Die Apokalypse des Alltäglichen

Ein Abgesang auf die Konsumgesellschaft im 3,3-Prozent-Takt

Es war einmal der Preis. Der Preis, so erzählt man sich in vergilbten Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre, war ein Maß für den Wert einer Ware in der Währung eines Landes. Heute ist er ein schmutziger Running Gag, ein bösartiger Taschenspielertrick, eine kaltschnäuzige Belustigung der Märkte auf Kosten des Konsumenten. Der Preis ist keine Zahl mehr, sondern eine Drohung.

Der heimische Verbraucherpreisindex – jenes kafkaeske Zahlenkonstrukt, das von sich behauptet, die Lebensrealität des Durchschnittsmenschen zu spiegeln – hat im Juni 2025 um exakt 3,3 Prozent zugelegt. Das klingt, in den windschiefen Hütten der Statistiker, wie eine moderate Verschlechterung. So, als hätte der Alltag bloß einen kleinen Sonnenbrand bekommen. In Wirklichkeit jedoch brennt das Dach längst. Und das Haus. Und der Garten. Und das Benzin für den Gartengrill kostet jetzt 40 Prozent mehr, aber der sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Doch wir wollen der Statistik nicht unrecht tun. Sie ist ja bemüht. Sie zählt. Sie addiert. Sie mittelt. Und wie immer ist der Durchschnitt das Trojanische Pferd, in dem sich die eigentlichen Katastrophen verstecken.

Die große Kaffeekrise: Bohnen am Rande des Staatsnotstands

Beginnen wir mit der Nachricht, die eigentlich ein Fall für den Sicherheitsrat der UNO wäre: Bohnenkaffee verteuerte sich um 37,2 Prozent.

Es geht hier nicht um irgendeinen Luxusartikel für postkoloniale Feinschmecker. Es geht um den Treibstoff der westlichen Welt. Der Kaffee ist das Schmiermittel des Kapitalismus, das Beruhigungsmittel des Bildungsbürgertums, das Lebenselixier der Schichtarbeiter. Wer den Kaffee verteuert, legt die Axt an die letzte fragile Säule der Zivilisation.

Der Morgen ist nicht mehr derselbe. Das erste Augenaufschlagen ist zur betriebswirtschaftlichen Entscheidung geworden. Koche ich noch eine Tasse? Oder muss ich bereits den Kreditantrag dafür ausfüllen? Wer sich heute noch einen Verlängerten gönnt, gehört entweder zur Oligarchie oder hat den Verstand verloren. Vielleicht beides.

Elektrizität als Privileg: Der Rückfall ins Dunkel

Strom – pardon, „Elektrizität“, wie die Statistik Austria uns poetisch belehrt – kostet nun 35,7 Prozent mehr. Das ist beachtlich. Denn während der durchschnittliche Österreicher noch 2023 naiv glaubte, Elektrizität sei eine Selbstverständlichkeit, belehrt ihn die Gegenwart eines Schlechteren.

Wir sind auf dem besten Wege, das Licht wieder als Statussymbol zu begreifen. LED-Lampen kosten übrigens auch 12,9 Prozent mehr. Das nenne ich marktwirtschaftliche Ironie: Selbst das Licht-Sparen ist teurer geworden. Wer den Schalter betätigt, trifft heute keine Komfortentscheidung mehr, sondern eine Frage der Existenz: Will ich sehen oder essen? Heizen oder lesen?

Melonen, Rosinen und der Zucker-Overkill: Fruchtalarm in der Supermarktapokalypse

Die Zucker- und Honigmelone legte um 30,2 Prozent zu. Der Fruchtkörper als Luxusobjekt – das hätte selbst der dekadenteste Feudalherr des Barock nicht für möglich gehalten. Melonen sind heute, was früher das Pfauenragout war: ein kulinarischer Hinweis darauf, dass der Untergang nahe ist.

Rosinen? 27,2 Prozent teurer. Man könnte meinen, hier würde der Markt auf die drohende Weihnachtsbäckerei reagieren. Der Panettone im Dezember wird jedenfalls ein Produkt für die Oberschicht sein. Vielleicht werden Rosinen bald auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Oder in Bitcoin.

Die Schokolade, das Trostpflaster der Massen – in Auflösung begriffen

Schokolade ist, neben dem Kaffee, die andere legale Droge der westlichen Wohlstandsgesellschaft. Der süße Kompromiss zwischen Weltschmerz und Alltagspflicht. Doch mit einer Teuerung von bis zu 21,4 Prozent für Vollmilchschokolade und 20,2 Prozent für Kakaopulver wird der Trost zum Luxusartikel.

Die Psychohygiene ist damit rationiert. Die schlechte Laune wird nicht mehr weggelutscht, sondern ausgekostet. Bitterkeit ist jetzt nicht nur Geschmacksrichtung, sondern ökonomische Realität.

Mobilität für Masochisten: Bahnfahren als Abenteuerurlaub

Die „Sparschiene“ der ÖBB – jene symbolische Lebensader für den kleinen Mann, der kein Geld für den Flug hat – wurde um 25,3 Prozent verteuert. Das bedeutet, das Wort „Spar“ in „Sparschiene“ ist nun der teuerste Witz des Jahres 2025.

Wer dachte, dass umweltfreundliches Reisen eine Option sei, der wird nun eines Besseren belehrt: Der Verzicht auf den Diesel-SUV ist nicht nur moralisch geboten, sondern finanziell ruinös.

Der Städteflug wiederum verteuerte sich um 17,1 Prozent. Das ist konsequent: Der Jetset wird ein bisschen teurer, der Öko-Trip noch viel mehr. Wer den Planeten retten will, soll gefälligst dafür bezahlen.

Das Glücksspiel bleibt verlässlich teuer: Lotto als Inflations-Beschleuniger

Die Teuerung des Lottoscheins um 15,4 Prozent ist vermutlich die ehrlichste Zahl dieser Liste. Wer heute Lotto spielt, setzt nicht mehr auf den Sechser, sondern auf den Wahnsinn. Warum nicht gleich? Wenn schon alles teurer wird, dann wenigstens auch der Traum vom plötzlichen Reichtum.

Der Mensch als Konsumopfer: Die Farce der Preislisten-Existenz

Am Ende dieser Liste bleibt der Konsument als tragische Figur zurück. Faschiertes wird um 14,9 Prozent teurer, Butter um 12 Prozent, Zitronen um 12 Prozent. Der Einkaufskorb ist kein Gefäß mehr, sondern ein Symbol des Abgrunds. Der Wocheneinkauf gleicht einem Investment mit hohem Risiko.

Und was macht der Staat? Er veröffentlicht brav die Liste, nickt, schreibt ein paar Pressemitteilungen – und erklärt die Inflation zum Naturphänomen. So, als ob sie ein Wetterereignis wäre. Ein Hochdruckgebiet der Preise. Da könne man halt nichts machen.

Schlusswort in Moll: Willkommen im neuen Normal

Die Inflation ist längst kein wirtschaftliches Problem mehr, sondern eine mentale Seuche. Wir sind verlernt worden, uns über irgendetwas zu wundern. Wir nehmen es hin. Noch eine Erhöhung hier, noch eine Preisschraube da.

Was bleibt? Galgenhumor. Der wird bisher übrigens noch nicht besteuert. Aber warten wir den Herbst ab.

Der Fetisch der Mitte

Eine Gebrauchsanleitung für den politischen Stillstand

Es gibt in Mitteleuropa eine rührend naive Vorstellung, die sich beharrlich hält, obwohl sie längst in den archäologischen Fundus politischer Irrtümer gehört: Die Idee, dass sich in der „Mitte“ automatisch der Verstand aufhalte. Dort, so flüstern es sich deutsche wie österreichische Politologen und öffentlich-rechtliche Kommentatoren ins gut klimatisierte Ohr, wohnen Vernunft, Maß und Mitte. In der Mitte, da ist die Welt noch heil, da wird nicht übertrieben, da wird moderiert, nicht polarisiert. Kurz: In der Mitte regiert die Weisheit – sagt die Mitte selbst. Das erinnert ein wenig an jene Firmenmeetings, in denen der Abteilungsleiter das Wort ergreift, um langatmig zu erklären, warum der Vorschlag der Geschäftsführung, den er selbst vertritt, ohnehin der einzig vernünftige sei. Die anderen nicken, weil sie wissen: Wer widerspricht, muss den Parkplatz weiter hinten nehmen.

Doch leider hat die politische Wirklichkeit den unverschämten Charakter, sich nicht an PR-Vokabeln zu halten. Wer heute „die Mitte“ anruft, meint meist nicht Ausgleich, sondern Unentschlossenheit. Die Mitte ist längst nicht mehr der Ort des Kompromisses, sondern der Ort der Kompromittierung. Sie ist das komfortable Versteck für alle, die zwar regieren wollen, aber nicht gestalten können. Für jene, die fürchten, beim Anpacken könnte man sich die Hände schmutzig machen – und da man in der Politmitte nun mal lieber mit Handcreme als mit Schaufel hantiert, bleibt alles beim Alten.

Der große Koalitions-Gulasch: Österreichs politische Lieblingssuppe

Nehmen wir Österreich, jenes politisch beschauliche Land, das den Stillstand in der großen Koalition zur Hochkultur erhoben hat. Seit den seligen Tagen der Sozialpartnerschaft glaubt man hier, dass die beste Regierung jene ist, bei der niemand genau weiß, wer regiert und wer blockiert – was in der Praxis bedeutet: alle blockieren und niemand regiert. SPÖ und ÖVP wechseln sich in der Rolle des Verhinderungsweltmeisters ab, wobei die SPÖ in den letzten Jahrzehnten die Disziplin „Pensionsreform verhindern“ mit solch eiserner Konsequenz betrieben hat, dass selbst nordkoreanische Propagandaminister neidisch nach Wien schielen. Das Motto lautet: Wer den Sozialstaat retten will, darf ihn auf keinen Fall modernisieren – sonst geht womöglich noch etwas kaputt.

Dass Sebastian Kurz ins Kanzleramt einmarschierte wie ein Influencer in den VIP-Bereich des Opernballs, lag nicht daran, dass er das Land mit brillanten Ideen verzauberte, sondern weil die Leute den muffigen GroKo-Gulasch nicht mehr sehen konnten. Die große Koalition war ein bisschen wie kalter Schweinsbraten: früher vielleicht mal lecker, heute nur noch fettig und fade.

Blockieren als Selbstzweck: Die SPÖ und der Retro-Sozialismus

Die Sozialdemokratie hat aus der Besitzstandswahrung ein politisches Dogma gemacht. Für die SPÖ ist Politik nicht das Lösen von Problemen, sondern das Verteidigen alter Gewohnheiten. Jede ineffiziente Sozialleistung wird bewacht wie der Schrank mit den Altglasbons im Gemeindeamt von Güssing. Dass man dabei die eigene Klientel langfristig schädigt, ist nebensächlich. Hauptsache, die reflexhafte Parole „Wir gegen die da oben“ funktioniert noch. Und wenn es gar nicht mehr anders geht, dann wird eben ein Retro-Sozialist wie Andi Babler zum Parteichef gewählt – ein Mann, der den Klassenkampf von 1972 im Original verlegt und mit Fußnoten versehen wiederauflegt. Sozialismus als Folkloreveranstaltung, garniert mit Gewerkschaftsjargon und der unvermeidlichen Androhung weiterer Betriebsratsjause.

Die Migrationspolitik der Mitte: Wenn Wegschauen Programm wird

Das Versagen der politischen Mitte offenbart sich besonders drastisch in der Migrationspolitik. Seit 2015 übt man sich in einer eigenwilligen Form der kognitiven Akrobatik: Man akzeptiert Millionen Zuwanderer, die sich weder integrieren noch assimilieren, behauptet aber gleichzeitig, dass alles beim Alten bleibe. Wien wird schrittweise zur islamisch geprägten Metropole? Kein Problem, sagen die Parteien der Mitte – wer das kritisiert, ist sowieso rechts, also pfui. Und das wissen wir ja alle: In der politischen Mitte darf man alles sein, nur nicht pfui.

Dass Österreich es in 14 Jahren geschafft hat, exakt einen (!) kriminellen Syrer abzuschieben, ist keine Panne, sondern gelebte Mitte-Politik. Man will ja niemandem wehtun, schon gar nicht den NGOs, den linken Journalisten oder den moralisch überlegenen Twitter-Philosophen, die jeden Abschiebeflug für ein Menschenrechtsverbrechen halten. Dass dabei der Sozialstaat kollabiert, ist nebensächlich – schließlich sind wir alle irgendwann tot, und bis dahin kann man noch ein paar Mahnwachen abhalten.

Europäischer Mittelmaß-Marathon: Auf dem Weg in die relative Verarmung

Doch nicht nur in der Migrationspolitik glänzt die politische Mitte durch Selbstverzwergung. Auch wirtschaftlich zieht Europa fröhlich an den eigenen Bremsseilen. Während die USA technologisch und wirtschaftlich mit Elon Musk auf dem Mars landen wollen, feiert man in Brüssel den neuen Gender-Leitfaden für Baukräne. Europa verarmt gegenüber den USA? Kein Problem, sagen die Parteien der Mitte – solange der Gender-Pay-Gap bei den letzten 3% ausgeglichen wird, ist der Kontinent gerettet. Kinder werden auch kaum mehr geboren, aber wer braucht schon eine Zukunft, wenn die Gegenwart so woke dekoriert ist?

