Der Wirtschafts-Übermensch

Robert Habeck steht da, wie ein Mann, der auf einem sinkenden Floß stolz verkündet, er habe es „in Fahrt gebracht“. Man muss ihm zugutehalten: Er lügt nicht. Es fährt. Und zwar genau wie alles, was den Gesetzen der Schwerkraft und der politischen Physik unterliegt – nach unten. Wenn das der Schwung ist, von dem er spricht, dann ist er der Newton unter den Wirtschaftsministern: Er hat die Theorie der beschleunigten Abwärtsbewegung zur Regierungsdoktrin erhoben.

Sein Selbstlob – „wie kein anderer vor mir“ – ist die Präambel eines politischen Poesiealbums, das man dem Untergang der deutschen Wirtschaft widmen könnte. Es ist, als hätte Nero nach dem Brand Roms stolz verkündet, er habe „die Stadt in nie dagewesene Wärme gehüllt“.

Die Richtung: ein Meisterwerk des Vagen

„In Fahrt gebracht“ – wohin, Herr Habeck? Zum Horizont? Zum Abgrund? Oder einfach nur ins Ungefähre, wie ein blind geworfener Bumerang, der zwar zurückkommt, aber diesmal mit einer russischen Zollmarke und einer Klageschrift aus Kanada?

Man könnte sagen, er verwechselt Wirtschaftspolitik mit einer Form von metaphysischem Modern Dance: Viele Bewegungen, viel Ausdruck, aber niemand weiß, was es bedeuten soll. Es ist ein nationaler Ausdruckstanz in Zeitlupe, begleitet von der Musik aus einem klapprigen Harmonium, während die Industriehallen leergeräumt werden.

Das Ziel ist „Transformation“ – ein Wort, das in seiner politischen Verwendung ungefähr so konkret ist wie der Satz: „Wir fahren jetzt los, wohin auch immer.“

Habeck und das Genie des Missverständnisses

Man muss ihn bewundern: Er hat es geschafft, dass ein halbes Land glaubt, wirtschaftlicher Selbstmord sei eine besonders noble Form der Nachhaltigkeit. Seine Rhetorik ist so sanft, dass selbst das Wort „Deindustrialisierung“ klingt, als handele es sich um eine neue Yoga-Übung.

Er wirkt wie der Animateur eines brennenden Hotels, der die Gäste mit sanfter Stimme auffordert, sich doch bitte in den Wellnessbereich zu begeben, wo man das Feuer als „innovatives Wärmekonzept“ genießen kann. Jeder Satz ist ein Schaumbad, in dem die Härte der Realität so lange weggeschäumt wird, bis nur noch warme Luft bleibt.

Das Meisterstück der Selbstzufriedenheit

Man könnte fast glauben, er habe das Wirtschaftsministerium als Kunstprojekt übernommen: „Schaut her, ich werde euch beweisen, dass man eine Industrienation mit der Kraft der moralischen Überzeugung in eine emissionsfreie, beschäftigungsfreie, ertragsfreie Oase verwandeln kann.“

Und während der letzte Mittelständler in Deutschland das Licht ausmacht, hält Habeck wahrscheinlich eine Pressekonferenz, in der er erklärt, dass Dunkelheit eine „klimafreundliche Beleuchtungslösung“ sei.

Der Schluss, der keiner ist

Ja, Robert Habeck hat das Land in Bewegung gebracht. In einer Art und Weise, die einem Rollstuhl ohne Bremsen auf abschüssiger Straße gleicht. Er hat die Schwerkraft neu entdeckt und sie „ökologische Beschleunigung“ getauft.

Vielleicht wird er eines Tages als Visionär in die Geschichte eingehen – als der Mann, der bewies, dass man auch rückwärts in die Zukunft fahren kann, solange man den Spiegel mit genug Poesie beschlägt.

Von „Es war einmal …“ zu „Laut Experten …“

Die Verwandlung der Erzählung – vom Zauber zum Zitat – Wie die Märchen der Moderne das Erbe der Fantasie verraten

Es war einmal eine Zeit, da begann jede Erzählung mit einer Zauberformel. Ein einfaches „Es war einmal …“ reichte aus, um uns in eine Welt zu entführen, in der alles möglich war: Feen flatterten durch verwunschene Wälder, mutige Helden bezwangen Drachen, und Prinzessinnen retteten sich selbst oder warteten, auf dass die Zeit ihrer Erlösung schlug. Diese Geschichten hatten keine Experten, keine Studien, keine Beweise – sie lebten von der Magie des Erzählens, der Fantasie, des Glaubens an das Unwahrscheinliche. Heute jedoch, in unserer Ära der angeblichen Aufklärung und Fakten, beginnt das Märchen mit einem anderen Zauberspruch: „Laut Experten …“

Dieser neue Einstieg ist keine bloße Stilfrage, sondern ein Symptom eines tiefgreifenden kulturellen Wandels. Die „Experten“ sind die neuen Zauberer, deren geheimnisvolle Sprüche wir zitieren, ohne sie wirklich zu verstehen. Die Zauberformel wurde durch einen Satz ersetzt, der sich so harmlos gibt wie ein Fußnotenapparat, dabei aber jede Fantasie im Keim erstickt. Wo früher der Zweifel an der Wirklichkeit den Raum für Wunder schuf, herrscht heute der Anspruch auf objektive Wahrheit – auch wenn diese Wahrheit oft so nebulös ist wie ein Elfennebel im Morgengrauen.

Die unsichtbaren Experten und die Schattenbibliothek der Studien

Wer aber sind diese „Experten“? Diese mysteriösen Wesen, deren Stimmen heute jede Diskussion eröffnen und jede Meinung legitimieren, als gäbe es ohne sie kein Entrinnen vor der nackten Wahrheit? Seltsamerweise bleibt ihre Identität oft genauso nebulös wie die Konturen der Drachen in den alten Geschichten. Man nennt sie nicht beim Namen, man nennt sie nicht einmal ihre Institutionen – sie sind nur „Experten“, die wie unsichtbare Gespenster über unseren Köpfen schweben und ihre Urteile fällen.

Noch absurder wird es bei den „Studien“, auf die sich diese Experten berufen. Man könnte fast meinen, dass es eine geheime Schattenbibliothek gibt, in der jede erdenkliche Studie lagert, sorgfältig von unsichtbaren Bibliothekaren katalogisiert, aber nie öffentlich zugänglich gemacht. Diese Studien sind die modernen Zauberbücher, deren Zaubersprüche wir ohne kritische Prüfung wiederholen, als wäre jede Fußnote ein heiliger Text. Das ist die Ironie unserer Zeit: Wir verlassen uns auf nicht überprüfbare Quellen, um unsere Meinungen zu stützen, und nennen das dann Wissenschaft.

Märchenhafte Ironie: Die Wissenschaft als neue Legende

In Wahrheit sind diese „Experten“ und „Studien“ das neue Märchen, das man sich gegenseitig erzählt, um der Unsicherheit in einer komplexen Welt zu entkommen. Die Wissenschaft hat ihre Erhabenheit verloren, und damit auch den Anspruch auf unfehlbare Wahrheit. Stattdessen wird sie zur Bühne, auf der sich Dogmen und Ideologien als scheinbar neutrale Fakten tarnen.

Wir leben in einer Zeit, in der es zum guten Ton gehört, „laut Experten“ zu argumentieren, während man selbst kaum mehr als ein Echo in einem endlosen Hallraum von Phrasen ist. Diese neue Märchenform hat keinen Zauberstab, sondern einen Statistikrechner; keine Elfen, sondern Graphen; keine Helden, sondern Meta-Analysen. Die Realität ist so komplex und widersprüchlich, dass nur der Verweis auf „Experten“ sie scheinbar ordnen kann – auch wenn das Ergebnis oft eine kaleidoskopische Verzerrung ist.

Der Verlust der Fantasie und die Sehnsucht nach dem Einfachen

Der größte Schaden dieser Entwicklung liegt jedoch nicht im Verlust der Unmittelbarkeit der Erzählung, sondern im Verlust der Fähigkeit, das Leben selbst als eine Geschichte voller Möglichkeiten zu begreifen. Wenn jede Aussage mit „Laut Experten“ beginnt, endet sie oft in einer Sackgasse der Zweifel und der Angst vor dem Irrtum. Die Fantasie, die einst die Welt erhellte, wird ersetzt durch die Angst vor dem Widerspruch, die Angst, falsch zu liegen, die Angst, keine vermeintlich objektive Autorität zu zitieren.

Doch vielleicht steckt in diesem Verlust auch eine paradoxe Hoffnung: Die Sehnsucht nach dem Einfachen, nach der magischen Welt, in der man sich noch in einem „Es war einmal …“ verlieren darf. Vielleicht ist der wahre Zauber, den wir wiederentdecken müssen, nicht die blinde Hingabe an „Experten“ oder „Studien“, sondern die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, die uns mehr sind als bloße Fakten – Geschichten, die uns erlauben, uns selbst und unsere Welt neu zu sehen.

Epilog: Ein Plädoyer für das Märchen im Zeitalter der Experten

Also, lassen wir die „Experten“ für einen Moment schweigen. Brechen wir das Schweigen mit einem mutigen „Es war einmal …“ und öffnen wir die Türen zu einer Welt, in der Fantasie und Zweifel, Hoffnung und Ironie, Skepsis und Freude koexistieren können. Denn nur in dieser Welt können wir die Wahrheit finden – nicht als einen Satz in einer Studie, sondern als lebendige Geschichte, die wir selbst weiterschreiben dürfen.

Denn das wahre Märchen ist nicht das, was uns Experten erzählen, sondern das, was wir wagen zu glauben. Und das beginnt immer noch mit den magischen Worten: „Es war einmal …“

Die heilige Dreifaltigkeit der Regenbogen-Propaganda

Die göttliche Trinität der Narrativ-Produktion — Ein Kabinett grotesker Wahrheiten

Willkommen in der heiligen Messe der modernen Manipulation, wo Wahrheit zur frivolen Marionette wird, gezwirbelt von den bunten Händen der Regenbogen-Propaganda. Drei heilige Gebote, die wie religiöse Dogmen aus dem goldverzierten Lehrbuch der politischen Rhetorik verkündet werden: Verstecke die Ursache, wandle die Schuld, verkaufe Moral im Großhandel.

Die Ursachen? Ein unerträgliches Durcheinander von Realität, Komplexität und Verantwortung. Aber wer will schon die dröge Wahrheit, wenn man den köstlichen Wein der simplen Lügen trinken kann? Die Wahrheit wird nicht gesucht, sie wird verraten, im Namen des Fortschritts, der Inklusivität oder des heiligen Klimaschutzes. Die einzige Pflicht ist die der Verdunkelung. Fragen sind der Feind, Fakten nur lästige Störenfriede.

Schuld wird nicht einfach verteilt — sie wird akrobatisch umgedreht wie ein bunter Handteller, der das Publikum blendet und verwirrt zurücklässt. Täter werden Opfer, Opfer werden Täter, und alle zusammen sind Helden des moralischen Theaters. Man kann fast applaudieren, wie geschickt hier die Verantwortungslosigkeit als Tugend verkauft wird.

Die Moral, die letzte Bastion, wird dann als Luxusprodukt feilgeboten, zu Preisen, die nur der ideologische Markt kennt. Moral ist das Business-Modell der modernen Tugend, die einzige Ware, die keine Retouren kennt. Moral ist Währung, die man zahlt, um das schlechte Gewissen zu beruhigen, während man weiter macht wie bisher.

Migration: Der Regenbogen-Krimi ohne Täter

Migration ist der glanzvolle Bestseller im Regal der Regenbogen-Propaganda. Die Ursachen? Vergiss sie! So viel Komplexität will keiner hören. Stattdessen gibt es ein schickes, moralisch aufgemotztes Thriller-Drehbuch: Die Migranten sind alleinige Opfer einer kaltherzigen Welt. Die Ursache? Nichts anderes als böse Grenzen und fiese „Rechte“. Das ist das Drehbuch, mit dem man sich in der Moraldusche sauber wäscht.

