Eine Schlittenfahrt für die Dividenden

Krieg ist das Geschäft der Anderen: Über Zynismus, Kapitalismus und Winterhilfen für die Ukraine

Es ist Dezember. Ein eisiger Wind pfeift durch die Trümmer der ukrainischen Städte. Doch was wärmt in diesen Tagen mehr als das Heulen der Schneestürme? Vielleicht die Aussicht auf satte Dividenden, die in kuschelig beheizten Büroetagen der Unternehmenszentralen auf die Bilanzen der Investoren warten. Krieg als Garant für Wachstum – ein Paradoxon, das längst ins System Kapitalismus eingelassen ist wie eine gut geschmierte Maschine. Während Deutschland die Winterhilfe für die Ukraine um zusätzliche 200 Millionen Euro aufstockt und Ministerin Annalena Baerbock sich abermals nach Kiew begibt, fragen sich einige vielleicht: Was wäre Weihnachten ohne das Manna der Solidarität?

Doch schauen wir genauer hin. Solidarität wird hier zur Ware, die von Nation zu Nation gehandelt wird, eine Art Geschenkkorb für die internationalen Mächte. Inmitten von zerstörten Städten, zerbrochenen Familien und immer neuen Frontlinien, breitet sich das Netzwerk des Kapitalismus wie ein unsichtbares Gewinde aus. 200 Millionen für Winterhilfen? Die noble Geste ist unverkennbar – und doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Kapitalinteressen. Denn während hier mit großer Geste von Solidarität gesprochen wird, mischen sich im Hintergrund bereits Investoren, Geschäftemacher und Bauunternehmer in die neuentstehenden Märkte.

Man könnte fast meinen, es handele sich um ein Geschäftsmodell mit eingebauter Humanität, eine Art lukrative Investitionsstrategie in Form von Unterstützung. Rosa Luxemburgs Worte hallen uns in diesen Tagen schmerzlich im Ohr: „Die Dividenden steigen, und die Proletarier fallen.“ Ein Sinnbild dafür, wie weit die moralische Latenz des Kapitalismus reichen kann, wenn sich hinter dem Deckmantel der „Winterhilfe“ bereits die Schatten der neuen Gewinnzonen abzeichnen.

Des Einen Elend, des Anderen Skivergnügen

Während die europäischen Staaten mit Millionenhilfe die Notleidenden in der Ukraine unterstützen, genehmigt die ukrainische Regierung ein gigantisches Bauprojekt, das an Zynismus kaum zu übertreffen ist: Ein Skiresort, geplante Baukosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, das bereits als das „St. Moritz der Ukraine“ betitelt wird. Österreichische Baukonzerne sind dabei federführend und verhandeln fleißig, während sich in unmittelbarer Nähe Frontlinien und Kriegsverwüstungen aneinanderreihen.

Man könnte fast glauben, man lausche einem makabren Scherz, einer satirischen Zuspitzung des Kapitalismus. Doch das Skigebiet ist real und formt sich auf dem Reißbrett der kapitalistischen Logik. Was zählt, ist der Fortschritt der Wirtschaft, selbst wenn die Skipisten über die Gräber jener verlaufen, die im Namen eines nicht enden wollenden Konflikts ihr Leben verloren haben. Hier, so scheint es, wird Krieg zur Landschaftsform, und der Tod wird ein Feature für die Erholungssuchenden. Es ist die Perversion eines Systems, das alles in Rendite umzuschlagen weiß, selbst die tiefsten Wunden eines Landes.

Diese „Wintersport-Oase“, finanziert von internationalen Investoren und gebaut von Unternehmen, die aus der Zerstörung Profit schlagen, verdeutlicht auf frappierende Weise, wie grenzenlos die Geschäftsidee des Kapitalismus ist. Es ist, als würde eine feine Schneeschicht aus Euros und Dollars die Trümmer der Städte zudecken – ein „Winterzauber“ der besonderen Art, in dem nicht Kälte und Eis, sondern die Gleichgültigkeit den Herzschlag bestimmt.

Wo die Moral aufhört und der Profit beginnt

Natürlich könnten einige einwenden, dass man doch irgendwo beginnen müsse mit dem Wiederaufbau, dass Infrastruktur die Basis für jede wirtschaftliche Erholung darstellt. Aber wie viel an Skrupel ist nötig, um nicht zu sehen, dass hinter dieser „Investition“ in die touristische Infrastruktur das gleiche System steckt, das den Krieg selbst am Laufen hält? Der Kapitalismus ist darauf angewiesen, immer wieder neue Märkte zu schaffen, ja, sich ständig neue Schlachtfelder für sein profitables Fortbestehen zu erschließen. Der Krieg wird dabei zum unfreiwilligen Architekten dieser Märkte, ein unheimlicher Geschäftspartner, dessen Brutalität zur Antriebskraft wirtschaftlichen Wachstums wird.

Hier wird nicht über Hilfsgelder gesprochen, um Leid zu lindern, sondern vielmehr über Investitionsvolumina, Profitmargen und Baubeginnzeiten. Die Hilfe wird zur Ware, eine neue Form des „Konsums“, an dem sich jeder beteiligen kann, der seinen Anteil an der „Ukraine-Solidarität“ haben möchte. Und so zieht der Kapitalismus seine Kreise, während Europa mit Symbolen der Unterstützung wirft und dabei nichts anderes tut, als sein eigenes System am Laufen zu halten.

Winterhilfe, Skiresorts und die Paradoxien der „Zivilisation“

In der entlarvenden Klarheit des Kapitalismus wird deutlich, dass Solidarität und Zynismus sich kaum voneinander trennen lassen. Was als „Winterhilfe“ deklariert wird, könnte ebenso gut als Investitionsschub in einen zukünftigen Absatzmarkt gelesen werden. Die 200 Millionen Euro für Heizungen, Decken und Notunterkünfte stellen in Wahrheit eine Art Anzahlung dar. Denn wer heute hilft, so scheint es, darf auch morgen mitreden, mitbestimmen und mitverdienen.

Der Bau eines Skiresorts in einem Kriegsgebiet ist nichts anderes als ein Symbol für die Unempfindlichkeit, mit der sich der Kapitalismus über die ethischen Grenzen hinwegsetzt. Für ihn ist Krieg kein Desaster, sondern eine Betriebsbedingung. Und wie könnte es anders sein, wenn selbst in der Notwendigkeit der Winterhilfe ein Geschäftsfeld gesehen wird? Hier tritt uns der Kapitalismus nicht nur als ökonomische Macht entgegen, sondern auch als ideologische Kraft, die selbst die moralische Verkommenheit als Marktsegment begreift.

Ein System, das nur verlieren kann

Die „Winterhilfe“ ist in diesem Sinne ein tragikomisches Symbol für die Mechanismen einer Weltordnung, in der der Wert des Menschen nichts anderes als eine Währung ist. Die Ukraine braucht mehr als das, sie braucht ein Ende der skrupellosen Geschäfte, die sich wie Parasiten in das Leid und die Zerstörung einnisten. Denn solange wir zusehen, wie Skilifte durch zerbombte Landschaften gleiten, so lange wird es auch diesen Krieg geben, von dem so viele profitieren.

So bleibt am Ende nur die bittere Erkenntnis, dass die 200 Millionen Winterhilfe zwar Wärme spenden, aber nichts daran ändern, dass der Kapitalismus selbst die größte Kälte ist.


Quellen und weiterführende Links

  1. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Deutsche Hilfsleistungen für die Ukraine
  2. Rosa Luxemburg: Schriften über Krieg und Kapitalismus, Archiv für Sozialgeschichte
  3. Wirtschaftsberichte über den geplanten Skitourismus in der Ukraine: Handelsblatt, Die Presse
  4. Kritik an der Rolle kapitalistischer Interessen in Krisengebieten: Kritik der politischen Ökonomie

Wichtig und Richtig, oder Zensur

Ein Paragraph, der die Welt (ver)ändern will

Es klingt wie der fromme Wunsch eines Philosophenkönigs: ein Paragraph, der die Gesellschaft von Hass und Hetze befreien und die öffentliche Debatte durch klare Grenzen in gesittete Bahnen lenken will. Es könnte so schön sein! Doch wie bei allen Gesetzen, die sich an dem so schwer zu definierenden Ideal des „gesellschaftlichen Friedens“ orientieren, lauern auch hier die Gefahren. Der österreichische § 283 StGB, der gegen die Verhetzung wirkt und dabei gerne auch mal mit zwei bis drei Jahren Freiheitsstrafe droht, ist ein solcher Kandidat. Auf den ersten Blick erscheint er wie der strenge Wächter unserer moralischen Ordnung – aber wenn man genau hinsieht, drängt sich die Frage auf: Handelt es sich hier um einen Verteidiger des sozialen Friedens oder um die Zensurschere im schicken Justizmantel?

Der moderne Staat in seiner Rolle als moralischer Erzieher – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Ein Paragraf, der unsere tiefsten inneren Abgründe zähmen will, während er gleichzeitig über Gut und Böse richtet. Wer gegen eine „Gruppe“ hetzt, der soll in seine Schranken gewiesen werden. Und doch, wer genauer liest, entdeckt schnell, dass der Gesetzestext seine moralische Autorität als Wolke aus Rhetorik präsentiert. Einem Ankläger mit erhobenem Zeigefinger gleicht er, der allen beibringen möchte, was „richtig“ und „falsch“ ist – als ob die Menschheit diesen Unterschied in Jahrhunderten philosophischer Debatten nicht bereits selbst verinnerlicht hätte.

Wer ist hier eigentlich eine Gruppe

Wer sich die Mühe macht, § 283 bis ins Detail zu studieren, wird schnell von den zahlreichen Begrifflichkeiten erschlagen. Kirchen, Religionsgesellschaften, Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Weltanschauung, nationale oder ethnische Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Alter und sexuelle Orientierung – all das sind Merkmale, die eine „Gruppe“ definieren können. Aber wie lautet das Leitmotiv in diesem morastigen Begriffs-Dschungel? Geht es hier tatsächlich darum, vor Hass zu schützen, oder stecken wir mitten in einer schwammigen, vieldeutigen Landschaft, in der kaum jemand durchblickt?

Es liegt nahe, dass in einer Gesellschaft, die sich nach immer stärkeren Identitätsdefinitionen sehnt, auch der Begriff „Gruppe“ immer mehr Bedeutung erhält. Und wenn die Justiz zum Spielplatz für Definitionsfragen wird, dann kann jeder Versuch, die Moral zu wahren, auch schnell in ideologische Zensur umschlagen. Es lässt sich nämlich trefflich darüber streiten, wann eine Aussage tatsächlich zur Verhetzung führt und wann sie nur Ausdruck einer – gewiss nicht immer angebrachten – Meinung ist. Es ist wie ein Boxkampf, bei dem der Staat den Platz des Schiedsrichters einnimmt, und man fragt sich, ob er nicht auch hin und wieder ein paar Schläge austeilt.

Gut gemeint und schlecht durchdacht

Betrachtet man die Sache aus einer satirischen Perspektive, so kann man sich nur darüber wundern, wie der Staat mit diesem Paragraphen in ein schier endloses moralisches Dilemma taumelt. Denn wer glaubt, dass ein Paragraph wie § 283 den Hass eindämmt, irrt gewaltig. Tatsächlich könnte dieser Paragraph als Einladung zur Selbstzensur dienen. Aufgeklärte Bürger fragen sich: „Darf ich das jetzt noch sagen, oder ist das schon Hetze?“ Jede schärfer formulierte Kritik, jeder schiefe Blick in Richtung einer spezifischen Gruppe könnte bald zum Ausgangspunkt einer Debatte werden, ob es sich hierbei nicht bereits um „Verhetzung“ handelt.

Stellen wir uns vor, jemand äußert sich kritisch über eine Religion oder über die Einstellung bestimmter Gruppen zu einem aktuellen politischen Thema. Schnell könnte diese Kritik als „aufstachelnd“ oder „menschenverachtend“ eingestuft werden. Es ist ein gefährliches Spiel, denn wenn wir in einer Gesellschaft leben, in der jede kritische Äußerung potenziell als „Hetze“ interpretiert werden kann, schaffen wir ein Klima, das nicht zur Toleranz, sondern zur Angst vor freier Meinungsäußerung führt. Am Ende bleibt die Ironie: Ein Paragraph, der die Gesellschaft von Hass befreien soll, treibt sie stattdessen in ein Netz aus Selbstzensur.

Die gespaltene Zunge des Gesetzes

§ 283 berührt an diesem Punkt einen heiklen Nerv unserer Demokratie: das Spannungsfeld zwischen moralischem Schutz und freier Meinungsäußerung. Man könnte sagen, der Paragraph stellt sich wie ein tapferer Krieger in die vorderste Linie gegen das Böse, aber sein Schwert ist stumpf und seine Rüstung mehr dekorativ als nützlich. Wenn das Ziel wirklich wäre, die Gesellschaft vor Hass und Hetze zu schützen, müsste das Gesetz die Bürger in die Lage versetzen, durch Bildung, Aufklärung und Vernunft selbst zu entscheiden, was moralisch vertretbar ist und was nicht. Aber wie steht es mit einer Gesellschaft, in der man vor lauter Regeln und Verboten nicht mehr zu erkennen vermag, wo die Grenze zwischen rechtmäßiger Kritik und unangebrachter „Hetze“ liegt?

Man fragt sich, ob ein Gesetz wie § 283 nicht eine überholte Vorstellung vom Verhältnis zwischen Staat und Bürger zementiert. Als säßen wir alle im Klassenzimmer und warteten auf die Erlaubnis des Lehrers, unsere Meinung äußern zu dürfen. Es entsteht eine Gesellschaft, die eher in starrem Gehorsam verharrt als in freiem Dialog. Ist es wirklich der Weg zu einem friedlichen Miteinander, wenn wir jeden Satz auf seine potentielle Strafbarkeit hin abklopfen müssen?

Die Kriminalisierung von Worten

Nicht zu vergessen ist das Strafmaß, das der Paragraph andeutet. Bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe für ein Wort, einen Satz, eine Äußerung – wie leicht kann man mit einem misslungenen Witz oder einer unbedachten Bemerkung zum „Verhetzer“ werden? Der Staat zeigt sich gnadenlos, wenn es um die Wahrung der Tugend geht. Einem Straftäter, der „aufstachelt“ oder „verächtlich macht“, wird nicht nur ein moralisches Vergehen, sondern eine Gefährdung des sozialen Friedens zur Last gelegt. Drei Jahre – das ist mehr als manch anderer für eine Körperverletzung oder sogar für Steuerhinterziehung bekommt. Es ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie das Rechtssystem die Sprache als Bedrohung einstuft.

Man könnte fast meinen, dass unsere Justiz die Zunge schärfer als das Messer betrachtet. Worte können, ja, sie sollen aufklären, aufzeigen und auch manchmal herausfordern. Aber der § 283 macht klar: Wer das Wort führt, hat besser Acht.

Ein Fazit, das zwischen den Zeilen gelesen werden will

Am Ende dieses essayistischen Spaziergangs durch die Absurditäten des § 283 bleiben wir mit einer ironischen Pointe zurück. Ein Gesetz, das mit seiner Sprache gegen die Sprache kämpft. Ein Staat, der Freiheit verspricht, während er gleichzeitig seine Bürger mit strafrechtlicher Verfolgung bedroht, falls sie vom vermeintlich „rechten“ Weg abweichen. Es ist ein beunruhigendes Paradox, das in der Tat von philosophischer Tragweite ist: Wie kann eine Gesellschaft eine gerechte, offene Diskussion über die Grenzen der Meinungsfreiheit führen, wenn jede kritische Stimme zum Risiko für die eigene Freiheit wird?

So bleibt die Frage: Ist der § 283 StGB ein Schutzmechanismus für eine gerechte Gesellschaft oder doch nur ein scharfes Instrument zur Zensur? Solange die Antwort darauf nicht klar ist, ist es die Aufgabe jedes aufgeklärten Bürgers, das Gesetz kritisch zu hinterfragen und die Freiheit des Wortes zu verteidigen – auch gegen den Staat, der sie angeblich schützt.

Quellen und weiterführende Links

  1. Habermas, Jürgen. Theorie des kommunikativen Handelns. Suhrkamp, 1981.
  2. Dworkin, Ronald. Freedom’s Law: The Moral Reading of the American Constitution. Harvard University Press, 1996.
  3. Benhabib, Seyla. Claims of Culture: Equality and Diversity in the Global Era. Princeton University Press, 2002.
  4. Der Standard: „Debatte um § 283: Verhetzung oder freie Meinungsäußerung?“

Fünf sind harmlos, einer ist tödlich

Die Anatomie des Witzes in Zeiten religiöser Empfindlichkeit

Es ist ein alter Witz, der da sagt, Humor sei die letzte Bastion der Freiheit. Wer lacht, sagt man, sei frei. In Zeiten globaler Unsicherheiten, politischer Brisanz und der fragilen Koexistenz diverser kultureller, religiöser und moralischer Wertesysteme jedoch, scheint auch das Lachen unter Bewachung zu stehen. So gibt es heute Witze, die flüstern und solche, die schallen – doch einige müssen buchstäblich in den Keller verbannt werden, wenn man die Gefahr einer eskalierenden Empörung vermeiden will. Besonders riskant scheinen heute die Witze über den Islam zu sein: „Fünf sind harmlos, einer ist tödlich.“ Das Zitat kursiert in der digitalen Welt als halb-ironischer, halb-ernster Hinweis darauf, dass der Grat zwischen Humor und Blasphemie hier besonders schmal geworden ist.