Dass eine alternde Gesellschaft ohne Nachwuchs und mit massenhafter Migration aus kulturell inkompatiblen Regionen vielleicht nicht das Rezept für den wirtschaftlichen Aufschwung ist, weiß eigentlich jeder. Nur sagen darf man es nicht, denn das wäre – Sie ahnen es – pfui.

Fazit: Die Mitte als Schutzraum für Verantwortungslosigkeit

Früher galt die Mitte als Ort des Ausgleichs. Heute ist sie der Sammelplatz für all jene, die keinen Mut haben, Entscheidungen zu treffen. Die politische Mitte ist der politische Äquivalent eines veganen Buffets: Für alle ist irgendetwas dabei, aber satt wird niemand.

Wer echte Reformen will, wer strategisches Denken einfordert, der muss sich von der Illusion verabschieden, dass die Mitte immer recht hat. Die Mitte hat meistens nur eines: Angst. Angst vor klaren Worten, vor schmerzhaften Reformen, vor den Schlagzeilen der „Zeit im Bild“. Deshalb bleibt alles beim Alten – bis der Druck der Realität das Kartenhaus zusammenfallen lässt.

Von Likes, Lashings und Sir Keir

Die Wattekanzlei Nr. 10

Es ist schon eine jener bizarren Ironien unserer postliberalen Zeiten, dass ausgerechnet ein Mann namens Keir – also „Speer“, wie der Altengländer weiß – mit Vorliebe die spitzen Klingen des Rechtsstaats gegen die stumpfen Alltagslaunen der Meinungsfreiheit richtet. Premierminister Keir Starmer, der neue Bewohner der Downing Street, ist nicht einfach nur ein Bürokrat, der den feuchten Teppich des Westminster-Betriebs betreten hat. Nein, er ist der ehrenwerte Patron des politisch-korrekt domestizierten Staats, ein glattrasierter Priester des neuen Empörungsevangeliums, der genau weiß, wie man die Bastille des Internets auffüllt – mit Tweets, Posts und Likes, die dem Zeitgeist missfallen.

Natürlich, Starmer war einst Staatsanwalt. Er kennt die Paragrafen wie andere Leute ihre Wetter-Apps. Er weiß, dass sich mit juristischen Spitzfindigkeiten die Reste der Debattenkultur in Sackgassen schicken lassen, aus denen sie nie wieder hervorkriechen. Und da Meinungsfreiheit in Starmers Großbritannien längst unter Artenschutz steht wie der Purpurreiher – der Unterschied: den Reiher schützt man, die Meinungsfreiheit fängt man ein – wird nun durchregiert, notfalls auch mit der Polizei im digitalen Halfter.

Der Kadi im Maßanzug

Keir Starmer ist nicht einfach nur ein Premierminister. Er ist eine Art Kadi, ein Richter im Designeranzug, der statt mit dem Hammer der Gerechtigkeit mit der Lösch-Taste der Empörungsökonomie arbeitet. Ihn treibt nicht etwa das lästige Ringen um Wahrheit, sondern die elegantere Kunst des Einschüchterns: Wer liked, was nicht geliked werden darf, dem droht in Britannien nicht mehr nur der Shitstorm, sondern der Staatsanwalt.

Da sitzt der einfache Bürger also abends auf dem Sofa, scrollt durch seinen Feed, klickt auf ein Meme, das den falschen Witz zur falschen Religion macht, und schon klopft es am nächsten Morgen höflich, aber bestimmt an der Tür. Die britische Polizei, neuerdings auch Task Force für Gedankenverbrechen, informiert freundlich über das Recht zu schweigen – auch wenn Schweigen bekanntlich nicht mehr reicht, um unbeschadet durch die Meinungslandschaft zu kommen.

Der frühere „Director of Public Prosecutions“, also der oberste Ankläger des Landes, weiß natürlich, wie man eine Gesellschaft mit subtilen Drohgebärden erzieht. Die Methode Starmer ist nicht plump, sondern perfide: Statt den Volkszorn mit Wasserwerfern zu bändigen, impft man dem Bürger lieber die präventive Scham ein. Gedankenhygiene auf britische Art.

Der Kniefall als Weltanschauung

Man erinnert sich noch gut an den Keir Starmer, der 2020 demonstrativ niederkniete, um der Black-Lives-Matter-Bewegung seine staatstragende Demut zu zeigen. Seither kniet Großbritannien metaphorisch auf Schritt und Tritt – allerdings nicht mehr vor dem Ideal der Freiheit, sondern vor einer identitätspolitischen Dogmatik, die aus jeder Meinungsäußerung ein Minenfeld macht.

Der Islam, beispielsweise, ist in Starmers Reich inzwischen ein semantisches Sperrgebiet. Wer sich kritisch äußert, muss nicht mit einer Diskussion rechnen, sondern mit einem Besuch bei der Polizei. Natürlich nicht, weil man den Islam „schützt“ – das wäre zu plump –, sondern weil man den sozialen Frieden „wahrt“. Dass dabei Kritiker, Karikaturisten und Kabarettisten unter den Bus geworfen werden, ist Kollateralschaden einer neuen Kultur des Wegschauens, höflich verpackt als Respekt.

Keir Starmer liebt es, Religion mit Samthandschuhen zu behandeln – zumindest dann, wenn es sich um jene Religion handelt, die derzeit als sakrosankt gilt. Während Christen bestenfalls noch als schrullige Altlasten des Empire durchgehen und Atheisten sowieso aus der Mode sind, hat der Islam in der britischen Linken den Status eines kulturellen Porzellanelefanten erreicht: zerbrechlich, wertvoll, unangreifbar. Jeder falsche Tweet, jede unbedachte Karikatur wird behandelt wie ein Brandanschlag auf die staatliche Integrität.

Der Algorithmus als Ankläger

Natürlich gibt es für diese neue Form des Gesinnungsmanagements keinen offiziellen Gesetzestext, der das so benennt. Das wäre zu offensichtlich. Stattdessen lässt man den digitalen Alltag sprechen: Die Social-Media-Polizei ist längst keine Meme mehr, sondern Realität. Menschen werden vorgeladen, weil sie das Falsche geteilt, das Falsche gemocht oder – besonders perfide – das Richtige nicht genug beklatscht haben.

Das neue Strafregister liest sich wie ein Algorithmus-Protokoll: „Benutzer hat um 14:32 Uhr ein Video geliked, das die britische Innenpolitik als irre bezeichnet.“ – „User XY hat um 17:05 Uhr ein Meme mit ironischem Bezug auf Mohammed gepostet.“ – „Nutzerin Z hat eine Transperson mit falschen Pronomen gegendert.“
All das wird nicht mehr als Skurrilität abgetan, sondern als staatsrelevanter Vorfall gewertet. Starmer selbst muss dazu nichts sagen – er lässt die Maschinerie laufen. Denn er weiß: Der beste Premierminister ist der, der sich die Hände nicht schmutzig macht, während andere die Drecksarbeit des digitalen Prangers übernehmen.

Zukunftsaussichten: Tweets mit Bewährungsauflagen

Wohin führt das? Nun, wahrscheinlich in eine Ära der prophylaktischen Selbstzensur. Der Brite wird künftig nicht mehr nur beim Tee überlegen, ob der Milchschuss vor oder nach dem Aufguss kommt, sondern ob sein nächster Kommentar im Internet womöglich polizeilich relevant ist. Die Staatsanwaltschaft als Filterblase.

Vielleicht wird es eines Tages „Social-Media-Bewährungsstrafen“ geben: „Der Angeklagte darf weiterhin Facebook benutzen, allerdings nur unter Aufsicht eines Diversity-Officers.“ Oder digitale Straflager, in denen unbelehrbare Satiriker TikTok-Tanzvideos mit gendergerechter Botschaft posten müssen, bis sie geläutert sind.

Fazit: Von Orwell zu PowerPoint

Und so sitzt Keir Starmer in der Downing Street, mit der selbstzufriedenen Miene eines Mannes, der glaubt, das Böse durch Verhaltensschulungen auszurotten. Er spricht von Fortschritt, von Toleranz, von Schutzräumen – und merkt nicht, dass er längst den liberalen Geist der Nation in Watte gepackt und in den Keller gesperrt hat.

Früher war der britische Premierminister der Anführer einer Debattenkultur, in der Freiheit auch die Freiheit beinhaltete, Unsinn zu reden. Heute ist er der Teamleiter eines Diversity-Seminars mit Anklageoption. Willkommen in der Wattekanzlei Nr. 10. Tea time ist vorbei. Jetzt ist Zensurzeit.

Finis Germania, Kapitel 2025/26

Deutschland verbietet die AfD – Ein Totentanz in Moll

Also sprach das Bundesverfassungsgericht: Die AfD ist verboten.

Und Deutschland, dieses melancholische Vaterland mit Hang zur staatstragenden Tragödie, hält den Atem an – aber nicht vor Schock, sondern vor wohliger Befriedigung. Endlich! Die politische Hygiene hat zugeschlagen. Der Exorzismus ist vollbracht. Der braune Dämon wurde ausgetrieben, unter den prüfenden Augen von Medien, Moralpäpsten und einem Chor aus woke-grünen Hofberichterstattern, die sich im Kanzleramt längst gegenseitig für den Mut loben, den sie gar nicht aufgebracht haben.

Man hat das Böse nicht besiegt, sondern beamtentauglich abgeheftet. Ein Verwaltungsakt gegen den Abgrund. Heinrich Mann hätte es den „Untertanenreflex“ genannt. Thomas Mann hätte eine „wohltemperierte Katastrophe“ daraus gemacht. Und Bertolt Brecht? Der hätte lakonisch gesagt:
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das Verbot kroch.“

Die politische Reinigung – Der Jakobinismus von Karlsruhe

Das Verbot der AfD ist nichts anderes als der deutsche Jakobinismus in Richterroben. Es wurde nicht entschieden, es wurde geköpft. Der demokratische Rechtsstaat hat seine Guillotine entstaubt, das Schafott geölt, und während draußen der Regen auf den Asphalt prasselt, poliert der Verfassungsschutz den Henkerblock. Es ist alles sehr ordentlich, sehr bürokratisch – ganz so, wie es der deutsche Charakter liebt.

„Wehret den Anfängen“ stand auf den Transparenten – nur hat keiner gemerkt, dass die Anfänge längst vorbei sind. Man verbietet keine Partei mehr, um die Demokratie zu schützen. Man verbietet sie, weil man die Kontrolle über den Diskurs verloren hat.

Der Rechtsstaat wurde zum Beichtstuhl. Und die Demokratie zum Reinheitsgebot.

Der politische Untergrund – Dantes Inferno, jetzt auf Telegram

Natürlich wird das niemand laut sagen, aber die neue Rechte feiert heute. Nicht öffentlich, versteht sich – das wäre unklug. Aber in den dunklen Kellern der digitalen Parallelöffentlichkeit wird angestoßen: auf den Sieg durch Niederlage. Der Mythos des verbotenen Wortes ist mächtiger als jedes Wahlprogramm.

Die Szene wächst. Sie wird metastasieren wie ein schlecht behandelter Tumor. Während die öffentlich-rechtlichen Kommentatoren noch schwitzen vor Selbstzufriedenheit, gründen andere bereits im Darknet die nächste Bewegung.
Telegram ist der neue Aventin-Hügel, der Ort, an dem die Populisten ihre Republik planen. Ohne Satzung, aber mit Waffenemoji.

Was ist gefährlicher: eine schlechte Partei im Parlament oder eine gute Verschwörung im Untergrund?
Fragen Sie mal bei der Weimarer Republik nach. Ach, stimmt ja – die ist auch verboten worden. Vom Leben.

Das Wählervolk – Woyzeck mit WLAN

Und was ist mit den Wählern? Mit den frustrierten Alten im ostdeutschen Plattenbau, den überforderten Handwerkern, den Zynikern im Ruhrpott, den Biodeutschen mit Mindestlohn und Merkel-Allergie?

Die sitzen jetzt da, starren auf den Bildschirm und denken: „Aha. Jetzt haben sie uns auch noch das genommen.“
Der kleine Mann, dieser Woyzeck der Moderne, wird weiter durch den Dreck waten, weiter bluten für die Inflation, weiter frieren für die Ukraine und weiter zahlen für die grüne Transformation. Nur ohne Ventil. Der Deckel ist jetzt zu. Der Dampf bleibt.

Was passiert mit einem Druckkessel, den man luftdicht verschließt?
Physik, meine Damen und Herren. Nicht Politik.

Der Märtyrer-Bonus – Jesus in Turnschuhen

Aus der AfD wird jetzt die verbotene Frucht. Der Apfel im Garten der Demokratie. Und was macht der deutsche Michel mit verbotenen Früchten? Er beißt rein, gierig, schmatzend, und sagt: „Das wird man ja wohl noch dürfen.“

Man hat Björn Höcke & Co nicht besiegt – man hat sie unsterblich gemacht. Wer heute die AfD verbietet, gießt Öl ins Feuer der Selbstviktimisierung. Der Rechte wird sich fortan nicht mehr „rechts“ nennen, sondern „entrechtet“. Ein kluger Schachzug aus Sicht des Populismus. Der Staat hat den Rechten ihren Jesusmoment geschenkt – nur ohne Kreuz, dafür mit Screenshot des Gerichtsurteils.

Die Parole der kommenden Jahre lautet nicht mehr „Deutschland den Deutschen“, sondern:
„Wir wollten nur reden – und wurden verboten.“

Der demokratische Selbstmord auf Raten

Was hier passiert, ist der Selbstmord der Demokratie in Etappen. Ein Staat, der Opposition verbietet, weil sie unbequem ist, darf sich zwar weiter Demokratie nennen – aber nur noch aus nostalgischen Gründen. Die Faschisten von gestern feiern heute auf X (ehemals Twitter), weil sie wissen: Das System hat Angst. Und Angst ist der beste Wahlhelfer.