Die Schuld? Von hinten durch die Brust ins Auge umgedreht. Nicht die globalen Supermächte, die Jahrzehnte der Zerstörung und Ausbeutung verantworten, sind schuld, sondern die bösen „Abschottungspolitiker“ — die angeblich schuld an jedem Leid sind, weil sie sich nicht schnell genug vor das „rechte“ Kreuzfeuer werfen. Die wirklichen Profiteure, die Eliten, die die geopolitischen Schachzüge ziehen, sind in diesem Theater nur Statisten, bestenfalls der „historische Kontext“.

Die Moral? Eine Non-Stop-Heiligsprechung der eigenen Unfehlbarkeit. Wer den Mut hat, Ursachen anzusprechen oder Grenzen als Legitimität anzuerkennen, wird sofort in den Ring der moralischen Verdammnis geschickt: Rassist, Fremdenfeind, Nazi. Das moralische Tribunal kennt keine Gnade, nur den finalen Richterhammer.

Gewalt: Das Perpetuum Mobile der Empörungsökonomie

Gewalt ist das tägliche Festessen der moralischen Entrüstung, das man uns vor die Nase hält, um uns bei Laune zu halten. Die Ursachen? Egal. Ein paar Taschenspielertricks reichen: Gesellschaft ist böse, Täter sind arme, gestrandete Seelen, und die Opfer? Nun, die sind moralische Requisiten im Spiel um die Deutungshoheit. Keine Hand wird erhoben, um Konsequenzen einzufordern – denn Strafe ist „reaktionär“, und Verantwortung ist ein Fremdwort im Moralkosmos.

Die Schuld wird so kunstvoll herumgedreht, dass einem schwindlig wird: Jeder, der Sicherheit fordert, ist plötzlich der Buhmann, der die „strukturellen Ursachen“ ignoriert. Täter werden als Opfer eines vermeintlichen Systems gerettet, das seine eigenen Defizite feierlich beklagt, während echte Opfer in der Schwebe bleiben – zum Moralprojekt degradiert, aber ohne echte Hilfe.

Moral wird als Allheilmittel aus der Mottenkiste der progressiven Utopien hervorgeholt: „Mehr Verständnis“, „mehr Sozialarbeit“, „mehr Diversität“. Denn Gewalt wird nicht bekämpft, sie wird sublimiert – zum Futter für das moralische Wohlgefühl der Gesellschaft, die sich selbst beklatscht, während das Problem weiter wächst.

Klima, Gesundheit, Bildung, Gender: Das bunte Zirkuszelt der Selbstverliebtheit

Der Klimawandel? Eine moralische Religion, die keine Zweifel duldet. Wer noch Zweifel sät, wird zum Ketzer erklärt, der den Weltuntergang persönlich heraufbeschwört. Wissenschaftliche Diskussionen werden durch moralische Panik ersetzt, Fakten durch apokalyptische Horrorszenarien. Schuld wird auf das kollektive „Wir“ projiziert – die Menschheit als Ganzes, die aber bitte schön sofort Buße tut, obwohl sie eigentlich nur Zuschauer eines gigantischen Wirtschaftsspiels ist.

Gesundheitspolitik ist zum moralischen Kriegsfeld geworden: Impfen, Masken, Ernährung – nicht mehr Fakten, sondern Glaubensfragen. Wer die „richtige“ Haltung nicht zeigt, wird diffamiert. Das Individuum verliert seine Freiheit, aber gewinnt eine moralische Zwangsjacke.

Bildung? Ein Lehrstück im Moralisieren. Nicht mehr Wissen und kritisches Denken stehen im Fokus, sondern ideologische Reinheit. Jede Abweichung wird zum Anschlag auf die „inklusive“ heilige Kuh. Lehrpläne werden nicht mehr verhandelt, sondern ideologisch diktiert – wer sich widersetzt, wird zum Feind erklärt.

Gender? Der bunte Kristall, in dem Identitäten zerbrechen und neu erfunden werden, ein Kaleidoskop der Beliebigkeit, in dem alles möglich ist – außer Zweifel oder Kritik. Die heilige Pflicht, jeden Unterschied als Diskriminierung zu interpretieren, führt zum moralischen Exorzismus jeglicher Normalität.

Der Regenbogen, der blendet — oder: Wie man eine Gesellschaft in bunte Nebel hüllt

Die heilige Dreifaltigkeit der Regenbogen-Propaganda ist ein politisches Potemkinsches Dorf, gebaut aus Nebelkerzen, moralischem Pathos und einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung. Sie blendet, betört, manipuliert — und sorgt dafür, dass die Menschen lieber mit einem wohligen Gefühl des moralischen Triumphes nach Hause gehen, als sich mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen.

Diese Dreifaltigkeit ist die verführerische Droge, die das rationale Denken lähmt, die Komplexität der Welt in einfache Narrative presst und die Verantwortung auf alle außer auf sich selbst verteilt. Die Moral wird zur Maske, hinter der sich die Feigheit vor der Realität verbirgt.

Das ist kein politischer Diskurs mehr, sondern ein Spektakel, das die demokratische Debatte unterwandert, indem es differenzierte Stimmen erstickt und mit dem zynischen Charme des Guten die Welt verdunkelt. Und wer nicht mitspielt, wird zum Ketzer erklärt — ein letztes Ritual der moralischen Herrschaft

Zwischen Sandale und Kulturkrieg

Wie ein Fußbekleidungsstück das Weltgeschehen erschüttert

In einer Welt, in der jedes Körnchen Sand auf einem tropischen Strand zur kulturellen Aneignung erklärt werden kann, erlebt die westliche Zivilisation aktuell ihre nächste moralische Erdbebenstufe: die Adidas-Sandale „Chavarria Oaxaca Slip On“. Man muss fast dankbar sein, dass der Erdball nicht komplett unter den Anforderungen einer immer feinfühligeren Empörungsgesellschaft zittert. Denn was haben wir nicht schon alles erlebt? Von der biblischen Kopftuchdebatte über die verbotene Verwendung von bestimmten Mustern bis hin zur kulturellen Übergriffigkeit von Pizza mit Ananas. Und jetzt? Ein flechtgewebtes Fußgewand aus dem südmexikanischen Oaxaca, entworfen von einem US-Designer mit mexikanischen Wurzeln und auf den Straßen der Welt vertrieben von Adidas – dem Titanen der Sportschuhe – soll als Symbol kolonialer Aneignung herhalten.

Man stelle sich vor: Eine Sandale, mehr als nur ein Fußschutz, wird zum Prüfstein für Fragen von Identität, Eigentum und historischer Schuld. Dass sich ein Designer – dessen Namen wir uns merken sollten: Willy Chavarria – öffentlich entschuldigt, weil er ein Muster, das seit Jahrhunderten von einer Gemeinschaft in Hidalgo Yalalag genutzt wird, „nicht in direkter und bedeutsamer Zusammenarbeit“ adaptiert hat, klingt fast wie eine neue Form der Selbstkasteiung. Nein, keine Sorge, hier geht es nicht um koloniale Eroberungen, Umsiedlungen oder gar Landraub, sondern um „kollektives geistiges Eigentum“ an einer Fußbekleidung.

Vom Flechtwerk zur Folklore: Die musealisierte Kultur und der Anspruch auf Authentizität

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein modernes Museum der Kulturkritik eröffnet wurde, in dem jede kreative Aneignung ein Diebstahl, jede Inspiration ein Verbrechen ist. Das traditionelle Muster aus Oaxaca wird zum unverrückbaren, heiligen Artefakt stilisiert, dessen Anfassen schon der blasphemischen Sünde gleichkommt. Dass Adidas, eine der größten Firmen der Welt, sich nun vor Gericht für ein Flechtmuster rechtfertigen soll, zeigt, wie absurd das Terrain geworden ist, auf dem wir unsere kulturellen Debatten austragen.

Gleichzeitig erhebt sich die Frage, was eigentlich „kulturelle Aneignung“ heute bedeutet: Ist es ein legitimes Mittel zur Bewahrung und Wertschätzung von Traditionen, oder eine ideologische Waffe, um kulturelle Grenzen so eng zu ziehen, dass man sich nur noch im luftleeren Raum der Identitätspolitik bewegen kann? Denn mal ehrlich, wenn das Tragen einer Sandale mit Muster so gefährlich ist, dass Präsidentin Claudia Sheinbaum persönlich die „Entschädigung“ fordert, was bleibt dann noch für das tägliche Zusammenleben? Sollten wir nicht alle in Textilien schlüpfen, die von unseren unmittelbaren Vorfahren handgefertigt wurden? Oder vielleicht nur noch nackt herumlaufen, um ja keine kulturelle Linie zu überschreiten?

Das Paradox der Identität: Wenn Herkunft zum Haftungsgrund wird

Der Fall Chavarria/Oaxaca ist symptomatisch für ein tieferliegendes Problem der heutigen Kulturpolitik: Wie viel Identität darf ein Mensch besitzen, wenn er mehrere kulturelle Wurzeln in sich trägt? Willy Chavarria, selbst mexikanischer Abstammung, wird zum Buhmann, weil er eine Tradition seiner eigenen Herkunft vermeintlich missachtet hat. So schließt sich der Kreis der absurden Prügelstrafe für kulturelle Vielfalt, die sich heute gerne als progressiver Schutzmantel verkauft.

Und hier liegt die Ironie der Ironien: Gerade die Hybridität, die Kultur als lebendiges Geflecht prägt, wird zum Verhängnis. Weil jemand in einem globalisierten, multikulturellen Kontext agiert, wird er durch den Moralkompass der kulturellen Aneignung auf der Stelle festgenagelt. Kein Platz mehr für Austausch, für Inspiration, für Entwicklung. Stattdessen eine starre, museale Inszenierung, in der jedes Muster, jedes Motiv nur dem „ursprünglichen Volk“ zusteht – als ob Kulturen jemals etwas anderes gewesen wären als fließende, sich transformierende Prozesse.

Das letzte Gefecht der Sandale: Zwischen Kommerz, Kultur und Kollektivschuld

Was folgt aus dem Fall? Adidas wird den Verkauf einstellen, die Huaraches aus Oaxaca feiern einen moralischen Sieg – und die kollektive Empörung wächst weiter. Die Sandale wird zum Symbol einer postmodernen Angstgesellschaft, die in der Suche nach Sündenböcken und symbolischen Tatbeständen den Blick auf das Wesentliche verliert. Die Frage, wie man als Gesellschaft produktiv mit kultureller Diversität und Inspiration umgehen kann, wird zugunsten eines puristischen Anspruchs geopfert, der in Wahrheit niemandem dient.

Vielleicht ist die „Chavarria Oaxaca Slip On“ am Ende nur das Fußabdruck-Äquivalent einer Postmoderne, die so sehr Angst vor Aneignung hat, dass sie selbst die Luft zum Atmen für kulturellen Austausch nimmt. Ein trauriges Spiel, bei dem am Ende nicht mehr Kreativität, sondern Angst, Misstrauen und ritualisierte Empörung den Ton angeben. Und die Sandale? Die bleibt barfuß zurück, überfordert von der Last ihrer eigenen Symbolik.

Fazit: Zwischen verbissener Selbstgerechtigkeit und der Sehnsucht nach authentischer Identität gerät die kulturelle Aneignung schnell zur absurden Zerreißprobe unserer Gesellschaft. Vielleicht sollten wir einfach öfter barfuß gehen – und den Fußabdruck, den wir hinterlassen, nicht zu hoch hängen.

„Der weiße Hai Teil 19“

oder: Die Sanktions-Saga als Endlosschleife im EU-Blockbuster-Kino

Man stelle sich vor: Hollywood, so scheint es, hat seine kreative Erschöpfung längst überwunden – und präsentiert nun mit tosendem Erfolg „Der weiße Hai Teil 19“. Kein geringerer als der EU-Apparat, jener bürokratische Koloss mit einem Drehbuch so dicht wie das Pariser Klimaabkommen, inszeniert seine eigene Blockbuster-Serie, allerdings mit einer Dramaturgie, die nicht weniger spannend ist als ein Tatort, aber leider ebenso befremdlich. Das neueste Kapitel? Das 19. Sanktionspaket gegen Russland, ein Machwerk, dessen Originalität nur noch von der Anzahl seiner Vorgänger übertroffen wird.