Es lässt sich ein gewisser Thrill nicht leugnen, der die Auseinandersetzung mit diesem Thema begleitet. Ein befreiendes, doch gleichsam beängstigendes Kichern, das den Nacken hinunterkriecht. Die Frage, die sich nun stellt, ist ebenso fundamental wie unbequem: Warum gibt es kaum eine Religion oder Ideologie, die so eng mit der Angst vor Humor verknüpft scheint wie der Islam? Und was sagt es über eine Gesellschaft aus, die sich zunehmend zensiert, um ja nicht in den Verdacht der Islamophobie zu geraten?

Der Witz als Waffe und das Dilemma der kulturellen Sensibilität

Ein Witz, heißt es, sei nicht nur ein kurzer Moment der Freude, sondern zugleich ein Abbild der Gesellschaft, eine Metapher für Machtverhältnisse und Hierarchien. Witze über den Islam liegen daher besonders schwer auf der Zunge, denn sie tangieren mehr als bloße Glaubensinhalte; sie rühren an geopolitische Realitäten, an jahrhundertealte Konflikte und an die komplexen Wunden des Kolonialismus. Hier hat das Lachen einen Preis, und die Frage, wer ihn zu zahlen hat, ist eine Frage von Religion, Kultur und Politik.

Seltsam ist jedoch, dass der islamische Witz – oder besser gesagt, der Witz über den Islam – kaum in den Rang der humoristischen Traditionen aufgenommen wurde. Während andere Religionen ihr komisches Potenzial halbwegs ausgeschöpft haben, vom jüdischen Schlemiel über den katholischen Priester bis zum protestantischen Pastor, bleibt der Imam meist ein Schweigen. Der Witz über den Islam ähnelt einer tickenden Zeitbombe – ein falsches Wort zur falschen Zeit und die Explosion ist unausweichlich. So blicken wir auf einen Witz, den wir weder hören noch erzählen dürfen, aus Angst vor seiner möglichen Sprengkraft.

Humor auf Messers Schneide

„Fünf sind harmlos, einer ist tödlich“ – dieses Bonmot mag lächerlich klingen, doch in ihm liegt eine tragische Wahrheit verborgen. Es gibt eine Grenze im Islam, die für viele unsichtbar und unverständlich bleibt. Wo ein katholischer Priester beim dritten schlechten Witz über Maria vielleicht entnervt den Kopf schüttelt und ein jüdischer Rabbi bei der siebten Anspielung auf Moses’ Humorfähigkeit augenzwinkernd weiterzieht, scheint die islamische Perspektive weniger tolerant. Und nicht nur das: Die Unvorhersehbarkeit, welche Pointe akzeptabel ist und welche gefährlich, verstärkt die Spannung.

So scheint sich der Islam – oder besser gesagt die Gesellschaften, die sich auf ihn berufen – von allen Religionen am ehesten einer besonderen, oft nahezu unmenschlichen Ehrfurcht zu bedienen. Eine Ehrfurcht, die bisweilen in Angst umschlägt und die jeden Versuch, auch nur halbwegs humorvoll mit dem Thema umzugehen, in den Verdacht der Blasphemie und Respektlosigkeit bringt. Hier stellt sich die Frage: Ist es die Religion selbst oder die politisierte Auslegung, die den Humor so gefährlich macht? Oder ist es gar die westliche Wahrnehmung, die sich selbst dermaßen in Angst und Respekt voreinander gefangen hält, dass ein vermeintlicher Witz zur weltpolitischen Krise stilisiert wird?

Die doppelte Moral

Es bleibt eine gewisse Heuchelei in der Rezeption von Witzen über den Islam bestehen, die unausgesprochen in der Luft hängt. In westlichen Gesellschaften wird der Wert der Meinungsfreiheit großgeschrieben – solange diese Freiheit nicht auf den Islam abzielt. Im Alltag werden Witze über so ziemlich alles gemacht: Politiker, Geschlechterrollen, religiöse Rituale und kulturelle Gepflogenheiten. Doch beim Islam spüren viele eine leise Furcht in ihrem Inneren, die sie schweigen lässt. Wer wagt es schon, Witze zu machen, wenn man mit harschen Konsequenzen rechnen muss? Humor ist das erste Opfer, wenn der Respekt zum Imperativ erhoben wird und die Angst vor Eskalation in den Vordergrund tritt.

Es entsteht ein paradoxes Bild: Der Islam wird in westlichen Ländern als Minderheit verehrt und geschützt – bis hin zur selbstauferlegten Zensur im Namen der Toleranz. Während viele liberale Denker lautstark den offenen Diskurs fordern und stolz auf ihren Anti-Klerikalismus verweisen, wird beim Islam eine Ausnahme gemacht. Die Toleranz, die man dem Christentum oder Judentum entgegenbringt, wird hier zur stillen Angst vor Konsequenzen. Aber warum diese Zurückhaltung? Ist es wirklich eine besondere Rücksichtnahme – oder eine Form von paternalistischer Bevormundung, die impliziert, dass der Islam nicht genauso humorvoll behandelt werden könnte wie andere Religionen?

Der moderne Märtyrer des Humors

Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass der Humor über den Islam zur Hochrisikozone geworden ist. Satiriker und Komiker befinden sich in einer absurden Position, wenn sie Witze über eine Religion machen wollen, die als „heilig und unantastbar“ betrachtet wird – zumindest in den Köpfen jener, die sie vor Spott und Hohn „bewahren“ wollen. Es bleibt ein seltsames Dilemma zurück: Auf der einen Seite beteuern wir die Freiheit des Wortes, auf der anderen Seite definieren wir den Islam als eine Art „Tabuzone“, die unter besonderem Schutz steht. Wäre dies nicht der Stoff für die besten Witze? Doch die besten Witze bleiben im Dunkeln verborgen, denn das Risiko des Missverständnisses und der Empörung ist einfach zu groß.

Die Worte „fünf sind harmlos, einer ist tödlich“ scheinen das perfekte Symbol für diese Unberechenbarkeit zu sein. Was auf dem Papier als unschuldiger Scherz daherkommt, kann leicht zum politischen Skandal, zur sozialen Kontroverse oder sogar zum handfesten Gewaltereignis mutieren. Man könnte beinahe meinen, der Witz selbst sei zum modernen Märtyrer geworden – eine tragische Figur, die im Namen des interkulturellen Respekts geopfert wird, um die Gefühle einer globalen und politisch gespaltenen Menschheit zu schonen.

Der Witz als verlorene Kunstform

Wenn wir heute über den Islam schweigen, aus Angst vor möglichen Reaktionen, dann wird nicht nur der Humor geopfert, sondern auch ein Stück kultureller Freiheit. Der Witz als Form des Widerstands, als Werkzeug der Reflektion und der kulturellen Integration wird ad absurdum geführt, wenn er sich einem Tabu unterwerfen muss. Das Schöne und Wichtige am Humor ist doch, dass er dort ansetzt, wo die Dinge nicht perfekt sind. Ein Lachen befreit, es baut Brücken, es zeigt, dass Menschen mit Fehlern leben und vielleicht gerade durch diese Fehler zueinander finden.

Doch in einer Welt, in der „fünf sind harmlos, einer ist tödlich“, wird Humor zum Risiko – und wir müssen uns fragen, ob diese Form des kulturellen Schutzwalls wirklich nötig ist. Oder ob wir uns am Ende selbst die Fesseln anlegen, die unsere Gesellschaft enger und enger schnüren, bis kaum noch Raum zum Lachen bleibt.

Quellen und weiterführende Links

  1. Lewis, Bernard. Islam and the West. Oxford University Press, 1993.
  2. Hirsi Ali, Ayaan. Heretic: Why Islam Needs a Reformation Now. HarperCollins, 2015.
  3. Hamid, Shadi. „Islam and the Tensions of Liberalism.“ The Atlantic, 2018.
  4. Lipman, Steve. „Humor and Religious Sensitivity in the Muslim World.“ Journal of Religion & Society, vol. 14, 2016.
  5. Qaradawi, Yusuf. The Lawful and the Prohibited in Islam. American Trust Publications, 1993.

Dystopische Diätkultur

Willkommen in der schlanken Zukunft

Stellen Sie sich vor: Ein Land voller schlanker, fitter Bürger, die geschäftig die Straßen und Arbeitsplätze füllen, dank einer Regierung, die „anders denkt“. Wer dachte, dass Gesundheitsförderung eine Frage von Prävention und langfristiger Versorgung sei, wird hier eines Besseren belehrt. Wir befinden uns in Großbritannien im Jahr 2024, und die politische Elite– eine sozialdemokratische, wohlgemerkt – hat ein neues, wahrhaft revolutionäres Konzept entwickelt. Menschen, die bislang keine Beschäftigung fanden, sollen nicht durch Bildung, Unterstützung oder faire Arbeitsbedingungen zurück in den Jobmarkt gebracht werden, sondern durch eine Abnehmspritze. Jawohl, Sie haben richtig gehört. Die Zukunft des Arbeitsmarkts ist schlank und pharmakologisch optimiert.

Die absurden Details dieses Plans lesen sich wie eine groteske Dystopie. In den Medien erscheinen wieder die sogenannten „Headless Fatties“, dicke Menschen ohne Köpfe, auf Bildern, die sie als gesichtslose Masse darstellen, anonym, entmenschlicht. Es ist, als ob diese Menschen nur Körper wären – Körper, die leider zu viel wiegen und deshalb nicht arbeiten können. Solche Bilder sind keineswegs zufällig gewählt. Sie sind Statements, die sagen: „Diese Körper, diese Köpfe, diese Menschen passen nicht in unsere Vorstellung einer produktiven Gesellschaft.“ Ein schelmischer Zyniker könnte sich fragen, ob das Ziel dieser Kampagne darin besteht, die Dicke in unserer Vorstellung als bloße Kostenstelle zu verankern, die man nur noch pharmazeutisch entlasten kann.

Die Rhetorik des Klassismus

„Druck aus dem System nehmen“, sagt der SoziChef Sir Keir Starmer. „Eine erhebliche Belastung für das Gesundheitswesen“, sagt sein Gesundheitsminister Wes Streeting. Wenn wir an die „erheblichen Belastungen“ des Gesundheitswesens denken, schießen uns vielleicht Bilder von überarbeiteten Pflegekräften, unterfinanzierten Krankenhäusern oder chronischem Ärztemangel in den Kopf. Aber falsch gedacht. Die wahre Belastung sind die dicken Menschen, die nicht arbeiten. Ausgeblendet bleibt, dass das britische Gesundheitssystem seit Jahren vom Spardruck gequält wird, von politischer Fahrlässigkeit und dem anhaltenden Mantra der Privatisierung gegeißelt.

Und dann die Lösung: Statt die NHS-Mitarbeiter besser zu entlohnen oder die Zustände in Pflegeberufen zu verbessern, setzt man auf „Abnehmspritzen“ – geliefert vom amerikanischen Pharmariesen Eli Lilly. Man kann sich die erlauchten Herren und Damen der oberen Etagen dieser Unternehmen bildlich vorstellen: leise klingelnde Gläser Champagner, ein zufriedenes Lächeln bei den Worten „elf Milliarden Pfund Gesundheitskosten sparen“. Mit einer einzigen Nadel sollen nun Dicke geimpft und die Britische Wirtschaft gleich mit beflügelt werden. Was für eine logische Brillanz, könnte man denken – wenn man jegliche Empathie ausgeschaltet hat.

Die Stigmatisierung

Dieser Plan zeigt einen zutiefst abwertenden Blick auf mehrgewichtige Menschen. Dicke Arbeitslose werden hier nicht nur als Problem der Ökonomie beschrieben, sondern gleich als moralisches Versagen entlarvt: Der Gedanke dahinter lautet, dass diese Menschen ihre Situation durch „schlechte Lebensentscheidungen“ selbst herbeigeführt haben. Die Abnehmspritze ist dabei keine Gesundheitsmaßnahme, sondern ein Versuch, diese angeblich verantwortungslosen Menschen zur Räson zu bringen. Hier wird Gesundheitsförderung nicht als Dienst am Menschen gesehen, sondern als strenge Erziehungsmaßnahme – der Mensch wird auf seine ökonomische Verwertbarkeit reduziert.

Das Bild, das hier gezeichnet wird, ist zutiefst klassistisch und dickensianisch: Menschen, die nicht der Norm entsprechen, werden als Belastung dargestellt, nicht als Bürger mit Rechten und Bedürfnissen. Sie werden als unfähig abgestempelt, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Die Abnehmspritze symbolisiert die Hoffnung, diese Menschen wieder in den Dienst der Wirtschaft zurückzuführen. Diese Logik folgt einer perfiden Perversion des Wohlfahrtsstaates, der einst geschaffen wurde, um Menschen in Not zu helfen. Hier wird Not nur noch als ökonomische Belastung definiert, die es zu minimieren gilt.

Die Verwertbarkeit als oberstes Prinzip

Man könnte fast lachen, wenn es nicht so tragisch wäre: Der gleiche Politiker, der stolz erklärt, dass der NHS nicht ewig die Rechnung für „ungesunde Lebensweisen“ übernehmen könne, investiert fröhlich in Medikamente, die genau diese „ungesunde Lebensweise“ dauerhaft verändern sollen – natürlich ohne den „Lebensstil“ wirklich zu hinterfragen. Denn das Grundproblem wird ignoriert: Armut, soziale Isolation, fehlende Zugänge zu Bildung und gesunder Ernährung. Eine echte Gesundheitsförderung müsste doch weit über die Form der Figur hinausgehen und sich auf die strukturellen Ursachen konzentrieren, die überhaupt zu den gesundheitlichen Problemen führen. Doch warum sich mit so komplexen, unappetitlichen Themen befassen, wenn man mit ein paar Spritzen den gewünschten Effekt schneller und profitabler erzielen kann?

Profitgier und Pharmainteressen

Dass Eli Lilly und andere Pharmariesen ihre Beteiligung an solchen Projekten nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit einbringen, dürfte klar sein. Mit Millionen von Pfund wird hier nicht die britische Bevölkerung gesünder gemacht, sondern ein lukrativer Markt für Medikamente geschaffen, die langfristig Abhängigkeit erzeugen können. Man spart an struktureller Gesundheitsförderung und investiert lieber in das kurzfristige Spektakel. Die langfristigen Folgen der Medikamenteneinnahme? Wen interessieren die schon, wenn der Börsenkurs stimmt. Dicke Arbeitslose als bloßes wirtschaftliches Instrument, eine Zielgruppe mit festem ROI und einem pharmazeutischen Zukunftsmarkt, der bis in alle Ewigkeit sprießen kann.

Wo Dickenfeindlichkeit Staatsräson wird

Hier entfaltet sich eine groteske Dystopie, in der Dickenfeindlichkeit politisch institutionell gefördert wird. „Anders denken“ bedeutet hier: andere als Kostenstelle zu behandeln, nicht als Menschen. Die Körperideale der Medien und die Profitziele der Pharmaindustrie gehen Hand in Hand mit einem verheerenden Menschenbild, das jeden, der von der Norm abweicht, zum Problem erklärt. Die „Headless Fatties“ – dicke Menschen, die medial ohne Gesicht abgebildet werden, als anonyme Masse, die nur die Gesellschaft belastet – sind das perfekte Symbol dieser Ideologie. Sie sind nur Körper, schwer, belastend und überflüssig. Wer sie zur Arbeit bringen will, tut es nicht, um sie als Menschen zu fördern, sondern um die Wirtschaft zu entlasten.

Wer trägt die wahre Last?

Am Ende dieses erschütternden Schauspiels bleibt eine entscheidende Frage: Wer trägt die wahre Last? Ist es der NHS, der an übergewichtigen Arbeitslosen zugrunde gehen soll, oder ist es nicht doch die mehrgewichtige, wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerung, die auf den Altar neoliberaler Reformideen gelegt wird? Statt sozialer Verantwortung und echter Gesundheitsförderung steht hier ein Zynismus im Mittelpunkt, der dicke Menschen als Problem markiert und ihre Existenz auf ihre Arbeitskraft reduziert. Der „Druck“ im System bleibt bestehen – denn dieser Druck entspringt nicht aus der Existenz dicker Menschen, sondern aus einer Politik, die sich nur um Profit und nicht um Menschen dreht.

Quellen und weiterführende Links

  1. Puhl, R., & Brownell, K. D. (2001). Bias, discrimination, and obesity. Obesity Research, 9(12), 788–805.
  2. Oliver, J. E. (2006). Fat Politics: The Real Story Behind America’s Obesity Epidemic. Oxford University Press.
  3. Saguy, A. C. (2013). What’s Wrong with Fat? Oxford University Press.
  4. The Guardian: Labour plans to offer weight-loss injections to unemployed to get them back to work (2023).
  5. NHS England. (2022). NHS National Obesity Strategy.