Goethe schrieb in den Wahlverwandtschaften:
„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“

Willkommen in der Bundesrepublik 2025.

Schlussakt: Der letzte Tango in Karlsruhe

Man kann sich den letzten Abend der AfD gut vorstellen: die Funktionäre in einer trostlosen Kneipe, im Fernsehen läuft das Urteil, der Aschenbecher quillt über. Einer prostet dem anderen zu und sagt:
„Jetzt sind wir endlich da, wo wir immer hinwollten.“

Die Demokratie aber wird am Morgen danach aufwachen, nackt, verschwitzt, mit einem schlechten Gewissen – wie nach einem One-Night-Stand mit der eigenen Machtgier. Sie wird in den Spiegel sehen und sich fragen:
„Was haben wir da eigentlich getan?“

Und dann wird sie sich einreden, es sei doch alles richtig gewesen.

Weil es einfacher ist, sich zu belügen, als die Wahrheit auszuhalten:
Man kann das Virus nicht verbieten. Man kann es nur verstehen. Oder untergehen.

Joseph Roth, die Scheißer der Monarchie und die Gacker der Republik

Ein polemischer Abgesang auf den Fortschritt

Es war einmal eine Zeit, da wusste man noch, wen man verachten durfte. Der Fürst war ein korrupter, eitler Pinkel, der General ein selbstverliebter Schnurrbartträger, der Hofrat ein intriganter Ränkeschmied mit Magenkatarrh. Das Volk—zumindest das gebildete—lächelte spöttisch, aber resigniert, nippte am Mokka und schrieb in schwungvollen Lettern bittere Glossen über den Hofstaat. Man wusste: Die Welt war verlogen, aber sie war wenigstens stilvoll verlogen. Und inmitten dieser Kulisse aus galonierten Uniformen, schmierig glänzenden Zylinderhüten und dienstbeflissenen Lakaien stand Joseph Roth. Er wusste genau, was die Monarchie war: eine Farce, eine Scharade, ein goldbesäumtes Trauerspiel. Und trotzdem, als ihn einer dieser republikanischen Besserwisser in die Ecke drängte, platzte es aus ihm heraus:

„Weil mir die Scheißer in der Monarchie lieber waren als die Gacker in der Republik!“

Das war kein Bonmot, das war ein Furor. Kein eleganter Aphorismus, sondern ein Wutanfall mit literarischem Mehrwert. Denn Roth wusste: Die Monarchie war schlecht, aber sie hatte Format. An ihre Stelle sind die Stammler getreten.

Von der Hoheit des Unheils zur Niedertracht der Mittelmäßigkeit

Man kann das politische 20. Jahrhundert, wenn man will, als ein einziges großes Austauschprogramm der Idiotie betrachten. Früher hießen die Narren Erzherzog, heute heißen sie Abgeordneter. Früher besaßen sie wenigstens ein Wappen, heute besitzen sie ein Twitter-Account. Und das Wappen hatte wenigstens einen Löwen drauf, das Twitter-Profilbild hat einen Selfie-Filter. Es ist der schleichende, schmerzlose Verfall der Formen, der uns in den Wahnsinn treibt.

Die Monarchie war schlecht, ja, das war sie. Aber sie war in sich konsequent schlecht. Ihr Zynismus war komplett, ihr Verfall war majestätisch. Die alten Kaiserreiche waren wie Marmor: kalt, schwer, brüchig—aber sie trugen Patina. Die heutige Welt ist Pressspan: furniert, billig, quillt bei der ersten Feuchtigkeit auf.

Joseph Roth hätte keine Talkshow überstanden. Schon gar keine „runde“—der Begriff allein ist ja ein Hohn. Runde Tische für eckige Dummheiten. Man hätte ihn eingeladen, hätte ihn gefragt: „Herr Roth, wie können Sie als so gescheiter Mensch ein Monarchist sein?“ Und Roth, nicht zu Unrecht reizbar, hätte geantwortet, was er geantwortet hat:

„Weil mir die Scheißer in der Monarchie lieber waren als die Gacker in der Republik!“

Und das Mikrofon wäre abgedreht worden, denn für so etwas gibt es heute kein Format mehr—im doppelten Sinn.

Die Demokratie der Stimmenlosen

Es ist ja nicht so, dass wir nicht wählen dürften. Im Gegenteil: Wir müssen. Alle paar Jahre werden wir an den Katzentisch der Geschichte gebeten und dürfen dort aus einem Menü wählen, das uns nicht schmeckt. Wahl zwischen Pest, Cholera und einer vegetarischen Option, die nach Styropor schmeckt. Und das nennt sich dann Fortschritt.

Die Monarchie war wenigstens ehrlich in ihrer Verlogenheit. Sie versprach niemandem Gleichheit. Sie sagte: „Du bist Untertan, das bleibt so.“ Heute sagt man: „Du bist Bürger, aber die Entscheidungen treffen wir trotzdem über deinen Kopf hinweg.“ Es ist der Unterschied zwischen dem Despoten, der auf dem Thron sitzt, und dem Bürokraten, der im Hinterzimmer den Algorithmus füttert.

Die alten Scheißer wussten wenigstens noch, was Stil ist. Der Hofnarr hatte seine Funktion. Heute ist jeder sein eigener Hofnarr auf Instagram und glaubt, er sei Kant.

Das Gackern der neuen Klasse

Manchmal stellt man sich die Frage: Was ist eigentlich schlimmer? Ein arroganter Erzherzog, der Befehle gibt und Jagden veranstaltet, oder ein Provinzpolitiker, der sich vor laufender Kamera verhaspelt, weil er die Bedeutung des Wortes „Diskurs“ nicht kennt?

Das alte Wien war ein Faßl mit Rissen, aber es roch wenigstens nach Kaffeehaus, Zigarrenrauch und Dekadenz. Das neue Wien riecht nach Powerpoint-Präsentationen und Thermobecher-Kaffee aus dem Coworking-Space.

Die Gacker in der Republik reden von Partizipation, von Bürgernähe, von Transparenz. Aber was sie wirklich tun, ist gackern. Der eine gackert vom Klimaschutz, während er sich von Lobbyisten Champagner servieren lässt. Der andere gackert von sozialer Gerechtigkeit, während er die Armen mit Verwaltungsformularen stranguliert. Und alle zusammen gackern sie von der Zukunft, die angeblich so rosig wird, während sie gleichzeitig ihre Doktortitel fälschen und sich gegenseitig bei X (vormals Twitter) blockieren.

Von der Tragödie zur Farce zur Podcast-Folge

Marx hat gesagt, die Geschichte wiederholt sich erst als Tragödie, dann als Farce. Aber er konnte nicht wissen, dass es danach noch einen dritten Akt geben würde: den Livestream.

Die Monarchie war schlecht, aber sie hatte Format. Heute ist alles in Echtzeit, alles ist kommentierbar, alles ist Content. Das Gackern ist endlos geworden, die Stammler regieren, die Dilettanten twittern. Man hat den Kaiser abgeschafft und durch einen Shitstorm ersetzt.

Manchmal denkt man mit Joseph Roth: Hätte ich doch wenigstens noch einen Kaiser, den ich verachten kann! Lieber einen Scheißer mit Hermelin als einen Gacker im Hoodie, der mir ins Mikrofon lallt, dass „alle Menschen irgendwie gleich sind, eh klar, oder?“

Das letzte Wort

Joseph Roth wusste es: Das Leben ist immer schlecht organisiert. Aber wenigstens hatte die Monarchie die Eleganz, ihr eigenes Elend mit goldener Kutsche zu fahren. Heute kommt das Elend per E-Scooter.

Und so bleibt uns nur, zwischen den Zähnen das Lächeln zusammenzupressen, wenn wir an Roth denken und seine Antwort, die auch hundert Jahre später noch stimmt:

„Weil mir die Scheißer in der Monarchie lieber waren als die Gacker in der Republik.“

Das war bitter gemeint. Aber leider auch ernst.

Frankreichs fatale Einladung

Wie der CNDA die Sicherheit jüdischer Gemeinden aufs Spiel setzt

Die Entscheidung des Nationalen Asylgerichtshofs (CNDA), palästinensischen Flüchtlingen als Gruppe, die angeblich individuell von der israelischen Armee (IDF) verfolgt werden, Asyl in Frankreich zu gewähren, markiert nicht nur einen juristischen Präzedenzfall – sie ist ein politisches Desaster von erschreckendem Ausmaß. In einer Zeit, in der die Terrorgefahr für jüdische Gemeinden in Europa auf einem historischen Hoch steht, beschließt Frankreich, genau jene zu schützen, deren erklärtes Ziel die Auslöschung Israels ist. Ein fahrlässiger Akt, der nicht nur die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung, sondern die gesellschaftliche Stabilität des Landes selbst massiv gefährdet.

Die naive Annahme, dass sich unter diesen „Schutzsuchenden“ keine ideologischen Feinde befinden, die die Ideologie der Hamas oder anderer terroristischer Gruppen teilen, ist nicht nur realitätsfern – sie ist verantwortungslos. Die französischen Sicherheitsdienste stehen vor der schier unmöglichen Aufgabe, diejenigen zu schützen, die sie eigentlich bekämpfen müssten. Es ist, als würde man Brandstiftern Asyl gewähren und dann erstaunt sein, wenn die Feuer in den jüdischen Vierteln Frankreichs lodern.

Terror als neuer Mitbewohner: Die Rechnung für Frankreichs Gutmenschentum

Was die CNDA hier angerichtet hat, ist mehr als ein juristisches Urteil – es ist eine politische Einladung an potenzielle Terroristen, sich unter dem Deckmantel des Asyls zu verstecken. Die Hamas-Kämpfer, die der IDF entkommen sind, erhalten durch diese Entscheidung nicht nur eine Ausweichmöglichkeit, sondern eine sichere Basis für ihre Ideologie und mögliche Aktivitäten in Europa. Die Sicherheitsdienste, ohnehin überfordert durch die Vielzahl an Bedrohungen, sehen sich plötzlich mit einer Welle von Menschen konfrontiert, die möglicherweise offen oder heimlich die Vernichtung Israels propagieren.

Diese Entscheidung verkennt auf gefährliche Weise die Realität: Viele dieser „Flüchtlinge“ sind keine Opfer von Verfolgung im humanitären Sinne, sondern Kämpfer, die mit Terror und Gewalt ihre politischen Ziele verfolgen. Frankreich macht sich so zum Komplizen einer Ideologie, die die Vernichtung eines souveränen Staates anstrebt und dessen Sympathisanten die jüdischen Gemeinden in Europa als legitimes Ziel betrachten.

Die jüdischen Gemeinden als Zielscheibe: Ein fatales Signal der Schwäche

Was diese Entscheidung für die jüdischen Gemeinden in Frankreich bedeutet, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sendet ein fatales Signal der Schwäche und der politischen Ignoranz. Während jüdische Bürger täglich mit steigender Gewalt und antisemitischen Angriffen konfrontiert sind, öffnet der französische Staat seine Türen für Menschen, deren Loyalität nicht dem französischen Grundgesetz gilt, sondern einem gewaltsamen Ideologieapparat.

Die Sicherheitsdienste stehen am Abgrund, gezwungen, Ressourcen auf das Management einer bedrohlichen Flüchtlingsgruppe zu konzentrieren, während das Risiko von Terroranschlägen im Land weiter steigt. Es ist kein Zufall, dass jüdische Gemeinden zunehmend über ihre Sicherheit klagen und sich von ihrem eigenen Staat im Stich gelassen fühlen. Diese Entscheidung des CNDA zementiert eine schmerzhafte Realität: Der Staat Frankreich kann offenbar nicht mehr garantieren, dass seine jüdischen Bürger in Frieden und Sicherheit leben können.

Ein gefährlicher Präzedenzfall: Die Auswüchse der politischen Korrektheit

Die juristische Begründung mag inhaltlich komplex sein, doch die Konsequenzen sind einfach und brutal: Frankreich verabschiedet sich von pragmatischer Sicherheitspolitik zugunsten einer politischen Korrektheit, die blind macht für reale Gefahren. Der Schutz von Asylsuchenden darf nicht zum Schutz von Feinden der Demokratie und der Menschenrechte werden.

Die CNDA-Entscheidung setzt einen gefährlichen Präzedenzfall. Wer als „verfolgt“ gilt, wird künftig nach politischen Kriterien bewertet, die kaum noch mit Sicherheitsinteressen vereinbar sind. Die Unterwanderung der Asylpolitik durch politische Agenden gefährdet nicht nur das Leben tausender Menschen, sondern auch den gesellschaftlichen Frieden.


Fazit: Frankreich am Scheideweg zwischen Illusion und Realität

Frankreich steht an einem gefährlichen Scheideweg. Die Entscheidung des CNDA, palästinensischen Flüchtlingen in großem Umfang Asyl zu gewähren, ist eine Einladung an jene, die der Vernichtung Israels verpflichtet sind, sich in Frankreich zu etablieren. Die Folgen: erhöhte Terrorgefahr, steigende Gewalt gegen jüdische Gemeinden und ein weiterer Verlust an Vertrauen in den Staat.

