Die Gnadenfrist der Illusion

Genießt noch 2024 – Auf ein teures 2025

Wir stehen auf der Schwelle zwischen den Jahren, und 2024 trägt bereits das leise, aber bedrohliche Flüstern eines Abschiedskonzerts. Was einst als Hoffnungsschimmer begann – staatliche Hilfen, Subventionen, und Energiepreisdeckel – ist längst ein monumentales Bühnenbild geworden, das langsam, aber unaufhaltsam in sich zusammenfällt. Doch haltet ein: Noch ist die Kulisse intakt, noch tanzen wir im Scheinwerferlicht der Stagnation.

Die Preise steigen? Ja, aber doch nur langsam, könnten wir uns einreden. Der Strompreisdeckel? Läuft ja erst Ende 2024 aus, also ruhig Blut. Förderprogramme? Die verabschieden sich leise, wie ein ungeladener Gast, den wir ohnehin kaum bemerkt haben. Und die Inflation? Ein Nebel, der uns mehr erdrückt, je länger wir ihn ignorieren. Doch 2025, so scheint es, wird die Bühne gänzlich dunkel. Was bleibt, ist die groteske Erkenntnis: Die Party war nie umsonst, und die Rechnung wird uns allen präsentiert – mit Trinkgeldaufschlag, versteht sich.

Ein stiller Mitbewohner wird laut

Die Inflation ist wie ein schlecht erzogener Mitbewohner. Erst merkt man kaum, dass er da ist, dann frisst er den Kühlschrank leer, und am Ende sind selbst die Wände gestrichen – allerdings in einer Farbe, die du nicht gewählt hast. 2024 war das Jahr, in dem wir uns noch einreden konnten, dass dieser inflationäre Mitbewohner doch eigentlich ganz harmlos sei. Aber wer genauer hinschaut, sieht: Der Kühlschrank ist längst leer.

Was bedeutet das für 2025? Die übliche Floskel lautet: Es wird teurer. Doch das klingt so lapidar, so alltäglich, so harmlos. Tatsächlich aber erleben wir etwas Neues. Unsere Kaufkraft schmilzt dahin wie das letzte Eis im Hochsommer. Und wie reagieren wir? Mit einer Mischung aus Galgenhumor und Verdrängungskunst. „Müssen wir halt sparen“, sagen wir und gönnen uns noch schnell den Flat White für 5 Euro, weil ja bald alles teurer wird. Verrückt? Ja. Menschlich? Absolut.

Die Energiekrise als Normalzustand

Man könnte meinen, die Energiekrise sei ein fiktives Monster, das sich in den Köpfen der Menschen eingenistet hat. Doch dieses Monster ist real, und es ist hungrig. Die Subventionen, die uns 2024 noch vor den schlimmsten Auswüchsen bewahrt haben, laufen aus. Und was bleibt, ist ein Markt, der keinerlei Interesse daran hat, uns zu retten. Der Strompreisdeckel wird zum Ende des Jahres fallen, und mit ihm die letzte Illusion, dass Energie bezahlbar sein könnte.

Natürlich gibt es Alternativen, sagt man uns: Energiesparen, Investitionen in erneuerbare Energien, oder schlichtweg Verzicht. Doch Verzicht ist ein seltsames Konzept, wenn bereits der Grundbedarf zur Luxusware wird. Warm duschen? Vielleicht ab und zu, aber bitte mit schlechtem Gewissen. Heizen im Winter? Nur, wenn man die nächste Gehaltserhöhung direkt in Gas investiert. So sieht sie aus, die neue Normalität.

Und trotzdem lachen wir

Wie begegnet man dieser düsteren Zukunft? Mit Humor, natürlich. Es ist das letzte, was uns bleibt, wenn die Inflation die Reste unserer Ersparnisse verschluckt und der Strompreis uns zwingt, die Lichter auszumachen. Zynisch? Vielleicht. Aber gerade in Zeiten der Krise zeigt sich, dass Humor nicht nur Ventil, sondern Überlebensstrategie ist.

Wir machen Witze über die steigenden Preise, über die immer absurderen Prognosen und über Politiker, die von „Entlastungen“ sprechen, während sie uns die nächste Erhöhung schmackhaft machen. Doch in diesem Lachen liegt auch eine bittere Erkenntnis: Wir wissen, dass es schlimmer wird. Und trotzdem lachen wir, weil wir sonst weinen müssten.

Auf ein teures 2025

2025 wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Es wird teuer, es wird unbequem, und es wird uns zwingen, unser Verhältnis zu Geld, Konsum und Lebensstandard grundlegend zu überdenken. Doch vielleicht liegt genau darin eine Chance. Vielleicht ist es Zeit, weniger zu jammern und mehr zu handeln – nicht aus Optimismus, sondern aus purer Notwendigkeit.

Und wenn alles andere scheitert, dann bleibt uns zumindest der Trost, dass wir eines Tages auf 2024 zurückblicken werden – als das Jahr, in dem wir uns noch einreden konnten, alles sei halb so schlimm.


Quellen und weiterführende Links

Genießen wir also 2024. Es wird teuer genug, das Jahr zu vergessen.

GENUG IST GENUG

Der 1000-Tage-Albtraum

Es ist eine bittere Ironie, dass Krieg stets als das Ende aller Möglichkeiten gerechtfertigt wird, als die finale Antwort auf eine scheinbar unlösbare Frage. Doch nach tausend Tagen militärischer Auseinandersetzungen in Europa – tausend Tagen des Bombardierens, Erschießens und Verstümmelns – bleibt eine Wahrheit ungeschminkt: Niemand gewinnt. Die Frontlinien mögen sich verschieben, Städte fallen und werden zurückerobert, aber was bleibt, sind Wunden, die weder Erde noch Seele je heilen können. Genug ist genug.

Die Bilanz ist verheerend. Hunderttausende Tote, Millionen Vertriebene, zerstörte Lebenswerke und Städte, die wie geisterhafte Mahnmale aus dem Staub ragen. All das unter dem Deckmantel von Freiheit, Sicherheit oder territorialer Integrität – Worte, die in ihrer Hohlheit kaum die Schreie der Verwundeten und die Tränen der Überlebenden übertönen können. Die Frage drängt sich auf: Wenn Verhandlungen ein „Scheitern“ bedeuten, wie nennen wir dann diesen makabren Tanz des Tötens? Erfolg?

Der Mut zur Schwäche

Helmut Schmidt, ein Mann, der wusste, wie man aus der Asche des Krieges echte Verantwortung formt, sagte einmal: „Lieber hundert Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“ Wie kurzsichtig erscheint dieser Satz heutzutage, wenn man bedenkt, dass nicht hundert, sondern tausend Stunden Verhandlungen im Licht der heutigen Eskalationen wie eine vertane Gelegenheit wirken. Sind wir zu stolz geworden, um den scheinbaren Makel der Kapitulation vor der Gesprächsbereitschaft zu akzeptieren?

Es herrscht ein toxisches Verständnis von Stärke. Zu verhandeln wird als Schwäche interpretiert, ein Eingeständnis des Versagens. Doch wahre Stärke liegt darin, den Mut zu haben, innezuhalten und zu sagen: „Genug.“ Wo bleibt die Einsicht, dass Verhandlungen nicht das Eingeständnis von Niederlage, sondern die Grundlage für eine Zukunft ohne ewigen Krieg sind? Jeder Tag des Weiterkämpfens ist ein Verrat an dieser Zukunft.

Recht und Unrecht: Eine unauflösbare Dichotomie?

Es wäre intellektuell unehrlich, die Prinzipien des Völkerrechts zu ignorieren. Die UN-Charta ist eindeutig: Ein Angriffskrieg ist ein Verbrechen, das nicht relativiert werden kann. Gleichzeitig garantiert sie das Recht auf Selbstverteidigung, ein Recht, das so fundamental ist, dass es niemandem abgesprochen werden darf. Doch hier liegt das Dilemma: Auch das Recht auf Selbstverteidigung wird sinnlos, wenn es in einem Kreislauf des Hasses mündet.

Eine rechtliche Grundlage mag ein moralisches Fundament schaffen, aber sie wird hohl, wenn sie nicht mit pragmatischen Überlegungen unterfüttert wird. Ist das Festhalten an starren Prinzipien tatsächlich mehr wert als das Leben von Abertausenden? Ist es nicht an der Zeit, den Realitäten ins Auge zu blicken und zu erkennen, dass selbst ein gerechter Krieg irgendwann seinen Zweck verliert? Die Wahrheit ist unbequem: Es gibt keinen moralischen Sieger auf einem Schlachtfeld, das mit Blut getränkt ist.

Der einzig gangbare Weg

Man mag einwenden, dass Verhandlungen mit einem Aggressor die Prinzipien der Gerechtigkeit verraten könnten. Doch welchen Verrat begehen wir an der Menschlichkeit, wenn wir uns weigern, an den Verhandlungstisch zurückzukehren? Verhandlungen bedeuten nicht, die Taten des Gegners zu legitimieren. Sie bedeuten, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.

Ein Frieden, der aus Gesprächen entsteht, mag unvollkommen sein. Er wird sicherlich niemanden vollständig zufriedenstellen. Aber das ist der Kern von Diplomatie: Kompromisse. Es ist ein unvollkommener Frieden immer einem perfekten Krieg vorzuziehen. Der Preis des Weiterkämpfens – gemessen in Leben, in der Zerstörung von Kulturen und in der Verhärtung von Herzen – ist zu hoch. Wir können und müssen verhandeln, nicht um die Vergangenheit zu vergessen, sondern um eine Zukunft zu ermöglichen.

Der Moment des „Genug“

Genug ist genug. Es ist Zeit, die Waffen niederzulegen und die Stimme der Vernunft zu erheben. Es ist Zeit, den Mut aufzubringen, Verhandlungen zu führen, selbst wenn sie zunächst aussichtslos erscheinen. Es ist Zeit, die verheerenden Kosten des Krieges zu erkennen und die Chancen des Friedens zu ergreifen.

Denn wenn wir es nicht tun, was bleibt uns dann? Mehr Tote, mehr Leid, mehr verbrannte Erde. Es wird keinen „Sieg“ geben, nur einen weiteren Eintrag in die endlose Liste der Katastrophen, die hätte verhindert werden können. Und das ist der wahre Verrat – der Verrat an unserer Fähigkeit, aus der Geschichte zu lernen und dem Schrecken des Krieges etwas Besseres entgegenzusetzen.


Weiterführende Quellen und Links:

  1. UN-Charta (Originaltext)UN Charter in Full Text
  2. Helmut Schmidt: Über Frieden und VernunftArtikel bei der Bundeszentrale für politische Bildung
  3. Humanitäre Folgen moderner KriegeBericht des Roten Kreuzes
  4. Analyse zu FriedensverhandlungenInternational Crisis Group
  5. Der Preis des Krieges: Ökonomische und soziale AuswirkungenStudie des SIPRI-Instituts

DEOS NON VULT

Ein Papst, ein Buch, ein Eklat – und die Welt hält den Atem an

Ach, Franziskus! Du unermüdlicher Hirte, du ewig pilgernder Weltverbesserer, du sanfter Hirtenhund der katholischen Herde! Nicht einmal ein Jahr nach deinem epochalen Interview mit einem Möchtegern-Influencer von TikTok, in dem du die Sünde der Schokolade auf der Pizza verurteilt hast, wagst du dich wieder auf brisantes Terrain. Doch diesmal geht es nicht um kulinarische Verbrechen, sondern um die geopolitischen Tabuzonen des Planeten. Und zwar jene, wo schon Sandkörner nicht mehr neutral sind.

Mit einem Federstrich erhebst du die leidige Gaza-Tragödie in den elysischen Rang theologischer Spitzfindigkeit. Ein „Völkermord“? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Das müsse geprüft werden, murmelst du – mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen besorgter Demut und der stillen Freude eines Menschen schwankt, der einen geopolitischen Molotowcocktail gezündet hat und jetzt den Funkenflug beobachtet.

Gottes Stellvertreter versus Gottes auserwähltes Volk

Das Echo ließ nicht auf sich warten. Israel, das sich stets der ungeteilten Aufmerksamkeit des Herrn sicher sein kann, griff zum Mikrophon und sprach mit donnernder Stimme: „Völkermord, du sagst? Ach ja, Franziskus, dann lass uns doch über den 7. Oktober reden.“ Und so entfaltete sich ein Dialog auf diplomatischer Ebene, der einem Sandsturm glich: vieles war laut, manches scharf, und am Ende blieb nur ein Schleier von Staub.

Daniele Nahum, Vertreter der jüdischen Gemeinde Mailands und offensichtlich ein Mann der kernigen Worte, ließ es ebenfalls nicht an Dramatik fehlen. Laut ihm macht der Papst die „Opfer von gestern zu den Tätern von heute“. Was für eine scharfsinnige Anklage – ganz so, als habe der Papst in einem Nebensatz empfohlen, Golgatha doch bitte unter Denkmalschutz zu stellen, weil dort ja alles begann.

