Herbert Kickl und die Verschwörung der Globalisten

Warum er nicht Kanzler wurde – und wer daran schuld ist

Man stelle sich vor: Herbert Kickl, der erste blaue Kanzler Österreichs. Ein Bild, das nicht nur in FPÖ-nahen Telegram-Kanälen mit religiöser Inbrunst heraufbeschworen wurde, sondern auch die Tränen der globalistischen Weltverschwörer in Strömen hätte fließen lassen. Doch dazu kam es nicht.

Nun fragen sich die treuen Anhänger der Kickl-Bewegung, wer das Werk des Messias der Heimatverliebten sabotiert hat. Und wie immer ist die Antwort einfach: Die „Globalisten“! Diese nebulöse Elite, die offenbar von einem finsteren Brüsseler Hinterzimmer aus alle Fäden zieht und vor nichts mehr Angst hat als vor einem Kanzler Kickl, der das Vaterland vor dem finalen Untergang bewahrt.

Die Globalisten – ein Feindbild mit vielen Gesichtern

Der Begriff „Globalisten“ ist ein wahres Chamäleon. Er umfasst alles und nichts. Mal sind es die EU-Bürokraten mit ihren teuflischen Plänen, mal die internationale Finanzelite, mal die WHO mit ihren Impfstoffen, mal eine ominöse „Weltregierung“, die jeden Freitag im Keller des Weltwirtschaftsforums bei Bio-Käse und Champagner neue finstere Pläne schmiedet. Dass die meisten dieser Organisationen in der Praxis oft zerstrittener sind als ein FPÖ-Parteitag nach einer Wahlniederlage, wird dabei elegant übersehen.

Kickl selbst machte in seiner epischen Rede am Mittwochabend klar, dass Österreich sich „nicht den EU-Institutionen unterwerfen“ werde. Denn wir alle wissen: Während Brüssel heimlich unser Land in einen Filialbetrieb verwandelt, wäre Kickls Regierung der letzte, strahlende Schutzschild gegen diesen perfiden Plan. Und natürlich ist es vollkommen abwegig, dass man auch ohne globalistische Verschwörung einfach keine Mehrheit zusammenbekommen könnte.

Die ÖVP als „Globalisten in Lederhosen“

Besonders kreativ zeigte sich FPÖ-EU-Abgeordneter Gerald Hauser, der die ÖVP kurzerhand als „Globalisten in Lederhosen“ entlarvte. Welch eine Enthüllung! Man stelle sich vor: Die Partei, die einst über Jahrzehnte hinweg österreichische Politik dominierte, soll in Wahrheit ein Agenten-Netzwerk der globalistischen Elite sein. Wer die Nachrichten der letzten Jahre verfolgt hat, weiß allerdings: Sollte es sich tatsächlich um eine globale Elite handeln, dann muss es sich um die unorganisierteste Verschwörung der Weltgeschichte handeln.

Was bleibt von der Träumerei?

Was also bleibt von der Vision eines Kanzler Kickl? Außer einem tief empfundenen Gefühl der Ungerechtigkeit bei seinen treuen Anhängern? Die Gewissheit, dass eine geheime Elite aus Brüssel, Washington und Genf ihren Superhelden verhindert hat? Vielleicht. Vielleicht aber auch nur die harte Realität, dass eine Parlamentsmehrheit eben doch mehr braucht als bloße Rhetorik gegen „die da oben“.

Für Kickls treuestes Wahlvolk ist der Fall klar: Die Wahrheit ist eine ganz andere, sie liegt in dunklen Zirkeln verborgen. Und wenn der Messias der nationalen Souveränität 2028 wieder antritt, dann wird alles anders. Falls die Globalisten bis dahin nicht den nächsten teuflischen Plan ausgeheckt haben.

Die Moral der Anderen

Es gibt in der modernen Welt gewisse Konstanten, an denen sich der westliche Zeitgeist festklammert wie ein politischer Talkshow-Moderator an seinem Narrativ. Eine davon ist die unerschütterliche Überzeugung, dass Reichtum an sich verdächtig ist, es sei denn, er gehört den Richtigen. Wer die „Richtigen“ sind, wird nicht anhand eines objektiven Kriterienkatalogs bestimmt, sondern durch den vagen, aber umso durchschlagenderen Konsens einer urbanen, akademischen, sich selbst als progressiv verstehenden Elite. Und hier beginnt die interessante Frage: Hätten all jene, die heute ein Problem mit Elon Musk haben, dasselbe Problem mit Bill Gates, wenn ein demokratischer Präsident regierte? Oder ist Moral eine Frage des Zeitgeistes, eine Maske, die sich nach Belieben umhängen lässt?

Die Guten, die Bösen und die Narrative

Nehmen wir Bill Gates. Jahrzehntelang war er der Darth Vader der IT-Welt, der monopolistische Überkapitalist, der Software zu einer Lizenzhölle gemacht hat, in der sich die Nutzer mit EULAs in der Länge von Tolstoi-Romanen herumschlagen mussten. Doch irgendwann, sagen wir ab der Zeit, als er anfing, mit seiner Stiftung gegen Malaria zu kämpfen und TED-Talks zu halten, wurde er zum Heiligen. Die Empörung über sein Wirtschaftsgebaren verdunstete unter der glänzenden Sonne wohltätiger Imagepflege. Als unter Barack Obama eine von Microsoft dominierte Digitalpolitik betrieben wurde, fanden das viele, die sich sonst über monopolistische Strukturen echauffieren, plötzlich ganz in Ordnung.

Dann kam Elon Musk. Ein Visionär, ein Unternehmer, ein Mann, der mit Tesla die Automobilbranche revolutionierte, mit SpaceX die Raumfahrt privatisierte und mit Twitter – pardon, X – das liberale Meinungsmonopol herausforderte. Musk war lange der Posterboy der Progressiven: Elektromobilität! Klimaschutz! Technologieoffenheit! Doch irgendwann begann der Bruch. War es, weil er sich weigerte, blind einer politischen Richtung zu folgen? Weil er sich über woke Ideologien lustig machte? Weil er Twitter kaufte und es wagte, dort Meinungsfreiheit neu zu definieren? Plötzlich war er nicht mehr der Held, sondern der Schurke. Dieselben Leute, die Gates früher als „Raubtierkapitalisten“ beschimpft hatten, lobten ihn nun für seine philanthropische Arbeit, während Musk, der faktisch eine umweltfreundlichere Zukunft geschaffen hat als tausend NGOs zusammen, als gefährlicher Oligarch betrachtet wurde.

Die opportunistische Moral

Die Lektion? Es geht nie um das, was jemand tut, sondern darum, wer es tut und unter welcher Regierung er es tut. Hätte Musk sich brav in die Reihen der Wohlmeinenden eingefügt, seine Tweets auf eine harmlose Mischung aus Klimaschutzparolen und progressiven Gemeinplätzen beschränkt, er wäre weiterhin der gefeierte Tech-Messias. Wäre Gates hingegen als offener Kritiker des Establishments aufgetreten, hätte er auch heute noch seinen Ruf als verschlagenes Software-Monster. Stattdessen sehen wir eine Umkehrung: Musk ist der neue Schurke, Gates der geläuterte Elder Statesman des Digitalen. Ein Beweis dafür, dass Ideologie stets die Optik bestimmt.

Die Moral als Spielball der Macht

Die Frage ist also nicht: Ist Elon Musk ein guter oder schlechter Mensch? Oder: War Bill Gates früher ein Kapitalistenschwein und jetzt ein Philanthrop? Sondern: Wer bestimmt, welche Erzählung gilt? Die Antwort: Dieselben Kreise, die ihre Empörung je nach politischer Wetterlage ausrichten. Heute gilt Musk als gefährlich, weil er sich nicht an das Skript hält. Gates gilt als wohltätig, weil er es gelernt hat. Und die Masse plappert brav nach, was ihr vorgesetzt wird.

Es ist nicht die Moral, die sich wandelt, sondern die, die sie definieren. Und das ist die eigentliche Heuchelei.

Europa, allein zu Hause

Die Münchner Sicherheitskonferenz, einst Hort transatlantischer Harmonie, ist in diesem Jahr endgültig zum absurden Theater mutiert. Donald Trump, der US-Präsident, machte es schon vorher klar: Amerika hat keine Lust mehr auf den Ukraine-Krieg – und noch viel weniger darauf, Europa vor Putin zu retten. Denn, so die neue Devise: Wer sich selbst nicht helfen kann, hat es auch nicht verdient, gerettet zu werden.

Der Amerikaner, das unbekannte Wesen: Ein Jahr des Schocks

Letztes Jahr war es J. D. Vance, heute Vizepräsident, der mit einer Mischung aus Ignoranz und erfrischender Brutalität für Empörung sorgte. Taiwan und Israel seien Amerika wichtiger als die Ukraine, erklärte er und erntete dafür vor allem fassungslose Blicke. Warum? Weil die Europäer wieder einmal nicht verstehen wollten, dass sie längst nicht mehr Priorität Nummer eins sind.

