Von der Meinungsfreiheit zur Meinungspflicht?

Das Paradoxon der Freiheit

Freiheit ist ein schönes Wort, solange es nicht definiert werden muss. Besonders die Meinungsfreiheit – jenes herrliche, unverbrüchliche Grundrecht, das auf dem Papier der Verfassung so stolz strahlt wie die Glanzbroschüre eines Discounturlaubes, der sich in der Realität als fensterloser Keller entpuppt. Doch wie alles in einer durchregulierten Gesellschaft hat auch die Meinungsfreiheit ihre Schattenseiten – vor allem dann, wenn sie zu viel Freiheit enthält. Zum Glück gibt es in Deutschland und der EU findige Gesetzgeber, die dem Wildwuchs des Sagbaren durch wohlmeinende Regularien Einhalt gebieten.

Heiko Maas, der Pionier des Sagbaren

Im Jahre 2017/18 geschah das Unvermeidliche: Die Regierung erkannte, dass Menschen im Internet unerwünschte Dinge sagen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das als Heiko Maas‘ juristisches Meisterwerk in die Annalen einging, verpflichtete soziale Netzwerke zur umgehenden Löschung strafbarer Inhalte. Dass „strafbar“ dabei eine flexible Kategorie ist, wurde nicht nur von wohlmeinenden Netzwerkanbietern erkannt, sondern auch von jenen, die sich plötzlich wegen vermeintlich ironischer Tweets im digitalen Orkus wiederfanden.

Das Gesetz schuf eine neue Ordnung der Meinungsäußerung: Wer etwas sagt, das möglicherweise jemand anderen beleidigen könnte – ob er es so meinte oder nicht, spielt keine Rolle –, muss sich darauf einstellen, dass seine Worte mit der Präzision eines chirurgischen Eingriffs entfernt werden.

Die Definition des Hasses

2020 entschied sich die damalige Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, der Meinungsfreiheit einen weiteren freundlichen Maulkorb zu verpassen. Hasskriminalität, das neue Buzzword der digitalethischen Elite, wurde zum justiziablen Tatbestand erklärt. Das Problem dabei: Was Hass ist, bestimmt nicht der Sprecher, sondern der Empfänger.

Ein unglücklich formulierter Kommentar, eine ironische Bemerkung oder ein satirischer Seitenhieb? Lieber vorsorglich löschen! Denn es könnte ja jemanden geben, der sich betroffen fühlt – und in einer Demokratie ist es selbstverständlich oberste Pflicht, möglichst niemanden zu kränken. Wer braucht schließlich eine Debatte, wenn Konsens auch durch Verordnung hergestellt werden kann?

EU-Regulierung für eine bereinigte Debatte

Europa ist bekannt dafür, ein Faible für Regularien zu haben. Ob Krümmungsgrade von Bananen oder die exakte Lautstärke von Staubsaugern – Brüssel reguliert mit Hingabe. Da war es nur konsequent, auch die Meinungsfreiheit in die liebevollen Arme der bürokratischen Mutter EU zu nehmen. Der Digital Services Act, federführend unter Ursula von der Leyen durch Margrethe Vestager und Thierry Breton gestaltet, trat 2024 in voller Pracht in Kraft.

Ziel: Illegale Inhalte schneller entfernen. Problem: Die Definition von „illegal“ ist so dehnbar wie ein Politiker-Versprechen vor der Wahl. Ergebnis: Plattformen greifen lieber zur digitalen Machete, als sich dem Risiko eines Rechtsstreits auszusetzen. Ein Rant über politische Missstände? Könnte Desinformation sein. Ironie? Besser nicht. Sarkasmus? Kritisch. Besser ist: „Ja, alles ist wunderbar, danke Brüssel!“

Terror oder Meinungsdelikt?

2021 setzte die EU mit einer weiteren Regelung noch einen drauf: Innerhalb einer Stunde müssen „terroristische Inhalte“ gelöscht werden. Nun ist Terrorismus eine ernste Sache, aber was genau darunterfällt, bleibt – sagen wir – interpretationsfreudig.

Was, wenn ein Historiker eine kritische Auseinandersetzung mit radikalen Ideologien postet? Oder ein Journalist investigativ zu den Strukturen extremistischer Gruppen berichtet? Ach, was soll’s! Sicher ist sicher, runter mit dem Zeug! Das Wort „Terror“ alleine reicht aus, um zur digitalen Persona non grata zu werden. Schließlich gilt: Ein freies Netz ist ein sauberes Netz – und ein sauberes Netz ist eines, in dem nichts Störendes gesagt wird.

Die Meinung ist frei – wenn sie genehmigt ist

Wen juckt schon das Grundgesetz, wenn der moralische Kompass der Exekutive doch viel feinfühliger ist? Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie durch ihre eigenen Vertreter vor zu viel Demokratie geschützt wird. Ist das nicht wundervoll? Eine Welt ohne Hass, ohne Desinformation, ohne unbequeme Wahrheiten.

Also, liebe Bürger, atmet auf: Eure Meinung ist nach wie vor frei. Ihr müsst euch nur gut überlegen, ob ihr sie auch äußern wollt. Aber keine Sorge – wenn nicht, dann tut das bald schon ein Algorithmus für euch.

Antifaschistischer Schutzwall 2.0

Niemand hat die Absicht, eine Brandmauer zu bauen

Es gibt in der Geschichte der deutschen Sprache Formulierungen, die in ihrer Durchschlagskraft beinahe politisches Sprengstoffpotenzial besitzen. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ ist eine davon. Walter Ulbrichts denkwürdiger Satz, gesprochen wenige Wochen vor dem Bau der Berliner Mauer, war eine der dreistesten, unfreiwillig komischen und zugleich tragischsten politischen Nebelkerzen des 20. Jahrhunderts. Heute, im 21. Jahrhundert, erleben wir eine Neuauflage dieses Phänomens, allerdings in semantischer Feinkostform: „Brandmauer“ heißt das neue Zauberwort, das in politischen Debatten mit der Frequenz eines Werbeslogans fällt. Doch wogegen richtet sich diese Brandmauer, wer baut sie, warum wird sie erbaut – und wer hat selbstverständlich „niemals die Absicht“, sie zu errichten?

Der Bauplan: Wer die Brandmauer zieht, bestimmt den Diskurs

Die Brandmauer gegen rechts, so das offizielle Label, soll eine Schutzfunktion haben. Wie ein Bollwerk gegen die braunen Fluten wird sie beschworen, gerühmt, verteidigt und gelegentlich notgedrungen ein kleines Stück eingerissen, um dann mit großem Pathos wieder hochgezogen zu werden. Sie ist mal stabil, mal porös, manchmal mit Gucklöchern versehen, je nachdem, welcher Politiker gerade mit wem in welchem Hinterzimmer spricht. Und dann die ganz entscheidende Frage: Wer bestimmt eigentlich, wo diese Brandmauer verläuft? Wer hat das Lineal in der Hand und zieht rote Linien? Die Antwort: diejenigen, die sich als moralische Oberbaumeister des politischen Diskurses sehen. Ein diffuses Gremium aus Parteifunktionären, Journalisten, Talkshow-Moderatoren und Twitter-Influencern.

Materialermüdung: Wenn Brandmauern löchriger werden

Doch es gibt ein Problem mit dieser Brandmauer: Sie zeigt Anzeichen von Materialermüdung. Zu oft schon wurde sie zweckmäßig verschoben, zu oft schon wurde jemand an den Pranger gestellt, der gestern noch als diskursfähig galt, und zu oft schon wurde sie taktisch gesenkt, um plötzlich mit anderen Akteuren „pragmatisch“ zusammenzuarbeiten. Der tragikomische Effekt: Während sie immer wieder errichtet wird, bröckelt sie im nächsten Moment an unerwarteter Stelle. Fast so, als wäre sie gar keine Mauer, sondern ein taktisch einsetzbarer Sichtschutz.

Wer zu oft „Brand!“ ruft, wird irgendwann nicht mehr ernst genommen

Ein weiteres Problem: Wer den Begriff „Brandmauer“ inflationär nutzt, beraubt ihn seiner Wucht. Wenn alles „rechts“ ist, dann ist am Ende nichts mehr wirklich rechts. Wenn jeder, der nicht in das enge Raster des tagespolitischen Mainstreams passt, zur Gefahr erklärt wird, dann verliert die Warnung ihre Bedeutung. Genau das erleben wir derzeit. Wo einst handfeste Definitionen für extremistische Positionen galten, wird heute nach Belieben erweitert, umdefiniert und auf den neuesten Feind projiziert. Das Ergebnis? Die eigentlichen Gefahren werden unsichtbar.

Die unfreiwillige Neuauflage

Und damit sind wir wieder bei Walter Ulbricht und seiner historischen Nebelkerze. Denn genau wie damals gibt es auch heute Menschen, die versichern: „Niemand hat die Absicht, eine Brandmauer zu errichten.“ Doch plötzlich ist sie da. Und sie wird höher und höher gezogen. Doch wer einmal eine Mauer baut, kann nicht verhindern, dass sie eines Tages gegen ihn selbst verwendet wird. Die Brandmauer 2.0 droht zum politischen Bumerang zu werden – mit der bitteren Ironie, dass die Bauherren von gestern die Eingemauerten von morgen sein könnten.

Die Bühne der Meinungsfreiheit

In einem Zeitalter, in dem Worte gleichermaßen als heiliges Gut und als gefährliche Waffen deklariert werden, erscheint die Debatte um die Meinungsfreiheit in Europa wie ein surreales Theaterstück – ein Schauspiel, in dem sich scharfsinnige Rhetorik, polemischer Sarkasmus und augenzwinkernde Ironie zu einem absurden Ballett der Selbstwidersprüche vereinen. Es ist, als ob man in einem prunkvollen Ballsaal tanzt, in dem der Gastgeber einerseits die Freiheiten zelebriert und zugleich mit eiserner Hand sämtliche abweichenden Töne unterdrückt – eine ironische Choreographie, die den Betrachter gleichermaßen fasziniert und verstört. Hier tritt insbesondere die Konfrontation zwischen JD Vance und Pistorius in den Vordergrund: Während Vance in markanten, fast schon epischen Zügen verkündet, „Europa akzeptiert keine freie Meinungsäußerung“, eröffnet sich ein Panorama, das gleichermaßen Kritik und Selbstironie, Erhebendes und Absurdes in sich birgt. Diese Ambivalenz, in der sich hohe literarische Ambitionen und polemisch-zynische Betrachtungen untrennbar verflechten, bildet den Ausgangspunkt für eine satirische Betrachtung jener Zeiten, in denen die Grenze zwischen legitimer Kritik und unerträglicher Beleidigung allzu leicht verwischt erscheint – stets begleitet von einem verschmitzten Augenzwinkern, das den ernsten Unterton dieser Diskussion mit einem Hauch von galantem Humor versüßt.