Wie der weiße Hai, der unerbittlich und ohne Pause seine Opfer verfolgt, so treibt auch die EU ihre „Sanktionspolitik“ voran – unaufhaltsam, unermüdlich, dabei aber so überraschend wie der Sonnenaufgang am Morgen. Es ist ein cineastisches Meisterstück der Wiederholung, ein Ritt auf der Endlosschleife, die wie eine paranoide Walze über die Weltpolitik rollt. Doch anders als der Hai, der – wenn auch furchteinflößend – wenigstens eine klare Motivation hat (Fressen!), wirkt das 19. Sanktionspaket eher wie eine vertrackte Bürokratenorgie, die sich im eigenen Saft schmort und dabei so viel Effektivität entfaltet wie eine lahme Ente im Wettlauf gegen die Zeit.

Die Inszenierung der Härte – oder: Das unverrückbare Dogma der bedingungslosen Forderungen

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kündigt an, dass man keine Zugeständnisse mache, solange nicht „ein vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand“ unter Dach und Fach sei. Eine Forderung, so festgezurrt wie eine eiserne Klammer, die jede diplomatische Flexibilität erstickt, bevor sie überhaupt eine Chance hat. Was genau ein „vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand“ in einem Krieg, der von Komplexität und Grauzonen lebt, bedeuten soll, bleibt dabei ebenso nebulös wie die Details des Pakets selbst.

In dieser Inszenierung tritt die EU als unerbittliche Wächterin der moralischen Reinheit auf, eine Art politischer Exorzist, der mit scharfen Worten und noch schärferen Sanktionen den Dämon Russland austreiben will. Dass dies allerdings – trotz aller Rhetorik – weder den Konflikt löst noch auch nur eine annähernde Aussicht auf Frieden schafft, scheint kein Thema zu sein. Man agiert hier nicht mit der pragmatischen Weisheit eines Diplomaten, sondern mit der Starrheit eines Eifersüchtigen, der aus Prinzip nicht nachgibt.

Österreichs Ruf nach noch mehr Druck – oder: Der Reflex der politischen Lautstärke

Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger war zwar nicht bei der Konferenz dabei, ließ aber über ihre Vertreterin verkünden, dass „noch stärkerer Druck“ auf Russland „notwendig“ sei, um einen „umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden“ zu erreichen. Diese Wortkaskade klingt auf den ersten Blick fast nach Aufbruch und Tatendrang, entpuppt sich bei näherem Hinsehen aber als typisches Mantra einer politischen Klasse, die lieber laut trommelt als leise denkt.

Denn stärkerer Druck heißt hier in der Regel nur: noch mehr Sanktionen, noch mehr Isolation, noch mehr Eskalation – ganz so, als ob der bisherige Grad an Sanktionen ein laues Lüftchen gewesen wäre, das kaum die Kulisse der geopolitischen Wirklichkeit berührte. Tatsächlich jedoch ist die Forderung nach mehr Druck nichts anderes als das politische Äquivalent zur sich im Kreis drehenden Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt – viel Lärm um nichts, und am Ende bleibt alles, wie es ist.

Die europäische Einigkeit – ein Mythos oder: Die Illusion einer harmonischen Symphonie

Die EU bemüht sich, im Chor der transatlantischen Verbündeten eine einheitliche Stimme zu produzieren – das klingt zunächst nach einer harmonischen Symphonie, ist aber oft nichts weiter als ein dilettantisches Stakkato aus Widersprüchen, nationalen Eigeninteressen und politischen Theaterstücken. Kajas Forderung nach „eisernen Sicherheitsgarantien“ und „keiner Hintertür für Russland“ ist dabei ein Teil des Skripts, das mehr der inneren Beruhigung dient als der äußeren Wirksamkeit.

Denn hinter dem Bühnenvorhang ziehen diverse Mitgliedstaaten ihre eigenen Strippen, spielen Doppelspiele und verfolgen Interessen, die mit der großen europäischen Friedensmission oft nur am Rande zu tun haben. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit macht das Ganze nicht nur zum Trauerspiel, sondern auch zur Farce. Die EU als weltpolitischer Akteur? Eine Traumvorstellung, die sich beim nächsten „Sanktions-Blockbuster“ schon wieder als Seifenblase entpuppt.

Fazit: Endlosschleife und Mut zur Selbstironie als einzige Auswege

„Der weiße Hai Teil 19“ – ein Film, der niemals endet, ein Sanktionspaket, das nie vollendet wird, eine politische Logorrhoe, die das Publikum ermüdet. Vielleicht liegt die einzige Hoffnung darin, dass die EU und ihre Akteure irgendwann den Mut finden, diese absurde Inszenierung mit einem Augenzwinkern zu betrachten und sich selbst aus dem hysterischen Karussell der Sanktionen zu befreien. Bis dahin bleibt uns nur das zynische Staunen über die unendliche Wiederholung einer Geschichte, die sich selbst längst totgelaufen hat – und dennoch immer wieder neu beginnt.

Möge der nächste Blockbuster wenigstens einen besseren Plot haben.

Die Sicherheit der Illusion: Wie Wien junge Frauen in der Angst allein lässt

Willkommen im Reich der schönen Zahlen – wo Ängste nur statistische Ausrutscher sind

Man stelle sich vor: Wien, diese herrliche Stadt voller Ringstraßenromantik und Sachertortenidylle, rühmt sich unangefochten, eine der sichersten Metropolen Europas zu sein. Mit strahlendem Stolz blinzelt die Stadtverwaltung auf ihre Hochglanz-Rankings, wo Kriminalität so selten ist wie ein Regentropfen im Wüstenstaat. Doch halt – in den Kellern dieser rosaroten Wohlfühlstatistik brodelt eine unangenehme Wahrheit: Junge Frauen fühlen sich unsicher. Sehr unsicher sogar.

Aber keine Sorge, liebe Damen! Für schlanke 42.314,71 Euro aus der „Partizipativen Kinder- und Jugendmillion“ hat die Stadt eine Studie anfertigen lassen, die dieses „unangenehme Gefühl“ sorgfältig weglacht. Der böse Medienwolf hat nämlich den Wolfsbau aufgerissen und Angst in die Köpfe gepustet – nicht etwa tatsächliche Übergriffe oder gefährliche Orte. Nein, alles nur Panikmache und Sensationsgier. Wie beruhigend!

Der Reumannplatz als Bühne des Schreckens – oder nur im Kopf der Medien?

Der Reumannplatz, jener sagenumwobene Ort, an dem Messerstechereien wie Pilze aus dem Boden sprießen, erhält in den Berichten der Jugendlichen eine Sonderrolle. Die einen meiden ihn wie die Pest, andere finden ihn halbwegs okay – aber alle wissen: Dort geht’s nicht mit rechten Dingen zu. Doch was macht die Studie? Sie wischt das mit dem Zauberstab des „medialen Einflusses“ weg und erklärt, dass dieser Ort im wahren Leben gar nicht so gefährlich sei.

Das klingt, als hätte man einen Krimi in der U-Bahn verpasst oder eine Szene aus einem Horrorfilm geträumt. „Eine Freundin wird noch von den Eltern heimgebracht, weil es so unsicher ist“, heißt es aus dem Munde der Betroffenen. Das ignoriert die Studie lässig zugunsten einer rosigen Skyline, in der sich die Gefahr ganz brav im Schatten der Schlagzeilen versteckt.

Was für eine gnadenlose Verharmlosung der Realität!

Täterprofile? Ach, die sind zu heiß für die Analyse

Hier beginnt der Tanz um den heißen Brei: Wer sind diese Unruhestifter, die jungen Frauen das Fortgehen verleiden? Ein Blick in die Erzählungen der Mädchen reicht aus: oft sind es junge Männer, manchmal betrunken, manchmal aggressiv, häufig aus bestimmten Milieus. Aber Psst! Darüber spricht man nicht. Migranten? Herkunft? Sozialisation? Fehlanzeige. Die Studie bleibt eisern schweigsam und hält es für ausreichend, „patriarchale Strukturen“ als Ursache zu nennen.

Ein Meisterstück politischer Korrektheit: Wenn man nicht hinsieht, sieht man auch nichts. Die Stadt vermeidet jede Kontroverse, um ihre heile Welt nicht zu stören. Doch die Betroffenen erleben Tag für Tag das Gegenteil, und ihre Ängste sind ebenso real wie unbeantwortet.

Unsichtbare Gewalt – eine Realität ohne Zeugen

Manchmal fühlt man sich wie in einem Geisterhaus der Berichterstattung: Es gibt Vorfälle, Übergriffe, Nachstellen, Belästigungen – doch offiziell existieren sie nicht. Die Polizei bekommt keine Meldungen, weil viele glauben, sie würden ohnehin nicht ernst genommen. „Was soll die Polizei machen, wenn ich anrufe und sage, mir wurde auf die Straße auf den Hintern gehauen?“ Diese Frage ist nicht nur bitter, sondern auch eine Anklage gegen das System, das seine Schutzbefohlenen im Stich lässt.

Diese Unsichtbarkeit ist nicht nur ein Versagen der Statistik, sondern eine traurige Bestätigung, wie tief die Angst und das Misstrauen in das Rechtssystem gesunken sind.

Das tägliche Sicherheitsritual – wenn die Stadt zum Theater wird

Die jungen Frauen leben in einer ständigen Balanceakt-Performance. Sie tun so, als telefonierten sie, wenn ihnen jemand komisch vorkommt, sie klemmen Schlüssel zwischen die Finger und hoffen auf das rettende Taxi oder den Freund, der sie begleitet. Wenn sie allein unterwegs sind, schalten sie ihr Gehirn nie aus, sondern rechnen jeden Schritt, jeden Blick, jede mögliche Gefahr mit ein.

Und dennoch: Die Stadt präsentiert stolz ihre Studien, die das alles kleinreden. Das Narrativ ist klar: „Wien, die sicherste Stadt der Welt.“ Ein Satz, der klingt wie ein bitterer Witz, wenn man weiß, wie viel Angst sich hinter den Kulissen abspielt.

Der große Schlussakkord – wie man mit Geld Angst kaschiert

Was lernen wir also aus der 42.314,71-Euro-Studie? Dass man mit Geld nicht nur Sicherheit schaffen kann, sondern auch Angst elegant wegdefinieren. Man muss nur das richtige Narrativ wählen: Medien sind schuld, Täter sind anonym, gefährliche Orte sind Hirngespinste, und die Stadt bleibt ein sicherer Hafen.

Eine Satire der politischen PR, die den scharfen Blick der jungen Frauen mit einer Wolldecke der Beschwichtigung bedeckt. Das ist kein Schutz, sondern ein Zynismus in Reinkultur – eine Einladung, die Realität weiter zu ignorieren, während junge Frauen sich weiterhin nachts verstecken müssen.

Fazit: Wer die Ängste junger Frauen nicht ernst nimmt, entlarvt nicht nur seine eigene Unfähigkeit zur Problemlösung, sondern riskiert eine Gesellschaft, in der Sicherheit zur bloßen Illusion wird. Und so tanzt Wien weiter auf dem Seil der Statistik, während seine Töchter in der Dunkelheit um Schutz ringen. Wie lange noch?

Ein Toast auf die Studie – möge sie bald als Mahnmal dafür dienen, wie man sich hinter bunten Zahlen und politischer Korrektheit versteckt, wenn die Wirklichkeit schreit.

Wie man mit leeren Worthülsen den Gazastreifen „stabilisiert“

Macron und die UNO-Rettungsmission

Ach, Monsieur Emmanuel Macron, der große moralische Weltverbesserer aus dem Élysée-Palast! Wie könnte man je vergessen, dass immer dann, wenn irgendwo auf dieser Welt das Chaos tobt, unser französischer Präsident im Anzug und mit der zarten Stimme der Empörung auftaucht, um uns mit seinem rhetorischen Feuerwerk zu beglücken. „Nie dagewesene Katastrophe“ – welch dramatischer Ausdruck! Fast so, als hätte er gestern zum ersten Mal vom Nahost-Konflikt gehört und nun heldenhaft die Geschichts-Broschüre aufschlägt. Ach, Monsieur Macron, Auschwitz, Warschau, Leningrad? Kleine Randnotizen in Ihrem Geschichtsunterricht, nehme ich an? Warum sich mit dem echten Drama beschäftigen, wenn man lieber den Fernsehkameras den ultimativen emotionalen Soundtrack liefern kann?

