
über das postmoralische Deutschland – zwischen Paragrafenpoesie, Richterromantik und Tugendterror
In einem Land, in dem der Antisemitismus bekanntlich nur dann als solcher gilt, wenn er im Duktus der 1930er Jahre daherkommt und sich höflich beim Zentralrat anmeldet, darf man offenbar inzwischen auch ganz offiziell skandieren, was früher als brandgefährlich galt: From the river to the sea… – was übersetzt nicht etwa bedeutet „wir wünschen Israel ein langes Leben in Frieden“, sondern eher das Gegenteil – aber wen kümmert schon Kontext, wenn die Gesinnung stimmt?
Richter Philipp Berkholz, dessen Robe offenbar nicht nur juristische Neutralität, sondern auch ein Faible für intellektuelle Akrobatik und gefühlige Milde signalisiert, hat sich jedenfalls einen Platz in der Galerie der juristischen Avantgarde erstritten. Eine Art postmoderner Kardinal Richelieu der Berliner Gerichtsbarkeit, nur ohne Degen, dafür mit Kaffeetasse und vermutlich einer Ausgabe von Judith Butler unter dem Richterpult.
In seinem Urteil, das weniger nach Rechtsstaat klang als nach Poetry Slam im akademischen Elfenbeinturm, attestierte er einer bekennenden Israel-Hasserin „Hochachtung“ für deren Engagement. Man müsse schließlich anerkennen, wenn jemand mit Inbrunst Unfug verzapfe – das sei schließlich auch eine Form von Zivilcourage. Wie sagte einst Brecht so treffend? „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Urteil zur Gesinnungstat.“ Oder so ähnlich.
Die neue Heilige: Saint Yasemin von Kreuzberg
Wer ist also diese neue Jeanne d’Arc der deutschen Aktivismus-Operette? Yasemin Acar, 38, arbeitslos, hochdekoriert im akademischen Prekariat mit einem Bachelor in Philosophie (womit sie immerhin qualifizierter ist als der durchschnittliche Twitter-Kommentator), tritt auf wie eine Instagram-Revoluzzerin mit Orientflair. Die Kufiya ist nicht nur ein modisches Statement, sondern ein ideologischer Gesamtkunstwerk-Knopf – getragen mit der Ernsthaftigkeit eines Trauerflors für die politische Urteilskraft der Bundesrepublik.
Dass Frau Acar mit einem Schirm geworfen, Polizisten beleidigt und sich weinerlich als Opfer „strukturellen Rassismus’“ inszeniert hat, verkommt im Gerichtssaal zur pittoresken Fußnote. Ihre „Geständnis“-Rede wirkte wie das Bewerbungsschreiben für ein Stipendium bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Pathos, Opfernarrativ, und ein Hauch von Pseudo-Intellektualismus – „Ich sage nur, was man in diesem Land nicht sagen darf!“ (und es dafür auf jeder Demo, in jeder Zeitung, jedem Insta-Post immer wieder tut).
Der Richter als Rebell – oder: Lyrik aus der Robe
Philipp Berkholz, ein Mann, der offenbar glaubt, dass Rechtsstaatlichkeit am schönsten ist, wenn sie sich wie ein WG-Küchentischgespräch anfühlt, hat mit seinem Urteil die juristische Rhetorik neu erfunden: zwischen empathischer Ermahnung und pädagogischem Pathos. Man möchte fast meinen, er habe statt des StGB eher Adornos Negative Dialektik konsultiert – oder wahlweise den Subreddit „r/antiimperialismfashion“.
Dass man eine Frau, die sich auf Anti-Israel-Demos tanzend über iranische Raketen freut, als „engagiert“ lobt, wirkt in dieser schillernden Groteske deutscher Werteverwirrung fast schon konsequent. Schließlich lebt man hier im moralischen Slalomlauf: Auf der einen Seite Erinnerungskultur bis zum Erbrechen, auf der anderen Seite blankes Unverständnis, wenn jemand sie auch ernst meint.
Applaus für die Anklagebank – Standing Ovations für den Rechtsbruch
Was früher in weihevollen Staatsakten beschworen wurde – „Nie wieder!“ – wirkt heute wie das Etikett auf einem veganen Sojapudding: formal korrekt, aber völlig bedeutungsentleert. Während auf Schulhöfen jüdische Kinder wieder weglaufen müssen, feiert sich eine Aktivistin im Gerichtssaal für ihre „geografische Umschreibung“. Man stelle sich vor, jemand würde ein Hakenkreuz als „historisch-ästhetische Spirale“ deklarieren – es gäbe kein Halten mehr.
Aber vielleicht ist genau das der neue deutsche Weg: Statt Täter zu verurteilen, werden ihre Motivationen psychologisch seziert und sozialtherapeutisch veredelt. Statt Recht wird Gefühl gesprochen. Statt Paragrafen zählt das Pathos. Es ist ein bisschen wie beim Eurovision Song Contest: Es gewinnt nicht die beste Leistung, sondern die emotionalste Botschaft.
Fazit: Der Rechtsstaat im Gesinnungskoma
Man mag sich fragen, wohin ein Land driftet, das seine demokratischen Fundamente mit einem derartigen Hang zur Selbstverachtung untergräbt. Wo Richter Hochachtung zollen, wo der Rechtsstaat nur noch auf dem Papier existiert, und wo der Applaus nicht mehr im Gerichtssaal verboten, sondern der logische Schlussakt ist.
Yasemin Acar mag nicht gefährlich sein im klassischen Sinne – sie ist kein Terrorist, sie baut keine Bomben, sie schreibt wahrscheinlich eher offene Briefe. Aber das, was sie sagt, das, was sie repräsentiert, wird in einem Land, das sich im Spiegel der Geschichte nur noch selbst bewundert, plötzlich salonfähig – und das ist vielleicht gefährlicher als jede Brandrede.
Der eigentliche Skandal ist nicht Acar. Es ist das Klima, das sie möglich macht. Und ein Richter, der dem juristischen Prinzip den Rücken kehrt, weil er denkt, er müsse Seelsorger sein. Der Glaube an die Unfehlbarkeit des eigenen moralischen Kompasses ersetzt keine Justiz – er ist deren Karikatur.
Willkommen in Deutschland, 2025.
Nie wieder war gestern. Heute ist Verständnis. Und morgen?
Vielleicht wieder. Nur diesmal mit Applaus.