Christliche Heilige Stätten

Zwischen den Zeilen schwingt die Frage: Geht es dem Pontifex wirklich nur um die Gaza-Bewohner? Oder etwa auch – unbewusst, natürlich – um die Frage, wie man Pilgerreisen nach Bethlehem weiterhin erschwinglich halten kann? Sollen wir glauben, dass es der Vatikan ist, der mit wohlmeinender Sorge den Heiligen Boden betrachtet? Ach bitte, die Christenheit hat seit den Kreuzzügen den Anspruch auf moralische Unfehlbarkeit verloren.

Oder, wie es ein besonders zynischer Analyst formulierte: „Der Papst spricht über Gaza, aber er denkt an das nächste Ostermassaker bei den Kontrollpunkten.“

Selbstverteidigung oder Selbstgerechtigkeit – eine theologische Dissonanz

Die israelische Botschaft am Heiligen Stuhl brachte es auf den Punkt: „Sie nennen es Völkermord, wir nennen es Überleben.“ Selbstverteidigung ist das Totschlagargument (wie passend!) des Nahen Ostens. Seit Jahrtausenden wird hier verteidigt, gestritten und gemetzelt – zur Ehre der jeweils eigenen Götter, versteht sich. Und da steht Franziskus nun, unfreiwilliger Erbe dieser Tradition, mit einem zerfledderten Buch in der Hand und einem leicht überforderten Gesichtsausdruck.

Zwischen Antisemitismus und Moralismus

Natürlich, wie sollte es anders sein, folgte auf die päpstliche Bemerkung eine Lawine von Antisemitismusvorwürfen. Dass das Wort „Antisemitismus“ mittlerweile inflationär verwendet wird, spielt dabei keine Rolle. Ein Mann in Weiß, der sich zum Nahen Osten äußert? Das ist per se verdächtig.

Dabei könnte man doch fast den Eindruck gewinnen, dass der Vatikan einfach mal wieder im Gespräch sein wollte. Eine kleine PR-Kampagne für „Hoffnung enttäuscht nie“? Oder hat Franziskus das Thema tatsächlich aus moralischer Überzeugung gewählt? Man weiß es nicht. Aber eines ist klar: Moral verkauft sich schlechter als Skandal.

Wem gehört das letzte Wort

Wie endet dieser himmlische Eklat? Werden jüdische Organisationen weiterhin gegen die vatikanische Doppelmoral wettern? Wird Franziskus seine Worte revidieren? Oder wartet er schlicht darauf, dass sich die Welt wieder beruhigt, wie ein Lehrer, der hofft, dass die Schüler irgendwann einfach müde werden?

Eines ist sicher: Die Götter, so sagt man, lachen über uns Sterbliche. Und in diesem Fall lachen sie vermutlich besonders laut. Denn während auf Erden die Worte hin- und herfliegen, schweigt der Himmel in einer Stille, die entweder tiefgründig oder einfach nur genervt ist.

Vielleicht doch eine göttliche Intervention?

Am Ende bleibt die leise Hoffnung, dass Franziskus‘ gewagte Worte zu mehr als nur Empörung führen. Vielleicht öffnen sie ja tatsächlich die Tür zu einem ehrlicheren Dialog. Oder, viel wahrscheinlicher, sie füllen einfach die nächste Woche mit hitzigen Talkshows und Twitter-Tiraden. Man wird ja noch hoffen dürfen.

Denn, wie Franziskus selbst sagt: „Hoffnung enttäuscht nie.“ Ach, Franz, du alter Optimist!

Das Trauerspiel einer Möbelhausoper

Der Anfang vom Ende: Eine „Steilvorlage“ für Benko

Es war einmal ein Möbelhändler, der sich in der österreichischen Konsumlandschaft etabliert hatte. Doch wie in jedem Märchen gab es auch hier einen Drachen – diesmal in Form von Missmanagement und Krisen. René Benko, der charmante Milliardär mit dem Händchen für Immobilien und Seilschaften, sah seine Chance, das Märchen umzuschreiben. Nur: Statt das Königreich zu retten, räumte er es systematisch aus.

„Serviceorientierte Verwaltung“, nannte es ein Sprecher von Sebastian Kurz, der diese freundschaftliche Fusion eifrig bejubelte. Aber was bedeutet das schon? Vielleicht, dass Österreichs Möbelhäuser künftig nicht mehr nach Sägemehl und Polyester, sondern nach dem Duft frischer Millionenscheine riechen sollten? Oder dass Kurz und Co. mit Benko gemeinsam das große Monopoly spielten – nur ohne „Gehen Sie über Los“, sondern direkt zu „Ziehen Sie 200 Millionen ein“?

Immobilien ins Töpfchen, Pleite ins Kröpfchen

Es war nie ein Geheimnis, dass René Benko keine Schränke liebt – außer sie sind gefüllt mit Immobilienpapieren. Kika/Leiner war für ihn ein schlafender Riese, den er sanft weckte, nur um ihm dann das operierende Herz herauszureißen. Was übrig blieb? Die Hülle – profitabel, steuerlich abgeschirmt und bereit, mit sattem Gewinn verhökert zu werden.

Und so wurde der Deal des Jahrhunderts gefeiert. Die Politik applaudierte, die Gewerkschaften schluckten, und die Mitarbeiter? Nun, die wurden zum Kollateralschaden degradiert. Was Benko kaufte, war nicht der Möbelmarkt, sondern ein Stückchen österreichischer Boden, hübsch verpackt in sentimentalen Werbeslogans wie „Kika – kommt gleich!“ Spoiler: Ja, die Insolvenz kam tatsächlich.

Sanierung? Wir lachen uns tot

Wenn es etwas gibt, worin die österreichische Wirtschaft ungeschlagen bleibt, dann im dramatischen Scheitern groß angekündigter Sanierungen. Die Retter von 2023 – ein Investor, der den Geist der Möbelhäuser retten wollte – fanden schnell heraus, dass sie lediglich einen Schuldenberg adoptierten, der auf dem Abstellgleis des Kapitalismus herumlungerte.

Am Ende scheiterte die Sanierung kläglich. Die Zahlen sprachen für sich: 139 Millionen Euro Schulden. Ein Betrag, bei dem selbst ein gewiefter Finanzjongleur wie Benko nur müde lächeln würde. Schließlich war er es gewohnt, Summen dieser Größenordnung bei einem einzigen Immobilien-Flip locker einzukassieren.

Österreich – der Sozialstaat für Milliardäre

Während nun Hunderte von Beschäftigten um ihre Existenz bangen, darf René Benko weiter in seiner 60-Millionen-Euro-Villa in Igls verweilen. Eine Villa, deren monatliche „Unkosten“ von schlappen 238.000 Euro natürlich nicht er, sondern seine „Stiftungen“ tragen. Clever? Ja. Unmoralisch? Absolut.

Die Tragödie liegt aber nicht nur in Benkos Taktik, sondern auch im kollektiven Wegsehen der Politik. Jedes Mal, wenn der nächste Skandal ans Licht kommt, erhebt sich ein zögerliches Raunen im Parlament, nur um im nächsten Moment wieder von der Agenda zu verschwinden. Österreich hat eine Tradition des kollektiven Schulterzuckens entwickelt, wenn es um die Verquickung von Politik und Kapital geht.

Der Drachenflieger im Privatjet

René Benkos Fähigkeit, sich als Opfer darzustellen, ist fast bewundernswert. Trotz der Signa-Pleite, die als größte Insolvenz Österreichs in die Geschichte eingehen wird, sieht man ihn lachend aus einem Privatjet steigen – von Steuergeldern subventioniert, versteht sich. Und das ist kein Zufall.

Die Konstruktion hinter Signa ist so komplex, dass selbst erfahrene Wirtschaftsjournalistwie in einem Kafka-Roman darüber schreiben. Am Ende jedoch zeigt sich immer das gleiche Muster: Der Staat zahlt, Benko fliegt, und die arbeitende Bevölkerung schaut in die Röhre.

Ein Lehrstück in Zynismus

Die Kika/Leiner-Pleite ist mehr als nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte gescheiterter Wirtschaftsprojekte. Sie ist ein Symbol dafür, wie sich in Österreich die Interessen von Politik, Kapital und einer Handvoll Superreichen gegenseitig die Klinke in die Hand geben, während der Rest der Gesellschaft am Abgrund steht.

Ob SPÖ, GPA oder einzelne Betroffene – sie alle rufen zu Recht nach Reformen, nach Gerechtigkeit, nach Konsequenzen. Doch solange die Profiteure dieser Machenschaften in ihren Villen und Jets über das Geschehen schmunzeln, bleibt die Frage: Wer stoppt den Drachen, wenn selbst die Wächter des Reiches Teil des Spiels sind?

Ende oder Fortsetzung

Die Geschichte von Kika/Leiner ist kein Einzelfall, sondern ein Zeichen der Zeit. Es ist ein Lehrstück über die Abgründe eines Systems, das Rendite über Menschenleben stellt und Superreiche zu Helden stilisiert, die eigentlich Schurken sind. Vielleicht braucht es nicht nur neue Möbelhäuser, sondern eine komplette Renovierung des politischen und wirtschaftlichen Systems.

Bis dahin bleibt nur eins zu sagen: „Kika – kommt gleich!“ – Ja, die nächste Pleite kommt bestimmt. Und sie wird uns genauso überraschen wie der Sonnenaufgang am Morgen.

Es ist ja fürs Klima …

Mit dem Privatjet zum Klimagipfel

Es gibt Orte, die allein durch ihre bloße Erwähnung unsere Phantasie beflügeln. Paris – die Stadt der Liebe. New York – die Stadt, die niemals schläft. Und dann gibt es Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans. Jene Perle am Kaspischen Meer, die für Ölfontänen, Glastürme und neuerdings auch als Austragungsort des weltweit größten Klimagipfels bekannt ist. Dass dieser Gipfel, eine veritable Messe des guten Gewissens und der CO₂-Emissionen, ausgerechnet im Herzen eines Ölstaates stattfindet, ist jedoch weniger Ironie als vielmehr bezeichnend für unsere Zeit.

Ein Treffen von 40.000 Menschen aus aller Herren Länder, mit einer beneidenswerten Flugaffinität und exquisitem Hang zu Hotelpools, bietet nämlich einen großartigen Rahmen, um die drängendsten Fragen der Welt zu diskutieren. Zum Beispiel: Wo gibt es den besten Kaviar? Welches ist die kürzeste Route von Dubai nach Baku? Und vor allem: Warum zum Teufel sind wir eigentlich hier?

Baku calling

Der Veranstaltungsort ist keineswegs zufällig gewählt. Baku, jene Stadt, die auf den ersten Blick wie eine dystopische Science-Fiction-Kulisse wirkt, glänzt nicht nur durch ihre futuristischen Architektur-Kuriositäten, sondern auch durch die Fähigkeit, sich mit endlosen Ölmilliarden als „grünes Vorzeigeprojekt“ zu präsentieren. Es ist, als ob ein Zigarettenhersteller eine Anti-Raucher-Kampagne finanziert. Aber hey, Symbolik war gestern. Heute zählen Gesten!

Das Klima ist dabei natürlich Hauptprotagonist. Der einzige unsichtbare Gast auf diesem Fest der Eitelkeiten. Die übrigen Akteure sind umso sichtbarer: Politiker, Lobbyisten, Aktivisten und Influencer, die über Nachhaltigkeit dozieren, während sie in maßgeschneiderten Smokings und flimmernden Abendkleidern Champagner aus biologisch abbaubaren Gläsern schlürfen.

Mit Vollgas in die Klimaneutralität

Der Hinweg war natürlich bereits ein Highlight. Nicht wenige der Anreisenden wählten den Privatjet – nicht etwa aus Bequemlichkeit, sondern aus reinem Pragmatismus. Schließlich kann man nur in der Stille einer Gulfstream wirklich tief über die Rettung des Planeten nachdenken. Und wer könnte das übelnehmen? Ein Airbus ist schließlich keine Denkfabrik.

Die CO₂-Bilanz des Events? Selbstverständlich tadellos. Denn die Organisatoren haben versprochen, sämtliche Emissionen durch den Erwerb von 300 Hektar kasachischer Wüste auszugleichen, die fortan als „Klimaschutzpark“ firmieren wird.

