Das theoretische und praktische Versagen der Linken in Bezug auf den Antisemitismus

Die selbstvergessene Moral im labyrinthischen Spiegel

Es ist ein höchst eigentümlicher, fast schon kafkaesk anmutender Anblick, der sich dem unbefangenen Beobachter eröffnet, wenn man die Linke, jene glorreich selbstüberzeugte Allianz der moralischen Wachsamkeit, betrachtet, die, in allen Tonlagen und Registerzügen ihres rhetorischen Apparates, von den Universitäten, den NGOs, den virtuellen Kommentarspalten und den Straßendemonstrationen bis hin zu den stillen Salons der Intellektuellen reicht, wo man sich, die Zigarette lässig zwischen den Fingern balancierend, in verzweifeltem Pathos über Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und die allgemeine Katastrophe der Menschheit äußert, und doch, während dieser moralische Kanon in epischer Breite entfaltet wird, eine paradoxe, fast tragikomische Blindheit zu Tage tritt, die besonders dann augenfällig wird, wenn es um Juden, ihr historisches Schicksal, ihre kulturelle und politische Selbstbehauptung und die altbekannte, doch unaufhörlich weiterwirkende Form des Hasses geht, die wir gemeinhin als Antisemitismus kennen, eine Blindheit, die sich nicht nur in der praktischen Verweigerung von Solidarität zeigt, sondern auch in einem intellektuellen Zuckerkoma der Theoriebildung, in dem die eigene moralische Brillanz zwar strahlt wie ein kristallklarer Diamant, gleichzeitig aber das Offensichtliche, das historische Gewicht, die realen Opfer und die empirische Evidenz verschluckt wie ein schwarzes Loch, das nur die eigene Selbstgerechtigkeit reflektiert, ohne dass ein Lichtstrahl der Realität es zu durchdringen vermag.

Historisches Versagen: Der lange Schatten der Inkohärenz

Wenn man nun, mit scharfem Blick, den langen Bogen der Geschichte spannt, von den frühen Schriften Marx’, in denen der ökonomische Determinismus und die brillante Analyse kapitalistischer Strukturen aufscheinen, während in den unscheinbaren Ecken seiner Briefe, zwischen den Formeln des historischen Materialismus und den theorethischen Ausführungen über Klassenkampf, die altbekannten, kulturell aufgeladenen Stereotype gegenüber Juden auftauchen, als seien sie unweigerlich im Subtext der Kritik am Kapitalismus verankert, so erkennt man ein Muster, das sich durchzieht wie ein roter Faden durch den Teppich linker Moral: eine geniale Fähigkeit zur theoretischen Schärfe auf der einen Seite, eine selektive Blindheit auf der anderen, die nicht einfach menschliche Schwäche ist, sondern fast schon systemisch, strukturell, ideologisch verankert, sodass sie sich erneut und erneut reproduziert, in der Weimarer Republik, in den Debatten über Zionismus, in den späteren, grausamen Ritualen des Stalinismus, wo außen die Flagge der Emanzipation wehte, innen aber antisemitische Verfolgungen, Schauprozesse, gesellschaftliche Diskriminierung, erkennbar und doch ignoriert, die Opfer oft genau jene, die man theoretisch am meisten zu schützen beanspruchte, und dieses Muster wiederholt sich, leicht variiert, durch die Jahrzehnte, bis in die Gegenwart, wobei die Blindheit stets von einer subtilen Mischung aus moralischem Selbstbewusstsein, ideologischem Pathos und akademischem Habitus überdeckt wird, sodass das Versagen nicht einmal als solches empfunden wird, sondern als bloße theoretische Auseinandersetzung mit dem Problem, als ein Spiel mit Ideen, die im praktischen Leben keinerlei Konsequenzen zeigen, und doch feinsinnig intellektuell wirken, wenn man sie laut vorträgt, mit der gebotenen Attitüde der Empörung, der intellektuellen Erhabenheit, der unerschütterlichen moralischen Sicherheit.

Antisemitismus heute: Die Perversion der selektiven Sensibilität

Heute, im Zeitalter der Postmoderne, der digitalen Öffentlichkeit, der globalisierten moralischen Empörung, hat sich dieses Versagen in einen subtileren, aber nicht minder schädlichen Modus transformiert: Die Linke, deren moralischer Kompass sonst jedes Ungleichgewicht sofort erkennt, die jede Form von Unterdrückung, Diskriminierung oder Ungerechtigkeit im gesellschaftlichen Kosmos aufspürt, findet sich paradoxerweise unfähig, den Antisemitismus dort zu erkennen, wo er nicht auffällig, sondern intellektuell, akademisch, verkleidet als politische Analyse auftritt, wenn also Kritik an Israel, Israel als Symbol des Kolonialismus, der imperialen Macht oder der kapitalistischen Ausbeutung thematisiert wird, in einer Art pseudo-theoretischem Diskurs, der so raffiniert daherkommt, dass er die moralischen Instanzen blendet, die Empörung kanalisiert, ohne die Realität des Antisemitismus zu tangieren, sodass man theoretisch Menschenrechte verteidigt, praktisch aber jüdisches Leben delegitimiert, ohne dass dies als Widerspruch empfunden wird, und genau hierin liegt die Ironie, die Tragik, der Humor, der bitterste aller Bitterstoffe: Die Linke, in ihrem Pathos unerreichbar, erkennt nicht, dass der Hass, den sie zu bekämpfen vorgibt, in ihr eigenes Geflecht von Moral und Theorie eingeschrieben ist, und dass jede Kritik an Israel, die in stereotypische Schuldzuweisungen, Verschwörungsphantasien oder Gleichsetzungen der Existenz Israels mit kolonialer Unterdrückung abrutscht, die blinde Stelle nur vergrößert, die Inkohärenz zementiert, den Antisemitismus intellektuell verschleiert, während er in der Praxis ungehindert fortexistiert.

Theorie versus Praxis: Der unendliche Graben

Wenn man nun, im letzten Akt dieser endlosen Reflexion, die Kluft zwischen Theorie und Praxis, zwischen moralischer Selbstgewissheit und realer Blindheit analysiert, erkennt man eine Schlucht, die nicht nur tief, sondern endlos scheint, eine Schlucht, die man durch die Jahrhunderte hindurch, von Marx bis zur Gegenwart, vom Stalinismus bis zu den Postkolonial-Workshops, von den Straßenprotesten bis zu den akademischen Kongressen immer wieder überqueren möchte, doch jedes Mal, wenn man einen Fuß setzt, der eine Annäherung suggeriert, weicht der Boden zurück, verschwindet unter der theoretischen Eleganz, der rhetorischen Brillanz, der moralischen Pose, sodass man unweigerlich erkennt, dass Theorie und Praxis, Moral und Realität, in einem ewigen Tanz gefangen sind, der nur scheinbar harmonisch wirkt, tatsächlich aber eine groteske Farce darstellt, in der die Linke, die moralisch leuchtet wie ein Leuchtturm, in Wahrheit in einem Nebel wandelt, der ihre eigenen blinden Flecken, ihre selektive Wahrnehmung, ihre subtile Komplizenschaft mit der Realität des Hasses kaschiert.

Satire als letzte Rettung

Vielleicht liegt die Rettung nicht in neuen Theorien, nicht in moralischen Appellen, nicht in programmatischen Korrekturen, sondern in einer Satire, die unbarmherzig die eigenen Widersprüche entlarvt, die Ironie sichtbar macht, die Komik der moralischen Hypermoral offenlegt, die Augen öffnet für das, was man zu lange ignoriert hat: Wer Gerechtigkeit ernst meint, muss sie universell anwenden, ohne Ausnahme, ohne Ausflucht, ohne die bequeme Illusion, dass Antisemitismus eine Randnotiz im Kosmos linker Moral sei, eine Fußnote, die man theoretisch diskutieren, praktisch aber unbeachtet lassen kann, und bis dieser Moment der Selbsterkenntnis, der Epiphanie, in der Theorie und Praxis endlich aufeinander treffen, kommt, bleibt nur, mit bitterem Augenzwinkern, die ewig wiederkehrende Mischung aus Pathos, Blindheit und intellektueller Selbstüberschätzung zu beobachten – und die Ironie zu genießen, dass gerade die, die die Welt moralisch retten wollen, die älteste und am längsten existierende Form des Hasses am meisten ignorieren.

Molenbeek und die Kunst des Verschwindens

Es gibt Momente in der Politik, in denen die pure, ungeschminkte Wahrheit so unvermittelt auf den Tisch knallt, dass man reflexartig nach einem Glas Wasser oder einem Beruhigungsmittel sucht – oder beides gleichzeitig. Die Äußerung von Saliha Raiss, sozialdemokratische Gemeinderätin in der Brüsseler Enklave Molenbeek, gehört in genau diese Kategorie. Ein Satz, so kurz wie ein Sprung, so scharf wie ein Rasiermesser, und doch in seiner unmittelbaren Wirkung ungefähr so subtil wie eine Atombombe in einem Porzellanladen: „Wörtlich sagte sie: „Wenn wir so viel stören, wenn man uns nicht mehr sehen will, möchte ich sagen: Die Region umfasst 19 Gemeinden; wenn es in Molenbeek anscheinend so unerträglich ist, ziehen Sie doch anderswohin, verschwinden Sie.“

Hier wird nicht nur ein Argument formuliert, hier wird ein epochales Lehrstück in der Kunst des Ausblendens von Dummheit gegeben. Raiss, die als Kind von Einwanderern in Molenbeek aufwuchs und deren Kopftuch im öffentlichen Raum zur selbstverständlichen Selbstverständlichkeit geworden ist, richtet sich gegen die puritanische Ekstase jener, die glauben, Neutralität ließe sich durch das Verbot eines Stoffstreifens erzwingen. Es ist ein kleiner Stoff, der so viel Aufruhr stiftet wie eine Sandkornlawine im Sandkasten der europäischen Moral. Und die Pointe, die hier übersehen wird: Man kann nicht überall sein, man kann nicht alles sehen, aber man kann sehr wohl verschwinden.

Die Kunst des „Anderswohin“ und die Trivialität der Empörung

Die Empörung, die auf Raiss’ Worte folgte, wirkt fast schon mechanisch, als hätte jemand den Automatismus der Entrüstung programmiert: Kopftuch – Verbot – Skandal – Shitstorm – empörte Politikerposen. Man könnte meinen, die ganze westliche Zivilisation sei nur noch ein Theaterstück, in dem jede Geste, jede Haarsträhne, jeder Stofffetzen als Subtext von Verrat oder Unterwerfung gelesen werden müsse. Und in diesem Theaterstück, ach, spielt Molenbeek die Rolle des Bösewichts, des unzivilisierten Außenseiters, der sich nicht dem Diktat der Sichtbarkeit unterwirft.

Doch genau hier liegt die Brillanz von Raiss’ Intervention: Sie entzieht dem Streit die Schärfe. Wer sich belästigt fühlt, der darf sich wegbewegen. Wer glaubt, Neutralität sei gleichbedeutend mit Zensur, der hat die Wahl – aber Molenbeek ist nicht verhandelbar. Es ist ein Vorschlag, der mehr ist als eine politische Position: es ist eine Lebensphilosophie, eine Einladung, die eigene Bedeutung zu überdenken, während man seine Koffer packt. „Verschwinden Sie“ – selten hat eine Aufforderung so lakonisch und gleichzeitig so existenziell das Verhältnis von Freiheit und Zwang auf den Punkt gebracht.

Humor als Waffe und Zynismus als Schild

Natürlich könnte man sich über den Tonfall echauffieren. Wie kann man nur so derb, so unverblümt, so unpolitisch korrekt sprechen? Doch der Humor in Raiss’ Formulierung ist keine bloße Verzierung, keine frivole Pointe, die man lächelnd abnickt. Er ist eine Waffe und ein Schild zugleich. In einer Zeit, in der politische Debatten oft von zermürbender Heuchelei und vorgetäuschter Sachlichkeit geprägt sind, ist das Augenzwinkern fast schon revolutionär. Es zeigt: Man kann sich der intellektuellen Auseinandersetzung stellen, ohne in der Falle der moralischen Unterwürfigkeit zu landen. Zynismus hier ist nicht Resignation, sondern scharfsinnige Abwehr gegen die allzu menschliche Neigung, andere für die eigene Unzulänglichkeit zu bestrafen.

