist. Der Name allein verspricht eine Komplexität und Bedeutungsschwere, die in der Realität oft mit den banalen Zwängen des politischen und gesellschaftlichen Lebens kollidiert. Man möchte lachen, aber das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn man erkennt, dass das ZdK tatsächlich die Dreistigkeit besitzt, sich als Sprachrohr der katholischen Laien zu präsentieren, während es in Wirklichkeit nur ein weiteres Relikt einer längst vergangenen Epoche ist, das verzweifelt um Relevanz kämpft.

Es gibt Dinge, die kann man nicht erfinden – und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist definitiv eines davon. Ein Zentralkomitee, das versucht, modern zu sein, indem es gendert und gleichzeitig an einem Glaubenskonstrukt festhält, das sich hartnäckig weigert, in die Realität des 21. Jahrhunderts anzukommen. Vielleicht ist das ZdK am Ende doch das ultimative Mysterium des Glaubens: Etwas, das man nicht verstehen kann, aber akzeptieren muss. Oder auch nicht.

Quellen und weiterführende Links

  1. ZdK Offizielle Webseite: https://www.zdk.de
  2. Weidenfeld, Werner. „Katholizismus und Politik in Deutschland.“ In: Politische Studien, 2019.
  3. Müller, Harald. „Die Kirchensteuer in Deutschland – Ein europäisches Unikum.“ Finanzwissenschaftliche Untersuchungen, Bd. 45, 2020.
  4. Volker, Gerhard. „Der Einfluss der Kirche auf die deutsche Gesellschaft.“ Sozialwissenschaftliche Analysen, 2021.
  5. Bergoglio, Jorge Mario. „Ein Jahr Papst Franziskus: Die neue Ausrichtung der katholischen Kirche.“ Der Spiegel, 2022.