
Golda Meir, Israels vierte Ministerpräsidentin und eine der bekanntesten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, war eine Frau, deren Leben von tiefen Widersprüchen geprägt war: unerschütterliche Entschlossenheit und tiefe Menschlichkeit, scharfer politischer Realismus und der sehnsüchtige Wunsch nach Frieden. Ihre Worte, die oft sowohl Hoffnung als auch Schmerz tragen, spiegeln die ganze Tragik des Nahostkonflikts wider.
Eines ihrer bekanntesten Zitate lautet:
„Man kann nicht mit jemandem über Frieden verhandeln, der gekommen ist, um einen zu töten.“
Dieser Satz ist kein Ausdruck von Hass, sondern eine nüchterne Feststellung aus der Erfahrung einer Frau, die wiederholt miterlebt hatte, wie Angriffskriege und Terrorakte das Überleben ihres Volkes bedrohten. Für Meir war Frieden kein romantisches Ideal, sondern ein Ziel, das nur auf einem Fundament gegenseitiger Anerkennung und Sicherheit entstehen konnte. Ohne die elementare Bereitschaft des Gegenübers, das Leben des anderen zu achten, waren alle Friedensgespräche für sie leer.
Noch eindringlicher wird ihr Denken in einem anderen Zitat:
„Wir können den Arabern verzeihen, dass sie unsere Kinder getötet haben. Wir können ihnen nicht verzeihen, dass sie uns zwingen, ihre Kinder zu töten. Wir werden erst dann Frieden mit den Arabern haben, wenn sie ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen.“
Hier spricht nicht nur die Politikerin, sondern auch die Mutter und Großmutter. Es ist ein Bekenntnis zu einem universellen Schmerz: dem Wissen, dass im Krieg nicht nur die eigenen Kinder in Gefahr sind, sondern auch die Kinder derer, die man als Feinde betrachtet. Golda Meir erkannte, dass Gewalt auf beiden Seiten Wunden hinterlässt, die Generationen prägen.
Ihre Worte sind nicht als einfache Schuldzuweisung zu verstehen, sondern als tragische Anklage gegen den Kreislauf von Hass und Vergeltung, in dem die Liebe zu den eigenen Kindern manchmal überlagert wird von der Erziehung zum Feindbild. Sie wusste, dass echter Frieden nur dann möglich ist, wenn dieser Kreislauf durchbrochen wird – wenn das Leben des eigenen Kindes wichtiger wird als die Vernichtung des anderen.
Golda Meirs Leben war geprägt von der Spannung zwischen Verteidigung und Versöhnung. Als Premierministerin musste sie Entscheidungen treffen, die Leben kosteten – und sie tat dies mit der Schwere einer Frau, die um den Preis jeder Unterschrift wusste. Ihre Empathie zeigte sich nicht in politischen Zugeständnissen um jeden Preis, sondern in dem unerschütterlichen Bekenntnis, dass Frieden nur auf gegenseitigem Respekt, Sicherheit und dem Willen zur Koexistenz beruhen kann.
Diese beiden Zitate bleiben bis heute Mahnung und Herausforderung zugleich: Frieden ist kein Dokument, das man unterzeichnet – er ist eine Entscheidung, die in den Herzen beider Seiten reifen muss. Und er beginnt dort, wo die Liebe zu den eigenen Kindern stärker ist als der Hass auf die anderen.