Worte, Worte, Worte

Die Tagesordnung ist lang. Zwölf Panels, sechzehn Workshops und vier Galas, um den Auftakt zu feiern, das Durchhalten zu honorieren und den Abschluss zu begießen. Zwischen all dem bleibt genügend Zeit für wichtige Themen wie „Dekarbonisierung des Yoga-Matten-Marktes“, „Nachhaltige TikTok-Trends“ oder „Wie kann ich aus recyceltem Plastik eine exklusive Handtasche machen?“

Das Highlight: die Abschlussrede eines Star-Ökonomen, der nachdrücklich betont, dass die Welt am Abgrund steht – während er eine Rolex trägt, die mehr kostet als ein ganzer Wald in Brasilien. Die Antwort des Publikums ist überwältigend. Standing Ovations, Blitzlichtgewitter, ein paar Tränen. Es wird sogar gemunkelt, dass jemand spontan seine vegane Praline gespendet hat.

Die Moral von der Geschichte?

Man sollte meinen, die Teilnehmer flögen nach Hause, inspiriert und mit der klaren Absicht, etwas zu ändern. Doch wie immer im Leben geht es vor allem um Symbolik. Wenn man also mit dem vierten Martini im Glase und der zehnten Schlagzeile über das schmelzende Grönlandeis im Kopf seinen Privatjet besteigt, kann man sich mit Fug und Recht sagen: Es war ja fürs Klima.

Und wenn irgendwann in der fernen Zukunft Historiker auf diesen Gipfel blicken, werden sie nicht von Heuchelei oder Ironie sprechen, sondern von der Geburt einer neuen Ära. Einer Ära, in der nichts unmöglich ist – nicht einmal, mit 40.000 Menschen einen Ozean aus fossilen Brennstoffen zu durchqueren, um über deren Abschaffung zu diskutieren.


Quellen und weiterführende Links

Wenn Raketen sprechen könnten

Ein Blick auf die lange Reichweite der Kurzsichtigkeit

Es war einmal ein Krieg, der eigentlich keiner sein sollte. Ein Konflikt, der auf diplomatischen Wegen gelöst werden wollte, bevor die Diplomatie ihre schmutzigen Hände hob und erklärte: „Ich wasche sie in Unschuld.“ Doch dann kamen die Waffen ins Spiel, und wie es bei Waffen so ist, sind sie nie stumm. Sie sprechen – manchmal lauter, als es Politikern lieb ist. Und so könnte man sich die aktuelle Eskalation wie einen Wiener Walzer vorstellen, bei dem jeder Schritt ins Unbekannte führt. Die Choreografie? Streng geheim. Die Tänzer? USA, Ukraine, Russland, mit einem gelegentlichen „Pas de deux“ der EU. Und nun also Raketen, die „für sich selbst sprechen“ sollen. Wer hätte gedacht, dass wir die Zukunft des Krieges in einer Werbekampagne von ChatGPT erleben würden?

Wer zündet den ersten Funken, wenn alle Pyromanen sind

US-Präsident Biden, der Mann, dessen Lächeln zwischen staatsmännischer Milde und einem Versuch, sich an das heutige Datum zu erinnern, oszilliert, hat Kyjiw den Einsatz von US-Waffen längerer Reichweite gegen russisches Gebiet genehmigt. Dies, liebe Leser, ist nicht nur ein strategischer Schachzug, sondern ein politisches „Haltet-mich-zurück“ par excellence. Denn natürlich hat niemand wirklich Lust, den dritten Weltkrieg zu beginnen. Es geht lediglich darum, ihn so oft anzudeuten, dass er irgendwann wie ein altes Gerücht wirkt, das niemand mehr ernst nimmt – bis die Raketen fliegen.

Und wer könnte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj übelnehmen, dass er die Raketen „für sich selbst sprechen“ lassen will? Schließlich ist nichts diplomatisch-erhellender als ein präzisionsgelenkter Kommentar auf feindliches Territorium. Wozu auch Verhandlungen, wenn man Botschaften mit Überschallgeschwindigkeit verschicken kann?

Der Kreml und die Kunst der Eskalationslyrik

Auf der anderen Seite der Front erhebt Dmitri Peskow seine Stimme, wie ein Moderator eines apokalyptischen Dramas. Die „Windung der Eskalationsspirale“ nennt er es, als wäre das Ganze ein schlecht geplantes Karussell auf einem Rummelplatz, der längst bankrott gegangen ist. Doch keine Sorge, der Kreml hat Erfahrung mit Eskalationen. Er betrachtet sie wie ein Kunstwerk, ein modernes Gemälde aus Chaos und Drohungen, gemalt mit dem Pinsel der Propaganda.

„Diese Schläge verüben ja nicht die Ukraine“, erklärt Peskow und verweist auf die ominösen „Spezialisten aus westlichen Ländern“. Es ist die alte Leier: Der Westen zieht die Fäden, und die Ukraine ist bloß eine Marionette. Wer könnte es dem Kreml verdenken, dass er an dieser Fiktion festhält? Immerhin ist es eine einfache Erklärung in einer Welt voller komplexer Widersprüche.

Wenn Raketen sprechen, wer hört zu

Es ist bemerkenswert, wie in dieser Diskussion um Raketen, Reichweiten und Reaktionen stets die eigentliche Frage übersehen wird: Was sagen diese Raketen eigentlich? Sind sie lyrische Werke, die den Himmel durchschneiden und dabei ein Gedicht über Zerstörung hinterlassen? Oder sind sie schlicht Kommunikationsmittel, die eine einzige Botschaft senden: „Hier bin ich, und ich bin schneller, als du je reagieren könntest“?

Für den Kreml ist die Freigabe dieser Raketen durch die USA nichts weniger als ein Schuldeingeständnis. Ein Beweis dafür, dass der Westen direkt in den Konflikt verwickelt ist. Und vielleicht hat der Kreml in einem Punkt sogar recht: Wenn Raketen „sprechen“, ist es meistens die Stimme derer, die sie gebaut haben – und nicht unbedingt die derjenigen, die sie abschießen.

Wie viele Eskalationsstufen passen in eine Spirale

Die Eskalationsspirale – dieses wundersame Gebilde, das sich immer weiter dreht und niemanden loslässt. Es ist fast so, als hätten alle Beteiligten ein Abo auf Eskalationen abgeschlossen, ohne je die Kündigungsfrist zu beachten. Der Kreml droht mit einer „schnellen Reaktion“, was übersetzt so viel heißt wie: „Wir wissen noch nicht genau, was wir tun werden, aber es wird definitiv dramatisch aussehen.“

In der Zwischenzeit versucht die Ukraine, ihren Platz in der Welt neu zu definieren, mit Raketen als Pinselstrichen auf der Leinwand geopolitischer Machtspiele. Die USA schauen zu und lächeln das typische Lächeln eines Waffenlieferanten, der weiß, dass er immer einen Schritt entfernt ist von der Behauptung: „Wir liefern nur, was bestellt wurde.“

Die große Frage – oder: Gibt es noch einen Exit

Und so dreht sich der Tanz weiter, ein ewiges Hin und Her zwischen Drohungen, Raketen und rhetorischen Pirouetten. Die große Frage bleibt: Gibt es noch einen Exit, einen Moment, in dem jemand die Musik stoppt und sagt: „Genug getanzt“? Vielleicht, aber nicht, solange Raketen die Hauptrolle spielen. Denn wie heißt es so schön: Wer Waffen sprechen lässt, sollte nicht erwarten, dass sie auch zuhören können.

Satire, Ernst und die Kunst, nicht durchzudrehen

In einer Welt, in der Raketen für sich selbst sprechen, bleibt wenig Platz für leise Töne. Doch vielleicht, liebe Leser, ist es genau diese Absurdität, die uns daran erinnert, warum Satire überhaupt existiert. Sie ist unser kleiner Protest gegen die große Unvernunft – ein Lachen im Angesicht der Eskalation. Und wer weiß? Vielleicht endet dieser Tanz eines Tages nicht in einer Explosion, sondern in einem unerwarteten Moment des Verstehens. Bis dahin bleibt uns nur, die absurden Wendungen des Krieges mit einem Augenzwinkern zu betrachten – und einem gesunden Maß an Skepsis.


Quellen und weiterführende Links

  • [Chomsky, Noam: Die Konsensfabrik – Die politische Ökonomie der Massenmedien]
  • [Berichte zur Freigabe von US-Raketen für ukrainische Angriffe, diverse Nachrichtenagenturen]
  • [Analyse zur Eskalationsspirale im Ukraine-Konflikt, unabhängige politische Thinktanks]

Willkommen im Tollhaus der Preisgestaltung

Wie Konzerne, Politik und ihre ideologische Starrheit die Inflation befeuern

Es war einmal, in einem beschaulichen Land namens Österreich, wo die Alpen majestätisch thronen, die Mozartkugeln immerzu glänzen und die Politik vor allem eines auszeichnet: die Neigung, Probleme lieber zu verwalten als zu lösen. Hier, im Herzen Europas, tobt eine Inflation, die ihresgleichen sucht. Aber keine Sorge, es sind natürlich nicht die Schuldigen, die zur Verantwortung gezogen werden. Nein, viel bequemer ist es, die Inflation als eine Art Naturgewalt zu betrachten, gegen die man einfach nichts tun kann. Und so nimmt das Elend seinen Lauf, während in anderen Ländern längst gehandelt wird.

Naturkatastrophe oder konzerngeführter Feldzug?

Man stelle sich vor, ein Konzernboss beugt sich über seine Zahlen. „Wir haben da ein Problem“, murmelt er. „Die Energiepreise steigen, die Leute werden knurren.“ Doch dann funkelt seine Miene auf, als er zur nächsten Spalte der Excel-Tabelle gelangt. „Aber was wäre, wenn wir die Preise noch weiter erhöhen? Mal sehen, wie weit wir gehen können, bevor der Pöbel auf die Barrikaden steigt.“ Klingt übertrieben? Nun, nicht laut Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, die ganz offen aussprach, was viele nur zu denken wagten: Konzerne „testen“, wie viel Schmerz die Konsumenten zu ertragen bereit sind.

Zwei Drittel der Inflation, so Lagarde, sind dem unersättlichen Hunger nach Übergewinnen zuzuschreiben. Zwei Drittel! Man könnte fast meinen, die Inflation sei weniger ein schicksalhaftes Ereignis und mehr ein konzertiertes Experiment zur Bereicherung der Elite. Die Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IMF) untermauern dies: mindestens die Hälfte der europäischen Inflation sei den Krisengewinnen zu verdanken. Und in Österreich? Da sieht die Sache besonders düster aus.

Untätigkeit als Tugend

Warum also hinken wir hinterher? Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: Weil wir nichts tun. Während Spanien, Belgien und Luxemburg Preisdeckel einführten, Mehrwertsteuern senkten und Übergewinnsteuern einhoben, begnügt sich die österreichische Regierung mit wohlmeinenden Ratschlägen. Mieten? Nicht gedeckelt. Lebensmittelpreise? Oh, das regelt der Markt! Energiekosten? Bitte sparen Sie doch beim Duschen.

Dabei zeigt der Blick über die Grenze, dass Preisdeckel eben nicht das Wirtschaftsendzeitszenario heraufbeschwören, das die ÖVP seit Monaten herbeizuphantasieren versucht. Spanien ist nicht im Chaos versunken, im Gegenteil. Das Land floriert. Doch in Österreich gilt: Nichts tun ist besser als etwas falsch zu machen – auch wenn es bedeutet, dass die Bevölkerung weiter ausblutet.

Lohn-Preis-Spirale? Nein, eine Profitsause!

Die Regierung liebt es, den Fokus auf die angeblich zu hohen Löhne zu lenken. Man muss ja schließlich irgendwo die Schuld abladen. Doch was sagt der IMF dazu? Hohe Lohnabschlüsse sind nicht der Haupttreiber der Inflation. Es sind vielmehr die Unternehmen, die ihre gestiegenen Kosten nicht nur weitergeben, sondern sie gleich in eine Profitorgie ummünzen. Als Finanzminister Brunner im ORF-Report die Mär von der „Lohn-Preis-Spirale“ wiederholte, mag das in konservativen Kreisen Applaus geerntet haben. Fakten stören da nur.

Die Realität sieht nämlich anders aus. Während die Reallöhne in Österreich 2022 den größten Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen hinnehmen mussten, stiegen die Unternehmensgewinne in schwindelerregende Höhen. Kein Wunder also, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert. Dass dies keine unabwendbare Entwicklung ist, zeigt einmal mehr Spanien. Aber Österreich ist eben nicht Spanien. Hier gilt das Dogma: Wer leidet, leidet wenigstens standesgemäß.

Die Lösung? Ja, es gäbe sie.