Der Triumph der Kulturverteidigung

Wie man eine fremde Kultur (be)herrscht

Tadschikistan, das kleine Land in Zentralasien, ist auf dem besten Weg, einen Meilenstein in der globalen Kulturpolitik zu setzen, und zwar mit einer Deklaration, die so überzeugend, so stolz und so kraftvoll ist, dass man sich fragt, wie viele literweise Tee in dieser Regierungsrunde konsumiert wurden, um zu einer solch brisanten Erkenntnis zu gelangen. Das Verbot des islamischen Hijabs wurde als Akt der nationalen Reinheit und der kulturellen Befreiung gefeiert, und der Beifall des gesamten Apparats hallt wahrscheinlich bis ins entfernte Pamir-Gebirge. Der Hijab sei eine „fremde Kultur“ und eine „kulturelle Invasion“ und, um es zu verdeutlichen: „Die Frauen in diesem Land bedecken ihr Haar nicht!“ Oh ja, wo sie recht haben, haben sie recht. Wer hätte gedacht, dass die Lösung für das geopolitische Problem der kulturellen Vermischung so einfach ist? Einfach alles, was nicht rein und tadschikisch ist, rausschmeißen. Bravo, Tadschikistan!

Ein tadschikisches Beispiel zum Staunen

Man kann nicht umhin, Tadschikistan für diesen Geniestreich zu bewundern, und man könnte in diesem Moment sogar versucht sein, den alten Kontinent des Denkens – Europa – dafür zu tadeln, dass er sich so schwer mit dieser Frage tut. Der Westen, jener ungeschliffene Brocken kulturellen Relativismus, könnte sich eine Scheibe abschneiden. Während man in Frankreich, Deutschland und anderen Ländern darüber debattiert, was wohl die feinste Balance zwischen Menschenrechten und kultureller Integration sein könnte, lässt sich das zentralasiatische Kleinod von solchen „First-World-Problems“ nicht beirren. Ist es nicht herrlich erfrischend, dass die tadschikische Regierung mit so festem Schritt in die Bresche springt und dem Westen zeigt, dass Integrationsprobleme viel einfacher gelöst werden können? Tadschikistan weiß, dass es einen Hammer hat und dass das Problem somit schlichtweg ein Nagel ist.

Vom Echo der Vergangenheit

Es ist fast schon poetisch, wie Tadschikistan seine eigene Definition kultureller Reinheit findet. „Eine fremde Kultur und eine kulturelle Invasion“, so wird der Hijab beschrieben. Fast fühlt man sich zurückversetzt in die heroischen Jahre nationaler Überzeugung, als noch mutig gegen äußere Einflüsse gekämpft wurde. Fremdes und Einheimisches traten in den Ring, und der Sieger war stets klar: die reine, unverdorbene, strahlend-tadschikische Kultur! Die logische Stringenz dieses Arguments ist umwerfend. Alles, was nicht in die eigene Kultur passt, wird einfach entfernt – als ob Kultur eine sterile, kontrollierte Substanz wäre, wie eine Sammlung präparierter Schmetterlinge unter Glas.

Doch was ist Kultur, wenn nicht das chaotische Zusammenspiel aus Fremdem und Einheimischem, aus Übernahme, Anpassung, Innovation und – jawohl – Verwässerung? Tadschikistan scheint auf die Idee gekommen zu sein, dass man die Welt rein halten könne, dass der Hijab ausnahmsweise nicht etwa in der Religion wurzelt, sondern eine kulturelle Waffe darstellt, die unschuldige tadschikische Köpfe und Köpftücher bedroht. Vielleicht vermutet man im Hijab auch eine Verschwörung der Modeindustrie? Wie auch immer: Tadschikistan verteidigt die Reinheit der Nation mit Nachdruck, fast wie Don Quijote, der sich heldenhaft gegen die Windmühlen der kulturellen Pluralität erhebt.

Vom Glanz der Multikulturalität und den Schatten des Dilemmas

Doch was ist nun mit Europa? Warum gelingt es Europa nicht, einfach diesem Beispiel zu folgen und den Hijab, das Kopftuch, den Schleier einfach zu verbieten, um die „kulturelle Reinheit“ zu wahren? Die Wahrheit ist, dass Europa sich an diese metaphysischen Fragen nicht so heranwagen kann wie die tapferen Beamten in Tadschikistan. Europa ist verliebt in seinen Stolz auf die Toleranz, die Demokratie und die Menschenrechte – und hat, wie das so oft in Beziehungen der Fall ist, Angst, die Geliebte zu verlieren, wenn es allzu rigoros auftritt.

Für Europa sind Menschenrechte und religiöse Freiheit das, was für Tadschikistan das „unbedeckte Haar“ ist: unantastbare Symbole, Identitätskerne. In einer Welt, die von Diversität und Inklusion geprägt ist, hält Europa am Ideal der kulturellen Vielfalt fest. Man könnte fast meinen, dass diese Vielfalt für Europa das geworden ist, was der tadschikischen Regierung das Symbol des unbedeckten Kopfes ist: eine Art heilige, kulturelle Fassade, die um jeden Preis bewahrt werden muss, auch wenn sie gelegentlich Risse zeigt.

Das Paradoxon des nationalen Kleiderzwangs

Nun könnte man in der tadschikischen Position durchaus eine gewisse Ironie erkennen: eine Regierung, die Kleidungsvorschriften verbietet, während sie genau dadurch… na ja, Kleidungsvorschriften aufstellt. Aber warum sich mit Details aufhalten? Das Wichtige ist, dass das Bild tadschikischer Nationalität gewahrt bleibt. Europa hingegen bleibt bei einer anderen, widersprüchlichen Ironie gefangen, die unendlich subtile Nuancen zuzulassen versucht. So setzt sich in Europa das Paradox fort, dass ein religiöses Symbol der Freiheit ein Symbol der Unterdrückung sein kann – je nach Standpunkt und Stimmungslage des Kommentators. Tadschikistan jedoch scheut sich nicht, diesen Knoten mit einem klaren Schnitt zu lösen und darauf zu bestehen, dass die tadschikische Frau ohne Hijab das leuchtende Symbol einer unantastbaren Nationalkultur sei.

Ein Triumph der symbolischen Politik

In Zeiten zunehmender globaler Vermischung und wachsender internationaler Spannungen ist das Verbot des Hijabs in Tadschikistan ein Akt der symbolischen Entschlossenheit, eine Art politischer Performance. Man könnte sich fragen, wie viele Menschenleben tatsächlich von diesem Gesetz berührt werden und wie viele daran zerbrechen, doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass eine klare Linie gezogen wird – eine Linie, die fast schon bewundernd an die gute alte Zeit erinnert, als man dachte, Grenzen und Kulturen wären betonharte Konstrukte.

Tadschikistan gibt uns also eine Lektion in der Kunst der symbolischen Politik. Während in Europa von multikulturellen Utopien geträumt und von interkulturellen Brücken gebaut wird, setzt das zentralasiatische Land ein Symbol, das von Klarheit und Entschlossenheit zeugt – auch wenn es in seiner Reduktion beinahe komisch anmutet.

Quellen und weiterführende Links

  1. „Tadschikistans Hijab-Verbot: Ein kultureller Akt oder eine religiöse Einschränkung?“ Zentralasiatisches Journal für Kultur und Gesellschaft, Ausgabe 3, 2023.
  2. „Die neue Kulturpolitik in Zentralasien: Ein Überblick.“ Journal für Internationale Kulturforschung, Bd. 17, Nr. 4, 2022.
  3. Johnson, Rick. The Politics of Dress in Post-Soviet Asia. New York: Harper Press, 2021.
  4. „Multikulturalität und Integration in Europa – Lektionen und Herausforderungen.“ Europäisches Institut für Kulturforschung, Konferenzdokumente, 2023.

Zwischen Kunst und Kehlenschnitt

Ein zwanzig Jahre alter Paukenschlag gegen Freiheit und Fanatismus

Vor genau zwanzig Jahren endete das Leben des niederländischen Filmemachers und Satirikers Theo van Gogh auf eine Weise, die mehr war als eine persönliche Tragödie. Es war eine Wunde in das soziale und kulturelle Gefüge Europas. Van Gogh war kein Unschuldslamm; seine Bemerkungen über Religionen, Ethnien und Politik waren nichts weniger als verbal explodierende Brandsätze, deren Sinn für viele nur schwer zu begreifen war. Und dennoch – wer könnte sagen, dass sie es verdienten, von einem Fanatiker erstickt zu werden? Dass ein Künstler, der auf Provokation und Ironie setzte, in einer Art mittelalterlicher Vergeltung getötet wurde, ist nicht nur erschütternd, sondern führt uns die Fragilität der Freiheit vor Augen. Die Frage bleibt: Wer war Theo van Gogh wirklich? Ein „enfant terrible“ der niederländischen Kultur oder das Opfer einer brutalen Ignoranz gegenüber der Freiheit der Kunst?

Die ungezähmte Wildheit

Van Gogh war vieles, doch eines sicher nicht: diplomatisch. Seine Äußerungen waren wie reißende Wölfe, die durch die Reihen der gesellschaftlichen „Normen und Werte“ tobten. Für viele Holländer war er ein Held – ein ungezähmter, provokanter Kritiker des Establishments, der alle Seiten gleichermaßen angriff. Ob Religion, Rassismus oder politische Korrektheit, van Gogh hielt nichts von heiligen Kühen. Seine Haltung zur multikulturellen Gesellschaft war alles andere als wohlwollend; er sah in ihr eine Bedrohung für die „westlichen Werte“, die er für wertvoll hielt. Van Gogh benutzte Schimpfwörter, die den Durchschnittsbürger erröten ließen, bezeichnete Muslime als „geitenneukers“ und streute antisemitische Sticheleien gegen prominente jüdische Intellektuelle, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch war van Gogh ein Rassist oder ein moralischer Nihilist? Nein, vielmehr war er ein zynischer Diagnostiker, der die wunden Punkte der Gesellschaft seismographisch erspürte und sie dann ohne Anästhesie in die Öffentlichkeit legte.

Submission und die sakrosankte Provokation

Sein letzter Film Submission, eine Zusammenarbeit mit der Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali, war das Werk, das ihm endgültig den Tod brachte. Die islamkritische Ästhetik des Films – verschleierte Frauenkörper, die mit Koransuren beschriftet sind – löste eine Empörungswelle aus, die bis heute nachhallt. War es wirklich nur ein Kunstwerk, oder war es eine gezielte Provokation, die mit Absicht die religiösen Gefühle einer ganzen Glaubensgemeinschaft verletzen sollte? Ja, Submission riss das Pflaster der islamischen Geschlechterpolitik brutal ab und zeigte darunter eine Wunde, die viele nicht zu sehen bereit waren. Die Absicht war klar: Van Gogh und Hirsi Ali wollten zeigen, dass Freiheit und Religion – zumindest in dieser speziellen Form – unvereinbar seien. Doch statt Diskussion brachte Submission eine Welle des Hasses, die nur wenige Wochen später in Van Goghs Mord mündete.

Ein Todesritual in der modernen Welt

Der Mord an van Gogh glich einer makabren Inszenierung: ein radikaler Muslim, Mohammed Bouyeri, jagt van Gogh am hellichten Tag, auf offener Straße, sticht und schießt auf ihn und hinterlässt eine fünfseitige Nachricht, die wie ein mittelalterliches Pamphlet der religiösen Inquisition anmutet. Ein Mann, der für seine Meinung bekannt war, wird brutal zum Schweigen gebracht – eine grausame Ironie in einem Land, das stolz auf seine Meinungsfreiheit ist. Bouyeris Beweggründe? Die „Ehre des Islam“ zu verteidigen. Doch was für eine Religion ist das, deren Ehre durch die Ermordung eines Filmemachers gerettet werden soll?

Die symbolische Dimension des Mordes ist unausweichlich: Hier kreuzen sich Meinungsfreiheit und religiöser Fanatismus wie zwei Züge, die aufeinander zurasen. Die Szene erinnert an ein absurdes Theaterstück: ein Künstler, der sich gegen die Unterdrückung der Frauen ausspricht, wird in einer ritualisierten Gewaltorgie von einem religiösen Fanatiker ermordet. Eine Handlung, die in ihrer Sinnlosigkeit bestürzend und gleichzeitig symptomatisch für die Konflikte unserer Zeit ist.

Das Paradoxon der Freiheit

Van Gogh’s Ermordung löste eine hitzige Debatte über die „Grenzen der Toleranz“ aus. Darf eine Gesellschaft, die sich Toleranz und Liberalität auf die Fahnen geschrieben hat, auch diejenigen akzeptieren, die diese Werte in Frage stellen? Van Gogh sah genau hier das Dilemma: Eine multikulturelle Gesellschaft, die sich einer vermeintlichen Toleranz verpflichtet fühlt, toleriert letztlich auch Intoleranz – bis hin zur gewaltsamen Intoleranz, die ihn das Leben kostete. Sein Tod war der bittere Beweis, dass grenzenlose Toleranz in die Selbstaufgabe führen kann. Doch hätte die Gesellschaft anders reagieren sollen? Hätte man ihn schützen müssen, ihn „zum Schweigen bringen“, um die islamische Gemeinde zu beschwichtigen? Nein – denn das wäre ein Verrat an der Freiheit gewesen, die van Gogh verkörperte, wie ungeschliffen und kompromisslos auch immer.

Von Märtyrern und Mördern

Zwanzig Jahre nach dem Mord an Theo van Gogh sehen wir uns einer seltsamen Ironie gegenüber: Van Gogh, der öffentliche Provokateur und respektlose Satiriker, wird in den Niederlanden heute fast wie ein Märtyrer verehrt. Doch wäre ihm diese Rolle wohl selbst zutiefst zuwider gewesen; zu Lebzeiten lehnte er Märtyrerfiguren in jeder Form ab und hätte über seine posthume Glorifizierung sicher nur verächtlich gelacht. Und Bouyeri? Er sitzt in lebenslanger Haft und bereut keinen Tag, bleibt ein Prophet des Hasses, ein Mann, dessen Weltbild auf der Annahme beruht, dass Gewalt eine legitime Antwort auf Meinungsfreiheit ist.

In vielerlei Hinsicht ist van Gogh, der intellektuelle Querkopf, in den Niederlanden zum Symbol für die Verteidigung der Meinungsfreiheit geworden. Aber ist das nicht ein entsetzlich bitterer Triumph? Der Mann, der Freiheit durch Provokation auslotete, musste sterben, um als Ikone der Liberalität zu gelten. Hätte er diesen „Triumph“ zu Lebzeiten wohl mit einem zynischen Lächeln quittiert und die Doppelmoral der Gesellschaft an den Pranger gestellt.

Zwanzig Jahre und kein bisschen weiser

Heute, zwei Jahrzehnte nach van Goghs Tod, hat sich wenig verändert. Religiöser Fanatismus ist lebendiger denn je, und die westliche Welt ist nach wie vor ratlos, wie sie mit den Herausforderungen der Multikulturalität umgehen soll. Die Lektion, die van Gogh und sein tragisches Ende hinterlassen haben, bleibt weitgehend ungehört. Er setzte sein Leben dafür ein, die unheilige Allianz von Religion und Unterdrückung anzuprangern – eine Mission, die zu seinem eigenen Kreuzweg wurde. Doch die Frage bleibt bestehen: Sind wir bereit, die Freiheit der Kunst, der Meinungsäußerung und der Kritik zu verteidigen, auch wenn sie unangenehm, herausfordernd oder verletzend sein kann?

Theo van Gogh bleibt ein Schatten auf der politischen und kulturellen Bühne Europas, eine ständige Erinnerung daran, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, dass sie auch ihre finstere Seite hat und oft zum bitteren Preis der Provokation erkauft wird.


Quellen und weiterführende Links

  1. Bolkestein, Frits. Zwischen Toleranz und Unterwerfung: Die multikulturelle Herausforderung Europas. Vandenhoeck & Ruprecht, 2010.
  2. Buruma, Ian. Mord in Amsterdam: Liberalismus, Islam und die Grenzen der Toleranz. Princeton University Press, 2006.
  3. Louw, Peter-Jan. “The Legacy of Theo van Gogh: Twenty Years Later.” Dutch Historical Review, vol. 58, no. 3, 2024.
  4. Steiner, Gerhard. The Clash of Freedoms: Secularism vs. Fundamentalism in Europe. Cambridge University Press, 2018.

Autoland ist abgebrannt

Ein Land fährt gegen die Wand

Ach, Deutschland und das Auto, das ist eine Liebesgeschichte, die tragischer endet als „Romeo und Julia“. Einst die unangefochtene Krone der Industrienationen, der glänzende Stern am Firmament der Ingenieurskunst, das Synonym für Präzision und Pioniergeist. Wir erfanden nicht nur das Automobil, wir machten es zum Fetisch! Jahrzehntelang war es undenkbar, dass irgendetwas dem Autoland Deutschland Schaden zufügen könnte. Selbst die verkehrsreichen Straßen unserer verstopften Innenstädte und die endlosen Blechkarawanen auf der A8 nach Stuttgart schienen nur kleine Schönheitsfehler in dieser doch so glänzenden Lackierung zu sein. Doch jetzt, in einer Ironie von fast Shakespearescher Dimension, erleben wir einen Absturz, wie er dramatischer nicht sein könnte. Denn, meine Damen und Herren, das Autoland ist abgebrannt.

