Mit Fußnoten, Dialogen und anderen Bosheiten

Die Bilder, die Welt und die Kunst des Weglassens

Es ist die alte Geschichte: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber nur, wenn man sorgfältig alle störenden Worte vorher weglässt.¹
Kinderkörper, eingefallen, fragil – das Grauen in JPEG-Format. Und weil es so schön einfach ist, wird daraus nicht eine Geschichte, sondern die Geschichte. Wer will da schon nachfragen?

Dialog zwischen Bild und Text:

  • Das Bild: „Ich bin universell! Ich bin das Symbol für alles!“
  • Der Text: „Aber Moment, das Kind hat eine Vorerkrankung, das gehört erwähnt—“
  • Das Bild: „Pssst! Rede mir nicht rein. Du zerstörst meine Dramaturgie.“

¹ Fußnote für Zyniker: Das Gleiche gilt übrigens auch für politische Talkshows. Je kürzer die Sätze, desto größer der Applaus.

Die Heuchelei als olympische Disziplin

Medienhäuser präsentieren sich gern als letzte Bastion gegen die Flut der Desinformation. Aber wehe, jemand überprüft ihre eigenen Erzählungen – dann mutiert die Bastion zur Burg aus Zuckerwatte, die beim ersten kritischen Regenfall in sich zusammenfällt.

Dialog zwischen Reporter und Kritiker:

  • Reporter: „Wir haben nachgeforscht und festgestellt, dass…“
  • Kritiker: „Ruhe! Ihr seid ekelhaft. Ihr klingt wie Holocaust-Leugner.“
  • Reporter: „Aber Sie haben doch gar nicht meine Zahlen widerlegt?“
  • Kritiker: „Muss ich gar nicht. Moral schlägt Mathematik.“

Déjà-vu im postfaktischen Theater

Wir sind, Hand aufs Herz, nur noch Zuschauer in einer endlosen Soap.
Staffel 2020: „Die Polizei mordet systematisch.“
Staffel 2021: „Wer Schulen öffnen will, liebt den Tod.“
Staffel 2023: „Wer an Kinderhormone Fragen stellt, hasst Kinder.“
Staffel 2025: „Wer Fotos hinterfragt, hasst Wahrheit.“

Regieanweisung: Applaus vom Publikum, während der Autor leise Popcorn kaut.

Von der Kunst, ausgerechnet den Journalismus zu fürchten

CNN, Washington Post, Guardian – sie alle üben die Kunst des „Ups, wir korrigieren heimlich“. Man könnte fast Mitleid haben: wie Kinder, die beim Abschreiben in der Mathearbeit erwischt werden und behaupten, sie hätten nur „geguckt, ob der Nachbar die Aufgabe verstanden hat“.

TIP:  Der woke Index librorum prohibitorum

Dialog zwischen Korrektur und Stolz:

  • Korrektur: „Sorry, das war ein Fehler. Wir haben ein altes Foto benutzt.“
  • Stolz: „Psst! Sag das leiser. Sonst merkt noch jemand, dass wir Mist gebaut haben.“
  • Korrektur: „Aber… Integrität?“
  • Stolz: „Integrität ist das, was wir anderen predigen, nicht was wir selbst üben.“

Der Spiegel im Zerrspiegel

Die eigentliche Pointe: Nicht die Fakten werden bestritten, sondern die Frechheit, dass jemand sie ausspricht. Der Skandal ist nicht das, was gesagt wird, sondern dass es gesagt wird.

Fußnote: Man nennt das im modernen Jargon „Fakten-Feindlichkeit light“ – eine Art Diät-Version des klassischen Totalitarismus. Nur ohne Uniform, dafür mit Tweet.

Epilog: Die Wahrheit als unbequemer Gast

Am Ende bleibt die Szene wie in einem absurden Theaterstück von Ionesco:

  • Die Wahrheit klopft höflich an die Tür.
  • Der Journalist öffnet und sagt: „Komm rein, aber bitte leise.“
  • Das Publikum schreit: „Raus mit ihr! Sie stört das Stück!“

Und so bleibt die Wahrheit in der Garderobe sitzen, während auf der Bühne Bilder tanzen, die mit jedem Schritt lauter lügen – aber so wunderschön choreographiert, dass das Publikum sich lieber verführen lässt.

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