
Die neue Glücksspirale der Nation
Ach, welch geniale Idee, die deutsche Wehrpflicht durch ein Losverfahren zu ersetzen! Union und SPD, jene unerschütterlichen Hüter des Volkswillens, haben offenbar den überfälligen Schritt erkannt: Wenn schon Kriegspflicht, dann bitte wenigstens mit dem Flair eines Jahrmarkts. Man stelle sich das Szenario vor: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ – und schon beginnt der Traum von Stahlbetten, Kaserne und exerzierendem Drill, sechs Monate lang, gewürzt mit dem dezenten Aroma von Schweiß, Kamillentee und der leisen Ahnung, dass man bald für ein politisches Kalkül sein Leben riskieren könnte. Welch Triumph der modernen Demokratie: Die nationale Sicherheit per Zufallsgenerator. Eine Kriegslotterie statt Friedenspolitik! Das klingt so absurd, dass es fast schon wieder literarisch ist. Fast.
Vom Würfeln und Losen – Frankenburger Revisited
Historiker mögen die Augen verdrehen: Ja, man könnte das Frankenburger Würfelspiel herbeiziehen, jenes denkwürdige „Spiel“, bei dem menschliches Leben durch den blinden Wurf von Würfeln entschieden wurde. Heute mutiert diese groteske Methode zur staatlichen Pflicht, verpackt in farbige Lose und freundliche Bürokratie. Man kann fast das akustische Logo der Glücksspirale hören, während junge Menschen voller Hoffnung in die Lostrommel greifen: „Vielleicht heute Glück, vielleicht morgen Tod!“ Satire? Sicher. Tragödie? Ebenfalls. Ein bisschen Glücksspiel im Krieg, man muss nur aufpassen, dass niemand die Nieten falsch verteilt.
Die Kassen der Verteidigung – Ein Losverfahren als neue Einnahmequelle?
Stellen wir uns kurz die bürokratischen Genüsse vor: Das Verteidigungsministerium wird zur Lotterie-Kasse. Jeder gezogene Name ist ein Geldschein weniger in der Staatskasse – oder vielleicht ein Sechser im Lotto, je nachdem, aus welcher Perspektive man auf das Leben der Wehrpflichtigen blickt. Die Minister werden Kassenprüfer, Glücksbringer, Ziehungsleiter. Es entsteht eine Art Casino der Nationalpflicht, in dem der Einsatz das eigene Leben ist, die Gewinnchancen kaum höher als die Chance, dass man bei einem spontanen Bürokratie-Marathon nicht einschläft. Ironie des Schicksals oder geplante Satire? Man weiß es nicht mehr.
Ungerechtigkeit als Staatsprinzip
Natürlich ist ein solches Verfahren maximal ungerecht. Verfassungsrechtlich höchst zweifelhaft. Gleichheit vor dem Gesetz? Ein Begriff für Sonntagsreden. Gleichbehandlung der Bürger? Ein schönes Konzept, das sich in der Praxis als lose Papierflieger erweist. Schon jetzt kann man die Augen verdrehen bei dem Gedanken, wessen Kinder niemals in die Lostrommel geraten werden – jene mit den richtigen Kontakten, dem passenden Stammbaum, dem richtigen Bankkonto. Die wahren „Gewinner“ werden vermutlich nicht durch das Los bestimmt, sondern durch das subtile Netz der sozialen Protektion.
Ein abschließendes Zwinkern
Am Ende bleibt nur eines: die stille, bitter-süße Komik der Situation. Demokratie in Aktion: Wir würfeln über Leben und Pflicht, als wäre es ein Kindergeburtstag. Doch irgendwo zwischen Kasernenmief, Loszetteln und Ministerialbürokratie muss man lächeln – oder weinen. Die Zukunft der Wehrpflicht in Deutschland wird, so scheint es, weniger von Strategie als von Zufall bestimmt. Vielleicht ist das die höchste Form der Satire: Wenn der Staat das Spiel des Lebens selbst zum Losverfahren erklärt. Man könnte fast applaudieren. Fast.