Molenbeek als Spiegel: Wer bleibt, wer geht

Und schließlich reflektiert dieser kurze, giftige Satz eine größere Wahrheit: Die Gesellschaft hat die Wahl. Sie kann sich verbeugen vor der Illusion von Uniformität, vor der Diktatur des Sehens und Verstehens, vor der Angst vor Anderssein – oder sie kann akzeptieren, dass Vielfalt mehr ist als ein Feigenblatt der Toleranz, dass Unterschiede existieren, ohne dass jeder gleichmachen muss. Raiss’ „verschwindet doch“ ist keine Provokation, sondern eine Einladung, sich selbst zu überprüfen: Wer bleibt, wer geht, wer kann wirklich die Welt verstehen, und wer lebt nur in der Projektion seiner eigenen Unzulänglichkeit?

Am Ende bleibt die Erkenntnis, bitter wie ein Espresso und süß wie belgische Schokolade zugleich: Molenbeek ist nicht das Problem. Molenbeek ist der Spiegel. Und wer sich im Spiegel nicht ertragen kann, dem bleibt nur das Anderswohin. Ob das tragisch, lächerlich oder befreiend ist, entscheidet jeder selbst. Raiss hat die Karten auf den Tisch gelegt, die Figur gesetzt, den Vorhang gelüftet – und nebenbei die Absurdität einer Debatte offengelegt, die vielleicht nie politisch, aber immer komisch war.

Ein Prophet im Maßanzug

David Lammy und die Kunst der britischen Außenpolitik

Man kennt sie ja, die großen Gestalten der Prophetie: Jesaja, Nostradamus, Baba Wanga, und nun – fast schon folgerichtig – der britische Labour-Außenminister David Lammy. Wer den Staub der Westminster-Bänke inhaliert, der kann offenbar Dinge sehen, die dem schnöden Volk verborgen bleiben. Während wir anderen uns mühsam mit nackten Fakten, mühsam überprüften Zahlen oder gar mit lästiger Realität abplagen, schließt Lammy kurz die Augen, legt die Handfläche an die Schläfe – und sieht schon glasklar in den Juni 2026 hinein, wo er 130.000 tote Kinder in Gaza zählen kann. Kinder, wohlgemerkt, bis auf die letzte Dezimalstelle, aber ohne Namen, ohne Beweise, ohne irgendetwas, was entfernt an überprüfbare Information erinnert.

Von Geiseln, die nicht verhungern dürfen

Israel kämpft seit fast zwei Jahren in einem Krieg, den es sich nicht ausgesucht hat, und dessen Grund in einer geradezu kafkaesken Realität liegt: Geiseln werden von der Hamas festgehalten, doch niemand weiß, ob sie noch leben, und niemand, ob sie je wieder herausgelassen werden. Das Internationale Rote Kreuz, ansonsten allgegenwärtig in seinen weißen Geländewagen, wurde bislang nicht vorgelassen. Aber das stört Lammy nicht: Er schweigt darüber mit einer so demonstrativen Würde, als sei Verschweigen die höchste Form moralischer Integrität. Kein Wort von den Geiseln, kein Wort davon, dass auch diese Menschen essen müssten, trinken müssten, ein Recht auf Leben hätten. Man möchte fast meinen, die Briten hätten ihr Empire nicht verloren, sondern nur in die höhere Sphäre der Heuchelei verschoben.

Der Hellseher von Whitehall

Wie kommt ein Mann dazu, die Zukunft von Gaza mit solch unerschütterlicher mathematischer Präzision vorherzusagen? Während britische Krankenhäuser kollabieren, Züge ausfallen, und selbst die Queen – Gott habe sie selig – nicht mehr aus eigener Kraft aus Westminster Abbey schreiten kann, tritt Lammy auf und erklärt, wie viele Kinder in fernen Ländern in anderthalb Jahren sterben werden. Das ist keine Außenpolitik, das ist Wahrsagerei. Kein Wunder, dass er nicht über die Vergangenheit reden will – die kennt er schlicht nicht. Aber was soll’s, Nostradamus hat auch nie Belege geliefert, und dennoch kaufen noch heute Esoterik-Buchhandlungen seine Prophezeiungen.

Politik als billige Jongliernummer

Was also bleibt von Lammys Auftritt? Zum einen eine lächerlich verquaste Aussage, die man sich in ihrer Absurdität mehrmals auf der Zunge zergehen lassen muss: Einerseits erkennt Großbritannien Palästina nicht an, solange die Hamas Geiseln festhält. Andererseits prophezeit Lammy das Massensterben palästinensischer Kinder, als sei es ein Naturgesetz. Diese widersprüchliche Logik ist nicht einmal mehr ein Zirkus, es ist ein drittklassiger Jahrmarkt mit billigen Jongleuren und einem Wahrsager im Wohnwagen, der seine Glaskugel bei eBay bestellt hat.

Britische Außenpolitik: Ein Möbiusband der Widersprüche

Man hätte ja hoffen können, dass die Labour-Partei nach Jahren konservativer Selbstzerstörung endlich den Anspruch hätte, Ordnung in die britische Außenpolitik zu bringen. Stattdessen bekommt man von Lammy ein rhetorisches Möbiusband, das bei jeder Wendung in sich selbst zurückfällt: Palästina ja, Palästina nein, Geiseln vielleicht, Israel aber böse, Zahlen unklar, Prognosen apokalyptisch. Am Ende bleibt ein einziges Knäuel aus moralischer Selbstüberhöhung, faktischer Leere und einer beängstigenden Lust am Untergang.

Epilog: Wenn Clowns Politik machen

Es ist ja nicht so, dass Israel keine Fehler mache, nicht so, dass man Kritik nicht üben dürfte. Aber was Lammy abgeliefert hat, war keine Kritik, sondern eine groteske Mischung aus Selbstgerechtigkeit und Scheinmoral. Wenn er schon 130.000 Kinder bis Juni 2026 verhungern sieht, dann wäre es doch ehrlicher, gleich eine Runde Lottozahlen mitzuschicken oder die kommende Fußballweltmeisterschaft durchzutippen. Dann könnte man wenigstens lachen. So aber bleibt einem das Lachen im Hals stecken, weil man weiß: Hier spricht ein Mann, der glaubt, ernst genommen zu werden.

Für alle, die immer noch glauben, es sei ein Religionskonflikt

Man muss sich vorstellen, dass all jene, die heute in den gläsernen, klimatisierten Salons der westlichen Metropolen, wo das Licht gedämpft und der Latte Macchiato stets perfekt geschäumt serviert wird, mit einer Mischung aus moralischer Entrüstung, postkommunistischer Nostalgie und einem Anflug von literarischem Pathos den Palästinismus verteidigen, als sei er das höchste Gebot der Gegenwart, in Wahrheit als ahnungslose Statisten in einem Stück mitspielen, dessen Drehbuch vor über siebzig Jahren, unter dem beharrlichen Summen von Schreibmaschinen, dem Rascheln von Akten und dem kühlen Blick von Stalin, in muffigen Büros des Kreml, in den ehrwürdigen Hallen der Stasi und in den militärischen Kaderschulen Ostberlins verfasst wurde, ein Stück, dessen Regie längst von längst verstorbenen Ideologen geführt wird, deren Schatten über den Köpfen der Darsteller liegt, während diese glauben, sie improvisierten, und so wirken alle Appelle, alle moralischen Gesten, als Tanz auf den Knochen der politischen Realität, ein Tanz, der so präzise einstudiert ist, dass man fast vergisst, dass der Applaus digitalisiert, die Rollen vertauscht und die Fäden unsichtbar sind, doch die Wirkung subtil, beinahe hypnotisch und unaufhaltsam bleibt.

Stalin: Architekt des propagandistischen Schattenspiels

Wenn wir uns in die verschlungenen Archive begeben, die brüchigen Akten studieren, die zarten Notizen entziffern, mit denen Stalin einst seine geopolitische Schachpartie orchestrierte, erkennen wir, dass hier nicht bloße Opportunität am Werk war, sondern eine Form hochentwickelter strategischer Kunst, eine Kampagne, die Palästinismus als Werkzeug der globalen Subversion nutzte, lange bevor der Begriff westliche Medien erreichte; ein Ballett aus Waffenlieferungen, geheimdienstlicher Schulung und ideologischer Rhetorik, das dazu bestimmt war, den Westen zu zermürben, Israel zu destabilisieren und gleichzeitig die eigene Distanz zu wahren – ein Schattenspiel, in dem Terrorismus, politische Manipulation und moralische Rhetorik die Bühne füllten, und jeder Akteur, vom Kader Arafats bis zum ostdeutschen Instruktor, Teil einer Choreografie war, deren Komplexität und Grausamkeit so brillant wie erschreckend war.

Yasser Arafat: Ingenieur des Mythos, Architekt der Illusion

Yasser Arafat, vom kollektiven Gedächtnis der Palästinenser zur Ikone stilisiert, war in Wahrheit der Ingenieur eines Mythos, eine lebendige Allegorie, die tagsüber Maschinen studierte und nachts Netze aus Studentengruppen, politischen Allianzen und ideologischen Überzeugungen spann, die Suez-Krise 1956 als Sprungbrett nutzend, Nasser, Marxismus und Islamismus zu einer Persona kombinierend, die perfekt dafür geeignet war, jahrzehntelange geopolitische Strategien zu tragen, als hätte man einen literarischen Charakter physisch materialisiert, der Terrorismus, politische Inszenierung und moralische Rhetorik in einem vereinte, während die westliche Welt ihn für einen Propheten hielt, ohne zu begreifen, dass er in Wahrheit der Meister der performativen Illusion war, ein Produkt und gleichzeitig Instrument einer jahrzehntelang gepflegten geopolitischen Choreografie, in der jeder Schritt präzise berechnet und doch scheinbar spontan wirkte.

Kaderschulen des Ostblocks: Lehrwerkstätten der Subversion

Ab 1957 öffneten Prag, Moskau und Ostberlin ihre militärischen Kaderschulen für die palästinensischen Kader, nicht bloß um Sprengstoff, Entführungen und Anschläge zu lehren, sondern um sie gleichzeitig in der subtilen Kunst marxistischer Rhetorik, ideologischer Mythologisierung und politischer Performance zu schulen, sodass jeder Kämpfer nicht nur ein Terrorist, sondern ein rhetorischer Akrobat wurde, fähig, die narrative Bühne der westlichen Medien zu betreten, die Realität zu verzerren, Geschichte zu instrumentalisieren und zugleich die alte sowjetische Ideologie lebendig zu halten, als wäre sie ein kostbares, zerbrechliches Kunstwerk, dessen Schönheit und Gefahr in jedem Schritt mitschwingt. Die arabischen Staaten hielten sich zurück, die Sowjets agierten aus dem Schatten, und die Palästinenser wurden zugleich Opfer, Werkzeug und Projektionsfläche – ein Ensemble, dessen Handlungen von der Regie längst Verstorbener gelenkt, von den Akteuren jedoch als spontanes Schauspiel erlebt wurden, und das bis heute seine Nachwirkungen entfaltet, denn wer heute euphorisch von „Widerstand“ spricht, wiederholt die Worte eines längst verstaubten Drehbuchs.

Postkommunistische Allegorien: Solidarität als Performativ

Nach dem Fall der Mauer wandelten sich die ehemaligen SED-Eliten zu kultivierten Pro-Palästina-Dekorateuren, die in intellektuellen Salons über Solidarität, Gerechtigkeit und moralische Pflicht dozieren, während sie historische Realitäten ausblenden, wie unangenehme Fußnoten in einem Werk, das sie selbst inszenieren. Die Opfer werden zu Projektionen der eigenen Imagination, die Geschichte zur Staffage für postkommunistische Nostalgie, auf der Ideologien in Jogginghosen, mit Latte Macchiato und Instagram-Account zu neuem Glanz erwachen. Jede differenzierte Analyse wird ausgeblendet, jede Kritik umgedeutet, jede historische Wahrheit zur Nebenfigur – so entsteht eine Welt, in der Moral Theater ist, Ideologie Kostümierung und Solidarität Performance, deren Hauptzweck die Selbstinszenierung ist.