Inzwischen ist die Botschaft angekommen. Mike Waltz, Trumps neuer Sicherheitsberater, setzte am Sonntag noch einen drauf: Die USA werden sich um einen Waffenstillstand kümmern, aber danach – nun ja – ist Europa eben selbst verantwortlich. Solidarität? Ja, aber bitte nicht auf Kosten der Vereinigten Staaten.

Vom Zahlmeister zur Kautionsstelle – Europas neue Rolle in Trumps Weltordnung

Die Zeiten, in denen die USA bedenkenlos Milliardenpakete nach Kiew schickten, sind endgültig vorbei. Stattdessen soll Europa in die Bresche springen. Das ist nicht nur fair – schließlich handelt es sich ja um ihren Hinterhof –, sondern vor allem wirtschaftlich sinnvoll. Denn während Amerika auf „Partnerschaften“ mit der Ukraine pocht (lies: seltene Erden gegen Waffen), dürfen die Europäer sich finanziell und militärisch ins Zeug legen. Und das ganz ohne Rückversicherung durch Uncle Sam.

Die NATO ist tot, es lebe die Eigenverantwortung!

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ließ dann auch die letzten Illusionen platzen: Einen NATO-Beitritt für die Ukraine werde es nicht geben. Und das Märchen von den Grenzen von 2014? Träumen darf man ja, aber bitte nicht ernsthaft damit rechnen. Ob das bedeutet, dass Russland sich die Krim und Teile des Donbass endgültig einverleiben darf oder ob noch größere Gebietsgewinne auf dem Tisch liegen? Dazu schwieg Hegseth – vielsagend.

Klar hingegen ist: Die NATO, einst Garant europäischer Sicherheit, wird unter Trump zur reinen Erinnerungsstätte. Selbst ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine müsste von europäischen Truppen überwacht werden – Bodentruppen, schwer bewaffnet, ohne nuklearen Schutz durch die USA. Und wenn es schiefgeht? Dann eben Pech gehabt.

Der neue europäische Pazifismus – Ein Luxus, den sich keiner mehr leisten kann

Europa reagiert auf diese Entwicklungen mit einer Mischung aus Empörung, Unglauben und Verdrängung. Man ist ja schließlich immer noch gewohnt, dass Amerika in letzter Sekunde den Ritter in strahlender Rüstung gibt. Doch Trumps Truppen ziehen sich zurück, und was bleibt, ist eine EU, die sich plötzlich selbst verteidigen muss – ohne Plan, ohne Strategie und, wenn es schlecht läuft, ohne ausreichende Waffen.

Das Ziel Washingtons ist klar: Amerika wendet sich von Europa ab und lässt den Kontinent mit einem ungelösten Krieg zurück. Europa muss nun selbst entscheiden, ob es bereit ist, aufzurüsten – oder ob es sich einfach damit abfindet, dass Geschichte sich eben doch wiederholt.

… und wieder einmal

Wieder ein Anschlag. Wieder ein polizeibekannter Afghane. Wieder das gewohnte Blabla.

Es ist eine Choreografie, so exakt einstudiert wie der Schlussapplaus eines drittklassigen Provinztheaters: Ein Anschlag. Ein „polizeibekannter“ Täter. Ein hastig gezücktes Mikrofon vor einem Politiker, der mit trauervoller Miene die „volle Härte des Gesetzes“ beschwört, während im Hintergrund seine Social-Media-Abteilung prüft, ob es noch zu früh ist, um den nächsten Beitrag mit „besonnen bleiben, keine Instrumentalisierung“ oder doch lieber „Wir müssen endlich handeln!“ zu betexten. Die Gedanken sind „bei den Opfern und ihren Angehörigen“ – ein Satz, so inhaltsleer wie eine leere Papiertüte nach dem Wocheneinkauf. Man sagt es, weil man es sagt. Weil es dazugehört. Weil man nicht als empathieloses Monster dastehen möchte. Es ist ein Ritual. Und wie bei allen Ritualen geht es nicht um Wahrheit oder Ehrlichkeit, sondern um Form und Wiederholung.

Nein, ein Auto fährt nicht in eine Menschenmenge. Ein Mensch steuert ein Auto in eine Menschenmenge.

So einfach. So offensichtlich. So sehr, dass es beinahe kindisch ist, es zu betonen. Niemand würde jemals sagen: „Eine Eisenstange schlägt Mann nieder.“ Oder: „Ein Messer tötet einen Passanten.“ Es ist der Täter, der zuschlägt. Der Täter, der steuert. Der Täter, der tötet. Aber in der feigen, rhetorisch gewaschenen Welt der medialen Berichterstattung gibt es keine Täter, nur Objekte, die sich wie von Zauberhand in mörderische Werkzeuge verwandeln. Autos „rasen“, Messer „stechen“, Züge „entgleisen“ – und ganz nebenbei entgleist mit jeder dieser sprachlichen Nebelkerzen auch die Verantwortung. Eine Verantwortung, die man aus Angst oder Kalkül so oft lieber nicht benennen will.

Natürlich ist der Täter „polizeibekannt“. Natürlich.

Ist es nicht wunderbar? Dieses Wort „polizeibekannt“? So neutral. So antiseptisch. So wenig sagend und doch so viel andeutend. „Polizeibekannt“ ist wie ein alter Bekannter, der auf jeder schlechten Party auftaucht, den niemand wirklich mag, den aber jeder duldet, weil man ihn eben kennt. „Ach, da ist er wieder!“ Polizeibekannt bedeutet: Er ist schon mal aufgefallen. Schon mal registriert. Schon mal Akte X auf irgendeinem vergilbten Behördenstapel. Man kennt ihn. Aber man tut nichts. Oder nicht genug. Oder man kann nicht, weil Bürokratie, weil Datenschutz, weil „nicht unsere Zuständigkeit“. Also wartet man. Wartet darauf, dass er das tut, was er am Ende tut – und dann ist das Entsetzen groß. Dann wird wieder „hart durchgegriffen“. Dann wird „null Toleranz“ gezeigt. Dann werden „Maßnahmen“ diskutiert, die doch nie kommen. Dann geht alles von vorne los.

Diese müden, zähen, vorhersehbaren Reflexe.

Da stehen sie wieder auf ihren Empörungskanzeln. Die einen schreien „Wir müssen endlich handeln!“, ohne zu erklären, warum sie es bislang nicht getan haben. Die anderen rufen „Jetzt bloß keine Instrumentalisierung!“, als sei es moralisch verwerflicher, über Konsequenzen zu reden als über tote Menschen zu trauern. Die Medien schalten in den Automodus: Betroffenheitsberichterstattung, untermalt von gedämpfter Klaviermusik, während sich Experten und Pseudoexperten gegenseitig in ihrer Ratlosigkeit bestätigen. „Wie konnte das passieren?“ ist die Frage, die keiner wirklich beantwortet – nicht weil es keine Antwort gibt, sondern weil die wahre Antwort unbequem ist.

Wiederholung. Endlosschleife. Taubheit.

Ein paar Wochen, und alles ist vergessen. Bis zum nächsten Mal. Bis zur nächsten Pressekonferenz, bis zum nächsten „polizeibekannten“ Täter, bis zur nächsten hohlen Phrase, die nichts bedeutet, aber alles über den Zustand sagt, in dem sich eine Gesellschaft befindet, die lieber Autos als Täter benennt.

Die dänische Annexion Kaliforniens

Wenn Trump Grönland will, wollen wir Kalifornien

Es begann, wie so vieles in der modernen Polit-Satire, mit Donald Trump. Der ehemalige US-Präsident, bekannt für seine exzentrische Wirtschaftslogik, wollte sich 2019 Grönland einverleiben, als wäre es ein heruntergekommenes Casino in Atlantic City. Dänemark, zugegebenermaßen erst belustigt, dann fassungslos, musste sich plötzlich mit der Frage auseinandersetzen, ob es wirklich noch einen Planeten gibt, auf dem Realität und Satire voneinander zu unterscheiden sind. Aber die Skandinavier wären nicht die Skandinavier, wenn sie nicht ihrerseits mit einem kühn-genialen Gegenzug reagiert hätten: Wenn Trump Grönland kaufen will, kauft Dänemark eben Kalifornien. Eine Milliarde dänische Kronen, Crowdfunding, eine Prise Skandinavien – und der Deal steht.

Warum Kalifornien dänisch werden muss

Man mag sich fragen, was Dänemark mit Kalifornien will. Doch ein kurzer Blick auf die Fakten zeigt: Dies ist nicht nur eine spaßige Retourkutsche, sondern eine zivilisatorische Notwendigkeit. Erstens: Kalifornien passt in puncto Weltanschauung bereits perfekt zu Dänemark. Fortschrittlich, umweltbewusst, fahrradfreundlich (okay, das könnte es noch werden), sozialstaatlich ambitioniert. Zweitens: Die Avocado-Versorgung Dänemarks wäre auf Generationen gesichert. Drittens: Mickey Mouse mit Wikingerhelm – eine Image-Aufwertung, die Disney nicht ablehnen könnte. Und viertens: Dänische Hygge in Los Angeles würde endlich den kulturellen Klimawandel bringen, den die Stadt so dringend braucht.