Und dann kommt seine brillante Idee: eine „UNO-Stabilisierungsmission“. Ja klar, das klingt, als würde man mit einem Zauberstab durch Gaza wedeln und alles würde sofort Friede, Freude, Eierkuchen. Wie naiv kann man eigentlich sein? Macron träumt von Blauhelmen, die mit Schutzschilden und gutem Willen bewaffnet plötzlich den Krieg stoppen – als ob die UNO in den letzten Jahrzehnten nicht schon mehr als einmal bewiesen hätte, dass ihre „Missionen“ oft eher ein Bürokratie-Marathon sind, bei dem das Blut der Menschen vor Ort bloß statistischer Begleitgeräusch bleibt.


UNO-Mandate: Macrons Lieblings-Wunschkonzert

Die „internationale Koalition unter UN-Mandat“ klingt fast so, als hätte Macron eine Fernsehserie zu Ende geguckt und dachte sich: „Das kann ich auch!“. Die Realität ist bekanntlich etwas langweiliger: Blauhelme, die mit geschulterten Helmen durch die Ruinen spazieren, während dahinter die Kugeln pfeifen und die Politiker brav weiter konferieren. Schon mal einen blauen Helm getragen, Herr Präsident? Ich schon, Sie sicher nicht, denn sonst wüssten Sie, dass die „Stabilisierung“ eher ein euphemistischer Begriff für „wir tun so, als ob“ ist.

Und diese Idee, man könne die Hamas einfach „entwaffnen“ und eine nette palästinensische Führung etablieren, ist entweder pure Ignoranz oder das französische Äquivalent zu einem Kindergeburtstag: „Wir machen jetzt mal ganz doll Frieden spielen.“ Aber wer soll denn bitte diese „Führung“ sein? Der Haufen, der sich nicht einmal gegenseitig leiden kann? Natürlich übersieht Macron geflissentlich, dass die lokale Bevölkerung nicht nur Statisten in seinem moralischen Theaterstück sind, sondern echte Menschen mit komplexen Geschichten und noch komplexeren Hoffnungen.


Netanyahu, die Katastrophe und Macrons selektives Erinnerungsvermögen

Und dann seine Kritik an Netanyahu: „Nie dagewesene Katastrophe“ und „nicht enden wollender Krieg“. Ach ja, Monsieur Macron, als hätte der israelische Premier allein mit einem Zauberstab den Nahostkonflikt gestartet. Die rund 1200 Ermordeten vom 7. Oktober? Ach, die sind wohl in Ihrem Gedächtnis so verpufft wie ein schlechter Witz. Es ist viel einfacher, dem Nachbarn den Schwarzen Peter zuzuschieben, als sich mit der eigenen blamablen Außenpolitik auseinanderzusetzen.

Dass eine UNO-Mission den Krieg in zwei Wochen beendet? Da hat wohl jemand zu viele französische Träume geträumt. Macron lebt in einer Blase aus naivem Moralismus, während Gaza brennt. Seine Vorschläge sind nichts weiter als Polit-Theater: große Worte, noch größere Illusionen und eine gehörige Portion Selbstverliebtheit.


Fazit: Macron, der große Illusionist

Emmanuel Macron – der moralische Rettungsanker, der nichts weiter anbietet als Phrasen, die so hohl sind, dass sie selbst in einem leeren Raum noch nachhallen. Seine Forderung nach einer UNO-Mission ist ein feiner Zug – für ihn. Für Gaza bleibt es ein bitteres Stück Politik, bei dem man den moralischen Zeigefinger hebt, aber mit der wirklichen Verantwortung lieber nicht in Berührung kommt.

In Wahrheit interessiert Macron nicht das Leid der Menschen, sondern nur der Applaus der Kameras. Der Gazastreifen ist für ihn die Bühne eines politischen Dramas, in dem er die Hauptrolle spielt – während die wahren Opfer im Schatten untergehen. Wenn das die „große Politik“ ist, dann gute Nacht, Frankreich.

Europa gibt, USA kassieren: Das große Ukraine-Geschäft

… oder wie man moralisch das Portemonnaie öffnet und gleichzeitig die Taschen vollstopft

Wer hätte das gedacht? Europa, jener Kontinent der Kulturen, der Philosophie und des guten Willens, steht nicht nur mit roten Herzen an der Seite der Ukraine, sondern auch mit offenen Werkhallen, schwitzenden Arbeitern und kräftigen Geldbeuteln. Das große Drama „Ukraine-Krieg“ spielt sich längst nicht nur auf den Schlachtfeldern ab, sondern vor allem in den Büros und Fabriken der europäischen Rüstungsindustrie. Währenddessen spielen die USA ein ganz anderes Stück: Sie kassieren. Nicht aus der Gnade, sondern aus der Kalkulation. Ein Spiel, das man entweder zynisch oder bewundernswert nennen kann, je nachdem, wie man seine moralische Landkarte aufgezeichnet hat.

Denn die Zahlen, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Dienstag auf den Tisch legte, sprechen eine klare Sprache: Europa hat mehr frische, neu produzierte Militärgüter an die Ukraine geliefert als die Vereinigten Staaten. Rund 35 Milliarden Euro – das entspricht einer stattlichen Menge an Kriegsgerät, die nicht aus längst vergessenen Lagerhallen stammt, sondern aus der Werkbank der Neuzeit. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere lautet: Europa schenkt es praktisch weg. Kein finanzieller Gegenwert wird direkt von Kiew verlangt, die Finanzierung erfolgt über das europäische Steueraufkommen, über die Taschen der Bürgerinnen und Bürger, über den kollektiven Schulterschluss.

Europa: Der selbstlose Produzent mit offenen Händen und voller Werkbank

Wer könnte Europas Rolle besser beschreiben als der Leiter des Ukraine Support Trackers, Taro Nishikawa? „Europa braucht eine starke und belastbare Rüstungsindustrie“, erklärt er – und genau hier liegt die feine Ironie des Ganzen. Während Europa vorgibt, aus edlen Motiven heraus Waffenlieferungen zu organisieren, pumpt es tatsächlich Milliardensummen in seine Rüstungsunternehmen. Ein win-win: Der Ukraine hilft es, indem es neues Kriegsgerät erhält – der europäischen Wirtschaft hilft es, indem es ihre Industrien am Laufen hält. Von der Stahlfabrik bis zum Waffenschmied ist jeder Schritt ein Geschäftsmodell, und am Ende des Tages freut sich der Staat über neue Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und das wohlige Gefühl, etwas Gutes zu tun.

Dass fast die Hälfte der Hilfe inzwischen aus solchen Neubeschaffungen besteht, ist kein Zufall, sondern der Beweis eines cleveren Systems: Der militärisch-industrielle Komplex als moralischer Förderer der Freiheit und Demokratie. Europa zeigt hier, wie man kriegt und gibt zugleich. Die politisch korrekte Variante der Geldtransformation: Steuerzahler investieren in die Verteidigung des Kontinents – und erhalten einen gesunden Auftragseingang für ihre heimischen Rüstungskonzerne zurück. Dass die Ukraine für diese Waffen keine direkte Rechnung erhält, wird als großzügige Hilfe gefeiert, als Ausdruck europäischer Solidarität. Doch wer genau hinsieht, erkennt die Subtilität: Der eigentliche Empfänger ist nicht die Ukraine, sondern die eigene Rüstungsindustrie.

USA: Der clevere Verkäufer, der die Moral vermarktet

Die USA hingegen spielen ein anderes Spiel – und sind dabei nicht weniger raffiniert. Ihre „Hilfe“ an die Ukraine erfolgt nicht aus den eigenen Beständen oder als großzügige Schenkung, sondern als regulärer Verkauf. Kiew muss dafür zahlen, und zwar in bar oder mit sonstigen „Währungstauschgeschäften“, die man im globalen Finanzdschungel so kennt. Das nennt man Geschäft, nicht Wohltätigkeit. Und das macht das amerikanische Modell ebenso effizient wie profitabel. Man bleibt moralisch auf der Bühne, indem man Waffen liefert – aber finanziell steht man fest auf zwei Beinen, indem man von den Gefährten der Freiheit den vollen Preis verlangt.

Trumps Ära mag in dieser Hinsicht eine Klemme gewesen sein, doch seit Mai 2025 zeigen die USA wieder Flagge – und zwar nicht mit Geschenken, sondern mit Geschäften. Der Unterschied zu Europa ist subtil, aber immens: Europa ist der großzügige Spender, der den eigenen Steuerzahler belastet, die USA sind der schlaue Händler, der die Rechnung an den Käufer weiterreicht. Und das bei ansonsten höchst angespannten Staatsfinanzen und politischen Debatten über Ausgaben. Ein Hoch auf die amerikanische Kreativität, den Krieg als Geschäft zu inszenieren – moralisch verpackt, wirtschaftlich kalkuliert.

Das traurige Fazit: Krieg als Industriezweig mit politischem Mäntelchen

Was bleibt also am Ende dieses kleinen Essays, außer einem bitteren Lachen und einem fragenden Stirnrunzeln? Europa hat eine Industriepolitik, die sich inmitten eines grausamen Krieges als besonders robust erweist – die Rüstungsindustrie als Wirtschaftsfaktor und politischer Player. Die USA beweisen, dass man auch im Angesicht der geopolitischen Verantwortung mit Geschäftssinn agieren kann, ohne die moralische Decke zu verlieren. Und die Ukraine? Sie ist der dankbare Empfänger, aber auch der größte Schuldner, der auf fremdem Kriegspfad auch noch für die Munition selbst zahlen muss.

Der Krieg wird so zur Bühne einer makabren Show, bei der Demokratie, Freiheit und Solidarität als Deckmantel dienen für eine komplexe Geld- und Machtarchitektur. Man gibt, man verkauft, man produziert, man kassiert – und alle hoffen, dass der moralische Glanz die finanziellen Wunden überstrahlt. Doch hinter der Fassade bleibt die bittere Erkenntnis: In der globalen Politik sind auch die besten Absichten oft nur ein Mittel zur Selbsterhaltung – und am Ende zahlt immer jemand den Preis, der weder Teil der Bühne noch der Zuschauertribüne ist.

Europa gibt, USA kassieren – so läuft das Ukraine-Geschäft. Und der Krieg? Der tanzt weiter, unbeeindruckt von Zahlen, Versprechungen und politischen Versuchen, den Gewinn zu moralischem Ruhm umzuwandeln.

Wenn Multikulti baden geht

Am Beckenrand der Realität

Es beginnt, wie es immer beginnt: mit der wohlig lauwarmen Illusion, Deutschland sei eine große, tolerante Sprudelbadewanne, in der jeder Platz findet, wenn er nur die Badehaube der „Weltoffenheit“ aufsetzt. Man stelle sich vor: die Sonne brennt, die Wiese knistert vor Picknickdecken, Kinder plätschern im Nichtschwimmerbereich, und irgendwo, zwischen Wasserball und Luftmatratze, vollzieht sich der politisch korrekte Traum – Menschen aller Hautfarben, Religionen und Badekleidungsstile nebeneinander im Chlorwasser, vereint im heiligen Auftrag der Integration.

So jedenfalls im Kopf der Kulturstaatssekretärin, die seit ihrer letzten Freibadvisite vermutlich noch „Take on Me“ auf Kassette hörte.

Doch die Wirklichkeit ist leider ein weniger poetischer Ort. Sie riecht nach Sonnenmilch, kalten Pommes und der latenten Angst, dass gleich wieder jemand „versehentlich“ an Körperregionen gerät, die in den Bäderordnungen bislang noch nicht gesondert als Sperrgebiet ausgewiesen sind. Dabei ist das neue Sommerphänomen längst eine Mischung aus „Sex and the City“ und „Tatort“, nur ohne die Dialogqualität von beidem. Die Schlagzeilen sprechen von Übergriffen – das PR-Department des guten Geschmacks allerdings nennt es „Missverständnisse im interkulturellen Miteinander“.