JD Vance und die Illusion der freien Rede

JD Vance, dessen appellative Aussage „Europa akzeptiert keine freie Meinungsäußerung“ einem beinahe prophetischen Klang entspringt, bietet einen Fundus an paradoxen Beobachtungen, der dem modernen Diskurs über Redefreiheit nicht selten den Schatten eines grotesken Schauspiels verleiht. Wie ein Redner auf einem toten Bühnenpodium erhebt er seine Stimme, um die vermeintliche Zensur in europäischen Landen anzuprangern – dabei aber nicht selten die ironische Tatsache außer Acht lassend, dass jene vermeintlich freien Worte sich in einem Netz aus politischen Interessen, medialen Eigeninteressen und selbst auferlegten sozialen Normen verfangen. Es ist, als ob Vance selbst, in seiner selbstbewussten Inbrunst, die ironische Komik eines Schauspiels inszeniert, in dem das Ideal der freien Rede zum Sisiphusstein mutiert: Endloses Ringen, das stets die Schwere einer sich wiederholenden Tragikomödie in sich trägt. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass der Ruf nach uneingeschränkter Redefreiheit – eine Art moderner Fanfare in den trüben Gängen politischer Diskurse – in Wahrheit weniger ein Ausdruck der Sehnsucht nach authentischer Debatte als vielmehr ein cleverer, wenn auch zynischer Versuch ist, die eigenen Widersprüche und den oft nahezu skurrilen Kampf gegen etablierte Machtstrukturen in den Vordergrund zu rücken. Dabei schimmert stets ein gewisses Augenzwinkern durch, als wollte Vance sagen: „Seht, wie absurd das ganze Spiel geworden ist!“ – eine Botschaft, die in ihrer provokativen Schlichtheit ebenso befreiend wie beängstigend wirkt.

Pistorius‘ scharfe Zurechtweisung: Die Rede als non-negotiable Tabu

Kaum ist das rhetorische Zepter von JD Vance in die Hand genommen worden, da schlägt Pistorius mit seiner klaren Ansage „Die Rede von Vance ist nicht akzeptabel“ zurück – eine Antwort, die in ihrer unverblümten Direktheit fast schon die Schärfe eines politischen Messerstichs in sich trägt. Hier offenbart sich, wie in einer grotesken Farce die Grenzen zwischen legitimer Kritik und dogmatischer Ablehnung verschwimmen: Pistorius, der sich in seinem eigenen rhetorischen Spiegelbild zu verlieren scheint, verweigert nicht nur die vermeintliche Wahrheit von Vances Aussage, sondern verurteilt zugleich die Art und Weise, wie diese Wahrheit inszeniert wird – als sei es nicht nur der Inhalt, sondern bereits die Form des Ausdrucks, die das öffentliche Wort zu einem untragbaren Relikt verkommen lässt. Es ist ein Schauspiel, das an die klassischen Szenen antiker Tragödien erinnert, in denen der Ruf nach Vernunft und Freiheit stets auf taube Ohren stößt, und dabei einen fast schon satirischen Unterton trägt: Wie kann es sein, dass in einem Kontinent, der sich auf die edlen Ideale der Aufklärung beruft, ein derart vehementes Unbehagen gegenüber dem freien Wort herrscht? Pistorius‘ Antwort, so kompromisslos und zugleich von einem fast schon selbstironischen Zynismus durchdrungen, lädt zu einem scharfsinnigen Blick auf die Mechanismen ein, die – in einer fast schon komisch anmutenden Verdrehung der Realität – die eigene Stimme zum Feindbild erheben, sobald sie sich der Norm widersetzt.

Die groteske Choreographie europäischer Zensurmechanismen

Betrachtet man die gesamte Inszenierung, in der sich die beiden Redner – der rebellische Vance und der dogmatisch-konservative Pistorius – in einem Tanz der Worte gegenüberstehen, so offenbart sich ein vielschichtiges Bild: Europa, dieses vielgestaltige Mosaik von Kulturen und politischen Systemen, scheint gleichermaßen ein Hort der Meinungsfreiheit wie ein labyrinthartiges Gefängnis des „akzeptablen“ Diskurses zu sein. In dieser grotesken Choreographie der Zensurmechanismen wird jede Äußerung, die auch nur im Entferntesten an den etablierten Kanon des politisch Korrekten grenzt, zum potenziellen Brennglas, das sowohl die Befreiung als auch die Zerstörung der individuellen Redegewalt heraufbeschwört. Es ist, als ob der Kontinent selbst, in einem augenzwinkernden Paradox, seine eigenen Ideale – einst als leuchtende Fackeln der Aufklärung gefeiert – in ein Labyrinth aus Widersprüchen und Feindseligkeiten verwandelt hat, in dem jede kritische Stimme auf einen vorgefertigten Feindbunker trifft, der sich mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks scharf schließt. So wird das rhetorische Schachspiel zwischen Vance und Pistorius zu einer Metapher für die allgegenwärtige Absurdität: Ein politischer Zirkus, in dem die Bühne der öffentlichen Debatte mehr an ein Minenfeld erinnert, in dem jeder Schritt, jede Äußerung, ein Balanceakt zwischen dem Streben nach Wahrheit und dem Zwang zur Selbstzensur darstellt – stets begleitet von einem sarkastischen Lachen im Hintergrund, das die Ironie des Ganzen nur noch unübersehbarer macht.

Ironie, Doppelmoral und das augenzwinkernde Absurde

Inmitten all dieser scheinbaren Widersprüche lässt sich nicht leugnen, dass gerade die Ironie und der tiefsitzende Zynismus der Diskussion den gesellschaftlichen Spiegel auf unnachahmliche Weise reflektiert: Hier wird das Ideal der freien Rede nicht als unumstößliche Wahrheit, sondern als wandelbares Konstrukt inszeniert, das je nach politischem Kalkül und gesellschaftlicher Stimmungshitze – oder eben den persönlichen Ambitionen einzelner Akteure – modifiziert, verschoben und in neuartige Formen gekleidet wird. Der augenzwinkernde Humor, der in diesen Debatten mitschwingt, wirkt dabei fast wie ein Ventil, das den Druck der permanenten Selbstkritik und des Angstbewusstseins vor gesellschaftlicher Ächtung zu mildern versucht. Es ist, als ob man in einem grotesken Spiegelkabinett wandelte, in dem jede Reflexion verzerrt und jede Wahrheit mit einem Hauch von Ironie versehen ist, sodass selbst die kühnsten Parolen – ob sie nun nach Freiheit oder nach dogmatischer Reinheit rufen – im Zwielicht der Doppelmoral ihre eigentliche Bedeutung zu verlieren scheinen. In diesem Kontext erscheint der Satz „Die Rede von Vance ist nicht akzeptabel“ nicht nur als ein scharfzüngiger, fast schon theatralischer Einschnitt in den Diskurs, sondern als Symbol für die allgegenwärtige Unmöglichkeit, in einer Welt, in der jede Äußerung zu einem Spiegelbild politischer Machtspiele wird, eine eindeutige und unverfälschte Wahrheit zu verkünden. So wird der öffentliche Diskurs zu einem humorvollen Tanz auf dem Drahtseil, bei dem jeder Schritt – so befreiend er auch sein mag – stets von der Ahnung durchzogen ist, dass hinter dem Vorhang der scheinbaren Gewissheiten eine Bühne des Irrsinns und der Paradoxien lauert.

Fazit: Ein augenzwinkernder Blick auf die Ironie des Seins

Letztlich entpuppt sich die Debatte um die Meinungsfreiheit in Europa als ein vielschichtiges Epos, in dem sich Widersprüche, Ironie und polemischer Zynismus zu einem faszinierenden, wenngleich verstörenden Mosaik vereinen. JD Vance und Pistorius – zwei Figuren, deren Aussagen wie das Aufeinandertreffen zweier widersprüchlicher Weltanschauungen wirken – sind hierbei nicht als Antagonisten im klassischen Sinne zu verstehen, sondern als symptomatische Stellvertreter eines Diskurses, der längst den Anspruch verloren hat, eine eindeutige Wahrheit zu verkünden. Vielmehr offenbart sich, dass in dieser schillernden Inszenierung das eigentliche Thema nicht allein die Frage der freien Rede ist, sondern das Abbild einer Gesellschaft, die sich in einem permanenten Zwiespalt zwischen Offenheit und Selbstzensur bewegt – stets mit dem Wissen, dass jeder Versuch, die eigene Meinung ungehindert zu äußern, unweigerlich in einen Strudel aus politischer Korrektheit, medialer Inszenierung und gesellschaftlicher Erwartungslasterei gerät. Mit einem ironischen Lächeln und einem wohlwollenden Augenzwinkern lässt sich somit resümieren, dass der Tanz der Worte, so absurd er auch erscheinen mag, zugleich ein Spiegelbild unserer Zeit darstellt: ein humorvoll-satirisches Ballett, in dem das Streben nach Freiheit immer wieder in den Fängen der eigenen Widersprüche landet. In diesem Sinne, verehrte Leserschaft – danke, Ihr Zeuge, dass Sie diesem grotesken Spektakel mit kritischem Blick und feinsinnigem Humor beiwohnen, während wir gemeinsam versuchen, inmitten all der Paradoxien den Funken der Wahrheit zu bewahren.

Die groteske Bühne der Moderne

Verschwörungstheorien sind endlich in der demokratischen Mitte der Gesellschaft angekommen

Die groteske Bühne der Moderne

In einem Zeitalter, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion immer fließender werden – als hätte man die Realität selbst in einen surrealistischen Dadaismus verwandelt – scheint es, als hätten sich Verschwörungstheorien zu einer regelrechten Volkskunst erhoben. Es ist, als ob die demokratische Mitte unserer Gesellschaft beschlossen hat, sich der grotesken Ästhetik der unbegründeten Anschuldigung zu verschreiben, und dabei mit einer fast schon feinsinnigen Ironie den bürgerlichen Alltag neu zu inszenieren. Dabei wird der politische Diskurs, der einst von nüchterner Analyse und fundiertem Argument geprägt war, nun zu einem schillernden Spektakel, in dem sogar die etablierten Medienfiguren in schillernden Farben leuchten – nicht selten begleitet von einem amüsanten Augenzwinkern. Man stelle sich vor, wie manch einer in den prunkvollen Sälen der öffentlichen Meinung versammelt ist und dem neuesten Akt der vermeintlichen Verschwörung lauscht, als ginge es um die neueste Opernaufführung, deren Handlung sich in den abstrusesten Riffen verliert.

