Asteroid 2024 YR4

Die ultimative Weihnachtsüberraschung oder der letzte Advent?

Es ist eine seltene Freude, wenn das Universum höchstpersönlich beschließt, uns eine kleine Erinnerung an unsere eigene Bedeutungslosigkeit zu schicken. Während die Welt sich mit gelebter Ignoranz über globale Krisen hinweg laviert – sei es die Klimakatastrophe, der nächste Wirtschaftscrash oder die täglich rotierende Auswahl geopolitischer Krisenherde – tritt nun ein neuer Akteur auf die Bühne: Asteroid 2024 YR4, ein sympathischer kleiner Felsbrocken von bescheidener Größe, der möglicherweise am 22. Dezember 2032 unseren Planeten küssen möchte.

Prozentrechnung für Fortgeschrittene

Zunächst die nackten Fakten: Die Wahrscheinlichkeit, dass YR4 uns trifft, liegt derzeit bei 1,9 Prozent. Das klingt nach wenig, aber wenn man bedenkt, dass man eine ähnliche Chance hat, von einer streunenden Kokosnuss erschlagen zu werden, während man sich mit Sonnenmilch einschmiert, dann wird das Ganze gleich aufregender. Die 98,1-prozentige Chance, dass alles gutgeht, mag beruhigend wirken, doch vergessen wir nicht: Auch beim Russischen Roulette gibt es eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass der erste Schuss nicht tödlich ist – was allerdings nur bedingt tröstlich ist.

Geografie für Nervenkitzel-Fans

Die möglichen Einschlagspunkte sind ebenfalls höchst demokratisch gewählt: Vom östlichen Pazifik über Nord-Südamerika, den Atlantik, Afrika bis nach Südasien. Kurzum: Ein erlesener Querschnitt unserer Zivilisation könnte in den Genuss einer spontanen Neugestaltung seiner Landschaft kommen. Besonders für Stadtplaner eine echte Win-Win-Situation: Entweder trifft es ohnehin überfüllte Metropolen, was die Mietpreise sofort auf ein erträgliches Maß senkt, oder aber Wüstenregionen, die ohnehin ein Upgrade vertragen könnten.

Bescherung mit Knall?

Man stelle sich die Nachrichtenlage vor, wenn am Vorabend des 22. Dezembers 2032 der Einschlag tatsächlich bevorsteht. Während Supermärkte die letzten panischen Hamsterkäufe mit festlicher Fahrstuhlmusik untermalen, verspricht die NASA eine „nähere Untersuchung der Sachlage“. Politiker aller Länder beschwichtigen mit gewohnt optimistischen Durchhalteparolen: „Wir haben die Lage im Griff“ – was übersetzt so viel bedeutet wie: „Wir haben keine Ahnung, was wir tun sollen.“

TIP:  Der letzte Buchstabe – Ein Abgesang auf das „C“

Die Esoterikbranche wiederum wittert ein goldenes Zeitalter für Astrologie-Abos und Schutzamulette. Währenddessen tobt in sozialen Netzwerken eine hitzige Debatte: Ist YR4 vielleicht ein Geschenk des Universums, um uns von der allzu menschlichen Hybris zu erlösen? Oder bloß ein ungebetener Gast, der zu spät zur Apokalypse-Party kommt?

Eine Zukunft mit oder ohne Krater?

Eines steht fest: Ob 2024 YR4 uns trifft oder nicht, wird sich erst in den kommenden Jahren genauer bestimmen lassen. Bis dahin bleibt es eine dieser wunderbaren kosmischen Ungewissheiten, die unsere Spezies immer wieder daran erinnert, dass all unsere Versicherungen, Vorsorgepläne und technologischen Errungenschaften in Sekundenbruchteilen obsolet werden können.

Aber keine Sorge: Bis dahin gibt es sicherlich noch genügend andere Dinge, die uns in den Wahnsinn treiben werden – sei es die nächste Inflation, das neue iPhone oder die Wiederkehr irgendeiner Reality-TV-Personalie in der Politik.

In diesem Sinne: Frohe Weihnacht in spe – mit oder ohne Einschlag!

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