
I. Nachrichten aus dem Vakuum
Es war einmal ein Land, das sich einredete, es habe die freieste Presse der Welt. Dort stand im Grundgesetz irgendetwas von „Informationsfreiheit“, was sich in der Praxis aber als das Recht herausstellte, möglichst wenig zu erfahren. Ein Mädchen wird tot aufgefunden, vor en Zug gestoßen von einem Mann, der eigentlich dank seines Asylstatus in der Kategorie „politisch schützenswert“ firmiert. Aber keine Sorge: Der Fernsehzuschauer darf sich entspannen. Denn im Reich der Tagesschau gilt die alte Weisheit: Wenn kein Redakteur es meldet, ist es auch nie passiert. Tot ist nur, wer im Beitrag vorkommt. Der Rest bleibt quicklebendig im journalistischen Nirwana.
II. Der Fünf-Tage-Test der Unsterblichkeit
Freitag: Nichts. Samstag: Nichts. Sonntag: Nichts. Montag: Nichts. Dienstag: Nichts.
Es ist fast wie ein modernes Glaubensexperiment. Man stelle sich vor: Wenn die Tagesschau fünf Tage lang über ein Ereignis nicht berichtet, hört es vielleicht auf zu existieren. Vielleicht erhebt sich das Opfer von selbst aus dem Grab, beschämt über die mangelnde Relevanz seines Todes. Man könnte dieses Verfahren patentieren: „ARD-Methode zur Konfliktlösung durch journalistische Unsichtbarmachung“. Anwendungsmöglichkeiten unbegrenzt: Kriege verschwinden, Inflation existiert nicht, Klimawandel erledigt sich von selbst – Hauptsache, die Sendeleitung schweigt.
III. Breaking News: Der Mann an der Bushaltestelle
Doch die Stille muss irgendwann gebrochen werden, das Programm will gefüllt sein. Also liefert die Tagesschau das, worauf Deutschland wirklich gewartet hat: Den größten Skandal seit dem Fall der Berliner Mauer. Ein Mann an einer Bushaltestelle wagt es, einen Satz zu formulieren, der nicht von der UNO, nicht vom Bundesverfassungsgericht und nicht von 12 Genderseminaren abgesegnet ist. „Im nächsten Leben möchte ich ein Hund sein“, säuselt er, und mit diesem Satz ist die Republik erschüttert. Nicht von Messern, nicht von Morden, nicht von Blut – sondern von einer zoologischen Wunschäußerung.
IV. Der Hundewitz als Staatsaffäre
Man stelle sich den ARD-Redaktionsraum vor: Auf dem Tisch liegen Meldungen über Kriminalität, über Tote, über reale Gewalt. Alles wird seufzend zur Seite geschoben, bis jemand triumphierend aufspringt: „Wir haben’s! Ein Hund! Eine Leine! Eine Frau! Feminismus, Patriarchat, gesellschaftliche Relevanz – alles in einem O-Ton!“ Der Jubel muss groß gewesen sein. Endlich mal wieder ein Thema ohne Risiko, ohne Zorn, ohne komplizierte Fragen nach Täterprofilen und politischen Konsequenzen. Stattdessen: zwei Minuten und zwanzig Sekunden Hundepoesie. Die deutsche Öffentlichkeit darf aufatmen: Die wahren Monster lauern nicht in dunklen Gassen, sondern an Bushaltestellen, bewaffnet mit Metaphern.
V. Die Parallelrealität der Fernsehnation
Und so sitzt der treue Tagesschau-Konsument abends im Sessel, nippt am Kamillentee und denkt: „Schlimm, was Frauen so alles erdulden müssen.“ Dass währenddessen draußen eine junge Frau tatsächlich ihr Leben verlor, bleibt ihm verborgen. Aber was ist schon ein Mord gegen die Brutalität eines unpassenden Spruchs? Die Medien haben entschieden: Die Wirklichkeit ist zu gefährlich, wir streamen lieber eine harmlose Ersatzrealität. Ein Disneyland des Schreckens, in dem Blut immer nur Tomatensauce ist und Täter nie das falsche Herkunftsland haben.
VI. Fazit: Journalismus auf der Leine
Am Ende zeigt sich: Der Journalismus selbst ist längst zum Schoßhund geworden. Er kläfft, wenn die Besitzer pfeifen, und holt brav das Stöckchen, das ihm hingehalten wird. Ein kleiner Pudel mit seriöser Brille, der in die Kamera schaut und „Guten Abend“ sagt. Vielleicht sollten die Redakteure ehrlich sein: Im nächsten Leben möchten sie auch Hunde sein – denn das Leinenleben ist einfacher, wenn man keine Verantwortung tragen muss.