
Der Fall Palästina und der Zirkus der Sympathie
Es ist eine merkwürdige, fast absurde Beobachtung: Der Westen, so stolz auf seine moralische Überlegenheit, seine Menschenrechte und seine Werte, pflegt seit Jahrzehnten eine unheimliche Sympathie für ein Volk, dessen Mehrheit, laut einer Umfrage vom November 2023, die Existenz Israels nach wie vor nicht anerkennt und das in erschreckend hohen Zahlen die Massaker vom 7. Oktober rechtfertigt. Mehr als zwei Drittel der Palästinenser sehen kein Existenzrecht für Israel, und neun von zehn glauben nicht an ein friedliches Zusammenleben. Eine erschütternde Zahl, könnte man meinen. Doch anstatt diese Realität zu akzeptieren und sich den Konsequenzen zu stellen, scheint der Westen lieber die Augen zu verschließen und die immer gleiche Litanei von „Unterdrückung“ und „Kolonialismus“ herunterzubeten, als sei dies eine Entschuldigung für Gewalt, Terror und den offenen Ruf nach Vernichtung.
Ein Erbe ohne Ende
Es gibt ein besonderes Phänomen in der palästinensischen Gesellschaft, das man weltweit sonst nirgends findet: den Status des Flüchtlings als vererbbaren Zustand. Während Flüchtlingsgruppen weltweit mit der Zeit ihre Statusänderung erleben und sich in neuen Gesellschaften integrieren, bleibt der Palästinenser ewig im Stigma der Opferrolle gefangen. Dank der UNRWA, jener gut geölten, milliardenschweren Maschinerie, wird das Schicksal des „Flüchtlings“ sorgsam an jede Generation weitergegeben, wie ein Familienerbstück, das keiner so richtig will, aber keiner loswerden darf. So bleibt die palästinensische Identität gefangen in der Erzählung von Vertreibung und Rückkehr – eine Erzählung, die nicht nur das Narrativ des Staates Israel ablehnt, sondern auch die Aussicht auf Frieden systematisch zerstört.
Die logische Konsequenz? Die Flüchtlinge bleiben, die Gelder fließen, und das Narrativ der Opferrolle bleibt intakt. Der Westen finanziert, mit gutem Gewissen, Jahr für Jahr das Festhalten an der Vergangenheit und ignoriert dabei, dass dieser „Status quo“ den Frieden nicht nur verhindert, sondern aktiv untergräbt.
Die politische Schizophrenie des Westens
Es ist bemerkenswert, wie der Westen mit zweierlei Maß misst, wenn es um die Palästinenser geht. Stellen wir uns einmal vor, eine andere Volksgruppe würde die Auslöschung eines UN-Mitgliedsstaates fordern – und das in aller Offenheit und ohne diplomatische Floskeln. Wäre es denkbar, dass die internationale Gemeinschaft diese Gruppe weiterhin mit Milliarden unterstützt, während sie Massaker feiert und Frieden ablehnt? Wohl kaum. Doch bei den Palästinensern, genauer gesagt bei Gruppen wie Hamas, scheint man großzügig darüber hinwegzusehen. Stattdessen fließt das Geld, die Diplomaten reisen, und die Linken des Westens ergehen sich in moralischen Selbstgesprächen über die angebliche „Schuld“ der Europäer am Leid des Nahen Ostens.
Dieses Phänomen ist eine politische Schizophrenie sondergleichen. Terror wird zu „Widerstand“ umgedeutet, und die Barbarei, die am 7. Oktober 2023 ihren blutigen Höhepunkt fand, wird von linksradikalen Apologeten im Westen als ein Akt der Verzweiflung dargestellt, als ob Verzweiflung jemals Massaker rechtfertigen könnte. Die Frage bleibt: Würde man solchen Gewalttätern auch in Europa freie Hand lassen? Würde man Terroristen, die in den Straßen Londons oder Berlins Angst und Schrecken verbreiten, dieselbe milde Toleranz entgegenbringen, die man der Hamas entgegenbringt?