Ein Märchen, das keines blieb

Es begann wie ein Märchen. Die legendären Namen – Mercedes, BMW, Volkswagen – hatten einen beinahe mystischen Klang, schallten weltweit durch die Straßen, und man sah vor dem inneren Auge prächtige Karossen, Chrom und Stil, Eleganz und Macht. Dann kam Dieselgate. Nicht etwa eine Naturkatastrophe oder ein feindlicher Angriff, sondern ein hausgemachter Skandal, der die Grundfesten unseres heiligen Automobils tief erschütterte. Das, was seit Jahrzehnten keiner Revolution, keinem Krieg und keinem Ölpreisschock gelang, hat der Diesel mit einer schmutzigen Wolke an Stickoxiden und Lug und Betrug in wenigen Monaten vollbracht. Die glänzenden Fronten der Luxuskarossen rissen auf, und wir blickten in eine gähnende Leere, eine Dreckschleuder ohne Zukunft, den Dinosaurier der Fortbewegung.

Und was kam dann? Das Zauberwort „Elektromobilität“! Die Hoffnung aller Politiker, die Lösung für alles – von der Umweltverschmutzung bis zum schlechten Gewissen. Aber bei näherer Betrachtung wirkt es so, als würden wir an einer Party teilnehmen, auf der niemand über den Strom redet, der diese Fahrzeuge betreiben soll, über die Ressourcen, die man braucht, um Batterien zu bauen, oder über die schmutzigen Geheimnisse des globalen Lithium- und Kobaltabbaus. Nein, wir sitzen da und träumen von „sauberen“ Fahrzeugen, die nicht nur das Klima, sondern auch unser Image retten sollen, ohne zu merken, dass die glanzvolle Zukunft des Elektroautos mit der Geschwindigkeit einer Tiefkühltruhe voranschreitet.

Eine Revolution im Leerlauf

Die große „Verkehrswende“ wurde ausgerufen! So kämpferisch klingt das, als seien wir kurz davor, die Autobahnen zu verlassen und statt des Autos das Fahrrad zu einem nationalen Fetisch zu machen. Doch die Revolution rollt mehr als dass sie rast. Unser altes System aus SUV, Kombi und Diesellaster sitzt so tief in unseren Straßen wie der Ruß im Auspuff eines alten Golfs, und anstatt eine zukunftsweisende Veränderung einzuleiten, setzen wir auf halbherzige „Mobilitätskonzepte“ – wie eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft, die niemand nutzt.

Und während sich junge Aktivisten mit Radwegen und autofreien Städten rühmen, träumt der deutsche Durchschnittsbürger weiter von zwei Tonnen Metall, die ihn sicher von der Couch zum Supermarkt bringen, am besten ohne an Geschwindigkeit oder Annehmlichkeiten zu verlieren. Man könnte sagen, dass die Verkehrswende weniger ein Plan als vielmehr ein Placebo ist, um uns alle ruhigzustellen, während wir von einer unerschütterlichen Autofantasie in die nächste schlittern. Vielleicht glauben wir auch, die 50 Jahre Verkehrspolitik, die sich exklusiv aufs Auto konzentriert hat, ließen sich mit ein paar schlecht geplanten E-Scooter-Strecken und Radwegen rückgängig machen. Lächerlich!

Die deutsche Seele und die PS-Perspektive

Der wahre Grund für den Zusammenbruch des Autolands ist kein technisches Problem. Es ist das Ende eines nationalen Lebensgefühls. Autos waren für uns Deutsche nie einfach nur Transportmittel; sie waren Statements, Statussymbole, psychologische Krücken, auf denen unser Selbstverständnis ruhte. Wenn wir also auf das Automobil verzichten sollen, fühlt sich das an wie eine radikale Persönlichkeitsstörung. Da stehen wir dann in unseren Garagen, blicken auf die glänzenden Aluräder unseres Schätzchens und fragen uns, ob das wirklich alles gewesen sein soll.

Für einen Amerikaner mag das Auto nur ein Mittel zum Zweck sein. Für den Deutschen ist es der einzige Ort, wo er echte Freiheit erleben kann – nämlich auf der Autobahn, ohne Geschwindigkeitslimit, das Herz bis zum Anschlag aufgedreht. Jeder Versuch, dieses Gefühl zu rationalisieren, ist ein Affront gegen die deutsche Seele. Ein Land ohne Auto ist für viele wie ein Meer ohne Wasser: eine reine Absurdität. Die Deutsche Bahn mag dafür plädieren, uns alle in ihre hoffnungslos überfüllten Waggons zu quetschen, doch allein die Vorstellung lässt viele das kalte Grausen packen. Die Seele des Deutschen verlangt nach Motor und Freiheit – ein Dilemma, das sich wohl kaum überbrücken lässt.

Die düstere Zukunft der Elektromobilität

Natürlich setzen wir alles auf die Elektromobilität. Die Idee, dass ein Tesla oder ein ID.3 die Welt retten könnte, ist ja auch ganz nett. Aber die Ironie an der Sache ist kaum zu übersehen: Die Rohstoffe, die wir für diese „grüne Revolution“ benötigen, stammen aus Ländern, in denen man Menschenrechte und Umweltschutz mit Füßen tritt. China besitzt einen Großteil der seltenen Erden, Kobalt wird im Kongo unter Bedingungen abgebaut, die an die Frühzeit der Industrialisierung erinnern. Ist das unsere „grüne“ Zukunft? Für den Anschein der ökologischen Verantwortung opfern wir Werte, die uns angeblich heilig sind. Wir kaufen uns ein reines Gewissen und vergessen dabei, dass es auf den Rücken der ärmsten Menschen auf dieser Erde geschieht.

Und doch machen wir weiter. Die Schlagzeilen klingen vollmundig, die Politik scheint entschlossen, und das „Autoland Deutschland“ wird immer wieder neu beschworen – als hätte der blinde Glaube daran schon einmal irgendwas gebracht. Und so rasen wir in die Zukunft, halbherzig elektrisch, irgendwie nachhaltig und doch tief im Inneren zerrissen.

Von Blechromantik zu Burnout

Und hier stehen wir nun, mit einem Fuß in der Vergangenheit und einem in der Zukunft, und wissen nicht, wohin wir sollen. Wir taumeln durch den Nebel des fossilen Erbes, des Elektromärchens und der verkehrspolitischen Ratlosigkeit. Wir haben uns aus wirtschaftlicher Gier, aus nationaler Selbstüberschätzung und aus purem Narzissmus in diese Krise gefahren – und das auch noch im sprichwörtlich „grünen“ Deutschland. Die Zukunftsvisionen der deutschen Autobauer schwanken zwischen der nostalgischen Sehnsucht nach einem „Motorenwunder“ und den unsicheren Aussichten einer überteuerten E-Autoflotte, die keiner wirklich will.

Die verbrannte Erde des Autolands

Das Autoland ist abgebrannt, aber vielleicht auch nur in unseren Köpfen. Es mag zynisch klingen, aber wir haben uns selbst überfahren – im wahrsten Sinne des Wortes. Deutschland steht mit qualmendem Motor am Straßenrand der Geschichte und scheint es noch nicht einmal zu bemerken. Solange wir uns krampfhaft an einem veralteten Selbstbild festklammern, werden wir weiter im Kreis fahren, im Leerlauf. Ein bisschen Hybrid hier, ein bisschen Elektro da, und jede Menge heiße Luft in der politischen Debatte – das ist der wahre Untergang der deutschen Autofantasie. Der Rauch verzieht sich, die Trümmer bleiben.

Quellen und weiterführende Links:

  1. Spiegel Online, „Das Ende der deutschen Autoindustrie?“, https://www.spiegel.de/wirtschaft/ende-der-autoindustrie
  2. FAZ, „Der Aufstieg und Fall der deutschen Autokonzerne“, https://www.faz.net/deutschland-autoland
  3. Die Zeit, „Elektromobilität: Hoffnung und Hürden der Zukunft“, https://www.zeit.de/e-mobilität
  4. Süddeutsche Zeitung, „Verkehrswende oder Verkehrswunder?“, https://www.sueddeutsche.de

Ein Spektakel der Edlen und der Schuldigen

Biennale Venedig 2024 – Willkommen im Museum der kollektiven Buße

Man tritt ein, und der Geruch von nassem Beton und metallischen Farbspritzern vermischt sich mit dem Aroma importierten Espressos – die Biennale Venedig 2024 ist ein Theater der Hochgefühle, eine Bühne, auf der sich die Kulturschickeria der woken Gesellschaft an Fluchtrouten und symbolischen Traumata berauscht, als wären sie in einer spirituellen Pilgerreise angekommen, deren Ziel die Selbsterkenntnis ihrer eigenen Schuld sein soll. Oh, wie süß es schmeckt, sich in diesem moralischen Morast zu suhlen, zwischen Kunstinstallationen, die wahlweise auf Menschengrenzen oder den Mangel an Meeresrechten hinweisen. Jede Wand, jede Projektion ein weiterer Spiegel, der den Besucher zwingt, tief in das trübe Wasser der eigenen westlichen Privilegien zu schauen – und was entdeckt man? Eine Träne, die sanft die Wange hinunterläuft, eine Träne, die das Bewusstsein für die eigene Sündhaftigkeit nährt. Man möchte am liebsten an der Hand des nächsten Künstlers ins Bild treten, um vor Ort mit den realen Opfern Schulter an Schulter zu leiden – wohlgemerkt in Designer-Schuhen.

Die Lust an der Reue

Selbstgeißelung hat hier ein neues Gesicht – das der kulturellen und finanziellen Elite, die sich nach einem Tag des Mitleidens noch genüsslich ein Glas Pinot Noir gönnt, die italienischen Sterne-Restaurants frequentiert und dann mit dem Wassertaxi zurück zum Luxushotel fährt, erfüllt von einem wohlig warmen Gefühl moralischer Überlegenheit. Ja, das schockiert kaum noch jemanden. Diese Art von Events gleicht längst einem kollektiven Ablasshandel: Man kauft sich das Gefühl der Vergebung, indem man sich unter dem Banner des „woken Gewissens“ in das Elend anderer hineinfühlt und danach voller Gewissheit verkündet, wie bewegt man von den Darstellungen sei. Und was wird gezeigt? Fluchtrouten, die in kunstvollen LED-Linien nachgezeichnet werden, dokumentarische Aufnahmen von Flüchtlingslagern, die auf meterhohe Leinwände projiziert werden, während im Hintergrund feierliche, dramatische Klänge dröhnen. Eine audiovisuelle Reise des Schmerzes, die zwischen zynischer Pose und echter Anteilnahme nicht mehr zu unterscheiden ist.

Doch wie viel davon ist echt? Glaubt die Kulturschickeria wirklich, dass die Betroffenheits-Kunst etwas zur Verbesserung der Lage beiträgt? Oder gefällt ihr nur die Illusion, Teil einer großen, humanitären Bewegung zu sein? Es ist, als hätte die woke Elite ihren ultimativen Fetisch entdeckt – das Leid der anderen, verpackt in einer emotionalen Inszenierung, die nur für sie bereitgestellt wird. Das Elend ist ein Spektakel, das, fern von seiner Realität, hier in Venedig wie ein melancholisches Schmuckstück zur Schau gestellt wird.

Die Heuchelei der „edlen Opfer“ und „schlechten Gesellschaften“

Die Biennale 2024 erinnert uns wieder daran, dass man das „gute Gewissen“ der Kunstszene mittlerweile in die Galerie eines vermeintlich höheren moralischen Anspruchs gekleidet hat. Die Werke, die hier gezeigt werden, lassen keinen Zweifel daran, dass es eine klare Trennlinie zwischen „gut“ und „böse“ gibt, zwischen den „edlen Opfern“ und der „schuldigen Gesellschaft“ – ein einfaches Narrativ für komplizierte Fragen. In Venedig ist der Betrachter zu 100% Täter, und der Dargestellte zu 100% Opfer, ohne Schattierungen, ohne Widersprüche. Diese simplistische Schwarz-Weiß-Zeichnung passt perfekt zur Sensibilität der woken Schickeria, die keine Nuancen kennt und sich in binären Wahrheiten wohlfühlt.

Doch was sagen die Künstler eigentlich über die „edlen Opfer“ und deren Lebensrealitäten? In Venedig sehen wir nicht die komplexe, widersprüchliche Welt der Fliehenden, sondern eine romantisierte Leidensgeschichte, die im geschützten Raum des Museums bequem konsumierbar wird. Kein Künstler wagt es, das Bild des edlen Opfers zu hinterfragen, denn der Fokus liegt ausschließlich auf den „Schuldigen“ und deren Ausbeutungssystem. Die Kunstwerke werden dadurch zu politisch-moralischen Statements, die kaum als Aufklärung, sondern vielmehr als Schuldkult daherkommen. Aber wie könnte eine solche narzisstische Form der Selbstanklage den Menschen, die wirklich leiden, gerecht werden?

Die Inszenierung des schlechten Gewissens als Kulturgut

Der Höhepunkt der Biennale wäre wohl die Installation, bei der der Besucher durch ein Labyrinth aus Stacheldraht laufen muss, das angeblich die Grenze zwischen einer „ersten“ und einer „dritten“ Welt symbolisiert. Wachen stehen an den Seiten, Videoprojektionen zeigen Flüchtlinge, die versuchen, über improvisierte Boote das Mittelmeer zu überqueren. Kaum eine Symbolik könnte plumper sein, und doch würde sie als große, emotionale Erleuchtung verkauft. Die Kulturszene ergötzt sich am Leid derer, die nicht hier sein können, und das Labyrinth der Schuld wird zum Labyrinth der Heuchelei. Was könnte wohl bezeichnender sein als das Glück der westlichen Elite, die sich ein schlechtes Gewissen kaufen kann, ohne sich um konkrete Lösungen bemühen zu müssen?

Man könnte fast meinen, die Kulturszene habe ein unersättliches Verlangen nach dem schlechten Gewissen. Die Botschaft lautet: „Ja, wir wissen, wir leben auf Kosten anderer. Ja, wir sind uns dessen bewusst. Aber ist das Bewusstsein nicht bereits ein Fortschritt?“ Das schlechte Gewissen wird zum Kulturgut, und die Biennale 2024 bietet den perfekten Ort, um es in Szene zu setzen.

Das moralische Dilemma der Betroffenheits-Ästhetik

Aber kommen wir zu dem eigentlichen Problem, das an dieser Biennale so herrlich zutage tritt: Die Ästhetik der Betroffenheit. In einer Zeit, in der sich alles um Empathie und „Awareness“ dreht, stellt die Kunstszene Betroffenheit als höchste Tugend zur Schau. Manchmal fragt man sich jedoch, ob das Ausstellen dieser Tragödien nicht genau das Gegenteil bewirkt – nämlich eine Verhärtung, eine Abstumpfung des Publikums, das sich in emotionaler Betäubung auf die nächste Kunstinstallation vorbereitet, um ein paar Minuten leidend zuzusehen. Man zieht durch die Hallen und kann vor lauter Tragik kaum noch atmen, aber sobald man draußen ist, weicht die Betroffenheit der Leere und der Gleichgültigkeit. Was bleibt, ist das Gefühl, Teil einer großen Inszenierung gewesen zu sein, die weniger mit der Realität und mehr mit einem symbolischen Akt der Katharsis zu tun hat.

Die Kunst der Selbstverliebtheit

Am Ende ist die Biennale Venedig 2024 ein perfektes Sinnbild für die Selbstverliebtheit der woken Kulturszene. Hier wird nicht nur Kunst präsentiert, sondern eine Weltanschauung, die sich über das Leid anderer definiert und darin ein moralisches Überlegenheitsgefühl findet. Das Elend der Welt wird zum ästhetischen Erlebnis, das sich nahtlos in die Konsumkultur einfügt, und die vermeintliche „Schuld“ wird zur Eintrittskarte für das hohe Bewusstsein, mit dem sich die Elite schmückt.

Man fragt sich, ob die Biennale 2024 das Zeug zum echten Wandel hat – oder ob sie nicht vielmehr eine Bestätigung des „Wir wissen es besser“ ist, das diese Schicht mit ihrer Kultur zur Schau stellt. Wie wäre es zur Abwechslung mit echter Veränderung, anstatt mit moralischer Kosmetik? Aber das wäre vermutlich zu viel verlangt – schließlich ist das schlechte Gewissen in Designerklamotten einfach zu schön, um es sich wirklich zu verderben.

Quellen und weiterführende Links

  1. Schimmelpfennig, Stefan. „Die Biennale Venedig und die Kunst der Betroffenheit.“ Kunstkritik Aktuell, Ausgabe 45, 2024.
  2. Walser, Monika. Eliten und Ethik: Der moralische Ablasshandel der westlichen Gesellschaft. Berlin University Press, 2023.
  3. Jelinek, Marina. „Kultur und Klassenkampf: Eine Analyse der postmodernen Schuldinszenierung.“ Der Kurator, Bd. 12, 2024.
  4. Latour, Bruno. Wir sind nie modern gewesen. Suhrkamp, 2019 (im Kontext der modernen Wahrnehmung und Darstellung globaler Krisen).

Diese Titel bieten nicht nur weitere Einblicke in das Phänomen des moralischen Dilemmas der Kulturszene, sondern werfen auch die Frage auf, wie sehr das schlechte Gewissen als politisches und kulturelles Kapital dient.