Das groteske Theater der Selbstgerechtigkeit

Und so entfaltet sich das groteske Theater der Selbstgerechtigkeit, in dem die Rollen vertauscht, die Statisten ahnungslos, die Dialoge auswendig gelernt, der Applaus digitalisiert ist; in dem diejenigen, die einst gegen Unterdrückung kämpften, nun moralische Avantgarde spielen, während reale Akteure der Geschichte nur Nebenfiguren bleiben, deren Stimmen übertönt werden von rhetorischen Monologen derer, die glauben, dass Solidarität ohne Wissen ebenso wirksam ist wie Solidarität mit Erfahrung. Die Ironie ist unverkennbar: Das heutige Theater ist eine epische Inszenierung postkommunistischer Nostalgie, die alten Marxismus wiederbelebt, nicht als Theorie, sondern als moralische Performance, ein Schauspiel, das so grotesk, so elegant, so tragisch ist, dass man lachen, weinen und sich selbst in der Rolle des Zuschauers zugleich erkennen muss.

Schlussakkord: Moralisches Theater in Jogginghosen

Und so endet diese Reise durch Ideologie, Propaganda und historische Amnesie nicht mit Paukenschlag, sondern mit einem leisen, satirischen Zwinkern, das über den Köpfen der Darsteller schwebt; wer heute den Palästinismus verteidigt, steht in Wahrheit auf den Schultern eines Ostblocks, wandert durch die Guerillaklassen Arafats, hält Vorträge über Unterdrückung und Solidarität, während die eigentlichen Dramen längst im Schatten verschwunden sind, und doch bleibt das stille, epische Vergnügen, zu wissen, dass die alte Inszenierung weiterlebt, dass Ideologien nicht sterben, nur weil Mauern fallen, und dass Moral, in Jogginghosen, mit Latte Macchiato und digitalem Applaus, weiterhin die Bühne beherrscht, stets neu, stets grotesk, stets brillant – ein unendliches Theater, dessen Vorhang niemals endgültig fällt.

Am Schauplatz Antisemitismus

Prolog: Die Bühne ist bereitet

Es ist wieder einmal soweit: Noch bevor der ORF bekanntgibt, ob der nächste Song Contest in Linz, Graz oder in einem eigens dafür hergerichteten Gemeindebau-Waschsalon ausgetragen wird, schiebt sich ein anderes Spektakel in den Vordergrund. Nein, nicht die üblichen Diskussionen über die Kosten des Events, die Schlaglöcher in den Straßen oder die Frage, ob Conchita Wurst noch einmal als moralischer Leuchtturm zurückkehrt. Sondern ein Posting. Ein simples, schäbiges, in seiner Dreistigkeit fast schon kunstvolles Posting. Verfasst nicht von irgendeinem Troll mit 17 Followern und einem Profilbild, das nach fünf Minuten Photoshop schreit, sondern von einem Mitarbeiter des ORF – genauer: einem Redakteur der Sendung Am Schauplatz. Welch Ironie, dass der Schauplatz diesmal er selbst ist.

Der alte Reflex: Schuldumkehr als Volkssport

Robert Gordon also, seines Zeichens Journalist mit öffentlich-rechtlicher Dienstnummer, fand es offenbar notwendig, die Judenfrage in bester Stammtisch-Rhetorik neu zu erörtern: „Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag“ und „Man kann nicht andere bestehlen, vertreiben und umbringen und dabei unschuldig bleiben“. Man kennt diese rhetorische Figur: Die Jahrtausende der Verfolgung, Vertreibung, Pogrome und Vernichtung sind nicht etwa historische Realitäten mit blutigen Konsequenzen, sondern schlichtweg der Hinweis auf ein – nun ja – „systemisches Problem“ der Betroffenen selbst. Das ist so, als würde man einem Misshandlungsopfer zurufen: Na, wenn dich jeder prügelt, dann bist wohl du das Problem. Es ist die alte Schule der Täter-Opfer-Umkehr, nur diesmal in der geistlosen Kurzfassung für den algorithmischen Beifall der Facebook-Kommentarsektion.

Antisemitismus 2.0: Copy & Paste im Meme-Zeitalter

Die Pointe am ganzen Schauspiel: Es ist nicht einmal originell. Kein Funken von intellektueller Raffinesse, kein Zynismus von der Qualität eines Karl Kraus, nicht einmal der verlogene Esprit eines antisemitischen Demagogen alter Schule. Nein, Gordon bedient sich der abgenutzten Textbausteine, die seit Jahrzehnten auf Bierdeckeln, Telegram-Kanälen und schlecht gestalteten PowerPoint-Präsentationen kursieren. Es ist der Antisemitismus des Copy-&-Paste-Zeitalters: geistlos, billig, nach unten geklaut. Ein ideologisches Fertiggericht aus der Mikrowelle des Ressentiments. Und doch reicht es, um die größte Sendeanstalt des Landes in eine peinliche Debatte zu stürzen.

Der ORF im Spagat zwischen PR und Peinlichkeit

Nun steht der ORF da, zwischen dem Song Contest, der Glorie Europas und einem antisemitischen Posting seines eigenen Mitarbeiters. Man muss sich den Pressesprecher vorstellen: Schweißperlen auf der Stirn, während er versucht, gleichzeitig Diversität, Verantwortung, Meinungsfreiheit, interne Konsequenzen und das unvermeidliche „Wir nehmen das sehr ernst“ in einen Absatz zu pressen. Alles unter dem Zeitdruck der Twitter-Timeline. Und der Intendant? Wahrscheinlich in einer Sitzung, in der die Frage diskutiert wird, ob man Gordon suspendiert, abmahnt oder ihn einfach stillschweigend an das Wetterteam in Eisenstadt versetzt. Derweil reiben sich die Kommentatoren die Hände: der Boulevard mit kalkulierter Empörung, die Rechtsaußen mit Häme, die Linken mit moralischem Furor – und irgendwo dazwischen die große schweigende Masse, die denkt: Was hat der ORF eigentlich noch alles im Keller?

Antisemitismus als Traditionshandwerk

Dass Antisemitismus in Österreich keineswegs ausgestorben ist, wäre an sich keine Überraschung. Er gehört, so bitter es ist, zur kulturellen DNA des Landes wie der Radetzkymarsch oder die Schwarzbrennerei in den Kellern der Provinz. Was neu ist, ist die völlige Gedankenlosigkeit, mit der er mittlerweile reproduziert wird. Früher musste man noch Pamphlete drucken, rhetorische Figuren basteln, pseudowissenschaftliche Studien fälschen. Heute reicht ein unüberlegtes Posting zwischen dem dritten Kaffee und dem nächsten Schnittbericht. Der Hass ist nicht mehr elaboriert, sondern flüchtig; er ist kein Werk, sondern ein Klick. Und gerade das macht ihn so gefährlich – weil er ohne Hemmung, ohne Nachdenken, ohne Selbstkontrolle die Runde macht.

Und dann wundert man sich, dass …

Ja, Herr Gordon. Und dann wundert man sich tatsächlich. Aber nicht darüber, dass Juden nach 2000 Jahren Verfolgung immer noch Opfer sind, sondern darüber, dass im Jahr 2025 ein Journalist eines öffentlich-rechtlichen Senders noch immer nicht versteht, warum solche Sätze nicht nur falsch, sondern brandgefährlich sind. Man wundert sich, dass jemand, der beruflich angeblich recherchiert, beobachtet und analysiert, so blind für historische Fakten und so taub für ethische Verantwortung sein kann. Und man wundert sich, dass es überhaupt noch nötig ist, diese Binsenweisheit zu betonen: Antisemitismus ist kein mutiger Tabubruch, kein launiger Witz und schon gar keine legitime Meinungsäußerung. Er ist schlicht – dumm, widerwärtig und alt.

Der wahre Schauplatz

So bleibt der eigentliche Schauplatz nicht die ORF-Sendung, nicht der Song Contest, nicht einmal das Posting selbst, sondern das gesellschaftliche Echo darauf. Es ist der Spiegel, in den man gezwungen wird zu blicken: ein Land, das immer noch nicht gelernt hat, den Antisemitismus als das zu begreifen, was er ist – kein „Randphänomen“, sondern ein strukturelles Gift. Und solange er nicht als solcher benannt und geächtet wird, wird es auch weiterhin Robert Gordons geben, die meinen, mit einem Satz auf Facebook die Geschichte erklären zu können.

Doch immerhin: Für eine bitterböse Satire reicht es allemal.

Krieg der Bilder, Krieg der Begriffe

Der Krieg beginnt immer da, wo es gerade passt

Es ist eine der zuverlässigsten Merkwürdigkeiten unserer Gegenwart: Jeder Krieg beginnt im medialen Rückspiegel. Der 7. Oktober, dieser groteske Feiertag der Barbarei, ist in vielen europäischen Feuilletons gar nicht der Beginn, sondern ein lästiger Einschub, ein störendes Detail, das man möglichst rasch hinter sich bringt, um zum eigentlichen Thema – der israelischen Reaktion – überzugehen. Man kennt das: Wenn ein Haus abbrennt, redet man schließlich lieber über den Wasserschaden durch die Feuerwehr als über den Brandstifter. Die Hamas wusste das. Sie wusste, dass ein Blutbad medienökonomisch nur eine Initialzündung ist, ein Vorspann, damit das große Drama beginnen kann: das Zählen von Toten, die Bilder von Trümmern, das Orchester der Empörung. Israel spielt darin die Rolle des ewigen Bösewichts, gezwungen, sich zu verteidigen, und dabei schuldig werdend, weil es überhaupt noch existiert.

Die Religion als Theatermaske

Die Hamas hält ihre Bevölkerung in Armut, der Iran hält sein Volk in Geiselhaft, und beide halten sich an den Grundsatz jeder erfolgreichen Diktatur: Wenn schon das Brot fehlt, dann wenigstens die Bomben nicht. Man muss zugeben, die PR-Abteilung der Mullahs hat einen ästhetischen Sinn für Doppelmoral. Einerseits Dekrete über die Unislamizität von Atomwaffen, andererseits das eifrige Sammeln von Zentrifugen wie ein deutscher Briefmarkensammler seine Sondereditionen hortet. Das ist kein Widerspruch, sondern das theatrale Prinzip des politischen Islams: „Im Namen Gottes“ sagt sich leichter, wenn man gerade ein paar Dissidenten aufgehängt hat. Religion ist in Teheran inzwischen das, was die Schminke für einen alternden Clown ist – notwendig, damit man die Risse nicht sofort sieht.

Gaza als unterirdisches Disneyland

Man könnte es fast bewundern, wäre es nicht so makaber: Wo andere Staaten U-Bahnen bauen, baut die Hamas Tunnelsysteme. Nicht um den Menschen das Leben zu erleichtern, sondern um das Sterben effizienter zu organisieren. Gaza ist kein Stadtstaat, Gaza ist eine einzige Kaserne, ein gigantisches Panoptikum, in dem die Kinder von morgen schon für den Märtyrertod von übermorgen reserviert sind. Der Unterschied zwischen Wohnhaus und Waffenlager ist nur noch semantisch. In Wahrheit ist Gaza längst keine Geografie mehr, sondern eine Ideologie aus Beton, untertunnelt, verdrahtet, versiegelt. Das Volk dient als menschliches Schutzschild, die internationale Gemeinschaft als Dauerfinanzier, die Hamas als allmächtiger Spielleiter.

Ganz normale Männer, ganz normale Monster

Wer Browning gelesen hat, kennt das Prinzip: Das Böse braucht keine schwarzen Uniformen, es genügt die Langeweile der Normalität. So wie deutsche Polizeireservisten 1942 Juden massakrierten, so filmten sich Hamas-Terroristen 2023 beim Töten, als wäre es ein Betriebsausflug. Das Abgründige daran: Es ist kein Ausnahmezustand, sondern eine Fortsetzung der Normalität mit anderen Mitteln. Und ja, die Shoah ist einzigartig – aber warum, zum Teufel, erinnert uns die Hamas so unverschämt daran, wenn sie es nicht genau so intendiert? Der rote Winkel auf der palästinensischen Flagge – einst Symbol für politische Gefangene in Nazilagern – prangt nun wieder, nicht als Mahnung, sondern als Drohung.

