Die bockige Republik Gaza

oder: Vom ewigen Souterrain-Bewohner der Weltpolitik

Es gibt diese groteske Ironie, die man nicht erfinden könnte, wenn sie nicht täglich blutig Realität wäre: Menschen, die lautstark den Tod der Juden fordern, sich in ihren Gebeten an einer zukünftigen Apokalypse berauschen, in der der letzte Jude von einem Stein verraten wird – und die gleichzeitig mit trotzig ausgestreckter Hand eben von diesen Juden Wasser, Elektrizität, Medikamente und sogar die gelegentliche Kalorienration verlangen, um ihren heilsgeschichtlichen Vernichtungswunsch auch am nächsten Tag wieder mit kräftiger Stimme vortragen zu können. Es ist, als rufe man nach dem Henker und beklage zugleich, dass er die Guillotine noch nicht geliefert habe, während man seine eigene Ernährung von dessen Kühlschrank abhängig macht.

Das Souterrain der Selbstentmündigung

Die Palästinenser erinnern, bei aller Tragik, an einen bockigen Dreißigjährigen, der im Souterrain der mütterlichen Doppelhaushälfte haust, tagein, tagaus Videospiele zockt und die Wände mit seinem pubertären Zorn beschallt. Jedes Mal, wenn die Mutter sich blicken lässt, schreit er sie an, beschimpft sie, manchmal wirft er mit Dingen, aber viel häufiger fragt er schlicht, ob sie endlich die Wäsche gemacht hat und ob das Abendbrot schon fertig sei. Eine Existenz im Dauerstillstand, in der jeder Schuld trägt, nur nicht der Hausherr im Souterrain, dessen einziger Sport darin besteht, immer neue Schuldige zu erfinden, um bloß nie den Spiegel in die Hand nehmen zu müssen.

2005: Das Jahr der verpassten Freiheit

Man könnte fast vergessen, dass Gaza seit 2005 de facto frei ist. Israel zog sich zurück, räumte Siedlungen, riss Familien aus ihren Häusern, um der großen palästinensischen Freiheit einen Geburtsort zu schenken. Ein historischer Moment. Ein weißes Blatt Papier, auf dem Geschichte hätte geschrieben werden können. Doch statt Blumen und Flughäfen, statt Wirtschaftswunder am Mittelmeer, wählte man Hamas, stürzte Fatah-Anhänger von Dächern, zertrümmerte die israelischen Gewächshäuser und verwandelte die Hoffnung in eine paramilitärische Übungsanlage. Man hätte Abu Dhabi an den Gazastreifen setzen können. Man entschied sich für Mogadischu.

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Der theologische Dauerauftrag des Hasses

Artikel 7 der Hamas-Charta ist ein theologisches Manifest der Menschenverachtung, das klingt, als hätte man es bei Goebbels in der Schublade gefunden. Das Jüngste Gericht kommt demnach erst, wenn die Juden tot sind, und die Flora Palästinas verpflichtet sich schon einmal vertraglich, bei der Ausrottung assistierend mitzuwirken. Es ist die gleiche mythische Struktur wie bei den Nazis: die Idee einer metaphysischen Erlösung, die nur über das Blut des Juden führen könne. Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Doch manchmal trägt sie dieselben Kostüme und rezitiert das gleiche Theaterstück – nur mit arabischem Akzent.

Opferstatus als Geschäftsmodell

Aus diesem Giftcocktail entstand das wohl cleverste PR-Projekt des 21. Jahrhunderts: die Inszenierung Gazas als das „größte Freiluftgefängnis der Welt“. Kein Wort darüber, dass Gaza nicht nur an Israel grenzt, sondern auch an Ägypten. Kein Wort über die arabischen Brüder, die mit eiserner Entschlossenheit dafür sorgen, dass dieses „Gefängnis“ keine Hintertür hat. Stattdessen wird das eigene Elend als Franchisekonzept verkauft – und es funktioniert. In den Hörsälen von Berkeley bis Berlin rezitieren Studenten, die ihre eigene Waschmaschine nicht bedienen können, das palästinensische Mantra vom kolonialen Unterdrücker. Wer sich fragt, warum Ägypten keine Verantwortung trägt, gilt schon als Rassist.

