Ein Triumph der Bürokratie im Gewand der Moderne

Man stelle sich vor: In den glitzernden Hallen des europäischen Molochs namens Brüssel, wo Teppiche dicker sind als die Logik so mancher Gesetzestexte und Kaffeemaschinen an strategisch sensiblen Punkten installiert werden, um den politischen Puls zu überwachen, haben sich zwei Titanen der Gesetzgebung – das EU-Parlament und der Rat – endlich auf einen Kompromiss geeinigt. Ein Wunder, könnte man denken, angesichts der zahllosen Stunden, in denen Politiker auf engsten Raum konferierten, gestikulierten und sich in rhetorischen Turnübungen maßen, als stünde die Rettung der Welt auf dem Spiel. Doch was der mühsam errungene Konsens nun verkündet, ist nichts anderes als die feinsinnige Anerkennung von Genom-Editierung auf Pflanzenbasis. Ein bisschen revolutionär, ein bisschen konventionell, und vor allem ein triumphaler Sieg der Bürokratie, die es versteht, wissenschaftliche Innovation in eine Formalität zu verwandeln, die sich so anfühlt, als hätte man den Mars kolonisiert, während man nur die Tomatenbeete optimiert hat.

NGT1: Die neue Unschuld der Agrarwelt

NGT1, das neue Kürzel für „einfache genom-editierte Pflanzen“, klingt wie ein Passwort aus einem dystopischen Roman, könnte aber auch als Bezeichnung für ein futuristisches Getränk durchgehen. Doch nein, es handelt sich um Pflanzen, die Wissenschaftlern schon seit geraumer Zeit das Herz höher schlagen lassen – und Bauern ebenso. Denn das, was nun beschlossen wurde, ist nichts weniger als die weitgehende Gleichstellung mit herkömmlichen Pflanzen: keine Kennzeichnungspflicht, keine speziellen Anbauregeln, keine leidigen Kontrollmechanismen, die den Landwirt in endlose Formulare verstricken, während die EU-Aktenberge leise lachen. Man könnte fast glauben, man hätte einen geheiligten Vertrag zwischen Innovation und Bürokratie geschlossen – ein Pakt, in dem Wissenschaft und Gesetzgebung sich zähneknirschend die Hände reichen, während sie heimlich darüber witzeln, dass niemand wirklich versteht, was diese Pflanzen jetzt genau können oder dürfen.

Von der Etikettenschwindelei zur bürokratischen Selbstironie

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr die EU darin brilliert, aus der Freiheit der Wahl eine akademische Herausforderung zu machen. Einst waren Kennzeichnungen eine heilige Pflicht, ein Bollwerk gegen den freien Willen des Verbrauchers, der nun vor lauter Informationen nicht mehr weiß, ob er Salat kauft oder ein biologisches Mini-Experiment. Heute, da NGT1 die Hallen der regulatorischen Gnade betreten, scheint alles einfacher. Fast schon zu einfach, als hätte man vergessen, die endlosen Tabellen auszufüllen, die sonst jede Innovation begleiten. Die Ironie liegt auf der Hand: Ausgerechnet eine Technologie, die potenziell alles verändert, wird in den Schoß der Normalität gelegt, während gleichzeitig das Bürokratietheater in allen anderen Bereichen in gewohnter Pracht weitergeht. Es ist, als ob man einen Feuerlöscher aus Gold goss, nur um ihn dann in einem staubigen Regal verschwinden zu lassen.

TIP:  Ob Flacherde, Verschwörung oder Wüstenreligionen

Die humoristische Tragik der europäischen Entscheidungsfindung

Natürlich wäre es zu einfach, diesen Triumph der administrativen Evolution nur als pragmatischen Schritt zu feiern. Vielmehr offenbart er die zutiefst humoristische Tragik der europäischen Entscheidungsfindung: Jahrzehnte der Debatten, der Studien, der endlosen Ausschüsse, die am Ende nur bestätigen, dass ein Stück Gemüse fast genauso sein darf wie das andere, solange es nicht zu rebellisch ist. Die Politik applaudiert sich selbst für das, was die Natur längst kannte, und der Bürger steht staunend vor den Regalen, als hätte er gerade Zeuge eines diplomatischen Kabaretts geworden. Es ist Satire, die sich selbst schreibt, ein Theaterstück ohne Vorhang, in dem jeder Akteur glaubt, er sei der Protagonist, während die eigentliche Handlung – die stille, unspektakuläre Gleichstellung der Pflanzen – unbeachtet zwischen den Aktendecks der EU-Gesetzgebung dahinschleicht.

Fazit: Bürokratie, die leise die Welt verändert

So stehen wir also da: Ein Kompromiss, der eher wie ein stilles Nicken zwischen zwei alten Rivalen wirkt, hat den Weg geebnet für eine kleine Revolution im Gemüsebeet. NGT1-Pflanzen dürfen nun wachsen, ohne dass sie die kostbaren Flure der Bürokratie unnötig strapazieren. Es ist ein triumphaler Moment des administrativen Humors, ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Wissenschaft: Macht ruhig, was ihr könnt, wir schauen nur zu – und unterschreiben am Ende den Keks des Fortschritts, während wir heimlich noch die Protokolle zählen. Europa zeigt einmal mehr, dass es nicht nur Regeln schreiben, sondern auch Geschichten erzählen kann – Geschichten, die zynisch, augenzwinkernd und herrlich absurd zugleich sind.

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