Wie man mit leeren Worthülsen den Gazastreifen „stabilisiert“

Macron und die UNO-Rettungsmission

Ach, Monsieur Emmanuel Macron, der große moralische Weltverbesserer aus dem Élysée-Palast! Wie könnte man je vergessen, dass immer dann, wenn irgendwo auf dieser Welt das Chaos tobt, unser französischer Präsident im Anzug und mit der zarten Stimme der Empörung auftaucht, um uns mit seinem rhetorischen Feuerwerk zu beglücken. „Nie dagewesene Katastrophe“ – welch dramatischer Ausdruck! Fast so, als hätte er gestern zum ersten Mal vom Nahost-Konflikt gehört und nun heldenhaft die Geschichts-Broschüre aufschlägt. Ach, Monsieur Macron, Auschwitz, Warschau, Leningrad? Kleine Randnotizen in Ihrem Geschichtsunterricht, nehme ich an? Warum sich mit dem echten Drama beschäftigen, wenn man lieber den Fernsehkameras den ultimativen emotionalen Soundtrack liefern kann?

Und dann kommt seine brillante Idee: eine „UNO-Stabilisierungsmission“. Ja klar, das klingt, als würde man mit einem Zauberstab durch Gaza wedeln und alles würde sofort Friede, Freude, Eierkuchen. Wie naiv kann man eigentlich sein? Macron träumt von Blauhelmen, die mit Schutzschilden und gutem Willen bewaffnet plötzlich den Krieg stoppen – als ob die UNO in den letzten Jahrzehnten nicht schon mehr als einmal bewiesen hätte, dass ihre „Missionen“ oft eher ein Bürokratie-Marathon sind, bei dem das Blut der Menschen vor Ort bloß statistischer Begleitgeräusch bleibt.


UNO-Mandate: Macrons Lieblings-Wunschkonzert

Die „internationale Koalition unter UN-Mandat“ klingt fast so, als hätte Macron eine Fernsehserie zu Ende geguckt und dachte sich: „Das kann ich auch!“. Die Realität ist bekanntlich etwas langweiliger: Blauhelme, die mit geschulterten Helmen durch die Ruinen spazieren, während dahinter die Kugeln pfeifen und die Politiker brav weiter konferieren. Schon mal einen blauen Helm getragen, Herr Präsident? Ich schon, Sie sicher nicht, denn sonst wüssten Sie, dass die „Stabilisierung“ eher ein euphemistischer Begriff für „wir tun so, als ob“ ist.

Und diese Idee, man könne die Hamas einfach „entwaffnen“ und eine nette palästinensische Führung etablieren, ist entweder pure Ignoranz oder das französische Äquivalent zu einem Kindergeburtstag: „Wir machen jetzt mal ganz doll Frieden spielen.“ Aber wer soll denn bitte diese „Führung“ sein? Der Haufen, der sich nicht einmal gegenseitig leiden kann? Natürlich übersieht Macron geflissentlich, dass die lokale Bevölkerung nicht nur Statisten in seinem moralischen Theaterstück sind, sondern echte Menschen mit komplexen Geschichten und noch komplexeren Hoffnungen.


Netanyahu, die Katastrophe und Macrons selektives Erinnerungsvermögen

Und dann seine Kritik an Netanyahu: „Nie dagewesene Katastrophe“ und „nicht enden wollender Krieg“. Ach ja, Monsieur Macron, als hätte der israelische Premier allein mit einem Zauberstab den Nahostkonflikt gestartet. Die rund 1200 Ermordeten vom 7. Oktober? Ach, die sind wohl in Ihrem Gedächtnis so verpufft wie ein schlechter Witz. Es ist viel einfacher, dem Nachbarn den Schwarzen Peter zuzuschieben, als sich mit der eigenen blamablen Außenpolitik auseinanderzusetzen.

Dass eine UNO-Mission den Krieg in zwei Wochen beendet? Da hat wohl jemand zu viele französische Träume geträumt. Macron lebt in einer Blase aus naivem Moralismus, während Gaza brennt. Seine Vorschläge sind nichts weiter als Polit-Theater: große Worte, noch größere Illusionen und eine gehörige Portion Selbstverliebtheit.


Fazit: Macron, der große Illusionist

Emmanuel Macron – der moralische Rettungsanker, der nichts weiter anbietet als Phrasen, die so hohl sind, dass sie selbst in einem leeren Raum noch nachhallen. Seine Forderung nach einer UNO-Mission ist ein feiner Zug – für ihn. Für Gaza bleibt es ein bitteres Stück Politik, bei dem man den moralischen Zeigefinger hebt, aber mit der wirklichen Verantwortung lieber nicht in Berührung kommt.

In Wahrheit interessiert Macron nicht das Leid der Menschen, sondern nur der Applaus der Kameras. Der Gazastreifen ist für ihn die Bühne eines politischen Dramas, in dem er die Hauptrolle spielt – während die wahren Opfer im Schatten untergehen. Wenn das die „große Politik“ ist, dann gute Nacht, Frankreich.

Europa gibt, USA kassieren: Das große Ukraine-Geschäft

… oder wie man moralisch das Portemonnaie öffnet und gleichzeitig die Taschen vollstopft

Wer hätte das gedacht? Europa, jener Kontinent der Kulturen, der Philosophie und des guten Willens, steht nicht nur mit roten Herzen an der Seite der Ukraine, sondern auch mit offenen Werkhallen, schwitzenden Arbeitern und kräftigen Geldbeuteln. Das große Drama „Ukraine-Krieg“ spielt sich längst nicht nur auf den Schlachtfeldern ab, sondern vor allem in den Büros und Fabriken der europäischen Rüstungsindustrie. Währenddessen spielen die USA ein ganz anderes Stück: Sie kassieren. Nicht aus der Gnade, sondern aus der Kalkulation. Ein Spiel, das man entweder zynisch oder bewundernswert nennen kann, je nachdem, wie man seine moralische Landkarte aufgezeichnet hat.

Denn die Zahlen, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Dienstag auf den Tisch legte, sprechen eine klare Sprache: Europa hat mehr frische, neu produzierte Militärgüter an die Ukraine geliefert als die Vereinigten Staaten. Rund 35 Milliarden Euro – das entspricht einer stattlichen Menge an Kriegsgerät, die nicht aus längst vergessenen Lagerhallen stammt, sondern aus der Werkbank der Neuzeit. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere lautet: Europa schenkt es praktisch weg. Kein finanzieller Gegenwert wird direkt von Kiew verlangt, die Finanzierung erfolgt über das europäische Steueraufkommen, über die Taschen der Bürgerinnen und Bürger, über den kollektiven Schulterschluss.

Europa: Der selbstlose Produzent mit offenen Händen und voller Werkbank

Wer könnte Europas Rolle besser beschreiben als der Leiter des Ukraine Support Trackers, Taro Nishikawa? „Europa braucht eine starke und belastbare Rüstungsindustrie“, erklärt er – und genau hier liegt die feine Ironie des Ganzen. Während Europa vorgibt, aus edlen Motiven heraus Waffenlieferungen zu organisieren, pumpt es tatsächlich Milliardensummen in seine Rüstungsunternehmen. Ein win-win: Der Ukraine hilft es, indem es neues Kriegsgerät erhält – der europäischen Wirtschaft hilft es, indem es ihre Industrien am Laufen hält. Von der Stahlfabrik bis zum Waffenschmied ist jeder Schritt ein Geschäftsmodell, und am Ende des Tages freut sich der Staat über neue Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und das wohlige Gefühl, etwas Gutes zu tun.

Dass fast die Hälfte der Hilfe inzwischen aus solchen Neubeschaffungen besteht, ist kein Zufall, sondern der Beweis eines cleveren Systems: Der militärisch-industrielle Komplex als moralischer Förderer der Freiheit und Demokratie. Europa zeigt hier, wie man kriegt und gibt zugleich. Die politisch korrekte Variante der Geldtransformation: Steuerzahler investieren in die Verteidigung des Kontinents – und erhalten einen gesunden Auftragseingang für ihre heimischen Rüstungskonzerne zurück. Dass die Ukraine für diese Waffen keine direkte Rechnung erhält, wird als großzügige Hilfe gefeiert, als Ausdruck europäischer Solidarität. Doch wer genau hinsieht, erkennt die Subtilität: Der eigentliche Empfänger ist nicht die Ukraine, sondern die eigene Rüstungsindustrie.

USA: Der clevere Verkäufer, der die Moral vermarktet

Die USA hingegen spielen ein anderes Spiel – und sind dabei nicht weniger raffiniert. Ihre „Hilfe“ an die Ukraine erfolgt nicht aus den eigenen Beständen oder als großzügige Schenkung, sondern als regulärer Verkauf. Kiew muss dafür zahlen, und zwar in bar oder mit sonstigen „Währungstauschgeschäften“, die man im globalen Finanzdschungel so kennt. Das nennt man Geschäft, nicht Wohltätigkeit. Und das macht das amerikanische Modell ebenso effizient wie profitabel. Man bleibt moralisch auf der Bühne, indem man Waffen liefert – aber finanziell steht man fest auf zwei Beinen, indem man von den Gefährten der Freiheit den vollen Preis verlangt.

Trumps Ära mag in dieser Hinsicht eine Klemme gewesen sein, doch seit Mai 2025 zeigen die USA wieder Flagge – und zwar nicht mit Geschenken, sondern mit Geschäften. Der Unterschied zu Europa ist subtil, aber immens: Europa ist der großzügige Spender, der den eigenen Steuerzahler belastet, die USA sind der schlaue Händler, der die Rechnung an den Käufer weiterreicht. Und das bei ansonsten höchst angespannten Staatsfinanzen und politischen Debatten über Ausgaben. Ein Hoch auf die amerikanische Kreativität, den Krieg als Geschäft zu inszenieren – moralisch verpackt, wirtschaftlich kalkuliert.

Das traurige Fazit: Krieg als Industriezweig mit politischem Mäntelchen

Was bleibt also am Ende dieses kleinen Essays, außer einem bitteren Lachen und einem fragenden Stirnrunzeln? Europa hat eine Industriepolitik, die sich inmitten eines grausamen Krieges als besonders robust erweist – die Rüstungsindustrie als Wirtschaftsfaktor und politischer Player. Die USA beweisen, dass man auch im Angesicht der geopolitischen Verantwortung mit Geschäftssinn agieren kann, ohne die moralische Decke zu verlieren. Und die Ukraine? Sie ist der dankbare Empfänger, aber auch der größte Schuldner, der auf fremdem Kriegspfad auch noch für die Munition selbst zahlen muss.

Der Krieg wird so zur Bühne einer makabren Show, bei der Demokratie, Freiheit und Solidarität als Deckmantel dienen für eine komplexe Geld- und Machtarchitektur. Man gibt, man verkauft, man produziert, man kassiert – und alle hoffen, dass der moralische Glanz die finanziellen Wunden überstrahlt. Doch hinter der Fassade bleibt die bittere Erkenntnis: In der globalen Politik sind auch die besten Absichten oft nur ein Mittel zur Selbsterhaltung – und am Ende zahlt immer jemand den Preis, der weder Teil der Bühne noch der Zuschauertribüne ist.

Europa gibt, USA kassieren – so läuft das Ukraine-Geschäft. Und der Krieg? Der tanzt weiter, unbeeindruckt von Zahlen, Versprechungen und politischen Versuchen, den Gewinn zu moralischem Ruhm umzuwandeln.

Wenn Multikulti baden geht

Am Beckenrand der Realität

Es beginnt, wie es immer beginnt: mit der wohlig lauwarmen Illusion, Deutschland sei eine große, tolerante Sprudelbadewanne, in der jeder Platz findet, wenn er nur die Badehaube der „Weltoffenheit“ aufsetzt. Man stelle sich vor: die Sonne brennt, die Wiese knistert vor Picknickdecken, Kinder plätschern im Nichtschwimmerbereich, und irgendwo, zwischen Wasserball und Luftmatratze, vollzieht sich der politisch korrekte Traum – Menschen aller Hautfarben, Religionen und Badekleidungsstile nebeneinander im Chlorwasser, vereint im heiligen Auftrag der Integration.

So jedenfalls im Kopf der Kulturstaatssekretärin, die seit ihrer letzten Freibadvisite vermutlich noch „Take on Me“ auf Kassette hörte.

