Energiewende in den Abgrund

Wenn Ideologie auf Realität trifft

Die Deutschen – ein Volk der Denker, Dichter und Ingenieure. Und der Weltverbesserer. Nach Jahrhunderten des Experimentierens mit verschiedenen Formen von Ordnung, Disziplin und Zerstörung hat man nun endlich das ultimative gesellschaftliche Konzept gefunden, um die Menschheit zu retten: die Energiewende. Ein ambitioniertes Projekt, das uns nicht nur vor dem Klimakollaps, sondern auch vor dem Stromschlag unseres schlechten Gewissens bewahren soll. Die Idee ist so einfach wie genial: Wir verzichten auf fossile Energieträger, stellen stattdessen Windräder auf, laden unsere Elektroautos nachts an Solarzellen auf und wärmen uns in kalten Winternächten mit einer Wärmepumpe. So weit, so naiv.

Doch in der Praxis stellt sich die Energiewende nicht als heroisches Großprojekt der Menschheitsrettung dar, sondern als kafkaeske Farce. Wie einst Ikarus, der mit wachsenden Flügeln der Sonne entgegenstrebte, fliegen wir euphorisch in Richtung klimaneutrale Zukunft, nur um festzustellen, dass die Sonne die Energie zwar kostenlos liefert, aber unsere Flügel dabei schmelzen lässt. Willkommen in der Energiewende, wo die Luft dünn, der Strom knapp und die Ideologie allgegenwärtig ist.

Der Traum vom perpetuum mobile

Deutschland, die Wirtschaftsmacht Europas, das Land der technologischen Wunderwerke, will es wieder einmal wissen. Was einst im Silicon Valley begann, soll nun am Bodensee, in der Lausitz und am Stuttgarter Neckartor vollendet werden: Der Übergang zu einer CO₂-neutralen Wirtschaft – und zwar bitte ohne dass irgendjemand dabei seinen Lebensstandard herunterschrauben muss. Schließlich ist man ja ein „Vorreiter“. Wer, wenn nicht wir, soll den anderen zeigen, wie man das macht? Doch während man sich in den politischen Salons von Berlin die Erfolge der Ökostromproduktion auf die Fahnen schreibt, zeichnet sich bereits ab, dass es sich um ein hochkomplexes Vorhaben handelt, dessen Gelingen in der Realität vor allem von zwei Dingen abhängt: Optimismus und Blindheit.

Der Traum der Energiewende basiert auf der Überzeugung, dass erneuerbare Energien unendlich verfügbar sind und praktisch keine Nebeneffekte haben – ein perpetuum mobile des grünen Fortschritts. Wind, Sonne, Wasser – als wären diese Elemente nur dazu da, uns auf Knopfdruck unerschöpfliche Energie zu liefern. Doch die Sache hat einen Haken: Wind weht nicht immer, die Sonne scheint vor allem dann, wenn wir sie nicht brauchen (nämlich tagsüber), und Wasserkraft steht in den flachen Ebenen der Norddeutschen Tiefebene auch nicht in rauen Mengen zur Verfügung.

Aber das ist kein Grund zur Sorge! Man nennt es „Fluktuation“ und gibt dem Problem einen wohlklingenden Namen. Es klingt nach etwas, das man mit einem noch smarteren Algorithmus lösen kann, nicht nach einem Konstruktionsfehler im Gesamtmodell. Die Deutschen lieben schließlich Herausforderungen. Und wenn das alles nicht klappt, dann kann man immer noch China fragen, ob sie uns ein paar Solarpaneele schicken – sie haben schließlich die Fabriken, die wir aus klimafreundlichen Gründen schon vor Jahren geschlossen haben.

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Die Rückkehr des Kohleofens – Ein Pyrrhussieg der Moral

Der Deutsche freut sich. Er hat gespart, geplant und ausgerechnet: Seine Wärmepumpe wird ihn durch den Winter bringen. Die Solaranlage auf dem Dach speist ins Netz und der CO₂-neutrale Traum ist fast greifbar. Fast. Denn genau in diesem Moment verkündet der Energieversorger, dass der Strom im Winter knapp wird. „Nicht so schlimm“, denkt sich der fleißige Bürger, „dann heize ich eben mit dem Gasofen zu.“ Leider gibt es auch da ein Problem: Gas ist zu teuer und knapp. Ein technisches Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst – die berühmte Effizienz der Energiewende!