Die infantile Revolte der Wohlstandsstudenten

Und dann sind da unsere westlichen Universitäten, die sich in eine bizarre Spielwiese der Selbstverblödung verwandelt haben. In Washington darf man „Ab an den Galgen!“ brüllen und sich im Happening-Modus für besonders progressiv halten. In New York skandiert man „Wir sind Hamas“, ohne den leisesten Schimmer, dass Hamas dasselbe Frauenbild pflegt wie der Iran, gegen den dieselben Studenten gestern noch „Frauen, Leben, Freiheit“ skandierten. Aber wer auf TikTok lernt, verwechselt Widersprüche gern mit Ironie. Follower, Influencer, Aktivisten – das klingt so hip. Übersetzt man es in die Sprache der 1930er Jahre, heißt es schlicht: Mitläufer, Agitatoren, Kader. Auch damals war Opportunismus nicht Mode, sondern Methode.

Kunst als Konformitätstraining

Das Oberhausener Kurzfilmfestival wollte nur gegen Antisemitismus aufstehen – und wurde sofort zum Ziel eines internetgestützten Boykotts. Wer differenziert, verliert. Wer Israel als Demokratie bezeichnet, gilt schon als verdächtig. Die Kunst, einst Ort der Subversion, verkommt zum Fitnessstudio der Konformität. Haltung zeigen heißt heute: Haltung gegen Israel. Dass dieselbe Logik eine offene Einladung an den Antisemitismus ist, stört nicht. Denn im esoterischen Politikverständnis unserer Zeit gibt es nur noch Opfer und Täter, und die Rollen sind schon lange vergeben.

Die Strategie der Hamas: permanenter Krieg

Die Hamas will keinen Frieden, weil Frieden das Ende ihres Geschäftsmodells wäre. Sie will den Krieg konservieren, wie andere Marmelade einkochen. Jeder tote Zivilist ist für sie keine Tragödie, sondern eine Pressemitteilung. Jeder zerstörte Straßenzug ein Titelbild. Israel wird so gezwungen, sich für sein bloßes Überleben zu entschuldigen. Und Europa, moralisch erpicht auf Opferästhetik, spielt willig mit. Am Ende bleibt das, was Thomas Mann über den Nationalsozialismus sagte: Er habe „alles Deutsche für die Welt unerträglich gemacht“. Die Hamas verfolgt das gleiche Ziel – nur mit Israel.

Ohne Israel keine Welt

Paul Celan schrieb 1969: „Ich kann mir die Welt ohne Israel nicht vorstellen.“ Und genau darum geht es. Die Hamas möchte, dass wir uns diese Welt vorstellen – eine Welt ohne Israel, ohne Juden, ohne Differenzierung, ohne Erinnerung. Und vielleicht ist das der wahre Skandal unserer Zeit: dass ein Teil des Westens so willig dabei hilft, dieses Gedankenspiel durchzuspielen. Nicht aus Überzeugung, sondern aus jener bequemen Dummheit, die sich für moralische Tiefe hält.

Die bockige Republik Gaza

oder: Vom ewigen Souterrain-Bewohner der Weltpolitik

Es gibt diese groteske Ironie, die man nicht erfinden könnte, wenn sie nicht täglich blutig Realität wäre: Menschen, die lautstark den Tod der Juden fordern, sich in ihren Gebeten an einer zukünftigen Apokalypse berauschen, in der der letzte Jude von einem Stein verraten wird – und die gleichzeitig mit trotzig ausgestreckter Hand eben von diesen Juden Wasser, Elektrizität, Medikamente und sogar die gelegentliche Kalorienration verlangen, um ihren heilsgeschichtlichen Vernichtungswunsch auch am nächsten Tag wieder mit kräftiger Stimme vortragen zu können. Es ist, als rufe man nach dem Henker und beklage zugleich, dass er die Guillotine noch nicht geliefert habe, während man seine eigene Ernährung von dessen Kühlschrank abhängig macht.

Das Souterrain der Selbstentmündigung

Die Palästinenser erinnern, bei aller Tragik, an einen bockigen Dreißigjährigen, der im Souterrain der mütterlichen Doppelhaushälfte haust, tagein, tagaus Videospiele zockt und die Wände mit seinem pubertären Zorn beschallt. Jedes Mal, wenn die Mutter sich blicken lässt, schreit er sie an, beschimpft sie, manchmal wirft er mit Dingen, aber viel häufiger fragt er schlicht, ob sie endlich die Wäsche gemacht hat und ob das Abendbrot schon fertig sei. Eine Existenz im Dauerstillstand, in der jeder Schuld trägt, nur nicht der Hausherr im Souterrain, dessen einziger Sport darin besteht, immer neue Schuldige zu erfinden, um bloß nie den Spiegel in die Hand nehmen zu müssen.

2005: Das Jahr der verpassten Freiheit

Man könnte fast vergessen, dass Gaza seit 2005 de facto frei ist. Israel zog sich zurück, räumte Siedlungen, riss Familien aus ihren Häusern, um der großen palästinensischen Freiheit einen Geburtsort zu schenken. Ein historischer Moment. Ein weißes Blatt Papier, auf dem Geschichte hätte geschrieben werden können. Doch statt Blumen und Flughäfen, statt Wirtschaftswunder am Mittelmeer, wählte man Hamas, stürzte Fatah-Anhänger von Dächern, zertrümmerte die israelischen Gewächshäuser und verwandelte die Hoffnung in eine paramilitärische Übungsanlage. Man hätte Abu Dhabi an den Gazastreifen setzen können. Man entschied sich für Mogadischu.

Der theologische Dauerauftrag des Hasses

Artikel 7 der Hamas-Charta ist ein theologisches Manifest der Menschenverachtung, das klingt, als hätte man es bei Goebbels in der Schublade gefunden. Das Jüngste Gericht kommt demnach erst, wenn die Juden tot sind, und die Flora Palästinas verpflichtet sich schon einmal vertraglich, bei der Ausrottung assistierend mitzuwirken. Es ist die gleiche mythische Struktur wie bei den Nazis: die Idee einer metaphysischen Erlösung, die nur über das Blut des Juden führen könne. Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Doch manchmal trägt sie dieselben Kostüme und rezitiert das gleiche Theaterstück – nur mit arabischem Akzent.

Opferstatus als Geschäftsmodell

Aus diesem Giftcocktail entstand das wohl cleverste PR-Projekt des 21. Jahrhunderts: die Inszenierung Gazas als das „größte Freiluftgefängnis der Welt“. Kein Wort darüber, dass Gaza nicht nur an Israel grenzt, sondern auch an Ägypten. Kein Wort über die arabischen Brüder, die mit eiserner Entschlossenheit dafür sorgen, dass dieses „Gefängnis“ keine Hintertür hat. Stattdessen wird das eigene Elend als Franchisekonzept verkauft – und es funktioniert. In den Hörsälen von Berkeley bis Berlin rezitieren Studenten, die ihre eigene Waschmaschine nicht bedienen können, das palästinensische Mantra vom kolonialen Unterdrücker. Wer sich fragt, warum Ägypten keine Verantwortung trägt, gilt schon als Rassist.

Die arabische Welt und ihr Pfandstück

Man muss es so hart sagen: Die Palästinenser sind für die Arabische Liga kein Bruder, sondern ein Pfand. Sie sind der Dauerjoker, der immer dann auf den Tisch geknallt wird, wenn man von eigener Korruption, eigener Tyrannei oder eigener Rückständigkeit ablenken möchte. Der Libanon will sie nicht, Syrien will sie nicht, Jordanien will sie nicht – und Ägypten schon gar nicht. Also bleibt nur der alte Trick: Schuld externalisieren, Israel dämonisieren, die eigenen Leute in einem Elendsstatus konservieren, der sich medial so gut verkaufen lässt wie ein Netflix-Drama.

Wo sind die Palästinenser ohne Hamas?

Man hört immer wieder: Hamas, das seien nicht „die Palästinenser“. Schön. Aber wo sind sie dann, die anderen Palästinenser? Wo die Demonstrationen in Gaza mit Transparenten „Free Gaza from Hamas“? Wo die anonymen Briefe an UNO, EU und USA, in denen sich Widerstandsgruppen von den Islamisten distanzieren? Wo das leise, aber bestimmte „Nein“ aus den eigenen Reihen? Stattdessen nur Schweigen, Ducken, Wegsehen – und draußen im Westen das eifrige Rudel nützlicher Idioten, das auf jeder Uni-Wiese „From the river to the sea“ skandiert, ohne zu begreifen, dass es gerade das Totenglöckchen für jeden Dialog schlägt.

Die Illusion vom „Free Palestine“

Die Wahrheit ist unbequem: Ein „Free Palestine“ wird es nur in Kooperation mit Israel geben, niemals in dessen Vernichtung. Denn würde Israel verschwinden, dann stünden die Palästinenser am nächsten Morgen im Krieg mit Ägypten, weil die Muslimbrüder dort nicht erwünscht sind, und am Nachmittag mit der Hizbollah, weil Sunniten und Schiiten traditionell keine Teepartys miteinander feiern. Die Absurdität liegt darin, dass der eigentliche Feind nicht der Jude ist, sondern der Spiegel der eigenen Unfähigkeit zur Emanzipation.

Komplett dichtmachen

Und nun, nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023, der blutigsten Judenschlachtung seit der Schoah, bleibt Israel kaum mehr etwas anderes, als den Mutter-Kind-Knoten endgültig zu durchschneiden. Man müsste den Gazastreifen komplett dichtmachen – eine Mauer so hoch wie der Eiffelturm, kein Strom, kein Wasser, keine Kalorien. „Friss oder stirb“ – diesmal wörtlich. Nicht, weil man die Menschen verachtet, sondern weil man sie endlich ernst nimmt. Wer erwachsen sein will, darf nicht auf ewig im Souterrain hocken und auf Mami schimpfen, während man das Abendbrot einfordert.

Epilog: Das späte Erwachen

Vielleicht, eines Tages, wenn der Rauch sich gelegt hat und die Toten gezählt sind, wird ein Palästinenser zurückblicken und erkennen, dass die größte verpasste Chance seiner Geschichte nicht das verlorene Land war, sondern die versäumte Emanzipation. Dass es nicht der Jude war, der ihn fesselte, sondern die eigene Weigerung, das Kellergeschoss zu verlassen. Doch bis dahin bleibt die Welt Zeugin eines absurden Theaterstücks, in dem ein Volk sich weigert, erwachsen zu werden, während es die Weltöffentlichkeit als Ersatzmutter anfleht.

Und vielleicht wird man dann – ein wenig zu spät – verstehen, dass Satire nichts anderes war als eine zu höfliche Form, den Abgrund zu beschreiben.

Islam ist keine Rasse – und Kritik ist kein Verbrechen

Wenn Religion plötzlich Genetik wird

Muslime sind keine Rasse – außer vielleicht in den Köpfen jener moralisch erleuchteten Besserwisser, die Religion für eine Art Pigmentstörung halten. Als ob der Glaube an einen Wüstenpropheten im 7. Jahrhundert sich genetisch im Chromosom 12 einnistet, gleich neben der Haarfarbe. Wer das behauptet, degradiert Muslime übrigens zu Wesen ohne Wahl: biologische Roboter, unfähig, eine Überzeugung abzulegen. Wie gnädig! Das ist nicht Emanzipation, das ist Rassismus im Mantel der Antirassismus-Industrie.

Kritik am Islam ist somit nicht rassistisch!

Kritik am Islam ist kein Rassismus – es sei denn, man ist Akademiker im Fach „Diskurs-Management“, wo man gelernt hat, logische Sätze zu verdrehen wie feuchte Wäsche im Schleudergang. Der Katholik darf verspottet werden, der Evangelikale sowieso, und den Zeugen Jehovas darf man ungefragt Broschüren zurückwerfen. Aber wehe, jemand äußert sich kritisch über den Islam – dann bricht sofort der intellektuelle Feueralarm los: „Rassist! Islamophob! Gefährder der Toleranz!“
Es ist erstaunlich: Dieselben Leute, die das Christentum für den größten Unterdrückungsapparat der Menschheitsgeschichte halten, verlieren plötzlich ihre Stimme, wenn es um den Islam geht. Vielleicht, weil die Kirchen heute nur noch Kirchensteuer kassieren, während Moscheevereine sehr reale Macht entfalten. Und Macht – davor duckt sich der westliche Intellektuelle so tief wie möglich.