Die arabische Welt und ihr Pfandstück

Man muss es so hart sagen: Die Palästinenser sind für die Arabische Liga kein Bruder, sondern ein Pfand. Sie sind der Dauerjoker, der immer dann auf den Tisch geknallt wird, wenn man von eigener Korruption, eigener Tyrannei oder eigener Rückständigkeit ablenken möchte. Der Libanon will sie nicht, Syrien will sie nicht, Jordanien will sie nicht – und Ägypten schon gar nicht. Also bleibt nur der alte Trick: Schuld externalisieren, Israel dämonisieren, die eigenen Leute in einem Elendsstatus konservieren, der sich medial so gut verkaufen lässt wie ein Netflix-Drama.

Wo sind die Palästinenser ohne Hamas?

Man hört immer wieder: Hamas, das seien nicht „die Palästinenser“. Schön. Aber wo sind sie dann, die anderen Palästinenser? Wo die Demonstrationen in Gaza mit Transparenten „Free Gaza from Hamas“? Wo die anonymen Briefe an UNO, EU und USA, in denen sich Widerstandsgruppen von den Islamisten distanzieren? Wo das leise, aber bestimmte „Nein“ aus den eigenen Reihen? Stattdessen nur Schweigen, Ducken, Wegsehen – und draußen im Westen das eifrige Rudel nützlicher Idioten, das auf jeder Uni-Wiese „From the river to the sea“ skandiert, ohne zu begreifen, dass es gerade das Totenglöckchen für jeden Dialog schlägt.

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Die Illusion vom „Free Palestine“

Die Wahrheit ist unbequem: Ein „Free Palestine“ wird es nur in Kooperation mit Israel geben, niemals in dessen Vernichtung. Denn würde Israel verschwinden, dann stünden die Palästinenser am nächsten Morgen im Krieg mit Ägypten, weil die Muslimbrüder dort nicht erwünscht sind, und am Nachmittag mit der Hizbollah, weil Sunniten und Schiiten traditionell keine Teepartys miteinander feiern. Die Absurdität liegt darin, dass der eigentliche Feind nicht der Jude ist, sondern der Spiegel der eigenen Unfähigkeit zur Emanzipation.

Komplett dichtmachen

Und nun, nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023, der blutigsten Judenschlachtung seit der Schoah, bleibt Israel kaum mehr etwas anderes, als den Mutter-Kind-Knoten endgültig zu durchschneiden. Man müsste den Gazastreifen komplett dichtmachen – eine Mauer so hoch wie der Eiffelturm, kein Strom, kein Wasser, keine Kalorien. „Friss oder stirb“ – diesmal wörtlich. Nicht, weil man die Menschen verachtet, sondern weil man sie endlich ernst nimmt. Wer erwachsen sein will, darf nicht auf ewig im Souterrain hocken und auf Mami schimpfen, während man das Abendbrot einfordert.

Epilog: Das späte Erwachen

Vielleicht, eines Tages, wenn der Rauch sich gelegt hat und die Toten gezählt sind, wird ein Palästinenser zurückblicken und erkennen, dass die größte verpasste Chance seiner Geschichte nicht das verlorene Land war, sondern die versäumte Emanzipation. Dass es nicht der Jude war, der ihn fesselte, sondern die eigene Weigerung, das Kellergeschoss zu verlassen. Doch bis dahin bleibt die Welt Zeugin eines absurden Theaterstücks, in dem ein Volk sich weigert, erwachsen zu werden, während es die Weltöffentlichkeit als Ersatzmutter anfleht.

Und vielleicht wird man dann – ein wenig zu spät – verstehen, dass Satire nichts anderes war als eine zu höfliche Form, den Abgrund zu beschreiben.

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