Das Theater der rhetorischen Meisterleistungen

ÖRR-Journalistin Isabel Schayani bringt es auf den Punkt, als sie mit einem fast schon theatralischen Unterton fragt:
„Ich komme nicht umhin, zu fragen: Wer könnte von solchen Anschlägen profitieren? Könnte es Auftraggeber geben? Die an einer Destabilisierung von Deutschland interessiert sind? Klingt nach Verschwörung, aber Anschläge vor Wahlen… ist nur immer Konizidenz? Muenchen – zumindest eine Frage.“
Hier offenbart sich das zynisch-humorvolle Dilemma: In einer Zeit, in der jede politische Krise als Bühne für dramatisch überzogene Verdächtigungen dient, wird selbst das unscheinbarste Ereignis zur Eintrittskarte in das Kabinett der globalen Intrigen. Dabei wirkt es fast so, als ob das alltägliche Rauschen der politischen Debatten plötzlich zur Symphonie der Paranoia mutiert – ein Klangteppich, der so unaufhörlich und gleichzeitig so absurd ist, dass man sich fragt, ob hier nicht etwa der Geist der Aufklärung selbst ein schelmisches Lächeln im Verborgenen trägt.

Der Tanz der Schuldzuweisungen

Nicht weniger spektakulär erweist sich die Szene in den Talkshows, in denen sich die Akteure der politischen Bühne in einem schier endlosen Tanz der Schuldzuweisungen verlieren. So hat beispielsweise SPD-Bundestagsabgeordneter Sebastian Fiedler in einem Live-Interview auf N-TV die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass „Russland hinter den ganzen Anschlägen der letzten Wochen und Monaten stecken könnte. Weil Russland von der Lage hier profitieren würde.“ Diese Aussage ist zugleich ein Spiegelbild der gegenwärtigen politischen Rhetorik: ein Mix aus berechtigter geopolitischer Sorge und der Neigung, komplexe Ursachen in einfache, oft fremdbestimmte Sündenböcke zu pressen. Es ist ein Tanz, in dem sich jede Bewegung in einem immer weiter auszudehnenden Narrativ verliert – ein Narrativ, das von der scharfen Klinge der polemischen Übertreibung zerteilt wird, aber zugleich ein nicht leugnenwertes Schmunzeln hervorruft.

Die farbenfrohe Inszenierung der „externen“ Mächte

Parallel zu den Aussagen aus dem parlamentarischen Parkett finden wir in den ehrwürdigen Studios von ZDF Stimmen, die sich dem Spektakel der internationalen Schuldzuweisung hingeben. So behaupten ZDF Slomka und Schmiese mittlerweile, dass „jemand von außen zugunsten der AfD, diese Anschläge initiiert hat.“ Diese Behauptung liest sich wie das Drehbuch eines absurden Politthrillers, in dem sich jeder politische Akteur – ob nun im Rampenlicht oder hinter den Kulissen – als tragische Figur in einem absurden Drama wiederfindet. Dabei nimmt die Debatte um Verschwörungstheorien nicht selten den Charakter einer absurden Oper an, in der die Instrumente der Rhetorik und die Pinselstriche der Paranoia ein Bild malen, das zugleich verstörend und urkomisch ist. Es ist, als ob die politische Landschaft selbst zu einem surrealen Kunstwerk mutiert, in dem die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung gänzlich aufgehoben sind.

Zwischen Realität und Satire: Ein augenzwinkernder Blick

Wenn man den Geschehnissen mit der nötigen Portion Selbstironie entgegentritt, wird klar: Die Verschwörungstheorien, die einst als Randphänomene galten, sind nun fest im Herzen der demokratischen Diskurse verankert – ein paradoxer Triumph des Unwahrscheinlichen. Mit scharfem Blick und einem unnachahmlichen Sinn für Zynismus nehmen wir wahr, wie das tragische Spiel der Anschuldigungen und Verdächtigungen sich mit einem Augenzwinkern präsentiert, als wäre es ein ironisches Kommentar zur Absurdität der modernen Politik. Es liegt eine gewisse Komik in der Vorstellung, dass inmitten komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen die einfache Logik – oder deren absurde Umkehr – als Lösung präsentiert wird. So schwingt in diesen Debatten immer auch ein Hauch von Satire mit, der die allzu menschliche Neigung zur Vereinfachung des Unüberschaubaren humorvoll entlarvt.

Ein kritischer Blick in den Spiegel der Zeit

Abschließend könnte man fast meinen, dass die gesamte politische Landschaft – von den seriösen Journalisten bis zu den wortgewandten Politikern – sich in einem großen Spiegelkabinett der eigenen Widersprüche wiederfindet. In dieser Welt, in der jede Behauptung und jede Frage gleichsam ein kunstvoll inszeniertes Fragment eines viel größeren Schauspiels darstellt, wird die Grenze zwischen Kritik und Komik immer fließender. Die Verschwörungstheorien, einst als Randnotiz abgetan, haben sich unaufhaltsam in die Mitte der politischen Debatten vorgearbeitet, wo sie nun als selbstverständlicher Bestandteil eines postmodernen Diskurses gelten – ein Diskurs, der uns alle mit einem gewissen Schmunzeln und zugleich mit einer Portion Beklommenheit an die Zerbrechlichkeit der vermeintlichen Gewissheiten erinnert.

In diesem Sinne bleibt nur festzuhalten: Die groteske Bühne unserer Zeit bietet Raum für unerwartete Inszenierungen, in denen sich Wahrheit und Fiktion in einem ewigen Tanz der Ironie verstricken – und wir, als Publikum, müssen uns fragen, ob wir mehr als nur Zuschauer dieses absurden Spektakels sind.

Das schaurige Ritual

Franz Josef Strauß (22.11.1986)

1. Akt: Es passiert ein schreckliches Verbrechen

Die Kulisse ist wie immer die gleiche: Ein schreckliches Verbrechen erschüttert die Gesellschaft. Ein Mord, ein Terroranschlag, eine unfassbare Tat, die uns alle aus unserer gemütlichen Gleichgültigkeit reißt. Es ist eine Tragödie, eine Schande, eine Mahnung! Noch sind die Umstände vage, noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Aber eines ist sofort klar: Es ist entsetzlich, unfassbar, inakzeptabel! Und natürlich: Wir haben es alle kommen sehen!

2. Akt: Bestürzung / Empörung

Jetzt rollt sie an, die Welle der Betroffenheit. Die Politiker überbieten sich in Beileidsbekundungen, die Medien senden Sondersendungen, die sozialen Netzwerke explodieren vor Empörung. Niemand kann schweigen, niemand darf schweigen. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern“, „So etwas darf nie wieder passieren“, „Wir müssen als Gesellschaft zusammenstehen“ – die immergleichen Phrasen hallen durch das mediale Großraumbüro der Empörungsgesellschaft. Und dann, natürlich, die Frage: Wer ist schuld? Ein Schuldiger muss her, am besten sofort! Und während die Ermittlungen noch laufen, stehen die ersten Urteile bereits fest.

3. Akt: Ruf nach harten Maßnahmen

„Das ist die Folge von lascher Politik!“ „Wir brauchen endlich Konsequenzen!“ „Härtere Gesetze, mehr Überwachung, mehr Polizei!“ Die Forderungen fliegen durch die Debatte wie Geschosse auf einem politischen Schlachtfeld. Jeder will entschlossen wirken, jeder will Zeichen setzen. Forderungen nach neuen Verboten, härteren Strafen, umfassenderen Maßnahmen sind die Währung der Stunde. Der Kampf um die schärfste Reaktion hat begonnen. Opposition und Regierung liefern sich ein Wettrennen der martialischen Rhetorik. Die einen kritisieren die anderen dafür, nichts getan zu haben. Die anderen rufen zur nationalen Einheit auf. Doch alle sind sich einig: Es muss endlich etwas geschehen!

4. Akt: Warnung vor Überreaktion

Plötzlich erhebt sich eine mahnende Stimme. „Wir dürfen jetzt nicht in blinden Aktionismus verfallen.“ „Wir müssen besonnen bleiben!“ „Panik ist kein guter Ratgeber.“ Experten werden eingeladen, Analysen werden präsentiert, Differenzierungen werden gefordert. Ein paar Journalisten geben zu bedenken, dass scharfe Maßnahmen womöglich unverhältnismäßig sein könnten. Die Politik schwächt ihre Forderungen leicht ab, redet von Verhältnismäßigkeit, von Grundrechten, von demokratischen Prinzipien. Plötzlich ist die aufgeheizte Debatte etwas weniger hitzig, die Forderungen etwas weniger laut, der Druck etwas weniger stark.

5. Akt: Gar nichts

Ein paar Wochen später: Stille. Das Medienspektakel ist abgeklungen, die Talkshows haben neue Themen gefunden, die sozialen Netzwerke sind mit frischen Skandalen versorgt. Die Debatte, die einst mit so viel Eifer geführt wurde, ist leiser geworden. Die versprochenen Maßnahmen sind irgendwo im politischen Prozess steckengeblieben. Das neue Gesetz liegt in irgendeiner Schublade. Der Untersuchungsausschuss ist noch nicht einmal eingesetzt worden. Und dann das, was eigentlich niemand aussprechen will: Am Ende passiert gar nichts.

6. Akt: Übergang zur Tagesordnung

Die Welt dreht sich weiter. Die Nachrichtenflut spült das Verbrechen aus dem kollektiven Gedächtnis. Die Debatte ist abgeschlossen, das Entsetzen verflogen. Die Menschen kehren zu ihren Routinen zurück, die Politik zu ihrem Alltagsgeschäft. Bis zum nächsten Mal. Denn das nächste Verbrechen kommt bestimmt. Und dann beginnt alles von vorne. Ein schauriges Ritual, das sich endlos wiederholt. Die Empörung wird frisch sein, die Forderungen laut, die Mahnungen besonnen, das Vergessen gewiss.

Und dann? Dann beginnt der erste Akt erneut.

Steckt die AfD dahinter?

5 knallharte Indizien, die niemand ignorieren kann!