Der Islam: Beton, kein Baukasten

Man spricht gern vom „Reformislam“. Das ist ungefähr so sinnvoll wie „veganer Tiger“ oder „alkoholfreier Wodka“. Der Islam ist kein Spielzeugkasten, den man nach Belieben umbauen kann – er ist ein monolithisches Gebäude, errichtet mit der Betonmischung aus Koran, Hadith und Scharia. Und wer versucht, da eine Tür für Aufklärung einzubauen, merkt schnell: Der Presslufthammer ist nicht erlaubt, und das Material ist härter als der Wille der UNESCO, Menschenrechte in Saudi-Arabien einzufordern.
Die Vorstellung, dass der Islam eine Art Christentum 2.0 sei, nur eben „noch nicht durch die Aufklärung gegangen“, ist westlicher Selbstbetrug. Er kann nicht durch die Aufklärung gehen, weil seine Struktur keine Trennung von Religion und Politik zulässt. „Islam“ heißt übersetzt „Unterwerfung“, nicht „Selbstbestimmung“. Wer daraus einen demokratischen Wellnesstempel machen will, glaubt auch an die Rückkehr der Dinosaurier per Gender-Lehrstuhl.

Islamophobie: Die Maulsperre als Wort

„Islamophobie“ ist das perfekte Totschlagargument: eine Krankheitserklärung für jede Kritik. Wer skeptisch ist, wird nicht als rationaler Kritiker betrachtet, sondern als Geisteskranker, der dringend eine Therapiestunde benötigt. Damit hat man den Kritiker nicht nur entwaffnet, sondern gleich psychiatrisiert. Bravo! Orwell hätte es kaum besser formulieren können.
Man stelle sich vor: Hätte man im Mittelalter die Ketzer als „Kirchenphobiker“ bezeichnet, wären sie nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern in der Klapse gelandet. Fortschritt sieht anders aus.

In einer freien Gesellschaft steht alles zur Debatte!

Oder doch nicht? In der westlichen Gesellschaft darf man alles infrage stellen – Gott, Staat, Geschlecht, Biologie, ja sogar die Existenz von Realität. Nur der Islam bleibt unberührbar, das letzte sakrale Kalb, das man nicht schlachten darf. Wir leben in einem grotesken Theaterstück, in dem man Mohammed nicht einmal karikieren darf, ohne Polizeischutz zu brauchen. Und dieselben Leute, die sich „Charlie Hebdo“ aufs T-Shirt drucken, rufen heute: „Aber bitte keine Provokationen!“
Freiheit bedeutet, dass es keine unantastbaren Wahrheiten gibt. Wer den Islam davon ausnimmt, kapituliert – nicht aus Respekt, sondern aus Angst.

Der Westen ist frei – der Islam nicht

Der Westen hat Jahrhunderte gebraucht, um die Fesseln der Kirche zu sprengen, während der Islam seine Fesseln stolz als Schmuck trägt. Demokratie, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung – das alles ist im Islam nicht „unrealisiert“, sondern explizit ausgeschlossen.
Und dennoch hört man ständig: „Der Islam gehört zu Europa.“ Ja, und die Guillotine gehört auch zur französischen Haute Cuisine. Der Islam gehört nicht zu Europa, sondern er ist der ungebetene Gast, der beim Abendessen erscheint, das Menü umstellt und anschließend verlangt, dass alle nach seinen Tischmanieren essen.

Der Islam ist kein Teil westlicher Werte

Die Behauptung, der Islam sei „Teil unserer Werte“, ist so absurd, dass man lachen müsste, wenn nicht so viele Politiker sie ernst meinen würden. Der Islam ist nicht Teil westlicher Werte – er ist ihr Gegenentwurf. Freiheit gegen Unterwerfung, Zweifel gegen Dogma, Säkularität gegen Theokratie. Wer sagt, der Islam sei Teil des Westens, erklärt im Grunde die Kapitulation: Wir haben keine eigenen Werte mehr, wir übernehmen deine.
Muslime als Menschen können Teil westlicher Gesellschaften sein – natürlich. Aber der Islam als Ideologie ist mit Freiheit so kompatibel wie ein Presslufthammer mit einem Porzellanladen.

Epilog: Die Freiheit im Koma

Der Westen steht also da, stolz auf seine „Freiheit“, während er sie gleichzeitig an der Garderobe abgibt, um bloß nicht anzuecken. Der Islam wird nicht kritisiert, weil man Angst hat – und diese Angst tarnt man als „Respekt“. Doch Respekt, der aus Angst geboren ist, heißt Unterwerfung. Und wie hieß nochmal das zentrale Wort des Islam? Richtig.

Vielleicht liegt darin die Pointe: Der Westen, der sich selbst für aufgeklärt hält, ist bereits halb islamisiert – nicht durch Moscheen oder Minarette, sondern durch seine eigene feige Sprache.

Wie man in endlosen Schleifen des blame games die Realität elegant ausspart

Der rhetorische Tanz auf dem Drahtseil der Verantwortung

Man nehme eine rhetorische Wendung, füge eine Prise moralische Entrüstung hinzu und garniere das Ganze mit einer großzügigen Portion politischer Verantwortungsdiffusion. Voilà: das Rezept für einen politischen Satz, der zugleich wie ein Feuerwerkskörper am Nachthimmel funkelt und dennoch nach kurzer Zeit in Nichts verpufft. So etwa klingt es, wenn Siemtje Möller, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, in aller Öffentlichkeit verlauten lässt: „Man muss weiterhin Druck auf die Israelische Regierung ausüben, damit die Geiseln frei kommen.“ Ein Satz, der sich so schön anfühlt, als hätte man damit alles gesagt – und dabei nichts geklärt.

Denn, so trivial es klingen mag, hier vermischen sich zwei ganz grundsätzliche Ebenen von Verantwortung und Handlungsmacht in einem kaum zu durchdringenden Nebel aus politischem Kalkül und sprachlicher Ausweichmanöver. Israelische Regierung – verantwortlich für Geiselnahme? Nein, natürlich nicht. Hamas, eine terroristische Organisation, die mittels Entführung und Gewalt operiert, trägt diese Verantwortung. Und hier beginnt der Tanz auf dem Drahtseil.

Der Druck, der keiner ist – Verantwortung auf Abwegen

Die Botschaft der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden liest sich wie ein Meisterstück politischer Ambivalenz: „Druck auf Israel“, während das Problem bei Hamas liegt. Wer also soll diesen Druck ausüben? Die Antwort bleibt – ironischerweise – in der Schwebe. Man könnte fast meinen, es handle sich um eine raffinierte Übung im Verschieben der Verantwortung, um es nicht mit der unangenehmen Frage zu tun zu bekommen: Wer zwingt die Hamas, Geiseln freizulassen?

Denn klar ist: Druck auf Israel, ein souveräner Staat, der sich verteidigt und zugleich ums Überleben kämpft, kann niemals die unmittelbare Lösung des Problems sein, wenn die Täter woanders sitzen. Das ist ungefähr so, als würde man einer jungen Frau, die Opfer eines Überfalls wurde, raten, doch bitte auf die Straße zu gehen und sich nicht zu wehren – mit dem Ziel, die Kriminalitätsrate zu senken. Absurder geht’s kaum, doch politische Statements sind eben keine Strafrechtsvorlesungen.

Moralische Gleichsetzung oder: Die Kunst, zwei ungleiche Gegner in einen Topf zu werfen

Manchmal scheint es, als ob das politische Establishment einer gespenstischen Versuchung erliegt: Die moralische Gleichsetzung von Täter und Opfer, von Staat und Terrororganisation, von Aggressor und Verteidiger. Es ist die moderne Variante des „Man hat ja auch auf der anderen Seite Schuld“ – ein argumentatives Minenfeld, das zwar in der Theorie elegant klingt, in der Praxis aber Menschenleben aufs Spiel setzt und Verantwortung verwischt wie Farbe auf nassem Papier.

Die Hamas entführt Geiseln, setzt Zivilisten als menschliche Schutzschilde ein, verhöhnt internationales Recht und jegliche Form von Menschlichkeit. Israel, in seiner paradoxalen Rolle, versucht nicht nur zu reagieren, sondern auch den Spagat zwischen legitimer Selbstverteidigung und der Einhaltung eigener ethischer Standards zu meistern. Ein schwerer Tanz, der leider durch gut gemeinte, aber fehlgeleitete politische Appelle an die falschen Adressaten zusätzlich erschwert wird.

Druck ausüben? Aber auf wen eigentlich?

Das große Manko der Aussage liegt im Verschweigen des Offensichtlichen: Wer hat die Mittel, den Druck auf die Hamas auszuüben? Welche Hebel werden eingesetzt, um diese Terrororganisation zur Aufgabe zu bewegen? Die Weltöffentlichkeit? Internationale Organisationen? Nachbarn? Und vor allem: Wie? Denn anders als ein souveräner Staat, der durch politische, wirtschaftliche und militärische Macht agiert, operiert eine Organisation wie Hamas im Schatten, im Guerillakampf und im Zerrbild zwischen Befreiungskampf und Terror.

Das Dilemma wird sichtbar, wenn man erkennt, dass der „Druck auf Israel“ nicht nur unangebracht, sondern kontraproduktiv ist. Er schwächt den einzigen legitimen Partner im Konflikt und lässt die eigentlichen Täter unangetastet. Gleichzeitig wird so die friedliche Lösung immer mehr in die Ferne gerückt – was man als Zuschauer, Betroffener oder schlicht als Menschenfreund mit ein wenig bitterem Zynismus nur beklagen kann.

Schlussgedanken: Der politische Zynismus als stille Waffe

Der Satz von Siemtje Möller steht exemplarisch für eine viel größere Krankheit in der politischen Kommunikation: die Bereitschaft, Verantwortung zu verschleiern, Klarheit zu vermeiden und auf rhetorische Nebelkerzen zu setzen, die letztlich keine Probleme lösen, sondern sie nur kaschieren. Es ist eine Haltung, die sich zwischen gutem Willen und politischem Opportunismus bewegt – mit dramatischen Konsequenzen für alle Beteiligten.

Der Wunsch nach der Freilassung der Geiseln ist ohne Zweifel edel und menschlich. Doch er sollte begleitet sein von einer unmissverständlichen Forderung an die Täter – die Hamas –, ihre Verbrechen einzustellen. Nur so wird aus dem rhetorischen Spiel ein echter Schritt in Richtung Frieden. Bis dahin aber bleibt der Druck auf den Falschen – und die Geiseln bleiben Gefangene eines Sprachspiels, das an Klarheit und Konsequenz schmerzlich spart.

Und das, liebe Leser, ist der zynische Witz an der ganzen Geschichte: Während wir auf die falschen Regierungen drücken, sitzen die Geiseln weiter in der Falle. Die Politik applaudiert sich selbst – und die Welt schaut zu.

Merz zieht den Stecker – und die Hamas drückt auf „Gefällt mir“

Man muss schon sehr fest in der Gummizelle deutscher Innenpolitik angeschnallt sein, um diesen Schritt für eine „Geste“ zu halten. Friedrich Merz, der Mann, der sonst gern den „Law and Order“-Cowboy gibt, legt die Waffe nieder – ausgerechnet in dem Moment, in dem sie gebraucht würde. Nicht im Kugelhagel der Geschichte, sondern in der geschmeidigen Stille eines Berliner Büros. Ohne Absprache mit der CSU, ohne Konsultation der Fraktion – dafür mit dem moralischen Selbstbewusstsein eines Instagram-Influencers, der gerade beschlossen hat, vegan zu leben.

Diese Entscheidung ist keine „Balance zwischen Humanität und Sicherheit“. Sie ist ein Freifahrtschein. Ein feuchter Traum für jeden Hamas-Pressesprecher. Ein symbolischer Kuchen, frisch gebacken in Berlin, mit einer Glasur aus Appeasement und Rosinen der Realitätsverweigerung.

Die Kanzleramt-Lyrik: Wenn Politik zur Poetry-Slam-Veranstaltung verkommt

Das offizielle Papier aus dem Kanzleramt enthält diesen einen Satz, der so schamlos ehrlich ist, dass er aus Versehen die Wahrheit trifft:

Diese Eskalation trägt auch zur Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte in Deutschland und Europa bei …“

Ach was! Wer hätte gedacht, dass man durch jahrelanges Wegsehen, halbseidene Integrationsromantik und die vollständige Immunisierung von importierten Hass-Ideologien irgendwann genau dort landet: in einer Republik, in der Solingen, München und Mannheim nicht nur Städte sind, sondern auch Etappen der schleichenden Kapitulation.

