Der Rotstift als Waffe der Selbstinszenierung

Politiker lieben Zahlen. Nicht die, die Menschen betreffen, sondern die, die auf Papieren glänzen, auf Balkendiagrammen, in bunten Präsentationen. Und wenn sie sparen müssen – oder besser gesagt, so tun, als müssten sie sparen –, dann greifen sie zum Rotstift wie ein Chirurg zu einem Skalpell, aber ohne jede medizinische Notwendigkeit, nur mit ästhetischem Kalkül. Menschen mit Behinderung? Perfekt. Sie sind still, kaum sichtbar, unpraktisch für die Schlagzeilen – ein ideales Ziel für den Zynismus. Während sie ihre „budgetäre Situation“ predigen, lachen sie hinter vorgehaltener Hand: So billig war noch nie politisches Prestige zu haben.

Die hohe Schule des Sadismus

Die Kürzung von 697 auf 335 Euro ist kein Fehler, keine Notwendigkeit – sie ist sadistische Präzision. Man könnte fast applaudieren: ein Meisterstück der politischen Grausamkeit. Es ist, als hätte man eine Blume am Stamm durchtrennt, nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Lust am Experiment. Die Logik dahinter: Wer sich wehren kann, bleibt verschont; wer abhängig ist, wird geopfert. Politiker nehmen dies nicht nur zur Kenntnis, sie genießen es in stiller, kalkulierter Arroganz. „Budgetdefizit“, murmeln sie, als sei das Wort ein unsichtbares Schutzschild gegen Schuldgefühle.

Halbierte Freiheit, volle Verantwortung

Für Menschen mit Behinderung bedeutet die Halbierung: doppelte Abhängigkeit, reduzierte Chancen, ständige Unsicherheit. Für die Politiker bedeutet es: Null Risiko, maximale Eigeninszenierung. Kein Skandal, keine Wählerrevolte, nur ein weiteres Kästchen auf dem Tableau „verantwortungsvolle Verwaltung“. Und während die Betroffenen überlegen, wie sie ihre Fahrten finanzieren, planen die Ministerien schon die Inszenierung für 2027 – wenn der Zuschuss womöglich vollständig gestrichen wird. Dann wird aus „Unterstützung“ eine kafkaeske Farce: Menschen auf Gedeih und Verderb, die nach Mitleid und Spenden betteln müssen, während die politischen Akteure im Fernsehen lächeln, als hätten sie gerade das Land gerettet.

Die Kunst der medialen Heuchelei

Man muss den Politikern fast Respekt zollen für ihre Choreografie: Die Kürzung medial elegant verkaufen, Empörung minimal halten, moralisches Mäntelchen überwerfen. Ein paar Interviews mit Betroffenen, ein „kritischer“ Zeitungsartikel – und schon wirkt alles demokratisch legitimiert. Wer wirklich protestiert, ist in der Logik der Macht irrelevant. So bleibt man unantastbar, während das Leben der Betroffenen zerbröselt. Die Satire schreibt sich hier von selbst: Ein Staat, der stolz auf Inklusion ist, streicht die Mittel für Inklusion. Ein Kunststück der kognitiven Dissonanz.

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2027: Die Vollendung der politischen Grausamkeit

Und dann kommt 2027. Kein Zuschuss mehr, keine halben Maßnahmen, keine symbolischen Beträge. Menschen mit Behinderung werden zu Bittstellern degradiert, die auf Spenden oder Almosen angewiesen sind, um überhaupt zur Arbeit zu kommen. Die Politiker? Sie sitzen in klimatisierten Büros, trinken Latte Macchiato, lachen vielleicht über die „Effizienz“ des Systems – völlig immun gegen Moral, Mitgefühl oder öffentliche Kritik. Die Gesellschaft schaut weg, applaudiert vielleicht sogar unbewusst der „Kostenkontrolle“. Die Realität ist ein perfides Theater: maximale Ersparnis, maximale Zynik, minimale Empathie.

Fazit: Die bittere Ironie

Es ist ein Meisterstück der Zynik: Politiker, die sich selbst als moralische Wächter inszenieren, nutzen die Schwächsten für ihr Image, reduzieren Freiheit auf Zahlen und verkaufen Sadismus als Rationalität. Und am Ende bleibt die stille Rechnung: Menschen verlieren Mobilität, Würde und Teilhabe – und die Akteure hinter den Kulissen können sich weiter in der Illusion suhlen, dass sie „verantwortungsvoll“ handeln. 2027 wird nicht nur der Zuschuss verschwinden – die Illusion einer sozialen Verantwortung verschwindet gleich mit.

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