Es ist höchste Zeit, dass Frankreich aufhört, sich mit politischer Korrektheit zu blenden, und stattdessen seine Sicherheitsinteressen und den Schutz seiner Bürger – insbesondere der jüdischen Gemeinden – in den Mittelpunkt stellt. Wer diesen Pfad nicht einschlägt, riskiert nicht nur eine Welle von Terroranschlägen, sondern auch das Ende der pluralistischen und friedlichen Gesellschaft, die Frankreich einst ausmachte.

Die Gerichtshöfe als heimliche Gesetzgeber

Ein neuer Staat im Staate: Die Gerichte, die Parlamente überflüssig machen

Wer heute noch glaubt, dass in einer Demokratie das Parlament die letzte Instanz der Willensbildung und des Gesetzes sei, der lebt in einer postmodernen Illusion. Denn längst haben wir es mit einer schleichenden Entmachtung der Volksvertretungen zu tun – ein Prozess, der nicht in großen, öffentlichkeitswirksamen Schritten verläuft, sondern im Zwielicht der Gerichtssäle und hinter den Kulissen von NGO-Büros. Es ist kein Zufall, dass gerade der Nationale Asylgerichtshof Frankreichs (CNDA) kürzlich mit einer Entscheidung für Schlagzeilen sorgte, die einem kalten Schlag ins Gesicht der demokratischen Selbstbestimmung gleichkommt: Die Aufnahme palästinensischer Flüchtlinge, gefördert und faktisch angestoßen von einem Quartett politisch höchst engagierter Nichtregierungsorganisationen, die nicht nur das Recht auf ihrer Seite wähnen, sondern mit juristischem Fingerspitzengefühl und strategischem Einsatz von Anwälten und Lobbyarbeit eine eigene, parallele politische Machtstruktur etablieren.

NGOs als Schattenparlamente: Vier Player, ein Masterplan

Die Rolle der NGOs in diesem Prozess ist symptomatisch und symptomatisch zugleich. ELENA, die European Legal Network on Asylum, frönt nicht einfach der Rechtsberatung, sondern versteht sich als motorisierende Instanz einer transnationalen Rechtswahrnehmung, die nationale Gesetzgebungen mit normativem Überbau überzieht. Die Ligue des Droits de l’Homme, einst stolzer Verteidiger bürgerlicher Freiheiten, ist längst zum selbsternannten Hüter eines weltumspannenden Humanitarismus mutiert, der nicht vor den Toren nationaler Parlamente Halt macht. La Cimade und GISTI schließlich agieren nicht nur als Interessenvertretungen von Migranten, sie verkörpern eine quasi-religiöse Mission der „Befreiung“ der Einwanderung aus den Fesseln der bürokratischen und politischen Entscheidungsprozesse.

In dieser Allianz von juristischer Expertise, politischer Agitation und moralischer Überhöhung bündeln sich Kräfte, die nicht mehr länger im Schatten agieren, sondern als selbstbewusste Akteure staatliche Grenzen und parlamentarische Kompetenzen neu definieren. Dass diese vier Organisationen auch die drei Anwälte stellten, die vor dem CNDA agierten, ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer Strategie, die von parlamentarischer Gesetzgebung nichts mehr wissen will.

Der Nationalen Asylgerichtshof als autonomer Gesetzgeber – Mythos und Realität

Der CNDA, einst als letzte Instanz zur fairen Prüfung von Asylanträgen gedacht, hat sich zu einer eigenständigen politischen Instanz entwickelt, die zunehmend wie ein gesetzgeberisches Ersatzparlament agiert. Statt Gesetze anzuwenden, interpretiert und gestaltet er sie um – oft im Sinne jener NGOs, die ihre politische Agenda mit juristischem Nachdruck durchsetzen wollen. Damit wird das Parlament nicht etwa nur übergangen, sondern schlicht entmachtet: Warum soll man sich noch auf einen komplexen, langwierigen demokratischen Gesetzgebungsprozess einlassen, wenn ein Gericht – flankiert von gut vernetzten NGOs – in wenigen Wochen weitreichende politische Entscheidungen treffen kann?

Diese Entwicklung ist fatal. Denn die demokratische Legitimation parlamentarischer Beschlüsse beruht auf Wahlen, öffentlicher Debatte und Mehrheitsentscheidungen. Ein Gericht, das sich jenseits dieser Regeln stellt und politische Entscheidungen trifft, zerstört das Fundament der parlamentarischen Demokratie und setzt sich selbst als neue, undemokratische Instanz ein. Damit entstehe ein System der „juristischen Überherrschaft“, in dem Richter und ihre Verbündeten aus dem zivilgesellschaftlichen Aktivismus als heimliche Regenten eines postdemokratischen Zeitalters agieren.

Satire des Rechtsstaats: Wenn Recht zu politischem Theater wird

Man könnte diese Szenerie fast als groteskes Theaterstück begreifen: Da sitzen vier NGOs mit ihren Anwälten vor einem Gericht, das eigentlich nur Recht sprechen soll, und diktieren dem Parlament die politische Agenda – mit der Grazie eines Marionettenspielers, der seine Fäden geschickt zieht. Die Inszenierung ist so perfekt, dass sie fast bewundernswert wäre, wäre sie nicht so zutiefst alarmierend.

Der Bürger, der noch an die hehren Ideale von Gewaltenteilung und Rechtsstaat glaubt, schaut irritiert zu, wie sich die Bühne verengt und das Stück zur Farce verkommt: Eine demokratisch gewählte Volksvertretung, die durch ein Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen und einem willigen Gerichtshof marginalisiert wird. Die Akteure tragen alle das Gewand der Rechtsstaatlichkeit, doch die Fäden im Hintergrund ziehen andere – die eigentlichen Regisseure eines Rechtsstaats im Rückwärtsgang.

Fazit: Die stille Erosion der parlamentarischen Demokratie

Die Entscheidung des CNDA, die Aufnahme palästinensischer Flüchtlinge gegen den Willen oder zumindest ohne die ausdrückliche parlamentarische Zustimmung durchzusetzen, ist mehr als ein juristischer Präzedenzfall. Sie steht exemplarisch für eine systematische Umgehung demokratischer Prozesse durch eine Allianz aus Justiz und NGO-Lobbyismus, die sich zu einer eigenen politischen Machtform herausgebildet hat.

In dieser neuen Machtarchitektur sind Parlamente längst nicht mehr der einzige oder gar der wichtigste Ort politischer Willensbildung. Stattdessen müssen wir uns darauf einstellen, dass Gerichte mit NGO-Unterstützung zunehmend als Schattenparlamente agieren, die demokratische Grundprinzipien aushöhlen und letztlich eine postdemokratische Zukunft vorbereiten.

Was bleibt, ist die bitter-satirische Erkenntnis: In einer Demokratie, in der das Recht zum politischen Instrument wird und NGOs die Gesetzgebung aus dem Hintergrund dirigieren, ist das Parlament zum bloßen Statisten degradiert – und wir Zuschauer eines Stücks, dessen Ende sich allmählich wie eine düstere Tragödie abzeichnet.

„Boomer-Soli“ ist keine Lösung – sondern ein Ablenkungsmanöver

Wie man den wahren Kern der Rentenkrise ignoriert

Die Debatte um den sogenannten „Boomer-Soli“ hat sich in den vergangenen Wochen zu einem regelrechten Polit-Spektakel entwickelt, bei dem das übliche Spektrum an Schuldzuweisungen, hehren Versprechungen und grotesken Selbstinszenierungen in atemberaubender Geschwindigkeit durchgespielt wurde. Marcel Fratzscher, seines Zeichens DIW-Chef und ökonomischer Wohltäter wider Willen, hat sich mutig an die Rolle des modernen Robin Hood gewagt: Nimm den reichen Rentnern und gib den armen. Ein Konzept, so simpel wie populistisch – und genau deshalb so verführerisch für alle, die eine schnelle Lösung in der Handlungsunfähigkeit der Politik suchen.

Doch halt! Wer jetzt jubelt und sich auf den vermeintlichen Durchbruch in der Rentenpolitik freut, hat das Prinzip der Ablenkung nicht erkannt. Der „Boomer-Soli“ ist keine Antwort, sondern ein billiger Trick, eine Nebelkerze, um von den wahren Ursachen des Problems abzulenken. Eine populäre, ja, fast schon suggestive Verlagerung der Schuld – nämlich auf die „reichen Rentner“ als vermeintliche Profiteure eines Systems, das sie angeblich zu Unrecht ausbeuten. Dabei übersieht man eines: Das Problem liegt nicht im Verteilungszwist zwischen den Generationen, sondern in einem grundsätzlichen strukturellen Versagen eines Systems, das seit Jahrzehnten von politischen Flickschustereien und kurzsichtigen Interessen geprägt ist.

Warum das „Nehmen und Geben“ am Ende nur eine politische Marionette ist

Marcel Fratzscher, der behauptete, die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck zu Insolvenzen („Dann sind die nicht insolvent automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen“) sei unverständlich, ja, sogar kontraproduktiv. Er sehe in Habecks Aussagen eine nüchterne Beschreibung der Realität, eine analytische Klarheit, die vielen fehlt. Doch wer die Realität, im Gegensatz zu Fratzscher, nüchtern betrachtet, der erkennt auch, dass der „Boomer-Soli“ nur ein politisches Ablenkungsmanöver ist. Es geht nicht darum, den Armen wirklich zu helfen, sondern darum, den Druck von den eigentlichen Verursachern abzulenken – den Kapitalmärkten, den Banken, den politischen Entscheidungsträgern, die den Sozialstaat seit Jahrzehnten systematisch ausgehöhlt haben.

Die Idee, man könnte durch eine einfache Umverteilung von einer gesellschaftlichen Gruppe auf eine andere das Rentenproblem lösen, ist so naiv wie zynisch zugleich. Naiv, weil sie die komplexen demografischen und wirtschaftlichen Realitäten ignoriert: eine alternde Gesellschaft, schrumpfende Erwerbsbevölkerung, stagnierende Produktivität. Zynisch, weil sie den Eindruck erweckt, man könne die Lasten der sozialen Sicherung auf einzelne „Sündenböcke“ abwälzen, ohne das eigentliche System zu reformieren.

Die Rentenpolitik als Symptom eines größeren Versagens

Der „Boomer-Soli“ ist somit symptomatisch für eine Rentenpolitik, die sich in immer neuen taktischen Manövern verliert, anstatt sich den grundsätzlichen Fragen zu stellen. Wie finanzieren wir einen Sozialstaat, der allen Generationen gerecht wird? Wie schaffen wir es, eine Solidargemeinschaft aufrechtzuerhalten, wenn der soziale Zusammenhalt durch neoliberale Ideologien und ökonomische Zwänge zerbröselt? Wie verhindern wir, dass die Rentenpolitik zum Spielball kurzfristiger politischer Interessen wird, bei dem die Schwächsten am Ende immer verlieren?

Dass Fratzscher die Rolle des Robin Hood einnimmt, zeigt vor allem eines: Die Verzweiflung, in einem System Orientierung zu finden, das längst aus den Fugen geraten ist. Es ist ein Versuch, Hoffnung zu stiften, wo längst Resignation eingekehrt ist. Doch eine Lösung sieht anders aus. Sie beginnt mit Ehrlichkeit, mit dem Mut zur tiefgreifenden Reform und der Bereitschaft, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Der „Boomer-Soli“ hingegen ist eine billige Pointe in einem Theaterstück, das längst viel zu lange auf der Bühne steht – und dessen Ende längst überfällig ist.

Fazit: Mehr als ein „Boomer-Soli“ braucht es Mut zur Wahrheit und radikale Reform

Wer ernsthaft die Rentenkrise lösen will, darf sich nicht in populistischen Debatten um Schuldzuweisungen verlieren, die nur dazu dienen, von den strukturellen Defiziten abzulenken. Der „Boomer-Soli“ ist kein Befreiungsschlag, sondern ein billiges Ablenkungsmanöver, das uns weiter von der wahren Herausforderung entfernt. Es braucht keinen Robin Hood, der auf Kosten einer Generation zum Helden stilisiert wird, sondern eine ehrliche Debatte über die Finanzierungsgrundlagen, die gesellschaftliche Solidarität und die Zukunft unseres Sozialstaates.

Der wahre Kampf um die Rente beginnt nicht in der Umverteilung zwischen Alt und Jung, sondern in der Frage, wie wir als Gesellschaft gemeinsam und solidarisch eine lebenswerte Zukunft gestalten – ohne Illusionen, dafür mit einer gehörigen Portion bitterem Realismus und dem Mut, alte Denkweisen radikal zu hinterfragen. Denn nur so kann aus bitterer Satire wieder Hoffnung werden.

Nikkahgram: Tradition trifft Tinder

Nikkahgram: Die heilige Kunst des Vielweibertums in pixelperfekter Verpackung

Es gibt sie, diese Perlen der modernen Datingwelt, die sich selbst so elegant zwischen Tradition und Innovation platzieren, als hätten sie das Rad der Zeit eigenhändig zurückgedreht und die Uhr auf das finsterste Mittelalter gestellt. Die britische Plattform Nikkahgram gehört zu dieser exklusiven Gilde digitaler Liebesvermittler, die mit einer Mischung aus ultrakonservativen Frauenbildern und polygamen Verheißungen werben, dass es einem fast die Tränen der Rührung aus den Augen treibt – vor allem jene der Empörung. Denn selten wurde ein so schillerndes Panorama aus Rückschritt, Ideologie und patriarchaler Dominanz auf dem goldenen Tablett der modernen Algorithmik serviert.