Wir wissen, wie die Mechanik funktioniert: Ein paar TikTok-Clips aus Gaza – schön gefiltert, mit Pathosmusik unterlegt – und schon marschiert in irgendeiner deutschen Innenstadt die Empörungsbrigade los. Es ist wie Teleshopping für Ideologen: „Bestellen Sie jetzt! Zwei Minuten Hass zum Preis von einem! Lieferung frei Haus.“

Straße macht Politik – und die Politik macht den Diener

Was Merz getan hat, ist nichts anderes als der politische Knicks vor dem Mob. Und ja, Mob – denn das, was in Berlin, Hamburg oder Essen unter „pro-palästinensischem Protest“ läuft, ist in Wahrheit ein offener Marktplatz für Antisemitismus, Islamismus und linken Hobby-Revolutionstourismus. Dort wird nicht für Frieden demonstriert, dort wird für die Abschaffung Israels und die Verbeugung des Westens geprobt.

Bis gestern war klar: Wer mit der Hamas sympathisiert, ist politisch verbrannt. Heute hingegen: staatlich geadelter Verhandlungspartner. Herzlichen Glückwunsch, der Rechtsstaat hat soeben den Pakt der Schwäche unterzeichnet.

Vom „Nie wieder“ zur End-of-Season-Rabattaktion

Einst war „Nie wieder“ eine historische Verpflichtung. Heute ist es ein ausgeleiertes Markenlogo, das im Ausverkauf liegt, zwischen den Restposten der moralischen Außenpolitik. Die neue Devise lautet: „Nie wieder – es sei denn, es gibt Ärger auf der Straße.“

Die Ironie ist so bitter, dass man sie nicht mehr mit Rotwein herunterspülen kann: Wir tauschen Auschwitz gegen Gaza, die Erinnerung an die Shoah gegen den Import fremder Opfermythen, und wir lassen uns von genau den Gruppen diktieren, die im Kern nichts anderes wollen, als den demokratischen Laden hier zu schließen und das Licht auszumachen.

Kein Schlussstrich – sondern der Anfang

Die Hamas und ihre deutschen Claqueure haben Blut geleckt. Nicht metaphorisch, sondern politisch: Sie wissen jetzt, dass der Druck funktioniert. Dass Drohungen, Massendemonstrationen, offene Judenfeindlichkeit und der Dauerbeschuss mit „Solidaritätsparolen“ zu Ergebnissen führen. Merz hat es ihnen schwarz auf weiß gegeben: Terror lohnt sich.

Und das Tragische daran: In den Archiven der Zukunft wird dieses Embargo nicht als „mutiger Schritt“ stehen, sondern als jener Moment, in dem die Bundesrepublik zum ersten Mal vor importierter Gewaltpolitik in die Knie ging. Das Foto dazu wird kein Staatsakt sein – sondern ein Selfie, aufgenommen auf einer pro-Hamas-Demo in Berlin, mit Hashtag: #WeDidIt.

Das hier ist nicht nur eine Fehlentscheidung.

Es ist eine historische Bankrotterklärung – und zwar unterschrieben im Namen der ganzen Republik.

Die Last des Friedens in Zeiten des Krieges

Golda Meir, Israels vierte Ministerpräsidentin und eine der bekanntesten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, war eine Frau, deren Leben von tiefen Widersprüchen geprägt war: unerschütterliche Entschlossenheit und tiefe Menschlichkeit, scharfer politischer Realismus und der sehnsüchtige Wunsch nach Frieden. Ihre Worte, die oft sowohl Hoffnung als auch Schmerz tragen, spiegeln die ganze Tragik des Nahostkonflikts wider.

Eines ihrer bekanntesten Zitate lautet:

„Man kann nicht mit jemandem über Frieden verhandeln, der gekommen ist, um einen zu töten.“

Dieser Satz ist kein Ausdruck von Hass, sondern eine nüchterne Feststellung aus der Erfahrung einer Frau, die wiederholt miterlebt hatte, wie Angriffskriege und Terrorakte das Überleben ihres Volkes bedrohten. Für Meir war Frieden kein romantisches Ideal, sondern ein Ziel, das nur auf einem Fundament gegenseitiger Anerkennung und Sicherheit entstehen konnte. Ohne die elementare Bereitschaft des Gegenübers, das Leben des anderen zu achten, waren alle Friedensgespräche für sie leer.

Noch eindringlicher wird ihr Denken in einem anderen Zitat:

„Wir können den Arabern verzeihen, dass sie unsere Kinder getötet haben. Wir können ihnen nicht verzeihen, dass sie uns zwingen, ihre Kinder zu töten. Wir werden erst dann Frieden mit den Arabern haben, wenn sie ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen.“

Hier spricht nicht nur die Politikerin, sondern auch die Mutter und Großmutter. Es ist ein Bekenntnis zu einem universellen Schmerz: dem Wissen, dass im Krieg nicht nur die eigenen Kinder in Gefahr sind, sondern auch die Kinder derer, die man als Feinde betrachtet. Golda Meir erkannte, dass Gewalt auf beiden Seiten Wunden hinterlässt, die Generationen prägen.

Ihre Worte sind nicht als einfache Schuldzuweisung zu verstehen, sondern als tragische Anklage gegen den Kreislauf von Hass und Vergeltung, in dem die Liebe zu den eigenen Kindern manchmal überlagert wird von der Erziehung zum Feindbild. Sie wusste, dass echter Frieden nur dann möglich ist, wenn dieser Kreislauf durchbrochen wird – wenn das Leben des eigenen Kindes wichtiger wird als die Vernichtung des anderen.

Golda Meirs Leben war geprägt von der Spannung zwischen Verteidigung und Versöhnung. Als Premierministerin musste sie Entscheidungen treffen, die Leben kosteten – und sie tat dies mit der Schwere einer Frau, die um den Preis jeder Unterschrift wusste. Ihre Empathie zeigte sich nicht in politischen Zugeständnissen um jeden Preis, sondern in dem unerschütterlichen Bekenntnis, dass Frieden nur auf gegenseitigem Respekt, Sicherheit und dem Willen zur Koexistenz beruhen kann.

Diese beiden Zitate bleiben bis heute Mahnung und Herausforderung zugleich: Frieden ist kein Dokument, das man unterzeichnet – er ist eine Entscheidung, die in den Herzen beider Seiten reifen muss. Und er beginnt dort, wo die Liebe zu den eigenen Kindern stärker ist als der Hass auf die anderen.

Wie man mit leeren Worthülsen den Gazastreifen „stabilisiert“

Macron und die UNO-Rettungsmission

Ach, Monsieur Emmanuel Macron, der große moralische Weltverbesserer aus dem Élysée-Palast! Wie könnte man je vergessen, dass immer dann, wenn irgendwo auf dieser Welt das Chaos tobt, unser französischer Präsident im Anzug und mit der zarten Stimme der Empörung auftaucht, um uns mit seinem rhetorischen Feuerwerk zu beglücken. „Nie dagewesene Katastrophe“ – welch dramatischer Ausdruck! Fast so, als hätte er gestern zum ersten Mal vom Nahost-Konflikt gehört und nun heldenhaft die Geschichts-Broschüre aufschlägt. Ach, Monsieur Macron, Auschwitz, Warschau, Leningrad? Kleine Randnotizen in Ihrem Geschichtsunterricht, nehme ich an? Warum sich mit dem echten Drama beschäftigen, wenn man lieber den Fernsehkameras den ultimativen emotionalen Soundtrack liefern kann?

Und dann kommt seine brillante Idee: eine „UNO-Stabilisierungsmission“. Ja klar, das klingt, als würde man mit einem Zauberstab durch Gaza wedeln und alles würde sofort Friede, Freude, Eierkuchen. Wie naiv kann man eigentlich sein? Macron träumt von Blauhelmen, die mit Schutzschilden und gutem Willen bewaffnet plötzlich den Krieg stoppen – als ob die UNO in den letzten Jahrzehnten nicht schon mehr als einmal bewiesen hätte, dass ihre „Missionen“ oft eher ein Bürokratie-Marathon sind, bei dem das Blut der Menschen vor Ort bloß statistischer Begleitgeräusch bleibt.


UNO-Mandate: Macrons Lieblings-Wunschkonzert

Die „internationale Koalition unter UN-Mandat“ klingt fast so, als hätte Macron eine Fernsehserie zu Ende geguckt und dachte sich: „Das kann ich auch!“. Die Realität ist bekanntlich etwas langweiliger: Blauhelme, die mit geschulterten Helmen durch die Ruinen spazieren, während dahinter die Kugeln pfeifen und die Politiker brav weiter konferieren. Schon mal einen blauen Helm getragen, Herr Präsident? Ich schon, Sie sicher nicht, denn sonst wüssten Sie, dass die „Stabilisierung“ eher ein euphemistischer Begriff für „wir tun so, als ob“ ist.

Und diese Idee, man könne die Hamas einfach „entwaffnen“ und eine nette palästinensische Führung etablieren, ist entweder pure Ignoranz oder das französische Äquivalent zu einem Kindergeburtstag: „Wir machen jetzt mal ganz doll Frieden spielen.“ Aber wer soll denn bitte diese „Führung“ sein? Der Haufen, der sich nicht einmal gegenseitig leiden kann? Natürlich übersieht Macron geflissentlich, dass die lokale Bevölkerung nicht nur Statisten in seinem moralischen Theaterstück sind, sondern echte Menschen mit komplexen Geschichten und noch komplexeren Hoffnungen.


Netanyahu, die Katastrophe und Macrons selektives Erinnerungsvermögen

Und dann seine Kritik an Netanyahu: „Nie dagewesene Katastrophe“ und „nicht enden wollender Krieg“. Ach ja, Monsieur Macron, als hätte der israelische Premier allein mit einem Zauberstab den Nahostkonflikt gestartet. Die rund 1200 Ermordeten vom 7. Oktober? Ach, die sind wohl in Ihrem Gedächtnis so verpufft wie ein schlechter Witz. Es ist viel einfacher, dem Nachbarn den Schwarzen Peter zuzuschieben, als sich mit der eigenen blamablen Außenpolitik auseinanderzusetzen.

Dass eine UNO-Mission den Krieg in zwei Wochen beendet? Da hat wohl jemand zu viele französische Träume geträumt. Macron lebt in einer Blase aus naivem Moralismus, während Gaza brennt. Seine Vorschläge sind nichts weiter als Polit-Theater: große Worte, noch größere Illusionen und eine gehörige Portion Selbstverliebtheit.


Fazit: Macron, der große Illusionist

Emmanuel Macron – der moralische Rettungsanker, der nichts weiter anbietet als Phrasen, die so hohl sind, dass sie selbst in einem leeren Raum noch nachhallen. Seine Forderung nach einer UNO-Mission ist ein feiner Zug – für ihn. Für Gaza bleibt es ein bitteres Stück Politik, bei dem man den moralischen Zeigefinger hebt, aber mit der wirklichen Verantwortung lieber nicht in Berührung kommt.

In Wahrheit interessiert Macron nicht das Leid der Menschen, sondern nur der Applaus der Kameras. Der Gazastreifen ist für ihn die Bühne eines politischen Dramas, in dem er die Hauptrolle spielt – während die wahren Opfer im Schatten untergehen. Wenn das die „große Politik“ ist, dann gute Nacht, Frankreich.

Das Theater der Heuchelei

Wenn Protest zum Angriff wird

Es ist ein Schauspiel, das längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand flüstert, sondern in den Straßen Europas mit ohrenbetäubender Lautstärke brüllt: Der sogenannte „pro-palästinensische Protest“ ist in Wahrheit eine perfide Inszenierung von Hass, Antisemitismus und ideologischer Aggression. Tausende, die täglich auf die Straße strömen, sind kein Bild des zivilgesellschaftlichen Engagements, sondern das Abbild eines toxischen Bündnisses aus Islamisten, Linksradikalen und ultraradikalen Antisemiten. Die Maske des vermeintlichen Mitleids fällt schnell, wenn man sieht, wie Universitäten verwüstet werden, Polizisten beleidigt und Juden offen bedroht oder angegriffen werden. Wo der Diskurs längst hätte enden müssen, beginnt eine wütende Kampagne der Einschüchterung.