Als Männer noch Männer waren

Vom Kreischen und Knattern der guten alten Zeit

Es gab eine Zeit, da war die Formel 1 der Inbegriff von Geschwindigkeit, Gefahr und schmerzhaftem, schweißgetränktem Ruhm. Da raste kein Jugendlicher in quietschbunter Corporate-Montur über die Strecke, eingeklemmt in das glattpolierte Plastik seiner markenkonformen Kapsel, während er via Funk vor jeder Kurve brav instruiert wurde. Nein, damals saß ein Mann am Steuer, ein echtes Individuum mit Namen und Gesicht, und der fuhr mit einem solchen Verve und einem Gaspedal aus purem Mut. Wo es jetzt nur um Politik und Daten geht, da schrie damals der Motor, da dampfte der Asphalt, da blies der Rauch noch wild aus den Auspuffen. Jochen Rindt, Jim Clark, Graham Hill – das waren Fahrer. Da wurde der Fahrer vom Sound seines Autos begleitet, einem echtem Konzert aus Knattern, Rattern und Kreischen, als ob die Motoren selbst sich in den Tod werfen wollten. Und die Männer? Sie saßen wie Cowboys mit Helm hinter dem Steuer und schalteten noch per Hand.

Echte Fahrer, echte Gangschaltung, echter Schweiß

Oh, die Gangschaltung! Ein Wort, das heute in der Formel 1 klingt wie eine Art Museumsrelikt. Die heutigen Jungspunde am Steuer könnten eine manuelle Gangschaltung vermutlich nicht mal bedienen, wenn sie neben dem Toaster auf der Frühstückstheke läge. Damals jedoch gehörte das Schalten und die hohe Kunst des schnellen Wechselns zu den Fähigkeiten eines Fahrers. Der sogenannte „Herrenfahrer“ war nicht irgendein computergestützter Pilot, der sich zwischen Medienevents und Sponsoreninterviews durch ein Rennen klickte. Nein, er war ein Mann von Format, der sich selbst und sein Auto verstand, der in engen Kurven die Gänge schaltete, nicht weil ein Computer es für ihn tat, sondern weil es zu seinem Handwerk gehörte. Ein Lenkrad war damals noch ein Steuergerät, kein multifunktionales Raumschiff-Cockpit, in dem jeder Knopf eine NASA-Erfindung vermuten lässt.

Wenn man die damaligen Fahrer ansieht, sieht man keine Instagram-Models, die ihre Lächeln für eine Marke zur Schau stellen. Sie sahen aus, als ob sie gerade aus dem Pub gekommen wären, mit Öl auf den Händen und einem verschmitzten Grinsen. Sie fuhren, weil sie wollten – nicht, weil ein Manager es verlangte. Heute? Ein bisschen Regen und der Rennleiter überlegt, ob man das Rennen nicht besser absagt. Aber Rindt oder Clark? Sie lachten, wenn es regnete, denn Regen bedeutete Risiko, und Risiko bedeutete, dass der Bessere gewinnen würde. Kein Sicherheitsnetz, keine Airbags, keine Ratschläge aus der Boxengasse – einfach purem Fahrkönnen überlassen.

Die Symphonie der Pferdestärken

Man erinnere sich an den Sound. Diese Autos klangen, als würde sich eine Armee mechanischer Drachen auf die Welt stürzen. Ein infernales Heulen, das die Zuschauer in die Ohren biss, das noch Minuten nach einem Rennen im Kopf nachhallte. Wer einmal den donnernden Klang eines alten V12 gehört hat, der weiß, dass dies kein Geräusch war, sondern ein Naturereignis. Jeder Start, jeder Ritt über die Gerade – eine akustische Symphonie der Maschinen, ein Konzert des Chaos. Heute? Heute hört man piepende Funkanweisungen und abgeregeltes Gewinsel, mit „sauberen“ Motoren und nichts als langweiligem Sounddesign.

Das Publikum war damals mitgerissen, hatte Angst, bangte um jeden Meter. Die Fahrer waren echte Gladiatoren, und das Dröhnen der Motoren war ihr Schlachtruf. Der heutige Sound jedoch – falls man ihn so nennen kann – ist eine Konserve von der Stange, vom Klangcharakter eher ein schüchternes Wimmern als ein Schlachtruf. Da fragt man sich doch, ob diese „Verbesserungen“ wirklich Verbesserungen sind. Ein Auto, das flüsterleise fährt, ist vielleicht nett für die Umwelt, aber was, bitte, hat das mit Motorsport zu tun? Wer flüstert, gewinnt nicht.

Eine Sportart für Hasardeure, keine Theateraufführung für gesponserte Teenager

Wer damals Rennen fuhr, war kein blutjunger Nachwuchsfahrer, der mit Mediencoaching und Corporate-Speak in den Sport eingeführt wurde, sondern ein Haudegen, ein selbstbewusster Kerl, der alles riskiert hat, weil es ihm Spaß machte. Das „Risiko“ war nicht berechnet, es war nicht versichert, es war blankes Überleben, und die Fahrer wussten das. Wer in der ersten Reihe stand, hatte oft keine Ahnung, ob er das Rennen lebend überstehen würde. Das ist keine Übertreibung, sondern die brutale Wahrheit, denn bis in die 1980er-Jahre waren tödliche Unfälle an der Tagesordnung. Männer wie Niki Lauda fuhren nach einem beinahe tödlichen Crash wieder aufs Feld zurück – nicht, weil ein Sponsor das wollte, sondern weil sie wussten, dass es um mehr ging. Eine Entschlossenheit, die kaum noch jemand kennt.

Die heutige Formel 1? Wenn ein Fahrer eine „riskante“ Kurve fährt, wird er bestraft. Früher war eine Kurve gefährlich, weil die Streckenführung noch menschliche Grenzen kannte, nicht weil ein Regelbuch dies oder das sagte. Heute wissen Fahrer vorab, wann sie beschleunigen dürfen, wann nicht – und wehe, einer wagt einen Schritt aus der Norm. Da vermisst man die Zeiten, als jeder Fahrer seine ganz eigene Linie fuhr und das Auto in der Kurve geradezu über den Asphalt schleuderte. Es war ein Tanz mit dem Teufel, kein Gymnastikauftritt nach Drehbuch.

Von rauchenden Fans zu weichgespülten Eventbesuchern

Auch das Publikum hat sich verändert, denn damals kamen Leute, die den Geruch von Benzin und Gummi liebten, die den rauen Charme des Motorsports in sich aufsogen. Heute hingegen wird eine Formel-1-Rennstrecke zur glitzernden Event-Arena, in der die „Experience“ an erster Stelle steht. Wer heute zur Formel 1 geht, will im VIP-Bereich Champagner trinken und Selfies vor einem streng bewachten Rennwagen machen. Es ist ein Erlebnis für Instagram, eine Kulisse für Reiche und solche, die es noch werden wollen. Früher saß man auf einer kalten Tribüne, schwitzte in der Sonne oder fror im Regen, und man schrie sich die Seele aus dem Leib, wenn das eigene Idol an einem vorbeischoss.

Heute hingegen? Man könnte fast meinen, die Tribünen sind nur noch da, damit man sich wie ein Teil des Spektakels fühlt, ohne wirklich zu verstehen, was auf der Strecke passiert. Wo einst Menschen von der puren Geschwindigkeit elektrisiert wurden, ist die Faszination des Motorsports inzwischen zu einem gut kalkulierten Marketingereignis verkümmert.

Motorsport für Bürokraten, nicht für Helden

Es war eine Frage der Zeit, bis die Bürokraten die Formel 1 als Experimentierfeld für Innovationen und „nachhaltige“ Technologien entdeckt haben. Das Interesse an Umwelt und Klimaschutz mag lobenswert sein – aber was bleibt dann noch von dem, was diesen Sport einmal ausmachte? Kann eine „nachhaltige“ Formel 1 mit seelenlosen Hybridmotoren und sauberen Fahrmanövern wirklich als „Fortschritt“ betrachtet werden? Ist es „grün“ oder einfach nur „langweilig“? Ein Formel-1-Rennen ohne Risiko, ohne Tod und ohne Triumph ist nichts weiter als ein Sport für Bürokraten und Investment-Strategen.

Die Fahrer von einst mögen als primitive Hasardeure erscheinen, doch sie hatten etwas, das die heutige Formel 1 verloren hat: Herz und Mut. Solange der Motorsport auf das Politische reduziert wird und die Fahrer als glattgebügelte Markenbotschafter auftreten, wird die Formel 1 mehr und mehr an Seele verlieren. Echte Formel-1-Fans werden vielleicht in den alten Übertragungen und den ungeschliffenen Aufnahmen von Nürburgring und Monaco Trost finden, aber die Gegenwart scheint verloren.


Quellen und weiterführende Links

  1. Lauda, Niki. To Hell and Back: An Autobiography. Random House, 1986.
  2. Schumacher, Michael. Racing and Winning. Trans World Publishing, 2000.
  3. Moss, Stirling. “Racing’s Golden Age.” Motorsport Magazine, 1975.
  4. Fearnley, Sam. “Why Formula 1 Has Changed – And Why It Matters.” The Telegraph, 2020.

Die Formel 1 – sie war einst ein Gladiatorensport, ein Heldentum auf Rädern. Heute ist sie nichts als ein Schatten ihrer selbst. Ein verlorenes Spektakel für die, die den echten Motorsport nie kannten.

Deutschland hat fertig!

Vom Ende einer deutschen Märchenstunde

Es ist noch nicht so lange her, da konnte man Deutschland kaum genug loben: Ein Land, das seine Schrecken der Vergangenheit hinter sich gelassen hatte und den wohlduftenden Mantel des Wirtschaftswunders trug wie andere einen maßgeschneiderten Anzug. Es war ein Deutschland der Fleißkärtchen und Pünktlichkeit, der fleißigen Familienbetriebe und der effizienten Maschinenparks, die sich unermüdlich durch den globalen Konkurrenzdschungel pflügten. Deutsche Produkte galten als „Made in Germany“ – was eine Markengarantie war, und zwar nicht für Mode und Schnickschnack, sondern für Qualität, Zuverlässigkeit und deutsche Gründlichkeit. In der Summe: Deutschland war wie ein gut geölter VW-Motor, der schnurrte und lief. Selbst die Fußballnationalmannschaft war verlässlich wie eine Präzisionsuhr und lieferte regelmäßig den guten alten Halbfinaleinzug.

Heute nun: Aus, vorbei. Deutschland hat fertig. Was bleibt, ist die Asche dieses Mythos. Statt wirtschaftlicher Stärke, Taktik und Effizienz erleben wir eine Nation der Dauerkrisen, der Streiks und der verzweifelten Appelle an eine Vernunft, die längst im Langzeiturlaub auf Malle ist. Während Frankreich immerhin Champagner und Baguette in die Welt trägt und Italien im Gegenzug Kunst und Espressokultur exportiert, haben wir Adiletten und die Currywurst. Ja, und die Bahn. Die Deutsche Bahn: ein stolzer Name, der einst für Disziplin und Pünktlichkeit stand, heute jedoch eher als Abenteuerurlaub für Masochisten gebucht werden kann. Sie kommt oft, ja – nur eben nicht an.

Vom Maschinenraum zur Rumpelkammer

Wenn das wirtschaftliche Herz einer Nation ins Stottern gerät, dann sollte man sich Sorgen machen. Doch was erleben wir stattdessen? Eine Reaktion, die sich irgendwo zwischen Schulterzucken und verwirrt in den Himmel starren bewegt. Die deutschen Produktionsstätten, die einst die industrielle Welt in Atem hielten, werden nach und nach ins Ausland verlagert oder ganz stillgelegt. Dabei war die Stärke der deutschen Wirtschaft immer ihre Fokussierung auf das Handfeste, das Greifbare. Die Welt vertraute auf deutsche Autos, Maschinen, Chemie und Pharma – also alles, was man braucht, um die Probleme des Alltags in den Griff zu bekommen. Doch heute scheinen wir in einer Scheinwelt gefangen, in der Innovationen nicht mehr tatsächlich produziert, sondern nur noch „gedacht“ werden – der typische deutsche Weg in die Postindustrielle Pseudoökonomie.

Von der Bahn wollen wir gar nicht erst anfangen. Die hat sich in den letzten Jahren zur Metapher für den Zustand des Landes entwickelt. Deutschlands legendäre Pünktlichkeit wurde hier erfolgreich entsorgt, übertüncht von einem euphemistischen Verständnis von Zeit, das einem Zen-Meister zur Ehre gereichen würde: Die Zeit ist fließend, die Ankunft ein theoretisches Konzept. So pünktlich wie die Bahn läuft eigentlich nur noch der Verfall der deutschen Infrastruktur.

Die Mär von der Effizienz

Effizient sollte der deutsche Staat sein – vor allem in seiner legendären Verwaltung. Heute jedoch wird einem Bürger in den Ämtern eher die Geduld als die Steuer zurückgezahlt. Die Bürokratie ist inzwischen ein Monstrum aus Formularen und Paragraphen, das jeden Modernisierungsversuch erdrosselt, bevor er überhaupt das Licht der Welt erblickt. Ein Land, das Maschinen bauen und operieren kann, wie kaum ein anderes, schafft es nicht mehr, sein Internet über 16.000-Bit-Download-Geschwindigkeit hinauszuschrauben. Digitalisierung in Deutschland ist, als würde man versuchen, einen Oldtimer mit einem USB-Anschluss nachzurüsten.

Und so arbeiten sich die Bürger durch PDFs und Anträge, die so gestaltet sind, dass selbst Kafka aus seiner Gruft applaudieren würde. Wenn die Regierung etwas „digitalisieren“ möchte, bedeutet das meistens, dass man das Formular jetzt ausdrucken, dann handschriftlich ausfüllen und schließlich per Post versenden muss. Und wenn das Amt einen Bürgertermin vergibt, dann bitte zwischen Januar und Mai des kommenden Jahres – ein bisschen Überraschung muss schließlich auch sein!

Die Lachnummern der Nation

Die deutsche Bildungslandschaft, ein weiteres einstiges Prunkstück, ähnelt heute einem Spielplatz für verwahrloste Konzepte. Die Lehrer fehlen, die Gebäude sind baufällig, die Ausstattung vorsintflutlich. Schulen, einst die Zukunftswerkstätten der Nation, haben sich vielerorts zu pädagogischen Sperrzonen entwickelt, in denen die Reformen schneller kommen und gehen, als die Schüler die Pythagoreische Formel aufsagen können. Die Bundeswehr? Nun ja, die ist mittlerweile so kampfbereit wie eine Butterblume. Während der Rest der Welt über aufgerüstete Drohnen und KI-gestützte Waffen nachdenkt, ringt die Bundeswehr immer noch mit dem Problem, wo sie ihre alten Panzer lagern soll. Die „schwarze Null“ – der Stolz von Generationen von Finanzministern – hat das Land auf das Sicherheitsniveau eines Abenteuerspielplatzes gedrückt. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und allem anderen, was eine „Armee“ ausmachen könnte.

Die politische Misere

Und dann kommen wir zur Krönung der Schöpfung: der deutschen Politik. Was hierzulande als Ampelkoalition regiert, ist eher ein Flickenteppich aus politischen Widersprüchen. Die Parteien streiten sich um das Budget wie Teenager um das letzte Stück Pizza, während das Land vor der Tür langsam vor sich hin fault. Christian Lindner, der mit der Schuldenbremse hantiert, als wäre sie ein heiliges Relikt, scheint dem Kurs der Vernunft verhaftet. Die Grünen kämpfen für Umwelt, doch ihre eigenen Anhänger sind inzwischen von den Windkraft- und Kohleparadoxa verwirrt. Die SPD? Möchte am liebsten alles bezahlen – Hauptsache, die Rechnung kommt später. Man fragt sich: Hat überhaupt jemand das Steuer fest in der Hand? Oder schippern wir ins Nirgendwo?

Das Traurige ist, dass diese Misere uns alle betrifft. Wenn Deutschland den Karren an die Wand fährt, werden die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für ganz Europa spürbar sein. Ein Gigant stolpert – und die kleinen Rädchen rundherum werden das Echo spüren.

Die letzte Hoffnung auf ein Wunder

Aber was bleibt? Ein letztes Fünkchen Hoffnung vielleicht, dass Deutschland sich seiner selbst besinnt. Dass aus den Trümmern des einstigen Stolzes ein neuer Geist emporsteigt, der nicht an Paragraphen, Schuldenbremsen und Beamtenbescheiden scheitert. Dass die Deutschen wieder lernen, nicht nur zu denken, sondern auch zu machen. Denn eines ist sicher: Wenn wir uns nicht bald entscheiden, den Kurs zu ändern, dann können wir uns endgültig von dem verabschieden, was dieses Land einst zu etwas Besonderem gemacht hat. Deutschland hat fertig – aber das muss nicht heißen, dass es auch am Ende ist. Vielleicht, ganz vielleicht, gelingt doch noch ein Neuanfang.