Doch die Wirklichkeit ist leider ein weniger poetischer Ort. Sie riecht nach Sonnenmilch, kalten Pommes und der latenten Angst, dass gleich wieder jemand „versehentlich“ an Körperregionen gerät, die in den Bäderordnungen bislang noch nicht gesondert als Sperrgebiet ausgewiesen sind. Dabei ist das neue Sommerphänomen längst eine Mischung aus „Sex and the City“ und „Tatort“, nur ohne die Dialogqualität von beidem. Die Schlagzeilen sprechen von Übergriffen – das PR-Department des guten Geschmacks allerdings nennt es „Missverständnisse im interkulturellen Miteinander“.

Die Täter-Opfer-Umkehr – jetzt als Plakat zum Mitnehmen

Damit niemand auf die Idee kommt, das Problem beim Namen zu nennen, gibt es nun jene herrlich grotesken Plakatkampagnen. Sie zeigen eine mollige, mittelalte Deutsche, die – laut Zeichnung – einem jungen, charmant-gebrechlichen Migranten mit Holzbein an die Badehose geht. Darunter der Claim: „Respekt kennt keine Herkunft.“

Es ist der bildgewordene Versuch, die Realität durch eine Karikatur zu erschlagen – allerdings mit einem Gummihammer, der beim Aufprall nur ein müdes „Boing“ von sich gibt.

Die Botschaft ist klar: Nicht die dokumentierten Übergriffe männlicher Gruppen auf weibliche Badegäste sind das Problem, sondern die vermeintlich pauschalisierende Unterstellung, sie könnten von einer bestimmten Klientel ausgehen. Deshalb also: Täter-Opfer-Umkehr. Die moralische Versicherungspolice für alle, die glauben, man könne sexuelle Belästigung einfach wegplakatieren, wenn man nur die Rollen ausreichend absurd vertauscht.

Von der Frittenbude zur Wertebude

Die alten Freibäder hatten etwas Ehrliches: Man ging rein, sprang ins Wasser, holte sich eine Sonnenbrand-Erinnerung und am Ende eine Portion fetttriefender Pommes Rot-Weiß, die jede moralische Debatte im Keim erstickte.

Heute gibt es statt der „Pommes Schranke“ die „RespektPommes“(-Kampagne) – vermutlich vegan, fair gehandelt und so geschmacklos, dass man beim Kauen Zeit hat, über seinen kulturellen Bias nachzudenken.

Zwischen den Liegestühlen verteilt ein Integrationsbeauftragter Flyer, in denen man lernt, dass „Körperkontakt im Schwimmbad nicht immer willkommen“ ist – als hätte diese Erkenntnis vorher im Land der FKK-Kultur noch einer schriftlichen Bestätigung bedurft.

Wenn der Bademeister zur Polizei wird

Früher stand am Beckenrand der Bademeister: ein rotgebräunter Halbgott in Adiletten, dessen Trillerpfeife allein schon für Ordnung sorgte.

Heute patrouillieren stattdessen Polizeitrupps durchs Freibad, schwer bepackt wie für einen Einsatz am Hamburger G20-Gipfel.

Das hat weniger mit „Sicherheit“ zu tun als mit der stillen Kapitulation vor der Erkenntnis, dass moralische Appelle eben keine Schwimmflügel sind – sie tragen nicht.

Und während die Ordnungshüter mit Sonnenbrille und Funkgerät am Planschbecken stehen, fragt man sich: Wann ist der Moment gekommen, an dem das Freibad endgültig vom Ort des Sommerspaßes zum soziologischen Sicherheitslabor verkommt?

Chlorwasser, Schamgrenzen und die neue Sommerromantik

Es ist eine bittere Pointe: In einer Gesellschaft, die jeden Flirt an der Kaffeemaschine mit Compliance-Richtlinien ummantelt, muss man plötzlich in Schwimmbädern Plakate aufhängen, um Fremden zu erklären, dass „Nein“ nicht in allen Kulturen ein besonders verspieltes „Vielleicht“ bedeutet.

Die öffentliche Debatte darüber bleibt verhalten, wie das vorsichtige Planschen im Nichtschwimmerbecken – zu groß ist die Angst, als xenophob zu gelten.

Und so badet man weiter im warmen Becken der Relativierungen, bis die Temperatur des öffentlichen Diskurses nur noch zwischen lauwarm und abgestanden schwankt.

Epilog mit Badehaube

Vielleicht ist es ja so: Multikulti ist kein olympisches Becken, in dem jeder im selben Tempo schwimmt. Es ist eher ein plantschender, unübersichtlicher Haufen Menschen, deren Regeln nicht immer kompatibel sind – und die Vorstellung, man könne alles mit einem freundlichen Plakat regeln, ist in etwa so naiv wie die Hoffnung, ein Holzbein schwimme von allein.

Bis dahin bleibt das Freibad eben, was es geworden ist: ein Spiegel der Gesellschaft, nur mit schlechterer Akustik, mehr Sonnenmilch und einer leisen Ahnung, dass das Wasser längst trüb ist – nicht nur vom Chlor.

Das Theater der Heuchelei

Wenn Protest zum Angriff wird

Es ist ein Schauspiel, das längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand flüstert, sondern in den Straßen Europas mit ohrenbetäubender Lautstärke brüllt: Der sogenannte „pro-palästinensische Protest“ ist in Wahrheit eine perfide Inszenierung von Hass, Antisemitismus und ideologischer Aggression. Tausende, die täglich auf die Straße strömen, sind kein Bild des zivilgesellschaftlichen Engagements, sondern das Abbild eines toxischen Bündnisses aus Islamisten, Linksradikalen und ultraradikalen Antisemiten. Die Maske des vermeintlichen Mitleids fällt schnell, wenn man sieht, wie Universitäten verwüstet werden, Polizisten beleidigt und Juden offen bedroht oder angegriffen werden. Wo der Diskurs längst hätte enden müssen, beginnt eine wütende Kampagne der Einschüchterung.

Aber Achtung, nicht protestieren, nicht argumentieren, nicht debattieren – nein, das alles wäre zu zivilisiert. Stattdessen setzen diese Gruppen auf rohe Gewalt, auf Einschüchterung und auf das offene Bekenntnis zur Vernichtung Israels. Die westliche Öffentlichkeit wird mit einem rhetorischen Taschenspielertrick hinters Licht geführt: Das Label „pro-palästinensisch“ dient als Tarnung für die Verbreitung von Ideologien, die mit friedlichem Protest nichts zu tun haben. Die Wortführer dieser Bewegungen feiern sich bereits öffentlich für den „Erfolg“ der Krawalle, die ein klares Ziel verfolgen: Den Boden für den Antisemitismus zu bereiten und Europa vor den Kopf zu stoßen.

Der Verrat an der Geschichte: Gaza statt Auschwitz?

In einem makabren Akt der Geschichtsvergessenheit und ideologischen Blindheit schleicht sich eine gefährliche Umkehr der Erinnerungsprioritäten ein: Nicht mehr Auschwitz, die Mahnung an der industriellen Vernichtung von Millionen Juden, soll die westliche Moral bestimmen, sondern Gaza – ein umstrittenes und zerstörtes Stück Land (schon vor dem 7. Oktober), das von der Terrororganisationen Hamas als politische Waffe missbraucht wird. Der Schulterschluss aus muslimischen Geflüchteten, die in Europa Schutz suchten, jedoch jegliche Integrationsbereitschaft verweigern, und linksradikalen „Antifaschisten“, die sich in Wirklichkeit als nützliche Idioten der Hamas erweisen, ist das perfide Ergebnis jahrzehntelanger Ignoranz und Naivität.

Dieser Hass ist kein Nebeneffekt, er ist Programm. Er ist die Rachephantasie gegen das Existenzrecht Israels, die Verachtung für den Rechtsstaat und die bewusste Untergrabung jeglicher demokratischer Werte. Und die Ironie, dass Europa, die Wiege der Aufklärung und der Menschenrechte, sich nun von dieser Allianz einschüchtern lässt, ist bitterer als jede Ironie.

Die Kapitulation des Rechtsstaats: Wenn Gewalt belohnt wird

Wer glaubt, es handele sich nur um sporadische Ausschreitungen, unterschätzt die Dimension dieses Problems maßlos. Europa steht an einem historischen Scheideweg. Wenn man dieser Mischung aus Einschüchterung, Gewalt und ideologischer Unterwanderung mit Füßen tritt und ihr nicht entschieden begegnet, wird das eine Lawine auslösen, die sich kaum noch aufhalten lässt. Die Listen, von denen gesprochen wird, sind real – sie verzeichnen Namen jener, die Israel unterstützen oder sich offen gegen diese antisemitischen Strömungen stellen.

Das perfide Ziel? Ein Schlussstrich unter die Geschichte des Holocaust, ersetzt durch einen falschen, moralisch gefährlichen Fokus auf Gaza. Es geht nicht nur um Politik, es geht um die Ausbreitung islamistischer Strukturen, die gezielt den Rechtsstaat aushöhlen und Polizei sowie Politik unter Druck setzen. Die Krawalle, die heute „Erfolg“ feiern, sind der Auftakt einer Entwicklung, die Europa in eine Spirale aus Gewalt und moralischer Bankrotterklärung führen kann.

Der deutsche Sonderweg: Ein Merz in der Makulatur

Die deutsche Bundesregierung versucht, die unangenehme Realität mit Symbolpolitik zu übertünchen, doch hinter der Fassade herrscht Kapitulation. Der Versuch, eine „Zeitenwende“ à la Macron zu inszenieren, wirkt wie der verzweifelte Griff nach einem letzten Strohhalm. Frankreichs Beispiel ist Warnung und Lehrstück zugleich: Die Angst vor Unruhen in muslimisch geprägten Vierteln führt dazu, dass Außenpolitik in den Vororten mitbestimmt wird – eine fatale Entwicklung.

Europa war einst ein Bollwerk gegen Antisemitismus, ein Garant für den Schutz von Minderheiten und demokratischen Werten. Diese Brandmauer fällt jetzt Stück für Stück, und mit ihr drohen französische Verhältnisse in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Selbstbewusste islamistische Parallelgesellschaften, der Rückzug aus dem staatlichen Gewaltmonopol und die schleichende Distanzierung von den Grundwerten der Demokratie sind keine dystopische Fantasie, sondern das reale Risiko.

Und unser Vorsitzender der Union? Friedrich Merz? Ein Mann, der sich – wenn überhaupt – kurzfristige Ruhe erkaufen möchte, während er die langfristigen Konsequenzen einer solchen Politik offensichtlich nicht in vollem Umfang begreift. Die Folgen dieser Kapitulation sind verheerend und sollten jeden, dem Europa und seine Werte am Herzen liegen, zutiefst alarmieren.

Fazit: Europa steht an der Kippe

Der Diskurs um den Nahostkonflikt darf nicht zur Bühne werden, auf der Antisemitismus, Gewalt und Hass triumphieren. Die Anerkennung eines „Palästinas“ unter diesen Umständen ist keine diplomatische Errungenschaft, sondern eine politische Bankrotterklärung. Sie ist der Schulterschluss mit jenen Kräften, die Europas Werte verachten und zerstören wollen. Wer glaubt, man könne durch Nachgeben und Verharmlosen Ruhe bewahren, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Europa muss sich jetzt entscheiden: Für die Demokratie oder für den Hass. Für das Erinnern an Auschwitz oder das Vergessen in Gaza. Für den Rechtsstaat oder die Kapitulation. Denn eines ist sicher: Die Straße gehört nicht den Hasspredigern – sie gehört uns allen.

Narrative als Waffen: Ein Krieg jenseits der Schlachtfelder

Inmitten des zerstörerischen Infernos von Gaza, wo Häuser zerfallen und Leben in Schutt und Asche liegen, tobt längst ein zweiter Krieg. Kein Krieg der Bomben und Kugeln, sondern ein Krieg der Worte, der Deutungen und der Erzählungen. Während die Weltöffentlichkeit mit klopfendem Herzen auf die Bilder des Leids starrt, hat die Hamas eine noch raffiniertere Waffe gezückt: das Narrativ. Ein Geflecht aus Empörung, Opfermythen und selektiver Wahrheit, das im westlichen Salon ebenso verzückt wie in der arabischen Straße jubelnd aufgenommen wird. Denn was wäre der militante Terror ohne seinen ideologischen Dunstkreis, der ihn in den Köpfen rechtfertigt, ja sogar glorifiziert?