Aber Achtung, nicht protestieren, nicht argumentieren, nicht debattieren – nein, das alles wäre zu zivilisiert. Stattdessen setzen diese Gruppen auf rohe Gewalt, auf Einschüchterung und auf das offene Bekenntnis zur Vernichtung Israels. Die westliche Öffentlichkeit wird mit einem rhetorischen Taschenspielertrick hinters Licht geführt: Das Label „pro-palästinensisch“ dient als Tarnung für die Verbreitung von Ideologien, die mit friedlichem Protest nichts zu tun haben. Die Wortführer dieser Bewegungen feiern sich bereits öffentlich für den „Erfolg“ der Krawalle, die ein klares Ziel verfolgen: Den Boden für den Antisemitismus zu bereiten und Europa vor den Kopf zu stoßen.

Der Verrat an der Geschichte: Gaza statt Auschwitz?

In einem makabren Akt der Geschichtsvergessenheit und ideologischen Blindheit schleicht sich eine gefährliche Umkehr der Erinnerungsprioritäten ein: Nicht mehr Auschwitz, die Mahnung an der industriellen Vernichtung von Millionen Juden, soll die westliche Moral bestimmen, sondern Gaza – ein umstrittenes und zerstörtes Stück Land (schon vor dem 7. Oktober), das von der Terrororganisationen Hamas als politische Waffe missbraucht wird. Der Schulterschluss aus muslimischen Geflüchteten, die in Europa Schutz suchten, jedoch jegliche Integrationsbereitschaft verweigern, und linksradikalen „Antifaschisten“, die sich in Wirklichkeit als nützliche Idioten der Hamas erweisen, ist das perfide Ergebnis jahrzehntelanger Ignoranz und Naivität.

Dieser Hass ist kein Nebeneffekt, er ist Programm. Er ist die Rachephantasie gegen das Existenzrecht Israels, die Verachtung für den Rechtsstaat und die bewusste Untergrabung jeglicher demokratischer Werte. Und die Ironie, dass Europa, die Wiege der Aufklärung und der Menschenrechte, sich nun von dieser Allianz einschüchtern lässt, ist bitterer als jede Ironie.

Die Kapitulation des Rechtsstaats: Wenn Gewalt belohnt wird

Wer glaubt, es handele sich nur um sporadische Ausschreitungen, unterschätzt die Dimension dieses Problems maßlos. Europa steht an einem historischen Scheideweg. Wenn man dieser Mischung aus Einschüchterung, Gewalt und ideologischer Unterwanderung mit Füßen tritt und ihr nicht entschieden begegnet, wird das eine Lawine auslösen, die sich kaum noch aufhalten lässt. Die Listen, von denen gesprochen wird, sind real – sie verzeichnen Namen jener, die Israel unterstützen oder sich offen gegen diese antisemitischen Strömungen stellen.

Das perfide Ziel? Ein Schlussstrich unter die Geschichte des Holocaust, ersetzt durch einen falschen, moralisch gefährlichen Fokus auf Gaza. Es geht nicht nur um Politik, es geht um die Ausbreitung islamistischer Strukturen, die gezielt den Rechtsstaat aushöhlen und Polizei sowie Politik unter Druck setzen. Die Krawalle, die heute „Erfolg“ feiern, sind der Auftakt einer Entwicklung, die Europa in eine Spirale aus Gewalt und moralischer Bankrotterklärung führen kann.

Der deutsche Sonderweg: Ein Merz in der Makulatur

Die deutsche Bundesregierung versucht, die unangenehme Realität mit Symbolpolitik zu übertünchen, doch hinter der Fassade herrscht Kapitulation. Der Versuch, eine „Zeitenwende“ à la Macron zu inszenieren, wirkt wie der verzweifelte Griff nach einem letzten Strohhalm. Frankreichs Beispiel ist Warnung und Lehrstück zugleich: Die Angst vor Unruhen in muslimisch geprägten Vierteln führt dazu, dass Außenpolitik in den Vororten mitbestimmt wird – eine fatale Entwicklung.

Europa war einst ein Bollwerk gegen Antisemitismus, ein Garant für den Schutz von Minderheiten und demokratischen Werten. Diese Brandmauer fällt jetzt Stück für Stück, und mit ihr drohen französische Verhältnisse in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Selbstbewusste islamistische Parallelgesellschaften, der Rückzug aus dem staatlichen Gewaltmonopol und die schleichende Distanzierung von den Grundwerten der Demokratie sind keine dystopische Fantasie, sondern das reale Risiko.

Und unser Vorsitzender der Union? Friedrich Merz? Ein Mann, der sich – wenn überhaupt – kurzfristige Ruhe erkaufen möchte, während er die langfristigen Konsequenzen einer solchen Politik offensichtlich nicht in vollem Umfang begreift. Die Folgen dieser Kapitulation sind verheerend und sollten jeden, dem Europa und seine Werte am Herzen liegen, zutiefst alarmieren.

Fazit: Europa steht an der Kippe

Der Diskurs um den Nahostkonflikt darf nicht zur Bühne werden, auf der Antisemitismus, Gewalt und Hass triumphieren. Die Anerkennung eines „Palästinas“ unter diesen Umständen ist keine diplomatische Errungenschaft, sondern eine politische Bankrotterklärung. Sie ist der Schulterschluss mit jenen Kräften, die Europas Werte verachten und zerstören wollen. Wer glaubt, man könne durch Nachgeben und Verharmlosen Ruhe bewahren, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Europa muss sich jetzt entscheiden: Für die Demokratie oder für den Hass. Für das Erinnern an Auschwitz oder das Vergessen in Gaza. Für den Rechtsstaat oder die Kapitulation. Denn eines ist sicher: Die Straße gehört nicht den Hasspredigern – sie gehört uns allen.

Narrative als Waffen: Ein Krieg jenseits der Schlachtfelder

Inmitten des zerstörerischen Infernos von Gaza, wo Häuser zerfallen und Leben in Schutt und Asche liegen, tobt längst ein zweiter Krieg. Kein Krieg der Bomben und Kugeln, sondern ein Krieg der Worte, der Deutungen und der Erzählungen. Während die Weltöffentlichkeit mit klopfendem Herzen auf die Bilder des Leids starrt, hat die Hamas eine noch raffiniertere Waffe gezückt: das Narrativ. Ein Geflecht aus Empörung, Opfermythen und selektiver Wahrheit, das im westlichen Salon ebenso verzückt wie in der arabischen Straße jubelnd aufgenommen wird. Denn was wäre der militante Terror ohne seinen ideologischen Dunstkreis, der ihn in den Köpfen rechtfertigt, ja sogar glorifiziert?

Dass es Hunger, Tod und Verzweiflung in Gaza gibt, bestreitet niemand ernsthaft. Doch wer sich hier begnügt, wer sich in einem simplen Opfer-Täter-Dualismus einrichtet, der hat den Wald vor lauter Bäumen längst verloren. Denn die Hamas versteht sich als Meister des Narrativs, als Alchemisten, die jede Brutalität in einen Edelstein der moralischen Überlegenheit verwandeln – zumindest in den Augen ihrer Anhänger. Die westlichen Linken, Intellektuellen und ideologischen Follower lassen sich zu oft von diesem Glanz blenden und setzen das Hamas-Narrativ kritiklos als unumstößliche Wahrheit neben die einzige Schuld Israels.

Der Mythos der Opferrolle: Strategische Ignoranz auf höchstem Niveau

Es ist ein gewaltiges Kunststück, sich als Opfer darzustellen, während man zugleich eine Organisation anführt, die ihr Volk in einem Käfig aus Zerstörung und Fanatismus hält. Die Hamas malt sich gern als letzten Widerstand gegen koloniale Unterdrückung, doch gleichzeitig ist sie ein Regime, das seine Bevölkerung entrechtet, systematisch in eine Abhängigkeit von Gewalt, Elend und ideologischer Verblendung zwingt. Dass der Blockade Gaza wirtschaftlich stranguliert, wird ebenso benutzt wie die gezielten Angriffe auf Israel, um sich in ein unvergleichliches Opferkleid zu hüllen. Das Narrativ malt Israel als Aggressor, als Täterstaat, während die Hamas sich als legitimer Held inszeniert, der für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft.

Wer hier nicht mitspielt, wer kritische Fragen stellt, wird in den sozialen Medien sofort zum Verräter gestempelt. Die rhetorische Waffe der Hamas und ihrer westlichen Jünger ist der moralische Erpressungsgriff: Wer die Hamas hinterfragt, wird zum Komplizen eines Unterdrückers erklärt. Das ist keine Debatte mehr, das ist ein digitaler Lynchmob, der rationale Auseinandersetzung erstickt und jede Spur von differenzierter Analyse auslöscht. Die Hamas-Narrative werden zur universalen Heilslehre, zur intellektuellen Einbahnstraße, auf der jede Kritik als Verrat gilt.

Die westernisierte Komplizenschaft: Der Hochmut der moralischen Unschuld

Wie es möglich ist, dass sich in den aufgeklärten Gesellschaften des Westens eine immer breitere Bewegung formiert, die nicht nur die komplexe Realität verleugnet, sondern die Hamas geradezu als demokratische Befreiungsbewegung feiert, bleibt ein Rätsel von zynischer Eleganz. Es ist ein Hybrid aus postkolonialer Schuld, Antiamerikanismus, linker Identitätspolitik und einem verkürzten, ideologisch aufgeladenen Menschenrechtsdiskurs, der hier zusammenkommt.

Dabei wird auf eklatante Widersprüche geblendet: Die Hamas, eine Organisation, die Terrorismus, Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und religiöse Intoleranz praktiziert, wird mit antifaschistischen Kämpfern, mit Freiheitshelden verglichen. Wer diese Gleichsetzung hinterfragt, wird schnell in die Ecke der „bösen Zionisten“ gestellt, als wäre die Kritik an einem totalitären Regime das eigentliche Verbrechen. Der westliche Aktivismus, der sich blindlings auf Hamas-Narrative stützt, ist kein Ausdruck von Solidarität, sondern von moralischer Kurzsichtigkeit und intellektueller Faulheit.

Zwischen Empathie und Realität: Der schmale Grat der Verantwortung

Empathie für das Leid der Menschen in Gaza ist unverzichtbar, ja humanitär geboten. Doch Empathie darf nicht zur Verweigerung von Realität und Verantwortung werden. Die Hamas ist nicht Opfer der Umstände, sondern auch Täterin eines Systems, das seinen eigenen Menschen die Hoffnung raubt und sie zugleich als menschliche Schutzschilde benutzt. Die unverschämte Instrumentalisierung des menschlichen Leids, das Kalkül, mit dem zivile Opfer in Kauf genommen werden, sind Ausdruck eines zynischen Machtkalküls, das mit den Narrativen der Hamas systematisch verschleiert wird.

Wenn westliche Intellektuelle und Aktivisten sich also auf die Seite der Hamas schlagen, wenn sie deren Erzählungen kritiklos übernehmen, dann sind sie keine naiven Gutmenschen mehr. Sie sind Komplizen in einer Propagandaschlacht, die den Konflikt weiter anheizt, die den Frieden sabotiert und die Spirale der Gewalt verlängert.

In einer Welt, die von komplexen Realitäten geprägt ist, kann es keinen Platz für vereinfachende Schwarz-Weiß-Malerei geben. Die Hamas-Narrative sind nichts weiter als ideologische Brandbeschleuniger – elegant verpackt, clever vermarktet, brutal wirksam. Und wer sie kritiklos schluckt, der macht sich mitschuldig an dem Wahnsinn, der im Namen von Freiheit und Widerstand tagtäglich Leben vernichtet.

Vom „Anderl von Rinn“ zum „Mohammed von Gaza“

Die antisemitische Kindermordlegende im modernen Gewand

Es ist eine der sonderbaren Konstanten der Menschheitsgeschichte, dass Gerüchte länger leben als ihre Urheber – und oft sogar länger als deren Urenkel. Manche Lüge wird mit solcher Inbrunst erzählt, dass sie sich, Generation für Generation, wie ein besonders zäher Familienfluch vererbt. Der „Anderl von Rinn“, jener fiktive Tiroler Knabe, dessen angebliche Ermordung durch „die Juden“ im Jahr 1462 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kirchenfenstern, Andachtsbildern und Wallfahrten verewigt wurde, ist ein Paradebeispiel. Nicht weil sein Schicksal real gewesen wäre – es war so real wie Rotkäppchens Großmutter im Magen des Wolfs –, sondern weil er als Legende die perfekte Erzählstruktur für all jene bot, die sich an den einfachsten aller Weltformeln berauschen: Es gibt die Guten (wir), es gibt die Bösen (die anderen), und das Blut der Kinder ist der Prüfstein der Moral.