Die besten Leute für den besten Deal

In Dänemark weiß man: Verhandeln will gelernt sein. Deshalb sollen die besten Diplomaten des Landes entsandt werden, darunter die Chefs von Lego und die Schauspieler der TV-Serie Borgen. Denn wer komplexe politische Intrigen in einer fiktiven Serie verhandeln kann, wird sich auch mit der Wall Street und Silicon Valley herumschlagen können.

Trump selbst dürfte an dem Deal nicht uninteressiert sein, hat er doch mit Kalifornien ohnehin noch nie viel anfangen können. Und wenn man ihn mit einem lebenslangen Vorrat an dänischen Butterkeksen lockt, könnte er in seiner unermesslichen Großzügigkeit vielleicht sogar nachgeben.

Smørrebrød und Rechtsstaatlichkeit für alle

Sobald die formellen Dinge geklärt sind, könnten die eigentlichen Veränderungen beginnen. Los Angeles erhielte ein radwegfreundliches Verkehrssystem, Beverly Hills würde sich in eine Bio-Brotbox verwandeln, und Silicon Valley würde durch skandinavische Sozialstandards aus seiner toxischen Startup-Kultur befreit werden. Gesundheitsversorgung für alle, ein Bildungswesen, das diesen Namen verdient, faktenbasierte Politik und eine Verwaltung, die funktioniert – Dinge, die für Kalifornier bislang so unerreichbar schienen wie ein bezahlbares Einfamilienhaus.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Kalifornien würde seine notorischen Waldbrände gegen Regenjacken eintauschen, die Kriminalität würde dank exzessiven Hygge-Konsums sinken, und das Star-Wars-Imperium würde sich über dänische Design-Prinzipien freuen. Kurzum: Es wäre der vielleicht klügste Kauf der Weltgeschichte – und das beste Crowdfunding-Projekt, das je gestartet wurde.

Ein grotesk-genialer Vorschlag in grotesk-genialen Zeiten

Wenn Trump sich in seiner beispiellosen Großmannssucht als Immobilienhai des 21. Jahrhunderts sieht, dann kann Dänemark ebenso ambitioniert sein. Das ohnehin lose Föderalismus-Verständnis der USA würde ein solches Arrangement sicherlich möglich machen. Und am Ende wäre allen geholfen: Trump würde einen unerwarteten Gewinn einfahren, Kalifornien würde von der dänischen Gemütlichkeit profitieren – und der Rest der Welt hätte endlich wieder ein Beispiel dafür, dass politische Satire manchmal erschreckend realistisch sein kann.

Österreich im freien Fall

Die Alpenrepublik als globales Vorbild – für wen eigentlich?

Es gibt Länder, die man mit Eleganz und Stolz betrachtet, während sie an der Spitze von Rankings thronen. Und dann gibt es Österreich. Einst eine leuchtende Perle europäischer Integrität (na gut, zumindest in unserer Eigenwahrnehmung), heute eine Art Schmiermittel der politischen Landschaft, das vor allem dazu dient, die ohnehin schon glitschigen Pfade der Macht noch rutschiger zu gestalten. Rang 25 im Korruptionswahrnehmungsindex! Was für eine Ehre, so tief gesunken zu sein, dass man nicht mehr nur den Skandinaviern beim Saubermann-Dasein zuschauen muss, sondern mittlerweile sogar den Griechen und Esten hinterherhechelt. Ein patriotischer Tiefschlag sondergleichen.

Vom Glanz vergangener Tage zu den Abgründen der Gegenwart

Es gab eine Zeit, in der Österreichs Politiker ihren Machenschaften wenigstens noch den Anschein von Seriosität gaben. Schmiergeldzahlungen liefen diskret, Postenschacher wurde mit sanften Handshakes in Hinterzimmern geregelt und Interventionen waren eine Frage der Ehre. Heute hingegen scheint man nicht einmal mehr den Anstand zu haben, sich richtig zu tarnen. Plumpheit ist die neue Effizienz: Chatrverlauf hier, Ibiza-Video dort, eine staatsanwaltschaftliche Hausdurchsuchung dazwischen – die nationale Polit-Soap hat mehr Staffeln als jede Netflix-Serie.

Wie sich Österreich konsequent selbst demontiert

Wenn ein Land sich im Korruptionsranking so beharrlich nach unten arbeitet, dann ist das nicht einfach Pech – das ist knallharte Teamarbeit! Man stelle sich vor: ein Netzwerk, in dem jeder jeden kennt, wo Freundschaften nicht durch gemeinsame Werte, sondern durch Gefallen und wechselseitige Abhängigkeiten definiert sind. Wer etwas will, muss jemanden kennen. Wer jemanden kennt, hat Chancen. Und wer selbst nichts kann, hat immerhin gute Karten, solange er das Vertrauen der richtigen Personen genießt.

Dabei ist das System wunderbar selbstregulierend: Sollte einmal jemand aus dem inneren Zirkel durch Zufall auffliegen (wir denken an diverse unschöne Chats oder Steuervermeidungstricks), springt das wohlgeölte Netz sofort zur Rettung ein. Ein gut dotierter Job in der Privatwirtschaft oder ein wohldosierter Rückzug ins „Private“ – und schon sind die Sünden der Vergangenheit ein Fall für die Geschichtsbücher.

Wer kontrolliert hier wen?

Es wäre eine Schande, von Korruption zu sprechen, ohne die Rolle der Medien zu beleuchten. Pressefreiheit ist schön und gut, aber was, wenn es doch so viel einfacher wäre, kritische Berichterstattung durch freundliche Inserate zu ersetzen? Ein paar Millionen hier, ein nettes Interview dort – und schon sieht die Berichterstattung nicht mehr ganz so besorgniserregend aus. Österreich hat das Prinzip der „freundlichen Berichterstattung“ auf ein neues Level gehoben. Wer sich auf den Redaktionsseiten unbeliebt macht, bekommt schneller eine „wirtschaftlich motivierte Neuausrichtung“ serviert als der Kellner den Wiener Schnitzel-Teller.

Keine Generalstaatsanwaltschaft? Kein Problem!

Transparency International zeigt sich alarmiert, weil Österreich keine unabhängige Generalstaatsanwaltschaft hat. Doch warum sollte man ein System grundlegend verbessern, das doch eigentlich ganz hervorragend funktioniert – für jene, die davon profitieren? Die Strafverfolgung von Korruption bleibt ein wackeliger Balanceakt zwischen politischem Einfluss und juristischer Schwerkraft. Es geht eben nicht um Recht und Gerechtigkeit, sondern um den richtigen Zeitpunkt für taktische Skandale und die Verjährung problematischer Vergehen.

Was lernen wir daraus?

Vielleicht sollten wir es positiv sehen: Österreich ist ein Land, das in puncto Korruption über sich hinauswächst. Während andere Länder mühsam an Transparenz arbeiten, bleibt Österreich sich treu und perfektioniert das, was es am besten kann: die Kunst der freundschaftlichen Bereicherung. Doch immerhin gibt es auch Hoffnung: Wer sich in den letzten Jahren an die Abwärtsbewegung gewöhnt hat, wird sich eines Tages vielleicht freuen, wenn Österreich die Top 30 wieder verlässt – nach unten hin versteht sich.

Prost Mahlzeit!

Wenn Geschichte zur Inszenierung wird

Alle Jahre wieder: Die Lichterketten sind längst abgehängt, die Glühweinflecken auf den Marktplätzen getrocknet, da bereitet sich die Stadt auf ein anderes Ritual vor. Der 13. Februar. Die stillste Nacht des Jahres, sagen die einen, eine Nacht der Trauer, des Gedenkens. Die lauteste Nacht des Jahres, sagen die anderen, eine Nacht der Parolen, der kalkulierten Empörung. Wie immer im Februar schwillt die Erregungskurve in den Feuilletons an, und das Wort „Opfer“ durchläuft eine ideologische Generalinspektion: Wer darf es beanspruchen? Wer missbraucht es? Wem gehört das Leid? Wer relativiert? Wer instrumentalisiert? Die Diskussionsfronten sind so starr wie die Gedenkminuten im offiziellen Protokoll. Und irgendwo zwischen all dem steht die Stadt selbst – ruühmlich bemüht, um ihr Bild zu ringen.