Zwischen Jungfrau und Prophet: Das Frauenbild als Programm

Wer heutzutage noch an die heilige Unschuld der Jungfrau glaubt, muss offenbar nicht nur in der Zeit zurückreisen, sondern auch die Klappe nicht halten. Nikkahgram aber wirft mit genau diesem Bild um sich, als wäre die Reinheit einer Frau das ultimative Qualitätsmerkmal in der Liebesökonomie der Gegenwart. Hier ist die Jungfrau nicht nur ein Zustand, sondern eine Lebensaufgabe, ein Statussymbol und das einzige Verkaufsargument, das zählt. Die Plattform propagiert ein Frauenbild, das so altbacken ist, dass es fast schon als ironische Performance durchgehen könnte – wäre da nicht der bittere Beigeschmack echter gesellschaftlicher Rückschritte.

Der weibliche Körper wird reduziert auf eine Art exotischen Schatz, der gehütet, bewundert und vor allem nicht gebraucht wird, um sich selbst zu entfalten oder gar emanzipiert durchs Leben zu schreiten. Nein, auf Nikkahgram ist die Frau ein hübsches Behältnis für Jungfräulichkeit, Keuschheit und demütige Gefolgschaft – am besten gleich mehrfach, damit der männliche Besitzer auch ja seine Auswahl nicht bereut. Feminismus? Progressivität? All das wird hier mit der kalten Schulter bedacht, als wären das keine Errungenschaften, sondern lästige Modeerscheinungen.

Polygamie: Der Tinder des Patriarchats

Doch nicht nur das Damenbild ist ein liebgewonnener Fundus alter Muster. Nein, Nikkahgram schmeißt gleich noch einen Zacken obendrauf: Die Einladung zum Mehrfacheheglück. Denn wenn man schon konservativ und traditionell sein will, dann bitte richtig. Mehrere Frauen zu haben, gilt hier als legitimes Ziel und wird gar als Segen der Moderne gefeiert. Polygamie, in einem Land, das sich stolz auf Gleichberechtigung und individuelle Freiheit beruft, als digital vermitteltes Liebesmodell anzubieten, ist eine Farce – oder ein unfreiwilliger, bitterböser Witz.

Man stelle sich vor, wie die guten alten Tinder-Algorithmen plötzlich nicht mehr auf Match, Swipe und Ghosting setzen, sondern auf Fatwas, eheliche Pflichten und das minutiöse Aushandeln von Teilzeit-Patriarchaten. Ein neuer Geschäftsbereich für den digitalen Kapitalismus, der hier, wohl gemerkt, nicht etwa aus der Perspektive progressiver kultureller Aneignung operiert, sondern im Gegenteil ein Ausbund an Rückwärtsgewandtheit ist. Die Plattform betreibt hier einen ausgesprochen zynischen, wenn nicht sogar gefährlichen Spagat: Auf der einen Seite modernste Technik, auf der anderen Seite mittelalterliche Rollenzwänge. Das Ergebnis? Eine groteske Inszenierung von Macht, Besitz und dem Recht des Stärkeren.

Augenzwinkern oder Augenverdrehen?

Man könnte fast meinen, Nikkahgram säße mit einem Cocktail aus Ironie, Sarkasmus und bitterer Satire in der Hand auf der Terrasse des kulturellen Wahnsinns und beobachte das Treiben von außen. Doch leider ist das bitterer Ernst. Es fehlt nur noch, dass die Plattform einen Wettbewerb für die „treuesten Jungfrauen“ oder den „patriarchalsten Polygamisten“ ausruft. Die Einladung an die muslimische Community, sich in der digitalisierten Version der Vielweiberei zu üben, liest sich wie eine absurde Mischung aus verstaubtem Koran-Exegese und SEO-optimiertem Sexismus.

Dabei muss man der Plattform allerdings zugutehalten, dass sie – mit einem Augenzwinkern, versteht sich – dem Westen zeigt, wie man auch mit rückwärtsgewandten Ideologien das große Geschäft machen kann. Nicht mit Gleichberechtigung, Diversität oder Selbstbestimmung, sondern mit einem clever inszenierten Rückfall in patriarchale Muster, die längst hätten überwunden sein sollen. Und gerade deshalb ist die Kombination aus bitterem Ernst und humorvoller Satire in diesem Fall so beklemmend treffend.

Fazit: Ein digitales Déjà-vu in konservativer Verpackung

Nikkahgram ist nicht nur eine Dating-Plattform – es ist ein Statement. Ein Statement dafür, dass die Zeiten, in denen Frauen frei und selbstbestimmt lieben konnten, offenbar noch lange nicht vorbei sind. Sondern dass es immer wieder Nischen gibt, in denen konservative Rollenbilder und polygame Modelle nicht nur überleben, sondern sogar mit großem Getöse gefeiert werden. Ob das eine Zukunft hat? Vermutlich nicht. Ob es einer Aufklärung bedarf? Mehr denn je.

Im digitalen Zeitalter, in dem das Individuum eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, scheint Nikkahgram ein Schritt zurück in eine Vergangenheit zu sein, in der Menschen als Eigentum und Statussymbole gehandelt werden. Ein bitterer, trauriger und zugleich zynisch-humorvoller Spiegel unserer Zeit – der uns daran erinnert, dass Fortschritt niemals selbstverständlich ist, sondern stets verteidigt und errungen werden muss. Sonst stolpern wir eben zurück in die Jungfräulichkeit und die Polygamie – nur diesmal mit WLAN.

UK DOWN – Überwachungswahn im Polizeistaat der politisch Korrekten

Von der Insel der Freiheiten zum Vorposten des Überwachungsstaats

Es war einmal, da galt Großbritannien als Wiege der liberalen Demokratie, als Hort von John Locke, John Stuart Mill und John Milton, denen Freiheit nicht nur ein Wort, sondern ein Lebensprinzip war. Heute? Heute präsentiert sich die „Insel der Freiheiten“ als ein düsterer Ort, an dem über 250.000 Menschen bereits durch die Polizei als „Gefährder falscher Gedanken“ notiert wurden, obwohl kein Gesetz gebrochen wurde. Willkommen im Zeitalter der „nicht-strafbaren Hassvorfälle“, einer bizarren Kategorie, die allein dazu dient, Gedankenpolizei zu legitimieren, die eigentlich niemand will und niemand braucht. Die britische Polizei klopft bei Bürgern an, nicht weil diese Verbrechen begangen hätten, sondern weil sie möglicherweise ein Gedankengut pflegen, das jenseits der gerade aktuellen Moralvorstellungen liegt.

Dieser absurde Umstand erinnert an George Orwells Albtraum, der als dystopische Fiktion begann und sich nun als realpolitische Wirklichkeit entpuppt. Ein Polizeistaat, der nicht mehr nur Straftaten verfolgt, sondern Gedanken und Meinungen auf dem Prüfstand stellt – mit dem dünnen Deckmantel der „Prävention“. Doch Prävention von was? Von Gedanken, die einem nicht gefallen? Von Worten, die vielleicht verletzen könnten? So zumindest will es die Polizeiakademie von 2014 und ein 2023 eingeführter Verhaltenskodex, die nicht bindend sind, aber offenbar für die Behörden vollkommen ausreichend, um Bürger wie potenzielle Kriminelle zu behandeln.

Der moralische Kontrollwahn: Wenn Sprache zur Straftat wird

In diesem neuen Zeitalter der Überwachung ist alles verboten, was irgendwie weh tun oder „falsch“ klingen könnte. Chelsea Russell wurde wegen eines Liedtextes mit dem Wort „Nigga“ verurteilt, ein Begriff, der in der Rapkultur allgegenwärtig ist. Der Urheber selbst, Snap Dogg, wurde nicht einmal angeklagt – es reicht also, das Wort nur zu posten, um bestraft zu werden. Mark Meechan, der YouTuber, der seinem Hund den Hitlergruß beibrachte, musste nicht wegen nationalsozialistischer Propaganda, sondern wegen vermeintlicher Hassrede vor Gericht. Die ironische Pointe, dass die Briten, einst Meister des scharfzüngigen Nazi-Witzes, nun wegen eines „Hitlerhundes“ einknicken, ist kaum zu überbieten.

Und was ist mit jenen, die nicht „korrekt“ gendern? Kate Scottow wurde in den frühen Morgenstunden verhaftet, weil sie jemanden online mit dem falschen Geschlecht ansprach – eine Art verbaler Kapitalverbrechen, das mit Fußfessel und Hausarrest geahndet wird. Feministinnen wie Maya Forstater und Julie Bindel, die biologisches Geschlecht als unveränderlich betrachten, werden kriminalisiert und eingeschüchtert. Maxie Allen und Rosalind Levine erlebten den Polizeibesuch in der eigenen Wohnung, nachdem sie sich in einer WhatsApp-Gruppe über die Schulleitung beschwert hatten – elf Stunden Haft, Verhör, Einschüchterung, ohne jeden nachweisbaren Rechtsbruch.

Ein Staat, der seine Bürger erzieht – mit der Peitsche der Meinungszensur

Was in Deutschland vielleicht noch als übertriebener Albtraum erscheinen mag, ist im Vereinigten Königreich bereits Alltag. Ein Staat, der nicht mehr nur Gesetze durchsetzt, sondern vor allem Gedanken und Worte „erzieht“. Diese Übergriffigkeit lässt sich nicht mehr mit liberalem Rechtsstaat vereinbaren, sondern gleicht einem moralischen Erziehungsamt, das jede vermeintlich „falsche“ Meinung ausmerzt. Die Polizei wird zum Instrument der politischen Korrektheit, der Sprache- und Denkpolizei, die unliebsame Bürger in Angst und Schrecken versetzt.

Die Botschaft ist klar: „Bestrafe einen, erziehe hundert.“ Wer weiß, ob die von der Polizei registrierten Fälle nicht bald in der öffentlichen Datenbank landen und zukünftigen Arbeitgebern oder Vermietern zugänglich gemacht werden? Freiheit der Rede? Fehlanzeige. Stattdessen ein Klima der Angst, der Selbstzensur und der allgegenwärtigen Überwachung. Die einstige Insel der Freiheit wird zum Gefängnis der Konformität.

Wenn sogar Journalisten zum Opfer werden

Man mag glauben, dass sich renommierte Journalisten hinter der schützenden Mauer ihres Berufsstandes verbergen können. Doch die Realität sieht anders aus: Alison Pearson, eine Journalistin des Daily Telegraph, wurde vom Gesetz verfolgt, weil sie Demonstranten einer Pro-Palästina-Demo als „Judenhasser“ bezeichnete – ein längst gelöschter Tweet reichte, um die Polizei an ihre Tür zu rufen. Diese Einschüchterung zielt auf die Abschaffung der kritischen Öffentlichkeit, die Auslöschung von Debatten, die Zerstörung jeglicher Dissidenz.

Hier offenbart sich die perfide Strategie des Staates: Nicht mehr das Verbot von Straftaten, sondern die Bestrafung von Gedanken und Meinungen steht im Mittelpunkt. Ein Blick in das Vorstrafenregister genügt künftig, um als „gefährlicher Bürger“ abgestempelt zu werden, auch wenn keine Straftat vorliegt. Demokratie? Freiheit? Fehlanzeige. Hier regiert die Angst vor dem Andersdenken.

Fazit: Vom Rechtsstaat zum autoritären Gedankenregime

Das Vereinigte Königreich hat sich vom liberalen Vorbild zum mahnenden Beispiel eines Staates entwickelt, der seine Bürger nicht mehr schützt, sondern kontrolliert, nicht mehr Freiheit ermöglicht, sondern Angst sät. Die Überwachung von „nicht-strafbaren Hassvorfällen“ ist nichts anderes als der Versuch, eine Meinungsdiktatur zu errichten, in der Sprache und Denken normiert und abweichende Meinungen mit Repression beantwortet werden. Wer den Humor verliert, verliert seine Freiheit – und genau das ist in UK längst passiert.

John Milton und John Locke würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sähen, wie ihre Heimat zur Bühne eines Orwell’schen Albtraums wird, in dem nicht mehr die Freiheit, sondern die Angst regiert, in dem Gedanken zur Gefahr werden und die Polizei als Denunzianten des Denkens auftritt. UK down – oder besser: UK locked down in der Knechtschaft der eigenen Gesinnungswächter.

Der Ehrenwerte Chor der Beschwichtigungen

Oder: Wie wir lernten, den Ausnahmezustand zu lieben

Es findet keine Islamisierung statt. Das ist sicher. Da können Sie beruhigt sein. Jeden Tag wird Ihnen das versichert, von den Nachrichtenmoderatoren mit dem Vertrauensblick, vom Regierungssprecher mit der Stirnfalte fürs Volk, von Kommentatoren in Leitartikeln mit sonorer Selbstgewissheit. Auch wenn Sie abends durch ihre eigene Stadt laufen und sich plötzlich nicht mehr sicher sind, in welchem Land Sie gerade sind—machen Sie sich keine Sorgen! Denn es handelt sich um eine sogenannte gefühlte Realität, eine Halluzination, erzeugt von Ihrem eigenen Vorurteil. Die Statistik hat das längst widerlegt, und wo die Statistik nicht hilft, hilft die Definition: Was ist schon Islamisierung? Wer den Begriff präzise genug verdreht, wird ihn verschwinden lassen wie einen Schrank im Zaubertrick. Dass es immer mehr parallele Rechtsräume gibt, religiöse Sonderzonen, gesonderte Bäderzeiten und gesonderte Toleranzansprüche, das ist keine Islamisierung, das ist Diversität! Und Diversität ist, per Definition, etwas Gutes. Genau wie Zucker auf dem Keks. Da fragt man auch nicht: „Wird der Keks schon zu süß?“—man isst und schweigt.