Dass es Hunger, Tod und Verzweiflung in Gaza gibt, bestreitet niemand ernsthaft. Doch wer sich hier begnügt, wer sich in einem simplen Opfer-Täter-Dualismus einrichtet, der hat den Wald vor lauter Bäumen längst verloren. Denn die Hamas versteht sich als Meister des Narrativs, als Alchemisten, die jede Brutalität in einen Edelstein der moralischen Überlegenheit verwandeln – zumindest in den Augen ihrer Anhänger. Die westlichen Linken, Intellektuellen und ideologischen Follower lassen sich zu oft von diesem Glanz blenden und setzen das Hamas-Narrativ kritiklos als unumstößliche Wahrheit neben die einzige Schuld Israels.

Der Mythos der Opferrolle: Strategische Ignoranz auf höchstem Niveau

Es ist ein gewaltiges Kunststück, sich als Opfer darzustellen, während man zugleich eine Organisation anführt, die ihr Volk in einem Käfig aus Zerstörung und Fanatismus hält. Die Hamas malt sich gern als letzten Widerstand gegen koloniale Unterdrückung, doch gleichzeitig ist sie ein Regime, das seine Bevölkerung entrechtet, systematisch in eine Abhängigkeit von Gewalt, Elend und ideologischer Verblendung zwingt. Dass der Blockade Gaza wirtschaftlich stranguliert, wird ebenso benutzt wie die gezielten Angriffe auf Israel, um sich in ein unvergleichliches Opferkleid zu hüllen. Das Narrativ malt Israel als Aggressor, als Täterstaat, während die Hamas sich als legitimer Held inszeniert, der für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft.

Wer hier nicht mitspielt, wer kritische Fragen stellt, wird in den sozialen Medien sofort zum Verräter gestempelt. Die rhetorische Waffe der Hamas und ihrer westlichen Jünger ist der moralische Erpressungsgriff: Wer die Hamas hinterfragt, wird zum Komplizen eines Unterdrückers erklärt. Das ist keine Debatte mehr, das ist ein digitaler Lynchmob, der rationale Auseinandersetzung erstickt und jede Spur von differenzierter Analyse auslöscht. Die Hamas-Narrative werden zur universalen Heilslehre, zur intellektuellen Einbahnstraße, auf der jede Kritik als Verrat gilt.

Die westernisierte Komplizenschaft: Der Hochmut der moralischen Unschuld

Wie es möglich ist, dass sich in den aufgeklärten Gesellschaften des Westens eine immer breitere Bewegung formiert, die nicht nur die komplexe Realität verleugnet, sondern die Hamas geradezu als demokratische Befreiungsbewegung feiert, bleibt ein Rätsel von zynischer Eleganz. Es ist ein Hybrid aus postkolonialer Schuld, Antiamerikanismus, linker Identitätspolitik und einem verkürzten, ideologisch aufgeladenen Menschenrechtsdiskurs, der hier zusammenkommt.

Dabei wird auf eklatante Widersprüche geblendet: Die Hamas, eine Organisation, die Terrorismus, Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und religiöse Intoleranz praktiziert, wird mit antifaschistischen Kämpfern, mit Freiheitshelden verglichen. Wer diese Gleichsetzung hinterfragt, wird schnell in die Ecke der „bösen Zionisten“ gestellt, als wäre die Kritik an einem totalitären Regime das eigentliche Verbrechen. Der westliche Aktivismus, der sich blindlings auf Hamas-Narrative stützt, ist kein Ausdruck von Solidarität, sondern von moralischer Kurzsichtigkeit und intellektueller Faulheit.

Zwischen Empathie und Realität: Der schmale Grat der Verantwortung

Empathie für das Leid der Menschen in Gaza ist unverzichtbar, ja humanitär geboten. Doch Empathie darf nicht zur Verweigerung von Realität und Verantwortung werden. Die Hamas ist nicht Opfer der Umstände, sondern auch Täterin eines Systems, das seinen eigenen Menschen die Hoffnung raubt und sie zugleich als menschliche Schutzschilde benutzt. Die unverschämte Instrumentalisierung des menschlichen Leids, das Kalkül, mit dem zivile Opfer in Kauf genommen werden, sind Ausdruck eines zynischen Machtkalküls, das mit den Narrativen der Hamas systematisch verschleiert wird.

Wenn westliche Intellektuelle und Aktivisten sich also auf die Seite der Hamas schlagen, wenn sie deren Erzählungen kritiklos übernehmen, dann sind sie keine naiven Gutmenschen mehr. Sie sind Komplizen in einer Propagandaschlacht, die den Konflikt weiter anheizt, die den Frieden sabotiert und die Spirale der Gewalt verlängert.

In einer Welt, die von komplexen Realitäten geprägt ist, kann es keinen Platz für vereinfachende Schwarz-Weiß-Malerei geben. Die Hamas-Narrative sind nichts weiter als ideologische Brandbeschleuniger – elegant verpackt, clever vermarktet, brutal wirksam. Und wer sie kritiklos schluckt, der macht sich mitschuldig an dem Wahnsinn, der im Namen von Freiheit und Widerstand tagtäglich Leben vernichtet.

Zwischen den Sprachen: Das deutsch-multikulturelle Labyrinth der Schulen

Ein Plädoyer gegen den bildungspolitischen Selbstmord mit multikulturellem Feigenblatt

Es war freilich nur eine Frage der Zeit – und vor allem der nackten Zahlen –, bis sich die Politik entschloss, die hochoffizielle Sprachvielfalt Deutschlands zum Staatsziel zu erklären. Dass Türkisch, Arabisch, Dari und was das bunte Sprachkarussell sonst noch hergibt, künftig nicht nur im privaten Rahmen, sondern offiziell in den deutschen Schulen heimisch werden sollen, ist ein Lehrstück politischer Opportunität gepaart mit einem gehörigen Schuss Realitätsferne. NRW, der bevölkerungsreichste Bundesland-Moloch, dem inzwischen beinahe die Hälfte seiner Schüler eine Zuwanderungsgeschichte attestiert wird, soll das Experiment wagen: ein Schulparadigma, das aus der vermeintlichen „monokulturellen“ eine „multikulturelle“ Schule zaubern will. Ein Paradigmenwechsel, der wie ein Drahtseilakt ohne Netz wirkt – aber mit viel Pathos und dem selbstgerechten Gefühl, ein historisches Bildungswerk zu schaffen.

Die muttersprachliche Euphorie: Mehrsprachigkeit als Allheilmittel – oder doch eher als Trugschluss?

Die Argumente der Befürworter klingen verlockend: Mehrsprachigkeit sei der Turbo für intellektuelle Entwicklung, Türen zum Beruf öffnend, Ausdruck gelebter Wertschätzung und Respekt vor kultureller Vielfalt. Geradezu eine romantische Verklärung der migrantischen Realität. Die Praxis allerdings hat die Eitelkeit längst überholt: Über 70 Prozent der Migrantenkinder sprechen zu Hause kaum oder gar kein Deutsch – und befinden sich damit auf einem der schlechtesten Niveaus, um den Deutschunterricht in der Schule überhaupt effektiv zu nutzen. Wenn Elternhäuser oft vom Lesen, Schreiben und Sprechen kaum etwas beitragen, wie soll da die zusätzliche Förderung mehrerer Muttersprachen nicht zu einer Überforderung oder gar zu einem Verstärken der sprachlichen Defizite führen? Studien, PISA, IQB – sie alle malen ein düsteres Bild: Wo Armut und geringer Bildungsstand dominieren, bringt Mehrsprachigkeit wenig bis nichts, außer eben Chaos.

Kita und Vorschule wären die vielversprechenden Orte, um Deutschkompetenz aufzubauen. Doch gerade dort versagt das System, geplagt von Personalnot und Prioritätensetzungen, die man eher als Stillstand bezeichnen muss. So beginnt die Schule in einem Zustand der sprachlichen Not – und soll dann noch mit der Forderung, Mehrsprachigkeit als Normalität zu zelebrieren, gesegnet werden? Lächerlich, wenn nicht so tragisch.

Multikulturalität versus Einheitssprache: Das zarte Pflänzchen des Zusammenhalts

Die Grundidee, dass die Schule als Spiegel der Gesellschaft alle Herkunftssprachen und -kulturen gleichberechtigt abbilden soll, ist auf den ersten Blick nobel. Nur: Bildung ist mehr als das bloße Abbilden sozialer Realität – sie soll Integration fördern, Verstehen ermöglichen, Gesellschaft formen. Doch wie soll das gelingen, wenn die Verkehrssprache Deutsch ständig in den Hintergrund gedrängt wird? Die Tatsache, dass immer mehr Schulen eine „Deutschpflicht“ einführen müssen, spricht Bände: Man ringt um die einzige gemeinsame Sprache, das einzig wirklich verbindende Band im Miteinander.

Die deutsche Sprache ist – um den Politikwissenschaftler Karl Deutsch zu zitieren – die Kommunikationsgemeinschaft, die den Staat zusammenhält. Ohne sie ist das ganze multikulturelle Konstrukt bestenfalls ein lose verbundenes Sammelsurium von Parallelgesellschaften. Die Forderung, Migrantensprachen als Oberstufenfächer zu etablieren, grenzt daher an Bildungsirrsinn, wenn man bedenkt, dass in Schulen allenthalben Lehrer fehlen und Deutschförderung nicht selten den Kürzungen zum Opfer fällt.

Loyalitäten und Identitäten: Vom Schweben zwischen den Welten

Das größte Problem der Multikulti-Ideologie ist wohl der blinde Fleck gegenüber Loyalitätskonflikten. Herkunftssprachen bedeuten nicht nur Kommunikation, sie bedeuten Heimat, Zugehörigkeit – und oft genug Distanz zum Aufnahmeland. Dass Teile der türkischstämmigen Community, um ein berüchtigtes Beispiel zu nennen, lieber dem osmanischen Sultan Erdogan huldigen als dem deutschen Staat, ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer Integration, die sich längst auf Abwegen befindet.

Das Türkische als Sprache ist eine Brücke – doch nicht immer führt sie in die Demokratie und das freiheitliche Deutschland, sondern mitunter in nationalistische, religiöse oder antiwestliche Parallelwelten. Ebenso wie arabischsprachige Communities sich digital gern als „wahrer Islam“ inszenieren und deutsche Loyalitäten anzweifeln. Dieses Zerrissensein wird durch die staatlich geförderte Aufwertung von Herkunftssprachen nur weiter zementiert.

Assimilation oder kultureller Selbstmord?

Wer Assimilation als Verbrechen sieht, versteht Integration nicht. Die Geschichte unseres Landes ist voll von Zuwanderern, die sich entschieden haben, hier eine neue Heimat zu finden – mit deutscher Sprache, Kultur und Verantwortung. Dass mittlerweile nur noch knapp ein Drittel der Migranten in NRW zu Hause Deutsch spricht, ist keine Erfolgsgeschichte, sondern Warnsignal.

Statt Herkunftssprachen zu glorifizieren, sollte die Politik sich für eine einheitliche Verkehrssprache einsetzen, die alle verbindet. Die Aufwertung von Herkunftssprachen – als Normalität zu deklarieren, ist nichts anderes als die bewusste Inkaufnahme eines Nebeneinanders, das unser Land nicht stärkt, sondern schwächt.

Fazit: Der hohe Preis der sprachlichen Zerfaserung

Schwarz-Grün in NRW setzt mit seinem Schulreform-Projekt auf ein sozialpädagogisches Zitterspiel. Auf der einen Seite die hehre Absicht, Vielfalt zu leben und Identitäten zu ehren, auf der anderen Seite die kalte Realität einer Gesellschaft, die dringend auf Zusammenhalt angewiesen ist. Mit dem geplanten Multikulti-Schultor droht die deutsche Bildungspolitik ein trauriges Stück Selbstaufgabe: Statt Brücken werden Mauern gebaut – in den Köpfen, in den Klassenzimmern, in der Gesellschaft. Mehrsprachigkeit als pädagogisches Konstrukt in Schulen, ohne gesicherte Grundlagen, gleicht einem Schiff ohne Kompass auf stürmischer See.

Wer wirklich will, dass Integration gelingt, muss zuerst Deutsch stark machen. Und dann darf man stolz sein, wenn Schüler nebenbei noch die Herkunftssprache pflegen – aber nicht umgekehrt. Denn sonst ist die multikulturelle Schule nur ein weiterer Ausdruck der Kapitulation vor der Herausforderung der Zuwanderung. Ein inszenierter kultureller Selbstmord mit viel Beifall von denen, die sich gerne als progressiv feiern, während sie das Fundament unserer Gesellschaft aushöhlen.

Möge die Zukunft zeigen, ob dieser Reformwahn eine Bildungsrevolution oder ein Bildungsfiasko wird. Bis dahin aber gilt: Erst die Sprache – dann die Vielfalt. Nicht umgekehrt.