Was nun? Die Antwort liegt buchstäblich im Keller: der Kohleofen. Während Greta Thunberg immer noch vergeblich fragt, „How dare you?“, schaufelt der Deutsche mit stoischer Gelassenheit Briketts in den Ofen, den er nie wirklich losgeworden ist. Der Erfolg der Energiewende manifestiert sich nicht im CO₂-neutralen Haushalt, sondern in der Renaissance von fossilen Brennstoffen, die wir vor Jahren schon ausrangieren wollten. Und während man die eigene moralische Überlegenheit beim nächsten Klimagipfel beteuert, geht es zu Hause im Flur auf die altbewährte Weise zu: rußige Hände und der Geruch von verbrannter Kohle. Aber immerhin in Selbstversorger-Manier. Schließlich ist Autarkie das große Ziel.

Die Ironie dieses Kapitels der Energiewende ist so dick, dass man sie mit einem Suppenlöffel servieren könnte: Während sich das Land an Windräder und Solarfarmen klammert, kriechen wir in die Wärmeschutzzonen des fossilen Zeitalters zurück. Ein Pyrrhussieg der Moral, bei dem sich zeigt, dass die Rettung des Planeten offenbar nur durch Rückschritte zu erreichen ist.

Bürokratie – Das grüne Minenfeld

Ein weiteres unerlässliches Element der deutschen Energiewende ist die Bürokratie. Jeder weiß, dass nichts in Deutschland ohne Formulare, Genehmigungen und umfassende Regelwerke funktionieren kann. Und so stürzten sich die Schreibtischtäter mit Inbrunst in die größte Aufgabe ihrer Karriere: die Energiewende auf Papier zu bringen. Was dabei herauskam, ist ein bürokratisches Monstrum, das nicht nur den schnöden Bau eines Windrads zu einer Herkulesaufgabe macht, sondern auch jeden privaten Hausbesitzer, der sich eine Solaranlage aufs Dach schrauben will, an den Rand der Verzweiflung treibt.

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Die Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen dauern in der Regel länger als deren geplante Lebensdauer. Von der Idee, ein Windrad aufzustellen, bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme können locker zehn Jahre vergehen – und dann haben die Blätter der Klimakatastrophe den Wintersturm von 2033 vielleicht schon zu einer fernen Erinnerung gemacht. Der deutsche Amtsschimmel wiehert also immer noch lauter als jeder Windpark.

Aber Bürokratie hat auch ihr Gutes. Zumindest sind wir dadurch vor einem unkontrollierten Ausbau der erneuerbaren Energien sicher. Während andere Länder ihre Energiesysteme modernisieren, diskutieren wir noch immer, ob ein Windrad wirklich die Flugrouten der Störche beeinträchtigt. Aber keine Sorge: Während der Bundestag über Vogelschutz debattiert, pumpt der letzte Kohlemeiler in NRW weiterhin fleißig CO₂ in die Atmosphäre. Schließlich brauchen wir stabile Netze.

Die Tesla-Illusion und der Mythos vom „grünen Auto“

Was wäre die Energiewende ohne die wunderbare Vision des Elektroautos? Ein leises, emissionsfreies Fahrzeug, das die Luft rein hält und den Planeten rettet – zumindest, wenn man die Kinder in den Kobaltminen Afrikas außer Acht lässt, die sich für unsere Batterien in den Tod schuften. Aber wer denkt schon an die Details? Tesla verkauft uns das Elektroauto als das nächste große Ding, und der Deutsche ist begeistert. Endlich etwas, das sowohl umweltfreundlich als auch teuer ist – genau die Kombination, die das grüne Herz höher schlagen lässt.

