Die Mensa als Trauma-Labyrinth
Schon beim Betreten der Mensa beginnt der Alptraum. Das Schild „Heute: Nudeln mit Tomatensoße“ löst Panik aus: „Triggerwarnung: Rot! Könnte Wut oder Trauer hervorrufen.“ Wer zu nahe an der Fleischtheke steht, riskiert eine spontane Existenzkrise, weil der Geruch nach Protein „toxische Gendernormen“ erinnere. Student*innen tragen Schutzmasken aus Lavendelduft, halten Smartphones bereit für Live-Updates auf Instagram: „Heute wieder von Schulessen psychologisch attackiert. #TraumaMittag #SafeFoodZone“.
Die Suppe? Nur mit Konsens aller Beteiligten servierbar. Ein Löffel Tomatensauce wird zur Verhandlungssache: Muss ich mich erst therapieren lassen, bevor ich sie schlucke? Die Nudeln werden koloriert, transkribiert und auf Mood-Tracking-Apps hochgeladen, damit niemand das emotionale Gleichgewicht gefährdet.
Der Kaffeeautomat als psychologische Folterkammer
Ein Student tritt an den Kaffeeautomaten. Er wählt „Latte Macchiato“. Sofort blinkt eine LED: „Triggerwarnung: Koffein könnte Schlafrhythmus stören und Gefühle destabilisieren.“ Der Automat gibt trotzdem Kaffee aus – und der Student bricht in Tränen aus, weil er sich nicht entscheiden konnte. Ein Kommilitone reicht ein Notfall-Taschentuch, eine Yogamatte wird ausgerollt, und jemand postet: „Kaffeemaschine misshandelt empfindsame Student*innen. #Existenzangst #LatteTrauma“.
Die Barista bekommt eine Abmahnung, weil die Auswahl nicht vorher von einer Psychologin geprüft wurde. Das Büro für Safe Spaces fordert sofort einen Workshop: „Wie man Kaffeeautomaten für die psychische Gesundheit optimiert.“
Büroalltag – oder der Krieg der Emojis
Im Büro passiert die nächste Tragikomödie. Ein Kollege wirft beiläufig den Satz ein: „Die Präsentation könnte noch klarer sein.“ Sofort entstehen Tränen, Panik, Atemübungen. Die Slack-Nachrichten fliegen: „Kollege Y hat toxische Mikroaggressionen begangen.“ Emoji-Kriege entbrennen: Tränenflut, Herzchen, umfallende Kaffeetassen.
Die HR-Abteilung ruft: „Bitte beachten: Feedback nur noch mit vorheriger Zustimmung aller Beteiligten und begleitet von einer Therapeutin.“ Wer sich nicht daran hält, bekommt sofort eine Emoji-Abmahnung und muss auf die Safe-Space-Lounge.
Bibliothek oder psychologischer Minenfeldpark
Ein Student versucht, in der Bibliothek zu lernen. Er blättert in einem Buch, das ein „kontroverses Zitat“ enthält. Sofort bricht die Bibliothekarin in Tränen aus, ruft die Therapeutin, und der Student muss die Seiten in Folie einpacken, damit niemand „emotional exponiert“ wird.
Sogar das Rasiermesser von Hitchens würde hier stumpf: jede scharfe Kante von Wahrheit trifft auf Luftpolster, Wattebällchen und Triggerwarnungen. Bücher werden digitalisiert, color-codiert und nur noch in Absprache mit einem Psychologen benutzt.
Die Straßen als Minenfelder der Befindlichkeiten
Ein Fußgänger überquert die Straße. Ein Auto hupt. Sofort Traumaalarm: „Lärmbelästigung – Trigger! #Stadtstress #Existenzkrise“. Die Nachbarn schauen entsetzt: „Warum reagiert er so?“ – und der Betroffene postet live: „Heute wieder von urbaner Umwelt misshandelt. #PsychologischeKatastrophe“.
Selbst Vögel, die zwitschern, lösen Alarmsignale aus: „Könnte Gefühle verletzen! Vogelkritik! #SingtNichtSo #SafeZone“. Die gesamte Stadt wird zu einem Slapstick-Albtraum, in dem jedes Geräusch, jeder Blick, jede Handlung eine psychologische Bombe ist.
Fazit: Überleben im Comedy-Albtraum
Diese Maximalversion zeigt das endgültige Surrealniveau: Jeder Alltagsakt ist potenziell traumatisierend, jede Handlung ein Drama. Kritik, Feedback, Geräusche, Farben, Geschmäcker – alles wird zur epischen emotionalen Herausforderung.
Die Boomer schauen zu: Wir hatten Muskeln, Nerven, Durchhaltevermögen. Die jungen Menschen haben Duftkerzen, Aromatherapie, Mood-Tracking, Emojis und Notfall-Therapie-Telefone. Beide Generationen stehen ratlos da, Messer trifft Watte, Logik trifft Slapstick, Realität trifft Cartoon.
Und das Lachen? Das ist das Einzige, was noch schützt. Wer den Humor behält, überlebt – und erkennt zugleich: Die Welt ist absurd, die Generation empfindsam, und die Tragikomik unserer Zeit so überdreht, dass selbst Kafka applaudieren würde.
