Palantir, Pegasus und Gotham – die neuen Herrscher

Die digitale Monarchie mit AGB statt Verfassung

Früher hatten Könige wenigstens noch die Anständigkeit, mit Schwert und Guillotine klarzumachen, dass Untertanen am kürzeren Hebel sitzen. Heute bekommt man dieselbe Botschaft als „Nutzervereinbarung“ präsentiert, die 38 Seiten umfasst und ohnehin niemand liest, außer den Juristen von Palantir, die sich beim Verfassen vermutlich gegenseitig High-Fives geben. Willkommen in der neuen Datenmonarchie, in der die Krönung nicht auf dem Marktplatz stattfindet, sondern im App-Store. Wer hier regiert, heißt nicht Ludwig XIV., sondern Palantir, Pegasus und Gotham – drei glänzende Firmennamen, die so harmlos klingen wie Comic-Merchandise und so tödlich sind wie Zyankali im Sektglas.

Palantir – Orwells feuchter Traum in Start-up-Optik

Palantir verkauft sich als „Software für bessere Entscheidungen“. Man könnte auch sagen: ein allsehender Datenstaubsauger mit angeklebtem Freiheitslogo. Orwell hätte sich vermutlich totgelacht, wenn er gewusst hätte, dass Big Brother nicht als Diktator in Uniform, sondern als hipper Silicon-Valley-Typ mit Hoodie und Latte Macchiato daherkommt. „Wir wollen nur helfen“, säuselt Palantir, während es sämtliche Kommunikationsnetzwerke aussaugt und Zusammenhänge herstellt, die gar nicht existieren müssen, solange sie sich verkaufen lassen.

Die Pointe: Wer Palantir kritisiert, landet dank Palantir vermutlich sofort in einem Palantir-Dossier. Das Unternehmen ist wie ein Voyeur, der einem erklärt, man habe ja schließlich freiwillig die Vorhänge offen gelassen – und wenn nicht, dann findet er schon einen Spalt im Rolladen.

Pegasus – der geflügelte Trojaner im Nachttisch

Pegasus ist die digitale Vergewaltigung im Staatsauftrag. Ein Trojaner, der nicht hackt, sondern gleich das ganze Handy adoptiert: Kamera, Mikrofon, Chats, alles. Ein smarter Parasit, der so tief im Gerät nistet, dass man sich fragt, ob er nicht längst die Geburtstagsgrüße an die Schwiegermutter selbst verschickt.

Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre: Ein mythologischer Pegasus, Symbol der Freiheit und Dichtung – degradiert zum Cyber-Stallknecht für Regierungen, die ihre Kritiker mundtot machen wollen. Wer Pegasus reitet, braucht keinen Rechtsstaat mehr, nur noch einen Draht zur nächsten Rüstungsmesse. Und wir alle wissen: Wenn Demokratien denselben Trojaner nutzen wie Diktaturen, dann ist der Unterschied zwischen beiden nur noch eine Fußnote im PR-Prospekt.

TIP:  Die Stasi war gestern, heute ist das alles smarter

Gotham – Batman ohne Moral, aber mit Businessplan

Und schließlich Gotham, die Software, die klingt wie eine Comic-Metropole, aber funktioniert wie eine Verwaltungsvorlage für Technokraten ohne Fantasie. Wo früher Batman über den Dächern wachte, sitzt heute ein Analyst im Großraumbüro, klickt auf „Analyse starten“ und verkauft das Ergebnis als Sicherheitsstrategie. Gotham verwandelt Komplexität in PowerPoint, und PowerPoint in Budgets, und Budgets in Macht.

Die wahre Ironie: In den Comics kämpfte Batman gegen korrupte Oligarchen und kriminelle Masterminds. Heute hätten dieselben Oligarchen Batman längst als Berater eingestellt – selbstverständlich über Gotham lizenziert, 12 Monate Mindestlaufzeit, Rabatt bei mehr als 1.000 aktiven Nutzerkonten.

Die Heilige Dreifaltigkeit des Überwachungskapitalismus

Palantir, Pegasus, Gotham – das ist die neue Trinität. Keine Götter, keine Könige, keine Ideologien. Nur Geschäftsmodelle. Der Bürger ist kein Untertan mehr, sondern ein Datensatz. Und wie jeder Datensatz wird er gespeichert, verknüpft, verkauft – und notfalls gelöscht.

Das Schönste daran: Wir machen begeistert mit. Wir installieren Apps, die uns belauschen, wir kaufen Geräte, die uns überwachen, und wir stimmen der eigenen Entmündigung mit einem Daumendruck auf „Akzeptieren“ zu. Früher hat man Sklaven mit Ketten gehalten. Heute reicht eine Push-Benachrichtigung.

Epilog – Die Krone sitzt auf unserem eigenen Kopf

Palantir, Pegasus und Gotham sind keine Herrscher, die uns unterdrücken. Sie sind die Spiegelbilder unserer selbstverschuldeten Dummheit. Wir wollten Sicherheit, wir bekamen Überwachung. Wir wollten Bequemlichkeit, wir bekamen Abhängigkeit. Wir wollten Freiheit, wir bekamen AGB.

Die Wahrheit ist: Der neue König braucht keinen Palast, keine Armee, keinen Thron. Er braucht nur unser Handy. Und das Tragische – oder Komische, je nach Zynismusgrad – ist, dass wir es ihm sogar nachts unter das Kopfkissen legen.

Please follow and like us:
Pin Share