Der Mythos der makellosen Stadt

Dresden, das „Elbflorenz“, die unschuldige Perle, das barocke Wunder, das urplötzlich und ohne Zutun seiner Bewohner zur Zielscheibe geworden sei. So hört man es bis heute in zahllosen Variationen. Die Geschichte der Stadt wird erzählt wie ein Grimmsches Märchen: Alles war schön, alles war friedlich, und dann kamen die Bösen aus der Luft. Dass Dresden ein integraler Bestandteil des NS-Systems war, dass hier Waffen produziert, Kriegsstrategien geschmiedet, Deportationen organisiert wurden – all das liegt oft wie ein lästiger Nebensatz in den Archiven. Denn das Narrativ der „unschuldigen Stadt“ braucht ein Maximum an Opfertum und ein Minimum an Kontext. Und jedes Jahr, wenn sich die Lichter der Menschenkette in der Altstadt spiegeln, flackert diese Legende wieder auf. Ein Kerzenmeer gegen das Vergessen? Oder gegen das Erinnern an unbequeme Wahrheiten?

III. Der Tanz um die Zahlen

25.000 Tote, sagt die Forschung. Hunderttausende, ruft die revisionistische Folklore. Zahlen, mal hochgeschraubt, mal gedrückt, je nach Bedarf. Zahlen als Argumente, Zahlen als Moralkeulen, Zahlen als politische Währung. Und jedes Jahr aufs Neue das absurde Spektakel: Historiker ringen um wissenschaftliche Nüchternheit, während am Rande der Gedenkveranstaltungen skandierende Gestalten „Bombenholocaust“ schreien. Man fragt sich: Was wäre, wenn es nicht um Dresden ginge? Wären die gleichen Menschen so eifrig dabei, Opferzahlen zu relativieren oder zu überhöhen? Ist es Empathie oder Selektion?

Wer trauert da eigentlich?

Die Stadt ist gespalten, aber nicht entlang politischer Linien, sondern entlang eines tieferen Grabens: der Differenz zwischen echter Trauer und performativem Gedenken. Zwischen jenen, die schweigen, weil es ihnen den Atem nimmt, und jenen, die schweigen, weil es Teil der Inszenierung ist. Zwischen jenen, die ehrlich um ihre Vorfahren trauern, und jenen, die in martialischer Ernsthaftigkeit ihre Vergangenheit mit einer Opferrolle ausstatten wollen, die ihnen nie zugestanden hat. Und inmitten dieser Spaltung steht die Stadtverwaltung, das politische Establishment, die Kirchenvertreter – alle eifrig darum bemüht, der Veranstaltung eine würdige, eine „ausgewogene“ Note zu geben. Gedenken ja, aber ohne Missbrauch. Mahnung ja, aber ohne Schuldzuweisung. So wächst die Veranstaltung Jahr um Jahr zu einer Choreografie, die niemand so richtig hinterfragt, weil das Erschütternde an Rituale ist: Sie erscheinen irgendwann normal.

Das Problem mit dem Erinnern

2025 jährt sich das Kriegsende zum 80. Mal. Es wird neue Gedenkveranstaltungen geben, neue Reden, neue Kränzchen, neue Schlagzeilen. Und erneut wird man sich fragen: Was genau wird da erinnert? Wer definiert die Form des Gedenkens? Wo endet das Andenken an die Vergangenheit und wo beginnt das Manövrieren in der Gegenwart? Vielleicht ist das eigentliche Problem nicht das Gedenken an sich, sondern die Tatsache, dass es sich immer mehr von dem löst, was es ursprünglich bedeuten sollte. Erinnern heißt nicht nur, eine Geschichte zu erzählen – es heißt auch, die richtigen Fragen zu stellen. Doch solange das Erinnern zur ritualisierten Veranstaltung wird, bleibt das Denken in Stein gemeißelt. So wie die Mahnmale, an denen jedes Jahr die Blumen niedergelegt werden, ohne dass sie jemand wirklich ansieht.

Mehlwürmer, Monopole und die Moral des modernen Essens

Die Revolution auf unserem Teller: Von Rindfleisch zu Krabbeltieren

Es ist so weit: Die Zukunft des Essens kriecht und wimmelt. Die Europäische Kommission hat offiziell das Mehlwurmpulver als Lebensmittelzutat genehmigt. In Brot, Gebäck, Kuchen, Teigwaren, Kartoffelprodukten, Käse und gar im harmlosem Obst- und Gemüsekompott – überall könnte sich bald ein Hauch von kriechender Zukunft verstecken. Ein Fortschritt, ein Segen, ein schleichender Sieg der Nachhaltigkeit? Oder doch der große Kniefall vor der profitgierigen Lebensmittelindustrie?

Ein Blick hinter die Kulissen

In einer Welt, in der die Ressourcen schwinden und die Nachhaltigkeit zur heiligen Kuh der Moderne erhoben wurde, drängt sich die Frage auf: Ist Mehlwurmpulver wirklich ein Fortschritt? Oder ist es vielmehr ein symbolisches Feigenblatt einer Industrie, die sich anmaßt, unsere Teller nach Belieben zu füllen? Der Verzehr von Insekten mag in vielen Kulturen gang und gäbe sein, doch wenn das krabbelnde Protein mit einem von der EU verliehenen Monopol eingeführt wird – zugunsten eines einzelnen Unternehmens, wohlgemerkt – dann scheint weniger die Umwelt als vielmehr der Profit die treibende Kraft zu sein. Nutri’Earth, der glorreiche Monopolist, darf sich für die kommenden fünf Jahre daran erfreuen, die Exklusivrechte für das Mehlwurmpulver innezuhaben. Ein Schelm, wer dabei an kapitalistische Winkelzüge denkt!

Deklaration? Selbstverständlich – in unsichtbarer Schrift!

Damit der informierte Bürger auch weiterhin in angenehmer Unwissenheit schwelgen kann, sieht die Verordnung eine Kennzeichnung vor: „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor“. Dieser charmante Hinweis darf sich irgendwo in der Nähe der Zutatenliste oder Produktbezeichnung verstecken – also an einer Stelle, die der gehetzte Konsument im Supermarkt sicher übersieht. Wer will schon lesen, was er isst? Schließlich genießt man sein Brötchen lieber ohne das Bild von tausend gemahlenen Larven im Hinterkopf.

Allergiker, aufgepasst: Krabbeltiere sind auch keine Engel

Doch halt, es gibt ja noch die Allergiker! Die Europäische Kommission hat glücklicherweise erkannt, dass Menschen, die auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, ebenso mit einer ungewollten Immunantwort auf das Mehlwurmpulver rechnen müssen. Damit niemand versehentlich mit einem allergischen Schock auf den revolutionären Snack reagiert, gibt es – immerhin – eine Warnpflicht. Ob diese jedoch groß und deutlich oder im kaum sichtbaren Kleingedruckten prangt, bleibt eine Frage des gesunden Menschenverstandes der Hersteller.

Die Frage aller Fragen: Muss das sein?

Es bleibt zu klären, ob dieses neue „Lebensmittel“ wirklich das große Versprechen der Nachhaltigkeit erfüllt oder ob es schlichtweg eine weitere Form der Profitmaximierung ist. Insektenzucht verbraucht weniger Ressourcen als traditionelle Nutztierhaltung, doch wenn die Kontrolle über dieses „nachhaltige“ Produkt in den Händen eines einzelnen Unternehmens liegt, wiegt dann der Umweltgedanke schwerer als die wirtschaftlichen Interessen?

Die Zukunft des Essens wird also nicht nur in der Pfanne, sondern vor allem in den Vorstandsetagen entschieden. Und während der Konsument sich an den Geschmack von gemahlenen Larven gewöhnt, freuen sich einige wenige über neue Möglichkeiten der Marktkontrolle. Guten Appetit!

Mehlwürmer, Monopole und die Moral des modernen Essens

Die Revolution auf unserem Teller: Von Rindfleisch zu Krabbeltieren

Es ist so weit: Die Zukunft des Essens kriecht und wimmelt. Die Europäische Kommission hat offiziell das Mehlwurmpulver als Lebensmittelzutat genehmigt. In Brot, Gebäck, Kuchen, Teigwaren, Kartoffelprodukten, Käse und gar im harmlosem Obst- und Gemüsekompott – überall könnte sich bald ein Hauch von kriechender Zukunft verstecken. Ein Fortschritt, ein Segen, ein schleichender Sieg der Nachhaltigkeit? Oder doch der große Kniefall vor der profitgierigen Lebensmittelindustrie?

Ein Blick hinter die Kulissen

In einer Welt, in der die Ressourcen schwinden und die Nachhaltigkeit zur heiligen Kuh der Moderne erhoben wurde, drängt sich die Frage auf: Ist Mehlwurmpulver wirklich ein Fortschritt? Oder ist es vielmehr ein symbolisches Feigenblatt einer Industrie, die sich anmaßt, unsere Teller nach Belieben zu füllen? Der Verzehr von Insekten mag in vielen Kulturen gang und gäbe sein, doch wenn das krabbelnde Protein mit einem von der EU verliehenen Monopol eingeführt wird – zugunsten eines einzelnen Unternehmens, wohlgemerkt – dann scheint weniger die Umwelt als vielmehr der Profit die treibende Kraft zu sein. Nutri’Earth, der glorreiche Monopolist, darf sich für die kommenden fünf Jahre daran erfreuen, die Exklusivrechte für das Mehlwurmpulver innezuhaben. Ein Schelm, wer dabei an kapitalistische Winkelzüge denkt!