Die Täter-Opfer-Umkehr – jetzt als Plakat zum Mitnehmen

Damit niemand auf die Idee kommt, das Problem beim Namen zu nennen, gibt es nun jene herrlich grotesken Plakatkampagnen. Sie zeigen eine mollige, mittelalte Deutsche, die – laut Zeichnung – einem jungen, charmant-gebrechlichen Migranten mit Holzbein an die Badehose geht. Darunter der Claim: „Respekt kennt keine Herkunft.“

Es ist der bildgewordene Versuch, die Realität durch eine Karikatur zu erschlagen – allerdings mit einem Gummihammer, der beim Aufprall nur ein müdes „Boing“ von sich gibt.

Die Botschaft ist klar: Nicht die dokumentierten Übergriffe männlicher Gruppen auf weibliche Badegäste sind das Problem, sondern die vermeintlich pauschalisierende Unterstellung, sie könnten von einer bestimmten Klientel ausgehen. Deshalb also: Täter-Opfer-Umkehr. Die moralische Versicherungspolice für alle, die glauben, man könne sexuelle Belästigung einfach wegplakatieren, wenn man nur die Rollen ausreichend absurd vertauscht.

Von der Frittenbude zur Wertebude

Die alten Freibäder hatten etwas Ehrliches: Man ging rein, sprang ins Wasser, holte sich eine Sonnenbrand-Erinnerung und am Ende eine Portion fetttriefender Pommes Rot-Weiß, die jede moralische Debatte im Keim erstickte.

Heute gibt es statt der „Pommes Schranke“ die „RespektPommes“(-Kampagne) – vermutlich vegan, fair gehandelt und so geschmacklos, dass man beim Kauen Zeit hat, über seinen kulturellen Bias nachzudenken.

Zwischen den Liegestühlen verteilt ein Integrationsbeauftragter Flyer, in denen man lernt, dass „Körperkontakt im Schwimmbad nicht immer willkommen“ ist – als hätte diese Erkenntnis vorher im Land der FKK-Kultur noch einer schriftlichen Bestätigung bedurft.

Wenn der Bademeister zur Polizei wird

Früher stand am Beckenrand der Bademeister: ein rotgebräunter Halbgott in Adiletten, dessen Trillerpfeife allein schon für Ordnung sorgte.

Heute patrouillieren stattdessen Polizeitrupps durchs Freibad, schwer bepackt wie für einen Einsatz am Hamburger G20-Gipfel.

Das hat weniger mit „Sicherheit“ zu tun als mit der stillen Kapitulation vor der Erkenntnis, dass moralische Appelle eben keine Schwimmflügel sind – sie tragen nicht.

Und während die Ordnungshüter mit Sonnenbrille und Funkgerät am Planschbecken stehen, fragt man sich: Wann ist der Moment gekommen, an dem das Freibad endgültig vom Ort des Sommerspaßes zum soziologischen Sicherheitslabor verkommt?

Chlorwasser, Schamgrenzen und die neue Sommerromantik

Es ist eine bittere Pointe: In einer Gesellschaft, die jeden Flirt an der Kaffeemaschine mit Compliance-Richtlinien ummantelt, muss man plötzlich in Schwimmbädern Plakate aufhängen, um Fremden zu erklären, dass „Nein“ nicht in allen Kulturen ein besonders verspieltes „Vielleicht“ bedeutet.

Die öffentliche Debatte darüber bleibt verhalten, wie das vorsichtige Planschen im Nichtschwimmerbecken – zu groß ist die Angst, als xenophob zu gelten.

Und so badet man weiter im warmen Becken der Relativierungen, bis die Temperatur des öffentlichen Diskurses nur noch zwischen lauwarm und abgestanden schwankt.

Epilog mit Badehaube

Vielleicht ist es ja so: Multikulti ist kein olympisches Becken, in dem jeder im selben Tempo schwimmt. Es ist eher ein plantschender, unübersichtlicher Haufen Menschen, deren Regeln nicht immer kompatibel sind – und die Vorstellung, man könne alles mit einem freundlichen Plakat regeln, ist in etwa so naiv wie die Hoffnung, ein Holzbein schwimme von allein.

Bis dahin bleibt das Freibad eben, was es geworden ist: ein Spiegel der Gesellschaft, nur mit schlechterer Akustik, mehr Sonnenmilch und einer leisen Ahnung, dass das Wasser längst trüb ist – nicht nur vom Chlor.

Das Theater der Heuchelei

Wenn Protest zum Angriff wird

Es ist ein Schauspiel, das längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand flüstert, sondern in den Straßen Europas mit ohrenbetäubender Lautstärke brüllt: Der sogenannte „pro-palästinensische Protest“ ist in Wahrheit eine perfide Inszenierung von Hass, Antisemitismus und ideologischer Aggression. Tausende, die täglich auf die Straße strömen, sind kein Bild des zivilgesellschaftlichen Engagements, sondern das Abbild eines toxischen Bündnisses aus Islamisten, Linksradikalen und ultraradikalen Antisemiten. Die Maske des vermeintlichen Mitleids fällt schnell, wenn man sieht, wie Universitäten verwüstet werden, Polizisten beleidigt und Juden offen bedroht oder angegriffen werden. Wo der Diskurs längst hätte enden müssen, beginnt eine wütende Kampagne der Einschüchterung.

Aber Achtung, nicht protestieren, nicht argumentieren, nicht debattieren – nein, das alles wäre zu zivilisiert. Stattdessen setzen diese Gruppen auf rohe Gewalt, auf Einschüchterung und auf das offene Bekenntnis zur Vernichtung Israels. Die westliche Öffentlichkeit wird mit einem rhetorischen Taschenspielertrick hinters Licht geführt: Das Label „pro-palästinensisch“ dient als Tarnung für die Verbreitung von Ideologien, die mit friedlichem Protest nichts zu tun haben. Die Wortführer dieser Bewegungen feiern sich bereits öffentlich für den „Erfolg“ der Krawalle, die ein klares Ziel verfolgen: Den Boden für den Antisemitismus zu bereiten und Europa vor den Kopf zu stoßen.

Der Verrat an der Geschichte: Gaza statt Auschwitz?

In einem makabren Akt der Geschichtsvergessenheit und ideologischen Blindheit schleicht sich eine gefährliche Umkehr der Erinnerungsprioritäten ein: Nicht mehr Auschwitz, die Mahnung an der industriellen Vernichtung von Millionen Juden, soll die westliche Moral bestimmen, sondern Gaza – ein umstrittenes und zerstörtes Stück Land (schon vor dem 7. Oktober), das von der Terrororganisationen Hamas als politische Waffe missbraucht wird. Der Schulterschluss aus muslimischen Geflüchteten, die in Europa Schutz suchten, jedoch jegliche Integrationsbereitschaft verweigern, und linksradikalen „Antifaschisten“, die sich in Wirklichkeit als nützliche Idioten der Hamas erweisen, ist das perfide Ergebnis jahrzehntelanger Ignoranz und Naivität.

Dieser Hass ist kein Nebeneffekt, er ist Programm. Er ist die Rachephantasie gegen das Existenzrecht Israels, die Verachtung für den Rechtsstaat und die bewusste Untergrabung jeglicher demokratischer Werte. Und die Ironie, dass Europa, die Wiege der Aufklärung und der Menschenrechte, sich nun von dieser Allianz einschüchtern lässt, ist bitterer als jede Ironie.

Die Kapitulation des Rechtsstaats: Wenn Gewalt belohnt wird

Wer glaubt, es handele sich nur um sporadische Ausschreitungen, unterschätzt die Dimension dieses Problems maßlos. Europa steht an einem historischen Scheideweg. Wenn man dieser Mischung aus Einschüchterung, Gewalt und ideologischer Unterwanderung mit Füßen tritt und ihr nicht entschieden begegnet, wird das eine Lawine auslösen, die sich kaum noch aufhalten lässt. Die Listen, von denen gesprochen wird, sind real – sie verzeichnen Namen jener, die Israel unterstützen oder sich offen gegen diese antisemitischen Strömungen stellen.

Das perfide Ziel? Ein Schlussstrich unter die Geschichte des Holocaust, ersetzt durch einen falschen, moralisch gefährlichen Fokus auf Gaza. Es geht nicht nur um Politik, es geht um die Ausbreitung islamistischer Strukturen, die gezielt den Rechtsstaat aushöhlen und Polizei sowie Politik unter Druck setzen. Die Krawalle, die heute „Erfolg“ feiern, sind der Auftakt einer Entwicklung, die Europa in eine Spirale aus Gewalt und moralischer Bankrotterklärung führen kann.

Der deutsche Sonderweg: Ein Merz in der Makulatur

Die deutsche Bundesregierung versucht, die unangenehme Realität mit Symbolpolitik zu übertünchen, doch hinter der Fassade herrscht Kapitulation. Der Versuch, eine „Zeitenwende“ à la Macron zu inszenieren, wirkt wie der verzweifelte Griff nach einem letzten Strohhalm. Frankreichs Beispiel ist Warnung und Lehrstück zugleich: Die Angst vor Unruhen in muslimisch geprägten Vierteln führt dazu, dass Außenpolitik in den Vororten mitbestimmt wird – eine fatale Entwicklung.

Europa war einst ein Bollwerk gegen Antisemitismus, ein Garant für den Schutz von Minderheiten und demokratischen Werten. Diese Brandmauer fällt jetzt Stück für Stück, und mit ihr drohen französische Verhältnisse in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Selbstbewusste islamistische Parallelgesellschaften, der Rückzug aus dem staatlichen Gewaltmonopol und die schleichende Distanzierung von den Grundwerten der Demokratie sind keine dystopische Fantasie, sondern das reale Risiko.

Und unser Vorsitzender der Union? Friedrich Merz? Ein Mann, der sich – wenn überhaupt – kurzfristige Ruhe erkaufen möchte, während er die langfristigen Konsequenzen einer solchen Politik offensichtlich nicht in vollem Umfang begreift. Die Folgen dieser Kapitulation sind verheerend und sollten jeden, dem Europa und seine Werte am Herzen liegen, zutiefst alarmieren.

Fazit: Europa steht an der Kippe

Der Diskurs um den Nahostkonflikt darf nicht zur Bühne werden, auf der Antisemitismus, Gewalt und Hass triumphieren. Die Anerkennung eines „Palästinas“ unter diesen Umständen ist keine diplomatische Errungenschaft, sondern eine politische Bankrotterklärung. Sie ist der Schulterschluss mit jenen Kräften, die Europas Werte verachten und zerstören wollen. Wer glaubt, man könne durch Nachgeben und Verharmlosen Ruhe bewahren, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Europa muss sich jetzt entscheiden: Für die Demokratie oder für den Hass. Für das Erinnern an Auschwitz oder das Vergessen in Gaza. Für den Rechtsstaat oder die Kapitulation. Denn eines ist sicher: Die Straße gehört nicht den Hasspredigern – sie gehört uns allen.

Narrative als Waffen: Ein Krieg jenseits der Schlachtfelder

Inmitten des zerstörerischen Infernos von Gaza, wo Häuser zerfallen und Leben in Schutt und Asche liegen, tobt längst ein zweiter Krieg. Kein Krieg der Bomben und Kugeln, sondern ein Krieg der Worte, der Deutungen und der Erzählungen. Während die Weltöffentlichkeit mit klopfendem Herzen auf die Bilder des Leids starrt, hat die Hamas eine noch raffiniertere Waffe gezückt: das Narrativ. Ein Geflecht aus Empörung, Opfermythen und selektiver Wahrheit, das im westlichen Salon ebenso verzückt wie in der arabischen Straße jubelnd aufgenommen wird. Denn was wäre der militante Terror ohne seinen ideologischen Dunstkreis, der ihn in den Köpfen rechtfertigt, ja sogar glorifiziert?

