
Eine meisterhafte Tragödie im postmodernen Theater der Absurditäten
Es war einmal, im Land der Dichter und Denker, eine blinde Transfrau in einer Burka, die im Rollstuhl aus einem fernen, krisengeschüttelten Land nach Deutschland floh. Klingt wie der Anfang eines satirischen Theaterstücks? Das ist es auch, aber das Theater, in dem wir uns befinden, ist die knallharte Realität einer hypermoralischen Postmoderne, in der jeder dem Kampf gegen Diskriminierung das Etikett „progressiv“ aufdrückt und dennoch nichts dabei gewinnt.
Unsere Protagonistin, nennen wir sie Fatima (natürlich ein Pseudonym, denn im Land der unendlichen Feingefühle ist es nicht nur unhöflich, sondern potenziell ein Akt der Gewalt, Namen zu verwenden, die irgendeine Form der Identität preisgeben), steht vor einer Reihe von Hindernissen, die selbst Kafka neidisch machen würden. Ihre Burka, die sie zu ihrer Flucht zwingt, wird in ihrer neuen Heimat plötzlich zum politischen Statement – oder, je nach Perspektive, zur Provokation. Ihr Rollstuhl? Ein Symbol für die soziale Ungerechtigkeit, die sie erleidet. Ihre Blindheit? Das perfekte literarische Mittel, um die Augen der Zuschauer gegenüber der eigenen Blindheit zu öffnen.
Der Protagonist des Feuilletons
Nun, es wäre nicht das „optimale Drehbuch“, wenn es keinen Bösewicht gäbe. Und wie passend, dass unser Bösewicht die „rechtsextreme Mehrheitsgesellschaft“ ist, diese diffuse, omnipräsente Macht, die scheinbar hinter jeder Ecke lauert, um unschuldige Transfrauen, Muslime, Rollstuhlfahrer und andere unterdrückte Minderheiten zu terrorisieren. Diese Mehrheitsgesellschaft hat kein Gesicht, keine Stimme, keinen Namen, aber sie ist immer da, bereit, mit ihrer systemischen Transphobie, ihrem tief verankerten antimuslimischen Rassismus und ihrer Behindertenfeindlichkeit zuzuschlagen.
Fatima, gefangen in ihrem Rollstuhl und ihrer Burka, ist dieser brutalen Gewalt völlig hilflos ausgeliefert. Die Mehrheitsgesellschaft ist wie eine Hydra, die immer neue Köpfe in Form von Bürokratie, Vorurteilen und Ignoranz aufwachsen lässt. Es spielt keine Rolle, wohin Fatima flieht oder wie sie sich anzupassen versucht – die schleichende Bedrohung, die von jedem Polizisten, Nachbarn oder zufällig vorbeigehenden Passanten ausgeht, ist allgegenwärtig. Der Subtext dieser Inszenierung? Kein Mensch, der in irgendeiner Weise von der heteronormativen, cis-genderlichen, gehfähigen, weißen Mehrheitsgesellschaft abweicht, hat in dieser Welt eine Chance.
Akte der Unterdrückung
Es kommt der Moment, da Fatima sich den Institutionen des Staates zuwendet, auf der Suche nach Unterstützung und Integration. Schließlich ist Deutschland bekannt für seine Bürokratie, die sich wie ein mäandernder, kafkaesker Albtraum durch den Alltag der Schwächsten zieht. Doch die Institutionen, die auf den ersten Blick so unschuldig wirken – das Sozialamt, die Integrationsbeauftragte, die Menschenrechtsorganisationen – sind in Wahrheit die subtilen Werkzeuge des Systems, das Fatima zu ersticken droht.
Das Sozialamt? Fordert ihre Geburtsurkunde, die natürlich in den Trümmern des syrischen Bürgerkriegs verloren ging. Die Integrationsbeauftragte? Möchte erst einmal eine Integrationsvereinbarung unterzeichnen lassen, die auf Deutsch verfasst ist, einer Sprache, die Fatima noch nicht einmal ansatzweise beherrscht. Und dann gibt es noch den Behindertenbeauftragten, der Fatima mit einem leicht paternalistischen Lächeln erklärt, wie wunderbar doch die deutsche Infrastruktur für Rollstuhlfahrer sei, während sie an einer Baustelle scheitert, die den barrierefreien Zugang zum Arbeitsamt versperrt. Wie man sieht, ist die Inklusion in ihrer schönsten Form zu einem weiteren Mittel der Exklusion verkommen. Die Absurdität dieser Situation lässt selbst Samuel Beckett im Grab schmunzeln.
