Das Morgenland in den Alpen

Warum Österreichs Zukunft orientalischer wird, als es sich selbst zugeben will

Es gibt Daten, die sprechen so leise, dass man sie erst hört, wenn es zu spät ist. Österreichs neueste Bevölkerungsstatistik ist ein solches Flüstern – ein stilles Murmeln im Nachtwind der Geschichte, kaum hörbar über das Rauschen der Instagram-Timelines und das Klingeln der Foodora-Lieferdienste. Und doch verkündet sie einen Umbruch, der leiser, aber nachhaltiger ist als jede Wahl, jedes Pensionspaket und jede EU-Verordnung. Während der gemeine Österreicher 2024 seine Sterblichkeitsstatistik pflichtschuldig erfüllt hat – mit bemerkenswerter Gründlichkeit, möchte man hinzufügen – und sich gleichzeitig beim Kinderkriegen zurückhielt, als handle es sich um eine CO₂-intensive Freizeitbeschäftigung, haben andere übernommen, was man früher einmal als Fortpflanzung bezeichnete, heute aber lieber „demografischen Impuls“ nennt, um niemanden zu verstören.

Der Gebärmaschinen-Export: Wenn Integrationspolitik heißt, dass andere den Nachwuchs stellen

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Fertilitätsrate der autochthonen Bevölkerung – ein so schönes Wort, „autochthon“, fast wie eine seltene Alpenpflanze, die unter Schutz steht, weil sie demnächst ausstirbt – liegt bei mageren 1,22 Kindern pro Frau. Das ist weniger als ein Goldhamster pro Haushalt und reicht, um langfristig vor allem die Erbengeneration in Wiens Altbauwohnungen zu unterhalten, nicht aber, um ein Staatsvolk am Leben zu halten. Dafür springen andere ein, pragmatisch, effizient, ohne falsche Scham: Afghaninnen, Syrerinnen und Irakerinnen gebären mit einer Gesamtfertilitätsrate von 3,3 Kindern pro Frau – das ist fast so, als wollten sie sicherstellen, dass der Generationenvertrag zumindest auf Seiten der Herkunftsfamilie weiterläuft.

Man könnte nun sagen: Das ist doch wunderbar! Arbeitsteilung, wie es der moderne Kapitalismus liebt. Der eine Teil der Bevölkerung konzentriert sich auf Karriere, Achtsamkeit und Kreuzfahrten durch die norwegischen Fjorde, der andere liefert den Nachwuchs. Der eine shoppt Thermomix, der andere sorgt für Demografie. Eine win-win-Situation? Eher nicht. Denn während Österreichs Bildungsbürger über die nächste Veganismus-Debatte diskutieren, kippt die Bevölkerungsstruktur leise zur Seite, wie ein alter Dampfer, dem unbemerkt das Gleichgewicht verloren geht.

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Von der Schneekugel zur Geburtenwelle: Die Alpen als Schauplatz der Fruchtbarkeit

Österreich war lange eine Schneekugel: hübsch anzusehen, leicht zu schütteln, innen immer gleich. Touristen liebten dieses Bild – und viele Österreicher auch. Doch 2024 fällt der Schnee nicht mehr gleichmäßig: Die demografische Schneekugel wird zum Sanduhr-Modell. Während oben die Alten sterben, rieseln unten die Neugeborenen nach – allerdings längst nicht mehr so, wie es sich der durchschnittliche Leopold aus dem achten Bezirk vielleicht vorgestellt hatte. Syrer, Afghanen, Iraker – sie sorgen für den Geburtenüberschuss, während die restliche Bevölkerung die Zahlen der Beerdigungsinstitute stabilisiert.

Die Statistik ist dabei so eindeutig, dass man sie fast mit einer gewissen Bewunderung betrachten möchte: Wer drei Mal so viele Kinder bekommt wie der Durchschnitt, sichert sich eine gewichtige Stimme im demografischen Chor der Zukunft. Es ist wie beim Vereinsfest: Wer die meisten Kuchen bäckt, bestimmt irgendwann, ob es im Vereinslokal Kaffee oder Ayran gibt. Das ist keine Frage der Ideologie, sondern der schlichten Mengenlehre.