Dass es Hunger, Tod und Verzweiflung in Gaza gibt, bestreitet niemand ernsthaft. Doch wer sich hier begnügt, wer sich in einem simplen Opfer-Täter-Dualismus einrichtet, der hat den Wald vor lauter Bäumen längst verloren. Denn die Hamas versteht sich als Meister des Narrativs, als Alchemisten, die jede Brutalität in einen Edelstein der moralischen Überlegenheit verwandeln – zumindest in den Augen ihrer Anhänger. Die westlichen Linken, Intellektuellen und ideologischen Follower lassen sich zu oft von diesem Glanz blenden und setzen das Hamas-Narrativ kritiklos als unumstößliche Wahrheit neben die einzige Schuld Israels.

Der Mythos der Opferrolle: Strategische Ignoranz auf höchstem Niveau

Es ist ein gewaltiges Kunststück, sich als Opfer darzustellen, während man zugleich eine Organisation anführt, die ihr Volk in einem Käfig aus Zerstörung und Fanatismus hält. Die Hamas malt sich gern als letzten Widerstand gegen koloniale Unterdrückung, doch gleichzeitig ist sie ein Regime, das seine Bevölkerung entrechtet, systematisch in eine Abhängigkeit von Gewalt, Elend und ideologischer Verblendung zwingt. Dass der Blockade Gaza wirtschaftlich stranguliert, wird ebenso benutzt wie die gezielten Angriffe auf Israel, um sich in ein unvergleichliches Opferkleid zu hüllen. Das Narrativ malt Israel als Aggressor, als Täterstaat, während die Hamas sich als legitimer Held inszeniert, der für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft.

Wer hier nicht mitspielt, wer kritische Fragen stellt, wird in den sozialen Medien sofort zum Verräter gestempelt. Die rhetorische Waffe der Hamas und ihrer westlichen Jünger ist der moralische Erpressungsgriff: Wer die Hamas hinterfragt, wird zum Komplizen eines Unterdrückers erklärt. Das ist keine Debatte mehr, das ist ein digitaler Lynchmob, der rationale Auseinandersetzung erstickt und jede Spur von differenzierter Analyse auslöscht. Die Hamas-Narrative werden zur universalen Heilslehre, zur intellektuellen Einbahnstraße, auf der jede Kritik als Verrat gilt.

Die westernisierte Komplizenschaft: Der Hochmut der moralischen Unschuld

Wie es möglich ist, dass sich in den aufgeklärten Gesellschaften des Westens eine immer breitere Bewegung formiert, die nicht nur die komplexe Realität verleugnet, sondern die Hamas geradezu als demokratische Befreiungsbewegung feiert, bleibt ein Rätsel von zynischer Eleganz. Es ist ein Hybrid aus postkolonialer Schuld, Antiamerikanismus, linker Identitätspolitik und einem verkürzten, ideologisch aufgeladenen Menschenrechtsdiskurs, der hier zusammenkommt.

Dabei wird auf eklatante Widersprüche geblendet: Die Hamas, eine Organisation, die Terrorismus, Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und religiöse Intoleranz praktiziert, wird mit antifaschistischen Kämpfern, mit Freiheitshelden verglichen. Wer diese Gleichsetzung hinterfragt, wird schnell in die Ecke der „bösen Zionisten“ gestellt, als wäre die Kritik an einem totalitären Regime das eigentliche Verbrechen. Der westliche Aktivismus, der sich blindlings auf Hamas-Narrative stützt, ist kein Ausdruck von Solidarität, sondern von moralischer Kurzsichtigkeit und intellektueller Faulheit.

Zwischen Empathie und Realität: Der schmale Grat der Verantwortung

Empathie für das Leid der Menschen in Gaza ist unverzichtbar, ja humanitär geboten. Doch Empathie darf nicht zur Verweigerung von Realität und Verantwortung werden. Die Hamas ist nicht Opfer der Umstände, sondern auch Täterin eines Systems, das seinen eigenen Menschen die Hoffnung raubt und sie zugleich als menschliche Schutzschilde benutzt. Die unverschämte Instrumentalisierung des menschlichen Leids, das Kalkül, mit dem zivile Opfer in Kauf genommen werden, sind Ausdruck eines zynischen Machtkalküls, das mit den Narrativen der Hamas systematisch verschleiert wird.

Wenn westliche Intellektuelle und Aktivisten sich also auf die Seite der Hamas schlagen, wenn sie deren Erzählungen kritiklos übernehmen, dann sind sie keine naiven Gutmenschen mehr. Sie sind Komplizen in einer Propagandaschlacht, die den Konflikt weiter anheizt, die den Frieden sabotiert und die Spirale der Gewalt verlängert.

In einer Welt, die von komplexen Realitäten geprägt ist, kann es keinen Platz für vereinfachende Schwarz-Weiß-Malerei geben. Die Hamas-Narrative sind nichts weiter als ideologische Brandbeschleuniger – elegant verpackt, clever vermarktet, brutal wirksam. Und wer sie kritiklos schluckt, der macht sich mitschuldig an dem Wahnsinn, der im Namen von Freiheit und Widerstand tagtäglich Leben vernichtet.

Zwischen den Sprachen: Das deutsch-multikulturelle Labyrinth der Schulen

Ein Plädoyer gegen den bildungspolitischen Selbstmord mit multikulturellem Feigenblatt

Es war freilich nur eine Frage der Zeit – und vor allem der nackten Zahlen –, bis sich die Politik entschloss, die hochoffizielle Sprachvielfalt Deutschlands zum Staatsziel zu erklären. Dass Türkisch, Arabisch, Dari und was das bunte Sprachkarussell sonst noch hergibt, künftig nicht nur im privaten Rahmen, sondern offiziell in den deutschen Schulen heimisch werden sollen, ist ein Lehrstück politischer Opportunität gepaart mit einem gehörigen Schuss Realitätsferne. NRW, der bevölkerungsreichste Bundesland-Moloch, dem inzwischen beinahe die Hälfte seiner Schüler eine Zuwanderungsgeschichte attestiert wird, soll das Experiment wagen: ein Schulparadigma, das aus der vermeintlichen „monokulturellen“ eine „multikulturelle“ Schule zaubern will. Ein Paradigmenwechsel, der wie ein Drahtseilakt ohne Netz wirkt – aber mit viel Pathos und dem selbstgerechten Gefühl, ein historisches Bildungswerk zu schaffen.

Die muttersprachliche Euphorie: Mehrsprachigkeit als Allheilmittel – oder doch eher als Trugschluss?

Die Argumente der Befürworter klingen verlockend: Mehrsprachigkeit sei der Turbo für intellektuelle Entwicklung, Türen zum Beruf öffnend, Ausdruck gelebter Wertschätzung und Respekt vor kultureller Vielfalt. Geradezu eine romantische Verklärung der migrantischen Realität. Die Praxis allerdings hat die Eitelkeit längst überholt: Über 70 Prozent der Migrantenkinder sprechen zu Hause kaum oder gar kein Deutsch – und befinden sich damit auf einem der schlechtesten Niveaus, um den Deutschunterricht in der Schule überhaupt effektiv zu nutzen. Wenn Elternhäuser oft vom Lesen, Schreiben und Sprechen kaum etwas beitragen, wie soll da die zusätzliche Förderung mehrerer Muttersprachen nicht zu einer Überforderung oder gar zu einem Verstärken der sprachlichen Defizite führen? Studien, PISA, IQB – sie alle malen ein düsteres Bild: Wo Armut und geringer Bildungsstand dominieren, bringt Mehrsprachigkeit wenig bis nichts, außer eben Chaos.

Kita und Vorschule wären die vielversprechenden Orte, um Deutschkompetenz aufzubauen. Doch gerade dort versagt das System, geplagt von Personalnot und Prioritätensetzungen, die man eher als Stillstand bezeichnen muss. So beginnt die Schule in einem Zustand der sprachlichen Not – und soll dann noch mit der Forderung, Mehrsprachigkeit als Normalität zu zelebrieren, gesegnet werden? Lächerlich, wenn nicht so tragisch.

Multikulturalität versus Einheitssprache: Das zarte Pflänzchen des Zusammenhalts

Die Grundidee, dass die Schule als Spiegel der Gesellschaft alle Herkunftssprachen und -kulturen gleichberechtigt abbilden soll, ist auf den ersten Blick nobel. Nur: Bildung ist mehr als das bloße Abbilden sozialer Realität – sie soll Integration fördern, Verstehen ermöglichen, Gesellschaft formen. Doch wie soll das gelingen, wenn die Verkehrssprache Deutsch ständig in den Hintergrund gedrängt wird? Die Tatsache, dass immer mehr Schulen eine „Deutschpflicht“ einführen müssen, spricht Bände: Man ringt um die einzige gemeinsame Sprache, das einzig wirklich verbindende Band im Miteinander.

Die deutsche Sprache ist – um den Politikwissenschaftler Karl Deutsch zu zitieren – die Kommunikationsgemeinschaft, die den Staat zusammenhält. Ohne sie ist das ganze multikulturelle Konstrukt bestenfalls ein lose verbundenes Sammelsurium von Parallelgesellschaften. Die Forderung, Migrantensprachen als Oberstufenfächer zu etablieren, grenzt daher an Bildungsirrsinn, wenn man bedenkt, dass in Schulen allenthalben Lehrer fehlen und Deutschförderung nicht selten den Kürzungen zum Opfer fällt.

Loyalitäten und Identitäten: Vom Schweben zwischen den Welten

Das größte Problem der Multikulti-Ideologie ist wohl der blinde Fleck gegenüber Loyalitätskonflikten. Herkunftssprachen bedeuten nicht nur Kommunikation, sie bedeuten Heimat, Zugehörigkeit – und oft genug Distanz zum Aufnahmeland. Dass Teile der türkischstämmigen Community, um ein berüchtigtes Beispiel zu nennen, lieber dem osmanischen Sultan Erdogan huldigen als dem deutschen Staat, ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer Integration, die sich längst auf Abwegen befindet.

Das Türkische als Sprache ist eine Brücke – doch nicht immer führt sie in die Demokratie und das freiheitliche Deutschland, sondern mitunter in nationalistische, religiöse oder antiwestliche Parallelwelten. Ebenso wie arabischsprachige Communities sich digital gern als „wahrer Islam“ inszenieren und deutsche Loyalitäten anzweifeln. Dieses Zerrissensein wird durch die staatlich geförderte Aufwertung von Herkunftssprachen nur weiter zementiert.

Assimilation oder kultureller Selbstmord?

Wer Assimilation als Verbrechen sieht, versteht Integration nicht. Die Geschichte unseres Landes ist voll von Zuwanderern, die sich entschieden haben, hier eine neue Heimat zu finden – mit deutscher Sprache, Kultur und Verantwortung. Dass mittlerweile nur noch knapp ein Drittel der Migranten in NRW zu Hause Deutsch spricht, ist keine Erfolgsgeschichte, sondern Warnsignal.

Statt Herkunftssprachen zu glorifizieren, sollte die Politik sich für eine einheitliche Verkehrssprache einsetzen, die alle verbindet. Die Aufwertung von Herkunftssprachen – als Normalität zu deklarieren, ist nichts anderes als die bewusste Inkaufnahme eines Nebeneinanders, das unser Land nicht stärkt, sondern schwächt.

Fazit: Der hohe Preis der sprachlichen Zerfaserung

Schwarz-Grün in NRW setzt mit seinem Schulreform-Projekt auf ein sozialpädagogisches Zitterspiel. Auf der einen Seite die hehre Absicht, Vielfalt zu leben und Identitäten zu ehren, auf der anderen Seite die kalte Realität einer Gesellschaft, die dringend auf Zusammenhalt angewiesen ist. Mit dem geplanten Multikulti-Schultor droht die deutsche Bildungspolitik ein trauriges Stück Selbstaufgabe: Statt Brücken werden Mauern gebaut – in den Köpfen, in den Klassenzimmern, in der Gesellschaft. Mehrsprachigkeit als pädagogisches Konstrukt in Schulen, ohne gesicherte Grundlagen, gleicht einem Schiff ohne Kompass auf stürmischer See.