Deklaration?

Damit der informierte Bürger auch weiterhin in angenehmer Unwissenheit schwelgen kann, sieht die Verordnung eine Kennzeichnung vor: „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor“. Dieser charmante Hinweis darf sich irgendwo in der Nähe der Zutatenliste oder Produktbezeichnung verstecken – also an einer Stelle, die der gehetzte Konsument im Supermarkt sicher übersieht. Wer will schon lesen, was er isst? Schließlich genießt man sein Brötchen lieber ohne das Bild von tausend gemahlenen Larven im Hinterkopf.

Krabbeltiere sind auch keine Engel

Doch halt, es gibt ja noch die Allergiker! Die Europäische Kommission hat glücklicherweise erkannt, dass Menschen, die auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, ebenso mit einer ungewollten Immunantwort auf das Mehlwurmpulver rechnen müssen. Damit niemand versehentlich mit einem allergischen Schock auf den revolutionären Snack reagiert, gibt es – immerhin – eine Warnpflicht. Ob diese jedoch groß und deutlich oder im kaum sichtbaren Kleingedruckten prangt, bleibt eine Frage des gesunden Menschenverstandes der Hersteller.

Muss das sein?

Es bleibt zu klären, ob dieses neue „Lebensmittel“ wirklich das große Versprechen der Nachhaltigkeit erfüllt oder ob es schlichtweg eine weitere Form der Profitmaximierung ist. Insektenzucht verbraucht weniger Ressourcen als traditionelle Nutztierhaltung, doch wenn die Kontrolle über dieses „nachhaltige“ Produkt in den Händen eines einzelnen Unternehmens liegt, wiegt dann der Umweltgedanke schwerer als die wirtschaftlichen Interessen?

Die Zukunft des Essens wird also nicht nur in der Pfanne, sondern vor allem in den Vorstandsetagen entschieden. Und während der Konsument sich an den Geschmack von gemahlenen Larven gewöhnt, freuen sich einige wenige über neue Möglichkeiten der Marktkontrolle. Guten Appetit!

Die Demokratie muss liefern …

… damit es keine Alternative zur Demokratie gibt

Ach, die Demokratie! Jenes filigrane Wunderwerk kollektiver Entscheidungsfindung, das einst als glanzvolle Errungenschaft der Aufklärung gefeiert wurde und heute vielerorts als träge, ineffiziente und durch sich selbst geißelnde Farce verspottet wird. Zu langsam, zu bürokratisch, zu kompromisssüchtig! Und da ist sie schon, die berüchtigte „Alternative zur Demokratie“ – verführerisch einfach, charmant autoritär, hemmungslos effizient. Der Zeitgeist, so munkelt man, sehnt sich nach Führungspersönlichkeiten, die „durchregieren“ können. Doch halt! Ehe wir im galoppierenden Nihilismus verenden und der wohlgeformten Stimme eines modernen Cäsaren lauschen, sollten wir innehalten und eine beunruhigende Frage stellen: Was, wenn die Demokratie tatsächlich nicht mehr liefert?

„Wählen gehen bringt auch nix“

Es ist ein schleichender Prozess, wie schleichende Prozesse eben so sind: Zuerst ist es nur eine Unlust, dann eine Gleichgültigkeit, schließlich eine Verachtung. Die Wahlbeteiligung sinkt, das Vertrauen in Institutionen erodiert, und das politische Engagement verkommt zur drögen Pflichtübung. Ja, ein trauriges Schauspiel, wenn im Land der politischen Stammtischkultur nicht einmal mehr der Stammtisch vor Begeisterung bebt. Doch wie kam es so weit? Ist es die Kluft zwischen Eliten und Volk, die Selbstentmachtung der Parlamente oder die schlichte Tatsache, dass Wahlen in einem System, das ohnehin von Lobbygruppen gelenkt wird, nur noch symbolische Akte sind? Ach, vermutlich alles zusammen.

„Warum sitzen wir eigentlich auf der Rückbank?“

Stellen wir uns die Demokratie als ein Auto vor. Früher, als sie noch frisch aus der Fabrik kam, war sie das heißeste Gefährt auf dem politischen Highway – glänzend, fortschrittlich, mit eingebautem Rechtsstaat und Beifahrersicherheitsgurten für jeden Bürger. Doch mit den Jahren kamen die ersten Roststellen, die Mechanik wurde träger, die Räder drehten sich langsamer. Heute sitzt der Bürger irgendwo auf der Rückbank, während vorne eine undurchsichtige Bürokratie den Wagen steuert. „Sind wir bald da?“ – „Halt den Mund, wir müssen das noch in fünf Gremien besprechen.“ Kein Wunder, dass einige überlegen, sich einfach einen neuen Fahrer zu holen, einen, der die Lenkung mal richtig herumreißt. Dass dieser Fahrer dann möglicherweise die Bremsen durchschneidet, scheint nebensächlich.

„Mehr Licht! Oder wenigstens weniger Dunkelheit?“

Hier also stehen wir, an einem Punkt, an dem politische Rattenfänger den Unmut der Massen in straffe Parolen packen und das „System“ anklagen. Und ja, das System hat Fehler. Es ist langsam, es ist kompliziert, es ist ein bürokratischer Hindernisparcours. Aber! Was ist die Alternative? Ein von „starker Hand“ regiertes Staatswesen, in dem Unzufriedenheit nicht durch Wahlen, sondern durch Schlagstöcke beantwortet wird? Eine postdemokratische Ära, in der man sich das Wahlrecht spart, weil ohnehin „die richtigen“ entscheiden? Die Historie zeigt uns: Wer der Demokratie den Rücken kehrt, wacht früher oder später mit einem Stiefel im Gesicht auf.

„Liefern oder untergehen“

Und nun? Die Demokratie muss liefern. Sie muss zeigen, dass sie mehr ist als eine politische Behäbigkeitssimulation. Sie muss beweisen, dass sie effizient sein kann, ohne autoritär zu werden. Sie muss dem Bürger das Steuer zurückgeben, ohne ins Chaos zu stürzen. Das ist ihre einzige Überlebenschance. Andernfalls wird sie von jenen überholt, die Effizienz mit Ermächtigung verwechseln und Ordnung mit Unterwerfung. Und dann? Dann ist der Weg zurück versperrt. Denn eins ist sicher: Wer die Demokratie einmal verspielt, bekommt sie nicht so leicht wieder zurück.

Also, liebe Demokratie: Ran an die Arbeit!

DIE INSTRUMENTE DER VERGANGENHEIT

MAN WIRD ABER DOCH ÜBER EINIGES REDEN MÜSSEN, DENN DAS KANN UND WIRD SO NICHT GUTGEHEN

Die Charta der Vereinten Nationen wurde 1945 unterzeichnet, die Europäische Menschenrechtskonvention trat 1953 in Kraft, das wichtigste internationale Übereinkommen für den Schutz von Flüchtlingen ist die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und das 1967 hinzugefügte Protokoll. Auch das internationale Seerecht hat seine Wurzeln in einer Zeit, als Migration noch kein geopolitisches Reizthema war, sondern sich bestenfalls in Form von Handelskarawanen oder sporadischen Auswanderungswellen zeigte. Es war eine Welt ohne Internet, ohne Mobiltelefone, mit einer Weltbevölkerung von etwa drei Milliarden Menschen. Afrika zählte nicht einmal 300 Millionen Seelen, heute sind es fast 1,3 Milliarden.

Und trotzdem operieren wir mit rechtlichen, politischen und moralischen Instrumenten aus einer Epoche, die sich unsere Gegenwart nicht einmal in einem opiumgetränkten Fiebertraum hätte vorstellen können.

Das ist ungefähr so, als wollte man Avatar auf einem IBM PC 5150 mit 640 KB rendern. Man wird reden müssen.

HUMANITÄT ALS ALIBI UND ALS FALLSTRICK

Der moralische Imperativ ist eine schöne Sache. Er kostet nichts, solange er nicht an der Realität scheitert. Aber was tun, wenn ein System auf den Idealen von gestern aufbaut, ohne die Möglichkeiten von heute und die Probleme von morgen mitzudenken?

Die Genfer Flüchtlingskonvention zum Beispiel wurde geschaffen, um den Opfern eines klar definierten politischen Unrechts Schutz zu gewähren: Dissidenten, Verfolgten, Vertriebenen. Ein Ehrenkodex der Nachkriegszeit. Doch das heutige Asylsystem hat sich in eine allumfassende, moralisch aufgeladene Maschinerie verwandelt, in der wirtschaftliche Migration, Klimaflucht und individuelle Unglückserfahrungen mit politischer Verfolgung gleichgesetzt werden. Das Ergebnis: ein administrativer, sozialer und politischer Kollaps, den niemand verwalten kann, aber den jeder verwalten soll.