Nachrichten im Comedy-Format: Fünf Tage Schweigen, zwei Minuten Empörung
Friedland, Tag 1–5: Die Tötung, die nicht existiert
Freitag, 29. August: Friedland, ein idyllisches Städtchen, erlebt das, was man gemeinhin als Gewaltverbrechen bezeichnen würde. Eine Frau namens Liana K. stirbt. Die Details sind furchtbar, der Täter bekannt, die Polizei involviert. Die Tagesschau? Nichts. Schweigen im Studio. Samtige Stille, die fast meditativ wirkt. Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag: dieselbe Stille. Man könnte fast vermuten, das Studio habe eine „Tötung ignorieren“-Maschine erfunden – ein Gerät, das Ereignisse automatisch als irrelevant markiert und verschwinden lässt, sobald sie die redaktionelle Türschwelle überschreiten.
Man beginnt zu ahnen, dass es sich hierbei um ein neues journalistisches Format handelt. Statt die Realität abzubilden, wählt man selektiv das Absurde, das Kuriose, das Moralisierende – alles, was sich als zweieinhalb Minuten Dauerempörung aufbereiten lässt. Tote Frauen? Zu kompliziert. Terroranschläge? Vielleicht morgen. Aber ein Mann an der Bushaltestelle mit einer Hundeleinen-Fantasie? Jackpot!
Catcalling: Die Tragödie des Hundespaziergangs
Die Tagesschau schwenkt also auf das Highlight des Wochenendes: Catcalling. Ein Mann sagt einen Satz, der zugleich bizarr, poetisch und schwer verdaulich ist: „Im nächsten Leben möchte ich auch gerne ein Hund sein, dann würden mich auch so schöne Frauen an die Leine nehmen.“ Die Aktivistin berichtet, sie sei tief traumatisiert gewesen. Zwei Minuten und zwanzig Sekunden lang. Das Studio nickt ernst, die Kamera fährt einfühlsam heran, die Welt hält den Atem an.
Währenddessen hat draußen die Realität schon längst ihre eigenen Dramen vollbracht: Morde, Gewalt, Verbrechen, politische Krisen – all das wird einfach weggeschoben, als läge es auf einem unsichtbaren Nachrichten-Flohmarkt, den man ignorieren kann. Stattdessen zeigt man dem Publikum, wie schlimm es ist, wenn ein Mann beim Gassigehen einen leicht verstörenden Kommentar abgibt. Die moralische Prioritätenliste der Redaktion ist damit endgültig klar: verbal schief ist schlimmer als körperlich tot.
Die Parallelwelt der Tagesschau-Konsumenten
Wer nur Tagesschau schaut, lebt nun in einer Realität, in der Gewalt gegen Frauen im klassischen Sinne schlichtweg nicht vorkommt. Stattdessen herrscht eine Welt, in der verbale Schnitzer zu existenziellen Tragödien stilisiert werden. Der Zuschauer lernt: Die größte Gefahr im Alltag ist nicht ein brutaler Täter, sondern ein humoristisch gemeinter Satz über Hundeleinen.
Man könnte diese Parallelwelt als „News Disneyland“ bezeichnen: alles schillernd, alles aufregend, alles moralisch aufgeladen – und dennoch sorgfältig frei von echtem Schrecken. Die Redaktion hat offenbar entschieden, dass Schlagzeilen über Mord, Raub und ernsthafte Gewalt unpädagogisch sind. Lieber eine Aktivistin, einen Hund, einen absurden Satz – und fertig ist der Wochenrückblick, der moralisch korrekt und ideologisch sauber zugleich ist.
Schwarze Komödie der Nachrichtenselektion
Dieses Medienspektakel offenbart die groteske Logik der Prioritäten: Je absurder ein Ereignis, desto eher bekommt es die Aufmerksamkeit, die ein echtes Verbrechen niemals erfahren würde. Man sieht, wie Realität zugunsten eines narrativen Gags verschoben wird. Und es funktioniert – das Publikum applaudiert, die Redakteure nicken, der moralische Kompass dreht sich im Kreis.
Fünf Tage Schweigen über Mord, zwei Minuten Catcalling – das ist die Kunstform des journalistischen Surrealismus. Hier wird die Absurdität nicht nur gezeigt, sie wird zelebriert. Nachrichten werden zum Theater, zur schwarzhumorigen Satire, zum absurden Kunstwerk, in dem die Gewichtung der Realität durch die Drehung der ideologischen Skala erfolgt.
Fazit: Lachen oder Weinen?
Am Ende bleibt der Zuschauer in der Zwickmühle: lachen über die groteske Priorisierung oder weinen über das, was wirklich passiert. Fünf Tage Schweigen über ein Verbrechen, zweieinhalb Minuten Empörung über eine Hundeleinen-Fantasie – das ist Nachrichtenkomik auf höchstem Niveau. Man könnte sagen: Wenn die Realität nicht vorkommt, ist wenigstens die Satire perfekt.
Und während die Welt draußen weitermacht, bleibt das Studio der Tagesschau im Zen-Modus: schweigend, selektiv, humoristisch, absurd – und garantiert ideologisch korrekt. Wer braucht schon Morde, wenn man Catcalling hat?