Der schwarze Block kniet Richtung Mekka

Es ist eine groteske Prozession: Vermummte Antifaschisten, schwarz gekleidet, mit Kampfstiefeln und Spraydosen bewaffnet, ziehen durch die Straßen, ihre Parolen hallen zwischen den Altbauten wie postmoderne Psalmen. „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!“ schreien sie – kurz bevor sie am nächsten Tag Schulter an Schulter mit dem lokalen Imam eine „Kundgebung gegen Islamophobie“ veranstalten, bei der Frauen gebeten werden, sich „aus Respekt“ im hinteren Teil des Raumes aufzuhalten. Die Ironie? Sie bleibt unbemerkt. Der antifaschistische Furor ist mittlerweile so betäubt vom eigenen moralischen Narzissmus, dass er sich selbst nicht mehr erkennt – weder im Spiegel noch im Widerspruch. Wo früher noch Religionskritik als revolutionäre Pflicht galt, ist heute jede Kritik an islamischem Fundamentalismus ein Verrat an der neuen Frontlinie: der heiligen Allianz gegen den Westen.

Denn der wahre Feind, so raunt es in den WG-Küchen und Hochschulseminaren, ist nicht mehr die Unterdrückung, sondern das Narrativ über sie. Der Westen hat den Kolonialismus erfunden, also hat er fortan die Klappe zu halten – auch wenn es um Steinigungen, Ehrenmorde oder religiösen Fanatismus geht. Die ANTIFA, einst eine Bastion des säkularen Humanismus, hat sich in eine identitätspolitische Schattenarmee verwandelt, die bereitwillig die religiös aufgeladene Rhetorik des Dschihad übernimmt – solange sie sich gegen „den Westen“ richtet. Man zerschlägt Schaufenster in Neukölln gegen „Gentrifizierung“, und danach reicht man dem örtlichen Salafistenbruder die Hand im gemeinsamen Kampf gegen „islamfeindliche Strukturen“. Die Koalition der Widersprüche wird dabei zur Tugend verklärt: Der eine will das Kalifat, der andere den Kommunismus – aber beide hassen „weiße Männlichkeit“, und das verbindet mehr als jede Analyse.

Die sogenannte radikale Linke, längst nur noch ein politischer Scherbenhaufen aus Identitätsfetzen, hat die Theologie des Islamismus aufgesogen wie einst den Situationismus – nicht, weil sie sie versteht, sondern weil sie sie braucht: als Projektionsfläche, als neue Form des radikal Anderen, als Werkzeug der Selbstverachtung. Der Islamismus wird zur letzten Revolutionsmythologie einer ansonsten entzauberten politischen Romantik, in der jeder Molotowcocktail heiliger ist als jede empirische Evidenz. Was zählt, ist nicht die Realität, sondern das richtige Pathos.

TIP:  Schwert und Schild der Parteien

Und die Islamisten? Die lachen sich ins Fäustchen. Sie nutzen die moralische Naivität ihrer Bündnispartner mit der Abgebrühtheit eines Guerillakämpfers, der weiß: Wenn der Feind sich selbst zerlegt, reicht ein bisschen Mitgefühl mit Bart und Datteln, um als Widerstandskämpfer durchzugehen. Warum selbst die Uni unterwandern, wenn linke Studierende freiwillig jedes Podium räumen, auf dem das Wort „Aufklärung“ fällt? Warum das Patriarchat verteidigen, wenn es unter dem Etikett „kulturelle Diversität“ bereitwillig restauriert wird? Die ANTIFA liefert das ideologische Deckmäntelchen – die Salafisten liefern den Ernst. Und gemeinsam arbeiten sie am Rückbau der Moderne – aus unterschiedlichen Gründen, aber mit vereintem Eifer.

Freundschaft und Inshallah.

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