Eine Märchenstunde für Gutgläubige
Natürlich darf in dieser Diskussion die altbekannte Behauptung nicht fehlen: Israel sei ein „Siedlerstaat“. Ein Begriff, der in den Kreisen der akademischen Linken mittlerweile so inflationär gebraucht wird, dass er jeglichen Sinn verloren hat. Es wird so getan, als ob Israel ein kolonialer Außenposten Europas im Nahen Osten sei, errichtet auf dem Leid und der Vertreibung der „indigenen“ Bevölkerung. Ein bisschen Geschichtsunterricht täte hier gut. Denn die jüdische Präsenz in der Region reicht nicht nur über 3000 Jahre zurück, sie ist ununterbrochen. Juden lebten in der Region lange bevor die Araber überhaupt in die Geschichte des Nahen Ostens eintraten. Das Judentum ist doppelt so alt wie der Islam, und es ist der Islam, der seine Wurzeln im Judentum hat – nicht umgekehrt.
Selbst der Koran spricht von den „Israeliten“ und erkennt ihnen das Recht auf das Heilige Land zu. Aber wer sich mit solchen „Kleinigkeiten“ wie historischen Fakten beschäftigt, wird schnell als Apologet des Kolonialismus abgetan. Es ist fast amüsant, wenn es nicht so traurig wäre, wie geschickt hier Fakten verdreht und in einen politischen Kampf eingebunden werden, der sich vor allem um eines dreht: die Vernichtung Israels.
Eine gefährliche Verzerrung
Doch was steckt hinter dieser offensichtlichen Verwirrung des Westens? Warum wird Terrorismus verharmlost, ja, sogar gerechtfertigt, solange er sich gegen Israel richtet? Die Antwort könnte einfacher sein, als man denkt: Es ist die Faszination des Westens für den „edlen Wilden“, jenen mythischen Kämpfer, der – in den Augen der westlichen Linken – gegen die Mächte des „Imperialismus“ und des „Kolonialismus“ aufbegehrt. Dabei wird die Realität – dass es sich oft um brutale, fundamentalistische Bewegungen handelt – geflissentlich ausgeblendet.
Die Linken im Westen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Israel als den letzten kolonialen Außenposten zu brandmarken, obwohl dieser Narrativ schlichtweg nicht der Realität entspricht. Währenddessen wird jede terroristische Gräueltat, solange sie im Namen des „Widerstands“ geschieht, als notwendiges Übel hingenommen. Es ist eine zynische Moral, die Terrorismus als legitime Form der politischen Äußerung betrachtet – und die in Europa in immer größeren Demonstrationen auf den Straßen mündet.
Das Ende der Appeasement-Politik
Es ist höchste Zeit, dass der Westen aufhört, diese Politik der Beschwichtigung fortzusetzen. Wie lange noch will man Terroristen mit diplomatischem Gewäsch besänftigen? Wie lange noch will man Milliarden in ein System pumpen, das Gewalt und Hass schürt, anstatt Frieden und Verständigung zu fördern? Die Vorstellung, dass man durch Appeasement und Zugeständnisse die radikalen Kräfte besänftigen kann, hat sich als tödlicher Irrtum erwiesen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Zukunft des Nahen Ostens wird nicht durch westliche Schuldgefühle, sondern durch klare Prinzipien entschieden. Frieden kann nur entstehen, wenn Gewalt klar verurteilt wird und die Forderung nach der Vernichtung eines Staates nicht mehr als legitime politische Position akzeptiert wird. Wer den Frieden wirklich will, muss aufhören, Terrorismus zu finanzieren und zu rechtfertigen.
Die Notwendigkeit klarer Prinzipien
Am Ende bleibt die Frage, ob der Westen bereit ist, sich dieser Realität zu stellen. Die Mär vom „Siedlerstaat“, die vererbte Opferrolle und die moralische Verwirrung müssen endlich beendet werden. Die Sympathie für ein Volk, dessen politische Führer die Vernichtung eines anderen Staates anstreben, ist nicht nur moralisch fragwürdig, sie ist gefährlich. Es ist Zeit, dass der Westen seine Prinzipien verteidigt und klar Stellung bezieht – gegen Terrorismus, gegen Gewalt und für das Existenzrecht Israels.
Quellen und weiterführende Links
- Arab World for Research and Development. Palestinian Public Opinion Poll – November 2023.
- Karsh, Efraim. Palestine Betrayed. Yale University Press, 2010.
- Morris, Benny. 1948: A History of the First Arab-Israeli War. Yale University Press, 2008.
- UNRWA. Annual Report 2023.
- Krämer, Gudrun. A History of Palestine: From the Ottoman Conquest to the Founding of the State of Israel. Princeton University Press, 2008.