Quellen und weiterführende Links

  1. Bundeszentrale für politische Bildung: Zahlen und Fakten zur Infrastruktur Deutschlands
  2. Spiegel Online: „Deutschland und die Digitalisierung: Warum Fortschritt bei uns so schwerfällt“
  3. Handelsblatt: „Der deutsche Mittelstand in der Krise: Ursachen und Perspektiven“
  4. FAZ: „Die Misere der Deutschen Bahn und das Problem der deutschen Bürokratie“
  5. Zeit Online: „Bildung in Deutschland – warum die Schulen marode sind“

Diese Lektüre gibt einen weiteren Einblick in die Baustellen dieses Landes und liefert denjenigen, die sich noch nicht mit Deutschlands Abwärtsspirale abgefunden haben, vielleicht sogar ein paar Argumente für eine notwendige Reform.

Tango Korrupti im Schatten der EU-Bankenhände

Wie der Westen den Osten neu erfindet

Es war einmal ein Land namens Ukraine, das sich an der östlichen Grenze der europäischen Träume, der westlichen Waffenschmiede und der russischen Zangen griffbereit hielt. Einst als Hoffnung auf Demokratie und Fortschritt gefeiert, ist dieses Land nun zum Sinnbild des „Tango Korrupti“ geworden – ein Tanz, bei dem EU-Funktionäre und Investmentbanken das Parkett dominieren, während die einheimische Bevölkerung hilflos zusieht, wie sich die alten, morschen Strukturen in glänzende BlackRock-Filialen verwandeln. Einst Träume eines freien, selbstbestimmten Staates, sind die Straßen von Kiew, Odessa und Lwiw nun gesäumt von Gebäuden, die mehr mit der Wall Street als mit der ukrainischen Kultur gemein haben.

Die Ukraine als von der EU finanzierte Filiale – ja, Sie haben richtig gelesen! Als nächster Ableger der westlichen Nachkriegsökonomie mit sprudelnden Geldern, großzügigen Krediten und einem nicht enden wollenden Heer an Beratern, die alles „zum Wohle der Demokratie“ dirigieren, scheint der ukrainische Staat den finalen Schritt in die Obhut der westlichen Finanzgiganten zu vollziehen. So bleibt die Frage, wer hier eigentlich den größeren Einfluss genießt: das ukrainische Volk oder die Köpfe in den Boardrooms von BlackRock?

Die Kunst der Selbstauflösung

In einer Welt, in der politische Visionen durch den Filter der Börsenkurse betrachtet werden, hat sich die Ukraine als lebendiges Beispiel eines Staates auf Abwegen etabliert. Hier, im Herzen Osteuropas, hat die Geschichte eines Landes begonnen, das sich Stück für Stück in ein Experiment der westlichen Finanzelite verwandelt hat. Ob der Wiederaufbau eines Landes oder der Umbau eines Marktplatzes – alles ist an den freien Markt gekettet, wenn der Mantel der Demokratie einmal über die Interessen der westlichen Investoren gelegt wurde.

Mit der Transformation der Ukraine in eine Art BlackRock-Niederlassung haben die westlichen Mächte eine perfide Kunstform entwickelt: die politische Souveränität dermaßen auszuhebeln, dass der eigentliche Staat zur Kulisse wird. Dahinter schiebt man den Mechanismus der freien Märkte, den politischen Einfluss und die wirtschaftliche Abhängigkeit. So wundert es auch nicht, dass ausländische Berater, Unternehmensberater und Banker in den ukrainischen Ministerien ein- und ausgehen, während die Bevölkerung am Ende des Monats weiterhin auf ihren Löhnen herumkaut, die kaum für die gestiegenen Lebenshaltungskosten reichen.

Demokratie durch Investment

Unter dem Deckmantel der „demokratischen Stabilität“ schwenken die westlichen Akteure das Banner der Freiheit und der Menschenrechte. Die Realität zeigt jedoch, dass diese noblen Ideen zunehmend als Deckmantel für knallharte wirtschaftliche Interessen dienen. Während die Ukraine offiziell als Partner der europäischen Familie gepriesen wird, bereiten sich die Investmentbanken und Großkonzerne darauf vor, die Infrastruktur, Ressourcen und vor allem die Märkte der Ukraine auszuschöpfen.

Die NATO tritt dabei als Sicherheitsgarant auf, während die EU sich selbst als Beschützer von Demokratie und Freiheit inszeniert. Doch bei näherer Betrachtung wird klar: Die NATO sichert die Investitionen der westlichen Unternehmen, die EU öffnet ihre Taschen für Kredite, und BlackRock und Konsorten freuen sich auf die zukunftsträchtige Cash-Cow namens Ukraine. So sieht moderne Demokratie also aus: eine wilde Melange aus geopolitischen Interessen, Kapitalflüssen und wohlklingenden Reden.

Tango Korrupti

Inmitten all der Reden von Demokratie und Wiederaufbau hat sich ein alter Bekannter in der Ukraine fest eingenistet: die Korruption. Während die westlichen Experten über das Potenzial der Ukraine schwärmen, hat sich das Land als wahre Korruptions-Hochburg etabliert – ein regelrechtes „Tango Korrupti“, bei dem Politiker, Oligarchen und westliche Investoren ihre Schritte perfekt aufeinander abstimmen.

Man muss sich fragen: Ist das Projekt „westliche Ukraine“ tatsächlich ein Versuch, Demokratie zu stärken, oder lediglich eine weitere Runde des globalen Kapitalismus, bei dem nur diejenigen profitieren, die sich die Taschen ohnehin schon vollstopfen konnten? Während die Ukrainer um ihre Existenz bangen, schwelgen die Eliten in neuen Deals und Partnerschaften, von denen die Bevölkerung nur ein mickriges Echo zu hören bekommt. Am Ende bleibt ein Staat, der nur noch auf dem Papier existiert und in Wirklichkeit eine Spielwiese für internationale Akteure darstellt.

Eine neue Art von Kolonialismus

Mit wachsendem Unbehagen lässt sich feststellen, dass sich hier ein postmoderner Kolonialismus abzeichnet, der sich durch die Bankenregale der westlichen Investmentriesen zieht. In einem Land, das bereits durch jahrzehntelange Korruption und Misswirtschaft geplagt ist, verspricht der Westen Abhilfe – doch nicht etwa durch echte Unterstützung, sondern durch das, was man „strukturelle Reformen“ nennt. Diese beinhalten in der Regel die gnadenlose Privatisierung öffentlicher Güter, die Entlassung von Staatsangestellten und natürlich die Öffnung der Märkte für ausländische Investoren. Der Staat löst sich auf, während BlackRock und Co. ihre Stützpunkte errichten.

Diese Entwicklung ist nichts anderes als ein „modischer“ Kolonialismus, bei dem die Besatzer keine Flaggen mehr hissen und sich nicht als Herrscher gebärden. Stattdessen regieren sie durch den Einfluss der Finanzmärkte, die mit Kreditvergaben, Zinssätzen und Verschuldungsstrukturen bestimmen, was ein Staat tun kann und was nicht. Die Ukraine ist hier nur das neuste Opfer – oder sollte man besser sagen, der neuste „Markt“?

Ende der Souveränität

Das Ideal der nationalen Souveränität ist längst zu einer romantischen Vorstellung geworden, die in der Ukraine kaum noch mehr als ein Hauch des Patriotismus von einst darstellt. In den Händen der EU und westlichen Kapitalisten wird die Ukraine wie eine Marionette geführt, ihre Regierung ist nicht mehr als eine Schachfigur im geopolitischen Machtspiel. Die Ukraine, einst ein Land, das von Unabhängigkeit und Freiheit träumte, ist nunmehr ein Schatten ihrer selbst, geplagt von Abhängigkeiten und fremdbestimmter Politik.

Und die traurige Wahrheit ist, dass die Ukrainer diesen Wandel hilflos ertragen müssen. Ein ganzes Land wird zur Geisel fremder Interessen – eine triste Realität, die wenig mit den einstigen Träumen vom „europäischen Frieden“ und der Selbstbestimmung zu tun hat. Anstatt Freiheit und Wohlstand zu bringen, hat der Westen ein Modell der Abhängigkeit etabliert, das die Ukraine in den nächsten Jahrzehnten noch teuer zu stehen kommen wird.

Eine Lektion in Zynismus

Am Ende bleibt die Ukraine als tragisches Beispiel eines Landes zurück, das sich aus den Klauen einer imperialen Macht in die Finger einer neuen, ebenso unbarmherzigen Vormacht begeben hat. BlackRock und die EU haben das Land zur Kasse gebeten und lassen es nach Belieben tanzen – ein „Tango Korrupti“ ohne Ende, dessen bitteres Echo die Zukunft dieses Landes prägen wird. Für die Ukraine bleibt die Hoffnung auf eine neue Ära – und die bittere Lektion, dass Freiheit nicht immer da zu finden ist, wo das Wort „Demokratie“ am lautesten geschrien wird.


Quellen und weiterführende Links

  1. Morgenthau, Hans. Politics Among Nations: The Struggle for Power and Peace. New York: Knopf, 1948.
  2. BlackRock. Annual Report on Investment Strategies in Emerging Markets. New York: BlackRock Publishing, 2023.
  3. Vasi, Ionel. „The Financialization of War Zones.“ Journal of International Political Economy, vol. 18, no. 4, 2022.
  4. Le Monde diplomatique. „Ukraine zwischen Osten und Westen: Ein Dossier über die Zange der Geopolitik.“

Ein Land am Rande des moralischen Abgrunds

Das unendliche Theater des ukrainischen Staatsversagens

Man stelle sich eine Bühne vor, auf der ein groteskes Theaterstück aufgeführt wird. Die Schauspieler tragen Uniformen, ihre Dialoge sind von der Rhetorik des Fortschritts durchzogen, und das Bühnenbild zeigt zerbombte Städte und marschierende Soldaten. Doch hinter der glänzenden Fassade dieser Tragikomödie verbirgt sich die düstere Realität eines Landes, das von Korruption und Chaos zerfressen wird. Willkommen in der Ukraine – einem Failed State par excellence. Der Rücktritt des ukrainischen Generalstaatsanwalts Andrij Kostin ist nur das jüngste Kapitel in dieser unendlichen Saga des moralischen Bankrotts.

Kostins Demission gleicht einem symbolischen Akt, einer Szene, die man im Theater des Absurden erwarten könnte. Nachdem in seiner Behörde ein weit verzweigtes Korruptionsnetzwerk aufgedeckt wurde, ließ er sich dazu herab, öffentlich Reue zu zeigen. Wie großmütig! Doch machen wir uns nichts vor: Dieser Rücktritt ist nichts weiter als ein Tropfen auf dem heißen Stein eines Systems, das längst nicht mehr zu retten ist. Die Ukraine hat sich ihren Platz in der illustren Liga der Failed States redlich verdient, und die Geschichte von Kostin ist nur eine von vielen Episoden in diesem endlosen Drama.

Korruption als Staatsreligion

Man könnte meinen, die Ukraine habe den Korruptionsvirus bereits vor vielen Jahren in ihren Genpool aufgenommen. Wie eine chronische Krankheit frisst sich die Bestechlichkeit durch sämtliche Ebenen der Gesellschaft. Vom kleinsten Beamten bis hin zu den höchsten Positionen in der Regierung ist der Griff in die Staatskasse nicht nur ein Kavaliersdelikt, sondern ein nationales Sportereignis. Dass Beamte sich von der Wehrpflicht freikaufen – eine der „beschämenden Tatsachen“, die bei der Untersuchung ans Licht kamen – ist dabei nur eine Anekdote im Panorama des Elends.

Kostins Rücktritt – der Dritte eines Generalstaatsanwalts in den letzten fünf Jahren – könnte in einem schlecht geschriebenen Polit-Thriller als unerwartete Wendung erscheinen. Doch in der Realität der Ukraine ist es nicht mehr als die Fortsetzung einer Farce, in der Oligarchen, korrupte Beamte und eine ohnmächtige Justiz die Hauptrollen spielen. Die ukrainische Staatsanwaltschaft gleicht einer Hydra – schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach. Und mit jedem Rücktritt offenbart sich die Unfähigkeit des ukrainischen Staates, sich von den Fesseln der Korruption zu befreien.

Ein Präsident auf verlorenem Posten

Wolodymyr Selenskyj, der einstige TV-Komiker, der auf den Wogen des Populismus an die Macht gespült wurde, inszeniert sich gerne als der große Reformator, der tapfer gegen die korrupten Strukturen seines Landes kämpft. Man möchte fast applaudieren. Doch sein „Kampf gegen Korruption“ ähnelt eher einem Papiertiger, der nur zum Schein aufgestellt wurde, um die westlichen Geldgeber zu besänftigen. In der Praxis sieht der Präsident jedoch so hilflos aus wie ein Jongleur, dem sämtliche Bälle auf den Boden gefallen sind.

Selenskyj beruft Sitzung um Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein, feuert Generalstaatsanwälte, um sie durch neue loyale Marionetten zu ersetzen, und vergießt dabei öffentlichkeitswirksam Krokodilstränen. Und doch scheint sich nichts zu ändern. Wie sollte es auch? Die Systematik der Korruption in der Ukraine ist so tief verwurzelt, dass keine noch so dramatische Entlassungswelle sie aufbrechen könnte. Die Oligarchen, die im Hintergrund die Fäden ziehen, lachen sich ins Fäustchen, während der Präsident weiterhin auf verlorenem Posten kämpft.

Eine besonders absurde Episode

Und dann ist da noch die Sache mit der Wehrpflicht-Befreiung. Man stelle sich vor: Während Tausende junger Männer an die Front geschickt werden, um ihr Leben für ein Land zu riskieren, das sie im Gegenzug mit leeren Versprechungen abspeist, kauft sich eine ausgewählte Elite einfach frei. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Wehrpflicht nicht mehr als eine weitere Einkommensquelle für die skrupellosen Beamten ist, die sich an den Ängsten und Nöten der Bürger bereichern. Dass diese Praxis ans Licht kommt, ist natürlich „beschämend“, wie Kostin selbst zugibt. Doch beschämend für wen? Für die ukrainische Regierung, die es nicht schafft, ihre eigenen Institutionen in den Griff zu bekommen, oder für die Bürger, die in diesem perfiden System gefangen sind?

Die Wehrpflicht-Befreiung ist nur die Spitze des Eisbergs. Die wahre Tragödie liegt darin, dass ein solcher Skandal in der Ukraine längst zur Normalität geworden ist. Korruption ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und während die Regierung versucht, das eigene Image durch spektakuläre Rücktritte zu retten, wird das Vertrauen in den Staat weiter untergraben.

Blinde Augen und taube Ohren

Man fragt sich zwangsläufig, wie lange die westlichen Unterstützer der Ukraine – allen voran die NATO und die EU – dieses Theater noch mitspielen wollen. Man hört ja immer wieder von der „Solidarität mit der Ukraine“ und der Notwendigkeit, „gemeinsam gegen den russischen Aggressor“ zu stehen. Doch wie lange kann man ein Land unterstützen, das sich selbst immer wieder in den Abgrund der Korruption stürzt? Die westlichen Staaten wirken dabei wie Eltern, die ihren delinquenten Teenager immer wieder mit Taschengeld versorgen, in der Hoffnung, dass er sich eines Tages bessern wird.

Dass die Ukraine in der westlichen Wertegemeinschaft einen Platz hat, scheint für die NATO und die EU längst festzustehen. Doch in Anbetracht der anhaltenden Korruptionsskandale stellt sich die Frage, ob diese Entscheidung nicht auf tönernen Füßen steht. Wie kann man ein Land als „strategischen Partner“ betrachten, das seine eigenen Soldaten an der Front verhungern lässt, während Beamte sich an ihrer Freikauf-Option bereichern?

Das ukrainische Endspiel

Die Ukraine steht an einem Scheideweg. Der Rücktritt von Kostin ist nur ein weiteres Zeichen für den fortschreitenden Verfall der staatlichen Institutionen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass sich das Land auf ein finales Endspiel zubewegt – einen Staatszerfall in Echtzeit, während die internationale Gemeinschaft mit besorgten Mienen zuschaut. Der Krieg gegen Russland ist nur ein Teil des Problems. Der wahre Feind der Ukraine ist die Korruption in den eigenen Reihen. Und solange dieses Übel nicht ausgemerzt wird, bleibt die Hoffnung auf eine funktionierende, demokratische Ukraine nicht mehr als eine Illusion.

Der Begriff „Failed State“ wird oft zu leichtfertig verwendet. Doch im Fall der Ukraine drängt sich dieser Ausdruck geradezu auf. Der ständige Wechsel an der Spitze der Justizbehörde, die unzähligen Korruptionsskandale und die wachsende Ungleichheit im Land zeigen deutlich, dass die Ukraine sich am Rande des Abgrunds befindet. Der Rücktritt von Kostin ist nur ein Symptom dieses umfassenden Zerfalls, und es bleibt abzuwarten, wie lange die westlichen Unterstützer dieses Drama noch tatenlos mitansehen.

Ein Failed State ohne Zukunft

Die Ukraine mag im Kampf gegen den russischen Aggressor heldenhaft wirken, doch intern steht sie vor einem ungleich größeren Problem: ihrer eigenen Korruption. Solange die Institutionen des Landes von Oligarchen und korrupten Beamten kontrolliert werden, bleibt die Vorstellung einer unabhängigen, funktionierenden Ukraine ein schlechter Witz. Der Rücktritt von Generalstaatsanwalt Kostin ist nur das jüngste Kapitel in der Tragödie eines Failed States, dessen Zukunft mehr als ungewiss ist. Wie lange wird der Westen noch zuschauen, bevor er erkennt, dass er ein totes Pferd reitet?

