Finis Germania, Kapitel 2025/26

Deutschland verbietet die AfD – Ein Totentanz in Moll

Also sprach das Bundesverfassungsgericht: Die AfD ist verboten.

Und Deutschland, dieses melancholische Vaterland mit Hang zur staatstragenden Tragödie, hält den Atem an – aber nicht vor Schock, sondern vor wohliger Befriedigung. Endlich! Die politische Hygiene hat zugeschlagen. Der Exorzismus ist vollbracht. Der braune Dämon wurde ausgetrieben, unter den prüfenden Augen von Medien, Moralpäpsten und einem Chor aus woke-grünen Hofberichterstattern, die sich im Kanzleramt längst gegenseitig für den Mut loben, den sie gar nicht aufgebracht haben.

Man hat das Böse nicht besiegt, sondern beamtentauglich abgeheftet. Ein Verwaltungsakt gegen den Abgrund. Heinrich Mann hätte es den „Untertanenreflex“ genannt. Thomas Mann hätte eine „wohltemperierte Katastrophe“ daraus gemacht. Und Bertolt Brecht? Der hätte lakonisch gesagt:
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das Verbot kroch.“

Die politische Reinigung – Der Jakobinismus von Karlsruhe

Das Verbot der AfD ist nichts anderes als der deutsche Jakobinismus in Richterroben. Es wurde nicht entschieden, es wurde geköpft. Der demokratische Rechtsstaat hat seine Guillotine entstaubt, das Schafott geölt, und während draußen der Regen auf den Asphalt prasselt, poliert der Verfassungsschutz den Henkerblock. Es ist alles sehr ordentlich, sehr bürokratisch – ganz so, wie es der deutsche Charakter liebt.

„Wehret den Anfängen“ stand auf den Transparenten – nur hat keiner gemerkt, dass die Anfänge längst vorbei sind. Man verbietet keine Partei mehr, um die Demokratie zu schützen. Man verbietet sie, weil man die Kontrolle über den Diskurs verloren hat.

Der Rechtsstaat wurde zum Beichtstuhl. Und die Demokratie zum Reinheitsgebot.

Der politische Untergrund – Dantes Inferno, jetzt auf Telegram

Natürlich wird das niemand laut sagen, aber die neue Rechte feiert heute. Nicht öffentlich, versteht sich – das wäre unklug. Aber in den dunklen Kellern der digitalen Parallelöffentlichkeit wird angestoßen: auf den Sieg durch Niederlage. Der Mythos des verbotenen Wortes ist mächtiger als jedes Wahlprogramm.

TIP:  Ablasshandel im Kostüm des Klimaschutzes

Die Szene wächst. Sie wird metastasieren wie ein schlecht behandelter Tumor. Während die öffentlich-rechtlichen Kommentatoren noch schwitzen vor Selbstzufriedenheit, gründen andere bereits im Darknet die nächste Bewegung.
Telegram ist der neue Aventin-Hügel, der Ort, an dem die Populisten ihre Republik planen. Ohne Satzung, aber mit Waffenemoji.

Was ist gefährlicher: eine schlechte Partei im Parlament oder eine gute Verschwörung im Untergrund?
Fragen Sie mal bei der Weimarer Republik nach. Ach, stimmt ja – die ist auch verboten worden. Vom Leben.

Das Wählervolk – Woyzeck mit WLAN

Und was ist mit den Wählern? Mit den frustrierten Alten im ostdeutschen Plattenbau, den überforderten Handwerkern, den Zynikern im Ruhrpott, den Biodeutschen mit Mindestlohn und Merkel-Allergie?

Die sitzen jetzt da, starren auf den Bildschirm und denken: „Aha. Jetzt haben sie uns auch noch das genommen.“
Der kleine Mann, dieser Woyzeck der Moderne, wird weiter durch den Dreck waten, weiter bluten für die Inflation, weiter frieren für die Ukraine und weiter zahlen für die grüne Transformation. Nur ohne Ventil. Der Deckel ist jetzt zu. Der Dampf bleibt.

Was passiert mit einem Druckkessel, den man luftdicht verschließt?
Physik, meine Damen und Herren. Nicht Politik.

Der Märtyrer-Bonus – Jesus in Turnschuhen

Aus der AfD wird jetzt die verbotene Frucht. Der Apfel im Garten der Demokratie. Und was macht der deutsche Michel mit verbotenen Früchten? Er beißt rein, gierig, schmatzend, und sagt: „Das wird man ja wohl noch dürfen.“

Man hat Björn Höcke & Co nicht besiegt – man hat sie unsterblich gemacht. Wer heute die AfD verbietet, gießt Öl ins Feuer der Selbstviktimisierung. Der Rechte wird sich fortan nicht mehr „rechts“ nennen, sondern „entrechtet“. Ein kluger Schachzug aus Sicht des Populismus. Der Staat hat den Rechten ihren Jesusmoment geschenkt – nur ohne Kreuz, dafür mit Screenshot des Gerichtsurteils.

Die Parole der kommenden Jahre lautet nicht mehr „Deutschland den Deutschen“, sondern:
„Wir wollten nur reden – und wurden verboten.“

TIP:  Fünf sind harmlos, einer ist tödlich

Der demokratische Selbstmord auf Raten

Was hier passiert, ist der Selbstmord der Demokratie in Etappen. Ein Staat, der Opposition verbietet, weil sie unbequem ist, darf sich zwar weiter Demokratie nennen – aber nur noch aus nostalgischen Gründen. Die Faschisten von gestern feiern heute auf X (ehemals Twitter), weil sie wissen: Das System hat Angst. Und Angst ist der beste Wahlhelfer.

Goethe schrieb in den Wahlverwandtschaften:
„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“

Willkommen in der Bundesrepublik 2025.

Schlussakt: Der letzte Tango in Karlsruhe

Man kann sich den letzten Abend der AfD gut vorstellen: die Funktionäre in einer trostlosen Kneipe, im Fernsehen läuft das Urteil, der Aschenbecher quillt über. Einer prostet dem anderen zu und sagt:
„Jetzt sind wir endlich da, wo wir immer hinwollten.“

Die Demokratie aber wird am Morgen danach aufwachen, nackt, verschwitzt, mit einem schlechten Gewissen – wie nach einem One-Night-Stand mit der eigenen Machtgier. Sie wird in den Spiegel sehen und sich fragen:
„Was haben wir da eigentlich getan?“

Und dann wird sie sich einreden, es sei doch alles richtig gewesen.

Weil es einfacher ist, sich zu belügen, als die Wahrheit auszuhalten:
Man kann das Virus nicht verbieten. Man kann es nur verstehen. Oder untergehen.

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