Die große Zombie-Retardierung™

Ein Anfang im Nebel – oder warum wir plötzlich alle Kaugummis im Kopf haben

Bis vor kurzem konnte man es noch als schiefen Verdacht abtun, als schrullige Privatobsession, irgendwo zwischen „die Leute sind halt doof“ und „die Evolution hat uns im Baum hängen lassen“. Aber inzwischen, man mag es kaum leugnen, drängt sich ein erschütterndes Gefühl auf: Wir sind kollektiv abgestürzt. Und zwar nicht in eine neue Epoche des Wissens, nicht in das „goldene Zeitalter der Aufklärung 2.0“, sondern eher in eine sumpfige, schleimige Niederung des Intellekts. Als hätte jemand den globalen Schalter auf „Kindergarten“ zurückgedreht, während die Menschheit stolz auf ihre glänzenden Smartphones glotzt, unfähig zu merken, dass sie gerade die Fähigkeit verloren hat, zwischen „A“ und „B“ zu unterscheiden. Ein IQ-Drop von 20–30 Punkten, sagst du? Optimistisch gerechnet! Eher 40–50, wenn man die Kommentarspalten der großen Nachrichtenportale liest – dort findet man nichts als lallende Syntax und Argumente, die den dialektischen Standard einer Bockwurst unterbieten.

Das neue Normal: Das Licht ist an, aber niemand wohnt hier

Von außen betrachtet wirken die Betroffenen erstaunlich intakt. Sie gehen einkaufen, schieben ihre Kinderwagen, zahlen mit Karte, schnallen sich sogar den Sicherheitsgurt an. Doch wehe, man verlangt von ihnen die einfachste Form geistiger Operation: einen Zusammenhang zu erkennen, eine Ursache von einer Wirkung zu unterscheiden, eine Ironie zu verstehen, ohne sofort „Fake News!“ zu schreien. Es ist, als hätte man das Gehirn gegen eine Art algorithmische Zahnpasta ausgetauscht: blendend weiß, hübsch verpackt, aber ohne jeden Nährwert.

Man spricht sie an, man versucht, sie auf eine logische Abfolge hinzuweisen („wenn Regen → nass“), und bekommt als Antwort ein emotionsgeladenes Meme mit Katzenohren. Das ist die kommunikative Endstufe: eine Art dauerdurchgekaute Kaugummi-Existenz, in der Worte nicht mehr Bedeutung, sondern nur noch Klangkörper sind, um die eigene innere Leere zu übertönen.

Ursachenforschung im Menschenzoo: Wer hat uns die Gehirne geraubt?

Die Frage drängt sich auf: Wie konnte es so weit kommen? Liegt es an den „sozialen“ Medien, die alles sind außer sozial, an der Dauerberieselung mit Influencer-Weisheiten, die so tiefgründig sind wie eine Wasserpfütze im Hochsommer? Oder war es die schleichende Zersetzung durch eine Bildungspolitik, die seit Jahrzehnten damit beschäftigt ist, das Niveau unter den Teppich zu drücken, damit auch wirklich niemand mehr überfordert ist? Vielleicht ist es auch nur die evolutionäre Müdigkeit: Der Mensch, erschöpft vom mühseligen Denken, hat kollektiv beschlossen, dass es angenehmer ist, einfach nichts mehr zu verstehen. Gehirn aus, Dopamin an.

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Natürlich gibt es auch die Verschwörungstheorie-Fraktion, die flüstert: „Das machen sie mit Absicht! Die da oben wollen uns dumm halten!“ Aber Hand aufs Herz: Wer „die da oben“ auch immer sein sollen – glaubt irgendjemand ernsthaft, die hätten die intellektuelle Raffinesse, einen globalen Idiotisierungsplan durchzuziehen? Die Wahrheit ist banaler, und darum so trostlos: Wir haben uns freiwillig in die Kollektivretardierung begeben, weil sie angenehm weich gepolstert ist.

Der Witz an der Apokalypse: Wir lachen uns selbst in die Verdummung

Und hier kommt der eigentliche Clou: Wir merken es gar nicht. Im Gegenteil, wir feiern unsere eigene Verblödung als Fortschritt. Wir nennen es „Niedrigschwelligkeit“, „Userfreundlichkeit“, „Barrierefreiheit des Denkens“. Alles wird so heruntergekocht, dass es niemandem mehr Bauchschmerzen macht. Eine Welt, in der niemand je wieder mit komplexen Sätzen belästigt wird, in der jedes Argument nur noch aus drei Emojis besteht, in der Logik als „toxisch“ gilt. Und während wir in diesem geistigen Ikea-Bällebad herumhüpfen, klatschen wir uns gegenseitig ab und glauben, wir seien wahnsinnig modern.

Wie geht es weiter? Willkommen im Zeitalter des Nichts

Die Zukunft? Oh, sie zeichnet sich bereits ab. Ganze Gesellschaften, die sich im Kollektiv-Koma eingerichtet haben, unfähig, irgendetwas zu unterscheiden außer „Gefällt mir“ und „Gefällt mir nicht“. Parlamente, die über Smileys abstimmen. Wissenschaft, die sich in TikTok-Clips von 12 Sekunden Dauer auflöst. Politik, die nur noch aus Reaction-Videos besteht.

Und irgendwann, wenn das letzte Fünkchen Restintellekt verloschen ist, werden wir zufrieden in unseren Sofas liegen und die Zombie-Retardierung™ nicht mehr als Verfall, sondern als Vollendung begreifen: Endlich keine Sorgen, endlich kein Denken mehr. Das Gehirn, diese störende Instanz, ist erfolgreich abgeschafft. Was bleibt, ist ein Kollektivwesen, das simultan lacht, weint und klickt – eine Herde von aufrecht gehenden Smartphones, die sich für Menschen halten.

Epilog mit Augenzwinkern

Vielleicht, nur vielleicht, gibt es aber noch Hoffnung: Denn wenn du das hier gerade lesen und verstehen kannst, dann bist du (noch) nicht komplett infiziert. Du bist ein Relikt, ein Fossil einer Denk-Spezies, die gerade im Aussterben begriffen ist. Mach dich auf was gefasst: Die Horde kommt, sie wird dich mit Memes bewerfen, mit moralischem Pathos übertönen und mit süßlicher Ignoranz ersticken. Aber du darfst dir ins Fäustchen lachen: Denn du weißt, was hier gespielt wird.

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Und wenn alles verloren ist – immerhin bleibt uns die Satire. Sie war schon immer die letzte Bastion derer, die begriffen haben, dass der Rest längst verloren ist.

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