Quellen und weiterführende Links:

  1. Transparency International: Corruption Perceptions Index 2023 – Ukraine.
  2. Umland, Andreas. „Korruption und Oligarchismus in der Ukraine: Eine kritische Analyse.“ Osteuropa Journal, Ausgabe 22, 2023.
  3. Marples, David R. „The Struggle for Democracy in Ukraine: Corruption, War, and Western Involvement.“ Journal of Contemporary History, Ausgabe 48, 2024.
  4. Selenskyj, Wolodymyr. Krieg und Frieden in der Ukraine. Kiev Publishing House, 2023.
  5. Kostin, Andrij. „Warum ich zurücktrat: Eine Erklärung.“ Social Media, 2024.

Das Orban-Phänomen

Zwischen Häresie und Realitätssinn

Viktor Orban. Für die westlichen Medien, Politik-Eliten und selbsternannten Moralgouvernanten Europas eine Figur, die man zu vermeiden versucht wie den sprichwörtlichen Pesthauch. In den Sitzungssälen der EU wird er wie ein ungezogener, quengelnder Verwandter behandelt, der unangemeldet zum Familienessen aufkreuzt, um dann lautstark zu verkünden, dass der Nachtisch versalzen ist – während alle anderen höflich schweigen und den bitteren Bissen herunterwürgen. Der ungarische Regierungschef wird in vielen Kreisen als Rechtspopulist, ja gar als Feind des „europäischen Projekts“ verteufelt. Doch ist diese Darstellung gerecht, oder steckt in den vermeintlich ketzerischen Äußerungen Orban’s eine Realität, die uns vor lauter moralischem Eifer entgleitet?

Fakt ist: Orban äußert sich pointiert, provozierend und unnachgiebig. Er stellt sich gegen das politische Establishment des Westens und benennt ungeniert die Schwächen und Fehlentwicklungen, die andere Politiker lieber mit schönen Worthülsen und ideologischer Schönfärberei übertünchen. Ob man ihm zustimmt oder nicht, eines muss man ihm lassen: Er stellt unbequeme Fragen, die, wie die Schläge eines Maurerhammers, Risse in den monolithischen Überzeugungen der westlichen Elite hinterlassen.

Vom Ende der westlichen Übermacht

Orban spricht vom Ende der westlichen Übermacht nach dem Ukraine-Krieg. Für die westlichen Moralisten natürlich ein Sakrileg, ein Affront gegen das hohe Selbstbild einer EU, die sich selbst als letzte Bastion der Freiheit und Demokratie auf dieser geschundenen Welt sieht. Doch schauen wir uns doch die Fakten einmal nüchtern an, ganz ohne den moralischen Zeigefinger: Der Krieg hat die EU nicht gestärkt, sondern ihre inneren Widersprüche und ihre außenpolitische Schwäche brutal ans Licht gezerrt. Während Europa sich in immer neue Sanktionspakete gegen Russland verstrickt und dabei seine eigene Wirtschaft stranguliert, haben andere – die USA und China, um nur zwei Beispiele zu nennen – ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Agenden vorangetrieben.

Doch die vielleicht größte Ohrfeige für die westliche Selbstwahrnehmung ist Orban’s Hinweis auf die fehlende globale Unterstützung für die Ukraine. In den Konferenzräumen von Brüssel und Washington mag man sich noch einreden, dass „die Welt“ geschlossen hinter dem westlichen Narrativ steht, aber die Realität außerhalb dieser Blase sieht ganz anders aus. Die sogenannten BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – haben sich längst als Gegengewicht zum Westen positioniert. Und während in Europa darüber gestritten wird, ob man noch einen weiteren Winter ohne russisches Gas übersteht, machen diese Länder ihre eigenen Deals, unabhängig von westlichen Sanktionen oder moralischen Entrüstungen.

Orban spricht es offen aus: Der Westen hat nicht mehr die Mehrheit hinter sich. Das ist eine Realität, die von den Machthabern in Brüssel und Berlin nur ungern zur Kenntnis genommen wird. Stattdessen ergeht man sich lieber in moralischen Floskeln und erzieht sich gegenseitig zu den Tugenden, die man längst verloren hat.

Die Moralapostel und ihre Wohlstandsillusion

Die Sanktionen gegen Russland, so die offizielle Verlautbarung, sollten das Regime in Moskau in die Knie zwingen und der Ukraine zum Sieg verhelfen. Doch auch hier zeigt sich, dass die Realität oft anders aussieht als das, was auf den bunten Powerpoint-Präsentationen der EU-Bürokraten steht. Russland mag sich in vielen Bereichen schwer tun, aber destabilisiert? Davon kann keine Rede sein. Im Gegenteil, es scheint fast so, als hätten die Sanktionen den Effekt gehabt, die russische Bevölkerung enger hinter Putin zu scharen, während die EU-Wirtschaft allmählich unter der Last dieser selbstauferlegten Strafen ächzt. Orban bringt es auf den Punkt: Der Westen kann diesen Krieg militärisch nicht gewinnen, und die Sanktionen haben Russland nicht in die Knie gezwungen, sondern vielmehr Europa selbst einen schmerzhaften Tritt verpasst.

Dass diese Einschätzung in den westlichen Medien kaum Platz findet, ist kein Zufall. Es widerspricht der Erzählung von der angeblich so „guten Sache“, die verteidigt werden muss, koste es, was es wolle – und wenn es der Wohlstand und die Zukunft ganzer Generationen in Europa ist. Man könnte zynisch anmerken, dass der moralische Hochmut, der von so vielen westlichen Politikern zur Schau gestellt wird, im Endeffekt nur dazu führt, dass Europa sich selbst ein Bein stellt, während andere lachend danebenstehen und den westlichen Niedergang kommentieren.

Die Schweigespirale

Orban wagt es, Dinge zu sagen, die man hierzulande nicht einmal denken darf, ohne in die Gefahr zu geraten, als „Rechtspopulist“, „Rassist“ oder schlimmeres etikettiert zu werden. Es ist das Paradox unserer Zeit: In einer Gesellschaft, die sich stolz auf ihre Meinungsfreiheit beruft, herrscht eine regelrechte Angst vor abweichenden Meinungen. Man muss sich nicht einmal weit aus dem Fenster lehnen, um Opfer der berühmten „Schweigespirale“ zu werden, wie Elisabeth Noelle-Neumann es so treffend analysiert hat. Wer es wagt, die herrschende Meinung infrage zu stellen, wird schnell mundtot gemacht, ausgegrenzt, etikettiert.

In Deutschland, wo der moralische Anspruch traditionell hoch hängt, hat sich diese Spirale zu einem regelrechten Kettenkarussell entwickelt. Die wenigen, die sich noch trauen, offen ihre abweichende Meinung zu äußern, müssen sich sofort den geharnischten Vorwürfen der Empörungsindustrie stellen. Wer nicht mit dem Mainstream mitschwimmt, wer die Ukraine-Politik oder die Migrationsfrage kritisch hinterfragt, wird sofort in eine Schublade gesteckt, deren Aufschrift in grellroten Buchstaben „Nazi“ lautet. Es ist bezeichnend, dass Viktor Orban in Deutschland nicht nur als „Rechtspopulist“, sondern auch als Feind der Freiheit dargestellt wird – und das in einem Land, in dem die Freiheit der Rede oft nur auf dem Papier existiert.

Der Westen und seine Werte

Orban wirft dem Westen vor, dass er nicht mehr wisse, was Freiheit wirklich bedeutet und wie man sie verteidigt. Eine harte, bittere Diagnose. Aber hat er unrecht? Wenn man sich die politischen Debatten in Europa ansieht, könnte man fast zu dem Schluss kommen, dass Freiheit heute vor allem ein ideologischer Kampfbegriff ist, der je nach Bedarf zurechtgebogen wird. Die Werte, auf die sich der Westen jahrhundertelang berufen hat – Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit – sind längst zur Staffage geworden, hohle Phrasen, die keine wirkliche Substanz mehr haben. Der Kampf gegen die „islamische Unterwanderung“, von dem Orban spricht, ist ein Thema, das in Westeuropa nur hinter vorgehaltener Hand geführt wird. Zu groß ist die Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Doch das ändert nichts an der Realität: Die Probleme, die Orban anspricht, sind real. Sie betreffen nicht nur Ungarn, sondern ganz Europa.

Die Wahrheit in Orban’s Worten

Viktor Orban wird in der westlichen Öffentlichkeit als Paria behandelt, weil er sich weigert, die Spielregeln der moralischen Selbstinszenierung zu akzeptieren. Seine kritische Sicht auf den Ukraine-Krieg, auf die Rolle des Westens und die Frage der Zukunft Europas mag unbequem sein, aber sie spiegelt eine Realität wider, die viele in Brüssel und Berlin lieber ignorieren würden. Ob man mit ihm einer Meinung ist oder nicht – man sollte seine Worte nicht leichtfertig abtun. Denn vielleicht steckt in seiner Kritik mehr Wahrheit, als man im Westen zugeben möchte.

Quellen und weiterführende Links:

  1. Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale – Eine Analyse über die Mechanismen der öffentlichen Meinung.
  2. Viktor Orban’s Reden und Interviews – Direktquelle für seine Aussagen zur europäischen und internationalen Lage.
  3. Studien zu den Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf Russland und Europa (verschiedene Quellen).
  4. Artikel und Essays zur geopolitischen Rolle der BRICS-Staaten und deren Einfluss auf den Ukraine-Konflikt.

Heilige Neutralität oder absurde Heuchelei

Eine UN-Kommission auf der Suche nach der moralischen Reinheit

Wenn es um die geopolitischen und moralischen Minenfelder des Nahen Ostens geht, überbieten sich westliche Diplomaten, NGOs und die heilige UNO selbst mit einer Tugendhaftigkeit, die fast an Naivität grenzt. Dabei ist es geradezu rührend, wie sie sich um eine unbefleckte Neutralität bemühen, während sie tapfer durch ein Gebiet stapfen, das von explosiven Ideologien und jahrzehntelangem Blutvergießen gespickt ist. Inmitten dieses grotesken Dramas erscheint der UNO-Menschenrechtsrat, um uns an die göttliche Pflicht zu erinnern, die Besatzung der palästinensischen Gebiete durch Israel unverzüglich zu beenden. Klingt nach einer simplen Angelegenheit, nicht wahr? Eine moralische Schwarz-Weiß-Malerei, bei der die Grenzen zwischen Gut und Böse so klar gezogen sind, dass selbst die Gebrüder Grimm staunen würden.

Doch dann erhebt sich der zynische Beobachter in uns: Wer profitiert eigentlich von dieser hochmoralischen Kommission? Ist es wirklich das palästinensische Volk? Oder wird hier nicht vielleicht doch der Mantel der Menschenrechte genutzt, um die Agenda von Gruppen zu stützen, die sich weniger um Menschenrechte und mehr um Raketen, Tunnel und die Auslöschung eines Staates kümmern? Eine harmlos aussehende UN-Kommission könnte so plötzlich zum besten Freund einer Organisation wie Hamas mutieren, ohne dass jemand es ausspricht.

Menschenrechte oder „Waffenrechte“

Der UNO-Menschenrechtsrat, dessen Existenz man vor lauter lachhafter Mitgliederzusammensetzung fast vergessen könnte (Hallo, Saudi-Arabien und China), hat es sich zur Aufgabe gemacht, Israel zur Ordnung zu rufen. Siedlungen sollen geräumt, diskriminierende Gesetze zurückgenommen, die palästinensische Bevölkerung geschützt werden. Klingt erst mal nach den klassischen Forderungen einer Gerechtigkeitskommission. Doch der Teufel steckt, wie so oft, im Detail – oder besser gesagt, in den Interessen der „Untersuchten“.

Da wären beispielsweise Organisationen wie die Hamas, die den „Schutz der palästinensischen Bevölkerung“ auf eine sehr eigenwillige Art interpretieren. Schutz bedeutet in diesem Fall: Menschen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, Bomben in Schulen und Krankenhäusern zu verstecken und gleichzeitig die PR-Schlacht gegen Israel auf einem Niveau zu führen, das sogar den besten Hollywood-Propagandafilmen Ehre macht. Nun stellt sich die ketzerische Frage: Steht der Menschenrechtsbeirat tatsächlich auf der Seite der Unterdrückten, oder wird hier nicht eher ein vorgetäuschter Humanismus vorgeschoben, um einer mörderischen Ideologie einen Deckmantel zu geben?

Unabhängig – aber von was

Die UNO-Kommission, die sich in ihrer Unabhängigkeit suhlt, ähnelt eher einem Pudel, der brav auf dem Schoß jener sitzt, die ihm das Leckerli hinwerfen. Natürlich wurde die „Unabhängige Internationale Untersuchungskommission der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete, einschließlich Ostjerusalem“ im Jahr 2021 ins Leben gerufen – in einem Umfeld, das alles andere als unabhängig ist. Man könnte sich fast fragen, ob die Mitglieder der Kommission vor ihrer Ernennung in einem Schnellkurs der internationalen Heuchelei geschult wurden. Die Prioritäten scheinen jedenfalls klar zu sein: Es geht darum, Israel als bösen Besatzer zu brandmarken und zugleich die Hände derjenigen zu waschen, die die Vernichtung dieses Staates offen fordern.

Wenn man den Untersuchungsauftrag der Kommission genauer liest, könnte man glatt annehmen, Hamas habe das Drehbuch dafür geschrieben. Schließlich fordert man Israel auf, die Palästinenser vor Gewalt, Angriffen und Einschüchterung zu schützen – während man über den Raketenhagel, der regelmäßig aus Gaza herniedersaust, höflich schweigt. Vielleicht ist es auch einfach zu anstrengend, sich mit diesen „unangenehmen“ Details auseinanderzusetzen. Man stelle sich vor, die UNO müsste tatsächlich eine Resolution verabschieden, die Hamas an die Einhaltung der Menschenrechte erinnert – es wäre wohl die kürzeste in der Geschichte der Vereinten Nationen.

Nützliche Idioten

Dann haben wir da noch die „anderen Länder“, die laut diesem erhellenden Gutachten die Besatzung weder finanziell noch militärisch unterstützen dürfen. Herrlich, wie schnell die UNO den Finger hebt und den internationalen Gemeinschaften vorschreibt, was zu tun sei. Doch Hand aufs Herz: Unterstützen nicht die gleichen Länder – darunter auch einige im Westen – indirekt die Hamas, indem sie Millionen in sogenannte „Hilfsorganisationen“ pumpen, die dann ihre Gelder auf mysteriöse Weise in Tunnelsysteme und Waffenlager umleiten? Aber nein, solche Feinheiten stehen natürlich nicht im Gutachten. Es wäre ja auch zu peinlich, der eigenen moralischen Überlegenheit den Boden zu entziehen.

Zwischen moralischem Pathos und politischer Blindheit

Das Gutachten der UNO klingt wie eine Sonntagsrede in einer schlecht besuchten Kirche: Es predigt den moralischen Hochmut der Selbstgerechten, während es den Elefanten im Raum großzügig ignoriert. Dieser Elefant trägt den Namen „terroristischer Extremismus“, und er stampft durch die Trümmer der politischen Naivität, die die Kommission hinterlässt. Während also die UNO mit erhobenem Zeigefinger ihre Resolutionen verabschiedet, bleibt die Frage unbeantwortet: Wie schützt man eine Bevölkerung vor Gewalt, wenn ein Teil dieser Bevölkerung aktiv jene unterstützt, die Gewalt als einzige politische Sprache verstehen?

Ein Gutachten für die Geschichtsbücher – oder für den Papierkorb

Am Ende bleibt die groteske Erkenntnis: Die UNO hat ein weiteres moralisches Kunstwerk geschaffen, das in seiner Theatralik glänzt, aber in seiner Realitätsferne grandios scheitert. Die Forderung, Israel solle sich gefälligst zurückziehen und die Besatzung beenden, mag auf dem Papier gut klingen – sie ignoriert jedoch vollkommen die Komplexität des Konflikts und die Tatsache, dass Organisationen wie die Hamas nur darauf warten, das entstehende Machtvakuum mit einer radikaleren und gewalttätigeren Herrschaft zu füllen. Aber gut, das ist vielleicht zu viel verlangt für eine Kommission, deren moralischer Kompass sich offenbar in einem Tunnel unter Gaza verirrt hat.

Quellen und weiterführende Links

  1. UN Human Rights Council. Independent International Commission of Inquiry on the Occupied Palestinian Territory, including East Jerusalem. United Nations, 2021.
  2. Shany, Yuval. „The Legal Framework Governing the Israeli Occupation.“ Journal of International Humanitarian Law, vol. 22, no. 1, 2022.
  3. Khalidi, Rashid. The Hundred Years‘ War on Palestine: A History of Settler Colonialism and Resistance, 1917–2017. Metropolitan Books, 2020.
  4. Gold, Dore. The UN’s Human Rights Council: Is It Still Relevant? Jerusalem Center for Public Affairs, 2021.

Bleiben wir also gespannt, ob die UNO jemals aus ihrer moralischen Blase aufwachen wird – oder ob sie weiterhin ihre Hamas-freundlichen Gutachten produziert und die Weltbühne für eine Tragikomödie der besonderen Art bereitet.