WAS KANN, WAS MUSS, WAS DARF?

Es wird Zeit, sich einzugestehen: Nicht jeder Mensch, der eine bessere Zukunft sucht, ist ein politischer Flüchtling. Nicht jede Abweisung ist unmenschlich. Nicht jede Grenzkontrolle ist unmoralisch. Aber auch nicht jede Aufnahme ist eine humane Lösung, wenn sie in ein Chaos führt, das niemandem dient.

Man wird reden müssen.

Asteroid 2024 YR4

Die ultimative Weihnachtsüberraschung oder der letzte Advent?

Es ist eine seltene Freude, wenn das Universum höchstpersönlich beschließt, uns eine kleine Erinnerung an unsere eigene Bedeutungslosigkeit zu schicken. Während die Welt sich mit gelebter Ignoranz über globale Krisen hinweg laviert – sei es die Klimakatastrophe, der nächste Wirtschaftscrash oder die täglich rotierende Auswahl geopolitischer Krisenherde – tritt nun ein neuer Akteur auf die Bühne: Asteroid 2024 YR4, ein sympathischer kleiner Felsbrocken von bescheidener Größe, der möglicherweise am 22. Dezember 2032 unseren Planeten küssen möchte.

Prozentrechnung für Fortgeschrittene

Zunächst die nackten Fakten: Die Wahrscheinlichkeit, dass YR4 uns trifft, liegt derzeit bei 1,9 Prozent. Das klingt nach wenig, aber wenn man bedenkt, dass man eine ähnliche Chance hat, von einer streunenden Kokosnuss erschlagen zu werden, während man sich mit Sonnenmilch einschmiert, dann wird das Ganze gleich aufregender. Die 98,1-prozentige Chance, dass alles gutgeht, mag beruhigend wirken, doch vergessen wir nicht: Auch beim Russischen Roulette gibt es eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass der erste Schuss nicht tödlich ist – was allerdings nur bedingt tröstlich ist.

Geografie für Nervenkitzel-Fans

Die möglichen Einschlagspunkte sind ebenfalls höchst demokratisch gewählt: Vom östlichen Pazifik über Nord-Südamerika, den Atlantik, Afrika bis nach Südasien. Kurzum: Ein erlesener Querschnitt unserer Zivilisation könnte in den Genuss einer spontanen Neugestaltung seiner Landschaft kommen. Besonders für Stadtplaner eine echte Win-Win-Situation: Entweder trifft es ohnehin überfüllte Metropolen, was die Mietpreise sofort auf ein erträgliches Maß senkt, oder aber Wüstenregionen, die ohnehin ein Upgrade vertragen könnten.

Bescherung mit Knall?

Man stelle sich die Nachrichtenlage vor, wenn am Vorabend des 22. Dezembers 2032 der Einschlag tatsächlich bevorsteht. Während Supermärkte die letzten panischen Hamsterkäufe mit festlicher Fahrstuhlmusik untermalen, verspricht die NASA eine „nähere Untersuchung der Sachlage“. Politiker aller Länder beschwichtigen mit gewohnt optimistischen Durchhalteparolen: „Wir haben die Lage im Griff“ – was übersetzt so viel bedeutet wie: „Wir haben keine Ahnung, was wir tun sollen.“

Die Esoterikbranche wiederum wittert ein goldenes Zeitalter für Astrologie-Abos und Schutzamulette. Währenddessen tobt in sozialen Netzwerken eine hitzige Debatte: Ist YR4 vielleicht ein Geschenk des Universums, um uns von der allzu menschlichen Hybris zu erlösen? Oder bloß ein ungebetener Gast, der zu spät zur Apokalypse-Party kommt?

Eine Zukunft mit oder ohne Krater?

Eines steht fest: Ob 2024 YR4 uns trifft oder nicht, wird sich erst in den kommenden Jahren genauer bestimmen lassen. Bis dahin bleibt es eine dieser wunderbaren kosmischen Ungewissheiten, die unsere Spezies immer wieder daran erinnert, dass all unsere Versicherungen, Vorsorgepläne und technologischen Errungenschaften in Sekundenbruchteilen obsolet werden können.

Aber keine Sorge: Bis dahin gibt es sicherlich noch genügend andere Dinge, die uns in den Wahnsinn treiben werden – sei es die nächste Inflation, das neue iPhone oder die Wiederkehr irgendeiner Reality-TV-Personalie in der Politik.

In diesem Sinne: Frohe Weihnacht in spe – mit oder ohne Einschlag!

Krankenstand, Teilzeit, Arbeitsmoral

Die neue Krankheit: Faulheit

Es ist ein wahres Wunder, dass die Wirtschaft nicht bereits kollabiert ist. Denn wenn man den Leitartikeln der großen Tageszeitungen, den unermüdlich tweetenden Wirtschaftsverbänden und den sich auf LinkedIn heroisch inszenierenden CEOs Glauben schenken darf, dann sitzen wir hierzulande auf einem Pulverfass der Arbeitsverweigerung. Beispielsweise der Deutsche, vormals ein weltweit bewundertes Arbeitstier, mutiert zur „Work-Life-Balance“-Mimose, die den Tag mit Yoga und Bio-Porridge beginnt, um dann nach zweieinhalb Stunden Homeoffice erschöpft in die Burnout-Klinik einzuziehen.

Das Schreckgespenst „Krankenstand“

Kaum ein anderes Wort löst derzeit so viel Empörung aus wie „Krankenstand“. Arbeitnehmer, diese intriganten Lebenskünstler, haben es doch tatsächlich gewagt, ihre gesetzlich verbrieften Rechte in Anspruch zu nehmen. Eine Grippe, ein gebrochener Arm oder, Gott bewahre, mentale Erschöpfung – alles wird heutzutage als fadenscheinige Ausrede genutzt, um dem Unternehmen den wohlverdienten Umsatz zu entziehen. Arbeitgeberverbände jammern unisono: „So kann das nicht weitergehen!“ Und das kann es wirklich nicht. Wir können es nicht länger dulden, dass Menschen sich herausnehmen, krank zu sein, anstatt ihre Viren solidarisch ins Großraumbüro einzubringen.

Teilzeit: Das neue Feindbild

Doch es reicht nicht, dass Arbeitnehmer den Krankenstand ausnutzen – sie arbeiten auch einfach zu wenig! Teilzeit, einst eine Notwendigkeit für junge Eltern oder Pflegeverpflichtete, ist zur dekadenten Lifestyle-Option verkommen. Vorbei die Zeiten, in denen 60-Stunden-Wochen als Ehrenzeichen galten; heute möchte jeder „Zeit für sich“ haben. Was für ein dekadentes Anliegen! War früher nur das Proletariat mit seinen verwegenen Träumen von Freizeit suspekt, so sind es heute selbst die „Knowledge Worker“, die lieber nach Bali reisen, als im Büro zu schwitzen.

Die neue Arbeitsmoral: Ein Skandal!

Was ist bloß aus dem guten alten deutschen Fleiß geworden? Wo sind die Zeiten hin, in denen man stolz darauf war, sich für das Unternehmen aufzuopfern, am besten mit Burnout in die Frührente zu gleiten? Heute, in dieser verweichlichten Generation, redet man von „New Work“, von „Achtsamkeit“ und „Selbstverwirklichung“. Man fragt sich: Wo soll das enden? Werden wir eines Tages in einer Welt leben, in der die Menschen arbeiten, um zu leben, anstatt zu leben, um zu arbeiten? Ein wahrhaft dystopisches Szenario!

Wer Schuld hat? Natürlich die Arbeitnehmer!

Nun, natürlich könnte man argumentieren, dass stagnierende Löhne, steigende Arbeitsbelastung und ein entfesselter Kapitalismus etwas mit der schwindenden Motivation der Arbeitnehmer zu tun haben. Doch das wäre zu einfach! Die wahre Ursache ist: Faulheit. Wer könnte es besser wissen als jene Experten, die in ihren Elfenbeintürmen sitzend 60-Stunden-Wochen predigen, während sie selbst ab Freitagmittag unauffindbar sind?

Die Revolution bleibt aus

So bleibt am Ende nur die Hoffnung, dass sich der gesunde Menschenverstand wieder durchsetzt. Dass Arbeitnehmer einsehen, dass ihr Glück nicht in Freizeit oder Gesundheit liegt, sondern in der unermüdlichen Hingabe an ihre Firma. Dass sie ihre veralteten Ideale von Work-Life-Balance aufgeben und endlich wieder das tun, wofür sie geboren wurden: Arbeiten. Ohne Unterlass. Bis zum bitteren Ende.

Und falls das nicht passiert? Nun, dann bleibt den Arbeitgebern immer noch die Möglichkeit, sich darüber zu beschweren – am besten in der Business Class auf dem Weg in den nächsten steueroptimierten Zweitwohnsitz.