Die Werkzeuge, um der Inflation Herr zu werden, liegen längst auf dem Tisch. Preisdeckel? Funktionieren. Übergewinnsteuern? Ebenfalls. Mehrwertsteuersenkungen? Ein Klassiker. Doch die österreichische Regierung tut nichts von alledem. Es bleibt beim Mantra der Alternativlosigkeit. Wer allerdings glaubt, dass dieses Nichtstun irgendeine moralische Überlegenheit beweist, der irrt. Es ist vielmehr die Weigerung, den Status quo infrage zu stellen. Denn das würde bedeuten, die heilige Kuh des freien Marktes zu schlachten. Und davor schrecken Schwarz-Grün ebenso zurück wie ein Veganer vor dem Wiener Schnitzel.

Der Preis des Stillstands

Während andere Länder mutig handeln, bleibt Österreich ein Mahnmal der Untätigkeit. Die Menschen zahlen die Rechnung – an der Kasse, bei der Miete, und letztlich mit ihrer Lebensqualität. Doch eines sei gewiss: Die Profiteure dieser Krise schlafen gut. Ihre Konten füllen sich, während die Bevölkerung spart, darbt und hofft, dass der Kelch der nächsten Preiserhöhung vielleicht doch an ihr vorübergeht. Am Ende steht die Erkenntnis: Inflation ist keine Naturgewalt. Sie ist ein System, das von Menschen gemacht wird – und von Politikern, die den Mut nicht aufbringen, es zu ändern.


Weiterführende Links:

Altersarmut beginnt in der Jugend

Butternudelzeit reloaded

Es begann mit den Butternudeln. Jene kulinarische Ikone der prekären Haushalte, die in der Volkshilfe-Studie zum Symbol für das Ende des Monats wurde. Doch selbst diese bescheidene Tradition erlag der Teuerungskrise, als Butter zum Luxusgut avancierte und das bescheidene Toastbrot seinen Platz einnahm. Toastbrot: trocken, kalt, karg. Willkommen in Österreich, einem der wohlhabendsten Länder der Welt, wo hungrige Kinderbäuche nur mit billigem Weißbrot und bestenfalls etwas Margarine gefüllt werden.

Ein kostenloses, warmes Mittagessen für Schulkinder? Zu teuer, sagt die Regierung. Burger von McDonald’s? Offenbar ein vertretbarer Kompromiss, wie ein geleaktes Video von Kanzler Karl Nehammer nahelegt. Die Widersprüche sind erschütternd. Eine halbe Million Menschen kann es sich in diesem Land nicht leisten, alle zwei Tage eine vollwertige Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, während der Finanzminister von Rekordüberschüssen schwärmt.

Das zerbrochene Versprechen der halben Kinderarmut

Im Regierungsprogramm klang es so nobel: Kinderarmut halbieren! Doch statt Halbierung kam die Verdopplung. Heute leben 88.000 Kinder in schwerer Armut – das sind 88.000 Kinder zu viel, die frieren, hungern und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind. Währenddessen verheddert sich die ÖVP in regressiven Ideen wie der Herabsetzung der Strafmündigkeit. Kinderrechte? Ein Kollateralschaden auf dem Altar des Populismus.

Und die Grünen? Einst Hoffnungsträger, jetzt Statisten in einem Theaterstück des sozialen Rückschritts. Die Oppositionsparteien reichten in den letzten Jahren zahllose Anträge ein – Mietpreisstopp, Mehrwertsteuerbefreiung für Grundnahrungsmittel, kostenlose Kinderbetreuung – und jedes Mal folgte dasselbe Schauspiel: Ablehnung durch die Koalition. Es war ein Trauerspiel, dessen Hauptrolle die systematische Ignoranz des Regierungsduos spielte.

Armutsbekämpfung light: Zwei Euro pro Tag

„Anti-Armutspaket“ nennt die Regierung die Einführung einer Geldleistung von zwei Euro pro Kind und Tag. Zwei Euro: Das ist eine halbe Kugel Eis, ein Drittel einer Kinokarte, eine Karikatur von Unterstützung in einer Krise, die selbst Butter zu einer Kostbarkeit macht. Dass dieses Almosen ernsthaft als Maßnahme verkauft wird, sagt mehr über die Verachtung der politischen Elite gegenüber armutsbetroffenen Familien aus, als jede Satire es vermag.

Die Kinderarmut ist kein isoliertes Problem. Sie pflanzt sich fort in die Jugend, in die Erwachsenenzeit, wird zur Altersarmut. Wer als Kind keine Chancen hat, keinen Zugang zu Bildung, Kultur und Gesundheit, wird im Erwachsenenalter keine sozialen Aufstiegsmöglichkeiten finden. Und wer im Berufsleben nie Fuß fasst, wird im Alter von einer mickrigen Pension in die nächste Armutsfalle stolpern. Altersarmut beginnt in der Jugend, und diese Jugend wird heute von den Regierenden im Stich gelassen.

Das stille Sterben des sozialen Gewissens

Es gibt einen roten Faden in der österreichischen Sozialpolitik der letzten Jahre: Sie ist nicht untätig, sondern aktiv destruktiv. Nicht nur Kinder, sondern auch ihre Eltern sind von einer Kaskade aus Vernachlässigung und Verachtung betroffen. Ein Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Bildungsplatz? Niedergestimmt. Eine Erhöhung des Arbeitslosengelds? Ebenfalls nicht. Mütter verlieren Karenzmonate, wenn Väter nicht mitziehen – eine feministische Errungenschaft, die wie ein schlechter Witz wirkt, wenn parallel keine Anreize geschaffen werden, Männer in die Familienarbeit zu bringen.

Und dann gibt es da die kleinen Schritte, die niemals gemacht werden: mehr Schulpsycholog, mehr Schulärzt, Gewaltschutzprogramme. Sie alle bleiben auf der Strecke, während die Verantwortlichen in den Koalitionsrunden hocken und sich gegenseitig blockieren. Das Kindeswohl wird zum rhetorischen Feigenblatt in einer Politik des Stillstands.

Resignation ist keine Option

Doch was bleibt uns? Der Zynismus der Realität darf nicht in Resignation münden. Ja, die Butternudeln sind verschwunden, das Toastbrot ist Realität – aber die Empörung über diese Zustände darf nicht verklingen. Wir dürfen uns nicht an eine Gesellschaft gewöhnen, die Kinder und Familien so schamlos im Stich lässt. Wir dürfen nicht akzeptieren, dass die nächste Generation ohne Perspektiven aufwächst, weil politische Willenslosigkeit den Ton angibt.

Die Zukunft dieser Kinder ist die Zukunft unseres Landes. Und Altersarmut beginnt in der Jugend. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns weniger über die Symptome empören und mehr über die Ursachen sprechen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass nicht Toastbrot, sondern Solidarität auf den Tisch kommt.


Weiterführende Quellen:

  1. Volkshilfe: Studie zur Kinderarmut in Österreich
  2. Statistik Austria: Bericht zu materieller Deprivation 2023
  3. Regierungsprogramm 2020–2024 – eine kritische Bilanz

Wenn Martin Luther heute lebte…

Ein Prozess als Spiegel der Geschichte

Es gibt Momente, in denen die Geschichte mit brutaler Klarheit offenbart, was aus kleinen Gifttröpfchen in den Adern einer Gesellschaft werden kann. Nürnberg, 1946: Vor den Schranken der Justiz behauptet Julius Streicher, der eifrige Architekt antisemitischer Hetze, etwas, das sowohl absurd als auch verstörend plausibel klingt: „Wenn Martin Luther heute lebte, dann säße er hier an meiner Stelle.“ Das Publikum im Saal mag den Atem angehalten haben, ob der Frechheit oder ob der schmerzlich spürbaren Wahrheit. Denn Streicher hatte nicht nur einen dunklen Lehrmeister heraufbeschworen, sondern einen, den man aus den heiligen Hallen der protestantischen Kirche lieber vergessen machen wollte: Martin Luther, das reformatorische Genie mit dem tief verwurzelten Hass.

Aber ist es nicht grotesk, einen Mann, der Bibeln übersetzte und dem Ablasshandel den Krieg erklärte, zum Paten moderner Barbarei zu erklären? Oder ist es schlicht notwendig? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, einen Blick auf den theologischen Sprengsatz zu werfen, den Luther hinterließ – und dessen Zündmechanismus 400 Jahre später von anderen so brillant beherrscht wurde.

Der Prophet und sein wütendes Erbe

Luther, das muss man zugeben, hatte eine Gabe für Polemik. Heute würde man ihn einen „Meister der Hassrede“ nennen, einen Influencer mit toxischem Feed. Besonders berüchtigt ist seine letzte „Judenschrift“ aus dem Jahr 1543: „Von den Juden und ihren Lügen.“ Der Titel klingt wie der eines mittelalterlichen Bestsellers, und tatsächlich war es eine Art geistiger Vorläufer jener pseudowissenschaftlichen Schriften, mit denen die Nazis später ihre Todesfabriken rechtfertigten.

In dieser Schrift zieht Luther alle Register des Hasses: Synagogen anzünden, Häuser zerstören, Rabbinern das Wort verbieten, Juden zur Zwangsarbeit verdammen. Klingt bekannt? Natürlich. Die Parallelen sind so frappierend, dass selbst hartgesottene Lutherverehrer ins Schwitzen kommen. Und doch gibt es Stimmen, die Luthers Ausfälle in den Kontext seiner Zeit stellen wollen: Ach, sagen sie, das waren halt die üblichen Vorurteile der frühen Neuzeit! Dasselbe könnte man wohl auch über mittelalterliche Hexenverbrennungen oder den guten alten Pranger sagen – Tradition rechtfertigt offenbar alles, solange man bereit ist, die Flammen zu romantisieren.

Eine Theologie der Exklusion

Luthers Antijudaismus ist nicht bloß ein Nebenschauplatz seines Schaffens, keine dunkle Laune eines alternden Mannes. Vielmehr zieht sich die Verwerfung des Judentums wie ein roter Faden durch seine Theologie. Die Juden, so Luther, seien verworfen, ein „Gotteslästerndes Volk“, das blind für die Wahrheit sei. Jesus? Ein Prophet, den sie angeblich lächerlich machten. Die Bibel? Ein Buch, das sie ihrer eigenen Tradition entreißen müssten. Es ist ein theologischer Imperialismus, der seine „Wahrheit“ mit Gewalt behauptet. Und wenn die Argumente nicht mehr reichen, dann halt mit dem Feuer.

Zwischen Reformation und Radikalismus

Was dabei besonders perfide ist, ist die doppelte Rhetorik. Luther begann mit „freundlicher“ Missionierung, mit einer fast charmanten Einladung: „Kommt zu uns, erkennt die Wahrheit!“ Als jedoch die Juden sich weigerten, Luthers Christus als ihren Messias zu akzeptieren, schlug seine Enttäuschung in Hass um. Es war eine Bekehrung mit Pistole auf der Brust. Man mag sich vorstellen, wie sich ein mittelalterlicher Jude bei solchen „Einladungen“ gefühlt haben muss. Dankbar? Wohl kaum.

Und so ist es kein Zufall, dass Luther in späteren Jahren seine eigene Enttäuschung zu einer kollektiven Schuldzuweisung umdeutete: Die Juden waren nicht einfach anders, sie waren böse. Sie waren „Teufel in Menschengestalt.“ Und damit öffnete er die Tür für die schlimmsten Exzesse der Moderne.

Luthers Schatten über Deutschland

Am 10. November 1938, dem Geburtstag Martin Luthers, brennen in Deutschland die Synagogen. Zufall? Sicher nicht. Die Nazis wussten genau, was sie taten, als sie Luther als Kronzeugen für ihren eliminatorischen Antisemitismus anführten. Ein „Gottesmann“, der solche Dinge geschrieben hatte, legitimierte ihre Taten vor einem Volk, das sich gerne auf große Traditionen berief. Und so fand sich Luther, der unsterbliche Reformator, als Posterboy einer Bewegung wieder, die alle christlichen Prinzipien verriet – mit seiner eigenen Theologie als Rückendeckung.

Der schwierige Reformator

Wie also umgehen mit diesem Erbe? Manche Protestanten sprechen heute von Luthers „schwerem Erbe“. Das ist eine höfliche Untertreibung, wie sie nur aus kirchlichen Gremien stammen kann. Luthers Schriften sind kein „schwieriges Erbe“ – sie sind eine Zeitbombe, deren letzte Explosion uns vor weniger als einem Jahrhundert zerriss.

Man könnte meinen, dass der Schock von Auschwitz ausreichen müsste, um eine klare Abgrenzung zu ziehen. Doch wie schwer es der evangelischen Kirche fällt, zeigt ein Zitat von Landesbischof Martin Sasse aus dem Jahr 1938, der Luther zum größten „Antisemiten seiner Zeit“ erklärte – mit offensichtlicher Bewunderung. Und hier liegt das Problem: Zwischen historischer Aufarbeitung und theologischer Loyalität klafft eine schmerzhafte Lücke.

