
Willkommen im Schlaraffenland der Rücksichtnahme
Der Westen, dieses gemütliche Sofa aus Schuldgefühlen, hat sich wieder einmal eingerichtet in seiner Lieblingspose: der permanenten Selbstverneigung. Kaum weht irgendwo ein Hauch von möglicher Kränkung, schon stürzt die Konsumgesellschaft auf die Knie und ruft: „Entschuldigung! Wir ändern sofort alles, bitte nicht böse sein!“ Dass Halal mittlerweile nicht nur eine Essensregel, sondern ein Türöffner für eine ganze Ideologie geworden ist, fällt niemandem auf. Oder schlimmer: es fällt allen auf, aber niemand wagt es auszusprechen, weil schon das bloße Fragen als Mikroaggression gilt.
Das Märchen vom harmlosen Burger
McDonald’s wirbt stolz: „Jetzt auch halal!“ Ein Akt der Diversität, heißt es. In Wahrheit nichts anderes als die freundliche Unterwerfung unter ein Regelwerk, das nicht aus der Freiheit geboren ist, sondern aus einem göttlichen Diktat. Aber wehe, man sagt das! Dann ist man sofort der Unmensch, der Kindertränen verursacht, weil der kleine Mehmet kein Chicken McNugget essen darf. Dass dabei das Prinzip kippt – nämlich dass nicht mehr die Minderheit tolerant die Mehrheit akzeptiert, sondern die Mehrheit sich rituell anpasst – fällt unter den Tisch. Hauptsache, das Marketing stimmt und der Umsatz fließt. Kalorien mit Zertifikat. Ideologie im Pappkarton.
Kindergarten ohne Schwein – Fortschritt oder Farce?
In Kindergärten werden Schweinefleischgerichte zunehmend gestrichen. Nicht, weil die Kinder sie nicht mögen – wer liebt keine Würstchen? –, sondern „aus Rücksicht“. Rücksicht auf wen? Auf Eltern, die sich weigern, dass ihre Kinder mit einem anderen Stück Fleisch auf demselben Teller konfrontiert werden. Man könnte fast meinen, Schweinefleisch sei radioaktiv, ein kulinarisches Tschernobyl. Und die Mehrheitskinder? Sie lernen von klein auf, dass ihre Normalität eine Zumutung ist. Dass ihre Kultur nichts ist, wofür man einstehen darf, sondern etwas, das man besser still und heimlich entsorgt. Willkommen in der Schule der Unterwerfung, erste Klasse: Schwein ist raus, Schuld ist drin.
Flugzeuge im Halal-Modus
Selbst Fluglinien stellen ihr Catering zunehmend auf halal um – und verkaufen es als „globalen Standard“. Klingt nach Fortschritt, ist aber schlicht Kapitulation vor dem lautesten Kunden. Die Freiheit, zwischen Pasta mit Schinken oder Hühnchen in Sahnesoße zu wählen, weicht der rituellen Einheitskost. Ironisch betrachtet: Wir sind die erste Zivilisation der Geschichte, die ihre Esskultur freiwillig aufgibt, um im Flugzeug in 10.000 Metern Höhe niemanden zu kränken, der nicht einmal neben uns sitzt.
Politik im Wohlfühlmodus
Und unsere Politiker? Sie sitzen wie immer zwischen allen Stühlen – und haben sich längst daran gewöhnt, dass man auch darauf bequem einnicken kann. Für sie ist Halal eine Goldgrube: ein Markt, ein Narrativ, ein weiterer Beweis, wie „weltoffen“ das Land sei. Wenn irgendwo eine Moschee eröffnet, schneidet der Bürgermeister das Band durch und hebt stolz hervor, wie wichtig es sei, „Zeichen zu setzen“. Kein Wort darüber, dass das Zeichen in diesem Fall nicht für Vielfalt, sondern für Separatismus steht. Aber warum ehrlich sein, wenn man sich mit ein paar Floskeln ins Abendjournal retten kann?
Die Rhetorik der freiwilligen Entmündigung
Natürlich: „Niemand zwingt uns.“ Das ist das Mantra. Niemand zwingt uns – wir machen alles ganz freiwillig. Wir geben die Bratwurst auf, wir wechseln das Catering, wir stempeln unsere Produkte, wir erziehen unsere Kinder zur Selbstverleugnung – ganz ohne Zwang! Es ist wie bei einer toxischen Beziehung: Man wirft alles über Bord, um die Liebe des anderen zu behalten, und nennt es „Partnerschaft“. In Wahrheit ist es schlicht Selbstaufgabe. Nur dass es hier nicht um eine Person geht, sondern um eine Ideologie, die uns im Kern nichts anderes zu sagen hat als: Ihr seid falsch, wir sind richtig.
Das neue Reinheitsgebot
Und so endet alles dort, wo es immer endet: beim Moralismus. Halal ist nicht nur eine Ernährungsweise, es ist eine Grenzziehung zwischen rein und unrein, gut und böse, erlaubt und verboten. Und der Westen, statt dieses Muster zu durchschauen, stürzt sich begeistert hinein. Wir lieben doch nichts mehr, als uns schlecht zu fühlen. Endlich eine neue Möglichkeit, endlich ein neuer Maßstab, an dem wir scheitern dürfen! Bald wird nicht nur das Fleisch, sondern auch das Wort halal sein müssen, sonst ist es nicht mehr konsumierbar.
Epilog im Supermarkt
Eines Tages wird man durch den Supermarkt schlendern, und alles, wirklich alles, wird ein kleines grünes Siegel tragen. Die Kinder werden fragen: „Papa, was bedeutet halal?“ Und der Vater wird verlegen lächeln und sagen: „Das bedeutet lecker.“ Und die Mutter wird hinzufügen: „Und gut. Und richtig. Und normal.“ Und niemand wird sich mehr erinnern, dass es einmal anders war – dass Essen einfach nur Essen sein durfte, ohne rituelle Unbedenklichkeitsbescheinigung.
Halal ist das neue Lecker. Aber das Lecker ist nicht mehr unseres.