Die deutsche Batterie Fata Morgana

Die große elektrische Abenddämmerung

Es ist Nacht in Deutschland. Kein Wind kräuselt die Windräder, keine Sonne kitzelt die Solarpaneele. Nur die leise summenden Kühlschränke, die schnarchenden Wärmepumpen und die halbdösenden Netflix-Server halten das Land am Laufen. 50 Gigawatt Leistung will das Land – ein Hunger, der nie schläft, nicht einmal wenn alle in ihren Passivhäusern unter der Biomatratze schlummern.

Natürlich, Wasserkraft und Biomasse spielen brav ihre Rolle, liefern zehn Gigawatt, wie die stets verlässlichen Statisten im Theaterstück der Energiewende. Doch die restlichen vierzig Gigawatt? Die müssen irgendwoher kommen. Und so erhebt sich der Traum der Nation: Batterien. Riesige, glänzende, stromgefüllte Keksdosen, die man nur aufzuschrauben braucht, um das Land zu erleuchten.

480 Gigawattstunden für eine einzige Nacht. Eine Zahl, so gewaltig, dass sie sich wie ein metaphysischer Flaschengeist gebärdet – ein Energiemonster, das man sich im stillen Kämmerlein der Ministerien herbeiwünscht, aber das in der Realität schlicht nicht in den Lieferwagen passt.

Der Preis der Illusion

120 Milliarden Euro – allein für die Batterien, die Deutschland eine einzige windstille Nacht überbrücken sollen. 120 Milliarden, das ist ungefähr das, was der Staat jedes Jahr für Bildung, Forschung und „sonstige Lappalien“ ausgibt. Ein Betrag, den man auch gut in Autobahnen ohne Tempolimit, in neue Talkshows oder in die Rettung des Berliner Flughafens stecken könnte. Aber nein, er soll in Blei, Lithium und Kobalt gebunden werden, in eine Art nationale Energiesparbüchse, die nach wenigen Jahren wieder im Recycling landet – wenn es denn Recycling gäbe.

Und wehe, es dauert keine Nacht, sondern zehn Tage. Eine Dunkelflaute! Ein apokalyptisches Szenario, das unsere Politiker gerne wie ein Gespenst an die Wand malen, um gleichzeitig zu versichern, dass man schon irgendetwas erfinden werde. Zehn Tage? 2,4 Billionen Euro. Man muss schon sehr viel Märchensteuer kassieren, um diesen Betrag schönzureden.

Schwergewichtige Träumereien

Die Batterien für eine einzige Nacht wiegen 2,4 Millionen Tonnen. Das entspricht etwa 24.000 vollbeladenen Güterzügen oder einem sehr schlecht gelaunten Elefanten pro Einwohner. All das, nur um im Januar die Wärmepumpen brummen zu lassen und die Ladestationen für die Teslas nicht kaltzustellen.

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Und das Beste: Batterien sind keine Kraftwerke. Sie erzeugen nichts, sie speichern nur. Ein gigantisches Tupperdosen-Syndrom: Erstmal muss man die Dose füllen, bevor man sie wieder leeren kann. Nur woher kommt der Strom, der dort hineingepresst werden soll? Von Wind und Sonne, die sich gerade rar machen? Oder doch wieder aus der guten alten Braunkohle, die im Hintergrund noch immer ihre schwarze Zunge hebt?

Deutsche Ingenieursromantik – der Traum vom Perpetuum Mobile

Ach, die Deutschen und ihre Technik! Nichts lieben sie mehr, als die Vorstellung, mit einem Schaltplan die Weltordnung auf links zu drehen. Der „deutsche Ingenieur“ ist eine mythische Figur, irgendwo zwischen Goethe und Gott, der mit Zirkel und Rechenschieber Wunder vollbringt. Wir haben die Glühbirne nicht erfunden, aber dafür den Dieselmotor perfektioniert – und gleich mit einer eleganten Software zur Schummelabgasprüfung versehen. Wir haben Autos gebaut, die angeblich „Freude am Fahren“ bereiten, und jetzt bauen wir Batterien, die Freude am Scheitern garantieren.

In dieser Ingenieursromantik liegt der Glaube verborgen, dass sich Naturgesetze durch kluges Tüfteln überlisten lassen. Dunkelflaute? Kein Problem, wir entwerfen einfach eine „smarte Lösung“. Eine Nacht ohne Wind und Sonne? Ach was, wir „optimieren“ das Netz. Physik wird in Deutschland nicht mehr als harte Realität begriffen, sondern als Störfaktor, der mit genügend Bürokratie, Subventionen und Normen schon weichgeklopft werden kann.

So träumt der deutsche Ingenieur von einem gigantischen Speicherpark, einem technoiden Märchenschloss aus Lithium und Kobalt, das die Nacht zum Tage macht. Und wenn’s nicht funktioniert? Dann lag es nicht an der Idee, sondern an der „mangelnden Akzeptanz der Bevölkerung“. Ingenieursromantik ist eben wie eine Eheberatung: Schuld sind immer die anderen.

