Man muss es sich bildlich vorstellen: Paul Stich, 27 Jahre jung, in seinem SPÖ-Bürosessel, ein Notizblock in der einen, eine rosarote Brille auf der Nase, die Blicke starr auf New York gerichtet. Nicht auf die Skyline, nicht auf die Realität, sondern auf Zohran Mamdani – den „linken Hoffnungsträger“, der die Welt nach Stiches Idealform biegt. Man kann fast hören, wie in seinem Kopf die Marschmusik des Klassenkampfs dröhnt, während im Hintergrund die Nationalratsresolution gegen BDS wie ein kleiner, nerviger Wecker piepst. Ach, dieser Wecker – so störend, so überflüssig!
Mamdani, der Mann, der Israel boykottiert, der die BDS-Agenda ins Gesetz bringen will, der öffentlich sagt „I support BDS“, ist für Stich kein Problem, sondern ein Feature. Ein bisschen wie bei Software: Antisemitismus? Debugging erforderlich. Klassenkampf? Voll funktionsfähig. Die Realität? Ach, die Realität kann warten.
Die herrliche Ignoranz der roten Linie
Österreichs Nationalrat hat 2020 eine eindeutige rote Linie gezogen – BDS ist israelbezogener Antisemitismus. Punkt. Wer diese Linie ignoriert, ist entweder mutig, naiv oder leicht selbstmörderisch politisch. Stich entscheidet sich für die Version „mutige Ignoranz“: Er umarmt das Idealbild eines linken Helden, der gleichzeitig eine Bewegung unterstützt, die in Österreich einstimmig geächtet wurde.
Die Ironie hier ist köstlich: Ein Land erklärt klar, was antisemitisch ist – und der junge Abgeordnete winkt fröhlich, als sei das Parlament eine launische Theatergruppe, die gerade die Requisiten falsch sortiert hat. Man könnte fast applaudieren für diese akrobatische Fähigkeit, die Augen vor Fakten zu verschließen, ohne dass das Gesicht rot wird.
BDS als sexy linker Lifestyle
Mamdani inszeniert BDS als moralisches Accessoire: ein bisschen Boykott hier, ein Gesetzesentwurf dort, alles natürlich „für Gerechtigkeit“. Stich sieht nur das schimmernde Etikett: links, progressiv, urban, hip. Dass sich darunter antisemitische Muster verstecken, stört ihn genauso wenig wie ein Designer-Sneaker, der in Billiglohnfabriken hergestellt wurde.
Man könnte sagen, Stich betreibt eine Art politisches „Fast Fashion“: moralische Signale tragen, ohne die Konsequenzen zu prüfen. Wer hat schon Zeit für Komplexität, wenn man einen Helden haben kann, der die Sonne der sozialen Gerechtigkeit über Manhattan strahlen lässt? Dass dieselbe Sonne gleichzeitig die Schatten des Antisemitismus wirft, wird einfach ausgeblendet.
Die Rhetorik des selektiven Zorns
Besonders delikat ist die Art, wie Stich Kritiker Mamdanis behandelt: „Die Rechte geht komplett crazy!“ ruft er und schüttelt den Kopf über die „rassistischen Shits“, die auf Mamdani niederprasseln. Hier wird die Realität elegant auf den Kopf gestellt: Nicht der Unterstützer der BDS-Bewegung wird hinterfragt, sondern die Menschen, die diese Unterstützung kritisieren. Logik und Moral werden wie ein Handtuch in der Sommerhitze zusammengerollt und ins Abseits geworfen.
Man könnte fast einen Toast ausbringen auf diese rhetorische Meisterleistung: Der Held ist unantastbar, die Kritiker irre, die Fakten irrelevant. Nur der Emotion bleibt Gewicht – und die zeigt, dass die politische Debatte längst zum Boulevardtheater verkommen ist.
Fazit: Wenn Ideale zu Blindheit führen
Paul Stich verehrt einen Mann, dessen Politik er kaum durchschaut, dessen Antisemitismus er elegant wegschiebt, um das Idealbild eines linken Messias zu feiern. Österreichs klare Linie? Ach, eine formalistische Kleinigkeit. Realität? Eine lästige Unterbrechung. Moralische Verantwortung? Kann warten.
Und so bleibt die Pointe bitter-süß: Man kann die Welt nach linker Idealvorstellung umgestalten, man kann Steuern erhöhen und Gerechtigkeit predigen – solange man die Augen vor dem Antisemitismus verschließt, ist man ein unerschütterlicher Held. Ein Held, dessen Glanz nur durch die selektive Blindheit seiner Bewunderung erzeugt wird.
Die Sonne über Manhattan scheint, die Schatten des Antisemitismus verschwinden im Licht des linken Traums – und der Beobachter fragt sich, ob dies Satire ist oder einfach nur das politische Wien von morgen.