Der Zufall als Staatskunst

Macron und die drei toten Kritiker

Es gibt Länder, in denen die politische Opposition vom Schicksal heimgesucht wird. Dort rollt kein Panzer, es zischt kein Gewehr, es knallen keine Türen im Morgengrauen. Stattdessen stolpert die Wahrheit über den seidenen Teppich des Zufalls, fällt unglücklich die Treppe hinunter oder findet sich plötzlich – und selbstverständlich ohne Fremdeinwirkung – erhängt am eigenen Gardinenstängel wieder.
Frankreich, so will es scheinen, ist neuerdings ein Land, in dem der Zufall eine beunruhigende Karriere macht. Und Emmanuel Macron – dieser stets milde lächelnde, politisch teflonbeschichtete Sonnenkönig 2.0 – scheint ihn persönlich zu kennen. Vielleicht sogar per Du. Denn wie ließe sich sonst erklären, dass drei seiner lautstärksten Kritiker in einem Zeitraum von acht Wochen allesamt beschließen, der Welt Lebewohl zu sagen? Offiziell freiwillig. Offiziell tragisch. Offiziell kein Grund zur Aufregung. Und inoffiziell? Nun, das fragen nur noch die, die nicht am Journalistenbüffet sitzen.

Fall 1: Der Mann, der zu viel wusste – Olivier Marleix

Olivier Marleix, konservativer Abgeordneter, war kein Mann für lauwarme Formulierungen. Seine Reden hatten mehr Wucht als Macrons Handshakes, und das will etwas heißen. Wenige Tage vor seinem Tod erhob er im Parlament die Stimme gegen Korruption, Einwanderungspolitik und – besonders brisant – den Verkauf des französischen Turbinenherstellers Alstom an General Electric. Ein Geschäft, das, wenn man seinen Unterton richtig deutete, weniger nach freiem Markt roch als nach einer diskreten Wahlkampfkasse.
Fünf Tage später fand man ihn erhängt in seinem Haus. Keine heroische Endnote, kein Pathos. Nur ein „tragischer Suizid“. Der Zufall stand offenbar im Flur und lächelte höflich.

Fall 2: Der Chirurg, der zu viel andeutete – Dr. François Favre

François Favre, plastischer Chirurg, Spezialist für Schönheitskorrekturen, soll über brisante Details aus dem Innenleben von Macrons Ehe verfügt haben. Details, die vermutlich weniger mit Nasenflügeln und mehr mit politischem Facelifting zu tun hatten.
Er fiel aus dem 12. Stock. Selbstverständlich ohne Videoaufzeichnung. Ohne Abschiedsbrief. Ohne unabhängige Untersuchung. Aber dafür mit einer eilig bescheinigten Todesursache: Suizid. In Frankreich stürzt man sich offenbar gerne unprotokolliert aus Fenstern – es gehört wohl zur nationalen Kultur wie Baguette und Streik.

Fall 3: Der Geheimdienstler, der nicht mehr veröffentlichte – Eric Denécé

Eric Denécé, ehemaliger Offizier im Nachrichtendienst, leitete ein angesehenes Forschungszentrum für nachrichtendienstliche Studien. Ein Mann, der wusste, wie man Muster erkennt. Einer, der das Vokabular der Intrige in allen Dialekten beherrschte. Er war ein Kritiker Macrons – sachlich, analytisch, unbequem.
Geplant waren neue Veröffentlichungen. Geplant war, weiterzureden. Geplant war nicht: erhängt in der Wohnung zu enden. Familie und Kollegen sprechen von Unvorstellbarkeit. Der Zufall hingegen nickt gelassen und zieht die Schlinge noch einmal nach.

Die deutsche Presselandschaft: Wenn Schweigen zum Leitartikel wird

Man stelle sich vor: Drei prominente Regierungsgegner sterben in Polen oder Russland – alle angeblich durch Selbstmord, alle unter mysteriösen Umständen, alle innerhalb weniger Wochen. Das Feuilleton würde Schaum schlagen, die Investigativressorts würden Sonderschichten einlegen, und in den Talkshows würden Politologen mit sorgenvollem Blick und halbvollen Wassergläsern über „die dramatische Erosion der Rechtsstaatlichkeit“ sprechen.
Aber Frankreich? Frankreich ist schick, Frankreich ist EU-Kernland, Frankreich ist der Partner, mit dem man Panzerprojekte schmiedet und Klimakonferenzen abhält. Da wird geschwiegen. Nicht aus Zensur – aus Bequemlichkeit. Denn der Verdacht in die falsche Richtung riecht nach diplomatischem Ärger, und der stört den Weißweinfluss beim Sommerempfang.

Vielleicht, vielleicht auch nicht

Natürlich kann alles Zufall sein. So wie es ein Zufall ist, wenn drei Zeugen in einem Mafia-Prozess kurz vor ihrer Aussage aus dem Leben scheiden. So wie es ein Zufall ist, wenn das Dokument, das Ihre Unschuld beweisen könnte, „versehentlich“ im Schredder landet.
Doch selbst wenn es nur Zufall ist – welch bemerkenswerter Zufall! Ein Zufall mit Präzision, ein Zufall mit Terminkalender, ein Zufall, der offensichtlich Macron besser dient als jede PR-Agentur.
Vielleicht sollten wir aufhören, ihn Zufall zu nennen. Vielleicht ist er längst befördert worden: zum Minister für Stille Abgänge.

Epilog: Der Staat als Illusionist

Frankreich versteht es, mit Charme zu töten – metaphorisch, versteht sich. Keine Gulags, keine Geheimpolizei, die mit schmutzigen Stiefeln in die Wohnung trampelt. Nur das diskrete Nicken des Zufalls, das Knarren einer Türklinke und ein offizieller Bericht, der wie ein Seidenschal über den Tatsachen liegt.
Macron lächelt. Die Medien schweigen. Die Kritiker schweigen auch – endgültig. Und irgendwo in Paris hebt der Zufall sein Glas. Auf die nächste „tragische Verkettung von Umständen“.

Santé.

Vom „Anderl von Rinn“ zum „Mohammed von Gaza“

Die antisemitische Kindermordlegende im modernen Gewand

Es ist eine der sonderbaren Konstanten der Menschheitsgeschichte, dass Gerüchte länger leben als ihre Urheber – und oft sogar länger als deren Urenkel. Manche Lüge wird mit solcher Inbrunst erzählt, dass sie sich, Generation für Generation, wie ein besonders zäher Familienfluch vererbt. Der „Anderl von Rinn“, jener fiktive Tiroler Knabe, dessen angebliche Ermordung durch „die Juden“ im Jahr 1462 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kirchenfenstern, Andachtsbildern und Wallfahrten verewigt wurde, ist ein Paradebeispiel. Nicht weil sein Schicksal real gewesen wäre – es war so real wie Rotkäppchens Großmutter im Magen des Wolfs –, sondern weil er als Legende die perfekte Erzählstruktur für all jene bot, die sich an den einfachsten aller Weltformeln berauschen: Es gibt die Guten (wir), es gibt die Bösen (die anderen), und das Blut der Kinder ist der Prüfstein der Moral.

Natürlich ist diese Formel weder originell noch sonderlich clever. Aber sie ist anschlussfähig, und das ist in der politischen Mythologie der entscheidende Punkt. Man muss keine literarische Finesse besitzen, um sie zu erzählen – man braucht nur ein Opfer (am besten klein, unschuldig, mit unschlagbar guten Porträtmöglichkeiten in Holzschnitt oder Instagram-Story), einen Täter (klar markiert, kulturell kodiert, ohne Raum für Ambivalenz) und ein Publikum, das bereit ist, die Geschichte zu glauben, weil sie sich so wunderbar sauber anfühlt. Wahrheit ist hier Nebensache; was zählt, ist die dramatische Plausibilität im Dienste der Identität.

Von der Hostienfrevel-Gotik zur Hashtag-Ästhetik

Man könnte nun hoffen, die Moderne, aufgeklärt und mit Wikipedia bewaffnet, habe derlei Blödsinn endgültig erledigt. Doch das ist eine naive Annahme, fast schon rührend in ihrer Gutgläubigkeit. Die antisemitische Kindermordlegende hat lediglich ihr Kostüm gewechselt, den Bühnenboden getauscht und die Beleuchtung auf LED umgestellt. Aus dem „Anderl von Rinn“ mit seiner barocken Märtyrerikonographie ist der „Mohammed von Gaza“ geworden – ein idealisiertes, oft nicht einmal überprüfbares Kindergesicht, in Endlosschleife verbreitet, diesmal nicht als Votivtafel in einer Seitenkapelle, sondern als Bild in den sozialen Medien, flankiert von empörten Tweets und tränenfeuchten Facebook-Kommentaren.

Die Struktur ist dieselbe: Ein Kind wird angeblich von den Juden (heute im präziseren Vokabular „den Zionisten“ oder „der israelischen Armee“ – sprachliche Tarnmuster ändern sich eben) auf grausame Weise getötet. Der Kontext – etwa Raketen, die aus dicht besiedelten Wohngebieten abgefeuert werden, oder das perfide Kalkül militanter Gruppen, zivile Opfer als strategische Ressource zu nutzen – wird elegant weggeschnitten wie ein störender Schatten auf einem Instagram-Filter. Das Bild muss sauber bleiben: ein makelloses Opfer, ein klarer Täter, eine Welt, die so einfach ist, dass man sie in drei Emojis zusammenfassen kann.

Die ästhetische Effizienz der Empörung

Der „Mohammed von Gaza“ (der Name hier als Platzhalter für eine ganze Galerie solcher medialen Märtyrer) ist kein individuelles Schicksal mehr, sondern eine ikonische Figur, entworfen für maximale Reichweite. Die Botschaft lautet: Sie töten unsere Kinder. Das ist keine nüchterne Nachricht, sondern ein rhetorischer Nuklearschlag – jeder, der widerspricht, muss sich mit dem impliziten Vorwurf des Zynismus oder gar der Komplizenschaft abfinden. Die alte Legende vom Anderl funktionierte genauso: Wer die Erzählung infrage stellte, stellte sich moralisch gegen ein unschuldiges Kind. Wer Zweifel äußerte, galt als „Judenknecht“ oder „Glaubensverräter“. Heute ist man dann „zionistischer Propagandist“ oder „Teil der Lügenpresse“.

Was sich geändert hat, ist die Geschwindigkeit und Reichweite der Reproduktion. Im Mittelalter brauchte es Wochen, um eine solche Geschichte über Bergtäler hinweg zu verbreiten; heute reicht ein Hashtag und ein paar gut platzierte Bilder in Telegram-Kanälen, um binnen Stunden Millionen zu erreichen. Doch der eigentliche Fortschritt liegt nicht in der Technik, sondern in der ästhetischen Effizienz der Empörung: Die Legende ist schlanker geworden, befreit von theologischen Fußnoten und Heiligenkalendern, dafür optimiert für den emotionalen Schnellkonsum.

Warum wir solche Geschichten lieben (und fürchten sollten)

Die Persistenz solcher Narrative hat nichts mit Fakten zu tun – sie lebt von psychologischen Reflexen. Das Kind als ultimatives Opfer ist ein archetypisches Symbol, das selbst in den zynischsten Köpfen noch eine schmerzhafte Saite zum Schwingen bringt. Und wer es als Propagandawaffe einsetzt, kann sicher sein, dass sich moralische Komplexität in moralische Simplizität auflöst. Dabei ist das perfide Element, dass das echte Leid realer Kinder – ob in Rinn oder in Gaza – instrumentalisiert wird, um nicht Empathie zu fördern, sondern Hass zu verstetigen.

Und genau hier steckt die bittere Ironie: Wer den „Mohammed von Gaza“ verbreitet, um eine klare Front zu ziehen, ist geistiger Komplize jener Priester, die im 17. Jahrhundert den „Anderl von Rinn“ predigten. Man hat nur den Altar gegen eine Timeline getauscht, den Weihrauch gegen algorithmisch getriebene Empörung. Die Absicht ist dieselbe geblieben: Ein Feindbild schaffen, das nicht hinterfragt werden kann, weil es mit dem Blut der Unschuld geweiht wurde.

Epilog: Das Geschäft mit dem ewigen Kind

Vielleicht wäre es zu viel verlangt, die Menschheit möge diese uralte Versuchung endlich ablegen. Das Narrativ vom ermordeten Kind ist einfach zu verführerisch, zu mächtig, zu sofortig in seiner Wirkung. Aber wer heute beim Scrollen einem „Mohammed von Gaza“ begegnet, sollte sich bewusst sein, dass er in Wirklichkeit in einer jahrhundertealten Theateraufführung sitzt, deren Bühnenbilder zwar digital sind, deren Dialoge aber aus der Mottenkiste der Geschichte stammen. Die Requisiten mögen neu glänzen, die Moralpredigt ist uralt – und ihre Pointe ist stets dieselbe: Nicht das Kind wird gerettet, sondern der Hass.