Die Halbwertszeit der Hoffnung

Batterien sind empfindliche Wesen. Sie altern, sie verfallen, sie verlangen Pflege und Ersatz. Alle paar Jahre muss man die gesamte kostspielige Armada von Millionen Tonnen Material erneuern. Man stelle sich die deutsche Logistik vor: Container über Container, beladen mit Lithium-Zellen, gefertigt unter chinesischem Kohlefeuer, verschifft über Weltmeere, nur um am Ende mit deutschen Idealistenfantasien gefüllt zu werden.

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Es ist, als wolle man einen Marathon laufen und sich dabei ausschließlich von Zuckerwatte ernähren. Süß, bunt, verspielt – und vollkommen ungeeignet, den Körper am Laufen zu halten.

Der moralische Hochmut der Energiewende – Deutschlands neue Religion

Deutschland hat die Religion der Zukunft gefunden: die Energiewende. Wo früher Heilige verehrt wurden, stehen nun Windräder wie gotische Kathedralen in der Landschaft, ihre Flügel kreisen im Takt des Glaubens. Solarpaneele glitzern wie Reliquien, und die Batterie gilt als Hostie einer klimaneutralen Zukunft.

In dieser neuen Kirche gilt eine zentrale Botschaft: Wir sind die Guten. Deutschland, das moralische Weltgewissen, wird es richten – koste es, was es wolle. Während andere Länder pragmatisch auf Kernkraft, Gas oder schlicht ökonomische Vernunft setzen, hält Deutschland seine moralische Fahne hoch und erklärt der Welt: „Seht her, wir schaffen das, auch wenn wir uns dabei ruinieren.“

Die Hybris dieser Haltung ist unübersehbar. Deutschland, das Land mit einem Anteil von zwei Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen, glaubt ernsthaft, die gesamte Erde rette sich, wenn man im Sauerland noch ein paar Windräder dazustellen und in Bayern jede Kuhweide mit Photovoltaik zupflastert. Es ist, als würde man im sinkenden Schiff verzweifelt das eigene Kabinenfenster schließen – und sich dafür als Retter der Titanic feiern.

Der moralische Hochmut kennt keine Grenzen: Wer an der Energiewende zweifelt, ist ein Ketzer, ein Klimaleugner, ein Häretiker der neuen Ökotheologie. Die Diskussion ist nicht technisch, nicht ökonomisch, nicht rational – sie ist sakral. Und genau deshalb darf sie auch Milliarden kosten, Ressourcen verschlingen und Illusionen nähren: Denn Glauben hat in Deutschland schon immer mehr gegolten als Vernunft.

Das Märchen von der Batteriereserve

Batterien sind gut für Sekunden. Vielleicht Minuten. Mit Glück für ein paar Stunden. Aber Nächte? Wochen? Monate? Das ist, als würde man ein Planschbecken als Löschteich für den Amazonasbrand deklarieren.

Die große Naivität, die in Deutschland herrscht, ist die Überzeugung, dass man technische und physikalische Realitäten durch Willensbekundungen und Bundesratsbeschlüsse außer Kraft setzen könne. Der deutsche Glaube an die Machbarkeit ist religiös geworden: ein Katechismus der Erneuerbaren, mit Windrad-Kapellen, Solarmodul-Messgewändern und Batterie-Heiligenbildern.

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Und China lacht

Denn während Deutschland träumt, lacht China. Dort produziert man die Batterien – nicht mit Wind- und Sonnenstrom, sondern mit der schwarzen, dichten Energie der Kohlekraftwerke. Jede Kilowattstunde Batteriekapazität ist ein kleiner Kohlegeist, der beim Export gleich mitgeliefert wird. Deutschland bekommt die Batterie, China den wirtschaftlichen Vorteil, und das Weltklima den Ruß.

Es ist die große Pointe: Während man hierzulande glaubt, man rette die Welt mit batteriebetriebenen Energiestrategien, verlagert man schlicht die Emissionen auf einen anderen Kontinent. Eine Art moralischer Ablasshandel in Lithium-Form.

Schluss mit der Selbsttäuschung

Die Wahrheit ist banal und brutal: Batterien sind keine Lösung für Dunkelflauten. Sie sind ein Werkzeug für die Sekunden und Minuten, nicht für Nächte und Wochen. Wer anderes behauptet, verwechselt physikalische Realitäten mit politischem Wunschdenken.

Deutschland lebt im Traum einer Batterie-Fata Morgana. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Man kann die Physik nicht überlisten. Auch nicht mit Koalitionsverträgen, Bundestagsreden oder den ständigen Sonntagsreden über die „Zukunftsfähigkeit“ der Nation.

Was bleibt? Ein Land, das glaubt, sich durch Elektroalchemie unabhängig zu machen – und dabei Gefahr läuft, sich selbst in die energetische Sackgasse zu manövrieren.

Epilog: Die letzte Kilowattstunde

Am Ende bleibt die deutsche Energiewende ein paradoxes Schauspiel: ein Land, das die Physik mit Moral ersetzt, die Ökonomie mit Glaubensbekenntnissen und die Realität mit Excel-Träumereien. Batterien als Rettung für Dunkelflauten – das ist ungefähr so realistisch wie ein veganes Schnitzel, das die Kuh ersetzt, oder eine Gendersternchen-Debatte, die den Fachkräftemangel löst.

Deutschland blickt in die Dunkelheit, glaubt, sie mit Akkus füllen zu können – und merkt nicht, dass es längst dabei ist, Kerzen anzuzünden.

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