Wenn man die Bewohner der Europäischen Union heute fragen würde, ob sie lieber Freiheit oder Sicherheit möchten, so müsste man sich mental auf eine gewisse Tragik einstellen – eine Tragik, die nicht nur in der Natur der Wahl liegt, sondern in der unerbittlichen Vorhersehbarkeit der Antwort selbst. Benjamin Franklin, dieser kühne Prophetenvogel der Aufklärung, warnte uns: „Wer die essentielle Freiheit aufgibt, um ein wenig vorübergehende Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.“ Welch prophetisches Urteil, das uns hier, im Jahre des neoliberalen Alltags und der techno-bürokratischen Überwachung, wie ein scharfkantiger Spiegel vorgehalten wird! Doch würde man die EU-Bürger wirklich abstimmen lassen, wäre der Ausgang nicht einmal überraschend, sondern vielmehr ein grotesker Triumph der Banalisierung des Daseins: Drei Viertel würden sich – in einem Akt demokratischer Selbstentmachtung – für Sicherheit entscheiden. Sicherheit in ihrer bequemsten Form: Kameras, Algorithmen, Schilder, Versicherungspolicen, digital regulierte Lebenspläne. Freiheit? Ach, die ist etwas für Schriftsteller, Philosophen und Wutbürger auf Twitter.
Die Ironie ist doppelbödig: Wir leben in einer Gesellschaft, die Freiheit predigt, sich aber in Sicherheitsrituale flüchtet, als handle es sich um die letzte Rettungsleine in einem Strom aus Angst. Freiheit wird als abstrakter Luxus verstanden, ein seltenes Gut, das man sich höchstens als Wochenend- oder Urlaubsoption leisten kann. In Wirklichkeit ist Freiheit ein unzuverlässiger Partner, unbequem, laut, verlangt Verantwortung und – Gott bewahre – selbstständiges Denken. Sicherheit hingegen ist greifbar, messbar, verspricht Ruhe und Schlaf, selbst wenn sie nur eine Illusion ist. Es ist das Paradies der Büchse der Pandora, nur dass wir den Deckel lieber geschlossen halten, während uns die Schlangen des Kontrollverlusts um die Knöchel zischen.
Das Sicherheits-Paradoxon: Angst als Währung
Was wir hier beobachten, ist kein simples moralisches Versagen, sondern ein psychologisches und gesellschaftliches Phänomen von höchst erlesenem Zynismus: Angst ist die universelle Währung unserer Zeit. Die Menschen zahlen bereitwillig ihre Freiheit, um das flüchtige Versprechen der Sicherheit zu erwerben, und in der Folge wird Freiheit selbst zur Ware, die man nur noch gegen eine exorbitante Prämie bekommt – nämlich Mut, Zivilcourage oder intellektuelle Unabhängigkeit. Jede Wahl, die zugunsten der Sicherheit getroffen wird, ist gleichzeitig ein kleiner, innerer Verrat an der Idee der Selbstbestimmung. Dass dies nicht aufgeregt diskutiert wird, sondern als normaler gesellschaftlicher Konsens gilt, spricht Bände über die kulturelle Ermüdung und das demokratische Overload der Gegenwart.
Gleichzeitig offenbart sich hier die wahre Tragik der europäischen Seele: die Sehnsucht nach einem geordneten Leben ohne Risiko, gepaart mit dem illusionären Gefühl, man könne Freiheit besitzen, ohne sich je mit ihr auseinanderzusetzen. Freiheit ist nicht das, was man konsumiert, Sicherheit schon. Ein geschlossenes Tor, ein Schutzgitter, ein Alarmsignal – all das vermittelt den trügerischen Eindruck, man lebe in Kontrolle, während man in Wahrheit in einem gläsernen Käfig schlummert, umgeben von Kameras, Datenprofilen und gut gemeinten Vorschriften.
Der humoristische Aspekt: Lachen über sich selbst
Wenn man jedoch die bittere Pille schluckt, zeigt sich ein sardonischer Humor: Europa ist das einzige Kontinentalkollektiv, das im Namen der Sicherheit bereitwillig seine eigenen Freiheitsrechte zum Tanz auffordert, nur um dann festzustellen, dass man im goldenen Käfig nicht einmal mehr tanzen kann. Die Pointe ist so subtil wie messerscharf: Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu kaufen, entdeckt irgendwann, dass die Sicherheit nur die Abwesenheit von Verantwortung ist – und dass Verantwortung, der eigentliche Kern der Freiheit, nicht käuflich ist. Die Bürger lachen dann über sich selbst, nicht weil sie klug wären, sondern weil das Lachen das letzte Ventil der Freiheit darstellt, das man ihnen noch nicht weggenommen hat.
Fazit: Eine melancholische Allegorie des modernen Europas
Das europäische Paradoxon zeigt sich in aller Härte: Freiheit ist kostbar, unbequem und unbequem teuer; Sicherheit ist billig, bequem und bequem gefährlich. Drei Viertel der Bürger würden sich heute für Sicherheit entscheiden – ein Akt der demokratischen Selbstverleugnung, ein Triumph der Angst, eine Tragikomödie auf ganzer Linie. Franklin hätte gelacht, gezweifelt und geweint zugleich. Und wir? Wir stehen im Regen der Überwachung, winken der Freiheit zu, während wir uns in unsere Polster und Apps flüchten, die uns vorgaukeln, dass Sicherheit ohne Freiheit möglich sei. Ein Zustand, so satirisch wie tragisch, so zynisch wie augenzwinkernd, dass man nur noch die Stirn runzeln, einen Kaffee trinken und dem absurden Theater Europas applaudieren kann – von der Sicherheit des eigenen Sofas aus.