Man kann nicht vorsichtig genug sein! Dies ist die goldene Regel in Zeiten wie diesen, in denen das Offensichtliche immer genau das ist: offensichtlich. Doch Vorsicht! Gerade das Offensichtliche kann auch eine Finte sein, eine perfide Ablenkung, eine Art rhetorischer Wühlarbeit mit dem Ziel, kritische Geister von der wahren Wahrheit abzuhalten. Hier betreten wir das Reich der brisanten Enthüllungen, der investigativen Scharfsicht und der kompromisslosen Analyse. Lehnen Sie sich zurück, schnallen Sie sich an und halten Sie die Popcorn bereit.

Denn nach eingehender Betrachtung der Faktenlage steht fest: Die AfD muss hinter dem Anschlag in München stecken. Es gibt einfach zu viele Anhaltspunkte, zu viele Verstrickungen, zu viele Indizien. Diese Enthüllung mag schockieren, doch am Ende wird sie auch die letzten Zweifler überzeugen. Oder zumindest verwirren.

1) Der Zeitpunkt! So kurz vor der Wahl. Das ist doch verdächtig – sagen alle Experten bei ARD und ZDF.

Was für ein Zufall! Ein derartiges Ereignis passiert genau in der heißen Phase des Wahlkampfes. Zufall? Wohl kaum! Denn wer profitiert am meisten davon? Wer kann daraus Kapital schlagen? Wer wird am lautesten beteuern, nichts damit zu tun zu haben? Richtig: Die AfD. Gerade weil sie immer behauptet, derartige Dinge passierten „zufällig“ genau dann, wenn sie am meisten Aufmerksamkeit erregen. Ein perfides Ablenkungsmanöver! Die Experten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wissen natürlich, dass solche „Zufälle“ nie einfach nur zufällig sind. Sondern exakt so geplant, dass man es ihnen nicht nachweisen kann. Und genau das macht es so offensichtlich!

2) Alice Weidel soll wohl privat auch einen Mini fahren, gefahren haben oder schon mal einen rechts überholt haben.

Diese Information allein sollte bereits für einen Untersuchungsausschuss reichen! Jeder weiß: Minis sind kompakte, effiziente Autos mit einem Hang zur sportlichen Fahrweise – fast so, als wären sie für schnelles Manövrieren ausgelegt. Warum hat Alice Weidel also genau dieses Modell gewählt? Und noch viel brisanter: Es gibt Gerüchte, dass sie einen anderen Autofahrer rechts überholt hat. Das mag wie eine Petitesse erscheinen, aber im Kontext ist es höchst alarmierend. Wer rechts überholt, dem ist alles zuzutrauen. Auch ein Anschlag? Fragen über Fragen!

3) Der Fahrer fuhr vor der Tat mehrfach an AfD Wahlplakaten vorbei.

Zufällig? Bitte! Jeder seriöse Analytiker weiß, dass nichts zufällig ist, wenn es um die AfD geht. Dass der mutmaßliche Täter genau an diesen Plakaten vorbeifuhr, kann nur eines bedeuten: eine Art schicksalhafte Verbindung zwischen ihm und der Partei. War es eine hypnotische Indoktrination? Eine geheime Botschaft, die in die Wahlkampf-Slogans kodiert war? Eine unterbewusste Beeinflussung durch visuelle Reize? Die Antwort ist klar: Ja, vielleicht.

4) Er blinkte auffällig oft rechts. Vor allem beim Rechtsabbiegen, das er offenbar nie ausgeschlossen hat.*

Das ist vielleicht das schlagkräftigste Indiz von allen! In einer Welt, in der politisches Verhalten sich in jedem Detail des Alltags spiegelt, kann man von jemandem, der ständig rechts blinkt, nichts anderes erwarten. Wer immer nach rechts abbiegt, gibt ein klares Signal. Und dieses Signal können wir nicht ignorieren! Ein Mensch, der überhaupt rechts blinkt, zeigt damit bereits ein gefährliches Maß an ideologischer Starrheit. Geradezu ein Sinnbild für politische Radikalität.

(*Inzwischen wurde bekannt, dass er auch links abbog. Doch das geschah bestimmt nur, um die Ermittler zu verwirren.)

5) Und seht selbst, was Ermittler noch im Handschuhfach gefunden haben werden!

Hier wird es nun besonders heikel. Noch haben die Ermittler offiziell nichts bekannt gegeben, aber was wir wissen: Sie werden etwas finden. Die Medien werden berichten. Das Innenministerium wird vage bleiben. Die AfD wird leugnen. All das ist bereits so sicher, wie es nur sein kann. Was immer sich im Handschuhfach befindet – ein Wahlflyer, eine Deutschlandfahne, eine Kugelschreiber mit AfD-Logo – es wird den Kreis schließen.

Und dann wird es heißen: „Ja, aber das kann doch jeder dort deponiert haben!“ Natürlich! Genau das macht es ja so verdächtig!

Fazit: Die Wahrheit ist so offensichtlich, dass sie schon wieder verdächtig ist

Es gibt einfach zu viele Verbindungen, zu viele Auffälligkeiten, zu viele Indizien, als dass wir noch an Zufall glauben könnten. Und doch werden die Mainstream-Medien sich wieder winden, ihre Experten ins Rennen schicken, ein „Dementi“ nach dem anderen herausgeben und am Ende behaupten, alles sei nur eine „Verschwörungstheorie“. Ein durchsichtiges Manöver! Doch wir wissen es besser.

Denn wenn es nach uns ginge, wäre die Schuldfrage schon längst geklärt. Und die Ironie dabei? Vielleicht hat die AfD wirklich nichts damit zu tun. Vielleicht ist alles nur Zufall. Aber wie wir alle wissen: Ein Zufall ist das Letzte, woran man in diesen Zeiten glauben sollte!

Die neue Weltordnung für Anfänger

Begriffe, die wir jetzt lernen sollten:

Rumpfukraine, Pufferzone, EU-Friedenstruppen, besetzte Gebiete

Nun denn, wir waren naiv. Hielten Karten für sakrosankt, Grenzen für unverschiebbar, Staatsgebilde für unantastbar. Doch Geografie ist kein Schicksal, sondern eine Verhandlungsmasse, insbesondere, wenn man auf der falschen Seite des Tisches sitzt.

Die Rumpfukraine – klingt das nicht herrlich sachlich, beinahe technisch? Ein Begriff, der mit der kühlen Eleganz eines Chirurgenhandgriffs daherkommt, ein sauberer Schnitt durch die Landkarte. Was bleibt übrig, wenn die strategisch wertvollen Gebiete verdaut sind? Eben ein Rumpf, ein Rest, ein nachträglicher Gedanke.

Und dann die Pufferzone – das Lieblingswort alter Diplomaten und junger Strategen. Puffer, das klingt so weich, so sanft, fast schon bequem. Als ob dort nicht Stacheldraht und Minenfelder liegen, sondern Kissen und Daunendecken. Ein Bereich, den man nicht direkt besetzt, aber sicherstellt, dass dort niemand unfreundlich gesinnt ist – jedenfalls nicht zu den richtigen Leuten.

Die EU-Friedenstruppen – die Diminutivform militärischer Macht. Sie kommen nicht, um zu siegen, sondern um zu „stabilisieren“. Wobei Stabilität oft bedeutet, dass sich die alte Ordnung nur zementiert, nur eben mit freundlicherer PR. Ein Kompromiss, der allen wehtut – aber dem einen ein bisschen weniger als dem anderen.

Und natürlich die besetzten Gebiete – ein dehnbarer Begriff. Besetzt von wem? Für wie lange? Auf welche Weise? Das schöne an geopolitischer Semantik ist, dass sie wandelbar bleibt. Besetzt kann befreien bedeuten, befreien kann besetzen bedeuten. Kommt ganz darauf an, wer die Pressemitteilung schreibt.

Begriffe, die wir wieder lernen werden:

Nordstream, Atomkraftwerk

Ach ja, die gute alte Energiepolitik! Immer wieder ein Quell der Erleuchtung. Zunächst die Abkehr, dann der moralische Rigorismus, dann das bittere Erwachen.

Nordstream – der Name eines Pipelinensystems und eines geopolitischen Trauerspiels. Erst war es eine Verbindung, dann ein Streitobjekt, dann ein Wrack auf dem Meeresgrund. Und plötzlich schwingt wieder ein leiser Zweifel mit: War es vielleicht doch keine so schlechte Idee, mit dem Teufel zu handeln? Wenn der Winter kalt wird, bekommen Prinzipien oft Frostbeulen.

Und dann das Atomkraftwerk – Symbol für alles, was wir nicht wollten, bis wir merkten, dass die Alternative noch schlimmer ist. Plötzlich sind sie wieder da, die langen Artikel über „moderne Reaktortechnologie“, über „energiepolitische Realitäten“. Dass der deutsche Atomausstieg ein Musterbeispiel an Kurzsichtigkeit war, wird nun wieder ein diskussionswürdiges Thema. Ironie des Schicksals: Die alten Anlagen wurden abgeschaltet, und nun importieren wir munter Atomstrom aus dem Ausland. Nur eben ohne eigene Kontrolle. Großer Wurf, wirklich.

Begriffe, die wir weiter vermissen werden:

Abrüstung

Ach, du schönes, sanftmütiges Wort. Es roch nach Gipfeltreffen, nach Friedensdividende, nach optimistischen UNO-Resolutionen. Ein Konzept, das in der Welt von heute so antiquiert wirkt wie ein Brieftauben-Service.

Abrüstung ist das Versprechen, das nur gehalten wird, wenn es gerade opportun ist. Wir sind realistischer geworden. Wir reden nicht mehr von Abrüstung, sondern von „angemessener Verteidigungsbereitschaft“. Ein anderes Wort für „Aufrüstung“, aber eben so formuliert, dass es den Schlaf der Vernunft nicht allzu sehr stört.

Und während sich Panzerketten in den Straßenasphalt graben, während sich Rüstungshaushalte aufblasen wie ein Bodybuilder auf Steroiden, bleibt nur noch eine Frage offen: Wann genau haben wir eigentlich aufgehört zu glauben, dass Geschichte Fortschritt bedeutet?

The show must go on.

Sagen, was ist? Sagen, was sein soll!

