
Ein König zwischen Krone, Curry und Koran
Man stelle sich das englische Königshaus vor wie eine antike Truhe auf einem staubigen Dachboden: voller Orden, Bänder, Wappen, zeremonieller Titel, die niemand mehr so recht versteht. In dieser Truhe liegt auch der altehrwürdige Titel Defender of the Faith (Dieser Titel wurde erstmals im Jahr 1521 von Papst Leo X. an den englischen König Heinrich VIII. verliehen). Henry VIII hatte ihn einst im wütenden Trotz erfunden, als er sich mit dem Papst überwarf, weil der alte Mann in Rom ihm partout nicht erlauben wollte, seine Ehefrauen wie Konfetti auszutauschen. Damals war der Titel eine Kampfansage – heute ist er ein kurioses Überbleibsel, das auf Charles III wirkt wie ein viktorianisches Monokel auf einem veganen Hipster. Er trägt es, weil er es tragen muss, nicht, weil er weiß, was man damit anfangen soll.
Doch nun kommt die Farce zur Groteske: Der Verteidiger des Glaubens eröffnet ein islamisches Zentrum, lobt Muslime in den höchsten Tönen und ruft das britische Volk zu mehr Verständnis für die islamische Welt auf. Ein Bild wie aus einem absurden Theaterstück: der König, der offiziell dem Christentum verpflichtet ist, verteilt warme Worte an eine andere Religion – und verkauft es als Fortschritt, als Weisheit, als moralischen Imperativ. Henry VIII rotiert im Grab, und zwar so schnell, dass man damit problemlos das Londoner Stromnetz betreiben könnte.
Der Glaubensverteidiger im interreligiösen Swingerclub
Charles III als Defender of the Faith erinnert an einen Türsteher, der keinen Schimmer hat, welchen Club er eigentlich bewachen soll. Früher stand er vor der ehrwürdigen Kathedrale, heute findet er sich im interreligiösen Swingerclub wieder, in dem jeder jedem tolerant zunickt und die Drinks „Brückenbauer-Schorle“ heißen. Statt den christlichen Glauben zu verteidigen, wie es sein Amt verlangt, verteidigt er am Ende nichts anderes als seine eigene Relevanz. Denn was ist die Krone im 21. Jahrhundert anderes als ein PR-Accessoire, ein vergoldeter Selfiestick für ein Land, das längst nicht mehr weiß, ob es überhaupt noch Königreiche braucht?
Sein Aufruf zu mehr Verständnis für die islamische Welt klingt dabei nicht wie ein Akt moralischer Größe, sondern wie die nervöse Beschwichtigung eines Mannes, der weiß, dass die eigene Staatskirche längst im Koma liegt. Die Kirchenbänke bleiben leer, die Orgel pfeift ins Nichts, die Liturgie ist eine Museumsattraktion – also erklärt der König kurzerhand, dass man doch bitte bei den anderen Religionen vorbeischauen möge, wo die Leute noch hingehen.
Das Christentum als Auslaufmodell
Das Christentum, das Charles angeblich verteidigen soll, existiert in Britannien inzwischen nur noch als kulturelles Fossil: Weihnachtslieder im Supermarkt, Hochzeiten in hübschen Kapellen, Beerdigungen mit Pathos. Der Rest ist Dekor, Kulisse, Tourismus. Glauben im eigentlichen Sinn? Fehlanzeige. Man könnte sagen: Der Verteidiger des Glaubens verteidigt ein Möbelstück, das längst im Sperrmüll liegt. Kein Wunder also, dass er sich neue Glaubensgemeinschaften sucht, in deren Glanz er sich sonnen kann.
Indem er Muslime lobt, zeigt Charles weniger Größe als vielmehr Verzweiflung. Er wirkt wie ein Gastgeber, dessen eigenes Haus zerfällt, der aber stolz auf das Nachbarhaus zeigt und ruft: „Seht her, wie schön es dort ist!“ Und das alles mit einer Rührung in der Stimme, als wolle er vergessen machen, dass er selbst für den bröckelnden Putz verantwortlich ist.
Der König als PR-Manager der Toleranzindustrie
Man darf Charles ja durchaus zugestehen, dass er seit Jahrzehnten ein Faible für Spiritualität hat. Er liest gern Bücher über Mystik, esoterische Pflanzenkräfte und die Weisheit ferner Kulturen. Doch die jüngste Inszenierung ist weniger Ausdruck einer tiefen Seele als vielmehr ein perfekt einstudierter PR-Coup: der Monarch als Integrationsfigur, als Brückenbauer, als moralisches Maskottchen.
Die Toleranzindustrie läuft auf Hochtouren, und Charles ist ihr prominentester Werbeträger. Er jongliert mit Symbolen, als wären sie Zirkuskeulen: heute Kreuz, morgen Halbmond, übermorgen vielleicht noch ein buddhistisches Gebetsrad. Hauptsache, die Schlagzeilen sind wohlwollend. Was dabei untergeht, ist die eigentliche Lächerlichkeit des Ganzen: Der Mann, der „den Glauben“ verteidigen soll, verteidigt alles und damit am Ende nichts.
Von Henrys Hackebeil zu Charles’ Chai Latte
Henry VIII, der mit Axt und Dekret den eigenen Glauben durchsetzte, war ein Schlächter, aber immerhin einer mit Konsequenz. Charles hingegen ist die weichgekochte Version, der Gummilöwe, der zwar majestätisch aussehen möchte, aber nur gähnt. Wo Henry seine Gegner köpfen ließ, reicht Charles die Teetasse. Wo Henry ein Reich spaltete, um seine Gelüste zu stillen, spaltet Charles höchstens einen Bio-Scone. Es ist der Übergang von martialischer Machtpolitik zur parfümierten Harmlosigkeit – ein König, der nichts mehr verteidigt außer seine Imageberater.
Die Groteske der politischen Korrektheit
Natürlich wird das Ganze als Akt der Größe verkauft: ein König, der über den Tellerrand schaut, der Brücken baut, der Frieden stiftet. In Wahrheit ist es die reine Groteske. Denn wenn der Defender of the Faith jede Religion lobt, die ihm gerade in den Kram passt, entwertet er den Titel bis zur Lächerlichkeit. Es ist, als würde der Papst erklären, man möge doch bitte auch die Vorzüge des Atheismus bedenken. Oder als würde ein veganer Aktivist ein Steakhaus eröffnen, um den kulturellen Dialog zwischen Rind und Sojabohne zu fördern.
Charles’ Rede war keine noble Geste, sondern eine Kapitulation. Eine Kapitulation vor der eigenen Bedeutungslosigkeit, vor der Leere der eigenen Institution, vor dem Spott der Geschichte. Der Verteidiger des Glaubens ist ein Hofnarr, der sein eigenes Kostüm nicht mehr versteht.
Epilog: Der Verteidiger der eigenen Bedeutung
So bleibt von Charles III am Ende das Bild eines Königs, der inmitten des moralischen Scherbenhaufens steht, die Hände ausbreitet und „Verständnis!“ ruft, während ringsum niemand mehr zuhört. Ein König ohne Glauben, ohne Macht, ohne Richtung, aber mit einem Titel, der ihm wie eine lächerliche Erbschaft anhaftet.
Und wenn man ihn so sieht, in seiner feierlichen Zeremonie, wie er ein islamisches Zentrum eröffnet und die Muslime lobt, möchte man ihm zurufen: „Charles, du bist nicht der Verteidiger des Glaubens. Du bist der Verteidiger der eigenen Relevanz – und die ist längst unverteidigbar.“