Niemand beabsichtigt eine Mauer zu bauen

Und überhaupt: Glauben Sie doch bitte nicht alles, was Sie sehen. Der Betonklotz vor Ihnen ist keine Mauer, sondern eine „bauliche Sicherheitsmaßnahme“. Dass die Freiheiten, die Sie früher mal hatten, heute mit Plastikwänden, Grenzzäunen, App-Tracking und Gesinnungsetikette ummantelt sind, ist kein Zeichen von Beschränkung, sondern von Fürsorge. Freiheit muss heutzutage kontrolliert werden, damit sie nicht unabsichtlich irgendjemanden beleidigt. Wer würde auch wollen, dass Menschen einfach sagen, was sie denken? Oder reisen, wohin sie möchten? Wer Freiheit ohne Kontext fordert, ist verdächtig, und Verdacht ist der neue Beweis. Willkommen in der präventiven Gesellschaft! Hier wird der Notstand nicht mehr ausgerufen, sondern in Serie produziert. Niemand beabsichtigt, eine Mauer zu bauen. Aber wenn sie steht, dann nur zu Ihrem Schutz. Bitte klopfen Sie nicht dagegen, das könnte als Angriff gewertet werden.

Eine Impfpflicht wird es nicht geben

Das ist ganz klar. Wir leben schließlich in einer Demokratie, wo der Staat Ihnen nichts aufzwingen darf. Darum dürfen Sie natürlich selbst entscheiden, ob Sie sich impfen lassen oder lieber… na ja, sozial entsorgt werden möchten. Freie Entscheidung! Möchten Sie morgen noch einen Beruf ausüben? Möchten Sie reisen, einkaufen, teilnehmen? Oder bevorzugen Sie es, zum Aussätzigen degradiert zu werden, zum Schutz aller? Die Wahl liegt ganz bei Ihnen. Keine Pflicht, nur Konsequenzen. So funktioniert moderne Freiheit: Sie dürfen wählen, aber das Ergebnis steht fest. Und falls Sie glauben, das sei absurd, dann erinnern Sie sich bitte, dass es auch keine Kontensperrungen für Falschaussagen geben sollte, keine Zensur in sozialen Netzwerken, keine politisch motivierten Kündigungen. Nur hat es eben doch gegeben. Aber das war natürlich alles freiwillig. Schließlich haben sich die Leute doch selbst dazu entschieden, nicht mehr mitzureden. Wer schweigt, der zeigt Einsicht.

Krieg ist Frieden, Mangel ist Reichtum, Verzicht ist Fortschritt

Es gibt keine Inflation. Und wenn doch, dann nur, weil Sie zu viel kaufen. Oder weil Sie die falschen Sachen kaufen. Kaufen Sie stattdessen Achtsamkeit, dann wird alles gut. Und wenn Sie sich wundern, warum Sie mit Ihrem Gehalt nicht mehr zurechtkommen, dann haben Sie schlicht ein falsches Konsumverhalten. Früher hieß das noch Sparsamkeit, heute nennt man es klimaneutralen Lebensstil. Wer kein Fleisch mehr isst, weil er es sich nicht leisten kann, ist kein Armer, sondern ein Vorbild. Wer kein Auto mehr fährt, weil der Sprit unerschwinglich geworden ist, rettet den Planeten. Und wer in einer kalten Wohnung sitzt, weil das Heizen zu teuer wurde, übt sich in nachhaltigem Minimalismus. Glückwunsch! Sie sind ein Held der Transformation.

Es gibt keine Krise, es gibt nur falsche Perspektiven. Der Strom ist nicht knapp, Sie sind nur verwöhnt. Und wenn die Regierung Ihnen sagt, dass Sie in Zukunft um fünf Uhr morgens die Waschmaschine anschalten sollen, dann ist das kein Zeichen von Energiemangel, sondern von partizipativer Stromnutzung. Früher nannte man das Brownout, heute heißt es Smart Grid. Fortschritt ist, wenn es sich wie Rückschritt anfühlt, aber mit der App verwaltet wird.

Die Wahrheit ist das, was bleibt, wenn alles andere gelöscht wurde

Der größte Luxus unserer Zeit ist die Lüge, die jeder kennt und trotzdem glaubt. Wir haben uns darauf geeinigt, dass bestimmte Dinge nicht passieren, selbst wenn sie gerade passieren. Das ist Konsens-Realität. Wer den Konsens verlässt, ist nicht mehr in der Realität, sondern in der sogenannten Desinformation. Und Desinformation ist gefährlich, weil sie der Wahrheit im Weg steht. Aber keine Sorge, es wird daran gearbeitet: Algorithmen sorgen dafür, dass Sie nur noch das sehen, was richtig ist. Die Ministerien kümmern sich um „narrative Resilienz“. Und wenn irgendwann das Gedächtnis stört, gibt es digitale Filter für das Archiv. Wussten Sie zum Beispiel noch, dass die Maskenpflicht immer sinnvoll war, selbst als sie sinnlos war? Dass die Rente sicher ist, außer für alle unter fünfzig? Oder dass die Demokratie gegen „zu viel Meinung“ verteidigt werden muss? Nein? Dann sind Sie schlecht informiert.

Das alles ist natürlich Satire

Das hier ist selbstverständlich Satire. Ganz wichtig: Sie dürfen diesen Text nur lesen, wenn Sie den ironischen Unterton erkennen. Denn wer Satire wörtlich nimmt, der gefährdet den gesellschaftlichen Frieden. Es gibt ja keine Islamisierung, keine Mauern, keine Pflicht, keinen Zwang, keinen Mangel, keine Zensur und keinen Niedergang. Es gibt nur Missverständnisse. Und wenn Sie das alles anders sehen, dann gehören Sie wohl zu den Leuten, die auch immer noch glauben, dass Regierungen lügen können.

Aber das tun sie nicht. Nicht mehr. Heute gibt es Faktenchecker, Ministerien für Wahrheit, Thinktanks für Ethik. Heute wird nicht mehr gelogen—nur noch die Realität angepasst. Und wer das kritisiert, hat nichts verstanden.

Denn es findet keine Islamisierung statt.
Niemand beabsichtigt eine Mauer zu bauen.
Eine Impfpflicht wird es nicht geben.

Und alles andere war auch nie anders.

Die Apotheke der Nation

Eine bittere Medizin namens Doppelmoral

Es war einmal ein Premierminister in Frankreich, der, das Gesicht in die Kameras gezimmert wie ein frisch lackiertes Schaufenster, den Bürgern das Rezept der Stunde verordnete: „Nehmen Sie doch bitte weniger Medikamente!“

Nicht etwa, weil die Pillen schädlich wären. Nicht, weil Antibiotikaresistenzen grassieren oder weil der Pharmakonzern-Lobbyismus ausgeräumt werden sollte – nein, schlicht und einfach, weil die Staatsverschuldung zu hoch sei. Der Minister sprach es mit der lässigen Eleganz eines Diät-Coaches, der seinem übergewichtigen Klienten rät, doch weniger Brot zu essen – während er selbst die nächste Pâtisserie auf Staatskosten plündert.

Was für ein Vorschlag! Die Rentner sollen auf Schmerzmittel verzichten, die Depressiven auf Antidepressiva, die Bluthochdruck-Patienten auf Betablocker. Wer braucht schon den Blutdruck im Griff, wenn die Staatsfinanzen es nicht sind?

Der Kranke wird nun Staatsfeind. Das ist neu. Früher war der Kranke nur eine Belastung für das Gesundheitssystem. Jetzt ist er ein Defizitfaktor im Haushalt. Bald wohl auch ein sicherheitspolitisches Risiko, denn die Geistesgestörten, die sich die Medikamente nicht mehr leisten können, könnten ja auf die Straße gehen und den sozialen Frieden stören.

Aber dafür gibt es ja dann das Militär.

6,5 Milliarden für das Bajonett, der Patient soll bluten

Fast zeitgleich mit dem Aufruf zum Medikamentenverzicht versprach Präsident Macron dem französischen Militär mal eben zusätzliche 6,5 Milliarden Euro, um „unsere Verteidigungsfähigkeit zu stärken“. Verteidigung wogegen, das bleibt im Unklaren. Vielleicht gegen den drohenden Kollaps des eigenen Gesundheitssystems? Oder gegen die Apotheken, die demnächst mit brennenden Kreuzen auf den Champs-Élysées stehen?

Oder gegen die Rentner, die sich das Rheuma nicht mehr wegschlucken dürfen und stattdessen mit Gehhilfen demonstrieren werden?

Vermutlich gegen alles, was sich bewegt, hustet oder denkt.

Und weil der Premier nicht genug Kaltschnäuzigkeit im Vorratsschrank hatte, legte Macron noch einen drauf und überwies 2 Milliarden Euro nach Kiew.

Ein symbolischer Akt der Solidarität, der in Paris mindestens so gut ankommt wie ein Baguette-Verbot am 14. Juli.

Die pharmazeutische Selbstkasteiung als patriotischer Akt

Man möchte lachen, wäre es nicht so grotesk.

Ein Staat ruft seine Bürger auf, sich die nötigen Medikamente selbst zu verkneifen, damit er mehr Geld hat, um Kanonenrohre zu schmieren und Drohnen zu kaufen. Es ist die Umkehrung der alten Faustregel: „Si vis pacem, para bellum.“ Heute heißt es:

„Si vis budgetum, para paracetamolum ab.“

Wer den Haushalt retten will, möge das Ibuprofen im Regal lassen.

Der medizinische Verzicht wird zur staatsbürgerlichen Pflicht erklärt.

Vielleicht gibt es demnächst Rabattmarken:

Drei Migräneanfälle durchgestanden = 1 Ehrenmedaille.

Fünf Mal Herzrhythmusstörungen ignoriert = Steuererleichterung.

Krebsbehandlung abgelehnt? Bravo! Das ist der neue Held der Republik.

Ein „Patient Citoyen“, der sich geopfert hat für den Staatshaushalt.

Kriegswirtschaft mit Placebo

Natürlich ist das alles rational erklärbar, zumindest in den Echokammern der Technokraten:

Es gibt kein Geld mehr. Also muss gespart werden. Aber wo?

Am Militär natürlich nicht, denn wer Panzer hat, braucht keine Schmerzmittel.

An den Auslandshilfen auch nicht, denn dort ist das politische Prestige eingelagert.

Also bleibt der Rentner, der Diabetiker, der Depressive.

Der Franzose soll gefälligst gesund bleiben, und wenn er das nicht kann, dann wenigstens ruhig verenden.

Das ist das neue Sozialmodell: Sterben für den Schuldenabbau.

Früher war es das Vaterland, heute ist es der Haushalt. Der Staatshaushalt, wohlgemerkt, nicht der eigene.

Der eigene Haushalt soll nämlich weiter brav die Beiträge zahlen, die Medikamente selbst kaufen, und im Zweifel noch beim Crowdfunding für den örtlichen Notarzt mitmachen.

Zynismus als Regierungsform

Das alles ist so durchschaubar, dass es fast wieder poetisch wirkt.

Es ist der Höhepunkt jener postmodernen Regierungslogik, in der man sich morgens auf der Sicherheitskonferenz mit Generälen die Hand schüttelt und nachmittags den Pflegekräften erklärt, dass sie doch bitte mal effizienter mit dem Verbandsmaterial umgehen sollen.

Die Zynik der Macht hat keinen Anstand mehr nötig, sie hat PR-Berater.

Wenn der Staat nicht mehr zwischen Notwendigkeit und Absurdität unterscheidet, wenn er das Pflaster streicht, um Granaten zu kaufen, dann ist er nicht mehr regierungsfähig, sondern nur noch zynisch operativ.

Er managt seinen Untergang mit Exceltabellen.

Und wer Einwände hat, dem wird erklärt, er verstünde die „komplexen geopolitischen Realitäten“ nicht.

Als wären die Rückenschmerzen eines Bauarbeiters weniger real als die Kriegsspiele der Präsidenten.

Fazit: Der Tod ist das beste Sparmodell

Am Ende bleibt also nur die bittere Pointe:

Die Regierung empfiehlt weniger Medikamente, das Militär bekommt mehr Milliarden, und der Patient darf sich überlegen, ob er patriotisch verrecken will oder als unsolidarischer Kostenfaktor überlebt.

Vielleicht kommt bald der neue Werbespot:

„Leiden Sie für Frankreich – das tut uns allen gut.“

Das ist keine Satire mehr, sondern das ist die Realität, die sich selbst übertrifft.

Man könnte weinen – wenn man noch genug Tränenflüssigkeit hätte und sich nicht längst die Augentropfen verkneifen müsste.

Der Tanz auf dem Trümmerfeld

Frankreich friert ein, was schon längst erfroren ist

Die Geschichte wiederholt sich nicht, behaupten die Apologeten des Fortschritts. Sie variieren, sie modulieren, sie tanzen in Spiralbewegungen durch die Jahrhunderte, stets bemüht, den nächsten Abgrund als Innovation zu verkaufen. Doch Frankreich, das einst stolz war auf seine Revolutionen, hat 2026 beschlossen, den Tanz der Fehler von 2010 mit einer derart wüsten Grazie zu wiederholen, dass selbst die Plejaden im Himmel die Stirn runzeln müssten – wenn Sterne denn Stirnen hätten.

Die Regierung – halb technokratischer Verwaltungsakt, halb makronistisches Management-Start-up im Endstadium der Sinnkrise – friert die Sozialausgaben ein. „Ein Einfrieren“, sagen sie, „kein Kürzen!“ Das klingt fürsorglich, wie wenn man dem Fiebernden verspricht, das Wasser zwar nicht zu erhöhen, aber dafür konstant bei 3 Grad Celsius zu belassen. Wer dann stirbt, ist halt Pech. Oder Marktdisziplin.