Von der unbequemen Wahrheit zur bequemen Erzählung

„Sagen, was ist“, hieß es einst bei Augstein. „Sagen, was sein soll“, heißt es heute. Und das nicht etwa aus intellektuellem Übermut, sondern aus Notwendigkeit. Denn die Wirklichkeit ist bekanntermaßen ein unzuverlässiger Partner, der nicht immer so will, wie er soll. Eine eigenwillige Diva, die sich nicht an Narrativen, Parteiprogrammen oder geopolitischen Masterplänen orientiert. Was also tun? Richtig! Man erklärt einfach das „Sein-Sollende“ zum „Ist-Zustand“ und hofft darauf, dass genügend Leute in die Illusion einsteigen.

Die Meinungsfreiheit: Lieb Kind nur, wenn sie das Richtige sagt

Früher war Meinungsfreiheit einfach: Jeder durfte sagen, was er wollte, und andere durften daraufhin schimpfen, argumentieren oder sich abwenden. Heute ist sie ein hochkomplexes Minenfeld, auf dem die mutige Meinungsäußerung etwa so risikolos ist wie ein Spaziergang durch ein russisches Ölfeld mit einem brennenden Streichholz. Wer das Falsche sagt – also nicht das, was sein soll –, kann sich schneller auf einer schwarzen Liste wiederfinden, als ein Politiker nach verlorenen Wahlen sein Parteibuch wechselt. Aber keine Sorge: Meinungsfreiheit gibt es natürlich weiterhin. Man muss halt nur die richtige Meinung haben.

Demokratie: Die unliebsamen Wähler

Demokratie ist ein großartiges Konzept, solange die Wähler sich an die Drehbücher halten. Blöd nur, dass sie immer wieder auf die Idee kommen, das Falsche zu wählen. Doch keine Sorge, findige Geister arbeiten längst an Lösungen für dieses Dilemma. Sei es durch die geschickte Einschränkung von Wahloptionen, die elegante Neudefinition von Begriffsrealitäten oder die vorsorgliche Warnung, dass manche Wahlergebnisse „demokratiegefährdend“ sein könnten. Es geht ja schließlich nicht um das, was die Leute wollen – es geht um das, was sie wollen sollten!

Der Feind, den wir brauchen

Jede große Erzählung braucht ihren Schurken. Früher war das einfach: Der Feind trug eine Uniform, marschierte in Länder ein und ließ sich leicht auf Landkarten einzeichnen. Heute ist das komplexer. Mal sind es „Globalisten“, dann wieder „Populisten“, dann „Wissenschaftsleugner“, mal „Putin-Versteher“ oder wahlweise „Klimaterroristen“. Die Liste wächst täglich. Ein Glück, dass die Realität so flexibel ist, dass sich jederzeit ein neuer Erzfeind aus dem Hut zaubern lässt. Ein wenig PR, eine passende Studie, ein paar wohlplatzierte Artikel, und schon wissen alle, wen sie hassen müssen.

Fortschritt um jeden Preis – und wehe, es gibt Kritik

Fortschritt ist gut. Immerhin haben wir damit Elektrizität, Impfstoffe und das Internet bekommen. Aber Vorsicht! Fortschritt ist heute nicht mehr das, was sinnvoll und nützlich ist, sondern das, was als Fortschritt deklariert wird. Wer zweifelt, ob wirklich jeder gesellschaftliche Umbau, jede neue Regelung, jede globale Weichenstellung ein unausweichlicher Segen ist, macht sich verdächtig. Denn wahre Fortschrittsfreunde hinterfragen nicht – sie klatschen begeistert, auch wenn sie nicht wissen, wofür genau.

Was sein soll, wird sein – egal, ob es ist

Wir leben in einer Welt, in der Realität zu einem dehnbaren Konstrukt geworden ist. Eine PR-Agentur hier, ein paar richtige Multiplikatoren dort, und schon wird aus einer Forderung ein Sachzwang, aus einer Meinung ein Gesetz, aus einer Minderheit die Mehrheit und aus einer schlechten Idee die einzig zulässige Wahrheit. Sagen, was ist? Nein, danke. Lieber sagen, was sein soll. Denn das, so scheint es, ist heutzutage die wahre Kunst der Politik, der Medien und der großen gesellschaftlichen Akteure. Die Frage ist nur: Wie lange spielt die Realität noch mit?

Herbert Kickl und die Verschwörung der Globalisten

Warum er nicht Kanzler wurde – und wer daran schuld ist

Man stelle sich vor: Herbert Kickl, der erste blaue Kanzler Österreichs. Ein Bild, das nicht nur in FPÖ-nahen Telegram-Kanälen mit religiöser Inbrunst heraufbeschworen wurde, sondern auch die Tränen der globalistischen Weltverschwörer in Strömen hätte fließen lassen. Doch dazu kam es nicht.

Nun fragen sich die treuen Anhänger der Kickl-Bewegung, wer das Werk des Messias der Heimatverliebten sabotiert hat. Und wie immer ist die Antwort einfach: Die „Globalisten“! Diese nebulöse Elite, die offenbar von einem finsteren Brüsseler Hinterzimmer aus alle Fäden zieht und vor nichts mehr Angst hat als vor einem Kanzler Kickl, der das Vaterland vor dem finalen Untergang bewahrt.

Die Globalisten – ein Feindbild mit vielen Gesichtern

Der Begriff „Globalisten“ ist ein wahres Chamäleon. Er umfasst alles und nichts. Mal sind es die EU-Bürokraten mit ihren teuflischen Plänen, mal die internationale Finanzelite, mal die WHO mit ihren Impfstoffen, mal eine ominöse „Weltregierung“, die jeden Freitag im Keller des Weltwirtschaftsforums bei Bio-Käse und Champagner neue finstere Pläne schmiedet. Dass die meisten dieser Organisationen in der Praxis oft zerstrittener sind als ein FPÖ-Parteitag nach einer Wahlniederlage, wird dabei elegant übersehen.

Kickl selbst machte in seiner epischen Rede am Mittwochabend klar, dass Österreich sich „nicht den EU-Institutionen unterwerfen“ werde. Denn wir alle wissen: Während Brüssel heimlich unser Land in einen Filialbetrieb verwandelt, wäre Kickls Regierung der letzte, strahlende Schutzschild gegen diesen perfiden Plan. Und natürlich ist es vollkommen abwegig, dass man auch ohne globalistische Verschwörung einfach keine Mehrheit zusammenbekommen könnte.

Die ÖVP als „Globalisten in Lederhosen“

Besonders kreativ zeigte sich FPÖ-EU-Abgeordneter Gerald Hauser, der die ÖVP kurzerhand als „Globalisten in Lederhosen“ entlarvte. Welch eine Enthüllung! Man stelle sich vor: Die Partei, die einst über Jahrzehnte hinweg österreichische Politik dominierte, soll in Wahrheit ein Agenten-Netzwerk der globalistischen Elite sein. Wer die Nachrichten der letzten Jahre verfolgt hat, weiß allerdings: Sollte es sich tatsächlich um eine globale Elite handeln, dann muss es sich um die unorganisierteste Verschwörung der Weltgeschichte handeln.

Was bleibt von der Träumerei?

Was also bleibt von der Vision eines Kanzler Kickl? Außer einem tief empfundenen Gefühl der Ungerechtigkeit bei seinen treuen Anhängern? Die Gewissheit, dass eine geheime Elite aus Brüssel, Washington und Genf ihren Superhelden verhindert hat? Vielleicht. Vielleicht aber auch nur die harte Realität, dass eine Parlamentsmehrheit eben doch mehr braucht als bloße Rhetorik gegen „die da oben“.

Für Kickls treuestes Wahlvolk ist der Fall klar: Die Wahrheit ist eine ganz andere, sie liegt in dunklen Zirkeln verborgen. Und wenn der Messias der nationalen Souveränität 2028 wieder antritt, dann wird alles anders. Falls die Globalisten bis dahin nicht den nächsten teuflischen Plan ausgeheckt haben.

Die Moral der Anderen

Es gibt in der modernen Welt gewisse Konstanten, an denen sich der westliche Zeitgeist festklammert wie ein politischer Talkshow-Moderator an seinem Narrativ. Eine davon ist die unerschütterliche Überzeugung, dass Reichtum an sich verdächtig ist, es sei denn, er gehört den Richtigen. Wer die „Richtigen“ sind, wird nicht anhand eines objektiven Kriterienkatalogs bestimmt, sondern durch den vagen, aber umso durchschlagenderen Konsens einer urbanen, akademischen, sich selbst als progressiv verstehenden Elite. Und hier beginnt die interessante Frage: Hätten all jene, die heute ein Problem mit Elon Musk haben, dasselbe Problem mit Bill Gates, wenn ein demokratischer Präsident regierte? Oder ist Moral eine Frage des Zeitgeistes, eine Maske, die sich nach Belieben umhängen lässt?

Die Guten, die Bösen und die Narrative

Nehmen wir Bill Gates. Jahrzehntelang war er der Darth Vader der IT-Welt, der monopolistische Überkapitalist, der Software zu einer Lizenzhölle gemacht hat, in der sich die Nutzer mit EULAs in der Länge von Tolstoi-Romanen herumschlagen mussten. Doch irgendwann, sagen wir ab der Zeit, als er anfing, mit seiner Stiftung gegen Malaria zu kämpfen und TED-Talks zu halten, wurde er zum Heiligen. Die Empörung über sein Wirtschaftsgebaren verdunstete unter der glänzenden Sonne wohltätiger Imagepflege. Als unter Barack Obama eine von Microsoft dominierte Digitalpolitik betrieben wurde, fanden das viele, die sich sonst über monopolistische Strukturen echauffieren, plötzlich ganz in Ordnung.

Dann kam Elon Musk. Ein Visionär, ein Unternehmer, ein Mann, der mit Tesla die Automobilbranche revolutionierte, mit SpaceX die Raumfahrt privatisierte und mit Twitter – pardon, X – das liberale Meinungsmonopol herausforderte. Musk war lange der Posterboy der Progressiven: Elektromobilität! Klimaschutz! Technologieoffenheit! Doch irgendwann begann der Bruch. War es, weil er sich weigerte, blind einer politischen Richtung zu folgen? Weil er sich über woke Ideologien lustig machte? Weil er Twitter kaufte und es wagte, dort Meinungsfreiheit neu zu definieren? Plötzlich war er nicht mehr der Held, sondern der Schurke. Dieselben Leute, die Gates früher als „Raubtierkapitalisten“ beschimpft hatten, lobten ihn nun für seine philanthropische Arbeit, während Musk, der faktisch eine umweltfreundlichere Zukunft geschaffen hat als tausend NGOs zusammen, als gefährlicher Oligarch betrachtet wurde.