Ein Stoff, aus dem die Albträume sind
Was wäre eine Geschichte ohne symbolische Kleidung? Fatimas Burka – ein modisches Accessoire, das in Deutschland weniger als kulturelles Erbe und mehr als wandelnder Schrecken wahrgenommen wird – wird zum zentralen Spannungsfeld der Erzählung. Sie ist die Verkörperung von Fremdheit und Angst, das visuelle Erkennungszeichen eines „Andersseins“, das sofort Blicke, Kommentare und Verdächtigungen hervorruft.
Selbst im liberalen Berlin, dem vermeintlichen Mekka der Toleranz und Vielfalt, bleibt die Burka ein rotes Tuch für die doch nicht so weltoffene Gesellschaft. „Ist das überhaupt legal?“, flüstern die Passanten. „Wie wissen wir, wer da drunter steckt?“, fragen sich die besorgten Bürger. In einer Welt, die so besessen von Transparenz und Sichtbarkeit ist, bleibt die Burka ein Symbol für das Unbekannte, das Bedrohliche. Und Fatima? Sie kann nichts davon sehen, aber sie spürt die Kälte der Blicke, die auf sie gerichtet sind.
Die unsichtbare Gewalt des Alltags
Doch Fatima hat noch mehr Hürden zu überwinden. Als Transfrau stößt sie in der „aufgeklärten“ deutschen Gesellschaft auf eine Transphobie, die sich hinter wohlklingenden Phrasen wie „Das ist doch unnatürlich“ oder „Das ist eine Phase“ versteckt. Die Toilette im Jobcenter? Natürlich nicht für Transpersonen geeignet. Die Stellenangebote? Bevorzugt für „normale“ Bewerber. Selbst die Transcommunity selbst wirft gelegentlich skeptische Blicke auf Fatima, deren Burka ihre Identität auf eine Weise verdeckt, die den westlichen Vorstellungen von Geschlecht und Körper nicht in den Kram passt.
Die Ironie könnte nicht dicker sein: Eine Gesellschaft, die sich als so aufgeklärt und fortschrittlich inszeniert, zeigt ihre rückständigsten Züge, wenn es darum geht, jene zu akzeptieren, die sich nicht in die vorgefertigten Schubladen pressen lassen. Fatima, die Transfrau in Burka, ist ein wandelndes Paradoxon, das den Diskurs über Identität und Anderssein sprengt – und genau das macht sie zur Zielscheibe.
Wenn die Rampe zur Bühne wird
Und als ob das noch nicht genug wäre, stolpert Fatima – metaphorisch gesprochen, versteht sich – über die allgegenwärtige Behindertenfeindlichkeit. Die Deutsche Bahn, deren Zugänge für Rollstuhlfahrer „theoretisch“ barrierefrei sind, entpuppt sich als grausamer Witz. Es fehlt nicht nur an Rampen, sondern auch an Personal, das gewillt ist, Fatima zu helfen, wenn sie mal wieder an einer Baustelle scheitert. Die gesamte Infrastruktur scheint so konzipiert, dass Behinderte genau das bleiben – behindert, im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Bild von Fatima, die im Rollstuhl vor einer Treppe sitzt, ist dabei nicht nur ein trauriges Symbol für die bauliche Exklusion, sondern für eine viel tiefere, gesellschaftliche Kluft. Wir sprechen so gerne über Integration, aber die Realität? Die ist eine Bühne, auf der Menschen wie Fatima kaum eine Rolle spielen dürfen. Und wenn sie es doch tun, dann nur als tragische Helden einer Geschichte, die kein Happy End kennt.
Das optimierte Drehbuch – eine Tragödie in Endlosschleife
Das Leben unserer Heldin Fatima gleicht einer bitteren Tragikomödie, in der alle progressiven Floskeln der Moderne an den harten Realitäten einer ignoranten, ja sogar feindseligen Gesellschaft zerschellen. Fatima ist das perfekte Symbol für die multiple Unterdrückung, der wir uns in einer Welt, die sich für so fortschrittlich hält, nicht entziehen können. Sie ist die blinde Passagierin im Rollstuhl auf der Odyssee durch ein Land, das sich gerne als moralische Instanz aufspielt, aber im Grunde genommen überfordert ist.
Und was bleibt uns am Ende? Ein optimales Drehbuch, das in seiner Konstruiertheit so perfekt ist, dass es den Zuschauer mit einem schalen Gefühl der Leere zurücklässt. Man kann nicht anders, als sich zu fragen: Ist das alles nur eine groteske Farce, oder leben wir tatsächlich in einer Gesellschaft, in der der Kampf um Gerechtigkeit zur endlosen Wiederholung von Klischees verkommt?
Quellen und weiterführende Links
- Butler, Judith. Frames of War: When Is Life Grievable? Verso, 2009.
- Spivak, Gayatri Chakravorty. Can the Subaltern Speak? Harvard University Press, 1988.
- Foucault, Michel. Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp Verlag, 1977.
- Beckett, Samuel. Warten auf Godot. Suhrkamp Verlag, 1953.