Es sind Maßnahmen aus dem Lehrbuch der fiskalischen Selbstverstümmelung: Das Wachstum lahmt, also stranguliert man den Konsum. Die Inflation zerrt an den Portemonnaies, also schraubt man an den Steuern. Der rechte Rand wächst, also verschärft man die Grundsicherung – damit der soziale Abstieg nicht nur droht, sondern endlich Realität wird. Feiertage? Weg damit! Wer arbeiten darf, soll es gefälligst auch tun, ob nun für den Mindestlohn oder für den Applaus der Aktionäre. Und während der Sozialstaat auf Diät gesetzt wird wie ein depressiver Sumo-Ringer, wächst der Militärhaushalt wie ein Muskelschwamm im Fitnessstudio der Geopolitik.

Ein Jahr vor der Wahl, versteht sich. Man muss Prioritäten setzen.

Das Einfrieren der Armen: Eine Strategie mit Tradition

Die französische Regierung friert nicht nur Sozialausgaben ein – sie friert ganze Bevölkerungsgruppen ein. Obdachlose? Eingefroren. Rentner? Eingefroren. Alleinerziehende? Eingefroren. Migranten? Eingefroren, am liebsten an den Außengrenzen. In Frankreich der Gegenwart heißt soziale Kälte nicht mehr bloß Metapher, sondern Strategie. Und sie wird verwaltet mit der Präzision eines Buchhalters, der in den Haushaltszahlen nicht mehr Menschen sieht, sondern nur noch Kommafehler.

Es ist das klassische neoliberale Märchen, neu aufgelegt für eine alternde Gesellschaft mit Demenz-Tendenz: Wir sparen uns gesund. Wobei „wir“ natürlich relativ ist. Gespart wird am Prekariat, ausgegeben wird für die Streitkräfte – schließlich muss jemand die „europäische Führungsverantwortung“ übernehmen, wenn Deutschland gerade mit sich selbst beschäftigt ist.

Der Finanzminister gibt Interviews, in denen er das Einfrieren der Sozialausgaben als „mutige Maßnahme“ verkauft. Mutig ist es vielleicht – so wie es mutig ist, mit verbundenen Augen über die Autobahn zu laufen. Wer Glück hat, wird nur überfahren.

Steuererhöhungen: Der Griff in die Taschen derer, die keine mehr haben

Ein besonders delikater Zug der französischen Haushaltspolitik 2026 ist die Erhöhung der Steuern. Nicht etwa für die Multis, nicht für die Großkonzerne, nicht für die Banken, die sich seit der Eurokrise wie Vampire an den Zentralbanktropf gehängt haben. Nein, besteuert wird der Mittelstand, die Angestellten, die kleinen Selbständigen, die ohnehin schon zwischen Gelbwesten-Wut und Burn-out-Pandemie oszillieren wie Glühbirnen kurz vor dem Defekt.

Man nennt es „Solidarbeitrag“ oder „ökologische Lenkungsabgabe“, je nachdem, welches Etikett gerade besser in die Talkshows passt. Am Ende zahlen die kleinen Leute – wie immer. Wer sich dagegen wehrt, ist „Populist“. Wer schweigt, ist „verantwortungsbewusst“. Wer beides nicht ist, wird in den Umfragen unsichtbar.

Das Militär wächst – der Sozialstaat stirbt

Es ist ein altes Prinzip der späten Republik: Wenn der innere Friede nicht mehr herzustellen ist, setzt man auf äußeren Krieg. Das römische Reich hat es vorgemacht, Washington perfektioniert, Paris zieht jetzt nach. Die Militärausgaben wachsen, weil irgendwo ja noch Flagge gezeigt werden muss, wenn der soziale Kitt bröckelt. Drohnen sind nun mal billiger als Schulreformen, und Panzer kosten zwar Milliarden, aber wenigstens protestiert dagegen niemand – jedenfalls nicht mehr, wenn erst genug Tränengas verteilt wurde.

Und so schwenkt Frankreich die Trikolore über neue Rüstungsdeals, während in den Banlieues der Strom abgeschaltet wird. Wer sich gegen das System auflehnt, darf sich in Zukunft nicht mehr nur auf Polizeiknüppel einstellen, sondern auch auf eine bestens ausgerüstete Gendarmerie in Militärmontur. Der Krieg nach außen wird zum Krieg nach innen. Nur die Kulisse wechselt.

Ein Geschenk an die Rechtsextremen: Gratis und mit Schleife

All das ist, man muss es so sagen, ein Geschenkpaket für Marine Le Pen und ihre Freunde, sauber geschnürt mit neoliberaler Folie, garniert mit technokratischem Zynismus. Wer den Sozialstaat zerlegt, während die Mieten explodieren, wer Feiertage streicht und Grundsicherungen verschärft, während die Reichen weiter ihre Villen an der Côte d’Azur renovieren, der braucht sich über den Aufstieg der Rechten nicht wundern.

Es ist das bewährte Rezept aus den 1930ern: Erst verarmt man die Mitte, dann wundert man sich über den Faschismus. Ein bisschen Versailles, ein bisschen Weimar, ein bisschen Netflix-Dystopie – Frankreich im Jahr 2026 ist die perfekte Vorlage für ein tragikomisches Lehrstück über politischen Selbstmord.

Der Haushaltsentwurf ist kein Sparprogramm, sondern eine Einladung zur Apokalypse, versehen mit dem höflichen Zusatz: „RSVP – Répondez s’il vous plaît.“

Und die Antwort wird kommen. An der Wahlurne. Mit einem rechten Kreuz.

Der Fall Torode

Kulinarische Katastrophen in der postironischen Empfindlichkeitsgesellschaft

Es war einmal ein Koch, der dachte, es ginge ums Kochen. Welch rührender Irrtum.

John Torode, der australisch-britische Fernsehkoch mit der Stimmlage eines rostigen Woks und der Aura eines stets leicht überwürzten Schweinebratens, wurde aus den luftigen Höhen der Fernsehunterhaltung in die zähe Brühe der gesellschaftlichen Ächtung geschleudert. Der Grund? Nicht eine schlecht gebratene Jakobsmuschel. Nicht der Fauxpas, bei einem „MasterChef“-Finale Koriander mit Petersilie verwechselt zu haben. Nein, viel schlimmer: Der Mann benutzte, so die bestätigte Anschuldigung, einen „extrem beleidigenden rassistischen Ausdruck“. Was genau er sagte, bleibt—wie es sich für unsere moderne Medienethik gehört—in der Schwebe, zwischen Geheimhaltung, journalistischer Zurückhaltung und der süffisanten Suggestion des Schlimmstmöglichen. Das Publikum darf sich den Ausdruck selbst ausmalen, und seien wir ehrlich: Es tut es mit Leidenschaft.

So wurde aus Torode, dem Küchenonkel der Nation, über Nacht ein kulinarischer Paria, ein aus dem Fernsehen exkommunizierter Küchenketzer, der nicht mehr am Pass steht, sondern am Pranger.

Cancel Culture oder: Die Guillotine hat jetzt WLAN

Man muss sich das vorstellen: Der Mann, der jahrelang genüsslich zwischen Bœuf Bourguignon und Pavlova-Baiser vermittelte, steht nun am medialen Pranger, als wäre er mit einem Löffelchen Foie Gras durch den moralischen Minenpark der Gegenwart gestolpert. Die postironische Gesellschaft duldet keine Ausrutscher, schon gar keine sprachlichen. Worte sind nicht länger Werkzeuge der Verständigung, sondern Stolperdrähte sozialer Hinrichtung. Wer sie falsch setzt, wird nicht korrigiert, sondern vernichtet.

„Es war ein Fehltritt“, sagen die einen. „Es war unverzeihlich“, sagen die anderen. Und alle zusammen klicken, teilen, posten und genießen die kollektive Moralschau mit der gleichen sadistischen Wollust, mit der sie früher bei MasterChef den schlecht pochierten Lachs auseinandernahmen. Früher flog der Kandidat, jetzt der Moderator. So viel Demokratie muss sein.

Der soziale Totalschaden als Volkssport

Die Geschwindigkeit der Entrüstung ist dabei das eigentlich Bemerkenswerte. Früher reichte ein Shitstorm für eine Woche, heute braucht es den Exitus innerhalb von 24 Stunden. Es ist, als hätte man die Empörung industrialisiert: Massenproduktion von Empfindlichkeit, Fließbandfertigung moralischer Entrüstung, mit Overnight-Shipping ins kollektive Bewusstsein.

Der Torode-Fall zeigt das Prinzip in Reinform: Ein Satz, ein Ausdruck, ein toxisches Wort—und der Mensch wird auf seine schlimmste Sekunde reduziert. Sein Lebenswerk? Nebensache. Seine Verdienste? Obsolet. Der prallgefüllte Teller mit marinierten Garnelen und Estragon-Schaum? Verpufft wie ein zu schnell flambierter Crêpe Suzette.

Der Preis der Reinheit: Selbstkannibalisierung als gesellschaftliches Ritual

Man könnte sich fragen: Warum gerade jetzt? Warum so heftig? Warum so endgültig?

Die Antwort ist einfach: Wir leben in einer Zeit der hypermoralischen Selbstdarstellung, in der jeder kleine Fehltritt als Gelegenheit dient, den eigenen ethischen Reinheitsgrad öffentlich zu demonstrieren. Der „extrem beleidigende Ausdruck“ wird dabei nicht nur John Torode angelastet, sondern dient als Spiegel für alle anderen, um sich selbst möglichst fleckenlos zu zeigen. Das Internet ist nicht mehr das globale Dorf, es ist das globale Kloster. Und der moralische Ablasshandel floriert besser als im Mittelalter.

Ironischerweise ist diese Art der kollektiven Reinheitsprüfung auch eine Form des Kannibalismus: Man frisst den eigenen Helden auf, weil man sich seiner moralischen Unversehrtheit so sicher sein möchte, dass man lieber alle möglichen Gefährder ausmerzt, bevor das eigene Bild Risse bekommt. Torode? Weg damit. Sicher ist sicher.

Humor als letzte Zuflucht: Satire in Zeiten des Moralfurors

Und hier kommt der bittere Witz an der ganzen Sache: John Torode, der Mann, der früher über verkochte Pasta die Stirn runzelte, ist nun selbst in der gesellschaftlichen Mikrowelle geendet, auf höchster Stufe, ohne Abdeckung, spritzend, dampfend, bis das soziale Fett an den Wänden klebt. Die Ironie könnte man kaum schärfer würzen.

Man hätte es auch anders machen können. Eine Entschuldigung, ein Dialog, eine Reflexion über Sprache, Verantwortung, die Grenzen des Sagbaren. Aber das setzt eine Gesellschaft voraus, die Gespräch sucht, nicht Exekution. Leider ist der Humor, den man bräuchte, um das auszuhalten, längst ausverkauft. Die Regale der Satire sind leergefegt, der Bestand rationiert. Lachen darf nur noch, wer vorher die Reinheitsprüfung bestanden hat.

Fazit: Das Menü der Zukunft – Lauwarm, fade, garantiert unanstößig

Was bleibt? Wahrscheinlich ein Fernsehprogramm der Zukunft, in dem Moderatoren mit stoischer Miene glutenfreie Quinoasalate besprechen, ohne einen einzigen Witz, ohne eine einzige Floskel, garantiert ohne jedes Risiko. Die Kamera schwenkt auf den Teller, nicht auf den Menschen. Das ist sicherer. Der Mensch ist unberechenbar. Der Quinoasalat nicht.

John Torode ist der neueste Eintrag auf der Liste der medial Geköpften. Aber keine Sorge, der nächste Kandidat steht schon bereit. Die Guillotine des Zeitgeists hat keinen Wartungsbedarf, sie läuft auf Hochtouren. Sie braucht nur ein falsches Wort – und der Rest erledigt sich von selbst.

Bon Appétit.

Die neue Bonifatius-Lehre

Wo das Kreuz den Halbmond küsst

Es begab sich aber zu der Zeit, als die Bonifatiusschule II zu Göttingen auf Instagram verkündete, dass nun das Himmelreich erweitert werde. Nicht mehr nur die Bibel ist dort Leitfaden für pädagogische Bemühungen, sondern auch der Koran darf, als interreligiöse Randnotiz, im Kirchenraum Platz nehmen. Der Altar bleibt zwar katholisch, aber wer genau hinsieht, könnte schon bald eine dezente Auslegeware aus orientalischem Muster darunter entdecken – für den Fall, dass jemand spontan niederknien möchte.

Der moderne Katechismus lautet: „Christlich geprägt“ ist, was im Diversity-Portfolio gut aussieht. Alles andere wäre schließlich exklusiv, gar ausgrenzend, also böse. Und was böse ist, wird im 21. Jahrhundert nicht mehr mit dem Fegefeuer, sondern mit Shitstorms bestraft. Also segnet man heute lieber das Multikulturelle, koste es die religiöse Identität, was es wolle. Hauptsache, der Like-Button wird gedrückt und die Schulhomepage bleibt politisch korrekt bebildert.

So sitzt man nun in der „St. Heinrich und Kunigunde“-Kirche, lässt sich zwischen Heiligenfiguren das Kopftuch erklären und vernimmt vom Minbar zwischen Marienaltar und Weihwasserbecken den Satz: „Auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.“ Wer sich dabei wundert, hat offenbar den pädagogischen Zeitgeist verschlafen. Denn heute wird aus einem katholischen Gottesdienst gerne mal eine theologische Fusion, so wie McDonald’s den McRib mit Asia Sauce serviert. Der Kunde will Vielfalt, der Glaube hat zu liefern.