Die opportunistische Moral

Die Lektion? Es geht nie um das, was jemand tut, sondern darum, wer es tut und unter welcher Regierung er es tut. Hätte Musk sich brav in die Reihen der Wohlmeinenden eingefügt, seine Tweets auf eine harmlose Mischung aus Klimaschutzparolen und progressiven Gemeinplätzen beschränkt, er wäre weiterhin der gefeierte Tech-Messias. Wäre Gates hingegen als offener Kritiker des Establishments aufgetreten, hätte er auch heute noch seinen Ruf als verschlagenes Software-Monster. Stattdessen sehen wir eine Umkehrung: Musk ist der neue Schurke, Gates der geläuterte Elder Statesman des Digitalen. Ein Beweis dafür, dass Ideologie stets die Optik bestimmt.

Die Moral als Spielball der Macht

Die Frage ist also nicht: Ist Elon Musk ein guter oder schlechter Mensch? Oder: War Bill Gates früher ein Kapitalistenschwein und jetzt ein Philanthrop? Sondern: Wer bestimmt, welche Erzählung gilt? Die Antwort: Dieselben Kreise, die ihre Empörung je nach politischer Wetterlage ausrichten. Heute gilt Musk als gefährlich, weil er sich nicht an das Skript hält. Gates gilt als wohltätig, weil er es gelernt hat. Und die Masse plappert brav nach, was ihr vorgesetzt wird.

Es ist nicht die Moral, die sich wandelt, sondern die, die sie definieren. Und das ist die eigentliche Heuchelei.

Europa, allein zu Hause

Die Münchner Sicherheitskonferenz, einst Hort transatlantischer Harmonie, ist in diesem Jahr endgültig zum absurden Theater mutiert. Donald Trump, der US-Präsident, machte es schon vorher klar: Amerika hat keine Lust mehr auf den Ukraine-Krieg – und noch viel weniger darauf, Europa vor Putin zu retten. Denn, so die neue Devise: Wer sich selbst nicht helfen kann, hat es auch nicht verdient, gerettet zu werden.

Der Amerikaner, das unbekannte Wesen: Ein Jahr des Schocks

Letztes Jahr war es J. D. Vance, heute Vizepräsident, der mit einer Mischung aus Ignoranz und erfrischender Brutalität für Empörung sorgte. Taiwan und Israel seien Amerika wichtiger als die Ukraine, erklärte er und erntete dafür vor allem fassungslose Blicke. Warum? Weil die Europäer wieder einmal nicht verstehen wollten, dass sie längst nicht mehr Priorität Nummer eins sind.

Inzwischen ist die Botschaft angekommen. Mike Waltz, Trumps neuer Sicherheitsberater, setzte am Sonntag noch einen drauf: Die USA werden sich um einen Waffenstillstand kümmern, aber danach – nun ja – ist Europa eben selbst verantwortlich. Solidarität? Ja, aber bitte nicht auf Kosten der Vereinigten Staaten.

Vom Zahlmeister zur Kautionsstelle – Europas neue Rolle in Trumps Weltordnung

Die Zeiten, in denen die USA bedenkenlos Milliardenpakete nach Kiew schickten, sind endgültig vorbei. Stattdessen soll Europa in die Bresche springen. Das ist nicht nur fair – schließlich handelt es sich ja um ihren Hinterhof –, sondern vor allem wirtschaftlich sinnvoll. Denn während Amerika auf „Partnerschaften“ mit der Ukraine pocht (lies: seltene Erden gegen Waffen), dürfen die Europäer sich finanziell und militärisch ins Zeug legen. Und das ganz ohne Rückversicherung durch Uncle Sam.

Die NATO ist tot, es lebe die Eigenverantwortung!

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ließ dann auch die letzten Illusionen platzen: Einen NATO-Beitritt für die Ukraine werde es nicht geben. Und das Märchen von den Grenzen von 2014? Träumen darf man ja, aber bitte nicht ernsthaft damit rechnen. Ob das bedeutet, dass Russland sich die Krim und Teile des Donbass endgültig einverleiben darf oder ob noch größere Gebietsgewinne auf dem Tisch liegen? Dazu schwieg Hegseth – vielsagend.

Klar hingegen ist: Die NATO, einst Garant europäischer Sicherheit, wird unter Trump zur reinen Erinnerungsstätte. Selbst ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine müsste von europäischen Truppen überwacht werden – Bodentruppen, schwer bewaffnet, ohne nuklearen Schutz durch die USA. Und wenn es schiefgeht? Dann eben Pech gehabt.

Der neue europäische Pazifismus – Ein Luxus, den sich keiner mehr leisten kann

Europa reagiert auf diese Entwicklungen mit einer Mischung aus Empörung, Unglauben und Verdrängung. Man ist ja schließlich immer noch gewohnt, dass Amerika in letzter Sekunde den Ritter in strahlender Rüstung gibt. Doch Trumps Truppen ziehen sich zurück, und was bleibt, ist eine EU, die sich plötzlich selbst verteidigen muss – ohne Plan, ohne Strategie und, wenn es schlecht läuft, ohne ausreichende Waffen.

Das Ziel Washingtons ist klar: Amerika wendet sich von Europa ab und lässt den Kontinent mit einem ungelösten Krieg zurück. Europa muss nun selbst entscheiden, ob es bereit ist, aufzurüsten – oder ob es sich einfach damit abfindet, dass Geschichte sich eben doch wiederholt.

… und wieder einmal

Wieder ein Anschlag. Wieder ein polizeibekannter Afghane. Wieder das gewohnte Blabla.

Es ist eine Choreografie, so exakt einstudiert wie der Schlussapplaus eines drittklassigen Provinztheaters: Ein Anschlag. Ein „polizeibekannter“ Täter. Ein hastig gezücktes Mikrofon vor einem Politiker, der mit trauervoller Miene die „volle Härte des Gesetzes“ beschwört, während im Hintergrund seine Social-Media-Abteilung prüft, ob es noch zu früh ist, um den nächsten Beitrag mit „besonnen bleiben, keine Instrumentalisierung“ oder doch lieber „Wir müssen endlich handeln!“ zu betexten. Die Gedanken sind „bei den Opfern und ihren Angehörigen“ – ein Satz, so inhaltsleer wie eine leere Papiertüte nach dem Wocheneinkauf. Man sagt es, weil man es sagt. Weil es dazugehört. Weil man nicht als empathieloses Monster dastehen möchte. Es ist ein Ritual. Und wie bei allen Ritualen geht es nicht um Wahrheit oder Ehrlichkeit, sondern um Form und Wiederholung.

Nein, ein Auto fährt nicht in eine Menschenmenge. Ein Mensch steuert ein Auto in eine Menschenmenge.

So einfach. So offensichtlich. So sehr, dass es beinahe kindisch ist, es zu betonen. Niemand würde jemals sagen: „Eine Eisenstange schlägt Mann nieder.“ Oder: „Ein Messer tötet einen Passanten.“ Es ist der Täter, der zuschlägt. Der Täter, der steuert. Der Täter, der tötet. Aber in der feigen, rhetorisch gewaschenen Welt der medialen Berichterstattung gibt es keine Täter, nur Objekte, die sich wie von Zauberhand in mörderische Werkzeuge verwandeln. Autos „rasen“, Messer „stechen“, Züge „entgleisen“ – und ganz nebenbei entgleist mit jeder dieser sprachlichen Nebelkerzen auch die Verantwortung. Eine Verantwortung, die man aus Angst oder Kalkül so oft lieber nicht benennen will.

Natürlich ist der Täter „polizeibekannt“. Natürlich.

Ist es nicht wunderbar? Dieses Wort „polizeibekannt“? So neutral. So antiseptisch. So wenig sagend und doch so viel andeutend. „Polizeibekannt“ ist wie ein alter Bekannter, der auf jeder schlechten Party auftaucht, den niemand wirklich mag, den aber jeder duldet, weil man ihn eben kennt. „Ach, da ist er wieder!“ Polizeibekannt bedeutet: Er ist schon mal aufgefallen. Schon mal registriert. Schon mal Akte X auf irgendeinem vergilbten Behördenstapel. Man kennt ihn. Aber man tut nichts. Oder nicht genug. Oder man kann nicht, weil Bürokratie, weil Datenschutz, weil „nicht unsere Zuständigkeit“. Also wartet man. Wartet darauf, dass er das tut, was er am Ende tut – und dann ist das Entsetzen groß. Dann wird wieder „hart durchgegriffen“. Dann wird „null Toleranz“ gezeigt. Dann werden „Maßnahmen“ diskutiert, die doch nie kommen. Dann geht alles von vorne los.

Diese müden, zähen, vorhersehbaren Reflexe.

Da stehen sie wieder auf ihren Empörungskanzeln. Die einen schreien „Wir müssen endlich handeln!“, ohne zu erklären, warum sie es bislang nicht getan haben. Die anderen rufen „Jetzt bloß keine Instrumentalisierung!“, als sei es moralisch verwerflicher, über Konsequenzen zu reden als über tote Menschen zu trauern. Die Medien schalten in den Automodus: Betroffenheitsberichterstattung, untermalt von gedämpfter Klaviermusik, während sich Experten und Pseudoexperten gegenseitig in ihrer Ratlosigkeit bestätigen. „Wie konnte das passieren?“ ist die Frage, die keiner wirklich beantwortet – nicht weil es keine Antwort gibt, sondern weil die wahre Antwort unbequem ist.

Wiederholung. Endlosschleife. Taubheit.

Ein paar Wochen, und alles ist vergessen. Bis zum nächsten Mal. Bis zur nächsten Pressekonferenz, bis zum nächsten „polizeibekannten“ Täter, bis zur nächsten hohlen Phrase, die nichts bedeutet, aber alles über den Zustand sagt, in dem sich eine Gesellschaft befindet, die lieber Autos als Täter benennt.

Die dänische Annexion Kaliforniens

Wenn Trump Grönland will, wollen wir Kalifornien

Es begann, wie so vieles in der modernen Polit-Satire, mit Donald Trump. Der ehemalige US-Präsident, bekannt für seine exzentrische Wirtschaftslogik, wollte sich 2019 Grönland einverleiben, als wäre es ein heruntergekommenes Casino in Atlantic City. Dänemark, zugegebenermaßen erst belustigt, dann fassungslos, musste sich plötzlich mit der Frage auseinandersetzen, ob es wirklich noch einen Planeten gibt, auf dem Realität und Satire voneinander zu unterscheiden sind. Aber die Skandinavier wären nicht die Skandinavier, wenn sie nicht ihrerseits mit einem kühn-genialen Gegenzug reagiert hätten: Wenn Trump Grönland kaufen will, kauft Dänemark eben Kalifornien. Eine Milliarde dänische Kronen, Crowdfunding, eine Prise Skandinavien – und der Deal steht.