Was bleibt

Luther ist und bleibt eine ambivalente Figur, ein Mann, dessen Worte Befreiung und Unterdrückung, Hoffnung und Hass zugleich inspirierten. Doch wer Luther feiert, ohne seine Schattenseiten anzuerkennen, macht sich mitschuldig an den Konsequenzen. Die Reformation mag eine Befreiung von kirchlicher Bevormundung gewesen sein, doch sie war auch der Beginn eines neuen Zeitalters der Intoleranz. Und wer weiß, vielleicht hätte Julius Streicher wirklich recht gehabt – zumindest in einer Hinsicht: Luther hätte eine exzellente Verteidigungsstrategie geliefert. Ob die Geschichte ihn freigesprochen hätte, steht auf einem anderen Blatt.

Tatsache ist, es wurden schon Straßen, Plätze und Schulen wegen weniger umbenannt.


Quellen und weiterführende Literatur

  • Kaufmann, Thomas: „Luthers Judenschriften“. Göttingen, 2017.
  • Schilling, Heinz: „Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs“. München, 2012.
  • Stegemann, Ekkehard: „Luther und die Juden: Eine theologische Herausforderung“. Basel, 2015.

Links

Mahlzeit oder Ögun

Berlin oder Ankara, wem gehört der Kebab?

Man stelle sich vor: Ein schlafloser Freitagabend, ein schaler Atem von Bier und das leuchtende, hypnotische Surren eines Dönermessers, das sich langsam um das Fleischkarussell dreht. Zwischen fettigen Papiertüten, Currysoßenflecken und der Sehnsucht nach sättigendem Trost erhebt sich das eigentliche, alles verschlingende Fragezeichen: Wem gehört der Kebab? Berlin oder Ankara? Der Hauptstadt des Exils oder dem Herzen Anatoliens? Und ist es überhaupt von Belang, wenn doch die Hauptsache ist, dass er knusprig, saftig und idealerweise doppelt Fleisch enthält?

Doch diese Frage ist nicht so banal, wie sie klingt. Sie ist kein einfacher Streit zwischen Gastronomienationen, sondern ein metaphorisches Schlachtfeld der Identitätspolitik, des Nationalstolzes und der postmodernen Debatte über kulturelle Aneignung. Denn der Döner – oder besser gesagt, der Döner Kebab – ist mehr als nur ein Produkt. Er ist ein Symbol: für Migration, Integration, Transformation. Und, wie alle Symbole, zieht er Verklärung, Missbrauch und Mythenbildung an wie die betrunkenen Nachtschwärmer seinen würzigen Duft.

Ankara – Wie alles begann (oder doch nicht?)

Die Erzählung beginnt, wie so viele Heldengeschichten, im Staub und Glanz vergangener Jahrhunderte. Wer den Ursprungsmythos des Kebabs sucht, findet sich schnell in den labyrinthischen Hallen der türkischen Geschichte wieder – oder zumindest in einer Version davon. Hier, im Herzen des Osmanischen Reiches, soll das „vertikal gegrillte Fleisch“ seinen Anfang genommen haben. War es der wandernde Nomade, der seinen Hammelspieß über die Glut hielt? War es ein findiger Koch aus Bursa, der das Fleisch am drehenden Spieß erfand und damit den modernen Drehspieß begründete? Oder war es gar ein zufälliger Unfall, wie bei so vielen kulinarischen Meisterwerken, als ein hungriger Sultan auf die Idee kam, sein gesamtes Schaf am Lagerfeuer zu rotieren?

Die Wahrheit ist, dass der Kebab in der Türkei weniger ein Gericht, sondern eine Philosophie ist. „Kebab“ bedeutet schlicht „gegrilltes Fleisch“, und seine Varianten sind so vielfältig wie die Menschen, die ihn zubereiten. Adana, Urfa, Iskender – die Liste ist endlos. Doch der „Döner“, das „sich drehende Fleisch“, ist der Star der Show. Ein Symbol türkischer Kreativität, sagen die einen. Ein Rezept für Herzinfarkte, sagen die anderen.

Berlin – Der Döner wird revolutioniert

Doch wie so oft, wenn es um Kultur und Essen geht, hat die Geschichte des Döner Kebabs einen Twist. Denn während Ankara den Kebab erfand, hat Berlin ihn neu definiert. Es war das Jahr 1972 – oder vielleicht 1971, wer weiß das schon genau –, als ein türkischer Gastarbeiter namens Kadir Nurman das Konzept des Kebabs auf einen anderen Level hob. Was in den Straßen Ankaras traditionell als Tellergericht serviert wurde, verwandelte sich hier, im hektischen Berlin, in die handliche, portable Speise für die hungrige Mittelschicht.

Mit Fladenbrot, Salat, Soße und Fleisch wurde der Döner Kebab zur perfekten Lösung für ein Stadtleben, das keine Zeit für Messer und Gabel hat. Es war keine Hommage an die türkische Küche, sondern eine pragmatische Anpassung an die Berliner Realität. Der Döner, sagen manche, wurde damit von einem türkischen Gericht zu einem deutschen Kulturgut. Aber ist das fair? Oder ist es ein weiterer Akt kultureller Aneignung?

Der große Streit – Kultur oder Kommerz

Die Frage, wem der Kebab „gehört“, ist nicht nur eine akademische oder patriotische. Sie ist ein Mikrokosmos der modernen Globalisierung. Denn der Döner ist längst nicht mehr „türkisch“ oder „deutsch“. Er ist multinational, omnipräsent, ein kulinarisches Chamäleon, das sich an jede Kultur anpasst. In London wird er mit Minze serviert, in Sydney mit Guacamole, in Tokio sogar mit Sushi kombiniert.

Aber mit dieser globalen Verbreitung kommen auch die Konflikte. Ist es „kulturelle Aneignung“, wenn deutsche Imbissbudenbesitzer den Döner verkaufen, ohne die Türkei zu erwähnen? Ist es eine Form von Respektlosigkeit, wenn der Döner „mit Schweinefleisch“ angeboten wird? Und, noch polemischer: Ist der Döner in Berlin wirklich ein türkisches Gericht, wenn die Mehrheit der Zutaten – vom Brot bis zur Soße – in Deutschland produziert wird?

Döner-Krieg und Identitätspolitik

Die Debatte um den Döner spiegelt größere gesellschaftliche Spannungen wider. Sie handelt von Migration, Integration und dem ewigen Dilemma der „Zugehörigkeit“. Für viele Türken in Deutschland ist der Döner nicht nur ein Gericht, sondern ein Stück Heimat. Ein Symbol für ihre Kultur, das sie in ein fremdes Land mitgebracht haben. Für viele Deutsche hingegen ist der Döner ein Zeichen der erfolgreichen Migration, ein Beweis dafür, dass Integration nicht nur möglich, sondern auch lecker ist.

Aber ist diese Sichtweise nicht naiv? Denn hinter den glänzenden Fassaden der Dönerbuden verbergen sich oft Geschichten von Ausbeutung, schlechten Arbeitsbedingungen und einem knallharten Markt. Und während wir den Döner feiern, vergessen wir oft die Menschen, die ihn herstellen – und die oft selbst unter prekären Bedingungen leben.

Kapitel 5: Mahlzeit oder Ögun – Warum es letztlich egal ist

Am Ende jedoch bleibt die Frage, wem der Döner gehört, vielleicht irrelevant. Denn der Döner, so könnte man argumentieren, gehört uns allen – oder niemandem. Er ist ein Produkt der Migration, der Innovation, der Anpassung. Er ist ein Symbol dafür, dass Kultur keine festen Grenzen hat, sondern ständig im Fluss ist.

Und vielleicht, nur vielleicht, ist das die eigentliche Lektion des Döner Kebabs: Dass Essen uns verbindet, auch wenn wir uns streiten, wem es gehört.

Quellen und weiterführende Links

  1. „Döner oder nicht Döner? Ein kulinarischer Streit“, Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, 2022.
  2. „Kadir Nurman: Der Mann, der den Döner nach Deutschland brachte“, Dokumentation auf Arte, 2021.
  3. „Kulturelle Aneignung oder Integration? Der Döner in der Globalisierung“, Studie des Zentrums für Migrationsforschung, 2020.
  4. „The Global Kebab: How a Turkish Dish Conquered the World“, Artikel in The Guardian, 2019.
  5. Deutsches Döner Institut – Zahlen und Fakten rund um den Döner in Deutschland.
  6. Türkisches Kulturzentrum Berlin – Über die Rolle der türkischen Küche in der deutschen Gesellschaft.

Mahlzeit!

Im Fluss der Gewinne

Wie der Verbund zum Dividenden-Mekka wurde

Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Land, in dem Energie keine Ware, sondern ein Luxusgut ist. Wo der Sonnenschein der Wasserkraft sich nicht auf die Gesichter der Menschen legt, sondern in den Portfolios der Aktionärverschwindet. Willkommen in Österreich 2023, wo der teilstaatliche Energiekonzern Verbund ein Rekordergebnis erzielt hat – und die Bevölkerung fröhlich mitfinanziert. Während die Preise für Strom schwindelerregende Höhen erreichen, erstrahlen die Dividenden der Aktionärheller als je zuvor. Willkommen im goldenen Zeitalter der Ungerechtigkeit.

Rekord-Dividenden: Das Hochwasser der Gewinne

Mit einer Gewinnsteigerung von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hat der Verbund 2023 sozusagen den Jackpot geknackt. Aber warum bescheiden sein? Wenn schon Rekorde, dann bitte gleich doppelt: Die Aktionärdürfen sich über die höchste Dividende in der Geschichte des Unternehmens freuen. Diese Auszahlung ist nicht nur beeindruckend, sie ist astronomisch. Viermal so hoch wie noch 2021, dem bescheidenen Jahr vor der Energiekrise, als das Geld offenbar noch nicht so sprudelte wie heute.

Fast zwei Drittel der Gewinne landen direkt in den Taschen der Investoren. Einem Publikum, das ohnehin nicht zu den finanziell Schwächsten zählt. Man stelle sich vor: Während Familien überlegen, ob sie lieber frieren oder hungern sollen, entscheiden Investmentfonds und Großaktionär, ob sie ihre Gewinne lieber in Immobilien, Yachten oder Kunst investieren. Es ist ein Spektakel für die Geschichtsbücher, ein moralisches Lehrstück für die Ewigkeit – oder zumindest für die nächste Börsensitzung.

Von Wasserkraft und Gier: Die wahre Energiequelle

Dass Strompreise in Europa seit 2022 drastisch gestiegen sind, ist keine Überraschung. Die Gaspreise explodierten nach Russlands Angriff auf die Ukraine, und die europäische Energiekrise wurde zum Dauerbrenner in den Schlagzeilen. Doch hier kommt der Clou: Der Verbund produziert kaum Strom aus Gas. Fast der gesamte Strom stammt aus erneuerbaren Energien, vor allem aus Wasserkraft. Wasserkraft! Ein Rohstoff, der – zumindest bisher – kostenlos vom Himmel fällt.

Und trotzdem? Die Strompreise folgten brav dem sogenannten „Merit-Order-Prinzip“, das die Kosten an der teuersten Produktionsform orientiert. In diesem Fall: Gas. Was macht also der Verbund? Produziert billig, verkauft teuer. Und kassiert. Dass dabei Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen ihre Stromrechnungen kaum noch stemmen können, ist ein Kollateralschaden, der im glänzenden Licht der Rekorddividenden wohl untergeht.

Lasst sie Strom essen: Der Marie-Antoinette-Moment der österreichischen Energiepolitik

Die Strompreise in Österreich waren 2023 die höchsten weltweit. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Höher als in Ländern, die Energie importieren müssen, höher als in Staaten, die kein einziges Wasserkraftwerk besitzen. Es ist ein Kunststück, das fast an Genialität grenzt – wenn man sich denn auf die Perspektive der Aktionäreinlässt.

Für die Konsumentist die Realität weniger rosig. Während die Gehälter stagnieren und die Inflation fröhlich weitergaloppiert, wächst die Zahl jener, die von Energiearmut betroffen sind. Man könnte meinen, dass ein teilstaatlicher Konzern hier eine soziale Verantwortung hätte. Doch offenbar ist das einzige „staatliche“ an diesem Unternehmen die Tatsache, dass es sich um einen besonders effizienten Steuer-Gewinn-Transfer-Apparat handelt – von der Bevölkerung hin zu den Finanzmärkten.

Spanien zeigt: Es geht auch anders

Doch muss das wirklich so sein? Natürlich nicht. Während Österreich mit seiner Strategie des „Reichen-reicher-Machens“ glänzt, zeigt Spanien, wie man eine Energiekrise auch bewältigen könnte. Die linke Regierung in Madrid hat Übergewinne der Energiekonzerne mit einer speziellen Steuer abgeschöpft. Und was haben sie mit diesem Geld gemacht? Etwa neue Subventionen für Aktionär? Nein. Sie haben die Bevölkerung entlastet.

