Ein Kopftuch als Fanal

Der letzte Akt des Abendlandes

Es gibt Augenblicke, in denen eine Zivilisation ihren eigenen Tod besiegelt, nicht durch Schwert und Feuer, sondern durch Symbole. Ein solches Symbol war die Angelobung von Shabana Mahmood, britische Innenministerin, zuständig für Grenzen, Polizei und Einwanderung. Sie küsste den Koran, schwor auf Allah und bekannte mit entwaffnender Klarheit, dass ihre Religion die absolute Triebfeder ihres politischen Handelns sei. In diesem Moment vollzog sich etwas, was über das Schicksal einer einzelnen Nation hinausweist: der sichtbare Eintritt des Westens in sein Endstadium.

Nicht der Islam triumphierte in diesem Augenblick – er war nur das Werkzeug. Was triumphierte, war das Gesetz der Geschichte, das unbarmherzige Gesetz der Ablösung. Jede Kultur hat ihre Blüte, ihr Zenit, ihr Verwelken. Europa, der einstige Träger des Abendlandes, hat aufgehört, eine Kultur zu sein. Es ist nur noch Zivilisation – und damit, nach Spengler, ein toter Organismus.

Die Erschöpfung der Seele

Was wir erleben, ist nicht der Sieg einer fremden Religion, sondern der Bankrott einer eigenen. Der Westen hat sich selbst zerlegt, seine Kirchen in Museen verwandelt, seine Dogmen in Karikaturen, seine Werte in Floskeln. Wo einst das Kreuz stand, herrscht heute das leere Zeichen der Toleranz, das nichts mehr fordert und nichts mehr schützt.

Eine Kultur stirbt nicht daran, dass ihr Gegner stärker ist, sondern daran, dass sie selbst nichts mehr glaubt. Der Islam tritt nicht als Eroberer auf, sondern als Erbe. Er nimmt das Zepter auf, das der Westen achtlos aus der Hand fallen ließ.

Mahmoods Schwur ist deshalb nicht Revolution, sondern Bestätigung: Der Westen hat keine Seele mehr, er kann nichts Heiliges mehr hervorbringen. Er lebt von der Erinnerung an einstige Größe, so wie Rom im vierten Jahrhundert nur noch von seinen Ruinen lebte.

Die Ironie des Imperiums

Dass es ausgerechnet Großbritannien ist, das einstige Herz eines Weltreiches, das den Globus umspannte, diesen Schritt vollzieht, ist ein Menetekel. Dort, wo einst die Magna Carta geschrieben wurde, wo das Parlamentarismus-Modell entstand, wo Newton, Shakespeare und Darwin die Welt prägten, beugt man nun ehrfürchtig den Kopf vor einer fremden Offenbarung.

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Das Empire ist nicht besiegt worden – es hat sich selbst entwaffnet, entmachtet, entkernt. Es hat vergessen, was es war, und es hat gelernt, sich für das zu schämen, was es war. Im Schuldbewusstsein seiner Geschichte liegt seine Ohnmacht, und aus dieser Ohnmacht wächst der Wille zur Selbstaufgabe.

Der Glaube kehrt zurück – nur nicht der eigene

Die Geschichte kennt keine Leere. Wenn der Glaube aus den Kathedralen vertrieben wird, kehrt er zurück, aber nicht in derselben Gestalt. Der Westen hat geglaubt, er könne im Reich der reinen Vernunft leben, er könne Politik, Moral, Gesellschaft ohne Transzendenz gestalten. Doch der Mensch erträgt das nicht. Wo das Christentum zerfällt, tritt der Islam hervor – nicht weil er stärker wäre, sondern weil er noch glaubt.

Das Abendland ist müde, alt, skeptisch. Es kennt nur noch Ironie, Dekonstruktion, Satire. Es kann nicht mehr ernsthaft glauben, nicht mehr kämpfen, nicht mehr sich selbst bejahen. Der Islam dagegen tritt mit der Gewissheit auf, die der Westen einst selbst besaß: mit Wahrheit, mit Identität, mit Unerschütterlichkeit.

Das Orakel der Geschichte

Dies ist nicht das „bunte Miteinander“, das die westliche Rhetorik beschwört. Dies ist das langsame, unaufhaltsame Verlöschen einer Kultur, die ihre Stunde überschritten hat. Der Kuss auf den Koran war kein Skandal – er war ein Orakel. Er besagt: Die Epoche der christlich-abendländischen Kultur ist abgeschlossen. Wir leben im Nachher.

So wie Griechenland in Rom aufging, so wie Rom im Christentum, so wie das Christentum im Säkularismus – so wird auch das Abendland im Islam aufgehen. Es ist nicht Untergang, es ist Ablösung. Und wer die Geschichte kennt, weiß: Nichts daran ist aufzuhalten.

Der Westen stirbt nicht mit einem Donnern, sondern mit einem Kuss. Er stirbt nicht im Kampf, sondern in Zustimmung. Er stirbt nicht, weil er überwältigt wird, sondern weil er müde geworden ist, er selbst zu sein.

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Und so stehen wir da, wie einst die Römer, die den Goten ihre Stadttore öffneten – nicht aus Angst, sondern aus Gleichgültigkeit. Das ist das wahre Ende: nicht die Niederlage, sondern die Erschöpfung.

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