Wer wirklich will, dass Integration gelingt, muss zuerst Deutsch stark machen. Und dann darf man stolz sein, wenn Schüler nebenbei noch die Herkunftssprache pflegen – aber nicht umgekehrt. Denn sonst ist die multikulturelle Schule nur ein weiterer Ausdruck der Kapitulation vor der Herausforderung der Zuwanderung. Ein inszenierter kultureller Selbstmord mit viel Beifall von denen, die sich gerne als progressiv feiern, während sie das Fundament unserer Gesellschaft aushöhlen.

Möge die Zukunft zeigen, ob dieser Reformwahn eine Bildungsrevolution oder ein Bildungsfiasko wird. Bis dahin aber gilt: Erst die Sprache – dann die Vielfalt. Nicht umgekehrt.

Der Zufall als Staatskunst

Macron und die drei toten Kritiker

Es gibt Länder, in denen die politische Opposition vom Schicksal heimgesucht wird. Dort rollt kein Panzer, es zischt kein Gewehr, es knallen keine Türen im Morgengrauen. Stattdessen stolpert die Wahrheit über den seidenen Teppich des Zufalls, fällt unglücklich die Treppe hinunter oder findet sich plötzlich – und selbstverständlich ohne Fremdeinwirkung – erhängt am eigenen Gardinenstängel wieder.
Frankreich, so will es scheinen, ist neuerdings ein Land, in dem der Zufall eine beunruhigende Karriere macht. Und Emmanuel Macron – dieser stets milde lächelnde, politisch teflonbeschichtete Sonnenkönig 2.0 – scheint ihn persönlich zu kennen. Vielleicht sogar per Du. Denn wie ließe sich sonst erklären, dass drei seiner lautstärksten Kritiker in einem Zeitraum von acht Wochen allesamt beschließen, der Welt Lebewohl zu sagen? Offiziell freiwillig. Offiziell tragisch. Offiziell kein Grund zur Aufregung. Und inoffiziell? Nun, das fragen nur noch die, die nicht am Journalistenbüffet sitzen.

Fall 1: Der Mann, der zu viel wusste – Olivier Marleix

Olivier Marleix, konservativer Abgeordneter, war kein Mann für lauwarme Formulierungen. Seine Reden hatten mehr Wucht als Macrons Handshakes, und das will etwas heißen. Wenige Tage vor seinem Tod erhob er im Parlament die Stimme gegen Korruption, Einwanderungspolitik und – besonders brisant – den Verkauf des französischen Turbinenherstellers Alstom an General Electric. Ein Geschäft, das, wenn man seinen Unterton richtig deutete, weniger nach freiem Markt roch als nach einer diskreten Wahlkampfkasse.
Fünf Tage später fand man ihn erhängt in seinem Haus. Keine heroische Endnote, kein Pathos. Nur ein „tragischer Suizid“. Der Zufall stand offenbar im Flur und lächelte höflich.

Fall 2: Der Chirurg, der zu viel andeutete – Dr. François Favre

François Favre, plastischer Chirurg, Spezialist für Schönheitskorrekturen, soll über brisante Details aus dem Innenleben von Macrons Ehe verfügt haben. Details, die vermutlich weniger mit Nasenflügeln und mehr mit politischem Facelifting zu tun hatten.
Er fiel aus dem 12. Stock. Selbstverständlich ohne Videoaufzeichnung. Ohne Abschiedsbrief. Ohne unabhängige Untersuchung. Aber dafür mit einer eilig bescheinigten Todesursache: Suizid. In Frankreich stürzt man sich offenbar gerne unprotokolliert aus Fenstern – es gehört wohl zur nationalen Kultur wie Baguette und Streik.

Fall 3: Der Geheimdienstler, der nicht mehr veröffentlichte – Eric Denécé

Eric Denécé, ehemaliger Offizier im Nachrichtendienst, leitete ein angesehenes Forschungszentrum für nachrichtendienstliche Studien. Ein Mann, der wusste, wie man Muster erkennt. Einer, der das Vokabular der Intrige in allen Dialekten beherrschte. Er war ein Kritiker Macrons – sachlich, analytisch, unbequem.
Geplant waren neue Veröffentlichungen. Geplant war, weiterzureden. Geplant war nicht: erhängt in der Wohnung zu enden. Familie und Kollegen sprechen von Unvorstellbarkeit. Der Zufall hingegen nickt gelassen und zieht die Schlinge noch einmal nach.

Die deutsche Presselandschaft: Wenn Schweigen zum Leitartikel wird

Man stelle sich vor: Drei prominente Regierungsgegner sterben in Polen oder Russland – alle angeblich durch Selbstmord, alle unter mysteriösen Umständen, alle innerhalb weniger Wochen. Das Feuilleton würde Schaum schlagen, die Investigativressorts würden Sonderschichten einlegen, und in den Talkshows würden Politologen mit sorgenvollem Blick und halbvollen Wassergläsern über „die dramatische Erosion der Rechtsstaatlichkeit“ sprechen.
Aber Frankreich? Frankreich ist schick, Frankreich ist EU-Kernland, Frankreich ist der Partner, mit dem man Panzerprojekte schmiedet und Klimakonferenzen abhält. Da wird geschwiegen. Nicht aus Zensur – aus Bequemlichkeit. Denn der Verdacht in die falsche Richtung riecht nach diplomatischem Ärger, und der stört den Weißweinfluss beim Sommerempfang.

Vielleicht, vielleicht auch nicht

Natürlich kann alles Zufall sein. So wie es ein Zufall ist, wenn drei Zeugen in einem Mafia-Prozess kurz vor ihrer Aussage aus dem Leben scheiden. So wie es ein Zufall ist, wenn das Dokument, das Ihre Unschuld beweisen könnte, „versehentlich“ im Schredder landet.
Doch selbst wenn es nur Zufall ist – welch bemerkenswerter Zufall! Ein Zufall mit Präzision, ein Zufall mit Terminkalender, ein Zufall, der offensichtlich Macron besser dient als jede PR-Agentur.
Vielleicht sollten wir aufhören, ihn Zufall zu nennen. Vielleicht ist er längst befördert worden: zum Minister für Stille Abgänge.

Epilog: Der Staat als Illusionist

Frankreich versteht es, mit Charme zu töten – metaphorisch, versteht sich. Keine Gulags, keine Geheimpolizei, die mit schmutzigen Stiefeln in die Wohnung trampelt. Nur das diskrete Nicken des Zufalls, das Knarren einer Türklinke und ein offizieller Bericht, der wie ein Seidenschal über den Tatsachen liegt.
Macron lächelt. Die Medien schweigen. Die Kritiker schweigen auch – endgültig. Und irgendwo in Paris hebt der Zufall sein Glas. Auf die nächste „tragische Verkettung von Umständen“.

Santé.

Vom „Anderl von Rinn“ zum „Mohammed von Gaza“

Die antisemitische Kindermordlegende im modernen Gewand

Es ist eine der sonderbaren Konstanten der Menschheitsgeschichte, dass Gerüchte länger leben als ihre Urheber – und oft sogar länger als deren Urenkel. Manche Lüge wird mit solcher Inbrunst erzählt, dass sie sich, Generation für Generation, wie ein besonders zäher Familienfluch vererbt. Der „Anderl von Rinn“, jener fiktive Tiroler Knabe, dessen angebliche Ermordung durch „die Juden“ im Jahr 1462 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kirchenfenstern, Andachtsbildern und Wallfahrten verewigt wurde, ist ein Paradebeispiel. Nicht weil sein Schicksal real gewesen wäre – es war so real wie Rotkäppchens Großmutter im Magen des Wolfs –, sondern weil er als Legende die perfekte Erzählstruktur für all jene bot, die sich an den einfachsten aller Weltformeln berauschen: Es gibt die Guten (wir), es gibt die Bösen (die anderen), und das Blut der Kinder ist der Prüfstein der Moral.

Natürlich ist diese Formel weder originell noch sonderlich clever. Aber sie ist anschlussfähig, und das ist in der politischen Mythologie der entscheidende Punkt. Man muss keine literarische Finesse besitzen, um sie zu erzählen – man braucht nur ein Opfer (am besten klein, unschuldig, mit unschlagbar guten Porträtmöglichkeiten in Holzschnitt oder Instagram-Story), einen Täter (klar markiert, kulturell kodiert, ohne Raum für Ambivalenz) und ein Publikum, das bereit ist, die Geschichte zu glauben, weil sie sich so wunderbar sauber anfühlt. Wahrheit ist hier Nebensache; was zählt, ist die dramatische Plausibilität im Dienste der Identität.

Von der Hostienfrevel-Gotik zur Hashtag-Ästhetik

Man könnte nun hoffen, die Moderne, aufgeklärt und mit Wikipedia bewaffnet, habe derlei Blödsinn endgültig erledigt. Doch das ist eine naive Annahme, fast schon rührend in ihrer Gutgläubigkeit. Die antisemitische Kindermordlegende hat lediglich ihr Kostüm gewechselt, den Bühnenboden getauscht und die Beleuchtung auf LED umgestellt. Aus dem „Anderl von Rinn“ mit seiner barocken Märtyrerikonographie ist der „Mohammed von Gaza“ geworden – ein idealisiertes, oft nicht einmal überprüfbares Kindergesicht, in Endlosschleife verbreitet, diesmal nicht als Votivtafel in einer Seitenkapelle, sondern als Bild in den sozialen Medien, flankiert von empörten Tweets und tränenfeuchten Facebook-Kommentaren.

Die Struktur ist dieselbe: Ein Kind wird angeblich von den Juden (heute im präziseren Vokabular „den Zionisten“ oder „der israelischen Armee“ – sprachliche Tarnmuster ändern sich eben) auf grausame Weise getötet. Der Kontext – etwa Raketen, die aus dicht besiedelten Wohngebieten abgefeuert werden, oder das perfide Kalkül militanter Gruppen, zivile Opfer als strategische Ressource zu nutzen – wird elegant weggeschnitten wie ein störender Schatten auf einem Instagram-Filter. Das Bild muss sauber bleiben: ein makelloses Opfer, ein klarer Täter, eine Welt, die so einfach ist, dass man sie in drei Emojis zusammenfassen kann.

Die ästhetische Effizienz der Empörung

Der „Mohammed von Gaza“ (der Name hier als Platzhalter für eine ganze Galerie solcher medialen Märtyrer) ist kein individuelles Schicksal mehr, sondern eine ikonische Figur, entworfen für maximale Reichweite. Die Botschaft lautet: Sie töten unsere Kinder. Das ist keine nüchterne Nachricht, sondern ein rhetorischer Nuklearschlag – jeder, der widerspricht, muss sich mit dem impliziten Vorwurf des Zynismus oder gar der Komplizenschaft abfinden. Die alte Legende vom Anderl funktionierte genauso: Wer die Erzählung infrage stellte, stellte sich moralisch gegen ein unschuldiges Kind. Wer Zweifel äußerte, galt als „Judenknecht“ oder „Glaubensverräter“. Heute ist man dann „zionistischer Propagandist“ oder „Teil der Lügenpresse“.

Was sich geändert hat, ist die Geschwindigkeit und Reichweite der Reproduktion. Im Mittelalter brauchte es Wochen, um eine solche Geschichte über Bergtäler hinweg zu verbreiten; heute reicht ein Hashtag und ein paar gut platzierte Bilder in Telegram-Kanälen, um binnen Stunden Millionen zu erreichen. Doch der eigentliche Fortschritt liegt nicht in der Technik, sondern in der ästhetischen Effizienz der Empörung: Die Legende ist schlanker geworden, befreit von theologischen Fußnoten und Heiligenkalendern, dafür optimiert für den emotionalen Schnellkonsum.

Warum wir solche Geschichten lieben (und fürchten sollten)

Die Persistenz solcher Narrative hat nichts mit Fakten zu tun – sie lebt von psychologischen Reflexen. Das Kind als ultimatives Opfer ist ein archetypisches Symbol, das selbst in den zynischsten Köpfen noch eine schmerzhafte Saite zum Schwingen bringt. Und wer es als Propagandawaffe einsetzt, kann sicher sein, dass sich moralische Komplexität in moralische Simplizität auflöst. Dabei ist das perfide Element, dass das echte Leid realer Kinder – ob in Rinn oder in Gaza – instrumentalisiert wird, um nicht Empathie zu fördern, sondern Hass zu verstetigen.