Steuern auf Grundnahrungsmittel wurden ausgesetzt. Der Mindestlohn und kleine Pensionen wurden erhöht. Der öffentliche Verkehr wurde kostenlos gemacht. Die Botschaft ist klar: In Spanien wird die Krise nicht auf den Schultern der Schwächsten ausgetragen. Es ist ein Modell, das zeigt, dass sozial gerechte Politik kein Utopiegedanke ist, sondern machbar – wenn der politische Wille da ist.

Das Wasser steht uns bis zum Hals

Zurück nach Österreich, wo diese Logik offenbar nicht ankommt. Stattdessen wird der Verbund als Paradebeispiel eines „erfolgreichen Unternehmens“ gefeiert, das stolz Rekordergebnisse verkündet. Man könnte fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Die Einnahmen aus Wasserkraft hätten genutzt werden können, um die Menschen zu entlasten, die unter den hohen Lebenshaltungskosten leiden. Doch stattdessen wurde entschieden, die Gewinne an jene umzuverteilen, die ohnehin keine Hilfe brauchen.

Es ist eine Ironie, die Österreich ins Zentrum der wirtschaftlichen Absurditäten rückt: Ein Land voller Ressourcen, das es nicht schafft, diese zum Wohle seiner Bevölkerung einzusetzen. Ein Land, in dem Gewinne priorisiert werden, während Grundbedürfnisse zu Luxusgütern verkommen.

Eine Frage der Verantwortung

Die Energiekrise hat gezeigt, dass die Macht der Märkte größer ist als die Moral der Politik. Doch das muss nicht so bleiben. Es braucht nur den politischen Mut, den Kreislauf der Ungerechtigkeit zu durchbrechen. Wie Spanien beweist, ist das durchaus möglich. Es geht nicht darum, Gewinne zu verteufeln, sondern darum, sie gerecht zu verteilen.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass Österreich aufwacht und erkennt, dass Wasserkraft nicht dazu da ist, Yachten zu finanzieren, sondern das Leben der Menschen zu erleichtern. Doch bis dahin bleibt wohl nur ein bitteres Fazit: Im Fluss der Gewinne ertrinkt die Gerechtigkeit.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Der Standard: „Rekordgewinne beim Verbund – eine Analyse der Ursachen“
  2. Profil: „Wie Österreichs Strompreise zum globalen Spitzenreiter wurden“
  3. Eurostat: „Vergleich der Energiepreise in der EU“
  4. El País: „Wie Spanien die Energiekrise gemeistert hat“
  5. OECD-Bericht: „Energiearmut und soziale Gerechtigkeit in Europa“

EIN STROMPREIS FÜR DIE ELITE

WIE VERBUND ZUM GOLDESSEL WURDE

Es war einmal ein Land, wo die Berge majestätisch und die Täler saftig grün sind, wo rauschende Bäche Kraftwerke speisen und die Bürgerbrav ihren Strom zahlen. Dieses Land hat einen Namen: Österreich. Und in diesem Land gibt es einen Energiekonzern, der einen beeindruckenden Rekord aufgestellt hat – nicht etwa im Dienst an der Gesellschaft, sondern im Füllen seiner eigenen Taschen und der seiner Aktionär. Der Konzern heißt Verbund, und das Jahr 2023 war sein annus mirabilis. Aber wie sieht die Geschichte dahinter aus? Willkommen zu einer satirischen Reise in die Untiefen des österreichischen Energie-Managements.

DIE WASSERKRAFT-WUNDERMASCHINE

Wasserkraft, diese noble und saubere Energiequelle, ist die Grundlage von Verbund. Und doch: Während die Flüsse ihre natürliche Kraft spendeten, floß das Geld in Strömen woanders hin – in die Hände der Aktionär. Eine Dividende wurde ausgeschüttet, die so monumental war, dass selbst Dagobert Duck seine Geldspeicher erbleichen ließ. Das kleine Problem dabei: Dieses Geld kam nicht von irgendwoher, sondern aus den Taschen der Bevölkerung, die in einem schockierenden Strompreisschock gefangen war. Aber halt! Warum so teuer, fragt da die naive Seele, wenn das Wasser doch immer noch denselben Preis hat wie eh und je? Ach, hätten wir doch nur alle die Weisheit der Energie-Oligarchen!

DER MARKT: EIN UNGEHEUER MIT GASMAGEN

Die Antwort liegt im sogenannten „Merit-Order-System“. Dieses System, das von Ökonomerfunden wurde, um angeblich den effizientesten Preis zu garantieren, funktioniert ungefähr so: Der teuerste Produzent (in diesem Fall Gaskraftwerke) bestimmt den Preis für alle. Dass Verbund fast ausschließlich Wasserkraftwerke betreibt und Gaspreise daher nur für das Protokoll relevant sein sollten, stört dieses System nicht im Geringsten. So wurde das Unternehmen zum stillen Profiteur einer globalen Krise, während die Konsumentals schicksalsergebene Zahlschafe im kalten Dunkel saßen. Ein System, das Gewinne maximiert, wenn es den Menschen schlecht geht – brillante Marktwirtschaft oder zynisches Experiment? Die Antwort überlassen wir Ihnen.

FÜR JEDEN EINEN „WASSER“-CHAMPAGNER

Man stelle sich die Szenen in den noblen Wiener Palais vor: Sektkorken knallen, Lobesreden auf die Dividende werden geschwungen, und der Aktienkurs wird wie ein Held gefeiert. Die Dividende, ein Vielfaches von dem, was vor der Krise ausgeschüttet wurde, symbolisiert den Triumph des Systems – und die Ohnmacht der restlichen Gesellschaft. Der österreichische Staat, seines Zeichens Miteigentümer des Verbund, bekommt natürlich auch seinen Anteil am Kuchen. Der Teil der Gewinne, der die Taschen von Hedgefonds, Pensionsfonds und Multimilliardärfüllt, bleibt jedoch schamhaft unerwähnt.

SPANIEN ZEIGT, WIE ES ANDERS GEHT

Doch während Österreich stolz auf seine Gewinn-Bilanz ist, zeigt Spanien, dass die Geschichte auch anders geschrieben werden könnte. Dort hat die Regierung beschlossen, den Übergewinnen der Energiekonzerne mit einer Sondersteuer zu begegnen. Das Geld floss zurück in die Gesellschaft: in Form von entlastenden Maßnahmen wie kostenlosen öffentlichen Verkehr, Steuererleichterungen auf Grundnahrungsmittel und Erhöhungen des Mindestlohns. Ein mutiger, pragmatischer Schritt, der zeigt, dass Politik auch im Dienst der Menschen stehen kann – wenn sie denn will. Aber wer braucht schon öffentliche Güter, wenn es private Dividenden gibt?

DER TEILSTAATLICHE „TEIL“ UND DIE GROSSE FRAGE

Nun könnte man meinen, ein teilstaatlicher Konzern wie Verbund würde wenigstens teilweise auch dem Allgemeinwohl dienen. Schließlich hält die Republik Österreich 51 % der Anteile. Doch diese Mehrheit wird zum großen Schweigen, wenn es darum geht, Maßnahmen zu ergreifen, die der breiten Masse zugutekommen könnten. Wo sind die Preisdeckel? Wo sind die sozialen Ausgleichsmaßnahmen? Wo ist die Solidarität? Stattdessen scheint die staatliche Kontrolle nur darin zu bestehen, dass man am Dividendenbuffet ganz vorne in der Schlange steht.

FLUSSABWÄRTS ODER GEGEN DIE STRÖMUNG

Die Stromkrise hat die grundsätzliche Frage aufgeworfen, wem Energie überhaupt gehört und wie sie verwaltet werden sollte. Ist sie ein Grundrecht, das für alle leistbar sein muss? Oder bleibt sie ein Spekulationsobjekt, ein Spielzeug für Aktionärund Vorstände, die im Zweifelsfall immer den Markt vorschieben, um jede Verantwortung abzulehnen? Spanien hat gezeigt, dass es Alternativen gibt. Doch wird Österreich diesen Mut aufbringen? Oder bleibt alles beim Alten, während die Wasserkraft ihre ewige Arbeit tut und die Gewinne in die falschen Taschen fließen?

EINE FRAGE DER GERECHTIGKEIT

Am Ende bleibt die Frage: Wie viel Ungerechtigkeit kann eine Gesellschaft ertragen, bevor sie ins Wanken gerät? Die Dividenden-Party mag für einige wenige ein rauschendes Fest gewesen sein. Für den Großteil der Österreicherbleibt sie ein bitterer Beigeschmack in einem ohnehin schwierigen Jahr. Und während die Flüsse weiterrauschen, rauscht auch der Zorn der Menschen – still, aber unaufhaltsam. Vielleicht ist es an der Zeit, das System neu zu denken, bevor es an den Ufern der Empörung zerschellt.

Quellen und weiterführende Links:

Verbund Geschäftsbericht 2023
Noam Chomsky, „Die Konsensfabrik“
Bericht über Spaniens Maßnahmen

Tanz der Profite

Choreografie der Ungerechtigkeit

Die Bühne ist bereitet, der Taktstock gehoben: Willkommen zum großen Dividenden-Walzer des österreichischen Energieriesen Verbund! Während das gemeine Volk den Gürtel enger schnallt, erklingen die Kassen der Aktionär in wohlklingendem Dreivierteltakt. Ein goldenes Jahr liegt hinter dem Konzern, der sich als Dirigent des Reichtums inszeniert – finanziert von Konsument, die ihre Stromrechnungen mit Schweiß und Tränen begleichen. Der Applaus? Tosend – zumindest in den Vorstandsetagen.

Wenn der Gewinn zur Hymne wird

2023, das Jahr der Überfülle. Ein Rekordergebnis jagt das nächste, und der Verbund tanzt mit der Eleganz eines Wiener Opernballs durch die Strompreiskrise. 32 Prozent Gewinnsteigerung! Das ist keine Bilanz, das ist ein Meisterwerk der Profitmaximierung. Doch das wahre Highlight der Saison? Die schwindelerregende Rekorddividende – ein Geschenk, wie es der gemeine Aktionär wohl nur in seinen kühnsten Träumen erwartet hätte. Viermal so hoch wie 2021, vor der Energiekrise. Man könnte fast meinen, der Konzern sei mit einem goldenen Löffel in der Hand geboren worden.

Natürlich, das Ganze hat einen Haken. Oder, um im Walzer-Jargon zu bleiben: einen abrupten Taktwechsel. Der schillernde Reigen wird nicht aus eigener Tasche finanziert, sondern von jenen, die am wenigsten mittanzen wollen – den Konsument. Doch was soll’s? Sie können ja zuschauen. Schließlich ist der Walzer ein öffentliches Spektakel.

Ein Theater der Absurditäten

Ah, der Strompreis! Ein hochkomplexes Konstrukt, das sich offenbar weniger an den Produktionskosten als an den Gesetzen des absurden Theaters orientiert. Warum billig verkaufen, wenn man teuer kann? Der Preis für Strom richtet sich nämlich immer nach der teuersten Produktionsmethode – in diesem Fall Gas. Dass der Verbund fast ausschließlich auf Wasserkraft setzt, spielt dabei keine Rolle. Wasser mag gratis vom Himmel fallen, aber das Geld soll bitteschön in Strömen fließen – in die Taschen der Aktionär.

Das Ergebnis? Österreichische Strompreise erklimmen die Spitze der Weltrangliste. Weltmeister! Und das in einem Land, das sich gern als Vorreiter für grüne Energie inszeniert. Ein veritables Paradoxon: Während die Konsument im Regen stehen, fährt der Verbund Sonnenschein-Gewinne ein.

Stopp der Übergewinne

Doch halt! Im spanischen Flamenco-Takt wird eine andere Melodie gespielt. Die linke Regierung hat erkannt, dass das endlose Kreisen der Profitspirale nicht zwingend zur Gesellschaftsmelodie passt. Übergewinnsteuer? Aber ja doch! Warum die Taschen der Aktionär füllen, wenn man die Bevölkerung entlasten kann?

Spanien zeigt, wie Übergewinne sinnvoll eingesetzt werden: Steuersenkungen auf Grundnahrungsmittel, höhere Mindestlöhne und Pensionen, kostenloser öffentlicher Verkehr. Der Clou? Eine Bevölkerung, die aufatmet, statt unter Strompreisen zu ächzen. Eine Wirtschaftspolitik mit Herz, Hirn und einer gehörigen Portion sozialem Taktgefühl.