Ein 5-Stufen-Plan zur ultimativen Freiheit

Die Eigenständigkeit Österreichs

Wenn es dem Vereinigten Königreich gelungen ist, sich heldenhaft aus den Klauen der europäischen Bürokratie zu befreien, warum sollte Österreich nicht ebenfalls diesen glorreichen Weg beschreiten? Sicher, wirtschaftlich ist das vielleicht nicht gerade der große Wurf, aber seit wann hat sich der gesunde Menschenverstand gegen die pure Ideologie durchgesetzt? Also raus aus der EU! Endlich wieder volle Kontrolle über Krügerlpreise, Verkehrsschilder und die Form von Gurken. Wer braucht schon diesen Binnenmarkt? Souveränität ist das Zauberwort – und die ersten Engpässe bei Medikamenten werden wir locker mit mehr Globuli ausgleichen.

Neun Kleinstaaten, neun neue Probleme

Doch warum an der Oberfläche kratzen? Wer die Freiheit liebt, der muss sie radikal zu Ende denken! Deshalb: Die Zerschlagung Österreichs! Neun stolze Bundesländer, die sich endlich gegen Wien auflehnen können. Kärnten und Tirol werden sich natürlich sofort gegenseitig bekriegen, denn irgendwer muss ja schuld sein, wenn der Transitverkehr nicht funktioniert. Niederösterreich wird wahrscheinlich eine Maut für Steirer einführen und das Burgenland wird einfach von Ungarn annektiert – historische Korrektur und so. Endlich haben wir wieder Grenzkontrollen zwischen Linz und St. Pölten. Sicher ist sicher.

Von Bezirken und anderen Zwergenstaaten

Aber warum stehen bleiben, wenn man einmal so richtig Fahrt aufgenommen hat? Jeder Bezirk wird zum souveränen Staat! So kann jeder für sich entscheiden, ob er jetzt Benzin verbieten oder nur noch in Naturalien handeln möchte. Wer braucht schon föderale Strukturen? Der Salzburger Bezirk Pongau könnte eine eigene Armee aufstellen, um sich gegen den Tennengau zu verteidigen – der berühmte Schwarzbeerenkrieg wäre damit vorprogrammiert. Bezirksgrenzen, einst harmlose Verwaltungsfloskeln, werden nun zu neuralgischen Brennpunkten geopolitischer Spannungen. Und wenn es irgendwo mal nicht klappt – keine Sorge! Ein paar EU-Fördermittel für strukturschwache Regionen nehmen wir natürlich trotzdem noch mit.

Die Gemeinde als letzte Bastion der Souveränität

Doch echte Freiheit geht noch weiter! Jede Gemeinde muss selbstverständlich ihre eigene Nation werden. Endlich können Bürgermeister als Monarchen regieren und mit selbstgedruckten Banknoten für den lokalen Bäckereibesuch bezahlen. Warum sollte man sich auf eine gemeinsame Währung einigen, wenn man doch jede Woche eine neue einführen kann? Die Gemeinde Gänserndorf könnte beispielsweise den „Gänser“ als offizielle Währung etablieren, während Hallstatt wahrscheinlich direkt zum Disney-Kondominium umfunktioniert wird.

Der Haushalt als finaler Akt der Autarkie

Doch genug mit diesem Pseudo-Kollektivismus! Wollen wir wahre Unabhängigkeit, dann muss jeder Haushalt seine eigene Nation werden. Endlich keine nervigen Nachbarn mehr, die über den Gartenzaun blicken – diplomatische Immunität macht’s möglich! Natürlich gibt es dann auch Einreisebestimmungen für Ehepartner, schließlich braucht jeder Haushalt eine geregelte Migrationspolitik. Steuererklärungen für sich selbst ausfüllen? Kein Problem! Wer will schon Infrastruktur oder soziale Absicherung, wenn er stattdessen auf seinem eigenen Territorium eine Hühnerfarm gründen kann? Und falls einem die Feindbilder irgendwann ausgehen – keine Sorge! Spätestens beim Frühstück wird der Butterverbrauch zum neuen Kriegsgrund.

Eine Welt voller Freiheit – und Leichen

Glückwunsch! Wir haben es geschafft. Jeder Haushalt ist autark, unabhängig und binnen weniger Wochen verhungert. Aber immerhin frei! Keine Bürokratie mehr, keine nervigen Gesetze – stattdessen reinstes Chaos. Wer sich in der Isolation dann doch einsam fühlt, kann ja immer noch Verhandlungen mit der eigenen Couch führen oder dem Toaster diplomatische Immunität gewähren.

Alle Probleme gelöst. Ein Hoch auf die totale Freiheit!

Von der heiligen Empörung zur heiligen Einfalt

Die dialektische Dummheit des Zeitgeistes

Es ist eine erstaunliche Widersprüchlichkeit, die sich in jenen Massen manifestiert, die mit inbrünstiger Vehemenz gegen das Gift des Hasses aufbegehren, indem sie, mit schwellenden Adern und rotem Kopf, hasserfüllte Parolen gegen jene skandieren, die sie des Hasses bezichtigen. Man mag annehmen, dass eine gewisse reflektierte Selbstbetrachtung im Vorfeld solcher Demonstrationen hilfreich wäre, doch weit gefehlt: Die Empörung ist mittlerweile zur identitären Grundhaltung einer ganzen Schicht von Tugendrittern geworden, die jede kognitive Dissonanz als Zeichen moralischer Standfestigkeit missinterpretieren. Und so trägt es sich zu, dass ein Schild mit der Aufschrift „Ganz Berlin hasst die AfD“ triumphierend in die Höhe gereckt wird, auf einer Demonstration gegen „Hass und Hetze“. Ein dialektisches Meisterstück im grandiosen Scheitern an der eigenen Logik.

Die inflationäre Empörung als zivilgesellschaftlicher Opiumrausch

Jede Epoche hat ihre Heilsversprechen, ihre öffentlichen Rituale und ihre Formen des Ablasshandels. In unserer Zeit manifestiert sich dies in einem ständigen Hochamt der Empörung, einem ekstatischen Wettbewerb, wer die edelste Gesinnung vor sich hertragen kann. Doch wie jede Sucht verlangt auch diese nach immer höheren Dosen. Ein wohltemperiertes Unbehagen reicht längst nicht mehr, es bedarf des vollkommenen, des absoluten Abscheus gegen das Andere, das Dunkle, das politisch Abweichende. Und so fühlt sich der moralische Krieger nicht nur berufen, gegen Hass zu kämpfen, sondern er muss ihn selbst mit noch größerer Inbrunst zurückschleudern, um seine gerechte Sache zu krönen. Hass gegen die „Hassenden“ ist kein Hass, sondern Notwehr. Ironie? Fehlanzeige.

Der Totalitarismus der „Guten“

So sind wir angelangt in einer neuen Form der Moraldiktatur, in der die „richtigen“ Überzeugungen nicht nur ein Prädikat des Anstands sind, sondern eine soziale Pflicht. Der modernisierte Jakobinismus erfordert keine Guillotine mehr, sondern diffamierende Twitter-Stürme, eine gesellschaftliche Exkommunikation durch den Verlust von Job, Reputation und jeglichem Ansehen. Die neue Robespierre-Garde marschiert nicht mit Bajonetten, sondern mit Hashtags und symbolisch hochgehaltenen Plakaten. Und wie damals trifft es nicht nur die wirklich Verwerflichen, sondern jeden, der auch nur einen Hauch von Zweifeln an der reinen Lehre erkennen lässt.

Humor als letzte Bastion der Vernunft

Doch wo liegt der Ausweg? Vielleicht, ja vielleicht in einer radikalen Neuvermessung der Diskurslandschaft: nicht durch noch schrillere Empörung, sondern durch eine Renaissance des Humors. Denn was bleibt uns anderes übrig, als diese kognitive Groteske mit einem lakonischen Schulterzucken zu quittieren? Was wäre treffender, als die eigene Absurdität in einem Spiegel zu betrachten, den nicht die Gegner, sondern die eigene Einsicht uns vorhält? So mögen jene, die „Ganz Berlin hasst die AfD“ mit ernstem Gesicht in die Kameras halten, sich fragen: Wie geistig zerrüttet muss man sein, um diesen Satz auf einer Anti-Hass-Demo für eine Glanzleistung des demokratischen Widerstandes zu halten?

Vielleicht hilft ein Lächeln, vielleicht eine Prise Selbstironie. Oder, um es mit Karl Kraus zu sagen: „Satire bringt die Wahrheit zum Lachen.“ Und wer nicht lachen kann, dem bleibt nur die Verbitterung. Schade für ihn.

Hass ist (k)ein Verbrechen

In Liebe, Euer Gesetzgeber!