Warum Kalifornien dänisch werden muss

Man mag sich fragen, was Dänemark mit Kalifornien will. Doch ein kurzer Blick auf die Fakten zeigt: Dies ist nicht nur eine spaßige Retourkutsche, sondern eine zivilisatorische Notwendigkeit. Erstens: Kalifornien passt in puncto Weltanschauung bereits perfekt zu Dänemark. Fortschrittlich, umweltbewusst, fahrradfreundlich (okay, das könnte es noch werden), sozialstaatlich ambitioniert. Zweitens: Die Avocado-Versorgung Dänemarks wäre auf Generationen gesichert. Drittens: Mickey Mouse mit Wikingerhelm – eine Image-Aufwertung, die Disney nicht ablehnen könnte. Und viertens: Dänische Hygge in Los Angeles würde endlich den kulturellen Klimawandel bringen, den die Stadt so dringend braucht.

Die besten Leute für den besten Deal

In Dänemark weiß man: Verhandeln will gelernt sein. Deshalb sollen die besten Diplomaten des Landes entsandt werden, darunter die Chefs von Lego und die Schauspieler der TV-Serie Borgen. Denn wer komplexe politische Intrigen in einer fiktiven Serie verhandeln kann, wird sich auch mit der Wall Street und Silicon Valley herumschlagen können.

Trump selbst dürfte an dem Deal nicht uninteressiert sein, hat er doch mit Kalifornien ohnehin noch nie viel anfangen können. Und wenn man ihn mit einem lebenslangen Vorrat an dänischen Butterkeksen lockt, könnte er in seiner unermesslichen Großzügigkeit vielleicht sogar nachgeben.

Smørrebrød und Rechtsstaatlichkeit für alle

Sobald die formellen Dinge geklärt sind, könnten die eigentlichen Veränderungen beginnen. Los Angeles erhielte ein radwegfreundliches Verkehrssystem, Beverly Hills würde sich in eine Bio-Brotbox verwandeln, und Silicon Valley würde durch skandinavische Sozialstandards aus seiner toxischen Startup-Kultur befreit werden. Gesundheitsversorgung für alle, ein Bildungswesen, das diesen Namen verdient, faktenbasierte Politik und eine Verwaltung, die funktioniert – Dinge, die für Kalifornier bislang so unerreichbar schienen wie ein bezahlbares Einfamilienhaus.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Kalifornien würde seine notorischen Waldbrände gegen Regenjacken eintauschen, die Kriminalität würde dank exzessiven Hygge-Konsums sinken, und das Star-Wars-Imperium würde sich über dänische Design-Prinzipien freuen. Kurzum: Es wäre der vielleicht klügste Kauf der Weltgeschichte – und das beste Crowdfunding-Projekt, das je gestartet wurde.

Ein grotesk-genialer Vorschlag in grotesk-genialen Zeiten

Wenn Trump sich in seiner beispiellosen Großmannssucht als Immobilienhai des 21. Jahrhunderts sieht, dann kann Dänemark ebenso ambitioniert sein. Das ohnehin lose Föderalismus-Verständnis der USA würde ein solches Arrangement sicherlich möglich machen. Und am Ende wäre allen geholfen: Trump würde einen unerwarteten Gewinn einfahren, Kalifornien würde von der dänischen Gemütlichkeit profitieren – und der Rest der Welt hätte endlich wieder ein Beispiel dafür, dass politische Satire manchmal erschreckend realistisch sein kann.

Österreich im freien Fall

Die Alpenrepublik als globales Vorbild – für wen eigentlich?

Es gibt Länder, die man mit Eleganz und Stolz betrachtet, während sie an der Spitze von Rankings thronen. Und dann gibt es Österreich. Einst eine leuchtende Perle europäischer Integrität (na gut, zumindest in unserer Eigenwahrnehmung), heute eine Art Schmiermittel der politischen Landschaft, das vor allem dazu dient, die ohnehin schon glitschigen Pfade der Macht noch rutschiger zu gestalten. Rang 25 im Korruptionswahrnehmungsindex! Was für eine Ehre, so tief gesunken zu sein, dass man nicht mehr nur den Skandinaviern beim Saubermann-Dasein zuschauen muss, sondern mittlerweile sogar den Griechen und Esten hinterherhechelt. Ein patriotischer Tiefschlag sondergleichen.

Vom Glanz vergangener Tage zu den Abgründen der Gegenwart

Es gab eine Zeit, in der Österreichs Politiker ihren Machenschaften wenigstens noch den Anschein von Seriosität gaben. Schmiergeldzahlungen liefen diskret, Postenschacher wurde mit sanften Handshakes in Hinterzimmern geregelt und Interventionen waren eine Frage der Ehre. Heute hingegen scheint man nicht einmal mehr den Anstand zu haben, sich richtig zu tarnen. Plumpheit ist die neue Effizienz: Chatrverlauf hier, Ibiza-Video dort, eine staatsanwaltschaftliche Hausdurchsuchung dazwischen – die nationale Polit-Soap hat mehr Staffeln als jede Netflix-Serie.

Wie sich Österreich konsequent selbst demontiert

Wenn ein Land sich im Korruptionsranking so beharrlich nach unten arbeitet, dann ist das nicht einfach Pech – das ist knallharte Teamarbeit! Man stelle sich vor: ein Netzwerk, in dem jeder jeden kennt, wo Freundschaften nicht durch gemeinsame Werte, sondern durch Gefallen und wechselseitige Abhängigkeiten definiert sind. Wer etwas will, muss jemanden kennen. Wer jemanden kennt, hat Chancen. Und wer selbst nichts kann, hat immerhin gute Karten, solange er das Vertrauen der richtigen Personen genießt.

Dabei ist das System wunderbar selbstregulierend: Sollte einmal jemand aus dem inneren Zirkel durch Zufall auffliegen (wir denken an diverse unschöne Chats oder Steuervermeidungstricks), springt das wohlgeölte Netz sofort zur Rettung ein. Ein gut dotierter Job in der Privatwirtschaft oder ein wohldosierter Rückzug ins „Private“ – und schon sind die Sünden der Vergangenheit ein Fall für die Geschichtsbücher.

Wer kontrolliert hier wen?

Es wäre eine Schande, von Korruption zu sprechen, ohne die Rolle der Medien zu beleuchten. Pressefreiheit ist schön und gut, aber was, wenn es doch so viel einfacher wäre, kritische Berichterstattung durch freundliche Inserate zu ersetzen? Ein paar Millionen hier, ein nettes Interview dort – und schon sieht die Berichterstattung nicht mehr ganz so besorgniserregend aus. Österreich hat das Prinzip der „freundlichen Berichterstattung“ auf ein neues Level gehoben. Wer sich auf den Redaktionsseiten unbeliebt macht, bekommt schneller eine „wirtschaftlich motivierte Neuausrichtung“ serviert als der Kellner den Wiener Schnitzel-Teller.

Keine Generalstaatsanwaltschaft? Kein Problem!

Transparency International zeigt sich alarmiert, weil Österreich keine unabhängige Generalstaatsanwaltschaft hat. Doch warum sollte man ein System grundlegend verbessern, das doch eigentlich ganz hervorragend funktioniert – für jene, die davon profitieren? Die Strafverfolgung von Korruption bleibt ein wackeliger Balanceakt zwischen politischem Einfluss und juristischer Schwerkraft. Es geht eben nicht um Recht und Gerechtigkeit, sondern um den richtigen Zeitpunkt für taktische Skandale und die Verjährung problematischer Vergehen.

Was lernen wir daraus?

Vielleicht sollten wir es positiv sehen: Österreich ist ein Land, das in puncto Korruption über sich hinauswächst. Während andere Länder mühsam an Transparenz arbeiten, bleibt Österreich sich treu und perfektioniert das, was es am besten kann: die Kunst der freundschaftlichen Bereicherung. Doch immerhin gibt es auch Hoffnung: Wer sich in den letzten Jahren an die Abwärtsbewegung gewöhnt hat, wird sich eines Tages vielleicht freuen, wenn Österreich die Top 30 wieder verlässt – nach unten hin versteht sich.

Prost Mahlzeit!

Wenn Geschichte zur Inszenierung wird

Alle Jahre wieder: Die Lichterketten sind längst abgehängt, die Glühweinflecken auf den Marktplätzen getrocknet, da bereitet sich die Stadt auf ein anderes Ritual vor. Der 13. Februar. Die stillste Nacht des Jahres, sagen die einen, eine Nacht der Trauer, des Gedenkens. Die lauteste Nacht des Jahres, sagen die anderen, eine Nacht der Parolen, der kalkulierten Empörung. Wie immer im Februar schwillt die Erregungskurve in den Feuilletons an, und das Wort „Opfer“ durchläuft eine ideologische Generalinspektion: Wer darf es beanspruchen? Wer missbraucht es? Wem gehört das Leid? Wer relativiert? Wer instrumentalisiert? Die Diskussionsfronten sind so starr wie die Gedenkminuten im offiziellen Protokoll. Und irgendwo zwischen all dem steht die Stadt selbst – ruühmlich bemüht, um ihr Bild zu ringen.

Der Mythos der makellosen Stadt

Dresden, das „Elbflorenz“, die unschuldige Perle, das barocke Wunder, das urplötzlich und ohne Zutun seiner Bewohner zur Zielscheibe geworden sei. So hört man es bis heute in zahllosen Variationen. Die Geschichte der Stadt wird erzählt wie ein Grimmsches Märchen: Alles war schön, alles war friedlich, und dann kamen die Bösen aus der Luft. Dass Dresden ein integraler Bestandteil des NS-Systems war, dass hier Waffen produziert, Kriegsstrategien geschmiedet, Deportationen organisiert wurden – all das liegt oft wie ein lästiger Nebensatz in den Archiven. Denn das Narrativ der „unschuldigen Stadt“ braucht ein Maximum an Opfertum und ein Minimum an Kontext. Und jedes Jahr, wenn sich die Lichter der Menschenkette in der Altstadt spiegeln, flackert diese Legende wieder auf. Ein Kerzenmeer gegen das Vergessen? Oder gegen das Erinnern an unbequeme Wahrheiten?