Natürlich ist diese Formel weder originell noch sonderlich clever. Aber sie ist anschlussfähig, und das ist in der politischen Mythologie der entscheidende Punkt. Man muss keine literarische Finesse besitzen, um sie zu erzählen – man braucht nur ein Opfer (am besten klein, unschuldig, mit unschlagbar guten Porträtmöglichkeiten in Holzschnitt oder Instagram-Story), einen Täter (klar markiert, kulturell kodiert, ohne Raum für Ambivalenz) und ein Publikum, das bereit ist, die Geschichte zu glauben, weil sie sich so wunderbar sauber anfühlt. Wahrheit ist hier Nebensache; was zählt, ist die dramatische Plausibilität im Dienste der Identität.

Von der Hostienfrevel-Gotik zur Hashtag-Ästhetik

Man könnte nun hoffen, die Moderne, aufgeklärt und mit Wikipedia bewaffnet, habe derlei Blödsinn endgültig erledigt. Doch das ist eine naive Annahme, fast schon rührend in ihrer Gutgläubigkeit. Die antisemitische Kindermordlegende hat lediglich ihr Kostüm gewechselt, den Bühnenboden getauscht und die Beleuchtung auf LED umgestellt. Aus dem „Anderl von Rinn“ mit seiner barocken Märtyrerikonographie ist der „Mohammed von Gaza“ geworden – ein idealisiertes, oft nicht einmal überprüfbares Kindergesicht, in Endlosschleife verbreitet, diesmal nicht als Votivtafel in einer Seitenkapelle, sondern als Bild in den sozialen Medien, flankiert von empörten Tweets und tränenfeuchten Facebook-Kommentaren.

Die Struktur ist dieselbe: Ein Kind wird angeblich von den Juden (heute im präziseren Vokabular „den Zionisten“ oder „der israelischen Armee“ – sprachliche Tarnmuster ändern sich eben) auf grausame Weise getötet. Der Kontext – etwa Raketen, die aus dicht besiedelten Wohngebieten abgefeuert werden, oder das perfide Kalkül militanter Gruppen, zivile Opfer als strategische Ressource zu nutzen – wird elegant weggeschnitten wie ein störender Schatten auf einem Instagram-Filter. Das Bild muss sauber bleiben: ein makelloses Opfer, ein klarer Täter, eine Welt, die so einfach ist, dass man sie in drei Emojis zusammenfassen kann.

Die ästhetische Effizienz der Empörung

Der „Mohammed von Gaza“ (der Name hier als Platzhalter für eine ganze Galerie solcher medialen Märtyrer) ist kein individuelles Schicksal mehr, sondern eine ikonische Figur, entworfen für maximale Reichweite. Die Botschaft lautet: Sie töten unsere Kinder. Das ist keine nüchterne Nachricht, sondern ein rhetorischer Nuklearschlag – jeder, der widerspricht, muss sich mit dem impliziten Vorwurf des Zynismus oder gar der Komplizenschaft abfinden. Die alte Legende vom Anderl funktionierte genauso: Wer die Erzählung infrage stellte, stellte sich moralisch gegen ein unschuldiges Kind. Wer Zweifel äußerte, galt als „Judenknecht“ oder „Glaubensverräter“. Heute ist man dann „zionistischer Propagandist“ oder „Teil der Lügenpresse“.

Was sich geändert hat, ist die Geschwindigkeit und Reichweite der Reproduktion. Im Mittelalter brauchte es Wochen, um eine solche Geschichte über Bergtäler hinweg zu verbreiten; heute reicht ein Hashtag und ein paar gut platzierte Bilder in Telegram-Kanälen, um binnen Stunden Millionen zu erreichen. Doch der eigentliche Fortschritt liegt nicht in der Technik, sondern in der ästhetischen Effizienz der Empörung: Die Legende ist schlanker geworden, befreit von theologischen Fußnoten und Heiligenkalendern, dafür optimiert für den emotionalen Schnellkonsum.

Warum wir solche Geschichten lieben (und fürchten sollten)

Die Persistenz solcher Narrative hat nichts mit Fakten zu tun – sie lebt von psychologischen Reflexen. Das Kind als ultimatives Opfer ist ein archetypisches Symbol, das selbst in den zynischsten Köpfen noch eine schmerzhafte Saite zum Schwingen bringt. Und wer es als Propagandawaffe einsetzt, kann sicher sein, dass sich moralische Komplexität in moralische Simplizität auflöst. Dabei ist das perfide Element, dass das echte Leid realer Kinder – ob in Rinn oder in Gaza – instrumentalisiert wird, um nicht Empathie zu fördern, sondern Hass zu verstetigen.

Und genau hier steckt die bittere Ironie: Wer den „Mohammed von Gaza“ verbreitet, um eine klare Front zu ziehen, ist geistiger Komplize jener Priester, die im 17. Jahrhundert den „Anderl von Rinn“ predigten. Man hat nur den Altar gegen eine Timeline getauscht, den Weihrauch gegen algorithmisch getriebene Empörung. Die Absicht ist dieselbe geblieben: Ein Feindbild schaffen, das nicht hinterfragt werden kann, weil es mit dem Blut der Unschuld geweiht wurde.

Epilog: Das Geschäft mit dem ewigen Kind

Vielleicht wäre es zu viel verlangt, die Menschheit möge diese uralte Versuchung endlich ablegen. Das Narrativ vom ermordeten Kind ist einfach zu verführerisch, zu mächtig, zu sofortig in seiner Wirkung. Aber wer heute beim Scrollen einem „Mohammed von Gaza“ begegnet, sollte sich bewusst sein, dass er in Wirklichkeit in einer jahrhundertealten Theateraufführung sitzt, deren Bühnenbilder zwar digital sind, deren Dialoge aber aus der Mottenkiste der Geschichte stammen. Die Requisiten mögen neu glänzen, die Moralpredigt ist uralt – und ihre Pointe ist stets dieselbe: Nicht das Kind wird gerettet, sondern der Hass.

Ein Land, in dem das Schwert nie stumpf wird

Es gibt Länder, in denen man die Todesstrafe in den Geschichtsbüchern findet, vergilbt und mit einem Warnhinweis versehen, so wie Asbestplatten oder Zigarettenwerbung aus den 60ern. Und dann gibt es Saudi-Arabien. Dort ist sie kein Relikt, sondern eine Betriebsanweisung. Die aktuelle Rekordmarke an vollstreckten Urteilen liest sich wie eine makabre Statistik aus einem Paralleluniversum, in dem der Fortschritt vor allem darin besteht, wie schnell und effizient man Menschen das Leben nehmen kann. Mord, Drogenhandel, Waffenschmuggel – das sind die offiziell akzeptierten Türöffner zum letzten Gang unter freiem Himmel. Die inoffiziellen? Nun, die Liste ist kreativer: ein Tweet, der die falsche Meinung enthält, ein Gedanke, der nicht ins Herrschaftsnarrativ passt, eine Demonstration, deren Teilnehmerzahl im besten Fall einstellig bleibt, weil man im schlimmsten Fall anschließend einstellig unter der Erde liegt.

Geständnisse werden dabei gern wie in einem besonders makabren Kochrezept gewonnen: ein paar Stunden Schlafentzug, eine Prise Isolation, eine großzügige Portion Folter – und schon serviert der Angeklagte das gewünschte Schuldeingeständnis, garniert mit gebrochenen Knochen. Der Rechtsweg ist kurz, weil er nicht gepflastert, sondern planiert ist: keine Anwälte in der Untersuchungshaft, keine Besuche von Angehörigen, dafür jede Menge juristischer Nebel, der sich hervorragend dazu eignet, Willkür als Rechtsfindung zu tarnen.

Die politische Beilage: Meinungsäußerung à la carte

Wer glaubt, es ginge hier nur um schwere Verbrechen, irrt. Politische Anklagen sind das stille Rückgrat der saudischen Justizmaschine. Hochverrat? Aufwiegelung der öffentlichen Meinung? Teilnahme an einer Demonstration? In anderen Ländern sind das Schlagzeilen in der Lokalzeitung – in Saudi-Arabien sind es die letzten Einträge im Lebenslauf. Ein flapsiger Kommentar in den sozialen Medien kann zu einer unfreiwilligen Begegnung mit dem Henker führen, der im Gegensatz zum Algorithmus kein Problem mit Ironie hat, sondern sie schlicht nicht versteht.

Es ist diese Mischung aus mittelalterlicher Härte und digitaler Überwachung, die das Ganze so zeitgenössisch wirken lässt. Die Guillotine 2.0, jetzt mit WLAN.

Die Kunst des Wegschauens: Deutsche Wirtschaftsethik

Und während drinnen die Klingen fallen, poliert draußen jemand die Mercedes-Sterne. Denn trotz aller Schreckensmeldungen ist Saudi-Arabien kein Paria, sondern ein gern gesehener Geschäftspartner. Deutsche Unternehmen lieben ihre saudischen Kunden – die kaufen schließlich nicht nur Autos, sondern auch Maschinen, Chemieprodukte, feinmechanische Präzisionswunderwerke. Der Export läuft wie geschmiert, und das Öl für diese Mechanik fließt nicht aus der Erde, sondern aus den prall gefüllten Staatskassen in Riad.

Das Ganze wird offiziell unter dem freundlichen Etikett „Wirtschaftskooperation“ geführt. Das German Saudi Arabian Liaison Office (GESALO) sorgt dafür, dass man in Riad weiß, wie man „Made in Germany“ buchstabiert, und die Gemischte Wirtschaftskommission (GWK) ist eine Art höflicher Stammtisch, bei dem man sich auf Augenhöhe zuprostet – allerdings ohne die lästigen Nebensätze zu Menschenrechten. Denn Menschenrechtsdebatten sind in diesem Kontext wie Sand im Getriebe: unangenehm, störend, und vor allem schlecht fürs Geschäft.

Moral – bitte nur im Konjunktiv

Natürlich gibt es in Deutschland noch Stimmen, die anmahnen, man solle Menschenrechtsverletzungen zumindest ansprechen. Julia Duchrow, zum Beispiel, erinnert die Bundesregierung daran, dass die Todesstrafe geächtet gehört. Aber „ansprechen“ ist so ein herrlich elastisches Wort – es kann bedeuten, dass man es energisch in einer Pressekonferenz sagt, oder dass man es beiläufig zwischen Dessert und Espresso erwähnt, wenn man in Riad gerade über neue Handelsabkommen plaudert. Der Unterschied ist in der Außenwirkung minimal, in der Innenwirkung praktisch unsichtbar.

Das Ganze erinnert an einen gut erzogenen Gast, der beim Abendessen feststellt, dass das Fleisch leicht angebrannt ist – und statt es auszusprechen, höflich lächelt, damit der Gastgeber sich nicht schämt. Nur dass es hier nicht um Fleisch geht, sondern um Menschenleben. Aber das ist ja nur eine Nuance.


Fazit: Eine perfekte Symbiose aus Öl, Stahl und Schweigen

So leben wir also in einer Welt, in der Maschinen aus Deutschland in Saudi-Arabien glänzen, während dort die Guillotine niemals Rost ansetzt. Eine Welt, in der die politische Moral gerne an der Passkontrolle hängenbleibt, wenn im Handgepäck profitable Verträge liegen. Und eine Welt, in der man den Wert eines Menschenlebens offenbar daran misst, ob es in Euro, Dollar oder Barrel Öl umgerechnet werden kann.

Die Saudis liefern Öl, wir liefern Technik. Sie liefern Hinrichtungen, wir liefern Schweigen. Eine Win-Win-Situation, wie sie in keinem Wirtschaftslehrbuch schöner beschrieben werden könnte. Nur dass das „Win“ hier so selektiv verteilt ist, dass es manchen Menschen schlicht den Kopf kostet.