Milli Görüs? Millimeter egal! – Der Imam als Wellnessprodukt

Natürlich könnte man fragen, ob es klug ist, einen Imam mit Verbindungen zur Milli Görüs in einer katholischen Kirche predigen zu lassen. Man könnte auch fragen, ob es gesund ist, mit verbundenen Augen über eine Autobahn zu laufen. Doch wer solche Fragen stellt, hat offenbar den „interreligiösen Dialog“ nicht verstanden.

Denn interreligiöser Dialog bedeutet heute nicht mehr das mühsame Aushandeln gemeinsamer Werte, sondern das devot-naive Hoffen, dass das Gegenüber es schon gut meint. Auch wenn es mit den Schriften der Muslimbruderschaft flirtet oder sich auf Veranstaltungen blicken lässt, bei denen von einer „islamischen Ordnung“ die Rede ist – wir sind ja hier schließlich in Göttingen, nicht in Ankara, also Augen zu und durch.

Der Imam, der da in der Kirche spricht, hat sich das perfekte Branding zugelegt: interreligiös, dialogbereit, Instagram-tauglich. Ob hinter dem freundlich lächelnden Selfie das organisatorische Rückgrat einer legalistisch-islamistischen Bewegung steckt, ist Nebensache. Hauptsache, der Feed bleibt schön bunt.


Die katholische Schule als multikulturelle Erlebniswelt

Manchmal hat man das Gefühl, die Bonifatiusschule II verwechselte den Religionsunterricht mit einem Workshop für „kulturelle Erlebnisreisen“. Der „Tag der offenen Moschee“ wird beworben wie ein Schulausflug ins Schokoladenmuseum, inklusive Selfies im Gebetsraum. Moscheebesuch? Klar! Kopftuch im Unterricht? Warum nicht! Ditib-Verbindungen? Nun ja, wer wird da so kleinlich sein?

Die katholische Schultradition ist dabei nur noch Dekoration. Ein paar Kreuze hängen noch, vielleicht auch mal eine Kerze. Aber das Herz des Curriculums schlägt längst im Takt des interkulturellen Eventmanagements. Die Kirchenbänke werden zur Bühne für die große Vielfaltsshow: Verschleierte Mädchen in „wunderschöner Landestracht“, Fürbitten in Muttersprachen, die keiner versteht, aber alle beklatschen. Wer genau hinschaut, merkt: Hier wird nicht mehr missioniert, sondern auf politischer Korrektheit meditiert.

Das Bistum schweigt – und der Teufel zwinkert

Das Bistum Hildesheim tut, was man heute von einem kirchlichen Verwaltungsapparat erwartet: Es hält die Füße still und referiert lieber die „Nostra Aetate“, jenes vatikanische Dokument der 60er Jahre, das heute als Rechtfertigungsgrundlage für jede Form von religiösem Ballett zwischen den Konfessionen dient. Dass darin Respekt und Dialog gefordert werden, ist richtig. Dass daraus allerdings ein interreligiöses Schlaraffenland für Islamverbände gebastelt wird, die den Rechtsstaat zum Werkzeug der Umgestaltung betrachten, war vermutlich nicht ganz so gemeint.

Doch das Bistum reagiert nicht – warum auch? Wer heute kirchliche Verantwortung trägt, hat vor allem eines gelernt: Den Skandal verwaltet man am besten, indem man ihn ignoriert. Wenn man lange genug schweigt, ist der nächste Aufreger nur eine Schlagzeile entfernt. Dann reden alle wieder über Klima, Krieg oder die Bundesliga. Bis dahin heißt es: Ruhe bewahren und weiter dem interreligiösen Hochseilakt zuschauen.

Die Mutter als Störfall – wenn Betroffene plötzlich merken, dass Vielfalt kein Ponyhof ist

Da ist sie, die Stimme aus der Elternschaft: Brigitte U., katholisch geprägt, entsetzt, enttäuscht. Sie wollte für ihre Kinder eine christliche Schule – bekommen hat sie eine moralpädagogische Multikulti-Festwiese, bei der der eigene Glaube nur noch als Staffage dient. Statt Rosenkranz also Ramadan, statt Hostie der Hinweis auf den „Sheytan“, der ins Herz kriecht, wenn man den Imam-Vortrag verpasst.

Doch wehe, man kritisiert das. Dann ist man nicht etwa eine besorgte Mutter, sondern wird wahlweise als ewiggestrig, intolerant oder gar latent rassistisch gebrandmarkt. Wer nicht mitklatscht, wird ausgegrenzt – im Namen der Toleranz, versteht sich. So funktioniert der moderne Ablasshandel: Wer Vielfalt nicht zelebriert, sündigt gegen den Zeitgeist.

Der interreligiöse Frieden – ein Tanz auf dem Vulkan mit Instagram-Filter

Und so läuft es weiter in der Bonifatiusschule II: Die Mädchen hüllen sich, die Jungs lernen den Gebetsruf auf Arabisch, und der Imam kommt wieder, weil es so schön war. Auf der Schulwebsite heißt es dann erneut: „wunderschön“. Und wer daran zweifelt, ist nicht nur „hinterwäldlerisch“, sondern gefährdet angeblich den gesellschaftlichen Frieden.

Doch vielleicht sollte man sich erinnern: Ein Frieden, der aus Ignoranz entsteht, ist nur das Pfeifen im Walde vor dem Sturm. Wenn eine katholische Schule ihren eigenen Glauben so bereitwillig zur Folklore degradiert, dann ist das nicht interreligiöser Dialog, sondern religiöse Selbstaufgabe. Mit einem Lächeln. Und Instagram-Filter.

Amen – oder wie man heute sagt: Mashallah.

Das Ende der Federnfreiheit

Es war einmal in Rostock, einer kleinen, beschaulichen Hansestadt, die sich – wie ganz Deutschland – in jenen seltsamen Zustand zwischen Verunsicherung und Tugendterror hineinschlafwandelt, den man wohl euphemistisch als „gesellschaftlichen Diskurs“ bezeichnen möchte. Dort, in der Kita „Fischbank“, planten einige Kinder eine Party. Eine Feier, nichts weiter. Ausgelassen sollte sie sein, mit Spiel, Spaß und eben jenem Thema, das Kinder seit Jahrzehnten begeistert: „Indianer“. Das Wort allein genügt heute freilich schon, um empfindsame Seelen in Schnappatmung zu versetzen und Erwachsene in hysterische Diskussionszirkel zu stürzen, als handele es sich um den Startknopf für den dritten Weltkrieg.

So kam es, wie es kommen musste: Ein Vater erhob Einspruch. Nicht etwa gegen den Zuckergehalt des Partygebäcks oder die CO₂-Bilanz der Luftballons – das wäre zu banal gewesen. Nein, er protestierte gegen den Begriff „Indianer“. Dieses Wort, so lautet die neue Glaubensdoktrin, sei ein Relikt kolonialer Gewalt, ein rassistisches Unwort, das Kindern nicht zugemutet werden dürfe. Dass die Kinder es sich selbst gewünscht hatten? Geschenkt. Die Moral ist schließlich kein Wunschkonzert, sondern eine pädagogische Maßregelungsanstalt mit geregeltem Einlass.

Der moralische Imperativ der Kostümkontrolle

Es sei den Kindern nicht zuzumuten, sagt man, dass sie sich „als Indianer verkleiden“. Federschmuck, Marterpfahl, Pfeil und Bogen – alles Symbole kultureller Gewalt, kolonialer Klischees, mit denen der westliche Blick angeblich den edlen Wilden in den Schmutz zieht. Dass besagte Kinder mit all dem Kram nicht den Kolonialismus reenacten, sondern schlicht spielen wollen – wurscht. Dass sie Cowboys genauso gerne spielen – Kollateralschaden. Dass sie ohnehin in ihrem kindlichen Geist in erster Linie sich selbst darstellen, in bunten Kostümen und wildem Durcheinander, frei von ideologischen Fallstricken – irrelevant.

Die Alternative? Ponys und Pferde. Das ist politisch sicher, denn Pferde haben bekanntlich keine Vertretung im Antidiskriminierungsrat. Pferde äußern keine Einwände, wenn man ihnen eine Satteldecke überwirft, sie in Glitzerlack pinselt oder auf ihren Rücken das neueste Einhorn-Merchandise drapiert. Keine Lobby, keine Klage. Tiere sind die besseren Minderheiten – still, duldsam, medienuntauglich.

So schwenkte die Kita „Fischbank“ also kurzerhand um: Statt Federn im Haar gab es Hufe auf der Stirn. Statt Pfeil und Bogen durfte der Nachwuchs an diesem Donnerstag das Ponyreiten zelebrieren, vermutlich unter den wachsamen Augen eines zertifizierten Diversity-Beauftragten, der sicherstellte, dass kein Steckenpferd sich versehentlich wie ein Mustang anfühlte.

Die Infantilisierung der Debatte

Die Frage ist längst nicht mehr, ob das Wort „Indianer“ als Begriff „korrekt“ ist – sie lautet: Warum traut man den Kindern nicht mehr zu, zwischen spielerischem Rollenspiel und realer Unterdrückung zu unterscheiden? Ist es wirklich denkbar, dass ein fünfjähriges Mädchen, das sich einen Stirnreif mit Pappfedern bastelt, einen Beitrag zur kolonialen Gewaltgeschichte leistet? Oder ist es eher so, dass wir Erwachsenen nicht mehr in der Lage sind, zwischen Kontext und Inhalt zu unterscheiden?

Die kindliche Phantasie kennt keine Cancel Culture. Ein Kind spielt Indianer aus Bewunderung, nicht aus Geringschätzung. Das weiß jeder, der jemals einem Kind beim Spielen zugesehen hat. Aber in der postmodernen Überwachungswelt der moralischen Reinheitsgebote wird aus kindlicher Neugier ein Fall fürs Sittengericht. Das linke Milieu, das früher einmal stolz auf seine Toleranz pochte, kultiviert heute einen Überempfindlichkeitskult, der sich nur noch selbst übertrifft, indem er immer neue Formen der Empörung entdeckt. Wer das Spiel mit dem Federschmuck als rassistische Tat deklariert, produziert keine gerechtere Welt – er erzieht Kinder zu kleinen Zensoren ihrer selbst.

Die Spaltung der Gesellschaft als pädagogischer Nebenjob

Es wäre mir neu – und da bin ich wahrscheinlich nicht allein –, dass die indigenen Völker Nordamerikas in Gruppenbesprechungen zusammenkommen, um zu beschließen: „Die Kinder in Rostock müssen aufhören, Indianer zu spielen!“ Vielmehr ist das ein moralisches Hobbyprojekt westlicher Aktivisten, die offenbar den dringenden Wunsch verspüren, ihren eigenen Schuldkomplex auf dem Rücken der Kindergartenpädagogik abzutragen. Der sogenannte „antirassistische Diskurs“ wird hier zur Ersatzreligion, in der das Bußritual wichtiger ist als die tatsächliche Realität.

Die eigentliche Herabwürdigung besteht darin, den Menschen jenseits des Atlantiks das Recht abzusprechen, selbst zu entscheiden, worüber sie sich ärgern wollen. Stattdessen werden sie paternalistisch als Opfer in Geiselhaft genommen, um den deutschen Moralhaushalt zu entlasten. Das hat, ironischerweise, kolonialistische Züge: Der deutsche Aktivist weiß besser als der Lakota, der Cherokee oder der Blackfoot, was für diese gut ist.

So trägt der Überkorrekte – nebenbei und wahrscheinlich ungewollt – aktiv zur Spaltung der Gesellschaft bei. Während die einen im Namen der Gerechtigkeit das Federspiel verbieten, rollen die anderen die Augen und wählen beim nächsten Mal eine Partei, die verspricht, endlich wieder „normale Kindergeburtstage“ zuzulassen. Die Fronten verhärten sich, und zwischen Pferdeparty und Ponydiktat bleibt das Kind auf der Strecke.

Das letzte Wort der Vernunft (nur hört keiner mehr hin)

Die „Indianer“-Party in der Kita „Fischbank“ ist nicht bloß eine Petitesse des Alltags. Sie ist ein Symptom. Ein Symbol dafür, dass wir uns in eine Gesellschaft verwandeln, in der der moralische Überbietungswettbewerb längst den Kontakt zum Alltagsverstand verloren hat.

Es ist nicht böse, wenn Kinder Indianer spielen. Es ist nicht rassistisch, wenn ein Kind einen Kopfschmuck aus Bastelpapier trägt. Und es ist kein Fortschritt, wenn wir den Jüngsten das freie Spiel verbieten, weil wir Erwachsenen uns in ideologischen Selbstgesprächen verheddern.

Stattdessen könnten wir – radikaler Vorschlag – den Kindern das eigene Urteil zutrauen. Wir könnten ihnen erklären, wie echte Kulturen respektiert werden, ohne den spielerischen Blick auf die Welt zu verbieten. Und vielleicht könnten wir uns selbst daran erinnern, wie es war, als wir noch mit Kostümen und Fantasie durch den Garten tobten, statt mit Zwergenmaßstäben den Alltag zu regulieren.

Doch das wäre vermutlich zu einfach. Da reitet man doch lieber auf Ponys. Politisch korrekt, selbstverständlich. Ohne Federschmuck. Dafür mit Maulkorb.