Es ist eine der großen zivilisatorischen Errungenschaften der Europäischen Union, dass sie nicht nur Gurkenkrümmungen standardisiert, sondern nun endlich auch unsere Emotionen fein säuberlich in strafrechtlich verwertbare Kategorien unterteilt. Wir dürfen uns geehrt fühlen, dass die Europäische Kommission sich rührend um unsere seelische Hygiene sorgt, indem sie dem Hass den Kampf ansagt – mit der geballten Faust des Paragraphen! Denn Hass, so klärt man uns auf, schadet nicht nur der geliebten Margarete aus der Buchhandlung, die sich eines Tages auf Facebook über eine Buchbesprechung ärgerte, sondern gleich der ganzen Gesellschaft. Ja, wenn wir nicht aufpassen, könnte eine harmlose Meinungsverschiedenheit morgen schon zum Untergang des Abendlandes führen! Und das kann niemand wollen. Oder?

Wenn Gefühle Justizsache werden

Die Kriminalisierung von Hassrede hat eine lange Tradition – nein, nicht in der EU, sondern in jenen Staaten, die man sonst gerne als warnende Beispiele für repressiven Gesinnungsstaat anführt. Doch diesmal ist es anders! Diesmal geschieht es zum Wohle aller! Endlich wird der EU-Bürger vor dem schädlichen Einfluss seiner eigenen Gedankenwelt geschützt. Was früher nur ein innerer Monolog war, kann nun den Sprung in den Gerichtssaal schaffen, denn Hass ist überall: in sozialen Netzwerken, in Kommentarspalten, ja, sogar in Leserbriefen an die Lokalzeitung! Und wo Hass ist, da muss der Staat einschreiten. Denn das Internet, liebe Freunde der Rechtsstaatlichkeit, macht alles grenzüberschreitend! Wer heute auf X (früher Twitter) schreibt, dass er oder sie ein bestimmtes Musikgenre für eine akustische Umweltkatastrophe hält, könnte morgen schon als Hasskrimineller von Interpol gesucht werden.

Nun gut, der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig – aber das tun Gesetzgebungen dieser Art ja auch.

Wer hasst, der zahlt!

Die EU hat viele Einnahmequellen: Zuckersteuer, Plastiksteuer, CO2-Zertifikate – und bald vielleicht auch die Hasssteuer? Man stelle sich das Potenzial vor: Jemand äußert eine kritische Meinung, ein Algorithmus analysiert den Tonfall, ein Beamter stellt das digitale Strafmandat aus. Zack, 500 Euro Bußgeld wegen grenzüberschreitendem Unmut! Der Betroffene könnte Einspruch einlegen, aber – Überraschung! – auch dieser muss natürlich durch eine lückenlose bürokratische Prozedur geschleust werden, deren Ausgang so vorhersehbar ist wie die nächste Brüsseler Regulierung für Einhorngummibärchen.

Eine Frage bleibt aber offen: Wenn Hass kriminalisiert wird, was passiert dann mit der Hassliebe? Ist das ein minderschwerer Fall? Und wie verhält es sich mit dem gesunden Hass auf Montagmorgende, Steuererklärungen oder die dritte E-Mail mit der Betreffzeile „Dringend: Letzte Chance, Ihre Daten zu aktualisieren!“? Kann man von Hassrede freigesprochen werden, wenn man nachweisen kann, dass es sich lediglich um eine „emotionale Überreaktion“ gehandelt hat? Oder bleibt am Ende doch die große Wahrheit: Alles, was wir sagen, kann und wird gegen uns verwendet werden?

Das große Missverständnis

Es gibt Menschen, die fälschlicherweise glauben, dass Hassrede nur bedeutet, jemandem direkt zu drohen oder ihn zu entmenschlichen. Ach, wie naiv! In einer Welt, in der Begriffe immer dehnbarer werden, kann Hass heute vieles sein: ein kritischer Kommentar, ein sarkastischer Tweet oder gar ein nachdenklicher Blick, der falsch interpretiert wird. Denn wie wir wissen, zählen nicht nur Worte – auch Mimik kann eine Mikroaggression sein! Und wenn sich genug Menschen betroffen fühlen, könnte es bald heißen: „Angeklagter, Sie haben in der Öffentlichkeit missbilligend die Stirn gerunzelt. Wie plädieren Sie?“

Doch keine Sorge, es gibt eine einfache Lösung: Einfach nur noch Positives sagen! Loben Sie alles! Lieben Sie alle! Verfassen Sie nur noch Posts voller Sonnenschein, Glücksgefühle und bedingungsloser Zustimmung! Die Europäische Kommission wird es Ihnen danken. Und wenn Sie sich einmal fragen, ob etwas, das Sie sagen wollen, vielleicht strafbar sein könnte, dann erinnern Sie sich an diesen einfachen Grundsatz: Im Zweifelsfall – schweigen!

Freiheit? Aber sicher, nur ohne Meinung!

Die Kriminalisierung von Hassrede ist der nächste große Schritt in Richtung einer Welt voller Liebe, Friede und Einheitsmeinung. Bald wird niemand mehr kritisiert, niemand mehr beleidigt, niemand mehr mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert. Das Beste daran? Wir brauchen uns nicht einmal mehr selbst zu zensieren – das übernehmen freundliche Algorithmen und wachsame Institutionen für uns! Dank EU-Kommission und zukünftiger Gesetzgebung können wir uns darauf verlassen, dass jeder Gedanke, jedes Wort und jede Meinung endlich dort landen, wo sie hingehören: im Orkus der Geschichte.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob dieser Text vielleicht schon als strafbare Hassrede gewertet werden könnte – dann wissen Sie, dass das neue Gesetz bereits wirkt. Willkommen in der schönen neuen Welt!

Die große Sprachkunst des 20. Jahrhunderts

Es war der 10. März 1998, als der große italienische Philosoph Giovanni Trapattoni in München ein sprachliches Feuerwerk hinlegte, welches – aus heutiger Sicht – in die Reihe großer Redekunst („Mitbürger! Freunde! Römer!“) einzuordnen ist. In einem rhetorischen Akt, der irgendwo zwischen der Bergpredigt und Ciceros Philippischen Reden einzuordnen wäre, brachte der Maestro das deutsche Sprachbewusstsein zum Erzittern. Mit dem Ausdruck „Ich habe fertig“ schuf er nicht nur eine Formel für die Ewigkeit, sondern eine Weltformel, die nun in Deutschland klar wie Kloßbrühe zum Ausdruck kommt.

Die Geburt einer neuen Philosophie

Man mag sich die Reaktionen der Anwesenden ausmalen, als dieser Satz zum ersten Mal in den Saal schwebte. Ein Moment der Stille, dann eine Welle des Unverständnisses, gefolgt von einer langsamen, aber unaufhaltsamen Erleuchtung. Während einige kleingeistige Pedanten meinten, hier handle es sich um eine grammatikalische Ungereimtheit, erkannten die wahren Denker der Republik sofort die Tiefe dieser Äußerung. Hegelianer sahen darin die dialektische Vollendung und Linguisten erkannten eine tiefere Wahrheit über die Beschaffenheit von Sprache.

„Flasche leer“ – eine Metapher des 21. Jahrhunderts

Doch „Ich habe fertig“ war nicht allein. Es wurde begleitet von einem weiteren sprachlichen Geniestreich: „Flasche leer“. Hiermit hatte Trapattoni in nur zwei Worten das gesamte Wesen der modernen Gesellschaft seziert. Kapitalismus? Flasche leer. Politik? Flasche leer. Kulturelle Debatten? Flasche leer. Während intellektuelle Leichtgewichte noch mit Marx hantierten und versuchten, die Widersprüche der Produktionsverhältnisse zu analysieren, erkannte Trapattoni das Offensichtliche: Alles läuft auf Leere hinaus, und die Lösung ist nicht komplizierte Systemtheorie, sondern schlicht und ergreifend der Wille, kein Flasche leer zu sein.

Die Tragödie der Missverstandenen

Wie so oft in der Geschichte wurde diese epochale Rede nicht von allen in ihrer vollen Größe gewürdigt. Die Feuilletons verstiegen sich in linguistische Haarspaltereien, anstatt den visionären Charakter dieses Momentes zu begreifen. Ein Italiener in Deutschland, der in einer fremden Sprache brillierte und dabei eine neue philosophische Strömung etablierte – das hätte Nobelpreise verdient, mindestens aber einen feierlichen Eintrag in den Duden. Doch stattdessen wurde er belächelt. Wie einst Nietzsche, Van Gogh oder Galileo musste auch Trapattoni erfahren, dass seine Zeitgenossen noch nicht bereit für seine Genialität waren.

Fazit: Der wahre Wert der Worte

Heute, Jahrzehnte nach jenem historischen Tag, sehen wir Trapattonis Worte mit neuen Augen. „Ich habe fertig“ ist mehr als ein Satz – es ist ein Lebensgefühl. Ein Ausdruck der Vollendung, der Klarheit, des Endpunktes aller Diskussionen. „Flasche leer“ ist eine Warnung, eine Mahnung an uns alle, dass wir nicht in die geistige Leere abdriften dürfen. Und während die Welt sich weiter dreht, bleibt eines sicher: Wir sind noch lange nicht fertig, aber vielleicht sollten wir hin und wieder auf Trapattoni hören – bevor auch unser Tank leer ist.