Und genau hier steckt die bittere Ironie: Wer den „Mohammed von Gaza“ verbreitet, um eine klare Front zu ziehen, ist geistiger Komplize jener Priester, die im 17. Jahrhundert den „Anderl von Rinn“ predigten. Man hat nur den Altar gegen eine Timeline getauscht, den Weihrauch gegen algorithmisch getriebene Empörung. Die Absicht ist dieselbe geblieben: Ein Feindbild schaffen, das nicht hinterfragt werden kann, weil es mit dem Blut der Unschuld geweiht wurde.

Epilog: Das Geschäft mit dem ewigen Kind

Vielleicht wäre es zu viel verlangt, die Menschheit möge diese uralte Versuchung endlich ablegen. Das Narrativ vom ermordeten Kind ist einfach zu verführerisch, zu mächtig, zu sofortig in seiner Wirkung. Aber wer heute beim Scrollen einem „Mohammed von Gaza“ begegnet, sollte sich bewusst sein, dass er in Wirklichkeit in einer jahrhundertealten Theateraufführung sitzt, deren Bühnenbilder zwar digital sind, deren Dialoge aber aus der Mottenkiste der Geschichte stammen. Die Requisiten mögen neu glänzen, die Moralpredigt ist uralt – und ihre Pointe ist stets dieselbe: Nicht das Kind wird gerettet, sondern der Hass.

Ein Land, in dem das Schwert nie stumpf wird

Es gibt Länder, in denen man die Todesstrafe in den Geschichtsbüchern findet, vergilbt und mit einem Warnhinweis versehen, so wie Asbestplatten oder Zigarettenwerbung aus den 60ern. Und dann gibt es Saudi-Arabien. Dort ist sie kein Relikt, sondern eine Betriebsanweisung. Die aktuelle Rekordmarke an vollstreckten Urteilen liest sich wie eine makabre Statistik aus einem Paralleluniversum, in dem der Fortschritt vor allem darin besteht, wie schnell und effizient man Menschen das Leben nehmen kann. Mord, Drogenhandel, Waffenschmuggel – das sind die offiziell akzeptierten Türöffner zum letzten Gang unter freiem Himmel. Die inoffiziellen? Nun, die Liste ist kreativer: ein Tweet, der die falsche Meinung enthält, ein Gedanke, der nicht ins Herrschaftsnarrativ passt, eine Demonstration, deren Teilnehmerzahl im besten Fall einstellig bleibt, weil man im schlimmsten Fall anschließend einstellig unter der Erde liegt.

Geständnisse werden dabei gern wie in einem besonders makabren Kochrezept gewonnen: ein paar Stunden Schlafentzug, eine Prise Isolation, eine großzügige Portion Folter – und schon serviert der Angeklagte das gewünschte Schuldeingeständnis, garniert mit gebrochenen Knochen. Der Rechtsweg ist kurz, weil er nicht gepflastert, sondern planiert ist: keine Anwälte in der Untersuchungshaft, keine Besuche von Angehörigen, dafür jede Menge juristischer Nebel, der sich hervorragend dazu eignet, Willkür als Rechtsfindung zu tarnen.

Die politische Beilage: Meinungsäußerung à la carte

Wer glaubt, es ginge hier nur um schwere Verbrechen, irrt. Politische Anklagen sind das stille Rückgrat der saudischen Justizmaschine. Hochverrat? Aufwiegelung der öffentlichen Meinung? Teilnahme an einer Demonstration? In anderen Ländern sind das Schlagzeilen in der Lokalzeitung – in Saudi-Arabien sind es die letzten Einträge im Lebenslauf. Ein flapsiger Kommentar in den sozialen Medien kann zu einer unfreiwilligen Begegnung mit dem Henker führen, der im Gegensatz zum Algorithmus kein Problem mit Ironie hat, sondern sie schlicht nicht versteht.

Es ist diese Mischung aus mittelalterlicher Härte und digitaler Überwachung, die das Ganze so zeitgenössisch wirken lässt. Die Guillotine 2.0, jetzt mit WLAN.

Die Kunst des Wegschauens: Deutsche Wirtschaftsethik

Und während drinnen die Klingen fallen, poliert draußen jemand die Mercedes-Sterne. Denn trotz aller Schreckensmeldungen ist Saudi-Arabien kein Paria, sondern ein gern gesehener Geschäftspartner. Deutsche Unternehmen lieben ihre saudischen Kunden – die kaufen schließlich nicht nur Autos, sondern auch Maschinen, Chemieprodukte, feinmechanische Präzisionswunderwerke. Der Export läuft wie geschmiert, und das Öl für diese Mechanik fließt nicht aus der Erde, sondern aus den prall gefüllten Staatskassen in Riad.

Das Ganze wird offiziell unter dem freundlichen Etikett „Wirtschaftskooperation“ geführt. Das German Saudi Arabian Liaison Office (GESALO) sorgt dafür, dass man in Riad weiß, wie man „Made in Germany“ buchstabiert, und die Gemischte Wirtschaftskommission (GWK) ist eine Art höflicher Stammtisch, bei dem man sich auf Augenhöhe zuprostet – allerdings ohne die lästigen Nebensätze zu Menschenrechten. Denn Menschenrechtsdebatten sind in diesem Kontext wie Sand im Getriebe: unangenehm, störend, und vor allem schlecht fürs Geschäft.

Moral – bitte nur im Konjunktiv

Natürlich gibt es in Deutschland noch Stimmen, die anmahnen, man solle Menschenrechtsverletzungen zumindest ansprechen. Julia Duchrow, zum Beispiel, erinnert die Bundesregierung daran, dass die Todesstrafe geächtet gehört. Aber „ansprechen“ ist so ein herrlich elastisches Wort – es kann bedeuten, dass man es energisch in einer Pressekonferenz sagt, oder dass man es beiläufig zwischen Dessert und Espresso erwähnt, wenn man in Riad gerade über neue Handelsabkommen plaudert. Der Unterschied ist in der Außenwirkung minimal, in der Innenwirkung praktisch unsichtbar.

Das Ganze erinnert an einen gut erzogenen Gast, der beim Abendessen feststellt, dass das Fleisch leicht angebrannt ist – und statt es auszusprechen, höflich lächelt, damit der Gastgeber sich nicht schämt. Nur dass es hier nicht um Fleisch geht, sondern um Menschenleben. Aber das ist ja nur eine Nuance.


Fazit: Eine perfekte Symbiose aus Öl, Stahl und Schweigen

So leben wir also in einer Welt, in der Maschinen aus Deutschland in Saudi-Arabien glänzen, während dort die Guillotine niemals Rost ansetzt. Eine Welt, in der die politische Moral gerne an der Passkontrolle hängenbleibt, wenn im Handgepäck profitable Verträge liegen. Und eine Welt, in der man den Wert eines Menschenlebens offenbar daran misst, ob es in Euro, Dollar oder Barrel Öl umgerechnet werden kann.

Die Saudis liefern Öl, wir liefern Technik. Sie liefern Hinrichtungen, wir liefern Schweigen. Eine Win-Win-Situation, wie sie in keinem Wirtschaftslehrbuch schöner beschrieben werden könnte. Nur dass das „Win“ hier so selektiv verteilt ist, dass es manchen Menschen schlicht den Kopf kostet.

Staatsräson à la carte – jetzt auch halal

Ein Kanzler im falschen Theater

Man muss sich das Bild auf der inneren Bühne ausmalen: Friedrich Merz, frisch in den Sessel des Kanzlers gesunken, die Hände gefaltet wie einer, der im Schachspiel des Lebens glaubt, gerade einen strategischen Zug gemacht zu haben. Er hat die „Waffen-Wende“ verkündet, diese kleine Verschiebung in der politischen Tektonik, die angeblich von Pragmatismus getragen ist, in Wahrheit aber wie ein Kompass wirkt, dessen Nadel nervös zwischen Opportunismus und Selbstbetrug zittert. Und dann, wie auf Stichwort, tritt von der Seitenbühne eine Gestalt in dunklem Anzug auf – der iranische Botschafter, Vertreter eines Regimes, das seine Bürger nicht regiert, sondern veredelt zu Material für Galgen, Zellen und Massengräber. Er lächelt. Er lobt. Er nennt die Entscheidung „sehr spät – ja, viel zu spät“ und schmeichelt, als sei er ein Connaisseur moralischer Reinheit. Merz lächelt zurück, vielleicht höflich, vielleicht erleichtert, vielleicht zu beschäftigt damit, den diplomatischen Handschlag nicht wie eine kalte, klebrige Umarmung zu empfinden. Das Publikum in diesem Theaterstück klatscht nicht – es atmet nur schwer.

Staatsräson als Ramschware

Es war einmal ein Versprechen, das man in Marmor meißelte: Die Sicherheit Israels sei Teil deutscher Staatsräson. Das war kein politischer Slogan, sondern ein Gelübde, das aus der Asche von Auschwitz aufstieg, schwer wie Blei und klar wie Glas. Nun aber liegt dieses Versprechen wie ein beschädigter Gebrauchsgegenstand auf dem Markt der politischen Tagesgeschäfte, wo alles seinen Preis hat und nichts seinen Wert behält. Herr Merz, dieser spätberufene Kanzler mit dem Habitus eines Bilanzprüfers, scheint zu glauben, man könne Staatsräson auf Raten verkaufen, ohne dass jemand den Riss in der Fassade bemerkt. Doch in dem Moment, in dem die Mullahs nicken, ist der Riss keine feine Linie mehr – er ist ein klaffender Spalt, durch den man direkt in die moralische Leere dahinter blickt. Man könnte fast meinen, er habe die Rolle eines Auktionators übernommen, der zwischen Galgenholz und Panzerstahl verhandelt, während er sich selbst als Moderator einer edlen Wertegemeinschaft inszeniert.

Die Mörder als wohlwollende Zeugen

Der Iran hat im Laufe der letzten Jahrzehnte ein Handwerk perfektioniert: die systematische Vernichtung von Dissidenten, Frauen, Minderheiten – jeden, der wagt, die eigene Würde über die staatliche Willkür zu stellen. 343 Menschen hingerichtet in nur vier Monaten – ein Tempo, bei dem selbst die Statistiker ins Schwitzen kommen, nicht vor Anstrengung, sondern vor Abscheu. Jeder Strick, der geknüpft wird, ist eine stille Gesetzesänderung, jede Exekution ein Paragraf in der Verfassung der Angst. Dass ausgerechnet aus diesem Schlachthaus der Geschichte der Satz „Endlich richtig gehandelt, Deutschland“ kommt, ist kein grotesker Zufall, sondern ein makabrer Treppenwitz der Diplomatie. Man stelle sich vor, ein Brandstifter lobt die Feuerwehr, weil sie beim Löschen des Nachbarhauses wenigstens nicht die Flammen im eigenen Schuppen stört – und der Feuerwehrchef bedankt sich artig.

Das Echo der Folterkammern

Wenn der Applaus der Falschen so laut ist, dass er in den Kanzlerfluren widerhallt, dann wird jedes Wort von „Moral“ oder „Verantwortung“ zu einer Hohlformel. Der Klang, der aus Teheran kommt, ist kein höfliches Klatschen – er ist das Echo von geschlossenen Zellentüren, von Schritten auf dem Weg zum Galgen, von der gedämpften Stille, die entsteht, wenn der letzte Atemzug im Seil versiegt. Wer diesen Klang nicht erkennt, hört vielleicht wirklich nichts mehr – oder will nichts mehr hören. Merz, der immer so gerne vom klaren Blick spricht, steht nun mit diesem Echo im Ohr vor der eigenen politischen Bilanz. Es kratzt, es beißt, es hinterlässt einen Schatten auf jedem Satz, den er von nun an über Menschenrechte sagen wird. Denn einmal Applaus aus der Henkersloge – und die eigene Stimme klingt für immer anders.