Ein Land, in dem das Schwert nie stumpf wird

Es gibt Länder, in denen man die Todesstrafe in den Geschichtsbüchern findet, vergilbt und mit einem Warnhinweis versehen, so wie Asbestplatten oder Zigarettenwerbung aus den 60ern. Und dann gibt es Saudi-Arabien. Dort ist sie kein Relikt, sondern eine Betriebsanweisung. Die aktuelle Rekordmarke an vollstreckten Urteilen liest sich wie eine makabre Statistik aus einem Paralleluniversum, in dem der Fortschritt vor allem darin besteht, wie schnell und effizient man Menschen das Leben nehmen kann. Mord, Drogenhandel, Waffenschmuggel – das sind die offiziell akzeptierten Türöffner zum letzten Gang unter freiem Himmel. Die inoffiziellen? Nun, die Liste ist kreativer: ein Tweet, der die falsche Meinung enthält, ein Gedanke, der nicht ins Herrschaftsnarrativ passt, eine Demonstration, deren Teilnehmerzahl im besten Fall einstellig bleibt, weil man im schlimmsten Fall anschließend einstellig unter der Erde liegt.

Geständnisse werden dabei gern wie in einem besonders makabren Kochrezept gewonnen: ein paar Stunden Schlafentzug, eine Prise Isolation, eine großzügige Portion Folter – und schon serviert der Angeklagte das gewünschte Schuldeingeständnis, garniert mit gebrochenen Knochen. Der Rechtsweg ist kurz, weil er nicht gepflastert, sondern planiert ist: keine Anwälte in der Untersuchungshaft, keine Besuche von Angehörigen, dafür jede Menge juristischer Nebel, der sich hervorragend dazu eignet, Willkür als Rechtsfindung zu tarnen.

Die politische Beilage: Meinungsäußerung à la carte

Wer glaubt, es ginge hier nur um schwere Verbrechen, irrt. Politische Anklagen sind das stille Rückgrat der saudischen Justizmaschine. Hochverrat? Aufwiegelung der öffentlichen Meinung? Teilnahme an einer Demonstration? In anderen Ländern sind das Schlagzeilen in der Lokalzeitung – in Saudi-Arabien sind es die letzten Einträge im Lebenslauf. Ein flapsiger Kommentar in den sozialen Medien kann zu einer unfreiwilligen Begegnung mit dem Henker führen, der im Gegensatz zum Algorithmus kein Problem mit Ironie hat, sondern sie schlicht nicht versteht.

Es ist diese Mischung aus mittelalterlicher Härte und digitaler Überwachung, die das Ganze so zeitgenössisch wirken lässt. Die Guillotine 2.0, jetzt mit WLAN.

Die Kunst des Wegschauens: Deutsche Wirtschaftsethik

Und während drinnen die Klingen fallen, poliert draußen jemand die Mercedes-Sterne. Denn trotz aller Schreckensmeldungen ist Saudi-Arabien kein Paria, sondern ein gern gesehener Geschäftspartner. Deutsche Unternehmen lieben ihre saudischen Kunden – die kaufen schließlich nicht nur Autos, sondern auch Maschinen, Chemieprodukte, feinmechanische Präzisionswunderwerke. Der Export läuft wie geschmiert, und das Öl für diese Mechanik fließt nicht aus der Erde, sondern aus den prall gefüllten Staatskassen in Riad.

Das Ganze wird offiziell unter dem freundlichen Etikett „Wirtschaftskooperation“ geführt. Das German Saudi Arabian Liaison Office (GESALO) sorgt dafür, dass man in Riad weiß, wie man „Made in Germany“ buchstabiert, und die Gemischte Wirtschaftskommission (GWK) ist eine Art höflicher Stammtisch, bei dem man sich auf Augenhöhe zuprostet – allerdings ohne die lästigen Nebensätze zu Menschenrechten. Denn Menschenrechtsdebatten sind in diesem Kontext wie Sand im Getriebe: unangenehm, störend, und vor allem schlecht fürs Geschäft.

Moral – bitte nur im Konjunktiv

Natürlich gibt es in Deutschland noch Stimmen, die anmahnen, man solle Menschenrechtsverletzungen zumindest ansprechen. Julia Duchrow, zum Beispiel, erinnert die Bundesregierung daran, dass die Todesstrafe geächtet gehört. Aber „ansprechen“ ist so ein herrlich elastisches Wort – es kann bedeuten, dass man es energisch in einer Pressekonferenz sagt, oder dass man es beiläufig zwischen Dessert und Espresso erwähnt, wenn man in Riad gerade über neue Handelsabkommen plaudert. Der Unterschied ist in der Außenwirkung minimal, in der Innenwirkung praktisch unsichtbar.

Das Ganze erinnert an einen gut erzogenen Gast, der beim Abendessen feststellt, dass das Fleisch leicht angebrannt ist – und statt es auszusprechen, höflich lächelt, damit der Gastgeber sich nicht schämt. Nur dass es hier nicht um Fleisch geht, sondern um Menschenleben. Aber das ist ja nur eine Nuance.


Fazit: Eine perfekte Symbiose aus Öl, Stahl und Schweigen

So leben wir also in einer Welt, in der Maschinen aus Deutschland in Saudi-Arabien glänzen, während dort die Guillotine niemals Rost ansetzt. Eine Welt, in der die politische Moral gerne an der Passkontrolle hängenbleibt, wenn im Handgepäck profitable Verträge liegen. Und eine Welt, in der man den Wert eines Menschenlebens offenbar daran misst, ob es in Euro, Dollar oder Barrel Öl umgerechnet werden kann.

Die Saudis liefern Öl, wir liefern Technik. Sie liefern Hinrichtungen, wir liefern Schweigen. Eine Win-Win-Situation, wie sie in keinem Wirtschaftslehrbuch schöner beschrieben werden könnte. Nur dass das „Win“ hier so selektiv verteilt ist, dass es manchen Menschen schlicht den Kopf kostet.

Staatsräson à la carte – jetzt auch halal

Ein Kanzler im falschen Theater

Man muss sich das Bild auf der inneren Bühne ausmalen: Friedrich Merz, frisch in den Sessel des Kanzlers gesunken, die Hände gefaltet wie einer, der im Schachspiel des Lebens glaubt, gerade einen strategischen Zug gemacht zu haben. Er hat die „Waffen-Wende“ verkündet, diese kleine Verschiebung in der politischen Tektonik, die angeblich von Pragmatismus getragen ist, in Wahrheit aber wie ein Kompass wirkt, dessen Nadel nervös zwischen Opportunismus und Selbstbetrug zittert. Und dann, wie auf Stichwort, tritt von der Seitenbühne eine Gestalt in dunklem Anzug auf – der iranische Botschafter, Vertreter eines Regimes, das seine Bürger nicht regiert, sondern veredelt zu Material für Galgen, Zellen und Massengräber. Er lächelt. Er lobt. Er nennt die Entscheidung „sehr spät – ja, viel zu spät“ und schmeichelt, als sei er ein Connaisseur moralischer Reinheit. Merz lächelt zurück, vielleicht höflich, vielleicht erleichtert, vielleicht zu beschäftigt damit, den diplomatischen Handschlag nicht wie eine kalte, klebrige Umarmung zu empfinden. Das Publikum in diesem Theaterstück klatscht nicht – es atmet nur schwer.

Staatsräson als Ramschware

Es war einmal ein Versprechen, das man in Marmor meißelte: Die Sicherheit Israels sei Teil deutscher Staatsräson. Das war kein politischer Slogan, sondern ein Gelübde, das aus der Asche von Auschwitz aufstieg, schwer wie Blei und klar wie Glas. Nun aber liegt dieses Versprechen wie ein beschädigter Gebrauchsgegenstand auf dem Markt der politischen Tagesgeschäfte, wo alles seinen Preis hat und nichts seinen Wert behält. Herr Merz, dieser spätberufene Kanzler mit dem Habitus eines Bilanzprüfers, scheint zu glauben, man könne Staatsräson auf Raten verkaufen, ohne dass jemand den Riss in der Fassade bemerkt. Doch in dem Moment, in dem die Mullahs nicken, ist der Riss keine feine Linie mehr – er ist ein klaffender Spalt, durch den man direkt in die moralische Leere dahinter blickt. Man könnte fast meinen, er habe die Rolle eines Auktionators übernommen, der zwischen Galgenholz und Panzerstahl verhandelt, während er sich selbst als Moderator einer edlen Wertegemeinschaft inszeniert.

Die Mörder als wohlwollende Zeugen

Der Iran hat im Laufe der letzten Jahrzehnte ein Handwerk perfektioniert: die systematische Vernichtung von Dissidenten, Frauen, Minderheiten – jeden, der wagt, die eigene Würde über die staatliche Willkür zu stellen. 343 Menschen hingerichtet in nur vier Monaten – ein Tempo, bei dem selbst die Statistiker ins Schwitzen kommen, nicht vor Anstrengung, sondern vor Abscheu. Jeder Strick, der geknüpft wird, ist eine stille Gesetzesänderung, jede Exekution ein Paragraf in der Verfassung der Angst. Dass ausgerechnet aus diesem Schlachthaus der Geschichte der Satz „Endlich richtig gehandelt, Deutschland“ kommt, ist kein grotesker Zufall, sondern ein makabrer Treppenwitz der Diplomatie. Man stelle sich vor, ein Brandstifter lobt die Feuerwehr, weil sie beim Löschen des Nachbarhauses wenigstens nicht die Flammen im eigenen Schuppen stört – und der Feuerwehrchef bedankt sich artig.

Das Echo der Folterkammern

Wenn der Applaus der Falschen so laut ist, dass er in den Kanzlerfluren widerhallt, dann wird jedes Wort von „Moral“ oder „Verantwortung“ zu einer Hohlformel. Der Klang, der aus Teheran kommt, ist kein höfliches Klatschen – er ist das Echo von geschlossenen Zellentüren, von Schritten auf dem Weg zum Galgen, von der gedämpften Stille, die entsteht, wenn der letzte Atemzug im Seil versiegt. Wer diesen Klang nicht erkennt, hört vielleicht wirklich nichts mehr – oder will nichts mehr hören. Merz, der immer so gerne vom klaren Blick spricht, steht nun mit diesem Echo im Ohr vor der eigenen politischen Bilanz. Es kratzt, es beißt, es hinterlässt einen Schatten auf jedem Satz, den er von nun an über Menschenrechte sagen wird. Denn einmal Applaus aus der Henkersloge – und die eigene Stimme klingt für immer anders.

Wo die politische Korrektheit bis heute versagt

Martin Luther: Reformator, Antisemit und Verräter der Bauern – Ein düsteres Erbe

Martin Luther gilt als einer der zentralen Gestalten der europäischen Geschichte. Seine Kritik an der katholischen Kirche und sein Aufruf zur Reformation veränderten die religiöse Landschaft tiefgreifend. Doch jenseits seiner Rolle als Reformator steht Luther auch für einen fanatischen Antisemitismus und eine erbarmungslose Haltung gegenüber den bäuerlichen Aufständen. Diese dunklen Seiten zeigen, wie eng religiöser Eifer mit menschenverachtenden Vorurteilen und gesellschaftlicher Brutalität verbunden sein können.

Verrat an den Bauern: Von Hoffnung zu blutiger Verachtung

Die Bauernkriege (1524–1526) waren eine massive soziale Erhebung von Millionen Landwirten gegen jahrhundertealte Unterdrückung. Sie verbanden ihre Forderungen nach Freiheit und sozialer Gerechtigkeit mit den reformatorischen Ideen Luthers, der mit seiner Kritik an der Kirche Hoffnung auf umfassende Erneuerung weckte. Doch statt Solidarität zu zeigen, wandte sich Luther radikal gegen die Bauern.

Im Mai 1525 veröffentlichte er das Pamphlet „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“, in dem er die Aufständischen als „mörderische und räuberische Rotten“ verunglimpfte und die Fürsten aufforderte, die Bauern mit aller Härte niederzuschlagen. Schon die Überschrift offenbart sein Feindbild – Bauern nicht als Menschen mit legitimen Anliegen, sondern als Teufel, die ausgerottet werden müssten.