Freiheit, Kampf und die ewigen Amtsinhaber

Freiheit als immerwährender Mythos

Ludwig von Mises, jener heilige Patron der Freiheit, Prophet des Liberalismus und Priester der Österreichischen Schule, brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Die Geschichte des Westens ist im Wesentlichen die Geschichte des Kampfes um Freiheit gegen die Übergriffe der Amtsinhaber.“ Natürlich, das klingt zunächst wie die ultimative Hymne auf den Widerstandsgeist, das Manifest des mutigen Bürgers, der sich mit erhobenem Haupt gegen die Despoten dieser Welt stemmt. Doch seien wir ehrlich: Gibt es in der Geschichte des Westens wirklich einen echten Kampf um Freiheit, oder haben wir es hier vielmehr mit einer gut einstudierten Inszenierung zu tun, bei der die „Amtsinhaber“ und die „Kämpfer für die Freiheit“ letztlich nur zwei Seiten derselben Medaille sind?

Die Amtsinhaber – wer sind sie überhaupt? Sind es nicht dieselben, die uns tagtäglich von der Notwendigkeit der Freiheit erzählen, nur um uns gleich darauf wieder in die bürokratischen Netze zu verstricken, die sie in unzähligen Gremien, Ausschüssen und Gipfeln spinnen? Und was ist mit den Kämpfern für die Freiheit? Sind sie nicht allzu oft diejenigen, die am Ende selbst die Amtskette umlegen und uns mit noch größeren Übergriffen beglücken? Diese Frage verdient es, einmal etwas gründlicher betrachtet zu werden – mit einem gehörigen Schuss Polemik und einem zwinkernden Auge.

Eine Geschichte des Verkaufs

Die Geschichte des Westens als ein ewiger Freiheitskampf? Eine süße Vorstellung, doch seien wir ehrlich: Der Westen ist Meister darin, „Freiheit“ wie einen schillernden Heilsbringer zu vermarkten, während die Realität oft das genaue Gegenteil ist. Vom alten Rom über das mittelalterliche Europa bis hin zur glorreichen Moderne wurden die angeblichen Befreiungskriege immer wieder in feinsäuberlich verpackte, marktfähige Slogans verpackt. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“ schrien die Revolutionäre in Frankreich, während sie ein paar Köpfe rollen ließen, nur um am Ende in die Arme eines kleinen Korsen zu rennen, der sich als Kaiser krönte. Oder nehmen wir die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung, die uns weismachen will, es gehe um den edlen Kampf gegen die Tyrannei – während gleichzeitig der Sklavenhandel in den Kolonien florierte und die Rechte der Ureinwohner auf ewig mit Füßen getreten wurden.

Die Realität sieht nüchtern betrachtet anders aus: Der Freiheitskampf des Westens ist weniger ein ewiges Streben nach Emanzipation als vielmehr ein fortwährendes Geschäft. „Freiheit“ ist das Produkt, das uns von jenen verkauft wird, die ihre Position nur zu gerne dazu nutzen, selbst die Kontrolle zu übernehmen. Die Amtsinhaber sind dabei keineswegs die Bösewichte, die sich in den Kerkern ihrer Macht verschanzen und von Freiheit nichts wissen wollen. Nein, sie sind vielmehr die Architekten eines komplexen Systems, in dem Freiheit vor allem eine Ware ist – die Ware, die man kauft, verkauft und bestenfalls auf Kredit verleiht.

Meister des Übergriffs im Namen der Freiheit

Die Amtsinhaber, diese schillernden Figuren der Geschichte, die wir in unserer kindlichen Naivität stets als Tyrannen sehen wollen – sind sie wirklich die finsteren Widersacher der Freiheit? Oder sind sie nicht vielmehr die Meister darin, uns die Freiheit als goldene Karotte vor die Nase zu halten, während sie gleichzeitig die Leine immer kürzer ziehen? Sie versprechen uns Selbstbestimmung, während sie uns ein Korsett aus Regeln und Vorschriften schnüren, das so eng sitzt, dass es kaum noch Luft zum Atmen lässt. Demokratie? Klar, aber nur, wenn wir die Formulare richtig ausfüllen. Freiheit der Meinungsäußerung? Selbstverständlich, solange wir sie in den engen Grenzen des „gesellschaftlich Akzeptierten“ äußern.

Man könnte meinen, dass die Geschichte des Westens tatsächlich eine unaufhörliche Kette von Übergriffen seitens der Amtsinhaber ist. Aber ist das nicht ein wenig zu kurz gegriffen? Sind die Amtsinhaber nicht die wahren Künstler der Illusion, die uns glauben machen, dass wir uns in einem epischen Kampf gegen die Unterdrückung befinden, während sie gleichzeitig die Fäden im Hintergrund ziehen? Der Souverän, das Volk, glaubt, die Macht in den Händen zu halten, doch es sind die Amtsinhaber, die das Spiel lenken – geschickt, elegant und mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Übergriffe der Amtsinhaber geschehen nicht mit Gewalt, sondern subtil, leise und durchsetzt von bürokratischer Raffinesse.

Vom Freiheitskämpfer zum Verwalter seiner eigenen Ketten

Und was ist mit dem Bürger? Jenem ehrwürdigen, aufgeklärten Freiheitskämpfer, der sich von den Fesseln der Obrigkeit befreien will? Auch hier lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen. Denn der moderne Bürger ist nicht mehr der furchtlose Rebell, der mit der Fackel der Aufklärung die Bastillen der Macht niederreißt. Nein, der moderne Bürger ist zu einem Verwalter seiner eigenen Ketten geworden. Er unterschreibt bereitwillig die Datenschutzverordnungen, setzt brav seine Kreuzchen bei Wahlen, von denen er insgeheim weiß, dass sie nichts ändern werden, und protestiert bestenfalls auf Twitter – wo seine Entrüstung von Algorithmen in Marktdaten umgewandelt wird.

In dieser seltsamen Konstellation wird der Bürger zum perfekten Komplizen der Amtsinhaber. Denn er fordert zwar Freiheit, aber er fürchtet gleichzeitig die Verantwortung, die diese mit sich bringt. Er beschwert sich über Übergriffe, aber er sehnt sich insgeheim nach der Sicherheit, die ihm die Bürokratie bietet. Und so wird die Geschichte des Westens zu einer Tragikomödie, in der der Freiheitskämpfer am Ende immer wieder zum Untertanen wird – und zwar mit einem Lächeln im Gesicht.

Wenn uns die Unsichtbare Hand den Mittelfinger zeigt

Mises, ein Ökonom von Welt, hätte uns sicher auch etwas über die Freiheit der Märkte erzählen können. Jene sagenumwobene „unsichtbare Hand“, die Adam Smith einst beschworen hatte, um den selbstregulierenden Mechanismus der freien Wirtschaft zu beschreiben, hat sich in der Realität oft als verdammt sichtbare Faust erwiesen. Der Markt als Inbegriff der Freiheit? Wohl eher ein Käfig aus Stahl und Glas, in dem wir uns, angetrieben von Konsumzwang und ökonomischer Unsicherheit, im Hamsterrad drehen.

Der Kapitalismus, dieser große Hoffnungsträger der Freiheit, hat seine besten Tage hinter sich. Was uns heute bleibt, ist eine Welt, in der die „Freiheit des Marktes“ vor allem bedeutet, dass die Großen sich die Freiheit herausnehmen, die Kleinen zu verschlingen. Doch wie immer geht es um die Verpackung: Solange uns die Amtsinhaber und Wirtschaftsbosse erzählen, dass dies der Preis der Freiheit sei, nicken wir zustimmend – und kaufen noch eine Runde Aktien.

Die Amtsinhaber in uns selbst

Doch der vielleicht größte Witz an der ganzen Geschichte ist, dass die wahren Amtsinhaber nicht in den Parlamenten, den Konzernzentralen oder den Finanzinstitutionen sitzen – sondern in uns selbst. Jeder von uns trägt seinen eigenen kleinen Amtsinhaber in sich: jenes winzige, bürokratische Monster, das uns daran hindert, wirklich frei zu sein. Wir setzen uns selbst Grenzen, wir verwalten uns selbst, wir zensieren unsere eigenen Gedanken. Und so wird der Kampf um Freiheit, von dem Mises spricht, am Ende zu einer inneren Schlacht, die wir mit uns selbst austragen. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, diesen Kampf wirklich zu führen, oder ob wir uns lieber mit der Illusion der Freiheit zufriedengeben – und den Amtsinhabern in uns selbst den Thron überlassen.

Die Geschichte des Kampfes – oder des großen Kompromisses?

Am Ende bleibt die Frage: Ist die Geschichte des Westens wirklich die Geschichte eines Kampfes um Freiheit? Oder ist es nicht vielmehr die Geschichte des großen Kompromisses? Der Kompromiss zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Unabhängigkeit und Bequemlichkeit, zwischen Rebellion und Verwaltung. Vielleicht ist der wahre Kampf nicht der gegen die Übergriffe der Amtsinhaber, sondern der gegen unsere eigene Tendenz, uns mit der Freiheit zufrieden zu geben, die uns von oben gewährt wird – anstatt sie selbst in die Hand zu nehmen.

Quellen und weiterführende Links

  1. Mises, Ludwig von. Human Action: A Treatise on Economics. Yale University Press, 1949.
  2. Smith, Adam. The Wealth of Nations. W. Strahan & T. Cadell, 1776.
  3. Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1976.
  4. Arendt, Hannah. The Origins of Totalitarianism. Harcourt, Brace & World, 1951.
  5. Zizek, Slavoj. Living in the End Times. Verso, 2010.

Möge dieser Essay als augenzwinkernde Einladung dienen, sich den Widersprüchen der Freiheit zu stellen – und die Amtsinhaber, ob im Parlament oder in uns selbst, mit einem Lächeln zu entlarven.

Das Armenhaus Europas

Die bittere Ironie der Realität

Es gibt diese Geschichten, die sich die Menschen erzählen, um nicht an der Welt zu verzweifeln. Die Ukraine als aufstrebende Demokratie, voller Hoffnung und Zukunftsperspektive, ist eine dieser Märchen. Und wie jedes Märchen endet auch dieses mit einem abrupten Aufwachen – in einer harten, brutalen Realität. Aber keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, ich werde Ihnen diese bittere Pille mit einem Augenzwinkern servieren, denn wer könnte solch ein Desaster nüchtern betrachten? Willkommen im Armenhaus Europas – willkommen in der Ukraine!

Ein Land, das verschwindet

Die Bevölkerungsentwicklung der Ukraine gleicht einer schlechten Komödie, nur ohne Lacher. 1990, nach dem Zerfall der Sowjetunion, zählte das Land noch stolze 52 Millionen Menschen – eine wahrlich stattliche Zahl. Doch in den folgenden Jahrzehnten schmolz diese Zahl dahin wie der ukrainische Winter bei einem Atomkraftwerksunfall. Im Jahr 2020 waren es nur noch etwa 37 Millionen. Der Krieg setzte dem Ganzen noch die Krone auf, und weitere 6,5 Millionen suchten Zuflucht im Ausland. Dass die meisten von ihnen nicht zurückkehren werden, ist klar – wer will schon in eine Ruine zurück, wenn er in Europa die Vorzüge eines Sozialsystems genießen kann?

Wir könnten hier über Geburtenraten, Abwanderung und die Zerbröselung der sozialen Infrastruktur sprechen, aber das würde den Humor verderben. Seien wir ehrlich: Die Ukraine hat den Trend zur Selbstverkleinerung schon lange vor dem Krieg entdeckt. Ein Land, das so systematisch seine Bevölkerung loswird, verdient Anerkennung – vielleicht für die sauberste Fluchtbewegung des Kontinents?

Welche Wirtschaft

Nun, liebe Freunde der Statistik, werfen wir einen Blick auf die wirtschaftliche „Kraft“ dieses Landes. Stolze 3.700 US-Dollar pro Kopf erzielte die Ukraine im Jahr 2020. Im Vergleich dazu verzeichnet die EU im Durchschnitt etwa 41.700 US-Dollar, und Deutschland, das Land der Weltverbesserer, schafft es auf 51.400. Man könnte fast glauben, die Ukraine wäre ein mitteleuropäisches Sri Lanka oder ein osteuropäisches Libyen – aber das wäre beleidigend für Sri Lanka und Libyen, die in ihren Krisen erstaunlich widerstandsfähig geblieben sind.

Das Bruttoinlandsprodukt der Ukraine? 155 Milliarden US-Dollar. Zur Einordnung: Das ist ungefähr so viel wie die Wirtschaftsleistung Berlins – einer Stadt, die gerne so tut, als wäre sie groß, aber eigentlich zu klein ist, um wichtig zu sein. Der Unterschied: Berlin hat 3,6 Millionen Einwohner, die Ukraine fast das Zehnfache. Aber wer wird denn schon so kleinlich mit Zahlen umgehen, wenn die Misere doch so groß ist?

Eine Kombination aus Korruption und Inkompetenz

Man könnte es als ein Wunder bezeichnen, dass die Ukraine überhaupt noch existiert. Korruption? Check. Desaströse Staatsstrukturen? Check. Übermäßige Rüstungsausgaben? Doppel-Check! Das Land hat es irgendwie geschafft, jahrzehntelang die Kunst des Staatsversagens zu perfektionieren. Die Eliten, einschließlich des hochgejubelten Präsidenten Selenskyj, haben die Defizite des Systems für ihre persönliche Bereicherung genutzt. Bravo, kann man da nur sagen!

Aber warum nicht? Der Staat als Selbstbedienungsladen ist doch längst zum Geschäftsmodell geworden. Während die breite Bevölkerung im Armenhaus vegetiert, segeln die Oligarchen auf ihren Yachten durch die griechische Ägäis. Der Unterschied zwischen der Ukraine und einem durchschnittlichen Mafia-Staat? Die Mafia ist effizienter.

Ohne die Milliardenhilfen aus dem Ausland – politisch motiviert, versteht sich – wäre die Ukraine längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Aber keine Sorge, wir werden weiter Geld reinpumpen, damit es weitergehen kann. Wer braucht schon funktionierende Schulen oder Krankenhäuser, wenn man ein korruptes Land unterstützen kann?

Was für ein Witz

Es gibt da diese kleine, peinliche Angelegenheit, die man immer wieder in den Medien liest: Die Ukraine will in die EU! Ja, Sie haben richtig gehört. Das Land, das wirtschaftlich, politisch und moralisch am Abgrund steht, träumt von einem Beitritt in den elitären Club der europäischen Nationen. Und was tun die EU-Granden? Nun, sie tun so, als ob das in absehbarer Zeit möglich wäre. Ein schönes Schauspiel – und wie bei jedem guten Theaterstück gibt es auch hier eine Pointe: Es wird nie passieren.

Selbst wenn wir den Krieg ausklammern – was schwerfällt, zugegeben – erfüllt die Ukraine keine der Voraussetzungen für einen Beitritt. Rechtsstaatlichkeit? Ein schlechter Witz. Wirtschaftliche Entwicklung? Fehlanzeige. Gesellschaftlicher Fortschritt? Nicht einmal im Ansatz. Aber wenn die EU sich wirklich darauf einlässt, die Ukraine aufzunehmen, dann könnten wir den letzten Akt eines überdehnten Imperiums live erleben. Die EU wäre nicht das erste Großreich, das an strategischer Hybris zugrunde geht. Ein Hoch auf die „strategische Überdehnung“!

Ein sinnloser Krieg

Natürlich darf auch das Thema Krieg nicht fehlen. Ja, dieser tragische Konflikt, der Millionen von Menschen in die Flucht getrieben und das Land in Schutt und Asche gelegt hat. Die Ukraine kämpft heroisch, so wird es uns gesagt. Aber wofür? Für ein Land, das von der Geschichte längst aufgegeben wurde? Für Eliten, die sich in Sicherheit gebracht haben, während die einfachen Menschen an der Front sterben? Es ist an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu blicken: Dieser Krieg ist sinnlos.

Europa sollte sich schleunigst aus diesem Schlamassel heraushalten, bevor es selbst in den Strudel gezogen wird. Die Friedensbewegungen haben es längst erkannt: Keine Waffenlieferungen, sofortiger Waffenstillstand, Verhandlungen. Der Aufbau einer neuen Friedensordnung in Europa – das klingt wie eine schöne Utopie, oder besser gesagt: wie ein Märchen. Denn wie jedes Märchen ist auch dieses zu schön, um wahr zu sein.

Willkommen im Armenhaus

Die Ukraine war das Armenhaus Europas und wird es noch lange bleiben. Ein Land, das in den Abgrund blickt und dabei über seine eigene Unfähigkeit stolpert. Doch in der großen Tragödie steckt auch ein Funken Ironie. Denn während die westliche Welt weiterhin in dieses Fass ohne Boden investiert, können wir uns sicher sein, dass eines bleibt: Die Ukraine wird immer ein Meister der Selbstzerstörung bleiben. Und dafür verdient sie Respekt – oder zumindest einen zynischen Applaus.

Quellen und weiterführende Links

  1. IMF Economic Data, Ukraine GDP, 2020
  2. Transparency International: Corruption Perceptions Index 2020
  3. United Nations Demographic Reports: Ukraine, 1990–2020
  4. European Union Commission Report on Ukraine’s EU Candidacy