Ein Preis für den Frieden

oder: Wie man den Irrsinn vergoldet

Man stelle sich vor: Ein Preis, der für „Verdienste im Kampf gegen Vorurteile, Intoleranz und Hass“ vergeben wird, landet in den Händen eines Mannes, dessen moralischer Kompass gelegentlich scheint, als sei er auf einem Jahrmarkt ausgestellt. Benjamin Idriz, Imam, moralischer Kommentator, und anscheinend auch Künstler im Genre der historischen Relativierung, darf sich plötzlich Preisträger nennen. Die liberale Thomas-Dehler-Stiftung hat offenbar beschlossen, dass die Fähigkeit, Täter und Opfer semantisch auf dieselbe Waage zu legen, eine bemerkenswerte Tugend ist.

Man muss das Bild nur kurz wirken lassen: ein Mann, der die Freilassung israelischer Geiseln mit der Rückkehr verurteilter palästinensischer Mörder gleichsetzt, applaudiert von einer Jury, die sich vermutlich in feierlicher Selbsttäuschung wiegt. Das ist weniger Preisverleihung, mehr eine Lehrstunde in moralischer Akrobatik: wie man historische Realität aufhübscht, bis sie bequem durch die liberale Brille passt.

Relativierung als Lebenskunst – oder: Wie man Terror in Watte packt

„Die Geschichte beginnt nicht am 7. Oktober.“ Das ist nicht nur eine Relativierung – das ist eine Verflachung der Wirklichkeit, die mit der Eleganz eines Presslufthammers daherkommt. Hier wird Terror nicht verurteilt, sondern in eine historische Debatte verpackt, in der Opfer zu Statisten eines ewigen Dramas werden, das moralisch ausgeglichen sein soll. Es ist eine Form der „Toleranz“, die man nur dann verstehen kann, wenn man bereit ist, den eigenen moralischen Kompass als Kitschdekor abzulegen.

Die Krux dabei: Herr Idriz kann sehr wohl deutliche Worte finden, nur wählt er sie gezielt gegen Israel. Der Einsatz rhetorischer Brandstiftung wird mit der Verheißung moralischer Neutralität überklebt, wie ein Sofa, das man über brennende Trümmer legt. Und die Jury? Offenbar entzückt vom warmen Gefühl der eigenen Gutgläubigkeit, vergibt fröhlich den Preis.

Moralische Akrobatik – der Balanceakt zwischen Genozid und Geiseln

Wenn man das Wort „Genozid“ in den Mund nimmt, sollte man wissen, dass es nicht wie ein Bonbon zu verteilen ist. Doch Herr Idriz benutzt es wie ein Accessoire: „in der moralischen Wahrnehmung von Milliarden Menschen“, so seine Formulierung. Milliarden Menschen sehen etwas, also wird es moralisch. Wir dürfen ruhig innehalten und den Wahnsinn in dieser Formulierung erkennen: Es ist nicht die Tat, es ist die Wahrnehmung, die zählt. Und siehe da: Israel, ein demokratischer Staat, steht plötzlich auf derselben moralischen Linie wie das Menschheitsverbrechen der Schoa. Ein Kunstgriff, der sogar Dali ins Schwitzen gebracht hätte.

TIP:  Mit Volldampf in die selbstverschuldete Energiekrise

Die Pointe, dass Juden in Deutschland sich vom israelischen Staat distanzieren sollten, um Antisemitismus einzudämmen, ist so unverschämt altmodisch-antizionistisch, dass sie fast schon wieder modern wirkt. Die moralische Verantwortung wird wie ein Brandbeschleuniger verteilt, und Juden sollen das Feuer löschen, während die Täter weiter agieren.

Die Jury – Meister der Selbsttäuschung

Die Thomas-Dehler-Stiftung präsentiert sich als Hort des Liberalismus, doch hier offenbart sich die Absurdität der guten Absicht. Man wollte Dialog, Versöhnung, Toleranz? Geschenkt. Doch wenn die Grundlage des Dialogs darin besteht, Opfer und Täter rhetorisch zu vereinen, dann ist das nicht Dialog. Das ist die Selbstverleugnung einer ganzen Institution, getarnt als Liberalität.

Die Jury hat offensichtlich beschlossen, dass öffentlich zugängliche Äußerungen, die Israel dämonisieren und Hamas-Terror relativieren, einfach nicht relevant seien. Vielleicht haben sie geglaubt, man könne Realität ausblenden, solange man sie in einem feinen Goldrahmen präsentiert.

Schlusswort: Wenn Preisverleihung zu Performancekunst wird

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Diese Verleihung ist kein Preis. Sie ist eine Performance, ein Lehrstück in der Kunst der moralischen Selbstüberhöhung. Vielleicht ist Benjamin Idriz gar nicht Imam, sondern ein schelmischer Kurator der Realität, der uns alle dazu bringt, staunend zuzusehen, wie man Absurdität in Gold gießt.

Chapeau, Thomas-Dehler-Stiftung. Sie haben uns gelehrt, dass Toleranz nicht nur relativ, sondern potenziell satirisch sein kann. Und dass man mit genügend Liberalität sogar den Terror umarmen kann – natürlich augenzwinkernd, versteht sich.

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