Er schreibt:

Es ist eine hohe und heilige Sache, dass man solche Rotten mit Feuer und Schwert vertilge.“

Und weiter:

Wer an dieser Plage kein Ende macht, der macht sich schuldig am Blut der Nächsten, und wird vor Gott kein Heil finden.“

Luthers Sprachwahl ist gnadenlos entmenschlichend:

Nehmet also eure Schwerter und Spieße, und schlaget solche unreinen Schweine tot, wie man Schweine tot schlägt, die in den Dreck gefallen sind.“

Er vergleicht die Bauern mit „tollen Hunden“ und „wilden Tieren“:

Es ist besser, dass tausend Unschuldige sterben, als dass eine einzelne Unruhe sich fortpflanze.“

Sein Aufruf ist ein freies Mandat zur Gewalt – ohne Rücksicht auf Menschlichkeit oder Gerechtigkeit. Für Luther gilt die soziale Ordnung als gottgegeben, und jeder Widerstand ist ein Angriff auf Gottes Willen.

Dieses brutale Eintreten für die herrschende Klasse rechtfertigte das Massaker an über 100.000 Bauern, die in Folge der Niederschlagung brutal hingerichtet, gefoltert und verstümmelt wurden. Luther machte sich zum geistigen Handlanger einer sozialen Konterrevolution, die seine eigenen reformatorischen Ideale entstellte und pervertierte.

Der fanatische Antisemit: Luthers Hetze als Fundament des modernen Judenhasses

Noch erschütternder ist Luthers radikaler Antisemitismus, der in seinem Pamphlet „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543) einen seiner abscheulichsten Ausprägungen findet. In diesem Werk hetzt Luther offen und unverhohlen gegen jüdische Menschen, ruft zu ihrer Vernichtung und Ausgrenzung auf.

Er fordert unter anderem:

Man soll auch ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, auch ihre Häuser zerstören, ja man soll sie zusammenbringen und mit Geißeln züchtigen und zwingen, arbeiten zu gehen und ihr Geld selbst zu verdienen.“

Weiter schreibt er:

Wenn sie uns nicht hören wollen, so sollen sie wie ein toller Hund gejagt und umgebracht werden.“

Seine Forderungen sind konsequent und brutal:

Wir wollen, dass man ihre Wohnungen verbrennt und zerstöre, ihr Bethaus abbricht, ihre Rabbinen das Predigen und Lehren verbiete auf ewig, ihnen den Reiseweg abschneide und ihre Geldgeschäfte untersage...“

Luthers Sprache entmenschlicht die jüdischen Menschen in einer Weise, die keine andere Motivation zulässt als Vernichtung und Ausgrenzung. Er bezeichnet sie als „teuflische Brut“ und „Lügenjuden“, die eine Gefahr für die „christliche Reinheit“ seien.

Sie sind ein verstocktes, stolzes, höhnisches Volk und Teufel auf Erden.“

Die Schärfe seiner Worte zeigt, wie tief sein Hass verwurzelt war. Luthers antisemitische Schriften trugen maßgeblich dazu bei, den Boden für spätere Judenpogrome in Europa zu bereiten. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden sie von antisemitischen Bewegungen, insbesondere den Nationalsozialisten, als Legitimation und Rechtfertigung für systematischen Judenhass herangezogen.

Sein Antisemitismus war kein marginaler Ausrutscher, sondern ein integraler Bestandteil seiner Theologie, ideologisch aufgeladen und mit einer vermeintlich göttlichen Legitimation versehen.

Ein Mensch der Widersprüche: Vom Glaubenshelden zum moralischen Versager

Luthers Leben ist geprägt von tiefen Widersprüchen. Einerseits der mutige Reformator, der die katholische Kirche herausforderte, andererseits der erbarmungslose Feind der gesellschaftlichen Veränderung und der fanatische Hetzer gegen Juden.

Seine Theologie diente nicht der Befreiung der Schwachen, sondern der Festigung bestehender Machtstrukturen. Statt sozialer Solidarität propagierte er blindes Gehorsam gegenüber der Obrigkeit – auch wenn diese die einfachen Menschen mit Gewalt unterdrückte. Seine Reformen waren weniger Ausdruck humanistischer Werte als Mittel zur Kontrolle und Machtsicherung.

Luther war kein Verteidiger der Armen und Entrechteten, sondern ein ideologischer Brandstifter, der die autoritäre Ordnung stützte und auf Kosten der Schwächsten verteidigte. Seine politische Rücksichtslosigkeit wird in der Vernichtung der Bauernbewegung ebenso deutlich wie in seiner Hetze gegen die Juden.

Wie konnte ein Mann, der sich selbst als von Gott gesandt sah, solche Grausamkeiten rechtfertigen? Die Antwort liegt in seinem kompromisslosen Weltbild, das religiöse Überzeugung mit politischen Interessen vermischte und die Menschlichkeit hinter Machtansprüchen zurückdrängte.

Fazit: Ein kritischer Blick auf Luthers Vermächtnis

Martin Luther ist weit mehr als nur der Vater der Reformation. Er steht exemplarisch für die Gefahren, die entstehen, wenn religiöser Eifer mit Macht und Hass verknüpft wird. Sein antisemitischer Fanatismus und sein brutaler Verrat an den Bauern stellen unverzeihliche Schatten auf sein Werk.

Die Brutalität, mit der er soziale Aufstände verurteilte, und der fanatische Judenhass in seinen Schriften zeigen, wie sehr religiöse Ideologie missbraucht werden kann, um Unterdrückung und Gewalt zu legitimieren. Luthers Erbe muss kritisch und vollständig betrachtet werden – mit seinen Errungenschaften, aber auch mit seinen verheerenden Verirrungen.

Nur so können wir aus der Geschichte lernen und verhindern, dass Glaube und Macht erneut zur Quelle von Hass und Unterdrückung werden.

Vertrauen, Verrat und Projektion: Deutschlands schwieriger Umgang mit Freunden

Zwischen dem Griff nach der Macht und dem Griff nach dem Nächsten

Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal die kluge Hannah Arendt: „Das Problem war ja nicht, was unsere Feinde taten, das Problem war, was unsere Freunde taten.“ Ein Satz, der in seiner simplen Klarheit mehr Seelenzustände und politische Desaster in sich trägt, als manch monumentales Geschichtswerk an mehrbändigen Abhandlungen. Wer aber sind denn nun diese Freunde, die – wie Arendt es so nüchtern konstatiert – letztlich mehr Schaden anrichten, als es die vermeintlichen Feinde je vermocht hätten? Und wer sind die Feinde? Diese einfache Unterscheidung ist spätestens seit den Zeiten, in denen Deutschland im Schachbrett der Weltpolitik als Bauer aufgestellt wird, höchst volatil. Die Freund-Feind-Schemata, in denen man so gern verortet wird, sind weniger stabile Kategorien, sondern wandelbare Positionen, die sich wie schlechte Pantomimen gegenseitig an den Händen ziehen – mal gemeinsam lachend, mal in erbitterter Feindschaft.

Man kann nur hoffen, dass Deutschland in der Not einmal bessere Freunde haben wird, als es selbst einer ist. Diese Hoffnung ist nicht nur Ausdruck einer politischen Sehnsucht, sondern vor allem das Eingeständnis eines tiefen Dilemmas: Deutschlands eigene Freundschaften waren historisch betrachtet meist ein Spiegelbild seiner eigenen Ambivalenzen. Freunde, die sich als opportunistische Partner entpuppten, Freunde, die mehr mit dem Rücken zur Wand als mit offenem Herzen handelten, Freunde, die die eigenen Interessen eher verhüllten als vertraten.

Die Freundschaft als Projektion – oder: Wie Deutschland sich selbst im anderen sucht

Freundschaft im internationalen Kontext ist kein romantisches Ideal, sondern ein taktisches Arrangement – das ist keine neue Erkenntnis, sondern eine Binsenweisheit, die dennoch immer wieder mit verklärtem Pathos übermalt wird. Deutschland, in seiner postnazistischen Selbstfindung, hat sich lange bemüht, ein guter Freund zu sein. Die Devise: Verlässlichkeit, Leistungsfähigkeit, Zurückhaltung im Streitfall. Doch war dies wirklich Freundschaft oder nur das nüchterne Angebot eines schnöden Geschäfts, bei dem man möglichst wenig Risiko eingeht? Und wenn der Freund dann im entscheidenden Moment keine Hand reicht, ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Der Clou ist, dass Deutschland selbst im Spiegel seiner Freunde zu sehen ist. Ein Freund, der zum Verräter wird, ein Partner, der im entscheidenden Moment abspringt – all das spiegelt oft die eigenen Unzulänglichkeiten. Deutschlands Freunde waren oft genug Freunde nur in der Theorie, ein Status, der mehr von Wunschdenken als von Realität bestimmt wurde. Im Grunde ist diese Geschichte eine Geschichte der Projektionen: Wir wünschen uns Freunde, die unsere Werte teilen, aber messen sie an unserem eigenen Verhalten und unserer Bereitschaft zum kompromisslosen Bündnis.

Vom Freund zum Feind: Wenn Vertrauen zur Währung wird und Freundschaft zum Poker

Die ironische Tragödie besteht darin, dass Freundschaft im globalen Spiel oft nur ein Poker ist, bei dem die Karten schamlos getauscht und manchmal sogar markiert werden. Die Freunde von heute sind die Feinde von morgen, und die Feinde können sich plötzlich als Freunde entpuppen – je nachdem, wie das Spiel verläuft. Deutschland hat sich in der Rolle des geduldigen Partners gefallen, der selbst dann noch den moralischen Zeigefinger hebt, wenn man ihn längst nicht mehr sehen will.

Doch wie soll man Freundschaft erwarten, wenn man selbst als notorischer Verweigerer von Verpflichtungen auftritt? Wie kann Deutschland bessere Freunde haben, wenn es selbst so oft als schwieriger, berechnender, ambivalenter Freund auftritt? Die Hoffnung auf bessere Freunde ist vielleicht die naivste aller Hoffnungen – oder eben die letzte, die man nicht aufgeben darf.

Die Dialektik der Freundschaft: Ein Blick in den Spiegel

Was also lernen wir aus dem zynisch-polemischen Blick auf das, was Freunde tun? Dass Freundschaft immer auch eine Frage des eigenen Spiegelbilds ist. Wenn der Freund enttäuscht, dann zeigt das nicht nur dessen Schwäche, sondern auch unsere eigene. Vielleicht ist Deutschlands größtes Problem nicht der Verrat von außen, sondern die eigene Unfähigkeit, konsequent Freund zu sein. Denn Freundschaft ist kein automatisches Gefäß, das man füllt und aus dem man nur schöpft – sie ist eine ständige Aushandlung, eine Gratwanderung zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Und so bleibt, am Ende dieses Essays, die paradoxe Hoffnung: Deutschland möge eines Tages nicht nur bessere Freunde haben, sondern selbst ein besserer Freund sein. Denn nur wer selbst bereit ist, Freundschaft zu leben, verdient sie auch. Bis dahin aber wird die Erkenntnis von Hannah Arendt uns wie ein scharfer Wind um die Nase wehen: Das Problem war ja nicht, was unsere Feinde taten, das Problem war, was unsere Freunde taten. Ein Satz, der bitter schmeckt, aber vielleicht auch wachrüttelt.

Punkt für Punkt zum Glück

Willkommen in der strahlenden Zukunft

Ah, Deutschland im Jahr 2030 – das Land der Dichter, Denker und natürlich: der digitalen Punktejäger! Haben Sie schon gehört? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im August 2020 die Studie „Zukunft von Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“ veröffentlicht. Klingt spannend, oder? Nein? Keine Sorge, die wahren Stars des 21. Jahrhunderts sind längst nicht mehr die Dichter oder Denker, sondern die Punktesammler. Und hier liegt die Krux: Die Zukunft, liebe Leserinnen und Leser, ist digital, partizipativ und natürlich freiwillig – so sagt man es jedenfalls, wenn man in Berlin den neuesten Entwurf des digitalen Bonussystems vorstellt.

Denn nichts schreit so sehr nach Freiheit wie ein freiwilliges Punktesystem, das jeden unserer Schritte misst, bewertet und anschließend liebevoll in bonifizierte oder mit Abzügen versehene Alltagshandlungen umwandelt. Ein digitales Nervensystem, das uns wie durch liebevolle, unsichtbare Fäden lenkt, wobei jeder Klick, jede Mülltrennung und jede Abgasreduktion in glänzenden Punkten belohnt wird. Wie modern! Wie demokratisch! Und vor allem: wie unverzichtbar. Man könnte fast sagen, es ist das neue Alphabet der Bürgerpflichten.

