Miss Germany 2025: Die Schönheit des Buzzwords

Vom Bikini zum Buzzword – eine Chronik des moralischen Catwalks

Früher war ein Bikini alles, was man brauchte, um Schönheit zu messen: Haut, Hüfte, Haltung im wörtlichen Sinn. Heute genügt das nicht mehr. Heute misst man Haltung – und zwar die moralische, gesellschaftspolitische, Instagram-taugliche Haltung. Wer eine Kampagne für Diversität, Gleichberechtigung oder nachhaltige Mode startet, darf sich auf die Bühne stellen. Wer das nicht tut, bleibt unsichtbar – egal wie symmetrisch die Gesichtszüge sind. Die Miss-Germany-Wahl 2025 ist weniger ein Wettbewerb um Schönheit, als ein Wettbewerb um das geschliffenste Buzzword-Portfolio.

Haltung statt Hüfte: Die neue olympische Disziplin

Amina trägt ein Kopftuch – und „verbindet Strategie mit Haltung“. Paula „beweist, dass Führung Spaß machen, bunt sein und Haltung zeigen darf“. Franzi schafft „Räume für Vielfalt, Bewusstsein und gemeinsames Wachstum“, Mina kämpft für „sichtbare Leadership-Rollen in Tech“. Wrestlerin Jazzy ist Speakerin – das heißt offenbar: alles, was kämpferisch aussieht, ist empowernd. Liz gestaltet „Räume für Zugehörigkeit“ und hat Diaspora Eats im Gepäck. Abina löst gesellschaftliche Probleme durch Afrohaare, Theodora macht Geschichten sichtbar, Jana verwandelt Plastikmüll in Mode.

Die Schönheit einer Frau wird in dieser Version nicht mehr durch Augen oder Hände, sondern durch LinkedIn-kompatible Mission Statements definiert. Wer Haltung hat, gewinnt. Wer keine Haltung hat, existiert nicht. Wer zu sehr auf körperliche Ästhetik setzt, wirkt plötzlich altmodisch – fast wie ein Dinosaurier der Moral auf High Heels.

Der Sonderfall Soldatin: Eine Reminiszenz an die Realität

Mitten im Meer der Buzzwords sticht Aileen Tina heraus. Eine Soldatin. Sie kämpft nicht für Sichtbarkeit, Diversity oder Empowerment – sie kämpft, Punkt. Keine Instagram-Captions, keine Leadership-Zitate, keine Räumlichkeiten für gemeinsames Wachstum. Nur Präsenz. Plötzlich wirkt die Miss-Germany-Bühne nicht mehr wie ein moralisches Fitnessstudio, sondern wie ein absurdes Theater, in dem die Realität sich fragt: „Wer soll das alles ernstnehmen?“

Die neue Ikone: Purpose über Physik

Die Miss-Germany-Wahl 2025 ist ein Labyrinth der guten Absichten. Schönheit ist kein Maßstab mehr, Haltung ist das neue Gold. Die Kandidatinnen sind weniger Frauen als wandelnde Corporate Social Responsibility-Kampagnen. Wer sich nicht für gesellschaftlichen Wandel engagiert, muss sich nicht einmal mehr die Mühe machen, gut auszusehen. Wer Haltung zeigt, kann sogar aus dem „mittelmäßig attraktiv“ ein „gesellschaftlich relevant“ zaubern. Moralische Performance ersetzt ästhetische Performance – und Instagram entscheidet, wer gewinnt.

TIP:  Demokratie oder Dekorationsobjekt?

Fazit: Schönheit ist tot, lang lebe die Haltung

Es ist eine ironische Tragödie: Die Miss-Germany-Wahl 2025 hat den Bikini in den Museumskeller geschickt und stattdessen Kopftuch, LinkedIn-Profil und Nachhaltigkeits-Statement auf den Laufsteg gehievt. Wer heute Miss Germany wird, ist nicht die schönste Frau – sie ist die am besten positionierte moralische Marke. Und während die Zuschauer zwischen „empowered“ und „inspirierend“ scrollen, bleibt eine letzte Frage: Wo bleibt die nackte, unverhandelbare Freude an Schönheit, die nicht über Haltung definiert wird, sondern einfach existiert? Vielleicht in einem Museum. Vielleicht nur noch in der Erinnerung.

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