Doch auch hier zeigt sich der doppelte Boden der Energiewende. Während die glücklichen Elektroautobesitzer ihre Fahrzeuge stolz an die Ladestation anschließen, fragt niemand, woher der Strom eigentlich kommt. Das Netz ist überlastet, die Ladezeiten sind lang, und im Winter, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, geht es plötzlich nicht mehr um Reichweite, sondern um Reichweitenangst. Aber keine Panik! Der Deutsche bleibt gelassen. „Ich fahre einfach weniger“, denkt er sich. Vielleicht ist das der wahre Trick: Mobilität einschränken, um den Klimawandel zu stoppen. Perfekte Lösung.

Elektroautos sind in dieser Geschichte vor allem eines: Symbole für das deutsche Streben nach einem „sauberen“ Leben, ohne die eigentlichen Probleme zu lösen. Die Illusion vom emissionsfreien Verkehr erweist sich als Etikettenschwindel, denn solange wir den Strom für diese Fahrzeuge nicht selbst aus Windrädern beziehen, fahren wir immer noch auf der gleichen schmutzigen Straße – nur eben mit einem anderen Anstrich.

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Der Weg in die Energiezukunft – Oder doch in den Abgrund?

Während man also in Deutschland weiterhin verzweifelt versucht, die Energiewende durchzuführen, ohne dabei den Lebensstandard zu gefährden oder eine Revolution der verärgerten Bürger auszulösen, stellt sich die Frage: Wie realistisch ist das alles eigentlich? Jeder, der ein bisschen rechnen kann, weiß längst, dass die Rechnung nicht aufgeht. Energieerzeugung ohne fossile Brennstoffe ist ein Traum, der in der Theorie glänzt, aber in der Praxis auf klägliche Weise scheitert. Der Weg, auf dem wir uns befinden, führt nicht in eine strahlende Zukunft, sondern in einen dunklen Tunnel, an dessen Ende bestenfalls ein flackerndes Energiesparlicht glimmt.

Die Wahrheit ist: Wir sitzen in einem hochkomplexen Schlamassel. Einerseits will Deutschland seine moralische Überlegenheit aufrechterhalten und der Welt zeigen, wie man den Planeten rettet. Andererseits zeigen die Fakten, dass wir ohne Kohle, Öl und Gas nicht einmal den nächsten Winter überstehen werden – zumindest nicht ohne frierende Bürger und stillgelegte Industrien. Die große Frage ist also: Wie lange wird die Fassade der sauberen, grünen Energiewende noch aufrechterhalten, bevor der Zusammenbruch kommt?

Der zynische Triumph der Ideologie

Die Energiewende ist das deutsche Großprojekt des 21. Jahrhunderts – ein Projekt, das aus edlen Motiven heraus geboren wurde, aber an der eigenen Ideologie zugrunde geht. Wir wollen den Planeten retten, doch gleichzeitig schaffen wir es nicht, unsere eigenen Versorgungssysteme am Laufen zu halten. Die Deutschen, die einst als Ingenieure der Welt galten, stolpern nun über die einfachsten Fragen der Energieversorgung.

Vielleicht ist der größte Witz an der Energiewende, dass sie uns nicht nur in den Abgrund führt, sondern uns dabei auch noch das Gefühl gibt, wir hätten etwas Gutes getan. Wir opfern unser Wohlstand, unsere Versorgungssicherheit und unser internationales Ansehen – alles im Namen eines Traums, der auf Sand gebaut ist. Doch eines bleibt sicher: Am Ende wird Deutschland, egal wie es ausgeht, immer stolz darauf sein, es versucht zu haben.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Hans-Werner Sinn: Das grüne Paradoxon – Warum wir beim Klimaschutz versagen (C.H. Beck)
  2. Patrick Graichen: Der deutsche Weg zur Energiewende – Vom Traum zur Realität? (Transparenzstelle Energie)
  3. Agora Energiewende: Zahlen zur Energiewende 2023 (www.agora-energiewende.de)
  4. Spiegel Online: „Die große Energielüge“ (https://www.spiegel.de)
  5. Zeit Online: „Wie die Bürokratie die Energiewende aufhält“ (https://www.zeit.de)
  6. ARD Dokumentation: „Deutschland und die Energiewende“ (verfügbar in der ARD Mediathek)
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