Vom Digital Service Act zum digitalen Strafzettel

Doch bevor wir zu euphorisch werden: Das digitale Punktesystem steht nicht allein. Es ist eingebettet in einen cleveren, europäischen Rahmen, der bereits jetzt mit dem Digital Service Act (DSA) eine neue Ära der Kontrolle einläutet. Dieser Akt, so heißt es offiziell, soll „einen sicheren und transparenten digitalen Raum“ schaffen – also nichts anderes als die Bühne bereiten für die ganz großen digitalen Überwachungsschlösser.

Der DSA ist mehr als nur ein bürokratischer Akt – er ist der erste Schritt, um die Bürger*innen im Netz nicht nur zu beobachten, sondern auch zu steuern. Inhalte, Verhalten, Daten – alles wird gezählt und in Form von Punkten bewertet. Nicht von ungefähr heißt es in den offiziellen Umsetzungsplänen: „Ein sicheres, digitales Ökosystem erfordert klare Anreize für positives Verhalten und konsequente Sanktionen für negative Aktionen.“

Ob das bedeutet, dass künftig nicht nur die Mülltrennung, sondern auch das Online-Verhalten (Fake News? Minuspunkt!) in die Punktwertung einfließt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Wer im Netz zündet, wird virtuell ausgezündet.

Bargeldgrenzen und der Abschied vom letzten Refugium der Freiheit

Aber es wird noch subtiler: Begleitend zur Digitalisierung der Verhaltenskontrolle sinken die Bargeldgrenzen immer weiter. War es früher eine Frechheit, Beträge über 10.000 Euro bar zu begleichen, so wird bald jeder größere Bargeldverkehr unter die Lupe genommen. Nicht zur Verfolgung von Kriminalität, sondern zur „Effizienzsteigerung der Bonusvergabe“, versteht sich.

Der Abschied vom Bargeld ist nicht weniger als die Ablösung des letzten privaten Freiraums. Bargeldlos zu zahlen bedeutet, sich im gläsernen Netz zu bewegen, wo jeder Euro mit einem digitalen Fußabdruck versehen wird. Und hier kommt der digitale Euro ins Spiel, die Währung der Zukunft – dezentral kontrolliert und zentral gesteuert.

Der digitale Euro: Punkte sammeln mit Geld, das selbst Punkte vergibt

Der digitale Euro ist mehr als nur eine neue Zahlungsart; er ist das Bindeglied zwischen digitaler Identität, Verhalten und wirtschaftlicher Teilhabe. So offenbart ein Konzeptpapier der Europäischen Zentralbank (EZB) eine faszinierende Vision: „Der digitale Euro soll es ermöglichen, gezielte Anreize über monetäre Transfers zu setzen, die Verhaltensänderungen fördern und nachhaltiges Wirtschaften belohnen.“

Klingt nach einer schönen Zukunft: Wer Fahrrad fährt, bekommt 0,5% Cashback, wer mit dem SUV durch die Stadt brettert, kassiert Minuspunkte auf seinem digitalen Konto – und wenn man dann noch mit niedriger Punktzahl einkaufen will, wird’s eng. Denn: „Geld ist Macht“ erhält hier eine ganz neue Dimension.

Das Bonussystem: Freiheit mit Fußfessel

„Freiwilligkeit“ – so schön das Wort klingt, so märchenhaft ist es in der Praxis. Man kann sich kaum der Versuchung entziehen, daran zu zweifeln, ob es wirklich einen freiwilligen Verzicht geben kann, wenn sich die gesamte Gesellschaft in einem ständigen Wettkampf um Punkte, Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe befindet. Schon heute werden wir von sozialen Netzwerken und der Kultur des Vergleichens erdrückt, morgen heißt der Wettstreit um „Likes“ und „Shares“ schlicht „Punkte fürs Klima“, „Punkte fürs Ehrenamt“ oder „Punkte für den Verzicht aufs Auto“. Ein digitales Dorfplatzgericht, das denjenigen bestraft, der den Blick vom Punktekonto abwendet.

Diejenigen, die nicht mitspielen wollen, sind die neuen Nichtwähler: unsichtbar, aber nicht minder verloren. Sie sehen zu, wie die Punktegesellschaft sich formiert, lachen heimlich über die „Augenwischerei“ von Freiheit und Freiwilligkeit – und müssen dennoch die Folgen der Entscheidungen akzeptieren. Die Demokratie 2.0 ist also eigentlich nur Demokratie mit Fußfesseln.

Klima, Fachkräftemangel und der allumfassende Griff nach Punkten

Ach, der Klima­wandel! Er ist der große Motor des Punktesystems, der heilige Zorn, der das Land in Bewegung setzt. Wer hätte gedacht, dass die Rettung des Planeten und die Ordnung des Arbeitsmarkts Hand in Hand gehen würden – über Punkte, versteht sich! Mit der transparenten Bewertung des ökologischen Fußabdrucks wird das Verursacherprinzip plötzlich ganz einfach: Wer viel verpestet, wird bestraft, wer punktet, wird belohnt. So wird Nachhaltigkeit zur Währung der Zukunft, während die Fachkräftelücke durch die clevere Erfassung von Qualifizierungspotenzialen ausgeglichen wird. Der Arbeitsmarkt wird zur Punktbörse, die räumliche Mobilität zum Spielball.

Man darf nur nicht zu genau hinschauen, wieviel Kontrolle und wieviel Überwachung in diesen wunderbaren Mechanismen steckt. Wie praktisch, dass der wirtschaftliche Aufschwung gerade so rosig ist, um diese technokratische Lösung zu finanzieren – sonst wäre es womöglich schwierig geworden, die Bürger von den Vorzügen eines digitalen Punktesystems zu überzeugen.

Die Demokratie in Zeiten des digitalen Nervensystems

Die Einführung war ein Fest der Kontroversen. Nicht etwa, weil es grundsätzliche ethische Bedenken gab, nein, sondern weil man sich darüber stritt, wie der Staat seine Rolle ausfüllt und wie die Daten monetarisiert werden sollen. In guter alter deutscher Manier wurde die Lösung im partizipativen Ringen gefunden: ein Punktesystem, dessen Regeln nicht von oben herab diktiert, sondern im Dialog erarbeitet werden. So viel Demokratie im Algorithmus!

Trotzdem, und das ist das wirklich Interessante, wird das System zur gesellschaftlichen Norm. Die Punkte werden zum Maßstab – nicht nur für Verhalten, sondern für Wertvorstellungen. Die Homogenisierung ist die dunkle Kehrseite dieser neuen Ordnung. Die „Dauerabgehängten“ bleiben zurück, ihre Punktekonten leer, ihre Chancen gering. Eine digitale Kluft, die neue Konflikte schafft, die aber ebenfalls über die Plattform der digitalen Demokratie ausgetragen werden – mit Abstimmungen, digitalen Petitionen und endlosen juristischen Prozessen.


Das Ende der Werte? Oder das Versprechen einer neuen Ordnung?

Der Übergang zur Steuerung durch Punkte bedeutet auch das Ende der klaren Trennung zwischen politischem Ziel und persönlicher Moral. Werte sind keine innere Überzeugung mehr, sondern algorithmisch messbare Attribute. Die Transparenz dieses digitalen Nervensystems verringert die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit – doch zu welchem Preis?

Wir beobachten eine seltsame Spaltung: Auf der einen Seite die begeisterten Punktesammler, die mit leuchtenden Augen in ihre digitalen Konten schauen; auf der anderen Seite eine kleine, aber laute Minderheit, die das System als Kontrollinstrument, als Feind der Freiheit begreift und gegen das unsichtbare Netz der Punkte aufbegehrt.


Epilog: Die Zukunft wartet – und wir dürfen noch warten

Die Pläne sind da, wir müssen nur noch warten. Warten auf die Punkte, auf die Zukunft, auf das Versprechen einer besseren, gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft. Doch Vorsicht, liebe Leserinnen und Leser: Zwischen den Zeilen dieses glänzenden Zukunftsentwurfs lauert die bittere Ironie einer Freiheit, die freiwillig scheint, aber systematisch alle zu Teilnehmern macht.

Denn am Ende wird aus der Demokratie der Punktediktatur eine Gesellschaft, die sich in Zahlen misst, in Werten aus Punkten denkt und in Konflikten der digitalen Teilhabe lebt. Und wenn dann eines Tages jemand sagt: „Wir haben es so gewollt“, dann sollte man sich fragen, ob das „wir“ nicht längst nur noch eine kleine Mehrheit in einem digitalen Punktespiel war.

Punkte, Punkte, Punkte – die neue Währung der Freiheit. Die Pläne sind da, wir müssen nur noch warten!

Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur „Zukunft von Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“

Sie wussten es vor uns:

Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit; wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.“ – George Orwell, 1984


Ein Volk, das bereit ist, seine Freiheit gegen ein bisschen Bequemlichkeit einzutauschen, verdient weder Freiheit noch Bequemlichkeit.“ – Aldous Huxley, sinngemäß aus Schöne neue Welt


Sie lebten glücklich und sorglos bis ans Ende ihrer Tage, und niemand hatte je eine Flamme der Rebellion entfacht.“ – Ray Bradbury, Fahrenheit 451

Verarschen können wir uns selber

Die Anklage gegen Friedrich Merz

Angeklagt: Friedrich Merz, CDU, Kanzlerdarsteller, Selbstdarsteller in Sachen Staatsräson.
Tatvorwurf: Politischer Wortbruch, Verrat an Israel, Missbrauch historischer Verantwortung zu Wahlkampfzwecken.
Tatzeit: Januar bis August 2025.
Tatmittel: Mikrofon, Presse, kalte Berechnung.

Der feierliche Schwur – und seine Verpuffung

Am 23. Januar 2025 steht Friedrich Merz vor der Nation und der Welt. Er spricht von Staatsräson, nicht als Option, sondern als unantastbare Verpflichtung. Er verspricht, dass unter seiner Führung alles, was Israel zu seiner Selbstverteidigung braucht, geliefert wird. Er schwört, Taten sprechen zu lassen, nicht bloße Worte.

Das war kein Nebensatz. Das war der Kern seiner außenpolitischen Selbstdefinition. Es war ein Wort an Israel – und an die Welt –, dass Deutschland unter ihm ein verlässlicher Partner sei.

Doch dieser Schwur hatte ein Haltbarkeitsdatum von gerade einmal sieben Monaten. Am 8. August 2025 kippt Merz um. Statt Waffenlieferungen: Boykott. Statt Rückhalt: Distanz. Statt unerschütterlicher Solidarität: Berechnung, Ausrede, Abkehr.

Die Dimension des Verrats

Dies ist kein taktischer Rückzieher. Dies ist ein politischer Wortbruch mit strategischem Kollateralschaden. Wer einem Partner in einer existenziellen Bedrohungslage öffentlich Waffenhilfe zusichert und diese dann verweigert, begeht Verrat – Verrat an einem Staat, der seit seiner Gründung um sein Überleben kämpft, Verrat an der eigenen Zusage, Verrat an der moralischen Grundsatzlinie, die Deutschland nach 1945 gezogen hat.

Merz hat nicht nur sein eigenes Wort gebrochen. Er hat die Glaubwürdigkeit Deutschlands in der einzigen Frage beschädigt, in der es moralisch keine Relativierung geben darf: dem Schutz Israels.

Missbrauch der Staatsräson

Staatsräson ist kein PR-Accessoire, das man in Wahlkampfzeiten aufsetzt und später wieder abnimmt. Sie ist die schwerste Hypothek deutscher Außenpolitik, erwachsen aus einer historischen Schuld, die nicht verjährt.

Merz hat diesen Begriff zweckentfremdet – als Verstärker seiner eigenen Kandidatur, als moralische Schminke für sein politisches Profil. Er hat Staatsräson deklariert, um sie im entscheidenden Moment zu verraten.

Damit hat er den Begriff selbst beschädigt, ihn entwertet, ihn in den Rang einer hohlen Parole herabgestuft.

Der Schaden ist bleibend

Israel weiß nun: Auf Friedrich Merz ist kein Verlass. Diese Erkenntnis wird nicht verschwinden, auch wenn er morgen wieder das Gegenteil behauptet. Der Schaden ist international sichtbar. Washington sieht ihn. Jerusalem sieht ihn. Und jeder künftige Partner wird wissen: Deutsche Zusagen gelten nur, solange sie wetterfest sind.

Dies ist der eigentliche Skandal: Nicht nur Merz hat sich diskreditiert – er hat die Verlässlichkeit Deutschlands untergraben.