Ein Steuerschritt vor, zwei Schritte zurück

Österreich hingegen wählt eine andere Choreografie. Statt den Verbund zur Verantwortung zu ziehen, tanzt die Regierung brav im Schatten der Dividendenberge. Eine Übergewinnsteuer? Das wäre ja eine Revolution auf dem gesellschaftlichen Parkett – eine unerhörte Zuwiderhandlung gegen das Drehbuch des freien Marktes. Nein, man bleibt lieber bei der alten Choreografie: Konsument blechen, Aktionär feiern. Und so dreht sich der Walzer weiter.

Aber wer weiß? Vielleicht wagt irgendwann jemand, den Tanz zu unterbrechen, die Noten neu zu schreiben und eine Melodie anzustimmen, die nicht nur für wenige Ohren bestimmt ist. Bis dahin aber heißt es für die Bevölkerung: Im Takt der Strompreise strampeln, während der Verbund weiter den Dirigenten gibt.

Der Verbund und das Spiel der Ironie

Die Geschichte des Verbund ist eine Geschichte voller Symphonien. Eine Geschichte, in der Wasserkraft zu Gold wird, während das Volk unter der Last der Rechnungen in die Knie geht. Man könnte fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Doch Satire ist der kleine Bruder der Hoffnung, und vielleicht, ja vielleicht, findet sich irgendwann ein Dirigent, der den Takt des Lebens neu bestimmt – einer, der die Klänge der Gerechtigkeit zum Klingen bringt.

Bis dahin bleibt uns nur, den ironischen Refrain des Rekordjahres zu summen:

„Danke für den Strom, der so teuer ist – bezahlt von uns allen, genossen von ein paar wenigen.“

Europas Gaspreis-Champion

Hurra, Österreich ist die Nummer Eins

Ein Aufschrei der Freude zieht durchs Land, die rot-weiß-rote Fahne weht stolz im Wind, und ein neuer, strahlender Titel krönt die Alpenrepublik: Österreich hat es geschafft, sich an die Spitze der Europäischen Union zu setzen. Doch der Triumph hat einen bitteren Beigeschmack. Es handelt sich nicht um den Eurovision Song Contest, nicht um die erfolgreichsten Skiweltmeisterschaften, und auch nicht um die geringste Staatsverschuldung. Nein, die Rede ist von den Gaspreisen. Österreich hat sich in einem wahren Kraftakt an die Spitze der EU-Gaspreissteigerung katapultiert und dabei alle Erwartungen – und Haushaltsbudgets – pulverisiert.

Von Jänner 2021 bis Februar 2024 verzeichneten die Gaspreise in Österreich eine rekordverdächtige Steigerung von 201 Prozent. Damit lässt das Land sogar die sonst so wettbewerbsfreudigen Baltenstaaten Lettland (136 Prozent) und Litauen (130 Prozent) weit hinter sich. Was für ein historischer Moment! Man mag gar nicht mehr von Inflation sprechen – das klingt zu harmlos. Österreich erlebt eine Gaspreis-Explosion, bei der selbst der Hadronenbeschleuniger in Genf neidisch wird.

Die Vermieterjubeln, die Mieterfrieren

Während die Spitzenreiterposition in den Gaspreis-Charts der EU für die Regierung vielleicht als „wirtschaftlicher Erfolg“ erscheint, sieht die Realität für die Bürgerdes Landes weniger rosig aus. Besonders hart trifft es die Mieter, denn über die Hälfte aller Gasheizungen in Österreich sind in Mietwohnungen installiert. Ohne Mitspracherecht über die Heizungsart sind sie den Preisspiralen ausgeliefert, wie Schiffbrüchige auf einem Floß inmitten eines Ozeans aus Euroscheinen.

Die Vermieter? Sie sehen dem Treiben von ihren geheizten Logenplätzen aus zu und profitieren von steigenden Betriebskosten, die sie munter an die Mieterweiterreichen. Ein echter Glücksfall für jene, die schon immer fanden, dass Kapitalismus einfach nur ein Synonym für „Gewinnmaximierung auf Kosten anderer“ ist.

Jeder braucht Strom, aber nicht jeder braucht Gas

Finanzminister Magnus Brunner brachte das Drama bereits 2022 auf den Punkt. In einem Interview sagte er den mittlerweile legendären Satz: „Jeder braucht Strom, aber nicht jeder braucht Gas.“ Eine so scharfsinnige Analyse hätte den Herren wohl auch einen Stuhl in der antiken Akademie Athens gesichert, direkt neben Platon und Aristoteles. Nur, dass die Realität in Österreich zeigt, dass doch ziemlich viele Menschen Gas brauchen. Zum Beispiel jene Millionen, die in ihren Wohnungen mit Gas heizen und sich mittlerweile überlegen, ob sie im Winter besser frieren oder bankrott gehen sollen.

Die Regierung hat den gigantischen Preisanstieg weitgehend ignoriert. Stattdessen wurde eine Strompreisbremse implementiert, die weder die Krisengewinner unter den Energiekonzernen noch deren Anlegerbelastete, sondern die Kosten brav auf die Bürgerabwälzte. „Solidarität“ bekommt so eine neue Definition: Wir halten zusammen – um die Dividenden der Aktionäre zu maximieren.

Milliarden für die Konzerne, Krümel für die Menschen

Die wahren Gewinner dieses grotesken Schauspiels sind die Energiekonzerne. Sie haben in den letzten Jahren Milliardengewinne eingefahren, als gäbe es kein Morgen. Während Haushalte sparen müssen, indem sie sich zwischen Lebensmitteln und Heizkosten entscheiden, klingeln bei den Unternehmen die Kassen. Zwar wurde eine sogenannte „Übergewinnsteuer“ eingeführt – ein Begriff, der so kryptisch klingt, dass man meinen könnte, er sei direkt aus einem dystopischen Wirtschaftsroman entsprungen –, doch geändert hat das nichts. Die Extraprofite landeten weiter in den Taschen der Aktionär, während die Politik stolz mit Maßnahmen prahlte, die auf dem Konto der Bevölkerung keinen Unterschied machten.

Wie wir uns an die Spitze kämpften – Eine Polemik

Man könnte fast bewundern, wie Österreich es geschafft hat, eine derart absurde Führungsposition zu erreichen. Während andere Länder immerhin versuchten, mit Gaspreisdeckeln oder subventionierten Heizprogrammen gegenzusteuern, setzte Österreich auf eine Mischung aus laissez-faire und Ignoranz. Der Markt sollte es regeln, hieß es. Dass der Markt dabei vor allem die Energiepreise und damit die Existenzgrundlage der Bürger„regelt“, wurde als Kollateralschaden abgetan.

Doch was soll man sagen? Österreich hat den Wettbewerb angenommen und die Latte der Preissteigerung höher gelegt als jedes Land zuvor. Wenn das kein Erfolg ist, was dann?

Vom „Gaspreis-Champion“ zum Mahnmal der Untätigkeit

Der 201-prozentige Preisanstieg ist mehr als nur eine statistische Anomalie. Er ist ein Mahnmal für die Untätigkeit der Regierung, die lieber dabei zusah, wie Energiekonzerne Gewinne anhäuften, anstatt die Bürgerzu schützen. Während andere Staaten zumindest versuchten, mit Maßnahmen wie Gaspreisdeckeln gegenzusteuern, blieb in Österreich alles beim Alten. Die Regierung agierte so, als wäre der Anstieg der Gaspreise ein Naturereignis, gegen das man ohnehin nichts ausrichten könne – wie ein plötzlicher Schneesturm oder ein Lawinenabgang.

Quo vadis, Österreich

Die Frage bleibt: Wohin führt dieser Weg? Wird Österreich weiterhin an der Spitze der Gaspreisstatistiken stehen und dabei zusehen, wie immer mehr Menschen in die Energiearmut abrutschen? Oder wird irgendwann doch jemand in der Regierung aufwachen und begreifen, dass es vielleicht doch sinnvoll wäre, Maßnahmen zu ergreifen, die die Last von den Schultern der Bevölkerung nehmen?

Bis dahin bleibt Österreich wohl ein trauriger Rekordhalter – ein Gaspreis-Champion, dessen Titel niemand feiern möchte.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Eurostat-Datenbank: Gaspreise in der Europäischen Union, [Link zur Quelle]
  2. „Österreichs Gaspreiswahnsinn“ – Der Standard, [Link zur Quelle]
  3. „Profit statt Krise: Die Gewinner der Energiekrise“ – Profil, [Link zur Quelle]
  4. Bericht des Rechnungshofs: Energiearmut in Österreich, [Link zur Quelle]
  5. Magnus Brunner Interview – Die Presse, [Link zur Quelle]

ICH WERDE KANZLER

Der Blackrock-Kanzler der Zukunft

Es gibt ja diese Momente im Leben, in denen man sich fragt, wie es eigentlich so weit kommen konnte. Man sitzt gemütlich auf dem Sofa, scrollt durch den Newsfeed und dann trifft sie einen wie ein Schlag ins Gesicht – die Erkenntnis, dass die Welt nicht nur aus den üblichen Verrücktheiten besteht, sondern dass wir uns ernsthaft auf den Weg in ein Zeitalter von Kanzlern wie Friedrich Merz begeben. Ja, genau. Der Mann, der uns allen noch aus den Zeiten der finsteren Schröder-Regierung als der notorische Verschwörer gegen das soziale Gewissen in Erinnerung geblieben ist, steht bereit, die Zügel des Staates zu übernehmen – nicht als ein alternder Politiker in einem grau-gemusterten Anzug, sondern als das Zugpferd eines neuzeitlichen, noch viel größeren Experiments. Ein Experiment, das Deutschland nicht nur vor den Abgrund führt, sondern es gleichzeitig in die erlauchten Hallen der Blackrock-Vermögensverwaltung katapultiert.

Blackrocks neuer Star

Friedrich Merz, der Meister der kalten Finanzlogik, der Mensch, der den Begriff „Marktwirtschaft“ genauso felsenfest im Griff hat wie den Blick auf den S&P 500, wird der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, der die politische Landschaft nicht mehr aus der Sicht eines Politikers beobachtet, sondern als eine Art Super-Manager, der auf den Kurs von Aktien und Anleihen ebenso Einfluss nimmt wie auf das Schicksal ganzer Nationen. Natürlich ist es kein Zufall, dass Merz als treuer Diener der weltweit mächtigsten Finanzinstitution auftritt – Blackrock, der unscheinbare Riese hinter den Kulissen des globalen Kapitalismus. Schließlich ist es nichts weniger als eine historische Fügung, dass der Mann, der die deutsche politische Bühne so lange dominierte, nun als Instrument der globalen Kapitalmacht agieren soll.

Für die Anhänger des unaufhaltsamen Marktes ist Merz der ideale Kandidat – ein Mann, der nicht nur das private Vermögen von Schwarz-Rot-Gold in seiner Tasche trägt, sondern der auch die „richtige“ Sicht auf die Welt hat. Warum? Weil er, wie Blackrock, die Macht der Finanzmärkte über die Demokratie stellt. Für Merz sind die Massen keine komplexen sozialen Gebilde mit Sorgen, Ängsten und Bedürfnissen. Nein, die Massen sind vor allem „Konsumenten“, die das System konsumieren sollen, ohne die Fragwürdigkeit des Systems zu hinterfragen. Wer nicht mitspielt, soll eben zum „Falschensammeln“ übergehen, wie es so schön in den Kreisen der finanzpolitischen Elite heißt.

Taurus und andere Instrumente der Freiheit

Merz‘ Vision von Freiheit – ein schimmerndes Ideal, das die Weltwirtschaft befreit und den Menschen an den Rand ihres Existenzminimums bringt – ist nicht etwa ein romantischer Gedanke über die Freiheit des Individuums, sondern die Freiheit der Vermögensverwalter. Diejenigen, die über Milliarden von Dollar entscheiden und deren Vorstellungen von Gerechtigkeit so weit entfernt sind von der Realität des durchschnittlichen Bürgers wie der Mars von der Erde. Was also tun, wenn die großen Erben des Weltkapitals, die Blackrocks dieser Welt, auf den Kriegshorizont blicken? Merz hat eine Antwort: Warum nicht ein bisschen Aufregung ins Spiel bringen, indem man der Ukraine nicht nur moderne Waffen liefert, sondern das Land in den grenzüberschreitenden Konflikt hineinführt?

Die Idee eines Ultimatums gegenüber einer Atommacht, das den Krieg direkt nach Moskau tragen will, klingt fast wie eine Karikatur eines Spiels von Schach in der politischen Arena. Doch was Merz hier anspricht, ist alles andere als ein harmloses Gedankenspiel. Tatsächlich wird es immer offensichtlicher, dass solche Maßnahmen nicht aus geopolitischer Notwendigkeit, sondern aus einem makabren Kalkül kommen: Die Finanzwelt liebt den Krieg. Der Krieg zerstört, schafft aber auch „neue Märkte“ – neue Wege, Kapital zu verschieben und Gewinne zu maximieren. Die Gesellschaft als solches? Irrelevant. Die Menschen? Egal. Wenn Merz als Kanzler agiert, dann aus einer Überzeugung heraus, dass die Freiheit des Marktes nur durch solch brutale Schachzüge gesichert werden kann. Und wer ist der Gewinner? Na, Blackrock natürlich.