Das Märchen von der Integration

Manche klammern sich an die Hoffnung, es handle sich hierbei nur um ein temporäres Phänomen. Irgendwann, so die Erzählung, würden sich alle Fertilitätsraten angleichen, alles werde sich verwachsen wie ein schlecht geschnittener Pony. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Wer mit 26 sein zweites oder drittes Kind bekommt, prägt die Zukunft stärker als jene, die mit 39 Jahren das erste Kind planen – und es dann doch auf den nächsten Eisprung verschieben, weil gerade Yogaretreat ist.

Die Integration ist längst keine Frage mehr von Sprachkursen und Bewerbungstrainings. Sie ist eine Frage der Geburtenbilanz. Und diese zeigt: Die, die am meisten Nachwuchs haben, stellen die Richtung ein. Ob das den politisch Verantwortlichen gefällt oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Der demografische Wandel ist kein Antrag, der im Parlament behandelt wird. Er ist eine Naturgewalt – langsam, schleichend, aber unerbittlich.

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Die stille Kapitulation der Mehrheitsgesellschaft

Warum bekommen die einen mehr Kinder, die anderen fast keine? Das könnte man philosophisch betrachten, als kulturelle Frage, als zivilisatorisches Luxusproblem. Vielleicht liegt es daran, dass der durchschnittliche Österreicher inzwischen den Kinderwunsch unter der Rubrik „Lebensoptimierung“ ablegt – zwischen Fitnessabo und Netflix-Abo. Kinder sind teuer, laut und stören beim Verfassen von Instagram-Captions über Achtsamkeit.

Die Neuzugewanderten sehen das offenbar anders. Sie betrachten Kinder nicht als Lifestyle-Entscheidung, sondern als Daseinszweck, als kulturelle Selbstverständlichkeit. Das Ergebnis? Während der alteingesessene Österreicher seine Katze „Herr Schrödinger“ nennt und sich bei jedem Zahnarztbesuch fragt, ob er den Termin vielleicht doch noch um ein halbes Jahr verschieben kann, wird andernorts geboren, was das Zeug hält – ohne Diskussion, ohne Jammern über die Kindergartenplatz-Situation.

Das sanfte Kippen der Alpenrepublik

Der größte Witz an der Sache? Es passiert alles geräuschlos. Keine Revolution, kein Putsch, kein lauter Knall. Einfach nur Geburten. Während der gemeine Westeuropäer noch über Gender-Sternchen streitet und seine Beziehung zur Butter diskutiert, wächst in den Spitälern eine neue Realität heran: Das Österreich der Zukunft wird ein anderes sein. Bunter? Vielleicht. Konfrontativer? Vermutlich. Orientalischer? Statistisch gesehen: Ja.

Doch keine Sorge, das bedeutet nicht, dass morgen alle Kirchen in Moscheen umgewandelt werden. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Kindergarten von nebenan bald einen arabischen Namen trägt, während der Bio-Markt am Naschmarkt weiterhin Mandelmilch verkauft – an Menschen, die längst nicht mehr Leopold heißen, sondern vielleicht Amir oder Aylin. Das ist kein Untergang, sondern eine Verschiebung der Parameter. Wer Österreich als ewige Postkartenidylle versteht, wird daran verzweifeln. Wer aber erkennt, dass Geschichte eben so funktioniert – unaufhaltsam, mathematisch, biologisch – der kann sich zurücklehnen und zusehen, wie ein Land sich neu zusammensetzt. Ganz ohne Volksabstimmung, dafür mit Geburtsurkunden.

Schlusswort mit Zwinkern: Der Letzte macht das Geburtenregister zu

Am Ende bleibt die bittere Pointe: Die Zukunft gehört nicht denjenigen, die am lautesten über Migration diskutieren, sondern denen, die Kinder bekommen. Die Statistik hat gesprochen – und sie ist ein zynischer, aber zuverlässiger Prophet. Vielleicht sollte man das nächste Integrationspapier einfach so betiteln: „Wie wir lernten, das Kinderkriegen auszulagern.“ Das wäre wenigstens ehrlich.

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Und wer weiß: Vielleicht wird man in 50 Jahren in Wien das Donauinselfest mit syrischen Kebabs und afghanischem Kinderchor feiern, während irgendwo ein pensionierter Bio-Österreicher murmelt: „Eh wurscht – Hauptsache, es gibt noch Marillenknödel.“

Bis dahin: Alles Gute. Und viel Erfolg beim Demografieren

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