Das Urteil der Geschichte

In den Archiven wird diese Episode eines Tages nicht als kleiner Schachzug vermerkt, sondern als Beispiel für das, was man einen fundamentalen Wortbruch nennt. Als Beleg dafür, dass Prinzipien in Deutschland auch, ausgerechnet exat 80 Jahre nach dem Holocaust noch gegen Opportunismus eingetauscht werden können.

Und wenn in einer Krise wieder gefragt wird, ob man sich auf Deutschland verlassen kann, dann wird dieser Fall als Antwort genügen.

Willkommen im Zeitalter des kollektiven Bauchgefühls

Es ist ein sonderbares Schauspiel, dem wir beiwohnen dürfen: Das 21. Jahrhundert, ein Zeitalter, das uns fliegende Autos, interplanetare Kolonien und zumindest den halbwegs funktionierenden Toaster versprach, erweist sich in Wahrheit als eine schrille Jahrmarktsbude der gefühlten Wahrheiten, der lautstarken Stammtischdogmen und der intellektuellen Selbstentwaffnung. Während wir noch vor wenigen Generationen die segensreiche Ankunft des elektrischen Lichts feierten, erhellt heute die flackernde Leuchtkraft eines Smartphone-Displays vor allem jene Stirnen, die im Kommentarbereich ihre persönliche Ersatzrealität in Versalien ausbuchstabieren. Die Vernunft, einst stolze Lenkerin unserer Schicksale, fristet nun den traurigen Beruf einer unbezahlten Faktencheckerin in Teilzeit, die man jederzeit mit einem launischen „Aber das sehe ich anders“ in den Zwangsurlaub schicken kann.

Und hier, genau hier, beginnt das Drama: Wir haben das Projekt der Aufklärung – jene uralte Verschwörung der Rationalisten gegen die Tyrannei der Unwissenheit – in die Hände einer Generation gelegt, die Wikipedia für einen Beweis und „Mein Bauch sagt mir“ für eine Methode hält. Das ist, um es in aller höflichen Untertreibung zu sagen, ein wenig unglücklich.

Die Aufklärung – ein längst abgelaufener Kassenzettel?

Es ist, als habe man uns im 18. Jahrhundert ein prachtvolles Gesellschaftsbuffet gedeckt – Vernunft, Menschenrechte, wissenschaftliche Methode, Pressefreiheit – und nun stünden wir davor wie schlecht gelaunte Kinder, die sich beschweren, dass die Torte „irgendwie nicht mehr frisch schmeckt“. Wir stopfen uns mit den Früchten der Aufklärung voll, aber wenn es um die Küche, die Köche und das mühselige Rezept geht, winken wir gelangweilt ab: „Brauchen wir das noch?“

Der Humanismus, dieses großartige, fragile Bauwerk, wird heute wahlweise als „Luxusproblem der Wohlstandsgesellschaft“ abgetan oder durch pseudospirituelle Nebelschwaden ersetzt, in denen man lieber „seine eigene Wahrheit lebt“. Die Wissenschaft, die uns von der Blutegeltherapie bis zum Impfstoff in pandemischen Zeiten gebracht hat, sieht sich zunehmend als Bittsteller in der Arena der öffentlichen Meinung – gezwungen, gegen Influencer zu debattieren, deren akademischster Abschluss eine Rabattkooperation mit einem Proteinshake-Hersteller ist.

Man könnte, wenn man es zynisch sehen wollte, sagen: Die Menschheit hat die Aufklärung als Betriebssystem installiert – und versucht nun, im abgesicherten Modus ohne Update weiterzuleben.

Überparteilichkeit – oder: Die radikale Mitte als letzter Rest Vernunft

Was also tun? Wir brauchen eine Bewegung, die sich nicht von den Parteifarben einfangen lässt wie ein paar flatternde Ideenkleckschen im Wahlkampfwind, sondern eine, die sich kompromisslos der Verteidigung jener Prinzipien verschreibt, die weder rechts noch links, weder progressiv noch konservativ im üblichen Sinne sind – sondern schlicht zivilisatorische Mindeststandards.

Das klingt unromantisch, weil es das ist. Die Errungenschaften der Aufklärung sind kein Rausch, sondern eine Hygienevorschrift des Denkens. Man gründet keine Partei für „Zahnhygiene“, man putzt einfach die Zähne. Und doch scheinen wir genau an diesem Punkt zu stehen: Wir brauchen eine organisierte, lautstarke Lobby dafür, dass 2+2 weiterhin 4 ergibt und nicht „ungefähr 5, wenn man’s locker sieht“.

Eine solche Bewegung müsste unbestechlich sein, frei von identitätspolitischen Nebelkerzen, immun gegen Verschwörungsgerüchte und vor allem: bereit, den Preis der Unbeliebtheit zu zahlen. Denn, machen wir uns nichts vor – in einer Zeit, in der Komplexität als Zumutung gilt, wird jeder, der differenziert argumentiert, automatisch verdächtig.

Der Zynismus als letzte Verteidigungslinie

Man wird sie belächeln, diese Bewegung, wie man jeden belächelt, der noch glaubt, der Mensch könne durch Einsicht zum Besseren erzogen werden. Man wird sie als elitär beschimpfen, als „arrogant“ und „realitätsfern“, weil sie es wagt, Realität nicht als Meinungsfrage zu betrachten. Und vielleicht muss diese Bewegung das Lachen, das man über sie ergießt, nicht nur ertragen, sondern erwidern – mit einem milden, spöttischen, aber unerschütterlichen Humor.

Denn Humor ist das letzte Werkzeug derer, die wissen, dass die Welt nicht gerettet wird, indem man sie verklärt. Er ist die höfliche Form des Widerstands, der den Dummheiten der Gegenwart ein ironisches Schulterzucken entgegensetzt, ohne dabei aufzugeben.


Epilog – Der Aufruf

Meines Erachtens – und hier bin ich mir so sicher wie ein Mathematiker beim Addieren kleiner Zahlen – braucht es diese überparteiliche Bewegung. Nicht irgendwann, nicht nach der nächsten Wahl, nicht, wenn die Umfragewerte günstiger sind. Jetzt. Sofort. Wir lassen uns die Aufklärung nicht nehmen, nicht die Vernunft, nicht den Humanismus, nicht die Wissenschaft. Wir sind nicht bereit, den Schlüssel zu diesem Haus der Zivilisation im Briefkasten der Beliebigkeit zu hinterlegen.

Aber dafür muss man etwas tun. Und „etwas tun“ heißt nicht, sich in sozialen Netzwerken empört zu echauffieren und ansonsten den Algorithmus entscheiden zu lassen, was uns wichtig ist. Es heißt, die unbequeme Arbeit zu leisten, den anstrengenden Dialog zu führen, den widerspenstigen Fakten treu zu bleiben – und sich nicht zu fein zu sein, den eigenen Irrtum zuzugeben.

Es mag sein, dass das nicht sexy klingt. Aber die Aufklärung war nie ein Schönheitswettbewerb. Sie war immer ein Handwerk. Und Handwerk, das weiß jeder Meister, überlebt nur, wenn es täglich geübt wird.

Von der Strahlkraft der Prinzipien

– und wie man sie binnen weniger Monate in Altmetall verwandelt

Es gibt Momente in der politischen Geschichte, die so reich an Ironie sind, dass man als Satiriker eigentlich nur noch den Stift niederlegen müsste, weil die Realität längst das bessere Kabarett liefert. Einer dieser Momente ist zweifellos das Schauspiel um Kanzler Friedrich Merz, jenen ehemaligen Oppositionslöwen, der einst mit zornbebender Stimme den zögerlichen Olaf Scholz in Grund und Boden wetterte, weil dieser angeblich nicht schnell genug Waffen nach Israel liefern wollte. Damals war Merz der Mann mit der Staatsräson im Herzen und der Rüstungslieferung im Gepäck. Heute, auf dem Thron der Macht, sitzt er da wie ein pietistischer Wassersparer und dreht denselben Hahn zu, den er einst mit Pathos aufdrehen wollte.

Es ist, als hätte ein Feuerwehrmann, der jahrelang für größere Schläuche gekämpft hat, endlich den Posten des Kommandanten ergattert – nur um im ersten Einsatz zu sagen: „Ach, wissen Sie, Wasser ist doch irgendwie Gewalt.“

Vom Märchen, die Hamas sei nur missverstanden

Die Hamas, so scheint es in den neuen Merz’schen Märchenstunden, sei ein empfindsames Wesen, das durch gutes Zureden zur Einsicht gebracht werden könne – gewissermaßen der grantige Onkel bei der Familienfeier, der nach einem langen Gespräch über die Vorteile einer vegetarischen Ernährung plötzlich den Fleischspieß aus der Hand legt. Dass diese Terrororganisation sich in ihrer DNA nicht durch Dialog, sondern durch Waffengewalt definiert, scheint in Berlin aus dem Kanzlerkalender gestrichen worden zu sein.

Man fragt sich, wie Merz auf dieses schmale Brett geraten ist. Vielleicht wurde es bei einem der endlosen Koalitionsrunden von der SPD gezimmert, lackiert von den Grünen und anschließend von den Liberalen als „innovatives Konfliktlösungsinstrument“ deklariert. Jedenfalls knarzt es bereits bedenklich.

Realpolitik oder Realitätsverlust?

Nun mag der geneigte Politikbeobachter einwenden: „Aber so ist doch Politik – das Bohren dicker Bretter, das Abwägen, das Ausbalancieren.“ Mag sein. Doch hier wird nicht gebohrt, hier wird abgebaut. Die Entwaffnung der Hamas – das erklärte Ziel auch des Kanzlers – soll nun also nicht mehr durch harte, auch militärische Unterstützung Israels, sondern durch „zielstrebige Verhandlungen“ erreicht werden. Man darf sich fragen, wer da wen verhandeln wird: Israel die Hamas oder die Hamas Israel?

Jeder halbwegs nüchterne Beobachter – und damit sind ausdrücklich nicht die Teilnehmer des letzten Koalitionsmeditationsseminars gemeint – weiß, was ein Waffenstillstand ohne strategische Durchsetzung bedeutet: eine Atempause. Nicht für die Zivilbevölkerung. Für die Angreifer. Für jene, die im Süden lauern, im Norden scharren und im Iran die Champagnerkorken knallen lassen.

Die politische Kehrtwende als olympische Disziplin

Es gibt Volten in der Politik, die erfordern akrobatisches Talent. Die jetzige Kehrtwende von Merz jedoch ist so atemberaubend, dass selbst geübte Trampolinspringer schwindelig werden. Aus dem Verteidiger Israels wurde ein Kanzler des Klemmbretts, einer, der den militärischen Notwendigkeiten einen höflichen Brief mit „Wir melden uns“ hinterher schickt.

Damals rief er: „Wer Israels Sicherheit zur Staatsräson erklärt, muss auch liefern!“ Heute könnte er hinzufügen: „… oder alternativ einen inspirierenden Podcast darüber machen.“

Das moralische Vakuum

Wer glaubt, diese neue Politik sei einfach nur harmlos, irrt. Sie ist nicht harmlos – sie ist gefährlich. Sie sendet das Signal, dass Deutschlands Staatsräson verhandelbar ist, dass Prinzipien an der Garderobe der Macht abgegeben werden können wie ein zu sperriger Wintermantel. Für die Hamas bedeutet das: „Durchhalten lohnt sich.“ Für die Hisbollah: „Vielleicht bald euer Turn.“ Für den Iran: „Geduld, Freunde.“

Und für die Menschen in Gaza, die unter der Hamas leiden, bedeutet es: Das Regime kann ungestört weiterherrschen, während die Welt über diplomatische Tischdeko diskutiert.


Schlussakkord mit schalem Beigeschmack

Was bleibt, ist das Bild eines Kanzlers, der sich vom brüllenden Oppositionstiger zum schnurrenden Regierungskater gewandelt hat. Groß war die Stimme, solange er keinen Regierungsordner tragen musste. Jetzt, wo es darauf ankommt, kneift er – und liefert eine Vorlesung in angewandtem Opportunismus.

Es ist der moralische Offenbarungseid in Reinkultur: Staatsräson als Einwegprodukt. Pathos als Wahlkampfdekoration. Und Prinzipien als Saisonware.

Bleibt nur zu hoffen, dass nicht alle Abgeordneten seiner Fraktion in diesem politischen Nebel verloren gehen. Denn Nebel, das weiß man, ist nicht nur schlecht für die Sicht – er ist auch der natürliche Lebensraum von Ausreden.