Der Versuch, Geschichte mit Aktien zu kaufen

Es ist faszinierend, wie Merz und Co. die Geschichte der Welt auf dem Rücken eines simplen Aktienportfolios aus den 90er Jahren umschreiben wollen. Die kruden Wirtschaftsprogramme, die zu einem gut portionierten Aktienkurs geführt werden, könnten sich vielleicht als unfreiwillige Satire aus der Werkstatt des politischen Kabaretts entpuppen – wären sie nicht so erschreckend real. Deutschland als ein neoliberales Labor, in dem jede Maßnahme, jede Entscheidung, jede Krise auf den Konten der globalen Finanzelite vermerkt wird. Es sind keine nationalen Interessen mehr, die zählen, sondern der globale Profit. Und an der Spitze dieses Kapitalmarktes? Natürlich Merz. Der Mann, der immer wusste, dass Politik eigentlich nur ein anderes Wort für „Business as usual“ ist, dass Wohlstand nicht vom Volk kommt, sondern von den Verwaltern der Aktien.

Doch es ist nicht nur Blackrock, das diesen Kanzler an der Spitze sehen will. Merz wird nicht nur als treuer Diener einer Institution gesehen, sondern auch als Modell für den Kanzler der Zukunft: einer, der auf der internationalen Finanzbühne tanzt, die Kontrolle über die Wirtschaft in den Händen weniger spielt und gleichzeitig nationale Interessen zu einem Relikt der Vergangenheit erklärt.

Der Bürger in der Hand des Finanzmarktes

Der durchschnittliche Bürger? Der kann sich seiner Unwichtigkeit sicher sein. In der Welt von Merz und Blackrock zählt der Bürger nur noch in seiner Funktion als Konsument und Steuerzahler. Dass der Bürger sich einmischt, eigene Rechte beansprucht oder gar Widerstand leistet, ist für den globalen Kapitalismus ein unerhörter Affront, der zu beseitigen gilt. Doch das Schöne an der Politik von Merz ist, dass er es gar nicht mehr nötig hat, den Bürgern von ihrer Unwichtigkeit zu erzählen. Die große Masse hat längst begriffen, dass ihre Existenz als Sklaven des Marktes in die nationale Verfassung eingeht – nur ist diese Verfassung längst von den Banken, Investoren und Kapitalgesellschaften geschrieben worden.

Merz wird sich von diesen Vorgaben nicht abwenden, im Gegenteil: Als der Mann, der die „guten Kontakte“ pflegt und die politische Ordnung mit einer Expertise aus dem Finanzmarkt versorgt, wird er derjenige sein, der das Land in die Arme von Blackrock führt, um als Kanzler nicht nur die Politik, sondern das Volk nach Börsenkurven zu steuern.

Die letzte Rettung des Staates?

Ein Blick auf die Ereignisse zeigt es: Die Welt wird mehr und mehr von einem ultrakapitalistischen, neoliberal orientierten System beherrscht. Das einzige, was wirklich zählt, ist der Profit. Und Merz – als treuer Diener und Zugpferd dieser Finanzgiganten – wird sich sicherlich keine Gedanken darüber machen, was er in der Geschichte hinterlassen wird. Denn in dieser Welt ist das einzige, was zählt, das schwarze Gold der Aktienkurse und die Freiheit der Vermögensverwalter. Wo der Bürger noch nach Wohlstand strebt, hat die Zukunft schon lange einen neuen Plan: Die Zukunft ist „Blackrock“, und der Kanzler, der uns dahin führt, wird Friedrich Merz sein.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Noam Chomsky, Die Konsensfabrik – Die politische Ökonomie der Massenmedien
  2. The Economist, „Blackrock: Capitalism’s New Overlord“, [Link zur Quelle]
  3. Die Zeit – „Merz und die Macht der Finanzmärkte“, [Link zur Quelle]
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung – Friedrich Merz und der Weg zum Kanzler, [Link zur Quelle]
  5. Blackrock-Website – Unternehmensbericht und strategische Ausrichtung [Link zur Quelle]

ICH WILL KANZLER

Ein grün-ökologisches Märchen vom Abgrund

„Ich will Kanzler!“ – Ein Satz, der aus dem Munde eines gescheiterten Wirtschaftsministers kaum weniger Glaubwürdigkeit hat als ein Brief von Alice im Wunderland, der die Regierungskommission zu einem Picknick in den Dschungel einlädt. Robert Habeck, jener Minister, der uns mit der charmanten Begeisterung eines Kinderbuchautors durch die größte wirtschaftliche Umstrukturierung seit der Gründung der Bundesrepublik führte, träumt davon, unser Land künftig mit einer noch skurrileren Vision zu regieren. Und dies, wohlgemerkt, als Kandidat einer Partei, die momentan bei überschaubaren 9 Prozent dümpelt und deren politische Agenda den Charme eines grünen Gruselkabinetts besitzt. Doch der Traum vom Kanzleramt geht weiter – und das ist nur die erste der vielen überraschenden Wendungen auf dieser politisch-abstrusen Achterbahnfahrt.

Der Wirtschaftsminister, der mit Energie Politik machte

Als Wirtschaftsminister hat Habeck, wie kaum ein anderer vor ihm, die Kunst der schöpferischen Zerstörung praktiziert. Aus der praktischen Politik eines funktionierenden Industrielandes hat er das Kunststück vollbracht, eine Energiewende einzuleiten, die nicht nur die Industrie an den Rand des Zusammenbruchs führte, sondern auch die Strompreise auf ein Niveau hievte, das selbst die höchsten Alpengipfel neidisch werden lässt. Man könnte ihn fast als „Wirtschaftsminister für alle Fälle“ bezeichnen – als „Wirtschaftsminister für den Untergang“ allerdings. Der Energiepreis-Explosion sei Dank, ist Deutschland mittlerweile der wahre „Hotspot“ für Unternehmensverlagerungen in die USA oder Asien.

Nun, da er es geschafft hat, das Land in eine Art energetischen Vakuum zu stürzen, denkt Habeck, es sei der ideale Zeitpunkt, in den Chefsessel des Bundeskanzlers zu schlüpfen. Was für ein Timing! Wie ein Pilot, der das Flugzeug sicher zum Absturz gebracht hat, um dann ein Selfie in der Kabine zu machen und sich als Held der Luftfahrt zu feiern. Das einzige, was ihm in dieser Sache noch fehlt, ist der flauschige Vorhang, den er sich um die Schulter wirft, während er seine Schicksalsrede hält: „Ich will Kanzler!“

Die 9 Prozent der Grünen – Eine neue Ära der politischen Selbstüberschätzung

Natürlich stellt sich die Frage, was genau einen Minister, dessen Partei auf gerade einmal 9 Prozent der Wählerschaft zählt, dazu bewegt, seine Kanzlerträume öffentlich zu verkünden. Die Antwort? Ein unerschütterlicher Glaube an das grüne Weltbild. Ein Glaube, der so fest in den politischen Genen verankert ist, dass er es für möglich hält, mit einer Mikroparty von Öko-Fanatikern die politische Landschaft zu übernehmen. Wir reden hier von einer Partei, die ihren Mitgliedern vormacht, sie könnten die Welt retten, während die Mehrheit der Bevölkerung mit der Frage beschäftigt ist, ob sie sich den nächsten Stromtarif überhaupt noch leisten kann.

Die Grünen verstehen sich als eine Art moralische Avantgarde, die den Rest der Gesellschaft mit einer „neuen, besseren Welt“ beglücken möchte, in der der Strom aus Windkraft und die Autos aus grünem Sternenstaub bestehen. Und inmitten dieser Vision des Glücks, das von einem veganen Büfett zum nächsten führt, steht Habeck als der wahre Kanzler der Zukunft. Die Logik dahinter: Je weniger Menschen von dieser grandiosen grünen Erleuchtung überzeugt sind, desto mehr muss man in der Kommunikation an die moralische Überzeugungskraft appellieren – und was wäre moralisch überzeugender als das Kanzleramt?

Eine Außenpolitik aus der Trampolin-Lounge

Neben Habeck schwingt sich ein weiteres Mitglied der grünen Vorkommando-Truppe immer wieder in die Politik-Arena – Annalena Baerbock, die Außenministerin, deren diplomatische Expertise ungefähr das gleiche Niveau wie eine hochgepuschte Diskussionsrunde im „Dschungelcamp“ erreicht hat. Ihr Markenzeichen? Die berühmte 360-Grad-Außenpolitik – sozusagen die Außenpolitik aus der Trampolin-Lounge: einmal herum, und plötzlich sind alle wieder im selben Zustand wie zuvor, nur etwas höher gepurzelt.

Baerbock und ihre unermüdliche Unterstützung für „Ukraine First“ erweist sich zunehmend als ein Spagat zwischen Globalismus und nationaler Interessenlosigkeit. Was macht man, wenn man einerseits die Bürger zur Energieeinsparung anhält, andererseits aber eine Außenpolitik betreibt, die Deutschland zu einem großzügigen Sponsor für den Weltfrieden macht? Genau, man übersieht einfach die allzu offensichtlichen Folgen: Energiekrisen, steigende Kosten und das ständige Aufrechterhalten einer „Haltung“, die keine Rücksicht auf die Lebensrealität der Deutschen nimmt. Während die Preise durch die Decke gehen und die Mittelklasse stirbt, wird weiterhin in einer Moralblasen-Bubble schwebend die große „Grüne Vision“ propagiert – von der Ukraine über die Klimakonferenz bis hin zur Spekulation auf die Verwirklichung eines überhöhten deutschen Weltbildes.

Eine Vision, die die Kassen leer feiert

Wenn Habeck nun mit dem Konzept einer „grünen Transformation“ von der Kanzlerschaft träumt, kann man sich kaum einen besseren Beweis für die Farce der ganzen Operation vorstellen. Es ist, als wollte ein verklärter Maler mit einem verblassten Pinsel die Wand des deutschen Wohlstands nach seinen Vorstellungen umgestalten – und hofft dabei auf den Applaus derjenigen, die unter den Farben der Wand ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen können. Der Grüne Kanzler wird nicht kommen, um die sozialen Ungleichgewichte zu lösen, sondern um die Ziegelsteine des Wohlstands weiter aufeinander zu schichten, bis auch das letzte Unternehmen in Deutschland als „historisch relevante Ruine“ den Denkmalschutz erhält.

Der Charme dieser grünen Zukunftsaussichten ist dabei die überraschend naive Mischung aus völliger Ignoranz und grenzenlosem Selbstbewusstsein. Denn warum sollte man sich von den Tücken der Wirtschaft stören lassen, wenn man doch auf das hehre Ziel blickt, das den globalen Klimawandel in den Griff zu bekommen? Der Preis für diese Utopie? Ein Wohlstand, der an den Rand gedrängt wird, und eine Gesellschaft, die die Rechnung trägt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn die Grünen den Kanzler spielen

Die Geschichte von Robert Habecks Kanzlerträumen ist die eines Mannes, der den Kurswechsel des Landes zu einem grünen Staatswesen zwar vollzogen hat, aber dabei vor allem eines übersehen hat: Die Mehrheit der Bevölkerung möchte keine sozialistische Klimadiktatur, sondern ein Land, in dem man sich auch noch morgen den Strom leisten kann, ohne von der Kanzlerin oder dem Wirtschaftsminister moralisch angeklagt zu werden.

Deutschland hat keine Zeit für Grüne, die wie Kinderbuchautoren mit einer Taschenlampe in die Zukunft leuchten und uns sagen, dass der Klimawandel durch das Umstellen von Kaffeemaschinen gelöst werden kann. Deutschland braucht Pragmatismus, nicht Ideologie. Und der grüne Kanzlertraum? Ein grünes Märchen aus der Zukunft, in dem vielleicht nicht nur die Politik, sondern auch der gesunde Menschenverstand verschwindet.

Quellen und weiterführende Links

  1. Wirtschaftswoche – „Robert Habeck: Die Macher und Zerstörer der deutschen Wirtschaftspolitik.“
  2. FAZ – „Grüne Kanzlerträume: Wie Robert Habeck und Annalena Baerbock die Zukunft Deutschlands riskieren.“
  3. Tagesschau – „Außenpolitik aus der Trampolin-Lounge: Baerbocks internationale Abenteuer.“
  4. Der Spiegel – „Die ökologischen Fantasien von Robert Habeck und das Ende des deutschen Wohlstands.“
  5. Die Zeit – „Grüne Transformation oder wirtschaftlicher Untergang? Die Grünen und ihre Visionen für Deutschland.“