
Die Apotheose des Überflüssigen
Man stelle sich vor: Österreich, ein Land, das sieben Jahrzehnte lang ohne Afrikabeauftragten auskam, mitten in der größten Budgetkrise der Zweiten Republik, schafft plötzlich einen hochdotierten Posten, als ob Geld in dieser Krise ein zu vernachlässigendes Detail wäre. 10.000 Euro brutto monatlich für den Beauftragten selbst, 8.000 Euro für das kleine Sekretariat, 5.000 Euro Spesen – zusammen 312.000 Euro jährlich. Ein Betrag, der in Niger eine Geisel befreien könnte, in Wiener Krankenhäusern dringend benötigte Pfleger finanzieren würde oder in Schulen schlicht die Heizung anstellt. Aber nein: Österreich entscheidet sich für Prestige, Symbolik und PowerPoint-Potenzial. Man könnte sagen: Österreich macht sich selbst zum Satire-König, während die Realität draußen weiterblutet.
Man muss sich die Choreographie dieses Postens bildlich vorstellen: Morgens ein Zoom-Meeting mit einem afrikanischen Ministerium, das wahrscheinlich schon längst eine eigene interne Strategie hat, nachmittags das Schreiben von Strategiepapierechen, die „Kooperationen“ und „Chancenregionen“ erläutern, zwischendurch Selfies am Flughafen, um die österreichische Presse zu befriedigen. Und die Welt? Sie dreht sich weiter. Terrorismus, Migration, Konflikte – unbeeindruckt vom Engagement des kleinen österreichischen Luxuspapiertigers. Jede Reisedistanz, jede Spesenabrechnung, jeder strategische Kommentar ist ein stilles Monument des administrativen Größenwahns.
Die groteske Oper der Politik
Die Regierung spricht von einer „umfassenden Afrika-Strategie“, die bis 2027 entwickelt werden soll. In diesen vier Jahren wird sich Afrika verändern, die geopolitische Lage wandeln, Krisen sich verschärfen, und Österreich? Es wird über Chancen diskutieren, Tabellen füllen und Budgetposten rechtfertigen. Man könnte es als Operette bezeichnen: Ein Ensemble aus Afrikabeauftragtem, Sekretär:innen, Ministerin und Pressesprecher:innen spielt die große Inszenierung der politischen Kompetenz, während das Publikum – die Steuerzahler – die Absurdität des Ganzen stillschweigend zur Kenntnis nimmt.
Symbolpolitik, Luxusaufwand und die Illusion der Handlung sind hier so eng verwoben, dass man sie fast als moderne Kunst bezeichnen könnte. Ein postmoderner Alptraum aus Papier, Spesen und Selbstdarstellung, der in einem Land entsteht, das ansonsten für Pragmatismus und Ordnung steht. Und während der Afrikabeauftragte auf Instagram seine „Reiseberichte“ postet, wartet eine entführte Wienerin seit über 220 Tagen auf konkrete Hilfe. Realität und Symbolpolitik entfernen sich in einem absurden Tanz, der den Zuschauer zwischen bitterem Lachen und ungläubigem Kopfschütteln schwanken lässt.
Finale Abrechnung: Luxus, Illusion, Zynismus
Am Ende bleibt nur die bitter-komische Erkenntnis: Österreich hat den teuersten Luxus der Zweiten Republik geschaffen – einen Posten, der alles lösen soll, der realpolitisch jedoch nichts verändert. Man könnte sagen, dass der Afrikabeauftragte ein Meisterwerk der Bürokratie ist: eine Persona, die in eleganten Konferenzen reist, in hochdotierten Meetings sitzt und auf strategische Papiere starrt, während reale Probleme unbeachtet bleiben. Symbolik triumphiert über Pragmatismus, Zynismus maskiert sich als Engagement, und der Steuerzahler applaudiert still, weil lachen erlaubt ist, weinen verboten.
Vielleicht wird man in zehn Jahren sagen: „Österreich hat sich einen Afrikabeauftragten geleistet.“ Und man wird sich erinnern, dass dies nicht nur ein Posten war, sondern ein Manifest der Absurdität, eine literarische Oper in Bürokratie, Spesen und PowerPoint.
Ein Triumph der Symbolpolitik, eine Ode an das Überflüssige – und die bitterste Satire, die ein Alpenstaat seit langem hervorgebracht hat.