III. Der Tanz um die Zahlen

25.000 Tote, sagt die Forschung. Hunderttausende, ruft die revisionistische Folklore. Zahlen, mal hochgeschraubt, mal gedrückt, je nach Bedarf. Zahlen als Argumente, Zahlen als Moralkeulen, Zahlen als politische Währung. Und jedes Jahr aufs Neue das absurde Spektakel: Historiker ringen um wissenschaftliche Nüchternheit, während am Rande der Gedenkveranstaltungen skandierende Gestalten „Bombenholocaust“ schreien. Man fragt sich: Was wäre, wenn es nicht um Dresden ginge? Wären die gleichen Menschen so eifrig dabei, Opferzahlen zu relativieren oder zu überhöhen? Ist es Empathie oder Selektion?

Wer trauert da eigentlich?

Die Stadt ist gespalten, aber nicht entlang politischer Linien, sondern entlang eines tieferen Grabens: der Differenz zwischen echter Trauer und performativem Gedenken. Zwischen jenen, die schweigen, weil es ihnen den Atem nimmt, und jenen, die schweigen, weil es Teil der Inszenierung ist. Zwischen jenen, die ehrlich um ihre Vorfahren trauern, und jenen, die in martialischer Ernsthaftigkeit ihre Vergangenheit mit einer Opferrolle ausstatten wollen, die ihnen nie zugestanden hat. Und inmitten dieser Spaltung steht die Stadtverwaltung, das politische Establishment, die Kirchenvertreter – alle eifrig darum bemüht, der Veranstaltung eine würdige, eine „ausgewogene“ Note zu geben. Gedenken ja, aber ohne Missbrauch. Mahnung ja, aber ohne Schuldzuweisung. So wächst die Veranstaltung Jahr um Jahr zu einer Choreografie, die niemand so richtig hinterfragt, weil das Erschütternde an Rituale ist: Sie erscheinen irgendwann normal.

Das Problem mit dem Erinnern

2025 jährt sich das Kriegsende zum 80. Mal. Es wird neue Gedenkveranstaltungen geben, neue Reden, neue Kränzchen, neue Schlagzeilen. Und erneut wird man sich fragen: Was genau wird da erinnert? Wer definiert die Form des Gedenkens? Wo endet das Andenken an die Vergangenheit und wo beginnt das Manövrieren in der Gegenwart? Vielleicht ist das eigentliche Problem nicht das Gedenken an sich, sondern die Tatsache, dass es sich immer mehr von dem löst, was es ursprünglich bedeuten sollte. Erinnern heißt nicht nur, eine Geschichte zu erzählen – es heißt auch, die richtigen Fragen zu stellen. Doch solange das Erinnern zur ritualisierten Veranstaltung wird, bleibt das Denken in Stein gemeißelt. So wie die Mahnmale, an denen jedes Jahr die Blumen niedergelegt werden, ohne dass sie jemand wirklich ansieht.

Mehlwürmer, Monopole und die Moral des modernen Essens

Die Revolution auf unserem Teller: Von Rindfleisch zu Krabbeltieren

Es ist so weit: Die Zukunft des Essens kriecht und wimmelt. Die Europäische Kommission hat offiziell das Mehlwurmpulver als Lebensmittelzutat genehmigt. In Brot, Gebäck, Kuchen, Teigwaren, Kartoffelprodukten, Käse und gar im harmlosem Obst- und Gemüsekompott – überall könnte sich bald ein Hauch von kriechender Zukunft verstecken. Ein Fortschritt, ein Segen, ein schleichender Sieg der Nachhaltigkeit? Oder doch der große Kniefall vor der profitgierigen Lebensmittelindustrie?

Ein Blick hinter die Kulissen

In einer Welt, in der die Ressourcen schwinden und die Nachhaltigkeit zur heiligen Kuh der Moderne erhoben wurde, drängt sich die Frage auf: Ist Mehlwurmpulver wirklich ein Fortschritt? Oder ist es vielmehr ein symbolisches Feigenblatt einer Industrie, die sich anmaßt, unsere Teller nach Belieben zu füllen? Der Verzehr von Insekten mag in vielen Kulturen gang und gäbe sein, doch wenn das krabbelnde Protein mit einem von der EU verliehenen Monopol eingeführt wird – zugunsten eines einzelnen Unternehmens, wohlgemerkt – dann scheint weniger die Umwelt als vielmehr der Profit die treibende Kraft zu sein. Nutri’Earth, der glorreiche Monopolist, darf sich für die kommenden fünf Jahre daran erfreuen, die Exklusivrechte für das Mehlwurmpulver innezuhaben. Ein Schelm, wer dabei an kapitalistische Winkelzüge denkt!

Deklaration? Selbstverständlich – in unsichtbarer Schrift!

Damit der informierte Bürger auch weiterhin in angenehmer Unwissenheit schwelgen kann, sieht die Verordnung eine Kennzeichnung vor: „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor“. Dieser charmante Hinweis darf sich irgendwo in der Nähe der Zutatenliste oder Produktbezeichnung verstecken – also an einer Stelle, die der gehetzte Konsument im Supermarkt sicher übersieht. Wer will schon lesen, was er isst? Schließlich genießt man sein Brötchen lieber ohne das Bild von tausend gemahlenen Larven im Hinterkopf.

Allergiker, aufgepasst: Krabbeltiere sind auch keine Engel

Doch halt, es gibt ja noch die Allergiker! Die Europäische Kommission hat glücklicherweise erkannt, dass Menschen, die auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, ebenso mit einer ungewollten Immunantwort auf das Mehlwurmpulver rechnen müssen. Damit niemand versehentlich mit einem allergischen Schock auf den revolutionären Snack reagiert, gibt es – immerhin – eine Warnpflicht. Ob diese jedoch groß und deutlich oder im kaum sichtbaren Kleingedruckten prangt, bleibt eine Frage des gesunden Menschenverstandes der Hersteller.

Die Frage aller Fragen: Muss das sein?

Es bleibt zu klären, ob dieses neue „Lebensmittel“ wirklich das große Versprechen der Nachhaltigkeit erfüllt oder ob es schlichtweg eine weitere Form der Profitmaximierung ist. Insektenzucht verbraucht weniger Ressourcen als traditionelle Nutztierhaltung, doch wenn die Kontrolle über dieses „nachhaltige“ Produkt in den Händen eines einzelnen Unternehmens liegt, wiegt dann der Umweltgedanke schwerer als die wirtschaftlichen Interessen?

Die Zukunft des Essens wird also nicht nur in der Pfanne, sondern vor allem in den Vorstandsetagen entschieden. Und während der Konsument sich an den Geschmack von gemahlenen Larven gewöhnt, freuen sich einige wenige über neue Möglichkeiten der Marktkontrolle. Guten Appetit!

Mehlwürmer, Monopole und die Moral des modernen Essens

Die Revolution auf unserem Teller: Von Rindfleisch zu Krabbeltieren

Es ist so weit: Die Zukunft des Essens kriecht und wimmelt. Die Europäische Kommission hat offiziell das Mehlwurmpulver als Lebensmittelzutat genehmigt. In Brot, Gebäck, Kuchen, Teigwaren, Kartoffelprodukten, Käse und gar im harmlosem Obst- und Gemüsekompott – überall könnte sich bald ein Hauch von kriechender Zukunft verstecken. Ein Fortschritt, ein Segen, ein schleichender Sieg der Nachhaltigkeit? Oder doch der große Kniefall vor der profitgierigen Lebensmittelindustrie?

Ein Blick hinter die Kulissen

In einer Welt, in der die Ressourcen schwinden und die Nachhaltigkeit zur heiligen Kuh der Moderne erhoben wurde, drängt sich die Frage auf: Ist Mehlwurmpulver wirklich ein Fortschritt? Oder ist es vielmehr ein symbolisches Feigenblatt einer Industrie, die sich anmaßt, unsere Teller nach Belieben zu füllen? Der Verzehr von Insekten mag in vielen Kulturen gang und gäbe sein, doch wenn das krabbelnde Protein mit einem von der EU verliehenen Monopol eingeführt wird – zugunsten eines einzelnen Unternehmens, wohlgemerkt – dann scheint weniger die Umwelt als vielmehr der Profit die treibende Kraft zu sein. Nutri’Earth, der glorreiche Monopolist, darf sich für die kommenden fünf Jahre daran erfreuen, die Exklusivrechte für das Mehlwurmpulver innezuhaben. Ein Schelm, wer dabei an kapitalistische Winkelzüge denkt!

Deklaration?

Damit der informierte Bürger auch weiterhin in angenehmer Unwissenheit schwelgen kann, sieht die Verordnung eine Kennzeichnung vor: „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor“. Dieser charmante Hinweis darf sich irgendwo in der Nähe der Zutatenliste oder Produktbezeichnung verstecken – also an einer Stelle, die der gehetzte Konsument im Supermarkt sicher übersieht. Wer will schon lesen, was er isst? Schließlich genießt man sein Brötchen lieber ohne das Bild von tausend gemahlenen Larven im Hinterkopf.

Krabbeltiere sind auch keine Engel

Doch halt, es gibt ja noch die Allergiker! Die Europäische Kommission hat glücklicherweise erkannt, dass Menschen, die auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, ebenso mit einer ungewollten Immunantwort auf das Mehlwurmpulver rechnen müssen. Damit niemand versehentlich mit einem allergischen Schock auf den revolutionären Snack reagiert, gibt es – immerhin – eine Warnpflicht. Ob diese jedoch groß und deutlich oder im kaum sichtbaren Kleingedruckten prangt, bleibt eine Frage des gesunden Menschenverstandes der Hersteller.

Muss das sein?

Es bleibt zu klären, ob dieses neue „Lebensmittel“ wirklich das große Versprechen der Nachhaltigkeit erfüllt oder ob es schlichtweg eine weitere Form der Profitmaximierung ist. Insektenzucht verbraucht weniger Ressourcen als traditionelle Nutztierhaltung, doch wenn die Kontrolle über dieses „nachhaltige“ Produkt in den Händen eines einzelnen Unternehmens liegt, wiegt dann der Umweltgedanke schwerer als die wirtschaftlichen Interessen?

Die Zukunft des Essens wird also nicht nur in der Pfanne, sondern vor allem in den Vorstandsetagen entschieden. Und während der Konsument sich an den Geschmack von gemahlenen Larven gewöhnt, freuen sich einige wenige über neue Möglichkeiten der Marktkontrolle. Guten Appetit!